Der #Faktenfuchs vom BR beschäftigt sich in seinem Beitrag vom 18. März mit der sogenannten Deep-State-Verschwörung. Hier kam unter anderem Nikil Mukerji vom GWUP-Wissenschaftsrat zu Wort.
Zu Beginn erläutert der BR, wie der Begriff „Deep State“ eingesetzt wird:
Die Rhetorik vom „Staat im Staat“ ist ein wiederkehrendes Element in Verschwörungstheorien. Vor allem rechtsextreme und verschwörungsideologische Akteure verbreiten den Begriff auf Telegram, X und Facebook. Aber auch rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien und Politiker nutzen ihn, um staatliche Institutionen zu untergraben und politische Gegner zu delegitimieren.
Nich zuletzt seit Donald Trumps erneuter Präsidentschaft hat diese Erzählung wieder an Fahrt aufgenommen. Nikil erläutert den ausschlaggebenden Punkt, warum die Deep-State-Erzählung in den Bereich der Verschwörungen fällt:
Mukerji vom GWUP sieht folgendes als zentrales Problem der „Deep State“-Erzählung: „Wer hier von einem Deep State spricht, liefert typischerweise keine wirklich klaren, überprüfbaren Hypothesen. „Stattdessen haben wir es eher mit einem verschwörungstheoretischen Geraune zu tun“, so Mukerji. So könne man die Aussagen nur schwer überprüfen. Und: „Im Nachhinein lässt sich dann alles so deuten, dass es zum Geraune passt.“ Anhänger würden zudem die Abwesenheit von Beweisen nicht unbedingt als Grund zur Skepsis betrachten, sondern möglicherweise sogar als Bestätigung für die angebliche Macht und Reichweite der vermuteten Verschwörung.
Für Trump sei das Gerede vom „Deep State“ ein weiteres politisches Werkzeug:
Mukerji von der GWUP beschreibt das Aufgreifen der „Deep State“-Verschwörung als Teil von Trumps populistischer Strategie: „Pointiert könnte man sagen: Wenn Trump merkt, dass eine bestimmte Art von Botschaft verfängt, schickt er mehr davon. Und so verbreiten sich auch diese Narrative.“
Doch muss man gar nicht über den Teich blicken, um über den Begriff des „Deep State“ zu stolpern. Auch in Deutschland tauchte er zuletzt in der politischen Debatte über die Anfrage der CDU/CSU-Fraktion bezüglich der Finanzierung von NGOs auf. Der Anfrage vorausgehend sprach die Welt in einem Artikel hinsichtlich der finanziellen Verbindungen zwischen Staat und Nichtregierungsorganisationen von einem „Deep State“.
Nikil fordert hier einen differenzierten Blick. Grundsätzlich seien solche Fragen wie die der Union berechtigt, doch müsse der verschwörungstheoretische Unterton kritisch hinterfragt werden:
Mukerji warnt vor einer vorschnellen Skandalisierung und hält die Fragen inhaltlich weitgehend für legitim — „wenn man sich nicht auf das fokussiert, was man als eine Art Verschwörungs-Geraune interpretieren könnte, sondern sich auf den Inhalt konzentriert“. Kritische Rückfragen zu steuerfinanzierten Organisationen dürften in Demokratien kein Tabu sein. Allerdings bleibe unklar, was die Union mit der Formulierung „Schattenstruktur“ tatsächlich ausdrücken wolle und warum sie diesen Begriff gewählt hat.
Hier kann der gesamte Artikel gelesen werden.
Zum Thema:
- Artikel: Hunde essende Migranten, Blut trinkende Eliten und die Debatte um rituellen Missbrauch, GWUP-Blog vom 29.09.2024
- Podcast: Deep State USA. Verschwörungsmythos oder reale Gefahr?, Deutschlandfunk vom 13.09.2024
Hinweis:
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20. März 2025 um 05:38
„Anhänger würden zudem die Abwesenheit von Beweisen nicht unbedingt als Grund zur Skepsis betrachten, sondern möglicherweise sogar als Bestätigung für die angebliche Macht und Reichweite der vermuteten Verschwörung.“
Da kriegt man doch direkt Mitleid mit den Verschwörern
Da kannst Alles richtig machen, aber am Ende ist es doch nicht effektiver als das Ganze mit Fröschen oder Pyramiden zu kennzeichnen…
20. März 2025 um 08:16
Doch muss man gar nicht über den Teich blicken, um über den Begriff des „Deep State“ zu stolpern. Auch in Deutschland tauchte er zuletzt in der politischen Debatte über die Anfrage der CDU/CSU-Fraktion bezüglich der Finanzierung von NGOs auf. Der Anfrage vorausgehend sprach die Welt in einem Artikel hinsichtlich der finanziellen Verbindungen zwischen Staat und Nichtregierungsorganisationen von einem „Deep State“.
Nikil fordert hier einen differenzierten Blick. Grundsätzlich seien solche Fragen wie die der Union berechtigt, doch müsse der verschwörungstheoretische Unterton kritisch hinterfragt werden
„Differenzierter Blick“ ist der Casus knacksus. Denn die Aufregung in der Medienwelt (zumindest jener die sich als links oder liberal bezeichnet) auf die Anfrage der CDU war groß und eben nicht immer differenziert. Das Motto der Kommentare lautete oft eher: „Was erlauben CDU?“
Andererseit war die Wortwahl in der kleinen Anfrage und dem Welt-Artikel nicht klug gewählt. Da stimme ich der Kritik von Michael Blume zu, der im #Faktenfuchs wie folgt zu Wort kommt:
Michael Blume ist Religions- und Politikwissenschaftler und als Antisemitismusbeuftragter von Baden-Württemberg tätig. Für ihn ist das Auftauchen des Begriffs „Deep State“ in den Artikeln der Welt und ein darauffolgender Verweis auf eine „Schattenstrukur“ in der Kleinen Anfrage der Union bedenklich: „Wenn sogar eine große Zeitung vom ‚Deep State‘ schreibt und das dann sogar im Deutschen Bundestag angeführt wird, denken Menschen schnell: Dann muss es ja stimmen. Das kann direkt zur Radikalisierung von Menschen führen und ist aus meiner Sicht gefährlich.“
21. März 2025 um 16:50
Es ist vollkommen sinnlos, sich mit so einem Schwachsinn zu beschäftigen. Denn merke: Jeder der gegen die Existienz des Deep State argumentiert ist natürlich TEIL des Deep State!
22. März 2025 um 13:13
Was steckt denn nun hinter der „Deep-State-Verschwörung“? Deep-State-Verschwörer oder Deep-State-Verschwörungstheoretiker?
Mir ist nicht klar, was jetzt klarer ist als vorher.
24. März 2025 um 18:42
@Joseph Kuhn
Ich zitiere anonym aus dem Skeptischen Netzwerk:
Mit Deep State meinen Trump und sein Dunstkreis um Mercer und Co;
analog der Union die ganzen nachgelagerten NGO und Lobby Organisationen die aus der Staatskasse bezahlt werden.
[…]
Was schon alles als „Experte“ aufgetreten ist die letzten Jahre… „Nicht wunderbar“
Anscheinend ist Aufklärung – selbst unter „Skeptikern“ – dringend geboten.
25. März 2025 um 17:05
Ich finde in diesem Kontext das Wort „Verschwörung“ nicht passend und auch nicht zutreffend.
Eher hätte man hier gleich von Schattendasein, Schattenwirtschaft, Schattenirgendwas reden können, was erstens zutreffend wäre und zweitens den Kritikern aus den linken Reihen gleich ihrem Totschlagargument „Verschwörungsirrlichter!“ den Wind aus den Segeln genommen hätte.
Früher nannte man sowas auch einfach Spezlwirtschaft, Klüngelei, Korruption u.ä.
Ich habe den Eindruck, dass man mit dem Label Verschwörungsirgendwas manipulativ jede berechtigte Kritik unterbinden will, ins Lächerliche ziehen und eine schlechte Ausgangsposition zuweisen kann.
Wie RPG schon schrieb, würde eine sorgfältige Wortwahl schon eine Keimhemmung unsachlicher Kritik bewirken, die auf die Form usw abzielt, alles ins Lächerliche und Reich der Pseudowelt verfrachten kann.
Die GWUP hat da immer mal mit einzelnen Wörtern danebengegriffen, was einen Rattenschwanz an Ungemach nach sich zog. Ich sag nur „Putsch!“ ;)
Im Kern mag das eine Art Putsch gewesen sein, aber mit diesem großen Wort machte man sich einfach ziemlich angreifbar. Ich weiß auch nicht, wie man das hätte besser verpacken können, Miniputsch vielleicht? Nein, keine Ahnung, aber Berufsphilosophen hätte was besseres als Putsch einfallen können.
bei den woken NGOs denke ich eher, sind die ein Selbstläufer geworden — ohne den großen Geheimbund im Hintergrund, der alle Strippen zieht.
Jede Menge Spezlwirtschaft dürfte realistisch sein.
Hab mich von Esther B. inspirieren lassen, dort wird davon ausgegangen, dass bestimmte Aktivistengruppen sich erfolgreich über bestimmte Knotenpunkte wie Gleichstellungsbeauftragungs/Antidiskriminierungsstellen sehr erfolgreich in alle relevanten Institutionen und Unternehmen einschleusen und replizieren konnten. So infizierten sie nach und nach die ganze Gesellschaft, mal mehr und mal weniger effektiv/effizient. So richtig flächendeckend konnte es glücklicherweise nicht umgesetzt werden. Von Hochburgen wie einigen Unis mal abgesehen.
25. März 2025 um 17:21
Ach ja, ich habe selbst immer mal wieder kleine, schwer greifbare Woksereien erlebt, alles ohne System und Verstand meinem Eindruck nach. Selbstläufer mit sozialer Ansteckung halt. Zwei, drei davon greifbar postmoderne Seuche, aber zum Glück alles ohne ernsthafte Konsequenzen. Scheint als Bedrohungsszenario ähnlich Chinas Sozialkreditsystem ganz gut zu funktionieren.
Davon schreibt ja auch Esther B. bzw wird in der Studie beschrieben. Mit großen Einschränkungen, so wirklich erfassbar ist das aktuell nicht.
danke nochmal fürs Verlinken (anderer Artikel)