gwup | die skeptiker

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18. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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INH: Ist die Zulassung von Homöopathika ein Beleg für ihre Wirksamkeit?

Am 4. Juni erschien auf dem Blog von Udo Endruscheit der Beitrag „Rechtlich zulässig, wissenschaftlich unhaltbar“, der auch hier auf dem GWUP-Blog geteilt wurde. Darin ging es um die Frage, wie homöopathische Mittel trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz rechtlich zugelassen oder registriert sein können. Nun hat das Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) ein Follow-up veröffentlicht, das sich mit einer oft gestellten Anschlussfrage beschäftigt: Bedeutet die Zulassung oder Registrierung homöopathischer Mittel, dass deren Wirksamkeit anerkannt wird?

Immer wieder wird – teils in gutem Glauben, teils bewusst irreführend – behauptet, die gesetzlich geregelte Registrierung oder Zulassung homöopathischer Mittel stelle einen „Wirkungsnachweis“ für diese Mittel dar. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Beide Wege sind politische Sonderregelungen, die gerade eingeführt wurden, weil ein Wirksamkeitsnachweis bei Homöopathika nicht zu erbringen ist – und auch nicht verlangt wird.

Es muss zwischen Zulassung und Registrierung unterschieden werden:

Die meisten homöopathischen Mittel werden nicht „zugelassen“, sondern „registriert“. Grundlage ist § 38 AMG, der vorsieht, dass homöopathische Arzneimittel ohne Angabe eines Anwendungsgebiets registriert werden können. Das Verfahren verlangt keine Nachweise zur Wirksamkeit oder zum therapeutischen Nutzen. Entscheidend ist lediglich die Unbedenklichkeit, also dass vom Mittel keine Gefahren für die Gesundheit ausgehen.

Die Registrierung wurde eingeführt, gerade weil medizinische Evidenz fehlt:

Der Gesetzgeber hat dieses vereinfachte Verfahren nicht trotz, sondern wegen der fehlenden Evidenzbasis eingeführt. Homöopathika sollten im Markt verfügbar sein, ohne einen wissenschaftlichen Wirkungsnachweis zu benötigen.

Ein kleinerer Teil homöopathischer Präparate wird nicht nur registriert, sondern tatsächlich zugelassen. Auch hier gibt es eine Sonderregelung:

Für die homöopathischen Mittel, die zugelassen sind, gibt es eine Sonderregelung im § 25 Abs. 7 AMG. Diese erlaubt es, anstelle eines wissenschaftlichen Nachweises auf die „Erfahrungen der besonderen Therapierichtungen“ zurückzugreifen. Damit ist gemeint: Wenn ein Mittel innerhalb der Homöopathie über eine gewisse Zeit traditionell verwendet wurde und die Kommission D dies bestätigt, kann es eine Zulassung erhalten.

Das hat jedoch mit einem wissenschaftlich fundierten Nachweis nichts zu tun:

Von einer „rechtlichen Fiktion“ der Wirksamkeit, wie sie immer wieder behauptet wird, kann dabei keine Rede sein. Auch bei der Zulassung von Homöopathika nach Stellungnahme der Kommission D beim BfArM handelt es sich um eine explizite Ausnahmeregelung, die Mitteln ohne Wirkungsnachweis über die Arzneimitteleigenschaft den Marktzugang eröffnet – nicht mehr.

Zentrale Rolle bei der Zulassung spielt die sogenannte Kommission D, deren Zusammensetzung und Bewertungsmaßstäbe selbst kritisch zu sehen sind:

Die Kommission D, die Empfehlungen zur Zulassung abgibt, ist ein Gremium homöopathisch arbeitender Ärzte und anderer Vertreter der Therapierichtung. Die Kriterien, nach denen sie ihre Empfehlungen ausspricht, sind nicht gesetzlich definiert, sondern wurden von der Kommission selbst formuliert. Sie beziehen sich vor allem auf die Plausibilität innerhalb der eigenen Therapierichtung. Dies verleiht der Kommission keinerlei wissenschaftliche oder regulatorische Autorität, über den therapeutischen Nutzen eines Mittels zu befinden.

Die rechtlichen Sonderregelungen für Homöopathika wurden nicht geschaffen, um eine medizinische Wirksamkeit zu bescheinigen, sondern um das Fehlen eines Wirkungsnachweises zu umgehen:

Weder das Registrierungs- noch das Zulassungsverfahren enthalten auch nur implizit eine Aussage über die Wirksamkeit homöopathischer Mittel. Im Gegenteil: Das Arzneimittelgesetz schafft diese Sonderwege gerade deshalb, weil ein Wirkungsnachweis für Homöopathika in aller Regel nicht führbar ist.

Also:

Für Homöopathika hat der Gesetzgeber einen eigenen Regelungsbereich geschaffen, der lediglich den Sinn hat, den Mitteln den Zugang zum Arzneimittelmarkt zu ermöglichen – und damit den Vertretern der „besonderen Therapierichtungen“ insofern entgegen zu kommen. Mit der Rechtsfigur einer Fiktion hat dies nichts zu tun.

Der ganze Beitrag:

Zum Thema:

  • Artikel: Homöopathische Arzneimittel: Zugelassen trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz – Wo sind die rechtlichen Schlupflöcher?, GWUP-Blog vom 12.06.2025

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16. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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Bericht: Freitag, der 13. – Wissenschaftlicher Test von Glück und Pech

ein Gastbeitrag von Stefanie Weig

Am vergangenen Freitag, dem 13. Juni, verwandelte sich die Hamburger Innenstadt in ein kleines Freiluftlabor für skeptisches Denken. Unter dem Motto „Pech am 13ten? Wider den Aberglauben: wir machen den wissenschaftlichen Test!“ veranstalteten Ehrenamtliche der GWUP gemeinsam mit der Giordano-Bruno-Stiftung und der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters eine ebenso unterhaltsame wie aufklärerische Aktion rund um populäre Aberglauben.

Passanten waren eingeladen, ihr „Glück“ auf die Probe zu stellen – oder es mutwillig herauszufordern. Zur Wahl standen diverse Glücks- und Pechbringer: vom klassischen Hufeisen und dem Glückspfennig über zerschlagene Spiegel, verschüttetes Salz und schwarze Katzen bis hin zum beherzten Gang unter eine Leiter hindurch. Nach ihrer persönlichen Entscheidung für die Glücks- oder Pechboten durften die Teilnehmer würfeln – und damit selbst überprüfen, ob sich das angebliche Glück oder Pech unmittelbar auf das Ergebnis auswirkte.

Bei einer Veranstaltung der GWUP in Kooperation mit der Giordano-Bruno-Stiftung wurden Pasanten in der Hamburger Innenstadt gebeten, zuerst eine Handlung auszuführen die üblicherwiese als glück; oder pechbringend angesehen werden und danach eine Zahl zu würfeln. Dies wurde statistisch ausgewertet um zu zeigen, dass diese Handlungen Aberglaube sind. Foto: Axel Lauer.

Über den Tag hinweg wurden die gewürfelten Augenzahlen dokumentiert und auf einer großen Tafel sichtbar gemacht. Anfangs schien es noch, als würden sich leichte Tendenzen abzeichnen – doch mit wachsender Teilnehmerzahl zeigte sich immer deutlicher: Die Verteilung der Würfelergebnisse näherte sich der erwartbaren Gleichverteilung eines fairen Würfels an. Weder Hufeisen noch Unglücksrituale vermochten daran etwas zu ändern.

Ziel der Aktion war es, spielerisch zu vermitteln, wie wenig Substanz hinter vielen traditionellen Aberglauben steckt – und dass unser Gehirn dazu neigt, in zufälligen Abläufen Muster zu erkennen, wo keine sind. Gerade der „Unglückstag“ Freitag, der 13., bot dafür einen idealen Anlass.

Obwohl das Experiment nicht nach strikt wissenschaftlichen Standards durchgeführt wurde, bot es ein anschauliches Beispiel für angewandte Wissenschaftskommunikation im Alltag. Bei bestem Frühsommerwetter ergaben sich viele Gespräche mit interessierten Bürgern, die neugierig beobachteten, mitmachten – und dabei vielleicht den einen oder anderen Aberglauben kritisch hinterfragten.

Die GWUP dankt allen Beteiligten und Mitstreitern für ihren Einsatz und die zahlreichen Gespräche mit interessierten Passanten. Aktionen wie diese zeigen: Wissenschaft und Aufklärung lassen sich mit Humor und Kreativität wunderbar verbinden – gerade dort, wo der Aberglaube noch immer fest im Alltag verankert ist.

Zum Thema:

  • Artikel: Anstehende Termine: Sockenmonster, Freitag, der 13. und der weibliche Menstruationszyklus, GWUP-Blog vom 08.06.2025
  • Artikel: Aberglaube auf dem Prüfstand. Das Salz war Schuld – und die Katze natürlich, GWUP-Website aus 2009
  • Hompage: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters e. V.
  • Homepage: GWUP Hamburg
  • Homepage: gbs Hamburg

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15. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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Moorleichen und Quellenfälschung: Leif Inselmann arbeitet den Fall Alfred Dieck auf.

Auf Leif Inselmanns Blog Wunderkammer der Kulturgeschichte dreht sich der aktuelle Beitrag um das Thema Moorleichen. Dies ist vor allem deswegen interessant, weil in der Forschung ein Großteil der vermeintlichen Funde auf gefälschte Daten zurückgeht. Darüber hat Leif nicht nur geschrieben, sondern auch in einem Podcast gesprochen.

Die Moorleichen, welche immer wieder beim Torfstechen in den Mooren Mittel- und Nordeuropas zutage traten, gehören zu den unheimlichsten und rätselhaften Relikten der Ur- und Frühgeschichte. Ihre Niederlegung im Moor fernab der Zivilisation, ganz im Widerspruch zu den üblichen Bestattungsriten ihrer Zeit, auch die immer wieder dokumentierten tödlichen Verletzungen geben der archäologischen Forschung seit über einem Jahrhundert Anlass zu Deutungen und Kontroversen.


Die erfundenen Moorleichen des Alfred Dieck

Leif rollt dafür einen berühmten Fall in der Moorleichen-Forschung auf.

Fast alle Moorleichen wurden vom 18. bis mittleren 20. Jahrhundert durch Zufall beim händischen Torfstechen entdeckt, nur wenige davon archäologisch untersucht und bewahrt. Viele dagegen zerfielen ohne professionelle Konservierung, wurden auf dem lokalen Friedhof wiederbestattet, manche sogar verkauft und ‒ als Ersatz für ägyptische Mumien ‒ zu Medizin verarbeitet. Diese sogenannten „Papierleichen“ sind heute nur noch durch Erwähnungen in historischen Quellen bezeugt, deren Detailreichtum und Zuverlässigkeit oft zu wünschen übriglassen.

Hier kommt der Name Alfred Dieck ins Spiel. Er:

promovierte 1939 über Die Bedeutung der Moor- und Wasserfunde der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung unter besonderer Berücksichtigung der Holzgestalten, Moorleichen und Menschenopferberichte.

In den 1950er Jahren fand er

eine Stelle in der niedersächsischen Landesverwaltung in Hannover fand, welche er bis zu seiner Pensionierung 1971 behielt. Währenddessen widmete er sich seiner Berufung, Quellen über Moorleichen und andere Moorfunde zu sammeln. Auch wenn er nie persönlich eine Moorleiche entdeckte oder untersuchte, so sichtete er Publikationen, besuchte Museen und Archive, sprach und korrespondierte mit zahlreichen Augenzeugen und deren Nachkommen.

Damit stieg die Anzahl der dokumentierten Moorleichen rasant:

Waren ihm 1939 noch 123 Moorleichen bekannt gewesen, waren es 1941 schon 159 und zehn Jahre später etwa 500. Von seinem Hauptwerk, welches unter dem Titel Die europäischen Moorleichenfunde (Hominidenmoorfunde) sämtliche bekannten Funde vorlegen sollte, erschien 1965 nur der erste Teil. In dem rund 700 Moorleichen umfassenden Katalog verzichtete Dieck zur Enttäuschung seiner Fachkollegen fast komplett auf Quellenangaben. Diese sollten in einem geplanten zweiten Teil vorgelegt werden, der jedoch nie erschien.

Bei seiner letzten Zählung 1986 umfasste Diecks Material nicht weniger als 1873 Moorleichen aus ganz Europa, davon allein 626 Funde aus Niedersachsen und Bremen.

1966 lobte der Historiker Rudolf Grenz Diecks Monographie als Standardwerk, äußerte jedoch vereinzelt Kritik am Umgang mit den Quellen.

Größere Zweifel führte der Moorleichenforscher Wijnand van der Sanden Ende der 1980er Jahre an. Er überprüfte die Funde Diecks und stellte sie in einem Artikel zusammen:

Für die Niederlande hatte der inzwischen verstorbene Dieck zuletzt insgesamt 51 Moorleichen erwähnt – von diesen ließen sich jedoch nur 14 (27,5 %) durch unabhängige Quellen bestätigen, während es sich bei 16 (31,5 %) um „imaginäre, unsichere, möglicherweise doppelt gezählte oder auf andere Weise falsch aufgenommene Meldungen handelt“. 21 Moorleichen (41 %) waren nur durch Diecks Schriften belegt, die ursprünglichen Quellen (verstorbene Informanten, zerstörte oder verlorene Archive, Briefe, Tagebücher etc.) nicht mehr nachprüfbar.

Fünf Moorleichen, die angeblich zusammen mit Pferden gefunden wurden, basierten entweder auf Sagen oder einer nicht nachvollziehbaren persönlichen Mitteilung eines gewissen Kapitän Bellen. Bei anderen Funden schien es sich um Doppelnennungen zu handeln. Das angebliche Tagebuch des Hauslehrers Johannes Becker, welchem Dieck mehr als 50 Moorleichenfunde entnommen haben will, ließ sich auch bei aufwendiger Recherche an verschiedenen Institutionen nicht mehr auffinden. In zwei Fällen konnten Menschen, die von Dieck als lokale Gewährsleute genannt wurden, nicht in den Karteien der jeweiligen Einwohnermeldeämter bestätigt werden.

Ihm fielen noch weitere Ungereimtheiten bei Diecks Arbeit auf. Trotzdem:

Noch aber hielt van der Sanden davon Abstand, „das Kind mit dem Bade auszuschütten, mit anderen Worten: alles als fiktiv zu bezeichnen“ – liege doch sicher „bei vielen Meldungen ein echter Fund zugrunde“, der im Laufe der Zeit ausgeschmückt, von Dieck unkritisch aufgenommen und mit zweifelhaften Deutungen versehen worden sei. Dass van der Sanden Diecks Nachlass als „wissenschaftlich ‚sehr unsauber‘“ beschrieb, sollte sich noch als Untertreibung herausstellen.

Die Kritik an Dieck nahm Fahrt auf, als Sabine Eisenbeiß in ihrer Magisterarbeit den Bestand an Moorleichen in Niedersachsen quellenkritisch aufarbeitete:

Von den 655 Moorleichenfunden, die Dieck allein für das Land Niedersachsen verzeichnete, konnte sie bei einem Abgleich mit den Ortsakten des niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege nur 70 Funde unabhängig bestätigen. In wiederholten Fällen ergaben sich Widersprüche zwischen verschiedenen Fassungen derselben Fundberichte in Diecks Nachlass und Publikationen – Beschreibungen der Funde änderten sich und wurden detailreicher, mitunter wechselten die angeblichen Quellen. Manche Moorleichen, die Dieck seinen Quellen zufolge schon vor 1965 hätten bekannt sein müssen, tauchten auffälligerweise in seiner Monografie nicht auf.

Eine weitere Magisterarbeit, diesmal von Katharina Haugwitz, widmete sich den Moorleichenfunden aus Schleswig-Holstein. Auch hier:

Unter den von Dieck genannten Moorleichenfunden, welche bis 1989 auf insgesamt 132 angewachsen waren, konnte sie insgesamt 61 durch unabhängige Quellen (v.a. Ortsakten) verifizieren, während 22 unsicher blieben, es sich bei vieren um Missverständnisse handelte und 16 nur in den Schriften Alfred Diecks auftauchten. Für einen „Kopf mit einem vollständigen und einem abgeschnittenen Zopf“ etwa, angeblich 1847 bei Gettorf (Kr. Rendsburg-Eckernförde) gefunden, bleibt Dieck die einzige Quelle.

Der letzte Sargnagel:

2003 stieß van der Sanden dann unter Diecks Dokumenten auf zwei Seiten, die dieser offenbar einem deutschsprachigen ethnographischen Buch entnommen hatte: Darauf abgebildet waren Umzeichnungen von Tätowierungen, die in jüngster Vergangenheit bei Menschen in Bosnien beobachtet worden waren – und welche eine auffällige Ähnlichkeit zu den von Dieck publizierten Tätowierungen angeblicher Moorleichen aufwiesen.

Van der Sanden und Eisenbeiß folgerten daraus und aus ihren weiteren Entdeckungen, dass

Dieck eine imaginäre Welt geschaffen hatte – eine Welt, die er über mehrere Jahrzehnte aufrecht erhalten konnte. Diecks Publikationen enthalten Moorleichen, die niemals gefunden wurden, und Moorfunde, die er an seinem Schreibtisch gemacht hat ‒ einschließlich schriftlicher oder mündlicher Quellen. Der Nachweis seiner Täuschung ist zum einen statistischer Natur, zum anderen ließ sich aber auch belegen, dass Dieck andere Quellen kopierte.

Der Wissenschaft erwies Dieck einen Bärendienst:

Der Schaden für die archäologische Forschung ist immens: Nicht nur wirft die lange Zeit unkritische Rezeption von Diecks Werken durch zahlreiche Forscher und Institutionen kein gutes Licht auf dieselben – auch fehlt nach wie vor ein zuverlässiger Überblick über den Gesamtbestand an historisch dokumentierten „Papierleichen“, welche für manche Regionen bis heute nicht adäquat aufgearbeitet sind.

Hier entlang geht’s zum vollen Text:


Moorleichen: Zwischen Mythos, Mord und Medienhype

Zur Vertiefung des Themas gab es dann noch eine 2-stündige Podcastfolge von Alle Zeit der Welt, bei der Leif zu Gast war.

Was ist eine Moorleiche? Was steckt hinter den rätselhaften Toten im Moor? Rituelle Menschenopfer? Strafgerichte? Oder moderne Projektionen?

In dieser Folge nehmen wir euch mit auf eine Spurensuche zwischen Archäologie und Ideologie. Wir sprechen über berühmte Funde wie den Tollund-Mann, über forensische Methoden – und über einen der größten wissenschaftlichen Skandale der deutschen Archäologie: Alfred Dieck, der über Jahrzehnte Hunderte Moorleichen erfand oder unkritisch überlieferte.

Zwischen forensischer Präzision und ideologischer Projektion fragen wir: Was verraten Moorleichen wirklich – und was sagt unsere Faszination über uns selbst?

Gast: Leif Inselmann


Zum Thema:

  • Homepage: Wunderkammer der Kulturgeschichte

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14. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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„Eine Heilmethode als Kulturerbe, das hat uns neugierig gemacht.“ Die Quarks Science Cops prüfen die Kneipp-Therapie.

Hinter dem Begriff Kneipp steckt mehr als storchenartiges Gehen durch frisches Wasser: Es gibt die bekannte Marke mit ihren Gesundheitsprodukten in Drogerien, die über 600 Kneipp-Vereine mit rund 160.000 Mitgliedern oder die mehr als 50 anerkannten Kneipp-Kurorte in Deutschland etc.

Die Quarks Science Cops sehen sich in ihrer neuen Folge an, was es damit auf sich hat:

Was genau ist diese Kneipp-Therapie denn nun überhaupt? Und vor allem: Hilft die erwiesenermaßen gegen Krankheiten oder zumindest dabei, sich vor Krankheiten irgendwie zu schützen? Darum geht es heute, und es geht auch um Papst Leo, es geht um Schenkelblitze und darum, wie gut sich CSU und Grüne plötzlich verstehen, wenn es um Alternativmedizin geht.

KNEIPPEN: Deutsche schwören auf diesen Abhärtungs-UNSINN | Podcast #105 | Quarks Science Cops

Inhalt:

  • Einleitung [ab 0:00 min]
  • Kneipp ist weit verbreitet. Ist sogar immaterielles Kulturerbe. [ab 2:00 min]
  • Der Erfinder: Sebastian Kneipp [ab 5:40 min]
  • Durchbruch in Wörishofen [ab 15:30 min]
  • Was die Kneipp-Therapie ist. [ab 16:10 min]
  • Die 5 Säulen der Kneipp-Therapie [ab 23:20 min]
  • Vereine, Kneipp-Bund, Akademien, Shops [ab 25:50 min]
  • Studiencheck [ab 30:10 min]
  • Festnahme [ab 49:20 min]

Zum Thema:

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12. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
1 Kommentar

Homöopathische Arzneimittel: Zugelassen trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz – Wo sind die rechtlichen Schlupflöcher?

Udo Endruscheit sieht sich in seinem Artikel vom 4. Juni an, wie es homöopathische Mittel trotz fehlender wissenschaftlicher Grundlage schaffen, zugelassen zu werden.

Homöopathische Arzneimittel dürfen in Verkehr gebracht und in bestimmten Fällen sogar von gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden – ohne dass sie einen Wirksamkeitsnachweis im medizinisch-wissenschaftlichen Sinne erbringen müssen.

Zwei rechtliche Komponenten sind dabei entscheidend:

Ermöglicht wird diese Abweichung durch eine Kombination aus arzneimittelrechtlicher Ausnahmezulassung (§ 38 AMG) und einem sozialrechtlichen Konstrukt, das in Fachkreisen als „sozialrechtlicher Binnenkonsens“ bekannt ist. Während das Arzneimittelgesetz sich demonstrativ über die Frage der medizinischen Evidenz ausschweigt, unterläuft das Sozialrecht seine eigenen Anforderungen an den Stand der Wissenschaft – und schafft so ein legales Einfallstor für Pseudomedizin.

Die Folge: Was rechtlich „Arzneimittel“ heißt, wird sozialrechtlich zur scheinbar medizinisch fundierten Leistung – ohne es jemals real gewesen zu sein.

1 Ausnahmezulassung nach § 38 AMG

Homöopathika müssen nicht das übliche Zulassungsverfahren nach § 21 AMG durchlaufen. Stattdessen genügt eine Registrierung nach § 38 AMG. Die Anforderungen dafür sind überschaubar:

  • eine plausible (?) Anwendungsbegründung auf Grundlage homöopathischer Lehre,
  • ein ausreichender Sicherheitsnachweis,
  • und der Ausschluss von spezifischen Indikationsangaben.

Von medizinischer Wirksamkeit ist hier bewusst keine Rede:

Der Ausschluss von Indikationsangaben ist das Indiz dafür, dass etwas wie medizinische Wirksamkeit im Zusammenhang mit der Registrierung nach § 38 AMG keine Rolle spielte – der Gesetzgeber wollte ersichtlich dieses Terrain gar nicht betreten und auch nicht suggerieren, es gebe spezifische Wirksamkeitsbelege für registrierte Homöopathika.

Das Bundessozialgericht hat diesen Unterschied in einem Urteil von 2008 klargestellt:

Homöopathika sind also rechtlich Arzneimittel, medizinisch jedoch nicht evidenzbasiert.

2 Sozialrechtlicher Binnenkonsens

Was im Arzneimittelrecht noch strikt getrennt wird, wird im Sozialrecht durch den sozialrechtlichen Binnenkonsens aufgeweicht. Dieser

bezeichnet die Praxis, Leistungen auch dann als erstattungsfähig zuzulassen, wenn sich die Partner der gemeinsamen Selbstverwaltung (z. B. Kassenärztliche Bundesvereinigung und GKV-Spitzenverband) darauf verständigen – selbst dann, wenn ein medizinisch-wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis fehlt oder fraglich ist.

3 Was das praktisch bedeutet.

Krankenkassen können auf dieser Grundlage Homöopathie in ihre Satzungen aufnehmen.

Der juristische Trick ist dabei nicht trivial, sondern ein Spiel über Bande:

  • Homöopathika erhalten durch § 38 AMG eine formale Arzneimittelzulassung – ohne Wirkungsnachweis.
  • Die Sozialrechtsprechung erkennt diese formale Zulassung nicht als Wirksamkeitsbeleg an – lässt aber zu, dass die Kassen solche Mittel erstatten, wenn sie es freiwillig tun.
  • Der Binnenkonsens ersetzt die wissenschaftliche Evidenz durch ein kartellartiges Einvernehmen innerhalb des Systems.

Die Konsequenz:

Während das AMG sich bewusst nicht zur Wirksamkeit äußert, wird im sozialrechtlichen Vollzug aus dieser Leerstelle eine faktische Legitimation konstruiert.

4 Die Rolle der Kommission D

Ein weiterer Weg der Registrierung:

Neben der Registrierung homöopathischer Mittel nach § 38 AMG gibt es in Deutschland auch den formal „höherwertigen“ Weg der Zulassung mit Indikation – ein Verfahren, das für Homöopathika ausschließlich über die sogenannte Kommission D beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt. Die Kommission D ist ein eigens eingerichtetes Sachverständigengremium für die „besonderen Therapierichtungen“, das Empfehlungen für die Zulassung von Arzneimitteln auf Grundlage alternativmedizinischer Kriterien abgibt.

Problematisch ist dies, weil in dieser Kommission selbst viele Homöopathen sitzen:

Mit der Möglichkeit zur Zulassung homöopathischer Arzneimittel durch die Kommission D wird diese Scheinwelt nicht etwa korrigiert, sondern auf eine höhere Stufe formaler Legitimation gehoben. Denn im Gegensatz zur Registrierung nach § 38 AMG handelt es sich bei den von der Kommission D befürworteten Mitteln tatsächlich um vollwertige Zulassungen nach § 25 AMG – mit Indikation und verordnungsfähigem Status.

Entscheidend ist: Auch hier geht es nicht um medizinisch-wissenschaftliche Belege.

Die Kommission D vollzieht diese Legitimationsverschiebung im Behördenvollzug: Sie prüft nicht nach wissenschaftlicher Evidenz, sondern nach kohärenter Binnenlogik der jeweiligen Therapierichtung. Dabei gilt nicht, was sich objektiv bewährt, sondern was innerhalb der Schule als plausibel gilt.

5 Fazit

Udo fasst zusammen:

Die deutsche Gesetzeslage im Arzneimittel- und Sozialrecht kennt – auf dem Papier – eine klare Leitlinie: Medizinische Verfahren und Arzneimittel müssen dem gesicherten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen. Dieser Satz zieht sich durch das AMG ebenso wie durch das SGB V. Doch in der Praxis ist dieser Standard löchrig wie ein Schleppnetz, das ein Blauwal ungehindert passieren könnte.

Daraus folgt:

Homöopathische Mittel dürfen verkauft, erstattet und beworben werden, ohne je ihre medizinische Wirksamkeit bewiesen zu haben – allein durch regulatorisches Etikett und systeminternen Konsens.

Deswegen fordert Udo:

  • Die Abschaffung des sozialrechtlichen Binnenkonsenses als faktische Parallelstruktur zur evidenzbasierten Medizin.
  • Die Streichung homöopathischer und anderer pseudomedizinischer Leistungen der besonderen Therapierichtungen aus allen Satzungen und Selektivverträgen gesetzlicher Krankenkassen.
  • Eine gesetzliche Klarstellung, dass Arzneimittel im Sinne des § 38 AMG nicht als medizinisch wirksam im Sinne des SGB V gelten, solange kein wissenschaftlicher Wirknachweis vorliegt.
  • Eine politische Debatte über die ethische Verantwortung, nicht nur evidenzbasierte Versorgung zu fordern, sondern sie auch gegen wirtschaftliche Interessen durchzusetzen.

Für den gesamten Artikel geht’s hier entlang.

Zum Thema:

  • Homepage: Informationsnetzwerk Homöopathie

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11. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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Varnans persönliche Erfahrungen mit der Cancel Culture – Dialog mit Nikil

Im neuen Video auf dem Kanal Varnan & Nikil ordnen die beiden Varnans Cancel-Erfahrungen ein:

Immer mehr Menschen haben Angst, ihre Meinung zu äußern. Oft reicht es schon, Fakten zu nennen, die in der Forschung unkontrovers sind. Welche sozialen Kosten Varnan dafür bezahlt hat und warum er trotzdem weitermacht, besprechen wir in dieser Folge.

Sie wollen dich mundtot machen! Psychologe & Philosoph entlarven Cancel Culture

Inhalt:

  • Einleitung [0:00 min]
  • Varnans Chef wurde per Mail über die YouTube-Videos informiert. [ab 1:10 min]
  • Unterlassene Hilfe und Orientierung an der Gruppe [ab 7:20 min]
  • Stereotypenforschung und Psychologisierungen [ab 12:30 min]
  • Varnans Tweet mit großer Reichweite [ab 18:10 min]
  • Hinterzimmergespräche und Ausgrenzung von Menschen [ab 24:20 min]
  • Nächster Fall: Abgesagter Vortrag an der Hochschule Köln [ab 31:00 min]
  • Personen werden komplett unmöglich gemacht. [ab 35:20 min]
  • Ideologie mit Glaubensbekenntnis [ab 39:40 min]
  • Varnans Schlussfolgerung aus diesen Ereignissen [ab 43:10 min]

Zum Thema:

  • Video: Diesen FEHLER machen die Medien!, Varnan & Nikil vom 10.05.2025
  • Artikel: Varnan & Nikil sprechen über Radikalisierung und den Umgang mit Fakten, GWUP-Blog vom 05.03.2025

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10. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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Amardeo Sarma beim hpd: „Wissenschaftsfreiheit: Lehren aus Harvard für Deutschland“

Amardeo Sarma beschäftigt sich in seinem neuen Artikel für den hpd mit den unterschiedlichen Richtungen, die die Wissenschaftsfreiheit unter Druck setzen.

Die Freiheit der Wissenschaft steht von sehr vielen politischen und weltanschaulichen Seiten unter Druck. Das zeigt ein Blick auf die jüngsten Ereignisse an der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard. Aber auch in Deutschland versuchen Aktivisten, unliebsame Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mundtot zu machen. Ein Appell für Aufklärung, Skepsis, Offenheit und den Mut zur Debatte.

An der Uni Harvard gab es Vorfälle, die man den Bereichen

Cancel Culture, Meinungsfreiheit und der Umgang mit antisemitischen Protesten

zuordnen kann. Amardeo zeigt das anhand von vier Beispielen.

1 Ehemalige Präsidentin Claudine Gay

Als Claudine Gay noch Präsidentin von Harvard war, musste sie vor dem US-Kongress die Haltung der Universität gegenüber antisemitischen Äußerungen erklären. Ihre Antwort sorgte für Kritik:

Sie wirkte sichtlich überfordert, als sie gefragt wurde, ob Aufrufe zum Völkermord an Juden gegen die Richtlinien der Universität verstoßen. Ihre Antwort – „Das kommt auf den Kontext an“ – löste heftige Empörung aus. Zwar war dies juristisch korrekt – aber mehr als ungeschickt formuliert: Die Präsidentin hätte jüdische Studenten klar in Schutz nehmen müssen.

Denn es ging nicht nur um Meinungsäußerung, sondern um das Sicherheitsgefühl jüdischer Studenten:

Es ging also um viel mehr als darum, dass sie unangenehme und abscheuliche Meinungen ertragen mussten: Um die Sicherheit von Leib und Leben.

2 Roland Fryers Forschung zur Polizeigewalt

Die Forschung von Ökonom Roland Fryer zur Polizeigewalt in den USA brachte Widerstand mit sich:

Fryer wurde 2019 suspendiert, obwohl die Mehrheit der Vorwürfe gegen ihn abgewiesen wurde. Kritiker sprechen von einem politischen Verfahren, das eher mit seinen Forschungsergebnissen zu tun hatte, die manchen missfielen. Er forschte über Polizeigewalt und kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass Schwarze und Weiße gleichermaßen von tödlichen Polizeieinsätzen betroffen sind.

3 ‚Woke‘

Auch aus progressiver Ecke drohen mittlerweile Einschränkungen:

Die freie Meinungsäußerung wird heute fälschlicherweise als „rechtes“ Thema dargestellt, obwohl sie historisch stets ein Anliegen der Linken gewesen ist. […] Wurde die Wissenschaft früher in Fragen wie der Evolution von Vertretern der Religion unter Beschuss genommen, kommen heute die Angriffe auf die Wissenschaft eher von der „woken“ Seite.

Der amerikanische Sprachwissenschaftler John McWorther sieht in bestimmten Spielarten des modernen Anti-Rassismus religiöse Züge:

In seinem 2021 erschienenen Buch „Die Erwählten” argumentiert er, dass der moderne Anti-Rassismus – insbesondere in seiner dogmatischen Ausprägung – religiöse Züge angenommen habe. Ziel dieser „neuen Religion” sei nicht, Schwarze zu unterstützen, sondern zu demonstrieren, dass man selbst ein guter Mensch sei.

4 ‚Anti-Woke‘

Doch auch die Gegenbewegung kippt ins Dogmatische. Unter Trump wird in den USA derzeit massiv an der Wissenschaft gespart:

Die Regierung unter Trump hat im Jahr 2025 massive Kürzungen bei den Instituten für Gesundheitsforschung (NIH) und der Nationalen Wissenschaftsstiftung (NSF) durchgesetzt: Bis zu 67 Prozent weniger Mittel stehen nun für die Grundlagenforschung zur Verfügung Begründet wurde dieser Schritt mit dem Kampf gegen „woke“ Forschung, tatsächlich handelte es sich jedoch um ein Exempel ohne Rücksicht auf Kosten.

Einrichtungen wie die University of Austin (UATX) zeigen inzwischen ähnliche Tendenzen:

UATX – ursprünglich als Zufluchtsort für freie Denker gegründet – führt zunehmend selbst ideologische Prüfsteine ein. Wer nicht explizit „anti-woke“ genug sei, werde ausgegrenzt – so geschehen mit ihrer eigenen Organisation, dem Mill Institute. Es wurde wegen moderater Positionen gegenüber DEI (Diversity, Equity, Inclusion) von der Universität entkoppelt, weil es nicht in das zunehmend dogmatische, „anti-woke” Profil passte. Avishai warnt davor, dass die UATX Gefahr laufe, genau jene Intoleranz zu reproduzieren, gegen die sie ursprünglich angetreten war – nur mit umgekehrten ideologischen Vorzeichen.

Was kann Deutschland daraus lernen?

Erkenntnisse der Wissenschaft können der einen oder anderen weltanschaulichen oder politischen Position gefallen oder missfallen. Wenn dies jedoch ein Kriterium für die Akzeptanz innerhalb von Wissenschaftseinrichtungen wäre, dann wäre die Wissenschaftsfreiheit und damit die Wissenschaft selbst am Ende. Wie an der Harvard University müssen deshalb interne Mechanismen greifen, sonst sind Entwicklungen wie in den USA auch bei uns möglich.

Amardeos Position:

Aufklärung, Skepsis, Offenheit und der Mut zur Debatte – insbesondere dann, wenn der wissenschaftlichen Community die Meinung der „anderen” nicht passt. Wenn sie Unrecht haben, wird sich das in der Debatte herausstellen. Wenn nicht, hat man etwas Neues gelernt!

Den ganzen Artikel gibt’s beim hpd!

Zum Thema:

  • Artikel: Trumps Kürzungen: Warum ein Paper über Evolution nie erschienen ist., GWUP-Blog vom 01.05.2025
  • Artikel: All Along the Watchtower: Trump’s Impact on Academia, Unsafe Science vom 24.04.2025
  • Artikel: Steven Pinker über Harvards Widerstand gegen Trump und die Zustände an US-Universitäten, Süddeutsche Zeitung vom 15.04.2025 [Paywall]
  • Artikel: 5-teilige Videoserie zu Robert F. Kennedy Jr., GWUP-Blog vom 05.04.2025
  • Artikel: BMBF und Allianz der Wissenschaftsorganisationen mit einer gemeinsamen Erklärung für Wissenschaftsfreiheit, GWUP-Blog vom 04.04.2025
  • Artikel: Trump und die Wissenschaft: Kürzungen, Proteste und der Kampf um die Forschung, GWUP-Blog vom 18.03.2025
  • Artikel: Ein Blick auf RFK: Janos Hegedüs und Udo Endruscheit im Gespräch, GWUP-Blog vom 03.03.2025

Hinweis:

  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:

9. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
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Gregor Metz bei TBOR: Diskussion über den Umgang mit den Critical Studies

Der YouTuber Gregor Metz, der sich selbst als linken Aktivisten bezeichnet, war zu Gast bei den Boys of Reason, um eine Diskussion über die Critical Studies, soziologische Methodik und weitere verwandte Themen zu führen.

@GregorMetz hat Beef mit TBOR – und Du darfst zuschauen! Es geht um seine Kritik an TBOR, Wokeness vs. Esoterik, die Frage, wie verlässlich die Critical Studies sind, ob Frauen diskriminiert werden und ob Skeptiker Kopernikus gecancelt hätten.

Linker Aktivist stellt sich den Boys | mit ‪@GregorMetz | The Boys of Reason

https://www.youtube.com/watch?v=qY4Scfzp_XU

Inhalt:

  • Einleitung: @GregorMetz ist heute Gast [ab 0:00 min]
  • Gregors Kritik an TBOR [ab 7:00 min]
  • Intersektionalität, Unterdrückungskategorien [ab 12:00 min]
  • Sozialwissenschaft vs. Naturwissenschaft [ab 15:30 min]
  • Kann man Wokeness Esoterikvorwürfe machen? [ab 17:30 min]
  • Beispiel: Statistiken zu Ausländerkriminalität [ab 20:10 min]
  • Wo beginnt Diskriminierung? [ab 28:50 min]
  • Rassistische Vorurteile [ab 35:20 min]
  • Anekdoten und lived experience [ab 42:50 min]
  • Sinans Kritik: Confounder bei sozialwissenschaftlichen Untersuchungen [ab 45:20 min]
  • Ist der wissenschaftliche Diskurs im Forschungsfeld der Critical Studies eingeschränkt? [ab 52:50 min]
  • Diskriminierung von Frauen [ab 59:50 min]
  • Unterschiede von Männer und Frauen – Nature oder Nurture [ab 1:12:00 h]
  • Liberalismus [ab 1:21:40 h]
  • Zusammenfassung der Punkte [ab 1:23:10 h]
  • Gendergleichstellungsparadoxon [ab 1:25:30 h]
  • Pseudowissenschaften [ab 1:37:00 h]

Zum Thema:

  • Artikel: TBOR trifft Massengeschmack, und gemeinsam reden sie über aktuelle Kontroversen in der Medienwelt., GWUP-Blog vom 27.04.2025
  • Artikel: TBOR: Provokanter Beitrag sachlich analysiert, GWUP-Blog vom 28.03.2025
  • Artikel: TBOR: Unredliche Debattiertaktiken von Trollen, GWUP-Blog vom 25.03.2025
  • Artikel: The Boys of Reason sind zurück!, GWUP-Blog vom 12.03.2025
  • Video: Umgang mit Kritik | “Hierarchy of Disagreement”, The Boys of Reason vom 12.02.2023

Hinweis:

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  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:

8. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
Keine Kommentare

Anstehende Termine: Sockenmonster, Freitag, der 13. und der weibliche Menstruationszyklus

Die nächsten anstehenden GWUP-Termine:


Ein Blick auf Sockenmonster, Postmodernismus und Schwurbel in der Sozialen Arbeit

von Prof. Dr. Christoph Bördlein

Am kommenden Donnerstag (12.06.2025) findet in der Sternwarte (Regiomontanusweg 1, 90941 Nürnberg) ab 19:30 Uhr das nächste Event der GWUP Mittelfranken statt.

Prof. Dr. Christoph Bördlein berichtet aus seinen langjährigen Erfahrungen im skeptischen Umfeld. Dabei schlägt er eine Brücke zum Postmodernismus und erklärt, warum er schon 2002 auf dessen wachsende Bedeutung und Risiken hingewiesen hat. Sein „sockenfressendes Monster“ dient als humorvolles Beispiel für verständliche Wissenschaftsvermittlung, die oft unterschätzt wird. Außerdem zeigt er, wo sich in der Sozialen Arbeit immer wieder „Schwurbel“-Tendenzen einschleichen können – und wie man sie erkennt.

Der Vortrag findet diesmal nicht in hybrider Form, sondern nur vor Ort in der Sternwarte statt.


Pech am 13ten? Wider den Aberglauben: wir machen den wissenschaftlichen Test!

von GWUP Hamburg, gbs Hamburg, KdFSM e. V.

Am kommenden Freitag (13.06.2025) findet am Ida-Ehre-Platz auf der Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt ab 10:00 Uhr das nächste Event der Hamburger Regionalgruppe statt.

Auf der Mönckebergstraße im Herzen der Hamburger Innenstadt wollen wir Passanten, Bürgern und Besuchern die Möglichkeit geben, am Freitag den 13. “ihr Glück zu versuchen”.

Gemeinsam mit den Organisationen GBS + GWUP + KdFSM werden wir Pech oder Glück “wissenschaftlich” messen und über tradierte Fehlannahmen aufklären.

Beteiligte Organisationen und Unterstützer:

  • gbs Hamburg e.V. (Giordano-Bruno-Stiftung)
    www.gbs-hh.de
  • GWUP – Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften
    www.gwup.org
  • KdFSM – Kirche des Fliegenden Spaghettimonster e.V.
    www.pastafari.eu

Der weibliche Menstruationszyklus und seine Beziehung zu Mondzyklen (Skeptics in the Pub Wien)

von Prof. Dr. Charlotte Helfrich-Förster (Universität Würzburg)

Übernächsten Dienstag (17.06.2025) findet in der Aera (Gonzagagasse 11, 1010 Wien) ab 19:30 Uhr das nächste Event der Skeptics in the Pub Wien statt.

Der Mond übt eine große Faszination auf den Menschen aus und war schon immer ein wichtiger Teil der menschlichen Kultur. So gab es bereits bei den Römern Mondkalender, und solche werden immer noch von vielen Völkern genutzt. Weltweit hat der Mond mystische Bedeutung, und es wurden Zusammenhänge zwischen Vollmond und Psychosen, manischen Zuständen und Depressionen, Selbstmordraten, Schlaflosigkeit und Geburtsraten berichtet. Objektive Untersuchungen konnten die meisten dieser Zusammenhänge jedoch nicht bestätigen, und von Wissenschaftlern werden sie generell abgelehnt. Trotzdem hat der Mond eindeutige Einflüsse auf Reproduktionszyklen im Tierreich. Diese Einflüsse sind sehr stark bei Meeresorganismen ausgeprägt, sie sind aber auch bei Landbewohnern zu finden. Interessanterweise hat auch der weibliche Menstruationszyklus eine Periodenlänge von circa einem Monat, und ältere Arbeiten fanden, dass er teilweise in Synchronie mit dem Mondzyklus ist. Neuere Arbeiten konnten diese Synchronisation jedoch nicht nachweisen. In meinem Vortrag werde ich die geophysikalischen Einflüsse des Mondes auf die Erde näher beleuchten und zeigen, dass der Mond auch noch heutzutage einen schwachen Einfluss auf den weiblichen Menstruationszyklus hat. Dieser Einfluss hat jedoch in jüngster Zeit signifikant nachgelassen. Mögliche Ursachen sind die zunehmende „Lichtverschmutzung“ (künstliche Beleuchtung und die nächtliche Nutzung von Bildschirmen jeder Art, incl. Smartphones). Mögliche Auswirkungen auf die menschliche Fruchtbarkeit werden diskutiert.
Der Eintritt ist frei!
Der Kellersaal ist leider nicht barrierefrei zugänglich.


Zum Thema:

  • Homepage: GWUP Mittelfranken
  • Meetup: Pech am 13ten? Wider den Aberglauben: wir machen den wissenschaftlichen Test!
  • Hompage: Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters e. V.
  • Homepage: GWUP Hamburg
  • Homepage: gbs Hamburg
  • Homepage: Skeptics in the Pub Wien

Hinweis:

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  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:

7. Juni 2025
von Felix Pfannstiel
6 Kommentare

Sinans Rückblick auf die SkepKon 2025

In seinem Neuen Video gibt uns Sinan seinen persönlichen Rückblick zur diesjährigen SkepKon. Neben interessanten Vorträgen und Workshops sorgte vor allem ein unangekündigter Gast für Gesprächstsstoff: Marie-Luise Vollbrecht. Warum sie auf dem Podium saß und was das mit dem neuen Kurs der GWUP zu tun hat, verrät Sinan:

Was ich auf der SkepKon erlebt habe, wieso man Frau Vollbrecht im Vorfeld nicht angekündigt hat und was ich von all dem halte, gibt es jetzt. Also zurücklehnen und viel Spaß.

Und dann kam Marie… Der neue Kurs der GWUP | SkepKon 2025 | SinansWoche DIE SHOW

Inhalt:

  • Einleitung [ab 0:00 min]
  • Sinan ist kein Fan von Gruppen, aber trotzdem Mitglied bei der GWUP. [ab 0:45 min]
  • Wie Sinan seine Aufgabe in der GWUP definiert. [ab 4:00 min]
  • Sinans drei Grundsätze: Humanismus, Universalimus, Aufklärung [ab 6:40 min]
  • Vorstellung einiger Vorträge [ab 9:40 min]
  • Sokratischer Weg [ab 14:50 min]
  • Börse und Finanzen [ab 16:30 min]
  • Überraschungsgast Marie-Luise Vollbrecht [ab 19:00 min]
  • Verortung der GWUP [ab 24:40 min]
  • Boris von Morgenstern wirbt für die IB, Erik Ahrens bei {ungeskriptet} by Ben [ab 29:50 min]
  • Rolle der GWUP [ab 33:10 min]

Zum Thema:

  • Video: Jordan vs. LeBron – Die GOAT-Debatte eskaliert! | SinansFragen mit ‪@BiasedSkeptic, SinansWoche vom 04.06.2025

Hinweis:

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