gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

18. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Video zur SkepKon 2025: Ein skeptischer Blick auf die Finanzwelt – Panel mit Gerd Kommer und Holger Kreymeier

Urlaubsbedingt ist es hier im Blog gerade etwas ruhiger, aber das neueste SkepKon-Video will ich trotzdem kurz verlinken.

Nachdem vor 2 Wochen Dr. Gerd Kommers Vortrag zur Finanzpornografie hochgeladen wurde, folgt nun thematisch passend das gemeinsame Panel mit Holger Kreymeier (Massengeschmack-TV) und Nikil Mukerji:

Zwischen Aufklärung und Clickbait – Gedanken zu einem skeptischen Medienkonsum
Was steckt wirklich hinter modernen Finanzversprechen und medialem Hype? In diesem Panel der SkepKon 2025 sprechen Nikil Mukerji, Gerd Kommer (‪@gerdkommer‬) und Holger Kreymeier (‪@mgtv‬) offen über die Risiken, Denkfehler und Täuschungen rund um Finanzberatung und Finfluencer. Der Talk gibt spannende, skeptische Einblicke und stellt unbequeme Fragen: Was schützt vor unseriösen Versprechen und falscher Beratung? Wer neugierig auf skeptische Einblicke in die Welt von Geld, Medien und kritischem Denken ist, sollte dieses Gespräch nicht verpassen!

Diesen Finanzunsinn gibt es nur bei uns | GWUP

Inhalt:

  • Einleitung [ab 0:00 min]
  • Cherrypicking bei Benchmarks [ab 2:30 min]
  • Zu wenig Finanzregulierung in Deutschland [ab 6:00 min]
  • Denkfehler: Effizienzmarkthypothese [ab 8:20 min]
  • Politische Tendenzen im Finanzbereich [ab 14:00 min]
  • Hoher Output von Finfluencern kann ein Problem werden. [ab 16:50 min]
  • Gescheiterte Merz-Wahl und fallender DAX [ab 24:50 min]
  • Haftung bei Anlageberatung [ab 30:30 min]

Das nächste SkepKon-Video erscheint in 2 Wochen, und ab nächster Woche geht es hier im GWUP-Blog wieder regelmäßiger weiter.

Zum Thema:

  • Artikel: Dr. Gerd Kommer auf der SkepKon 2025: Warum Finanzjournalismus oft zur „Finanzpornografie“ wird, GWUP-Blog vom 03.11.2025
  • Artikel: SkepKon-Video #6: Ganz natürlich und ohne Chemie? – Prof. Dr. Sascha Skorupka entlarvt die Mythen alternativer Reinigungsmittel, GWUP-Blog vom 20.10.2025
  • Artikel: Video #5 der SkepKon 2025 mit Ali Hackalife: „Hack me if you can! – Betrug entdecken und verstehen“, GWUP-Blog vom 06.10.2025
  • Artikel: SkepKon-Video Nr. 4: Cornelius Courts entkräftet den Mythos vom DNA-Geruchssinn bei Hunden, GWUP-Blog vom 22.09.2025
  • Artikel: SkepKon-Video #3: „Der pathologisierte Andere: Trump und seine Wählerschaft“ von Prof. Dr. Claudia Franziska Brühwiler, GWUP-Blog vom 08.09.2025
  • Artikel: Zweites SkepKon-Video: Panel „Dialog oder Distanz – Mit wem sollten Skeptiker sprechen?“ zu Varnans Auftritt bei Jasmin Kosubek, GWUP-Blog vom 25.08.2025
  • Artikel: Es geht los: Das erste Video der SkepKon 2025 ist online! – Panel-Diskussion „Hexenjagd 2.0“ mit Marie-Luise Vollbrecht, GWUP-Blog vom 11.08.2025

Hinweis:

  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:

13. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Ankündigung: Skeptics in the Pub München mit Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller – „Ein Jahr Selbstbestimmungsgesetz – Fortschritt oder Fehler?“

Unter der Moderation von Judith Faessler rekapitulieren Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller am Montag (17.11.) ein Jahr Selbstbestimmungsgesetz bei den Skeptics in the Pub München.

Um 19:30 Uhr geht es im Lavan Bar & Café (Schleißheimer Straße 48, 80333 München) los!

Keine Reservierung notwendig! Einfach vorbeikommen!

Till Randolf Amelung ist Redakteur des Blogs und Vorstandsmitglied der Initiative Queer Nations e.V. – einem queeren Think Tank, der unter anderem das Jahrbuch Sexualitäten herausgibt.
Er hat an der Georg-August-Universität Göttingen Geschlechterforschung und Geschichtswissenschaft studiert. Das Selbstbestimmungsgesetz begleitete er von Beginn an kritisch, er war dazu auch im November 2023 von der CDU/CSU-Fraktion als Sachverständiger in den Familienausschuss des Bundestags geladen worden.

PD Dr. Andreas Edmüller hat in München und Oxford Philosophie, Logik/Wissenschaftstheorie und Linguistik studiert. Seine Forschungsschwer-punkte sind Moral-, Rechts- und Staatsphilosophie.
Er kritisiert das Selbstbestimmungsgesetz aus rechts- und moralphilosophischer Sicht.

Zum Thema:

  • Artikel: Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller: Der Trans-Komplex, GWUP-Blog vom 11.02.2025

Hinweis:

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10. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Skeptitalk mit Stefan Uttenthaler: „Beweist ein Artikel die Existenz von Alien-Sonden?“

Mit dem Astrophysiker Stefan Uttenthaler geht Onkel Michaels GWUP-Podcast Skeptitalk diesmal diesem Thema nach:

Die UFO-Community geht steil, denn angeblich beweist ein wissenschaftlicher Artikel die Existenz von Alien-Sonden im Erdorbit. Stimmt das so? Was ist tatsächlich dran? Ich habe mich mit dem Astrophysiker Stefan Uttenthaler von den Wiener Skeptikern unterhalten, denn der kennt sich aus.

Inhalt:

  • Einleitung + Vorstellung von Stefan Uttenthaler [ab 0:00 min]
  • Heutiges Thema: Wissenschaftliches Paper, das Lichterscheinungen am Himmel auswertet. [ab 2:50 min]
  • Die UFO-Community zeigt sich interessiert. [ab 11:30 min]
  • Natürliche Erklärungen für diese Erscheinungen [ab 13:50 min]
  • Erdschatten-Test [ab 20:40 min]
  • Kritik an dem Artikel [ab 24:40 min]
  • Stefans Blogbeitrag zu Avi Loeb [ab 35:50 min]
  • Zeitliche Korrelation der Lichterscheinungen mit Atombomentests [ab 38:10 min]
  • Fazit [ab 41:20 min]

Fragen, Anmerkungen, Themenvorschläge oder Beschimpfungen gerne an skeptitalk@gwup.org

Neben Transistor.fm ist der Podcast auch auf weiteren Plattformen verfügbar: Apple PodcastSpotifyOvercastPocket CastsAmazon MusicYouTubeCastroGoodpodsMetacastCastboxPodcast AddictPlayer FMDeezer.

Zum Thema:

  • Artikel: Kaspar Hauser im Skeptitalk: Rätsel, Theorien und homöopathische Experimente, GWUP-Blog vom 28.10.2025
  • Artikel: GWUP-Podcast Skeptitalk: Von den Pocken bis Corona – „Impfgegner gestern und heute“, GWUP-Blog vom 13.10.2025
  • Artikel: Skeptitalk: Der neue GWUP-Podcast ist da! Erste Folge mit dem Vorsitzenden André Sebastiani, GWUP-Blog vom 30.09.2025
  • Artikel: Gastbeitrag: Der mögliche Einfluss des Mondes auf die menschliche Biologie und astrophysikalische Argumente dagegen, GWUP-Blog vom 19.09.2025
  • Artikel: Gastbeitrag: Ein interstellarer Komet und verzerrte Wissenschaft in der Astrophysik, GWUP-Blog vom 31.07.2025
  • Artikel: Forschung zu UAP: IFEX eröffnet Meldestelle für Sichtungen, GWUP-Blog vom 29.07.2025

Hinweis:

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9. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Ankündigung: FAKE’25 in Dresden – Konferenz zu Desinformation und Medienkompetenz mit Beteiligung der GWUP

Ende November findet im Deutschen Hygienemuseum Dresden die Konferenz FAKE’25 statt. Die Veranstalter von Break the Fake e. V. schreiben dazu auf ihrer Website:

Falschmeldungen und Desinformation verbreiten sich durch das Internet in rasantem Tempo und können tiefgreifenden Einfluss auf unser Denken, Handeln und politische Entscheidungen nehmen. Reißerische Schlagzeilen, gezieltes Framing und das selektive Präsentieren von Fakten (Cherry-Picking) verzerren die Wirklichkeit. Sie erschweren es, fundierte Urteile zu fällen und gefährden einen offenen, demokratischen Diskurs.

In diesem Kontext kommt der Förderung von Medienkompetenz und demokratischen Werten eine Schlüsselrolle zu. Bildungsvereine und Initiativen in Sachsen arbeiten bereits intensiv daran, Menschen zu stärken und aufzuklären. Doch um diesen Herausforderungen wirksam begegnen zu können, ist eine stärkere Vernetzung dringend notwendig. Nur gemeinsam können wir Synergien schaffen, Ressourcen effektiv nutzen und ein starkes, handlungsfähiges Netzwerk aufbauen, das in der Lage ist, zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln.

Darum laden wir als Break the Fake e.V. euch herzlich zu unserer Konferenz FAKE’25 ins Hygienemuseum Dresden ein. In interaktiven Sessions und praxisnahen Workshops tauschen wir uns über unsere Ansätze in der Bildungsarbeit aus. Bringt eure Konzepte und Ideen mit und helft uns, ein starkes Netzwerk im Kampf gegen Desinformation aufzubauen!

Auch die GWUP ist dort mit einem Kurzvortrag über „Kritisches Denken in der Schule“ vertreten. Und Sebastian Schnelle berichtet von seinen Skeptics-in-the-Pub-Erfahrungen: „Kritisches Denken im Kneipenformat“.

Von der diesjährigen SkepKon bekannt ist der Verein selbst-kritisch-vegan e. V., der dort einen Workshop zu Veganismus & Esoterik angeboten hat. Auf der FAKE’25 sind sie an einem eigenen Stand anzutreffen.

Das komplette Programm und weitere Infos finden sich auf der Website von Break the Fake.

Zum Thema:

Hinweis:

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8. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Ankündigung: Vortrag beim Düsseldorfer Aufklärungsdienst: „Neoreaktion – Ideologie der ‚dunklen Aufklärung'“ von Sebastian Schnelle

Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist Sebastian Schnelle beim Düsseldorfer Aufklärungsdienst. Diesmal im Gepäck ein Vortrag mit dem Thema „Neoreaktion – Ideologie der ‚dunklen Aufklärung'“.

Wo und wann?

12/11/2025

19 Uhr

Salon des Amateurs | Bar in der Kunsthalle
Grabbeplatz 4 | 40213 Düsseldorf

Eintritt frei / Spende erwünscht

Wer nicht vor Ort dabei sein kann, hat die Möglichkeit, das Event per YouTube-Livestream zu verfolgen und später jederzeit nachzuschauen:

Fragen können während der Diskussion über den Youtube-Chat gestellt werden.

Die Neoreaktion – Sebastian Schnelle | Düsseldorfer Aufklärungsdienst

Die Neoreaktion – Ideologie der „dunklen Aufklärung“
Die Neoreaktion (auch „dunkle Aufklärung“ genannt) hat in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen und sich als subversive intellektuelle Strömung im digitalen Zeitalter etabliert. Diese Bewegung, die sich radikal gegen die Prinzipien der liberalen Demokratie stellt und technokratische sowie autoritäre Regierungsmodelle propagiert, hat eine bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt, die Medienlandschaften zu beeinflussen. Einer ihrer Vordenker ist Curtis Yarvin. Dieser argumentiert, dass die USA eine Monarchie bräuchten und von einem CEO oder einem amerikanischen Cäsar geleitet werden sollten, wie ein Unternehmen. Peter Thiel, Tech-Investor, PayPal-Gründer und Milliardär, nannte Yarvin einen „interessanten Denker“ und schrieb bereits 2009 selbst in einem Aufsatz, dass er nicht glaube, dass „Freiheit und Demokratie kompatibel“ seien.
Der Vortrag untersucht die ideologische Basis dieser Bewegung. Auch wird darauf eingegangen, wie neoreaktionäre Ideen zunehmend in den Mainstream einsickern und welche Rolle soziale Medien dabei spielen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Verbindung von Curtis Yarvin, seinen Förderer Peter Thiel und den Thiel Freund und Besitzer von X / Twitter Elon Musk gerichtet werden.

Dr. Dr. Sebastian Schnelle promovierte 2011 an der University of Queensland, Brisbane in Physik und 2013 an der Universität Halle in Philosophie zum Thema „Gewaltrechtfertigungsstrategien islamischer Fundamentalisten“. Seine philosophischen Schwerpunkte sind Ethik, politische Philosophie und Religionsphilosophie. Seit über 15 Jahren beobachtet er die voraufklärerischen Antworten auf die Moderne wie auch das Erstarken extremistischer Kräfte aller Art in jüngster Zeit. Er betreibt den Podcast „Vorpolitisch“Sebastian Schnelle ist Mitglied der GWUP.

Eventeintrag im Skeptischen Netzwerk.

Sebs DA-Vortrag „Gemeinsam gegen die moderne Welt“ aus dem März kann hier angeschaut werden.

Zum Thema:

  • Artikel: Was bleibt vom Völkerrecht im Krieg? Seb Schnelle zu den Themenfeldern Extremismus und internationale Politik in imps Podcast „Skeptrum“, GWUP-Blog vom 14.10.2025
  • Artikel: Artikelserie von Sebastian Schnelle im hpd: Islamismus & rechte US-Politik, GWUP-Blog vom 03.05.2025
  • Artikel: Seb von Vorpolitisch zu Gast bei imps Skeptrum: Islamismus & die Neue Rechte, GWUP-Blog vom 07.03.2025
  • Artikel: Vortrag: Judith Faessler und Sebastian Schnelle referieren über das unwissenschaftliche Weltbild der Neuen Rechten (Skepkon 2024), GWUP-Blog vom 04.02.2025

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6. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Zwei hpd-Beiträge zu kontroversen Themen: Kritik an Ritueller-Gewalt-Doku und Proteste gegen Univortrag

In den vergangenen Tagen sind im Humanistischen Pressedienst (hpd) zwei Beiträge von GWUP-Mitgliedern erschienen, die sich mit kontroversen Themen befassen:


Wer ist hier blind?
Die „Rituelle Gewalt / Mind Control“-Verschwörungstheorie

vom 05.11.2025

Alexander Wolber, Neurowissenschaftler und Referent auf der SkepKon 2025 hat sich in einem hpd-Artikel ausführlich mit einem Dokumentarfilm auseinandergesetzt:

Der Dokumentarfilm von Liz Wieskerstrauch mit dem Titel „Blinder Fleck“ läuft derzeit in deutschen Kinos und beschäftigt sich mit „ritueller Gewalt“ an Kindern. Während der Film emotional mitreißt und sich gut in Szene setzen kann, krankt er an anderen Stellen. Er entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Vehikel der „Rituellen Gewalt / Mind Control“-Verschwörungstheorie.

Im Mittelpunkt der Doku stehen Leute, die angeben, in ihrer Kindheit Opfer rituellen Missbrauchs geworden zu sein:

Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle im frühen Kindesalter von geheimen Zirkeln oder satanischen Sekten entführt und in rituellen Zeremonien mehrfach vergewaltigt und gefoltert worden sein sollen. Man habe zudem versucht, gezielt ihre Persönlichkeit aufzuspalten, sie zu „konditionieren“ oder zu „trainieren“, sodass die unterschiedlichen Persönlichkeiten später einmal für die Täter verschiedene „Aufgaben“ erfüllen könnten. Bei einigen sei das von Erfolg gekrönt gewesen, da sie nun unter einer „dissoziativen Identitätsstörung“ (DIS) litten und mehrere „eigenständige“ Persönlichkeiten hätten.

Alexander Wolber kritisiert die einseitige Aufmachung des Films:

Der Film sucht keine differenzierte Auseinandersetzung mit „ritueller Gewalt“; er berichtet über die Perspektive der Betroffenen und versucht, das durch „Experten“ zu validieren, die diesem Glauben ebenfalls anhängen. Und dann gibt es da noch die Quotenkritiker – der kleine Lichtblick der Scharade, die sich Dokumentation nennt. Der ernüchternden Erkenntnis der Juristin und des Fallanalytikers, dass sämtliche Bemühungen, Tätergruppen zu ermitteln, über Jahre hinweg versandeten, wurde nicht weiter nachgegangen. Dabei hätte es sich genau an dieser Stelle angeboten, über „Verschwörungstheorie“, „satanic panic“, oder „Rituelle Gewalt / Mind Control“ (RG-MC) zu sprechen. Diese Worte fielen allerdings nicht ein einziges Mal. Zu Kritikern der rituellen Gewalt wurde stattdessen verallgemeinert, dass diese die Existenz von DIS leugneten. Damit war das Thema auch schon erledigt. Echte Kritiker der Verschwörungserzählung sucht man in der Doku vergebens.

In einer anschließenden Diskussion nach der Kinovorführung konfrontierte Alexander Wolber die Regisseurin Liz Wieskerstrauch direkt mit seiner Kritik:

Zudem wies ich Liz Wieskerstrauch darauf hin, dass der Film eben nicht, wie von ihr behauptet, ausgewogen und kritisch gedreht worden sei und dass es bereits Fälle gibt, in denen Patienten aufgrund des RG-MC-Verschwörungsmythos geschädigt wurden.

Die Regisseurin geriet daraufhin in deutliche Erklärungsnöte und lenkte in weitschweifigen Reden vom Thema ab und versuchte, sich selbst in einem positiven Licht darzustellen. Es gehe ihr darum, den Opfern zu helfen und nicht zu bewerten, entgegnete sie. Sie wolle den schwer traumatisierten Menschen Glauben schenken und ihnen eine Stimme geben – eine häufig entgegnete Antwort, die impliziert, dass Kritiker der RG-MC nicht am Leid der Betroffenen interessiert seien. Zudem sei die Geschichte mit der Mutter und der Tochter ein „fiktiver Fall“, der so nicht existiere und aus mehreren Betroffenenberichten konstruiert sei, der dann von einer Schauspielerin gespielt worden sei. Kurz darauf meldete sich ein junger Mann aus der ersten Reihe und stellte eine Frage, die, wie ich fand, genau ins Schwarze traf: „Wenn der Fall nur konstruiert und von einer Schauspielerin gespielt worden ist, dann ist das doch keine Dokumentation, oder?“ Das war mein Moment der Zufriedenheit.

Zum Volltext.


Raum für Argumente: Warum Hochschulen standhalten sollten
Erfahrungen mit einem Gastvortrag an einer deutschen Universität

vom 31.10.2025

Queer-Nations-Redakteur und GWUP-Mitglied Till Randolf Amelung hat vergangene Woche auf unserer Website sowie im hpd zu einem Vorfall an einer deutschen Universität berichtet, den er selbst erlebt hat. Er schreibt:

Am vergangenen Dienstag war ich eingeladen, einen Vortrag mit dem Titel „Transgender Wars – Why Became Biological Facts a Controversy?“ („Transgender-Kriege – Warum wurden biologische Fakten zu einer Kontroverse?“) im Rahmen eines Seminars an der Leuphana-Universität in Lüneburg zu halten. Der Vortrag wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, weil mein Thema von breiterem Interesse sein könnte. Inhaltlich sollte es um die Konflikte gehen, die sich im Kern auf politisch motivierte Veränderungen der Definition von biologischem Geschlecht zurückführen lassen.

Es deutete sich an, dass der Auftritt nicht ohne Zwischenfälle verlaufen würde, denn es

wurde auch dieses Mal im Vorfeld versucht, Druck auszuüben, damit mein Vortrag nicht stattfindet.

Dies erfolgte über entsprechende Instagram-Beiträge von Aktivisten-Gruppen, die vor der Veranstaltung mit Till warnten.

Als es losging, bestätigte sich die anfängliche Befürchtung:

Eine Gruppe von Personen machte den Eindruck, dass sie nicht in konstruktiver Absicht gekommen war. Es wurden Flugblätter mit den Diffamierungen verteilt, die von den Instagram-Beiträgen übernommen waren, ein Banner entrollt und Schilder hochgehalten.

Die Störergruppe ließ auch im Verlauf des Vortrags nicht locker:

Immer wieder wurde der Vortrag mit verächtlichen Zwischenrufen und Gelächter gestört. Mein Gastgeber versuchte regelmäßig auf die Störer einzuwirken, um mich meinen Vortrag zu Ende halten zu lassen, so dass es am Ende noch zu einem sachlichen Austausch kommen könnte. Manchmal sprangen einzelne Personen aus dieser Gruppe auf und riefen zum Beispiel: „Du gehörst nicht zu uns!“ Es wurde jede Gelegenheit genutzt, sich erregt zu zeigen und zu empören. Vor allem, wenn Zitate von missliebigen Personen wie J. K. Rowling oder sogar Claire Ainsworth gezeigt wurden. Dabei war mein Vortrag so konstruiert, konträre Positionen auch mit Zitaten zu belegen – wie es im wissenschaftlichen Rahmen üblich sein sollte.

Von echter Gesprächsbereitschaft war kaum etwas zu spüren:

Aus der Gruppe der Protestierenden wiederum blieb eine Handvoll zurück und lediglich eine Person aus dieser Gruppe war bereit, sachlich, konstruktiv und höflich mit mir über ihre Kritik zu sprechen. Die meisten der anderen blieben im Modus der Feindseligkeit und es wurde mir wiederholt vorgeworfen, ich würde Menschenrechte zur Debatte stellen. Ein Vorwurf, der an Absurdität nicht zu überbieten ist.

Till ergänzt einen Appell, der über diesen Vorfall hinausgeht:

Auch wenn die Veranstaltung unter stark erschwerten Bedingungen stattgefunden hat, bin ich froh, dass die Uni daran festgehalten hat und sie durchgezogen wurde – und damit dem Geist einer Universität als Ort für wissenschaftliche Debatten zumindest von der Intention her gerecht geworden ist. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Hochschulen hier Rückgrat zeigen und den Forderungen von kleineren Gruppierungen innerhalb der Universität nicht so oft stattgegeben würden, denn dadurch bekommen sie einen Einfluss, der häufig zu Lasten von anderen Studierenden geht. Auch würde ich mir wünschen, dass eine Universität, wenn es zu solchem Verhalten kommt, deutlich macht, dass so etwas an einer Universität nichts verloren hat.

Hier zum Volltext.


Zum Thema:

  • Artikel: Ein neuer Ort für Aufklärung und Austausch: Das Humanistische Bildungs- und Begegnungszentrum Konstanz, GWUP-Blog vom 19.04.2025
  • Artikel: Ein Teufelskreis, in dem Fakten geschaffen werden: Teil vier von „Geteiltes Leid“ über satanistisch-rituelle Gewalt und Mind Control, GWUP-Blog vom 06.12.2024
  • Artikel: Till Randolf Amelung: Kritische Fachtagung wird von Aktivisten als Junk-Science und Pseudo-Wissenschaft diffamiert, GWUP-Blog vom 16.08.2025
  • Artikel: Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller: Der Trans-Komplex, GWUP-Blog vom 11.02.2025

Hinweis:

  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
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4. November 2025
von Felix Pfannstiel
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Gastbeitrag: Das gibt’s doch gar nicht! Ist Cancel Culture nur ein Mythos?

Ein Gastbeitrag von Stefan Uttenthaler, Anne Frütel und Sebastian Schnelle

In einem im August 2025 auf futurezone.at veröffentlichten Artikel vertritt Florian Aigner die Meinung, Cancel Culture sei nur ein Mythos. Bei dem, was als Cancel Culture beschrieben wird, handle es sich laut Aigner vielmehr um “Feedback“ an lautstarke, in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten, die ihre politisch unkorrekte Meinung hinausposaunen möchten und die die im Feedback enthaltene Kritik zur Opfer-Selbstinszenierung für höhere Klickzahlen nutzen würden. Die einzige wirkliche Gefahr sind für Aigner autoritäre Systeme wie in Russland, Ungarn oder seit neuestem in den USA, die die freie Meinungsäußerung und die Wissenschaftsfreiheit nur in eine Richtung, nämlich von oben nach unten, unterdrücken würden. Wir wagen eine Replik.

In seinem Artikel “Man darf ja nichts mehr sagen!“ in der Futurezone schreibt Aigner, Cancel Culture, insbesondere “woke“ Cancel Culture, sei ein “Mythos“, für den es keine Belege gäbe. Immer mehr Fernsehstars, Professoren und Comedians würden zu dem Trick greifen, zu behaupten, sie dürften nichts mehr sagen und seien Opfer einer „politisch korrekten Meinungsdiktatur“ (Anführungszeichen im Original). “Man attackiert benachteiligte Minderheiten, und wenn man dafür attackiert wird, erklärt man sich selbst zur benachteiligten Minderheit“, so Aigner. Er verweist zwar auf die Liste von Unterdrückungsfällen, die vom Netzwerk Wissenschaftsfreiheit (NWF) geführt wird, findet diese Fälle aber offenbar nicht überzeugend. Stattdessen zieht er Vergleiche mit Pseudowissenschaftern und Verschwörungstheoretikern wie Sucharit Bhakdi, Daniele Ganser und Andrew Tate, die “als Medien-Star oder Uni-Professor Kritik einstecken“ müssten. Das sei keine Cancel Culture, sondern “Feedback“.

Auf Bluesky setzte er kurz darauf noch eins drauf und verteidigte seinen Artikel. Die vom NWF gesammelten Fälle seien “verblüffend harmlos“, da es nicht zu  Zensur, Gewalt oder Berufsverbote gekommen sei. “Bloße Kritik an einer Aussage ist kein Canceln.“, schreibt Aigner. Denjenigen, die eine Cancel Culture konstatieren, ginge es nur darum, “ohne Konsequenz politisch inkorrekt herumpoltern zu können“. In einem anderen Bluesky-Thread, den er Steven Pinker widmet, pathologisiert Aigner sogar Menschen, die über Cancel Culture lamentieren, und empfiehlt ihnen mit der Frage “Ist die Cancel-Culture hier bei uns im Raum?“ implizit, sich bei einem Therapeuten auf die Couch zu legen.

Wir sind der Ansicht, dass Florian Aigners Sicht auf die Dinge zu einfach ist, er Cancel Culture verharmlost und man sie nicht einfach leugnen kann. Dieser Artikel soll dies analysieren.

Was versteht man unter Cancel Culture?

Ein guter Startpunkt für unsere Analyse ist die Wikipedia. Sie wartet mit einem gar nicht so kurzen Artikel über Cancel Culture auf. Laut Wikipedia ist Cancel Culture, “ein politisches Schlagwort, das systematische Bestrebungen zum partiellen sozialen Ausschluss von Personen oder Organisationen bezeichnet, denen unliebsame Aussagen beziehungsweise Handlungen vorgeworfen werden.” Etwas plastischer beschrieben wird die Natur der Cancel Culture weiter unten: “Cancel Culture [geht] es nicht darum, offene Debatten zu führen und provokante Behauptungen sachlich zu widerlegen, sondern darum, ihre Urheber zu diskreditieren.“ Anders als von Aigner dargestellt, kann Cancel Culture sehr wohl auch nicht privilegierte Persönlichkeiten treffen: “Des Weiteren wird kritisiert, dass die Praktiken, die sich unter dem Begriff Cancel Culture subsumieren lassen, nicht nur Reiche und Mächtige treffen können, sondern auch weniger bekannte Persönlichkeiten sozialer Medien, die möglicherweise selbst marginalisierten Gruppen angehören, und für die anhaltend negative bis belästigende Kommentare in sozialen Medien ernsthafte psychische und ökonomische Folgen haben können.” Solche Beispiele aus unserem Umfeld geben wir weiter unten. Die Wikipedia versammelt etliche Beispiele von Vorfällen, die im öffentlichen Diskurs als Cancel Culture bezeichnet wurden; sie sind jedoch nicht notwendigerweise idealtypische Beispiele dafür. Bei einzelnen Fällen mag man streiten, ob sie als Cancel Culture gelten mögen oder nicht, und ebenso kann man über die Frage debattieren, ob das ein zunehmender Trend ist. An keiner Stelle jedoch zieht die Wikipedia in Zweifel, ob die damit gemeinten Gepflogenheiten ein reales Phänomen in heutigen Gesellschaften sind.

Den Unterschied zwischen Kritik und Cancel Culture hat André Sebastiani im Artikel “Kritisierst Du noch, oder cancelst Du schon? Warum wissenschaftlicher Skeptizismus freien Diskurs braucht” erläutert. “Von Cancel Culture spricht man, wenn es in einem sozialen Umfeld üblich geworden ist, zu canceln, das heißt, Menschen mit abweichenden Auffassungen aus dem Diskurs auszuschließen”. Das Prinzip lautet: “Wer cancelt, verweigert sich der rationalen Diskussion und versucht stattdessen, Meinungsäußerungen Anderer entweder zu verhindern oder mit so hohen Kosten zu belegen, dass diese freiwillig schweigen.” In einer Tabelle werden die wichtigen Unterschiede zwischen Kritik und Cancel Culture übersichtlich zusammengefasst. Um es mit Sebastiani zu sagen: “Der fundamentalste Unterschied liegt wohl in der Einstellung: Wer rational kritisiert, dem geht es nicht darum, eine Person zum Schweigen zu bringen. Wer kritisiert, ist tolerant, stellt Fragen, hört wohlwollend zu und sucht genuin nach Antworten. … Rationale Kritik ist damit das Grundprinzip der Wissenschaft und mithin des wissenschaftlichen Skeptizismus. Cancelling ist das Gegenteil davon. Es zielt darauf ab, denjenigen, der abweichende Meinungen vertritt, zu isolieren und zu bestrafen.” Durch die Atmosphäre der Einschüchterung geht der „zwanglose Zwang des besseren Arguments“ verloren, wie es der deutsche Philosoph Jürgen Habermas einmal treffend formulierte.

Cancel Culture ist auf keine bestimmte politische Richtung beschränkt. Die Republikaner unter Donald Trump waren (und sind) sehr “erfolgreich“ darin, solche Methoden anzuwenden, um abweichende Ansichten zu isolieren und auszuschließen. Aber auch die Linke kennt autoritäre Tendenzen, die sie unter ihresgleichen anwendet. Der österreichische Journalist und Autor Robert Misik, der als politisch links eingeordnet werden kann, hat die Existenz einer Cancel Culture in linken Kreisen längst eingeräumt und sie treffend beschrieben. “Ein Vorwurf der Gegner, der sich leider nicht einfach weg-bestreiten lässt“, gesteht er.

Aus diesen Überlegungen wird bereits ersichtlich, dass, anders als von Aigner dargestellt, die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung nicht nur von oben nach unten, vom Staat auf den Bürger, sondern auch zwischen den Bürgern, also horizontal, ausgeübt werden kann. John Stuart Mill schrieb bereits 1859 in seinem klassischem Werk On Liberty, dass nicht nur die politisch Beauftragten, also der Staat, eine “Tyrannei” ausüben könne, sondern dass auch die Gesellschaft ihre eigenen, ungeschriebenen und unvernünftigen Befehle erlassen kann, die noch viel tiefer und unentrinnbar in das Private eingreifen, also eine “soziale Tyrannei” ausüben. Freilich hat ein Staat ganz andere Mittel und Möglichkeiten als seine Bürger zur Verfügung, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken. Das bedeutet jedoch nicht, dass die von den Bürgern untereinander angewandten Mittel weniger effektiv und folgenreich wären.

Wo Aigner recht hat

Florian Aigner hat definitiv recht mit seiner Analyse der Meinungsunterdrückung in autoritären Systemen wie in Russland, Ungarn oder den USA spätestens seit der zweiten Amtsübernahme von Donald Trump. Diese Entwicklungen gehören ohne Zweifel zu den großen Bedrohungen der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit, die wir in unseren Tagen erleben, und es ist höchst angebracht, darüber zu schreiben und zu reden. Als durchschnittlicher Mitteleuropäer kann man gegen diese Form der Meinungsunterdrückung nur leider sehr schwer selbstwirksam werden.

Es stimmt auch, dass “Fernsehstars, Professoren oder Comedians“ – man könnte auch allgemein von durchaus privilegierten Menschen sprechen – von öffentlicher Kritik oder (vermeintlicher) Cancel Culture in Form von höheren Klick- oder Verkaufszahlen ihrer Produkte profitieren können, wobei keineswegs gesichert ist, dass sie das auch tatsächlich tun werden. Und selbst wenn es so sein sollte, ist keineswegs klar, ob das damit zu tun hat, dass sie sich als Opfer inszenieren, oder schlicht daher rührt, dass es sich um bekannte Persönlichkeiten handelt und solche Fälle öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. Für uns soll diese Frage aber sekundär sein.

Wo Aigner Unrecht hat

Sehr wohl kann man hierzulande aber etwas gegen Cancel Culture tun. Das würde damit beginnen, dass man sie nicht verharmlost. Aigner nennt in seinem Artikel die vom NWF1 zusammengetragene Liste von dokumentierten Fällen aus dem deutschsprachigen Raum. Aigner verklinkt die Liste in seinem Artikel nicht, was den Lesern die Prüfung seiner Aussagen erleichtern würde. Ein recht zufälliger Blick auf die Liste fördert folgende Fälle zutage: Ein Professor, der sich wegen einer als rassistisch missinterpretierten Vorlesungsfolie einem Shitstorm von Studenten ausgesetzt sieht, der in Morddrohungen gipfelt; ein aufgrund von Studentenprotesten für Monate gestopptes Habilitationsverfahren, weil der Habilitand Jahre früher eine Erklärung gegen illegale (!) Masseneinwanderung unterschrieben hat; eine abgesagte Präsentation eines Tagungsbandes aufgrund von Drohungen, die sehr wahrscheinlich von der aserbaidschanischen Botschaft gestreut wurden; etc. Alles harmlos? Insbesondere seit Oktober 2023 häufen sich dokumentierte Fälle, in denen Personen mit israelischem bzw. jüdischem Hintergrund betreffen, sodass man antisemitische Beweggründe der Aktivisten vermuten kann – alles harmlos? Das NWF verlinkt auf seiner Seite entsprechende Listen von dokumentierten Fällen aus den USA und Kanada sowie aus Großbritannien, die keineswegs minder bedenklich sind und auch Fälle umfassen, bei denen Wissenschafter ihre Posten verloren haben.

Aigners Kritik am NWF ist an der Stelle unredlich, wo er suggeriert, dass das NWF sich darüber beschweren würde, dass eine Fachzeitschrift (gemeint ist Nature) von ihren Autoren fordern würde, die Würde und Rechte von Menschengruppen zu achten. Vielmehr kritisiert das NWF jedoch, dass Nature vorgibt, wie Autoren Begriffe wie „Gender“ zu verwenden haben. Und das, obwohl Nature in den Richtlinien schreibt, wie sehr alles im Fluss ist und die Begriffe selbst Gegenstand der Forschung sind. Die von Aigner zitierte Stelle über die Menschenwürde hingegen findet sich in den ethischen Richtlinien 20 Absätze weiter oben und hat mit der spezifischen Kritik des NWF nichts zu tun.

Das NWF dokumentiert nur Fälle von Cancel Culture im Wissenschaftsbetrieb. Methoden zur Unterdrückung unliebsamer Meinungen gibt es jedoch auch in anderen Bereichen, z.B. im Kulturbetrieb. Jüngst etwa wurde ein Beitrag der Autorin Gertraud Klemm vom Leykam-Verlag aus einer Anthologie gestrichen, nachdem andere Autorinnen gegen sie protestiert hatten, weil Klemm Jahre zuvor (für einige als umstritten angesehene) Aussagen zum Begriff “Frau“ und über Feminismus getätigt hatte. Der Fall schlug in Österreich auch öffentliche Wellen.

Neben unstrukturierten Listen dokumentierter Fälle gibt es mittlerweile wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Phänomen Cancel Culture beschäftigen und es detailliert analysieren. Vor allem im angloamerikanischen Raum wird mittlerweile so viel daran geforscht, dass sogar Forschung über Forschung an Cancel Culture betrieben wird. So analysierte Gergely Ferenc Lendvai in seinem Artikel “More Than Just a Buzzword—Mapping the Evolution of Research on Cancel Culture in Social Sciences“ die Entwicklung, Themen und Sichtbarkeit der Forschung zu Cancel Culture. Allein im Jahr 2023 wurden über 100 sozialwissenschaftliche Artikel zu dem Thema veröffentlicht, und selbst in Entwicklungsländern wird wissenschaftlich daran geforscht.

Im Jänner 2025 wurde die Konferenz Censorship in the Sciences: Interdisciplinary Perspectives an der University of Southern California in Los Angeles abgehalten. Sie beschäftigte sich nicht mit staatlicher Zensur, sondern mit der Unterdrückung von wissenschaftlicher Forschung und ihrer Ergebnisse auf der Grundlage, dass das generierte Wissen irgendwie gefährlich oder unerwünscht sein oder gegen moralische, politische oder religiöse Ansichten oder andere Werte und Einstellungen irgendeines Teils der Bevölkerung verstoßen könnte – also genau das, was man landläufig unter Cancel Culture versteht. Die YouTube-Videos der Vorträge sind auf der Konferenzwebsite verlinkt und die Beiträge wurden in einem Tagungsband im Journal of Controversial Ideas publiziert. Wenn Cancel Culture nur ein Mythos ist, sind dann all diese Wissenschafter Pseudowissenschafter?

An diesem Punkt dürfte bereits hinreichend klar sein, dass es Cancelling gibt, sowohl im anglo-amerikanischen als auch im deutschsprachigen Raum. Es geht nur noch um die Frage, ob es eine Cancel “Culture” gibt, dass also von einer “Kultur”, einer gesellschaftlichen Gepflogenheit, einem Usus gesprochen werden kann.

Cancel Culture in unserem Umfeld

Fälle von Cancel Culture können wir auch aus unserem Umfeld im Engagement der Skeptiker berichten. Wir zitieren z.B. aus dem weiter oben verlinkten Artikel von André Sebastiani: “Im Jahr 2022 wurde der Kölner Forensiker Cornelius Courts für einen Vortrag zu den Skeptics in the Pub Köln eingeladen – und dann wieder ausgeladen. In der E-Mail-Absage an Courts wurde die Ausladung mit dessen Mitgliedschaft im Netzwerk Wissenschaftsfreiheit begründet, die, so der Text der E-Mail, „ein Problem für uns“ darstelle. Pure Ironie, denn das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit existiert überhaupt nur, weil Cancelling dieser Art leider vorkommt. Courts ist dort Mitglied, um ein Zeichen gegen Cancel Culture zu setzen – und wird dafür selbst gecancelt.“ Courts berichtet in einem Gespräch auf YouTube von den Vorfällen.

Unser Skeptiker-Kollege und Transmann Till Randolf Amelung berichtet im Blog von Queer Nations über den Fall Sigi Lieb. Lieb gibt Workshops über gendersensible Sprache und man kann von ihr wohl sagen, dass sie besonders rücksichtsvoll für die Bedürfnisse von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten ist. Unter anderem ist sie der Meinung, dass eine offene Debatte über Interessenskonflikte zwischen Frauenrechten, Homosexuellenrechten und Transrechten geführt werden soll und diese Debatte nicht den rechten Medien überlassen werden soll. Allein diese vorsichtige Aussage reicht Teilen der Transaktivistas, Lieb als “transphob“ zu bezeichnen und sie bei ihren Auftraggebern anzuschwärzen und zu diffamieren. Mit “Erfolg”: Manche Auftraggeber lassen sich davon beeindrucken und haben Lieb die Aufträge entzogen. Die Unterdrückung von Liebs unliebsamer Meinung hat also handfeste ökonomische Konsequenzen, sodass sie um ihre wirtschaftliche Existenz bangen muss – von der psychischen Belastung ganz zu schweigen. Dieser Fall zeigt eindrücklich, dass entgegen Aigners Darstellungen eben nicht immer die eh gut abgesicherten, privilegierten Persönlichkeiten im Rampenlicht mit vielen Followern betroffen sind, sondern auch wenig bekannte Menschen, die nicht davon profitieren können, öffentlich in die Opferrolle zu schlüpfen. Zu Fällen wie diesen würde uns die konkrete Haltung von Aigner interessieren. Inwiefern ist das keine Cancel Culture?

Amelung selbst ist ebenfalls von Cancel Culture betroffen. Er berichtet, dass sein Arbeitgeber E-Mails bekommt, in denen Amelung wegen seines Aktivismus attackiert wird. Ebenso bekommen Event-Veranstalter, die mit ihm etwas organisieren möchten, solche E-Mails. Das wenigste davon passiert öffentlich. Als konkretes Beispiel aus 2020 sei erwähnt, dass Amelungs Arbeitgeber angeschrieben wurde, dass er angeblich die AfD verharmlosen würde, weil er sich in einem Artikel von 2016 (!) auf einen Blogeintrag im rechten Jugendmagazin “Blaue Narzisse“ bezog. Wohlgemerkt distanzierte sich Amelung im selben Absatz deutlich erkennbar von der AfD und dem rechten Magazin. Zum Glück erkannte sein Arbeitgeber die Vorwürfe als haltlos. Mehr als unangenehm sind solche Vorkommnisse allemal.

Cancel Culture in Aigners Umfeld

Obwohl Aigner Cancel Culture zu einem Mythos erklärt, war er bzw. das von ihm mit organisierte Goldene Brett vorm Kopf 2023 den Auswirkungen einer Cancel Culture ausgesetzt. Damit ist nicht (nur) gemeint, dass die Veranstaltung im Wiener Stadtsaal einer massiven Störaktion von vorwiegend aus dem linken Milieu stammenden Impfgegnern ausgesetzt war und Aigner sogar tätlich attackiert wurde, als er ein Handyfoto machen wollte. Damit ist vor allem gemeint, dass im Vorfeld der Verleihung der Stadtsaal in einer E-Mail ebenfalls von einem impfgegnerischen Aktivisten aufgefordert wurde, von der Abhaltung der Veranstaltung “Abstand zu nehmen“, und nach der Veranstaltung eine der Laudatorinnen bei ihrem Arbeitgeber angeschwärzt und von ihm eine öffentliche Distanzierung gefordert wurde. Auch wenn die Versuche in diesem Fall glücklicherweise folgenlos blieben, die einschüchternde Wirkung solcher Aktionen ist wohl schwerlich von der Hand zu weisen.

Fazit

Die zahlreichen hier und anderswo zusammengetragenen “Einzelfälle” von Cancelling, ob erfolgreich oder nicht, belegen unseres Erachtens nach hinreichend, dass es mittlerweile eine gesellschaftliche Gepflogenheit, oder besser eine Unart, geworden ist, für falsch gehaltene Meinungen nicht einfach zu kritisieren, sondern diejenigen, die diese Meinung äußern, systematisch aus dem Diskurs auszuschließen, zu isolieren und ihnen zu schaden. Cancel Culture existiert, und sie trifft nicht nur privilegierte Persönlichkeiten, sondern es sind auch die “kleinen Leute“ davon betroffen, die sich nicht zur Wehr setzen können und ökonomisch und psychisch Schaden nehmen.

Aus all den Beobachtungen lässt sich ein Muster zeichnen, wie Cancel Culture vorgeht. Zuerst werden Positionen und Themen moralisch aufgeladen und so der rationalen Analyse entzogen. Dann werden diese als verwerflich gebrandmarkt. Im nächsten Schritt geht es dann gegen Personen, die das Unliebsame, das jetzt als moralisch verpönt Geltende, vertreten. Anstatt deren Aussagen und Meinungen sachlich, also in der Sache, zu kritisieren, werden die Personen attackiert und Konsequenzen für sie verlangt. Das kann so weit gehen, dass Arbeitgeber, Auftraggeber oder Veranstaltungsorganisatoren kontaktiert werden und von ihnen gefordert wird, sich von der betreffenden Person öffentlich zu distanzieren, ihr Aufträge zu entziehen oder Veranstaltungen mit ihr abzusagen. Auffällig häufig werden von den Betreibern von Cancel Culture Aussagen aus dem Hut gezaubert, die die Gecancelten vor Jahren getätigt haben. Das bedeutet, dass sich niemand, der sich irgendwann einmal öffentlich zu irgendeinem Thema geäußert hat, sicher sein kann, dass nicht auch einmal seine Aussagen herangezogen werden, um sie fürs Cancelling zu verwenden – es könnte auch uns aufgrund dieses Artikels passieren. Besonders effektiv ist Cancel Culture, wenn sie öffentlich passiert, da dann jeder sehen kann, wie es einem ergeht, wenn man selbst eine verpönte Meinung äußert. Aussagen, die nie getätigt wurden, sieht natürlich niemand, aber man kann nachweisen, dass es diese Vorbehalte, sich zu äußern, gibt. Viele äußern sich aus Angst, selbst Opfer von Cancel Culture zu werden, dann lieber nicht öffentlich. Die GWUP ist eine der wenigen Organisationen, die diesen Tendenzen entgegenwirken und Raum für offenen Diskurs bieten möchten.

Cancel Culture ist Mob und Bullying. Der Unterschied zu normalem Mobbing ist, dass es für die “gute Sache“™ gemacht wird. Aigner gehört genauso zu Philipp Hübls “Moralspektakel“ und klatscht offenbar  Beifall, wenn es Leuten wie Sigi Lieb und Till Randolf Amelung an den Job geht – ihn trifft es ja nicht. Aigner tut mit seiner Leugnung der menschengemachten Cancel Culture genau das, was man sonst gern der weißen Mehrheitsgesellschaft vorwirft, nämlich Dinge wegzuwischen, weil es sie inhaltlich nicht betrifft.

Die Autoren danken Till Randolf Amelung, Ulrich Berger, Nikil Mukerji und André Sebastiani für wertvolle Anregungen und Kommentare.


  1. An anderer Stelle wirft Aigner dem NWF “verblendete[n] Radikalkonservativismus” vor. ↩︎

3. November 2025
von Felix Pfannstiel
1 Kommentar

Dr. Gerd Kommer auf der SkepKon 2025: Warum Finanzjournalismus oft zur „Finanzpornografie“ wird

Dr. Gerd Kommer sprach in seinem Vortrag auf der SkepKon 2025 darüber, warum viele Medien beim Thema Investments irreführend berichten. Das Video dazu ging gerade auf dem YouTube-Kanal der GWUP online.

Seit Jahrzehnten versagen die Medien in Deutschland – öffentlich-rechtliche ebenso wie private, traditionelle ebenso wie neue – darin, die Erkenntnisse der Wissenschaft des Investierens in ihrer Berichterstattung über Vermögensanlagen zu berücksichtigen. Das Ergebnis ist sehr häufig Finanz- oder Investmentpornographie, ein Terminus der vor über 20 Jahren von der US-Finanzjournalisten Jane Bryant Quinn geprägt wurde. Investmentpornographie sind Aussagen in den Medien, im Internet (und im Marketing von Finanzdienstleistern), die suggerieren, es sei für mehr oder weniger jeden möglich, mit geringem Risiko und/oder geringem Arbeitsaufwand systematisch hohe Renditen zu erzielen. Finanzpornographie appelliert gezielt an einige unschöne Eigenschaften bei ihren Adressaten, also uns allen: Gier, FOMO, Neid, Ungeduld, Naivität, Unwissenheit, Selbstüberschätzung und Faulheit. Die Hauptursache von Finanzpornographie auf der Angebotsseite ist banal: Das Ziel „Auflagen und Views zu maximieren“. Diesem Ziel wird Rationalität und „Anständigkeit“ bereitwillig geopfert. Das ist insofern bemerkenswert als es dem selbstgerechten Anspruch der Medien und berufsmäßiger Journalisten als „vierte Gewalt“ widerspricht. Darüberhinaus ist es ein bedauerlicher Bremsfaktor bei der Bekämpfung des Problems der Altersarmut.

Dr. Gerd Kommer (‪@gerdkommer‬) ist Vermögensberater, Sachbuchautor und Ökonom. Nach Stationen bei der Bayerischen Vereinsbank in München und Johannesburg sowie bei der Deutschen Pfandbriefbank in London gründete er 2017 die Gerd Kommer Invest GmbH, die er seither leitet. Als Autor zahlreicher Bestseller – darunter das mit dem Deutschen Finanzbuchpreis ausgezeichnete Werk „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ – hat Kommer maßgeblich dazu beigetragen, das Konzept des passiven Investierens einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Finanzpornographie: Systematische Antiwissenschaftlichkeit von Finanzjournalisten und Finfluencern

Inhalt:

  • Einleitung [ab 0:00 min]
  • Investmentansatz für Privatanleger [ab 1:40 min]
  • Falsche Investmentansätze für Privatanleger [ab 6:00 min]
  • Rahmenbedingungen von Medienerfolg bei Investmentthemen für Privatanleger [ab 9:40 min]
  • Medienfluch der Finfluencer [ab 18:50 min]
  • Was ist Finanzpornografie? [ab 24:30 min]
  • Beispiele [ab 28:30 min]
  • Wie man dem entgegnen kann. [ab 33:20 min]

In 2 Wochen folgt das nächste SkepKon-Video.

Zum Thema:

  • Artikel: SkepKon-Video #6: Ganz natürlich und ohne Chemie? – Prof. Dr. Sascha Skorupka entlarvt die Mythen alternativer Reinigungsmittel, GWUP-Blog vom 20.10.2025
  • Artikel: Video #5 der SkepKon 2025 mit Ali Hackalife: „Hack me if you can! – Betrug entdecken und verstehen“, GWUP-Blog vom 06.10.2025
  • Artikel: SkepKon-Video Nr. 4: Cornelius Courts entkräftet den Mythos vom DNA-Geruchssinn bei Hunden, GWUP-Blog vom 22.09.2025
  • Artikel: SkepKon-Video #3: „Der pathologisierte Andere: Trump und seine Wählerschaft“ von Prof. Dr. Claudia Franziska Brühwiler, GWUP-Blog vom 08.09.2025
  • Artikel: Zweites SkepKon-Video: Panel „Dialog oder Distanz – Mit wem sollten Skeptiker sprechen?“ zu Varnans Auftritt bei Jasmin Kosubek, GWUP-Blog vom 25.08.2025
  • Artikel: Es geht los: Das erste Video der SkepKon 2025 ist online! – Panel-Diskussion „Hexenjagd 2.0“ mit Marie-Luise Vollbrecht, GWUP-Blog vom 11.08.2025

Hinweis:

  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
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31. Oktober 2025
von Felix Pfannstiel
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Der NDR mit Undercover-Aufnahmen aus dem Bruno-Gröning-Freundeskreis: „Es gibt kein unheilbar.“

Zum Bruno-Gröning-Freundeskreis gab es auf dem GWUP-Blog zuletzt vor gut 2 Jahren etwas zu lesen. Zeit für ein kleines Update.

Bei Psiram steht:

Der Bruno Gröning-Freundeskreis (BGF) ist eine sektenartige Vereinigung von Anhängern des vor mehr als 40 Jahren verstorbenen Scharlatans, Geist- und Wunderheilers Bruno Gröning, die in 93107 Thalmassing ansässig ist. Führende Anhänger des BGF geben vor, nach den Lehren von Bruno Gröning Heilung auf geistigem Wege bewirken zu können (im Sektenjargon: „Aufnahme von Heilstrom“).

Mit einem Artikel und einer 45-minütigen Reportage blickt der NDR jetzt in das Innere des BGF:

Der Bruno-Gröning-Freundeskreis hat in Deutschland mehr Mitglieder als Scientology – und ist öffentlich doch kaum bekannt. In knapp 700 Gröning-Gemeinschaften, darunter mehr als 70 in Norddeutschland, treffen sich die Anhänger des 1959 verstorbenen „Wunderheilers“ Bruno Gröning.

Nach dem Zweiten Weltkrieg strömten tausende Anhänger Bruno Grönings zu öffentlichen Massenheilungen. „Schenken Sie mir ihr Leiden! Ich nehme es!“, versprach er. Ein großer Kropf am Hals des Heilers sollte dabei helfen, den „göttlichen Heilstrom“ zu kanalisieren – und Krankheiten fremder Menschen aufzunehmen.

„Es gibt kein unheilbar“, verspricht der „Bruno Gröning Freundeskreis“. Die Glaubensgemeinschaft zieht zehntausende Menschen an, die auf den „göttlichen Heilstrom“ hoffen – selbst bei schweren Krankheiten wie Krebs. Den NDR-Autoren Edith Dietrich und Herbert Kordes ist es gelungen, ins Innere des Freundeskreises vorzudringen. Was suchen Menschen in der Gemeinschaft? Und wie gefährlich wird es, wenn sie der Lehre Bruno Grönings mehr vertrauen als dem eigenen Arzt?

Die Reportage zeigt neben den Undercover-Aufnahmen Ausschnitte aus Grönings Leben, Schicksale von Kranken, ein Interview mit dem Freundeskreis-Leiter Dieter Häusler und mehr. Außerdem erfährt man, was hinter den Aluminium-Hufeisen steckt.

Zum Thema:

  • Artikel: Bruno Gröning-Freundeskreis: „Eine Sekte, die zum Tode führen kann“ im „Spiegel“, GWUP-Blog vom 12.08.2023
  • Artikel: Wenn „Geistheiler Nikolaus“ wohlfeile Märchen über Bruno Gröning erzählt, GWUP-Blog vom 01.10.2013
  • Psiram: Bruno-Gröning-Freundeskreis

Hinweis:

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30. Oktober 2025
von Felix Pfannstiel
1 Kommentar

Schmuck mit Wirkung? „Susannchen braucht keine Globuli“ blickt zurück auf die Gesundheitsschmuck-Trends der vergangenen 50 Jahre

Die Vorstellung, bestimmter Schmuck könne eine heilende Wirkung auf den Körper ausüben, ist alt,

[t]atsächlich begleitet uns die Vorstellung, Armbänder, Ketten oder Anhänger könnten Entzündungen lindern, Energie aktivieren oder gar Viren abwehren, in einer besonderen Form auch in unserer Zeit, es lässt sich über die letzten Jahrzehnte hinweg eine regelrechte Evolution beobachten, wobei die Materialien, Begriffe und Werbesprüche wechseln – der Glaube dahinter bleibt erstaunlich konstant.

Darum geht’s im neuen Blogbeitrag von Susannchen braucht keine Globuli.

Ein kleiner Rückblick über ‚heilenden‘ Schmuck.

In den 70ern war Kupfer angesagt:

In den 1970er- und 80er-Jahren war das Kupferarmband der Inbegriff ganzheitlicher Gesundheitskultur. Man trug es gegen Rheuma, Arthritis und schlechte Energie. Angeblich sollten winzige Kupferionen über die Haut in den Körper wandern und Entzündungen lindern.

Magnetismus in den 90ern:

In den 1990ern wurde das Kupfer abgelöst durch den Magnetismus. Magnetarmbänder, -ohrringe und -anhänger versprachen nun, den Energiefluss des Körpers zu harmonisieren. „Biomagnetische Felder“ sollten Schmerzen lindern, die Durchblutung fördern und die Selbstheilung aktivieren.

Nach der Jahrtausendwende:

Als die 2000er-Jahre kamen, wurde der Schmuck technischer – und das Vokabular gleich mit. Plötzlich hieß es „Quantum Pendant“, „Scalar Energy Necklace“ oder „Energie-Amulett“. Anstelle von Magneten kamen angeblich „aktivierte Mineralien“, „Vulkangestein“ oder „Skalarwellenresonanz“.

Und was der neueste Schrei ist:

Mit der Pandemie kam dann die neueste Generation des Gesundheitsschmucks: ionisierende Ketten. Sie sollen, so die Hersteller, „negative Ionen“ freisetzen, die Viren abtöten (allerdings sind Viren bekanntlich keine Lebewesen …) und – natürlich – das Immunsystem stärken.

Mehr dazu im Volltext. So viel ist aber schon mal vorweggegriffen:

Gesundheit kommt nicht aus dem Schmuckkästchen.
Und Wissenschaft ist kein Accessoire.

Zum Thema:

  • Artikel: Energetischer Schmuck bei den Science Cops, GWUP-Blog vom 30.01.2025

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