Schon im vergangenen Monat hatte Professor Edzard Ernst bei Welt-Online über einen extravaganten „neuen Gesundheitstrend“ berichtet: das Perineum-Sonnen.
Es geht nämlich um ein relativ neues und wenig appetitliches Phänomen, das in alternativen Kreisen zunehmend an Beliebtheit gewinnt: die Plazentophagie. Dabei wird die Plazenta, oder zumindest Teile des Organs, nach der Geburt von der Mutter verspeist.
Kurz zusammengefasst:
Es handele sich nicht direkt um ein alternativmedizinisches Verfahren, sondern eher um eine Variante der „Celebrity-based Medicine“, also einer Medizin, die sich das Verhalten von Prominenten zum Vorbild nimmt. Inspiriert von Stars wie Kim Kardashian, schwören immer mehr, meist gebildete Frauen aus der Mittelschicht, auf die Methode.
Sie behaupten insbesondere, dass das Verspeisen der Plazenta postpartale Blutungen, Depressionen, Schmerzen, Milchmangel und andere Probleme reduziert, unter denen Frauen nach der Geburt eines Kindes leiden können. Auch viele Hebammen sind aufgeschlossen für derartige Behauptungen.
Hartgesottene Befürworterinnen der Praxis verzehren ihre Plazenta roh, gekocht, oder geröstet. Zarter besaitete Frauen bevorzugen ihre Plazenta getrocknet, eingekapselt oder in Form von Smoothies und Tinkturen. Inzwischen bieten auch zahlreiche Unternehmen (zumeist illegal und teuer) an, die Plazenta für den alsbaldigen Verzehr zuzubereiten. Puristen finden das jedoch eher fragwürdig, denn nach der Verkapselung der Plazenta sollen kaum noch Nährstoffe und Hormone in dieser zurückbleiben.
Und was bringt das Ganze?
Plazentophagie ist laut einigen Berichten mit positiven Wirkungen verbunden. Diese sind jedoch rein subjektiv und vermutlich auf den wohl recht erheblichen Placebo-Effekt zurückzuführen. Objektive Messungen zeigen keine oder nur vernachlässigbar geringe Effekte. Zudem bestehen Risiken, die nicht von der Hand zu weisen sind.
Wie bei einigen anderen Beispielen gilt auch hier: „Celebrity-based Medicine“ ist zwar häufig spektakulär – aber nur selten zum Nachahmen geeignet.
Überflüssig zu erwähnen, dass es natürlich auch Plazenta-Globuli gibt.
Zum Weiterlesen:
Warum das Verspeisen der Plazenta ein Gesundheitstrend ist, Welt+ am 29. September 2022
Neuer Gesundheitstrend: Da, wo die Sonne nicht hinscheint, GWUP-Blog am 3. September 2022
Promi-Kultur à la Gwyneth Paltrow: Hort der Pseudowissenschaft, GWUP-Blog am 1. April 2015
Für den promovierten Physiker und Wissenschaftspublizisten Florian Aigner stellt sich die Frage, wo ziehen wir die Grenzen zwischen dem, was wir glauben sollen und dem, was wir lieber nicht glauben sollten. In seinem Vortrag „Wissenschaftliches Denken in Krisenzeiten“ zeigt er mit dem Begriff der Falsifizierbakeit eine verlässliche Regel auf.
„Wenn ich sage, mein inneres Lichteinhorn befindet sich in guter Resonanz zu diesem Saal, dann ist das keine falsifizierbare Aussage. Es gibt kein denkbares Experiment, das diesen Satz widerlegen könnte. So ist es auch Zeitverschwendung, sich wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen. Der Satz unser Mond besteht aus grünem Käse, ist zwar falsch, aber wissenschaftlich zulässig, weil ich kann ja hinfliegen und das überprüfen.“
Florian Aigner betont, dass wir uns darauf einigen müssen, welche Argumente im demokratischen Diskurs zulässig sind. „Wut oder Bauchgefühl dürfen in einer Demokratie nicht als Argument anerkannt werden.
Wir können gar nicht anders, als uns auf die Wissenschaft zu beziehen
Und aktueller:
Zum Weiterlesen:
Video: „Wissenschaft vs. Fake News“ mit Florian Aigner, GWUP-Blog am 1. Oktober 2022
Zeit-Online: Florian Aigner über die „verquerte Welt“ der Wissenschaftsfeindlichkeit, GWUP-Blog am 10. September 2022
Man fragt sich langsam wirklich, ob homöopathiegläubige Apotheker und Ärzte überhaupt noch irgendwas merken.
Da entblödet sich ein studierter Pharmazeut nicht, vor laufender Kamera das „Schlagen zum Erdmittelpunkt“ bei der Herstellung von Globuli zu demonstrieren – ohne rot zu werden oder zumindest in Gelächter auszubrechen.
Seine Kollegin erzählt derweil ins Mikrofon der Reporterin, wie man schon kleine Kinder zu Pillen-Junkies erzieht:
Kommt jemand rein und sagt: Meine Kinder sind so eifersüchtig aufeinander, die verhauen sich die ganze Zeit – was gebe ich denen? Jetzt nennen Sie mir ein Medikament aus der Schulmedizin, was Sie denen geben.
Äh – gar keins, Frau Apothekerin.
Das ist nämlich kein Problem, bei dem man Medikamente einwirft.
Und weiter geht’s mit einem Hausarzt, der eine homöopathische Zusatz-„Ausbildung“ hat und enthusiasmiert erklärt, dass ihn „bei der homöopathischen Herangehensweise“ das „Vorher und Nachher“ zum Beispiel der Kopfschmerzen eines Patienten interessiere.
Da interessiert mich, was ist bei diesem Menschen Besonderes dran?
Aha – und als Internist und „Schulmediziner“ interessiert ihn das nicht?
Ist das schon schizophren oder bloß betriebswirtschaftliches Kalkül, weil man mit Globuli-Fans den Reibach machen kann:
Einmal ist keinmal: Reproduzierbarkeit in der empirischen Forschung
Die Wiederholbarkeit von Forschungsergebnissen stellt eine Grundlage der empirischen Forschung dar.
Der Enthusiasmus über spektakulär berichtete Forschungsergebnisse wie „das Hören von klassischer Musik macht unsere Kinder schlauer“ erweist sich oft als Strohfeuer, da diese Befunde nicht reproduziert werden können. Aber auch Studienergebnisse, die nicht medial verbreitet werden, sind oft erstaunlich schwierig replizierbar.
Spätestens seit einem prominenten Fall von Wissenschaftsbetrug in den frühen 2010er-Jahren (Fälschung von Daten) wird in den empirischen Wissenschaften intensiv über eine „Replikationskrise“ diskutiert.
Warum neu berichtete Effekte besonders skeptisch betrachtet werden sollen, warum die meisten berichteten Effekte überschätzt werden und warum das Fälschen von Daten unser geringstes Problem ist wird in diesem Vortrag vorgestellt.
Auch der Politik-PodcastStimmenfang von spiegel.de ist auf diesen Tweet von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufmerksam geworden (basierend auf der Studie von Nikil Mukerji/Edzard Ernst):
In der zirka 25-minütigen Sendung geht es zunächst um „viele skurrile Anekdoten“, die die beiden Journalisten bei ihrer Recherche gehört haben, etwa dass Krankenkassen wirkungslosen Quatsch wie Globuli erstatten, so manche sinnvolle Verordnung hingegen nicht.
Und wie die Kassen das rechtfertigen.
Oder dass es mit der hochgepriesenen „ausführlichen Anamnese“ homöopathischer Ärzte in der Praxis nicht weit her ist und Patienten oft erst in der Apotheke gewahr werden, dass sie mit einem Rezept für Zuckerkügelchen abgespeist worden sind.
Oder mit welchen Glaubenssätzen Homöopathie-Anhänger argumentieren.
Was aber sagt nun Karl Lauterbach zur Homöopatie?
Zitat:
Obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam ist, hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspoitik keinen Platz. Deshalb werden wir prüfen, ob die Homöopathie als Satzungsleistung gestrichen werden kann.
Wie diese „Überprüfung“ aussehen könnte und welche Hindernisse es realiter gibt, erklären Mestermann/Kormbaki ab Minute 19.
Kein Land in der westlichen Welt leistet sich mit Blick auf die Regelungen zur Homöopathie noch eine solche Irrationalität wie wir. International betrachtet haben sich unabhängige Wissenschaftsorganisationen längst und einheitlich gegen die Homöopathie positioniert. Es wird Zeit, dass Deutschland handelt.
Oder auch:
Update von 17.00 Uhr
Der Tagesspiegel sprach auch mit Dr. Natalie Grams:
Ich bin mir sicher, dass der Wind in Deutschland sich bereits gedreht hat. Wir sind an einem Kipp- und Wendepunkt. Die Kritik und die Gründe dafür sind immer mehr in der Gesellschaft angekommen. Und nachdem der Umsatz homöopathischer Mittel über Jahre immer weiter angestiegen war, ist er seit 2016 / 2017 rückläufig.
Ich hoffe sehr, dass dieser Trend anhält – und es irgendwann so ist, dass es ein Wettbewerbsvorteil für Kassen ist, wenn sie sich von dieser Geschäftemacherei lossagen und ihren Versicherten vermitteln, dass sie für echte Medizin stehen.
Zum Weiterlesen:
Stimmenfang-Podcast: Wirkt Lauterbach gegen Homöopathie? spiegel.de am 6. Oktober 2022
Kampfansage an die Globuli: „Kein Land leistet sich eine solche Irrationalität wie wir“, tagesspiegel am 6. Oktober 2022
Interview mit Natalie Grams: „Beliebtheit ersetzt keine Wirksamkeit“, tagesspiegel am 6. Oktober 2022
Lauterbach teilt Studie von Ernst/Mukerji: „Homöopathie ist eine Pseudowissenschaft“, GWUP-Blog am 16. September 2022
Warum Homöopathie eine Pseudowissenschaft ist, GWUP-Blog am 15. September 2022
Spiegel: „Keinen Cent mehr für Homöopathie und Hokuspokus“ von der Krankenkasse, GWUP-Blog am 13. November 2021
Homöopathie: It’s not ok, Jens Spahn, GWUP-Blog am 28. September 2019
Auch in Baden-Württemberg: Landesärztekammer streicht Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung, GWUP-Blog am 25. Juli 2022
Weiterbildung Homöopathie für Apotheker und Apothekerinnen, Gesundheits-Check am 5. Oktober 2022
#Globukalypse: „Wie kommt es zur Erstattung von Homöopathie durch die Krankenkassen?“
Für eine evidenzbasierte öffentliche Debatte des Themas Kernenergie plädieren Amardeo Sarma und Anna Veronika Wendland in diesem Artikel, einschließlich einer Erläuterung ihrer Position und eines Gesprächsangebots. Anlass ist die MAITHINK X-Sendung vom 25. September, in der Dr. Mai Thi Nguyen-Kim nach Ansicht der Autoren nicht den aktuellen Stand der Wissenschaft widergab.
Gerade weil die beiden Autoren Mai Thi als Wissenschaftskommunikatorin hoch schätzen, halten sie eine kritische Betrachtung der Folge „Atomkraft ohne Plan“ für notwendig.
Anna Veronika Wendland ist übrigens auch für den „Facts Heroes Award“ 2022 nominiert. Hier geht es zum Voting.
Wir prüfen hier die in der Sendung MAITHINK X „Atomkraft ohne Plan“ vom 25. September 2022 mit Dr. Mai Thi Nguyen-Kim getroffenen Aussagen und vergleichen sie mit dem Stand der Wissenschaft und der Sachlage.
Die Situation in Frankreich
Zu der aktuellen Krise in unserem Nachbarland hieß es:
Die ausgefallenen französischen AKW kommen dazu. Mitschuld sind Klimakrise, Hitze und Trockenheit, da fällt auch einmal eine AKW-Kühlung aus.
Die Fakten:
Es ist in keiner französischen Anlage „die Kühlung ausgefallen“. In sozialen Netzwerken und der Presse wurden zwar Fotografien ausgetrockneter Flussarme großer französischer Flüsse gezeigt, aber kein Fluss im Entnahmebereich eines französischen KKW ist ausgetrocknet.
Vielmehr wurden mehrere Anlagen wegen Temperatur-Auflagen, die in den Wärmelastplänen der Flüsse und in den Emissionsauflagen für Kernkraftwerke festgelegt sind, gedrosselt. Dies dient dem Schutz der Fluss-Ökosysteme. Allerdings erhielten mehrere Anlagen im Laufe des Sommers eine Lockerung der Temperaturauflagen, um nicht abfahren zu müssen.
Hintergrund:
Die Kühlkette eines KKW funktioniert auch mit warmem Wasser. Im Leistungsbetrieb läuft sie über die Stufen Reaktor – Dampferzeuger – Turbinenkondensator – Kühlwassersystem des Turbinenkondensators – primäre Wärmesenke (Fluss). In einigen betroffenen Anlagen gibt es keine Kühltürme, die helfen, die Entnahmerate aus dem Fluss erheblich zu senken. Sie geben tatsächlich sehr viel warmes Wasser in den Fluss ab und fallen daher als Erste den Temperaturauflagen zum Opfer.
Wenn ein KKW abgeschaltet und abgefahren wird, muss die Nachzerfallswärme der Brennelemente weiterhin abgeführt werden. Diese Nachkühlkette läuft über die Stationen Reaktor bzw. Brennelementelager (wenn der Reaktorkern bereits entladen ist) – Nachkühlsystem – Zwischenkühlsytem – Nebenkühlwassersystem.
Diese Nachkühlkette erfordert nur einen Bruchteil der Wassermenge, die im Leistungsbetrieb benötigt wird. Sie ist also auch bei Wassermangel gewährleistet.
In den französischen Anlagen waren sowohl die Kühlketten des Leistungsbetriebs als auch bei den abgeschalteten Anlagen die Nachkühlketten stets verfügbar.
Tatsächlich sind derzeit etwa die Hälfte der 56 Atomreaktoren abgeschaltet. Der Grund ist allerdings ein anderer, wie hier beschrieben: Brennelement-Wechsel und Wartung, davon zwölf für Diagnosen oder Reparaturen und zwei im Hinblick auf den Wintereinbruch zur Brennstoffeinsparung.
Beide Behauptungen – in französischen Kernkraftwerken sei die Kühlung ausgefallen, oder der Großteil der nicht verfügbaren Anlagen sei wegen Kühlproblemen ausgefallen – sind also falsch.
Klimabilanz der Kernenergie
Die Klimabilanz der Kernenergie wird korrekt dargestellt:
Dabei entstehen keine gesundheitsschädlichen Verbrennungsprodukte und kein Kohlendioxid. Deswegen ist die Atomenergie in der Gesamtbilanz deutlich klimafreundlicher als fossile Energien. Hätten wir in der Vergangenheit mehr auf Kernkraft und weniger auf Kohle gesetzt, hätten wir schon viel Kohlendioxid einsparen können.
Sehr wünschenswert wäre ein Vergleich gewesen, der alle Energieträger umfasst, damit die Sicht erweitert wird. Einen solchen Vergleich sehen wir bei Carbon Briefs. Kernenergie, Wind- und Solarkraft schneiden bezüglich Treibhausemissionen deutlich besser ab als alle anderen Formen der Energiegewinnung.
Alle drei sind viel besser als Wasserkraft und Biokraftstoffe, die als „erneuerbar“ gelten.
Das sieht man genauso in der Darstellung von UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) mit dem Titel „Carbon Neutrality in the UNECE Region: Integrated Life-cycle Assessment of Electricity Sources”
In einem Bericht, der im Auftrag von Ökomoderne e. V. von Rauli Partanen bezogen auf Deutschland (2021) verfasst wurde, wird konstatiert:
Wenn die verbleibenden sechs Reaktoren weiterlaufen, können bis 2045 rund eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden, wenn stattdessen fossile Kapazitäten stillgelegt werden (Kohle und Erdgas). Das entspricht ungefähr einem Viertel des verbleibenden deutschen CO2-Budgets, um die Reduktionsziele von Paris einzuhalten.
Dann folgt in der Sendung:
Also, wo genau liegt das Problem? Der Super-GAU im AKW Fukushima ist gute zehn Jahre her. Da kam es zu einer Kernschmelze. […] In dem Krieg wird man auch schnell nervös, wenn ein AKW unter Beschuss gerät.
Zum Thema „Was passiert, wenn ein AKW unter Beschuss gerät“ haben wir bei „Zum Weiterlesen“ einige Links angefügt.
Weiter:
Und dann der ganze Atommüll. [..] Nur hat der Abfall teilweise eine Halbwertszeit von über einer Million Jahren. [..]. Noch ist man auf der Suche nach mehreren Endlagern, wo der Müll eine fucking Million Jahre lagern kann, ohne dass was passiert. [..] Aber ein Endlager vor seiner Haustür, das will ja niemand haben. [..] immerhin hat man jetzt nach jahrzehntelanger Suche mit dem Bau von einem Endlager in Finnland angefangen. Und die Fachleute, die sagen, hunderte Meter unten im Felsen, das klappt so für die nächsten Million-Jahre.“
Die Auflage, die Endlagerung für eine Million Jahre sicher zu gewährleisten, ist eine politische Festlegung, die im deutschen Standortauswahlgesetz dazu diente, die antinuklear orientierten Parteien, d.h. die Grünen und die SPD, ins Boot des Gesetzgebungsprozesses zu holen.
Aus wissenschaftlicher Sicht, der die skandinavische Endlagerauslegung folgt, reicht eine Sicherheitsbetrachtung für rund 100.000 Jahre aus, weil dann die Gesamtaktivität des Atommülls unter die des Uranerzes gefallen ist, aus dem das Uran einst kam.
Die meisten Ängste lösen die langen Halbwertszeiten von einigen Radionukliden im Atommüll aus – das befeuert auch die Erzählung, dass die nächsten 50.000 Generationen sich mit dem Atommüll herumschlagen müssten. Dabei wird verkannt, dass gerade die Nuklide mit den längsten Halbwertzeiten eine geringere Dosisrate haben, also weniger intensiv strahlen, und die intensiv strahlenden Radionuklide auch schnell zerfallen sind.
Gammastrahlung ist nach 500 bis 1000 Jahren weitgehend abgeklungen, die Radiotoxizität des Atommülls, gemessen an der LD50 (letale Dosis für 50 Prozent einer Probandengruppe) nähert sich nach 50.000 Jahren jener handelsüblicher Schmerzmedikamente und ist zudem viel weniger zugänglich, wie viele andere toxische Substanzen.
Doch was ist nun dran an der Annahme, ein Endlager werde künftigen Generationen über eine Million Jahre hinweg Kopfzerbrechen bereiten?
Das wird durch die passive Sicherheit des Endlagerkonzepts verhindert. Die Dichtheit wird nicht von technischen Vorkehrungen und Mechanismen gewährleistet, sondern von passiven Barrieren, nämlich vom Wirtsgestein selbst (Salzgestein, Tongestein oder Kristallin mit Bentonitverfüllung).
Das bedeutet, dass ab Endlagerverschluss, d.h. ab Generation 3 nach Planung des Endlagers, sich kein Mensch mehr darum kümmern und es bewachen muss – es darf sich selbst überlassen bleiben.
Weitere Informationen zur Endlagerung findet man bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE).
Aber könnten künftige Generationen an den Atommüll im Endlager gelangen, ob versehentlich oder bewusst, ohne die Gefahren zu kennen?
Diese Frage hat Diskussionen über eine „Atompriesterschaft“ befeuert, einer Wissensgemeinschaft, die die Gefahrenwarnung von Generation zu Generation hüten und weitergeben müsse. Daneben gab es Überlegungen zur „Atomsemiotik“, d.h. Zeichensystemen, die ferne Generationen vor dem Atommüll warnen sollten.
Das ging bis zur Idee des Science-fiction-Autors Stanislaw Lem, man müsse eine besondere Katzenrasse züchten, deren Fell beim Kontakt mit Radionukliden zu leuchten beginne, und sie in der Nähe der Endlager wie eine Art Tempelkatzen halten, sozusagen das tierische Gegenstück zur Nuklear-Priesterschaft des Alvin Weinberg.
Aber stellen wir uns die Frage, ob solche Vorkehrungen überhaupt nötig wären. Die Menschen der Zukunft müssten
einen Grund haben, warum sie so tief in einem schwer zugänglichen Bereich graben oder bohren
und dafür eine sehr ausgereifte Technologie besitzen.
Unter dieser Voraussetzung ist es nicht vorstellbar, dass eine solche technologisch versierte Zivilisation nicht in der Lage sein soll, Strahlungsquellen zu erkennen. Jeder von uns kann es schon mit einem einfachen Geigerzähler. Ab etwa 500 Jahren reicht es noch nicht einmal, an den Atommüll heranzukommen. Man müsste das Material aus dem Endlager herausholen, Lebensmittel kontaminieren oder diese einatmen. Und selbst dann wäre die chemische Belastung vermutlich das größere Problem.
Als gute Zusammenfassung empfehlen wir das Buch des Nuklearsicherheitsexperten Rainer Moormann: „Atommüll – Unlösbares Problem?“
Tatsächliche Risiken der Kernenergie im Vergleich
Auch zur Frage der Risiken der Kernenergie hilft es, für eine Gesamtsicht alle Energieträger zu vergleichen, statt sich nur auf Kernenergie und fossile Energien zu beschränken. Ourworldindata zeigt einen solchen Vergleich mit sehr hilfreichen Grafiken, um die Risiken aller Energiequellen im Kontext darzustellen:
Bezugnahme auf Scientists for Future
Zur Renaissance der Kernenergie übernimmt Nguyen-Kim unhinterfragt die Erzählung von Scientists for Future:
Zu teuer, zu langsam, zu gefährlich, zu blockierend, gehen wir es mal durch.
GWUP-Mitglied Anna Veronika Wendland hat dazu ein ausführliches Gutachten verfasst. Darin heißt es zum S4F-Papier, es sei durch Verstöße gegen Wissenschaftsstandards erzeugt worden:
Dazu gehören eine selektive Kenntnisnahme der Fachliteratur und des Forschungsstandes zu Problemen der Reaktorsicherheit und des Kernkraftwerksbetriebs, voreingenommene Interpretation vorliegender Daten, Doppelstandards im Vergleich von (abgelehnter) Kernenergie und (erwünschten) Erneuerbaren Energien sowie Strohmann-Argumente.
Gehen wir aber hier den einzelnen Thesen von Scientists for Future hier in Kurzform nach:
Die Kernenergie sei „zu teuer“ stützt sich stets auf zwei Annahmen, die aber durch selektive Datenauswertung zustande kommen:
Erstens werden Einzelanlagen verglichen und nicht Systemintegrationskosten. Bei einer solchen Betrachtung ist die Lernkurve der EE beeindruckend, die KKW werden teurer. Betrachtet man allerdings Systemkosten und Laufzeiten der Anlagen mit, so gleicht sich das Bild aus, auf die lange Sicht wird ein komplementäres System mit EE und KKW sogar günstiger, vermuten US-Forscher hier und hier.
Zweitens werden für die Kernenergie stets Outlier gewählt, die infolge Know-how-Abbruchs und Missmanagements zustande kamen.
Insgesamt ist aber dieses Bild nicht haltbar:
Die Vollkosten der Kernenergie auf der Basis von UNECE, IEA und OECD sind sogar geringer als die von Sonne- und Windkraft, allerdings ist hier einschränkend festzustellen, dass die OECD-Studie von der Atomenergieorganisation der OECD beauftragt wurde, d.h. hier könnte ein pro-nuklearer Bias vorliegen.
Auch die Strompreise für Verbraucher sprechen eine andere Sprache, die weltweit am höchsten sind. Sie werden mit den Systemkosten der Energiewende belastet, also mit den Netzausbaukosten und den Kosten für das immer häufiger notwendige Redispatch von Kraftwerksleistung infolge volatiler Einspeisung durch Erneuerbare. Das trifft insbesondere Geringverdiener, während Unternehmen gezielt von diesen Kosten entlastet wurden.
Was hat es mit der Aussage auf sich, die Kernenergie komme zu spät, um noch ins Klimageschehen einzugreifen?
Erstens ist sie angreifbar, da die Autoren dieser Aussage in der Regel auch eine Laufzeitverlängerung, d.h. eine sofortige weitere Verfügbarmachung von Kapazitäten ablehnen. Es geht ihnen also eindeutig um das Aus für die Kernenergie, nicht um die Erhaltung emissionsarmer Kapazitäten für den Klimaschutz.
Festzuhalten bleibt, dass die Modernisierung und Laufzeitverlängerung bestehender Anlagen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist, da sie die Ersetzung von gesicherter Leistung aus CO2-armer Kernenergie durch fossile gesicherte Leistung, wie es teilweise in Deutschland geschieht, verhindern kann. diesen Weg beschreiten mehrere Kernenergieländer neben dem Neubau.
Zum Neubau schreibt Mai Thi:
Wenn wir jetzt anfangen, könnten wir sie erst in der zweiten Jahrhunderthälfte nutzen.
Ist das wirklich so?
KKW-Bauzeiten können mit besserer Planung deutlich verkürzt werden. Deutsche Reaktorbauer schafften es Mitte der 1980er Jahre, im Zeit- und Kostenplan zu bleiben und trotzdem international anerkannte höchste Sicherheitsstandards zu erfüllen. Allerdings wurde gerade zu diesem Zeitpunkt das deutsche KKW-Ausbauprogramm wegen Widerständen aus der Fossillobby und der Anti-AKW-Bewegung eingestellt. Es ist zu hoffen, dass mit der Lernkurve beim Bau zum Beispiel von EPR-Reaktoren auch die Bauzeiten für diesen Reaktortyp kürzer werden.
Andere Länder zeigen, dass es deutlich schneller gehen kann.
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben nach Konstruktionsbeginn am 19. Juli 2012 bereits zwei von vier koreanischen Leistungsreaktoren mit je 1,3 GW Leistung in Betrieb. Alle vier sollen bereits im nächsten Jahr Leistung liefern.
Bangladesch begann 2017 mit der Konstruktion des ersten Reaktors mit 1,2 GW Leistung, der bereits 2023 in Betrieb gehen soll. Internationale Beispiele zeigen: Es geht auch schneller.
Mit dem Willen zum Ausbau und einer gleichen Priorisierung und Vereinfachung wie bei Wind- und Solarkraft gibt es keinen Grund, warum bis 2050 nicht 40 bis 100 Reaktoren in Deutschland gebaut werden könnten.
Es ging auch in der Vergangenheit. Die Evidenz zeigt eine andere Entwicklung. Strom durch Atomkraft wuchs schneller als Strom durch Wind und Solar, nicht nur in den 70ern und 80ern.
Was sagt Nguyen-Kim zur Reaktorsicherheit?
Immerhin gesteht sie mit Bezug auf eine Publikation von Hansen und Kharecha zu, dass die Kernenergie eine Million Leben gerettet hat. Dann folgt aber ein Vergleich von Kohle und Kernenergie:
Was richtet jetzt langfristig mehr Schaden an? Man kann darüber streiten, es darf aber nicht beides gleichzeitig passieren.
Eine solche Aussage ist False Balance, denn alle Evidenz über Schäden und Opferbilanzen, die wir über Kohle- und Atomstrom zur Verfügung haben, fällt deutlich zu Ungunsten der Kohleverstromung aus. Das weiß auch Nguyen-Kim, und daher verlegt sie sich auf die Schutzbehauptung, diese Frage spiele sowieso keine Rolle mehr:
Es macht keinen Sinn, Atomkraft mit fossilen Energien zu vergleichen, denn fossile Energien müssen eh weg, und zwar schneller, als sie Atomkraft ersetzen kann. Die eigentliche Frage ist, was ist der Energiemix der Zukunft? Erneuerbare oder Erneuerbare und Kernkraft?
Dabei verkennt sie, dass es – vor allem in Deutschland – ein inhärentes Problem volatiler EE ist, ein nachhaltiges Fossil-Backup nach sich zu ziehen, wenn man die Nutzung der Kernenergie verbietet.
Das wiederum bedeutet, dass man das Fossilproblem nicht einfach wegdefinieren kann, weil man Kohle- und Gasstrom ablehnt. Hier beobachten wir, wie bei den S4F, dass im Grunde ein apriorisches Werturteil (nämlich die eigene Bewertung, dass EE die beste Form der Stromerzeugung seien und man ein 100 Prozent-EE-System anstreben solle) die gesamte Erörterung vorbestimmt.
Auf demselben Werturteil und auch Zirkelschluss („Wir möchten 100 Prozent EE als den einzigen Weg zum Klimaschutz, daher soll das System zu 100 Prozent aus EE bestehen, und daher ist jedes Prozent nicht-EE eine Bedrohung für den Klimaschutz“) basiert auch die Behauptung, Kernenergie „blockiere“ den EE-Ausbau und sei daher sogar schädlich für den Klimaschutz.
Als Referenz wird Christoph Pistner zitiert, der Referent des Öko-Instituts für Reaktorsicherheit:
Wenn wir auf Atomkraft setzen, verlieren wir Zeit und Geld, was an anderen Stellen gerade für den Ausbau der EE, zum Aufbau von Speichertechnologien fehlen würde.
Das ist aus Klimaschutzsicht aber Unsinn, da es bei Zielstellung eines Emissionsziels bei technologischer Neutralität völlig egal wäre, ob das CO2-Ausstoßziel mit Kernreaktoren erreicht wird oder mit Windparks – Hauptsache, es wird erreicht.
Nguyen-Kim zitiert zumindest Dr. Walter Tromm von NUSAFE, KIT als Gegenmeinung:
Eine Abwägung zwischen KKW bauen oder eben in EE investieren, die gibt es eigentlich gar nicht, es ist einfach nur so, dass zum Beispiel Deutschland Primärenergie wird importieren müssen, weil wir einfach nicht genug erneuerbare Energien – sprich Sonne und Wind – haben, um unseren Primärenergiebedarf wirklich decken zu können in Deutschland.
Diese Aussage wird aber gleich wieder beiseitegeschoben, allerdings nicht mit einer Widerlegung, sondern mit einer Wiederholung des Eingangs-Werturteils:
Aber: Langsam, aufwendig und teuer – das ist sie – die Kernkraft. Und das Müllproblem natürlich nicht zuvergessen.
Fazit: Atom-Kommunikation mit Bias light
Somit hat Mai Thi, wie vor ihr schon die Scientists for Future, die Chance vergeben, eine wirkliche Abwägung von Systemen durchzuführen (eines mit EE plus KKW und eines mit 100 Prozent EE) und die Frage nach der Klimaschutzqualität der Kernenergie ohne Vorfestlegungen zu beantworten.
Ihr Beitrag ist zwar im Vergleich zu vielen anderen Medienbeiträgen zur Kernenergie wesentlich ausgewogener bei der Diskussion der Chancen und Risiken, doch in wesentlichen Punkten stellen wir einen Bias fest, der vor allem durch nicht weiter hinterfragte Vorannahmen entsteht.
Bei einer sauberen Chancen-und-Risiken-Evaluierung hätten zudem auch die Risiken des als Alternative zur Kernenergienutzung erstrebten Systems angesprochen werden müssen, von der problematischen Rohstoffbilanz extensiver EE über den Flächenbedarf (land use) bis zur Cybersicherheit von EE-Systemen, die ohne aufwendige digitale Integration von Millionen Kleinerzeugern und -speichern nicht bestehen können.
Eine persönliche Bemerkung zur Vermeidung von Missverständnissen:
Wir, die Autoren, sehen Kernenergie, Solarenergie und Windkraft lediglich als Wege und Methoden zum Ziel. Unsere persönliche Prioritäten sind, den Klimawandel zu begrenzen und die Bevölkerung zuverlässig mit Strom und Energie zu versorgen.
Im Gegensatz zu vielen Befürwortern eines 100-prozentigen EE-Systems sehen wir Energiequellen nicht als Selbstzweck an. Mit neuen Erkenntnissen können sich die Prioritäten verschieben, möglicherweise auf Energiesysteme, die wir heute noch nicht auf dem Schirm haben. Wir müssen stets die Vor- und Nachteile gemeinsam im Blick haben und dürfen vor allem Systemprobleme nicht ausblenden.
Ob die Kernenergie eine zu große oder zu geringe Aufmerksamkeit hat, ist ein weiteres Mal eine Haltungs- und Meinungsfrage, die wir anders als Nguyen-Kim beantworten, weil wir die Frage nach der Rolle der Kernenergie in einer Klimastrategie anders bewerten.
Wir sind gerne zu einem Gespräch oder zur Teilnahme an einer offenen Veranstaltung bereit, um unsere Position zu erläutern und konstruktiv nach vorn zu schauen – wir können im Sinne der Wissenschaft und der Evidenz alle dazulernen.
Zum Weiterlesen:
Preussen Elektra: Abschlussbericht für den Europäischen Stresstest für das Kernkraftwerk Isar 2
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität: Abschlussbericht zum Stresstest für das Kernkraftwerk Cattenom
Kühlthread bei @VeroWendland auf Twitter (mit Links zu weiteren Quellen)
Interview mit Myrto Tripathi: „Frankreich – Im Dezember werden die Kernkraftwerke wieder in Betrieb genommen“
Carbon Brief: „Solar, wind and nuclear have ‘amazingly low’ carbon footprints, study finds“.
N. Sepulveda, R. Lester: The Role of Firm Low-Carbon Electricity Resources in Deep Decarbonization of Power Generation, Joule 2 (2018), 2403-2420
Rauli Partanen et al.: „Eine Milliarde Tonnen CO2-Ausstoß senken und Deutschlands Kohleausstieg beschleunigen“
L. Duan, R. Petroski, K. Caldeira: Stylized least-cost analysis of flexible nuclear power in deeply decarbonized electricity systems considering wind and solar resources worldwide.Nature Energy 7 (2022), 260-269
J. Lovering, T. Nordhaus: Historical construction costs of global nuclear power reactors, Energy Policy 91(2016), 371-382
Warum ich niemals von „Atomenergie“ spreche und Kernphysik wenig mit Kerntechnik zu tun hat, Relativer Quantenquark am 12. August 2022
Vortragsvideo: Holm Hümmler über „Radioaktivität abseits der Kernenergie“, GWUP-Blog am 13. August 2022
Klima: Realitätsverlust in der deutschen Politik, GWUP-Blog am 21. Dezember 2014
Das Center for Inquiry (CFI) führt seit 2017 einen Prozess gegen die größte amerikanische Apothekenkette CVS sowie die Kaufhauskette Walmart, und zwar wegen Betrugs.
Denn beide Unternehmen platzieren in ihren großen Selbstbedienungs-Drugstores homöopathische Mittel ohne besondere Hinweise zwischen den regulären Arzneimitteln.
Das sei für Verbraucher irreführend, argumentieren die amerikanischen Skeptiker, da sie die Zuckerkügelchen „leicht mit wissenschaftlich getesteten Produkten verwechseln können“, was Homöopathika nun einmal nicht sind.
Das Gericht gab dem CFI Recht darin, dass diese Art und Weise der Platzierung von homöopathischen Produkten in einem Ladenregal den Kunden tatsächlich ein Gefühl von geprüfter Sicherheit und Wirksamkeit vermittele, sie darin aber getäuscht würden.
In einer Stellungnahme erklärt das CFI, große Konzerne wie Walmart und CVS könnten nun nicht länger die Verantwortung für die Kennzeichnung von im Grunde wertlosen Mitteln von sich weisen:
It’s a huge victory for consumers and their right not to be misled.
Das CFI kann also damit fortfahren, gerichtlich zu beweisen, dass Walmart, CVS und Co. ihre Kunden betrügen:
Now it’s up to us to do that.
Und noch einmal der Hinweis: Auch die #Globukalypse und das INH sind für den „Facts Heroes Award“ 2022 nominiert. Hier geht’s zum Voting.
Zum Weiterlesen:
Walmart, CVS must face lawsuit over placement of homeopathic products, nasdaq am 30. September 2022
Homeopathy on Trial: CFI Suits Against Walmart and CVS on Consumer Fraud Allowed to Proceed, cfiam 29. September 2022
“A Huge Victory for Consumers” – a legal win in the homeopathy fight, Blasphemy Rights Day, and more, cfi am 30. September 2022
CFI Survey on Homeopathy: Consumers Feel Scammed by Walmart and CVS, Skeptical Inquirer Volume 43, No. 6, November/December 2019
„Wie würden Sie zu Homöopathie stehen … wären sie wirklich informiert?“ – Das „Beliebtheitsargument“, INH am 10. November 2019
#Globukalypse jetzt mit eigener Webseite – und vier Forderungen, GWUP-Blog am 17. September 2022
Anton Zeilinger, 2022 #NobelPrize laureate in physics, researched entangled quantum states. His research group has demonstrated a phenomenon called quantum teleportation, which makes it possible to move a quantum state from one particle to one at a distance.
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung wies der Quantenphysiker schon 2012 jede Vereinnahmung seiner Arbeit durch Homöopathen und andere Esoteriker von sich:
„Dass ein Bezug zwischen meiner Arbeit und der Homöopathie hergestellt wird, ist wissenschaftlich unbegründet“, sagte Zeilinger. „Ich bedaure es sehr, dass mein Name damit in Verbindung gebracht wird.“
Dafür, dass ein Wirkstoff Informationen in einer Lösung hinterlässt, in der er selbst nicht mehr enthalten ist, „gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise“, erklärt der Physiker. „Homöopathie ist in meinen Augen ein reiner Placeboeffekt.“
Auch von der sogenannten Quantenmedizin hält er nichts. „Das ist ein schwammiger, spekulativer Begriff, nicht die Bezeichnung eines wissenschaftlichen Gebietes.“
Leuten, die an Esoterik glauben, also an Energiewellen, Wasseradern oder Homöopathie, sage ich: Studiert Quantenmechanik, das ist nicht viel seltsamer, aber im Gegensatz zu euren Behauptungen experimentell bewiesen!
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Zum Weiterlesen:
Nobelpreis für Physik 2022: Und Gott würfelt doch, Zeit-Online am 4. Oktober 2022
Nobelpreis für Physik geht an drei Quantenforscher, spiegel.de am 4. Oktober 2022
Anton Zeilinger: „Quantenheilung ist schlicht und einfach Mumpitz“, profil am 7. April 2022
Was hält Anton Zeilinger von Homöopathie? GWUP-Blog am 2. Februar 2012
„Homöopathie ist ein reiner Placebo-Effekt“, Süddeutsche Zeitung vom 1. Februar 2012
Quantenphysiker widerspricht Esoterikern, GWUP-News am 9. Dezember 2012
Professor Zeilinger und das Zitat der Woche, GWUP-News am 18. Mai 2015
Ich habe kürzlich ein Video des MDR mit dem Titel „Post Vac Syndrom – wie Betroffene unter den Folgen einer Corona-Impfung leiden“ gesehen und möchte dazu Stellung nehmen.
Das Post-Vac-Syndrom ist zwar noch nicht genau definiert, aber viele Menschen hätten es angeblich. Betroffene zeigen sehr unterschiedliche Beschwerden, die schwer einzuordnen sind.
Es gibt Menschen, die über ein riesiges Problem berichten. Andere denken, dass Betroffene gar nicht krank sind, sondern nur „eine Show abziehen“.
Was ist also die Wahrheit? Wie groß ist das Post-Vac-Problem? Gibt es diese Krankheit überhaupt, oder sind das nur Menschen, die sich ihre Beschwerden lediglich einbilden?
Dieses Video musste leider wieder stark zensiert werden. Ich durfte aus der Reportage NICHTS einblenden. Patrons und Kanalmitglieder können die unzensierte Version anschauen. Wenn du diese sehen möchtest und dabei uns unterstützen möchtest, wäre es vielleicht Zeit für eine Mitgliedschaft oder ein Patreon-Abo.
Und noch einmal der Hinweis: Auch Dr. Janos Hegedüs ist für den „Facts Heroes Award“ 2022 nominiert.