gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

29. März 2023
von Bernd Harder
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„Science-Fiction und magisches Denken“: ein Psychiater über die Verschwörungsideologie vom satanisch-rituellen Missbrauch

Von kritischer Selbstreflexion keine Spur:

Angela Marquardt, Mitglied im „Betroffenerat“ bei der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), hält den Spiegel-Artikel über die Satanic Panic einfach bloß für „unterirdisch“:

Eine sachlich-rationale Auseinandersetzung mit dem Thema betrachtet Marquardt als „unwürdigen diffamierenden Diskurs“, lässt die Politikerin via Twitter wissen.

Ihre Kollegin Sonja Howard setzt noch eins drauf und empfiehlt bei Instagram die „tolle Aufklärungsarbeit zu dem Thema“ von einer jungen Frau namens „Hajar“, die sich in einem Youtube-Video selbst der mehrfachen Tötung von Kindern bezichtigt:

Marvel Stella hat sich das Video mal näher angesehen.

Die ehemalige Leiterin der Fachstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen im Bistum Münster und Gründerin der dortigen „Beratungsstelle Organisierte sexuelle und rituelle Gewalt“, Brigitte Hahn, findet einfach alles nur „schrecklich“ und „absolut daneben“ – sowohl den Spiegel-Artikel als auch die Schließung der Münsteraner Beratungsstelle.

Und natürlich ist auch die selbsterklärte „Überlebende“ Luni vom Youtube-Kanal DIS-obey mit einem Video am Start, in dem sie den Spiegel-Beitrag kurzerhand zu „Desinformation“ und „Fake News“ erklärt.

Ihnen allen sei ein aktuelles Vortragsvideo von Thomas Maier, ärztlicher Direktor der Psychiatrie St. Gallen Nord und Gutachter im „Satanic Panic“-Skandal am Psychiatriezentrum Münsingen, empfohlen.

Sonderlich schmeichelhaft ist das allerdings nicht, was Maier (in einem Begleitinterview mit dem Beobachter) zum Glauben an die Verschwörungsideologie vom „satanistisch-rituellen Missbrauch“ sagt:

Die Vorstellung, dass es so komplexe psychologische Beeinflussungstechniken geben könnte, erinnert fast an magisches Denken, Kinderglauben oder Science-Fiction. Aber auch gewisse Sekten oder andere geschlossene Zirkel von Verschwörungstheoretikern haben als Teil ihrer Ideologie einen Glauben an raffinierte psychologische Beeinflussungstechniken.

So etwas scheint also viele Menschen zu faszinieren. Das Denken dieser Menschen ähnelt den Ideen von Spiritisten oder Parapsychologen.

In dem Vortrag selbst (zirka 75 Minuten) beantwortet der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie eine Reihe der rhetorischen Fragen, die Hahn, Luni und andere immer wieder als Nebelkerzen vorbringen.

So fällt Brigitte Hahn in dem WDR-Interview „nichts dazu ein“, warum Therapeuten denn ihren Patientinnen „solche Geschichten, solche Verschwörungsmythen einreden“ sollten (fragt die Reporterin). Und auch Luni will so gar nicht einleuchten, „wie Therapeuten davon profitieren sollten“, Patientinnen „eine Missbrauchsgeschichte einzureden, die nie stattgefunden hat“.

Erstens behauptet niemand, dass der Missbrauch „nie stattgefunden“ hat. Das stellt auch Marvel Stella in ihrer Analyse des Hajar-Videos zum wiederholten Male klar.

Sondern es geht um ein ganz bestimmtes Narrativ, das wohl am treffendsten mit dem Begriff „Rituelle Gewalt-Mind-Control-Theorie“ (RG-MC-Theorie) umschrieben wird. Das heißt, neben „einer Missbrauchsgeschichte“ kommen als unverzichtbare Bestandteile hinzu: verdrängte beziehungsweise abgespaltene Erinnerungen, Dissoziative Identitätsstörung (DIS) und „Mind Control“.

Und zweitens scheint diese verschwörungsideologische Mixtur für einen kleinen, sehr speziellen Kreis von „Traumatherapeuten“ überaus attraktiv zu sein. Die persönlichen Benefits dieser Überzeugung haben wir hier schon ausgeleuchtet: Komplexitätsreduktion, Selbstaufwertung, Entlastung und Selbstwirksamkeit.

Thomas Maier sagt in seinem Vortrag dazu:

Diese Verschwörungstheorie ist ein brauchbares Muster, das dem Therapeuten hilft, die eigene Ohnmacht abzuwehren.

Wenn ich dieser Verschwörungstheorie anhänge, habe ich plötzlich glasklare Erklärungen, und unerklärliche Dinge fügen sich plötzlich für mich total erklärbar zusammen, Alles macht Sinn. Die ganze Ambivalenz reduziert sich auf einen Schlag, und es ist alles klar, es leuchtet mir alles sofort ein.

Außerdem hat der Anhänger dieser Verschwörungstheorie ein spezielles Wissen, das ihm ermöglicht, die Dinge zu durchschauen, die der andere nicht durchschaut. Und das gibt ein Erhabenheitsgefühl: Ich habe ein spezielles Wissen, das es mir ermöglicht, diesen Patientinnen zu helfen, denen alle anderen nicht helfen können.

Im Weiteren stellt Maier auch Lunis Wunschvorstellung, der Spiegel-Artikel rekurriere doch lediglich auf einen unglücklichen Einzelfall einer therapeutischen Fehlbehandlung, die Realität gegenüber:

Auch Lunis Behauptung, „die Skeptiker-Szene“ würde versuchen, „die Diagnose der Dissoziativen Identitätsstörung in Frage zu stellen und behaupten, diese Diagnose sei nicht ausreichend erforscht oder von einer angeblich verschwörerischen Lobby von Therapeuten herbeifantasiert worden“, ist wenig mehr als blanker Unsinn.

Maier erklärt den Sachverhalt sowohl in seinem Vortrag:

Die Dissoziative Identitätsstörung ist eine ernste, schwerwiegende Diagnose, die man nicht leichtfertig vergeben soll, und nicht jeder, der ein bisschen unterschiedlich sich manchmal fühlt und sich verhält, sollte diese Diagnose bekommen.

Als auch in dem Beobachter-Interview:

Die [Dissoziative Identitäts-] Störung manifestiert sich typischerweise im Rahmen von längeren, intensiven Therapien. Das gibt einen Hinweis darauf, dass sie – wie viele andere psychische Adaptationsmechanismen auch – in einen interpersonellen Kontext eingebettet ist.

Die Störung tritt also nicht losgelöst im stillen Kämmerlein oder auf der einsamen Insel auf, sondern dort, wo bestimmte Verhaltensweisen und Symptome von der Umgebung und von den engen Bezugspersonen positiv verstärkt werden.

Und dann kommt Maier auf die Mythen rund um die DIS im Kontext der „Satanic Panic“ zu sprechen – also die Storys, in denen behauptet wird, „Täter“ aus irgendwelchen „Kult“-Gruppen könnten bei ihren Opfern schon in der Kindheit oder Jugend eine DIS absichtlich herbeiführen und die Betroffenen dann über einzelne Persönlichkeitsanteile mittels „Mind Control“ steuern:

Die Störung ist zwar in gewisser Weise man-made, aber auf keinen Fall so, wie sich das die Protagonisten dieser Ideologie vorstellen. Die Störung ist viel zu komplex und auch individuell, als dass sie gezielt induziert werden könnte, erst recht nicht bei Kleinkindern oder gar Säuglingen.

Dass man so etwas annehmen kann, entspringt meiner Meinung nach einem naiven Irrglauben. Es gibt jedenfalls keinerlei Belege oder Beweise, dass so etwas möglich ist.

Auch weitere Elemente der „Satanic Panic“-Verschwörungsideologie verweist Maier ins Reich der Fabel. So zum Beispiel, dass die Tätergruppen über ein umfangreiches Spezialwissen in Sachen Psychotraumatologie verfügten – das allerdings der Fachwelt völlig unbekannt ist.

Maiers gelegentliche Konfrontation mit angeblichen Beweisen für die große Verschwörung deckt sich kurioserweise genau mit dem, was Luni in ihrer „Stellungnahme“ zum Spiegel-Artikel als Beleg für ihre Behauptungen verkaufen will:

Was uns betrifft, gab es immer mal wieder, besonders in Kliniken, Zeugen dafür, dass Täter versucht haben, Zugriff auf uns zu nehmen. So musste zum Beispiel ein Auto, dass Nachts unter unserem Zimmerfenster stand und triggernde Musik abspielte, (ich werde das aus Sicherheitsgründen für uns jetzt an dieser Stelle nicht näher benennen), von der Security, die in diesem Areal Nachts unterwegs war, des Platzes verwiesen werden.

Diese „Kliniken“ würden wir gerne mal sehen, wo man nächtens einfach so mit dem Auto reinfahren kann, bis zum Patiententrakt, und dort genau vorm richtigen Fenster laute Musik abspielen kann.

Auch Klinikdirektor Thomas Maier hält das für Phantastereien. In seinem Vortrag ironisiert er:

Die [Täter] sind total anonym, man findet die nie, man findet nie heraus, wer das ist. Manchmal ist man nahe dran, aber dann verschwinden sie gerade um die Ecke. Wenn man glaubt, man hat jetzt jemanden erwischt, dann ist der gerade weg und der Schwefelgeruch hängt noch in der Luft.

So ist es mir vorgekommen in diese Berichten. Die Therapeuten fantasieren, dass die Täter um die Klinik herumkurven, mit Autos. Und wenn man das Kennzeichen aufschreiben möchte, sind sie schon weg, ganz knapp entwischt.

Ebenso ins Leere geht Lunis Versuch, die Aufklärung über die Satanic-Panic-Verschwörungsideologie selbst zur Verschwörungstheorie zu erklären. Denn angeblich würden wir Skeptiker behaupten,

… dass all die Therapeuten, Forscher (weltweit!), ja sogar die Deutsche Bundesregierung mit ihrer Kampagne „unter einer Decke stecken“ und den Klienten ihre Erlebnisse einreden.

Niemand behauptet das. Was tatsächlich Sache ist, erklärt Maier so:

Es entstehen Kreise mit starkem Zusammenschluss, in sich geschlossenen Supervisionsketten, Weiterbildungsveranstaltungen und eigenen Begrifflichkeiten. Da treffen sich Leute, die sich gegenseitig bestärken.

Soweit zum Vortrag von Thomas Maier am Montagabend in St. Gallen.

Auch ganz unabhängig von dieser Veranstaltung könnte man noch seitenweise auf die sonderbare „Stellungnahme“ von „Luni“ zum Spiegel-Artikel eingehen.

Worum es geht, ist die besagte RG-MC-Theorie mit ihren ganz besonderen Merkmalen:

  • Oder dass „die These von falschen und suggerierten Erinnerungen zum Großteil widerlegt“ sei, weil eine andere Studie „Fehler in der Originalstudie [von Elizabeth Loftus] aufdeckte“.

Und? Es gibt zahlreiche Nachfolge-Experimente, die Loftus bestätigten. Aktuelle Übersichtsarbeiten finden sich zum Beispiel hier und hier. Auch dass Gedächtnisforschung völlig unabhängig von einer wie auch immer gearteten „False Memory-Bewegung“ existiert, scheint Luni nicht zu verstehen.

In der neuen Zeit (14/2023) wird Loftus als „eine Koryphäe ihres Faches, eine weltweit führende Gedächtnisforscherin“ beschrieben:

Elizabeth Loftus’ oberstes Ziel ist die Wahrheit. Auch wenn die manchmal wehtut.

  • Oder dass es völlig egal ist, ob es sich bei den angeblichen Tätergruppen um „Satansorden mit Weltherrschaftsallüren“ handelt oder um die neuerdings behaupteten „germano-faschistischen Kulte“.

Auch dann gilt, dass die Mitglieder keine übermenschlichen Fähigkeiten besitzen und sich jeder Strafverfolgung entziehen können. Und dass die einzelnen Elemente der RG-MC-Theorie dabei die gleichen bleiben – und gleichermaßen unmöglich sind.

Richtigzustellen ist aber vor allem Lunis Versuch, den „geschilderten Fall von Frau Weber“ als „irgendwie fragwürdig“ erscheinen zu lassen, und zwar aufgrund dieser Passage im Spiegel:

Luni schreibt dazu:

Sie war aber erst seit 2018 in Behandlung bei der beschuldigten Therapeutin. Wie also soll die Therapeutin ihr das also schon 2010 suggeriert haben?

Es ist ganz einfach andersrum: Die Therapeutin legte in der Therapie den angeblichen Beginn des Ausstiegs ihrer Patientin aus dem angeblichen Satanskult selbst auf das Jahr 2010 fest, weil zu diesem Zeitpunkt einige wichtige Veränderungen im Leben von Frau Weber stattgefunden hatten.

Und anders als Luni es gerne hätte, kann Der Spiegel eben doch „Beweise vorlegen […], dass dieser Fall tatsächlich so war, wie von Frau Weber beschrieben“.

Es gibt nämlich Akten des Jugendamtes, verschiedene Gutachten und ein Gerichtsverfahren.

Also all das, was „die lunis“, wie sie sich selbst nennt, seit Jahrzehnten nicht vorlegen können.

Und deshalb geht das Debunking der RG-MC-Theorie weiter.

Die Berner Gesundheitsdirektion führt derzeit „wegen Hinweisen auf seine Nähe zu Mind Control“ ein administratives Verfahren gegen den Psychiater Jan Gysi, der laut watson als „Koryphäe bei den Verfechtern der rituellen Gewalt gilt“.

Schrecklich, gaaanz schrecklich.

Oder auch nicht.

Zum Weiterlesen:

  • WDR-Interview mit Brigitte Hahn, dissoziationen am 27. März 2023
  • Betroffene(nrat) empfiehlt, dissoziationen am 26. März 2023
  • Administratives Verfahren gegen Psychiater Jan Gysi eingeleitet, beobachter am 27. März 2023
  • Interview mit Psychiater Thomas Maier über Mind Control: „Das erinnert an magisches Denken, Kinderglauben, Science-Fiction“, beobachter am 27. März 2023
  • Nicht wiedergutzumachender Schaden: Unser Gespräch mit dem Opfer einer „Satanic Panic“-Fehlbehandlung aus der aktuellen Spiegel-Story, GWUP-Blog am 12. März 2023
  • „Keine Evidenz“: Der Spiegel widerlegt die Narrative der Verschwörungstheorie vom satanistisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 10. März 2023
  • Unfassbar: Drei Suizide von Patientinnen an psychiatrischer Klinik wegen „Satanic Panic“? GWUP-Blog am 24. November 2022
  • Erinnerung und Trauma: Was war da? Die Zeit 14/2023

28. März 2023
von Bernd Harder
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Gecko-Video: „Schwächt COVID-19 das Immunsystem?“ mit Martin Moder

Doch noch ein GECKO Lab-Video mit Martin Moder:

Schwächt Covid-19 das Immunsystem?

Es gibt Viren, die unser Immunsystem nachhaltig schädigen. Bei HIV zum Beispiel wird das Immunsystem derart ruiniert, dass es unbehandelt zum Tod führt. Nach einem Schnupfen hingegen, erholt sich unser Immunsystem binnen kürzester Zeit.

Und bei COVID-19?

Fest steht, dass sich noch viele Monate nach einer überstandenen Corona-Infektion, Auswirkungen auf das Immunsystem messen lassen. Molekularbiologe Martin Moder geht in diesem Video der Frage nach, inwiefern COVID-19 unser Immunsystem schwächt.

Zum Weiterlesen:

  • Martin Moder-Video: „Machen Keime fremdenfeindlich“? GWUP-Blog am 24. März 2023
  • Expertengremium Gecko löst sich mit Ende März auf, derStandard am 20. März 2023
  • Masern schwächen nachhaltig das Immunsystem, science media center am 31. Oktober 2019

28. März 2023
von Bernd Harder
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Videos von der Veranstaltung „Verschwörungsmythen entlarven: Daniele Ganser“

Mitte März veranstaltete das Bündnis „Solidarität statt Hetze“ Filderstadt eine Infoveranstaltung mit Podiumsdiskussion zum geplanten Auftritt von Daniele Ganser am 12. Mai in der kommunalen Filderhalle.

Jetzt sind die Vortragsvideos online, in denen es erklärtermaßen darum geht, aufzuzeigen

… warum Daniele Ganser Aussagen verfälscht oder unvollständig wiedergibt, also wie er arbeitet, und dass er die Nähe zu Personen aus dem politisch rechten Spektrum und Antisemiten sucht und auch immer schon gehabt hat.

Die vier Teile der Veranstaltung „Verschwörungsmythen entlarven: Daniele Ganser“:

In der Aargauer Zeitung berichtet ein ehemaliger Ganser-Anhänger von seiner erkalteten Faszination für den Verschwörungsunternehmer:

Die Videos von Daniele Ganser waren so etwas wie ein Zufluchtsort für den damals 18-jährigen Schlegel. Bei ihm habe er die besten Argumente gefunden in seinem einsamen Kampf gegen das System […]

Das ist es, was Gansers Geschäftsmodell erfolgreich macht: Er ist so etwas wie die Einstiegsdroge in eine Sucht nach unterkomplexen Antworten, er bietet für fast jede politische Antigruppierung Anknüpfungspunkte. Und er tut das auf eine subtile Art.

Zum Weiterlesen:

  • Rund um Podiumsdiskussion zu Ganser-Auftritt bleibt es ruhig, Stuttgarter Nachrichten am 15. März 2023
  • Wegen Daniele Ganser: Gegenveranstaltung in Leinfelden-Echterdingen, t-online am 15. März 2023
  • Professor landet YouTube-Hit mit Fakten zu Russland und Ukraine, t-online am 26. März 2023
  • Forscher über Daniele Ganser: „Kritiker wirft er seiner Anhängerschaft zum Fraß vor“, t-online am 26. März 2023
  • Daniele Gansers gutes Geschäft mit den Mythen, zdf.de am 10. März 2023
  • Er war einmal ein Fan von Daniele Ganser, heute protestiert er gegen seine Vorträge – was treibt Dominik Schlegel an? Aargauer Zeitung am 27. März 2023
  • Daniele Ganser, der Selfmade-Verschwörungsunternehmer, GWUP-Blog am 23. Februar 2023
  • Daniele Ganser zum Ukraine-Krieg: Fundiertes Wissen statt Desinformation, verschwörungstheorien.info am 27. März 2023

28. März 2023
von Bernd Harder
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„Aluhüte helfen nicht!“: Die Dödelhaie über Chemtrails

Der Song zur Facebook-Gruppe Chemtrailpiloten Deutschland:

Chemtrailpiloten

Wir alle haben schon von der Verschwörungstheorie der Chemtrails gehört, aber was ist dran an diesem Mythos? Die Dödelhaie zeigen uns, wie sie ihre spezielle Mischung aus Chemikalien über die Köpfe der ahnungslosen Bevölkerung ausbreiten, um ihre dunklen Machenschaften voranzutreiben. Dafür werden sie fürstlich entlohnt.

Zum Weiterlesen:

  • „Galileo“-Seite über Chemtrails, GWUP-Blog am 19. September 2022
  • „Die wollen uns umbringen“: Chemtrail-Gläubige öffnen Zeit-Redakteur die Augen, GWUP-Blog am 10. Oktober 2017
  • Die Akte Chemtrails, quarks.de am 17. September 2022

28. März 2023
von Bernd Harder
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Edzard Ernst: „Warum Sie sich die Ausgaben für überteuerte Schüßler-Salze sparen sollten“

In seiner Welt+-Kolumne schreibt Edzard Ernst über Schüßler-Salze:

Allen Schüßler-Salzen ist eines gemeinsam: Sie sind biologisch unplausibel […]

Meine verschiedenen Recherchen nach verlässlicher Evidenz verliefen ziemlich frustrierend. Medline, die weltweit größte Datenbank für medizinische Studien, enthält keine einzige Studie zu Schüßler-Salzen.

Bei weiterem Suchen fand ich einen Hinweis auf Untersuchungen – allerdings keinen erfreulichen. Im Dritten Reich wurden unter dem Banner der „Neuen Deutschen Heilkunde“ auch die Schüßler-Salze beforscht, und zwar im KZ Dachau. Im Jahr 1942 erprobten Ärzte in der sogenannten „Biochemischen Versuchsstation“ Schüßler-Salze an Häftlingen, die mit bakteriellen Eitererregern infiziert waren.

Obwohl sich bald abzeichnete, dass die Versuche meist mit dem Tod der Versuchspersonen endeten, wurden sie weitergeführt; es sollen so insgesamt 28 Menschen umgekommen sein.

1946 wurden die Salze in Australien untersucht. In der Analyse fanden sich Kaliumdihydrogenphosphat und Laktose als Inhaltsstoffe. Die tatsächliche Menge an Kaliumdihydrogenphosphat sei so gering, dass für die medizinische Mindestdosis mehr als 9000 Tabletten erforderlich wären; Zucker (Laktose) sei für die Behandlung ganz wertlos.

In der Government Gazette of Western Australia hieß es deshalb: „Dr. Schüßlers Salze können daher keinen heilenden Wert haben. Sie werden bei keiner der Krankheiten, für die sie angeblich angezeigt sind, eine Besserung bewirken. Jegliche Ausgaben für den Kauf dieser Salze sind verschwendetes Geld.“

Sein Fazit: „Ich meine daher, dass Schüßler-Salze in der Apotheke nichts zu suchen haben, und dass Konsumenten sich die Ausgaben für diese überteuerten Placebos sparen können.“

Zum Weiterlesen:

  • Warum Sie sich die Ausgaben für überteuerte Schüßler-Salze sparen sollten, welt+ am 27. März 2023
  • Die Akte Schüßler-Salze: Unsinn aus dem 19. Jahrhundert, quarks.de am 29. November 2022
  • Grams‘ Sprechstunde: Bachblüten und Schüßler-Salze – Hauchdünne Theorie, detektor.fm am 10. November 2022
  • Wilhelm Schüßler in der Homöopedia
  • Da ist nichts: „Schüßler-Salze“ bei medizin-transparent, GWUP-Blog am 1. August 2017
  • Noch mehr Unsinn… Heute: Schüßler-Salze, Susannchen braucht keine Globuli am 30. Juli 2017
  • Schüßler-Salze, Bachblüten, Homöopathie – ja was denn nun? Science and Sense am 31. Oktober 2022
  • Onkel Michael: Herr Schüßler und seine Salze – eine umfassende Dokumentation
  • Neu erschienen: „Vorsicht Heilpraktiker“ von Edzard Ernst

28. März 2023
von Bernd Harder
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Video: „Homöopathie und die Medien“ mit Jutta Hübner

INH-Beirätin Prof. Jutta Hübner zu Gast bei Massengeschmack-TV:

In dem kurzen Youtube-Ausschnitt (zirka 15 Minuten) geht es insbesondere um die Darstellung der Homöopathie in den Medien.

Zum Weiterlesen:

  • Einwand: Homöopathie ist doch Naturheilkunde! INH am 27. Juli 2016
  • Homöopathiekritik in der „Wiener klinischen Wochenschrift“, GWUP-Blog am 24. März 2023

26. März 2023
von Bernd Harder
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Video von Skeptics in the Pub Wien: Nacktmulle oder Heilkräfte, die in der Tierwelt schlummern

Neu bei Skeptics in the Pub Wien:

Wer jung bleiben will, muss ein Nacktmull werden

Wussten Sie, dass der Nacktmull nicht altert und im Laufe seines Lebens immer fitter wird? Die Krebsforschung entlockt ihm gerade sein Geheimnis. Oder dass die beim Schnurren entstehenden Schwingungen gebrochene Knochen schneller heilen lassen?

Autor und Veterinärmediziner Dr. René Anour erzählt auf unterhaltsame Weise von neu entdeckten Heilkräften, die in der Tierwelt schlummern und die wir uns jetzt oder in Zukunft zunutze machen können.

Der Referent hat Tiermedizin studiert und sich auf die junge Wissenschaft „Conservation Medicine“ spezialisiert, die das Zusammenspiel der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt untersucht.

Die nächste Veranstaltung ist am 19. April.

Zum Weiterlesen:

  • Der nackte Nager mit den unglaublichen Eigenschaften, ardalpha am 10. März 2023
  • Der Nacktmull und seine Besonderheiten: Warum er so interessant für die Forschung ist, galileo am 15. Juni 2022

25. März 2023
von Bernd Harder
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„Amok“ im WTF-Talk

Am Montag im WTF-Talk:

Amok – Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten

Mit dabei sind der forensische Entomologe und Wundballistiker Marcus Schwarz und der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden Martin Rettenberger.

Los geht’s um 20 Uhr.

Zum Weiterlesen:

  • Attentäter in Hamburg: Hitler als Werkzeug Gottes, Belltower News am 13. März 2023
  • Das Problem mit dem Manifest von Philipp F., volksverpetzer am 16. März 2023
  • Winnenden und der „lunatic fringe“, GWUP-Blog am 13. Januar 2011
  • Sandy Hook: Verschwörungstheoretiker laufen mal wieder Amok, GWUP-Blog am 9. Februar 2013
  • „Ghoulish“: Antwort auf die Sandy-Hook-Verschwörung, GWUP-Blog am 1. März 2013
  • Die Anschlagsopfer von Las Vegas? Alles nur Schauspieler, GWUP-Blog am 5. Oktober 2017
  • Amok an Schulen, Deutschlandfunk am 12. März 2009
  • „WTF!? – Wissenschaft trifft Freundschaft“ wieder an Pfingsten in Leipzig, GWUP-Blog am 8. März 2023
  • Matthias Böhmer (Hrsg.): Amok an Schulen. Prävention, Intervention und Nachsorge bei School Shootings. Springer 2019, 266 Seiten, 44,99 €

25. März 2023
von Bernd Harder
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„Why can’t you Globeheads reason?“ Eine Operette und ein Kunstbildband zum Thema Verschwörungstheorien

Zwei originelle Zugänge zum Thema Verschwörungstheorien:

Heute Abend feiert an der Volksoper Wien die Mythos-Operette „Die letzte Verschwörung“ Premiere:

Die letzte Verschwörung ist ein parodistischer Ritt durch die Abgründe heutiger Verschwörungsmythen. Der erfolgreiche Talkshowmoderator Friedrich Quant gerät in einen Strudel an Verschwörungstheorien, und alle sind sie wahr.

Alles beginnt mit der schicksalhaften Begegnung mit einem vermeintlichen Flat-Earther, durch die Quant immer mehr in die Welt der Zweifler an unserer Wirklichkeit gerät. Doch jedes Mal, wenn er glaubt, die Wahrheit enthüllt zu haben, tut sich wieder eine neue unglaubliche Verschwörung auf.

Hinter jeder Ecke lauert wieder eine neue Erklärung für die Welt, die noch hanebüchener, gleichzeitig aber noch realer ist als die vorige.

Weitere Vorstellungen sind am 30. März und am 4./8./12. April.

Der Komponist Moritz Eggert sagte dazu dem Magazin Bühne:

Ein Freund von mir hat eine Tochter, die ist Stewardess und glaubt, dass die Erde flach ist. Sie fliegt um die Welt, aber sie glaubt, dass die Erde eine Scheibe ist. Das zeigt so schön, dass uns Argumente nicht weiterbringen.

Wir haben eine Meinung und suchen dann im Internet Argumente, die das unterstützen. Eigentlich furchtbar, eine Plage.

Auch die Berliner Fotografin Charlotte Hansel fand über die Flatearther zum Thema Verschwörungstheorien:

Beim Lesen der Facebook-Gruppen habe ich mir oft gedacht, dass viele dieser Menschen ja auch Kinder haben. Was dort geschrieben wird, ist nicht nur absurd, sondern es wird eine regelrechte Hetze gegen die Wissenschaft und Menschen, die an sie glauben, betrieben.

Der Gedanke, dass in diesen Familien auch Kinder aufwachsen, die dem Ganzen komplett ausgeliefert sind, ist durchaus beängstigend.

In ihrem Buch „Why can’t you Globeheads reason?“ stellt sie die Natur von Verschwörungstheorien in verschiedenen Screenshots, Memes und konzeptionellen Bildern dar. Ein ausführliches Interview mit Charlotte Hansel gibt es hier, ein kurzes Video hier.

Die beklopptesten Flache-Erde-Kommentare

der letzten Wochen beantwortet Astro-Tim ganz in Echt hier.

Themenkonzerte unter dem Motto „Wissenschaft und Kunst treffen zusammen“ gibt’s diesen Monat übrigens auch in München:

Zum Weiterlesen:

  • Moritz Eggert hat eine Operette über Verschwörungstheoretiker verfasst, derStandard am 25. März 2023
  • Ist die Erde eine Scheibe, Moritz Eggert? Nein. Eine Mozartkugel, buehne-magazin am 22. März 2023
  • Operette „Die letzte Verschwörung“: Komponist über Verschwörungstheorien, Deutschlandfunk am 23. März 2023
  • Why can’t you Globeheads reason? kwerfeldein am 23. März 2023

24. März 2023
von Bernd Harder
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Homöopathiekritik in der „Wiener klinischen Wochenschrift“

Das renommierte Journal Wiener klinische Wochenschrift veröffentlicht einen Beitrag, der explizit die Notwendigkeit von Homöopathiekritik begründet und die negativen Implikationen des Fortbestandes von Homöopathie in der Medizin kritisiert:

Als Autoren zeichnen Yannick Borkens, Udo Endruscheit und Christian Lübbers.

Schon vor drei Jahren stand in der WKW eine eher medizinwissenschaftlich ausgerichtete Kritik an der Homöopathie zu lesen. Der neue Artikel ergänzt diese Blickrichtung durch die Ausrichtung auf die falsche Reputation und eben die Notwendigkeit, diese zu kritisieren.

Zum Weiterlesen:

  • Homeopathy – A lively relic of the prescientific era, Wiener klinische Wochenschrift am 24. März 2023
  • Against all odds – the persistent popularity of homeopathy, Wiener klinische Wochenschrift am 9. März 2020
  • In Deutschland sinkt das Vertrauen in die Wirksamkeit von homöopathischen Arzneimitteln, GWUP-Blog am 15. März 2023
  • Negative Fälle – wie Homöopathie zu Schaden führt, INH am 6. März 2023