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… denken kritisch seit 1987.

23. Juni 2024
von Bernd Harder
3 Kommentare

„Phänomenal Paranormal“ war gar nichts am Amityville Hoax

Bekanntlich ist uns Dr. Dr. Walter von Lucadou ein wenig gram, weil wir ihn hier im Blog mal als „tragischen Beglaubiger“ tituliert haben:

Aber wieso nimmt er uns das übel?

Wenn wir uns nicht völlig verhört haben, ist sich „Deutschlands bekanntester Parapsychologe“ (Stuttgarter Nachrichten) treu geblieben und scheint jetzt sogar das Schwindler-Paar Ed und Lorraine Warren sowie den ausgemachten Hoax von Amityville zu beglaubigen.

Und zwar in der neuen Podcast-Folge von Phänomenal Paranormal:

Bis zu Minute 47:10 könnte man eventuell noch vermuten, dass Lucadou Opfer einer unlauteren Gesprächsführung ist und seine Aussagen tatsächlich aus dem Zusammenhang gerissen werden. Denn bis dahin geht es eher allgemein um Stimmen hören, Schlafparalyse, Pareidolie, Ghosthunter und „Embodimentstörungen“.

Als er dann aber ernsthaft versucht, den „grünen Schleim“ im Spukhaus von Amityville zu erklären, können sich sogar die beiden Hosts das Lachen nicht verbeißen („Sorry Walter, Entschuldigung, Herr von Lucadou …“)

Zwar hält Lucadou die filmischen Darstellungen des „Amityville Horror“ für „total übertrieben“ – aber eben nur für „übertrieben“, nicht für frei erfunden.

Sowohl die „Dämonologen“ Ed und Lorraine Warren, die den Nonsens authentifizierten, als auch George Lutz, der die Story in die Welt setzte, finden Lucadous grenzenloses Wohlwollen, der am Ende alles irgendwie mit Wahrnehmungstäuschungen und Gedächtnisverfälschungen erklärt.

Klar, dass die Hosts Parshad und Marc Augustat das „cool“ und „schön“ finden, wie der Doppel-Doktor aus Freiburg „die Geschichte vom Amityville Horror-Haus“ glattzieht. So kann man wenigstens ganz schnell darüber hinweggehen, dass Augustat bei 52:30 eine einzige winzige Bemerkung fallen lässt, wonach „die Kritiker“ sagen, da sei „nichts dran an dem Spuk“.

Kein Wort darüber, dass maßgebliche Protagonisten des Schwindels nachweisbare Aussagen wie

We created this horror story over many bottles of wine.

oder

In other words, it was a hoax.

getätigt haben, etwa im People Magazine (1979):

Apropos „Kritiker“:

Am 29. Mai erreichte uns eine Anfrage der Phänomenal Paranormal-Produktionsfirma, ob wir „die einzelnen Vorkommnisse“ im Amityville-Haus „besprechen und einordnen“ könnten, darunter auch der besagte „grüne Schleim, der aus den Wänden sickerte“.

Unsere Antwort: Wir können keine Phänomene besprechen, die es nie gab – erklären aber gerne, von wem und warum diese Lügengeschichte aufgebracht wurde.

Daraufhin haben wir von dem Ersuchen nichts mehr gehört.

Der Vollständigkeit halber hier die Zusammenfassung des „Amityville Horror“, wie sie 2005 im „Lexikon der Großstadtmythen“ erschienen ist:


In dem Haus 112 Ocean Avenue in Amityville ist der Teufel los. Aus den Toiletten quellen stinkende Flüssigkeiten, grüner Schleim rinnt von den Wänden, überall erklingen unheimliche Geräusche, rot glühende Augen schweben körperlos in der Dunkelheit, eine solide Tür fliegt wie unter einem mächtigen Druck aus den Angeln.

So jedenfalls schildert der Hollywoodfilm „Amityville Horror“ jene Ereignisse, die im Dezember 1975 George Lutz und dessen Familie widerfahren sein sollen.

Das schmucke Gebäude auf Long Island (New York) war zum Schnäppchenpreis von 80.000 Dollar in den Besitz des Landvermessers übergegangen. Denn wenige Monate zuvor hatte darin ein 23-jähriger Amoktäter namens Ronald DeFeo seine Eltern und vier Geschwister erschossen.

Doch das vermeintliche Traumhaus entpuppt sich schnell als Alptraum. Nach dem Einzug der Familie Lutz häufen sich unerklärliche und Schrecken erregende Vorfälle, die darauf hinzudeuten scheinen, dass das Böse höchst selbst am Werk ist. Durch den Bestseller „The Amityville Horror – A true Story“ von Jay Anson und die Verfilmung erfährt die ganze Welt von dem mysteriösen Spuk.

So auch Dr. Joe Nickell.

Der ehemalige Privatdetektiv und heutige „Researcher“ der amerikanischen Skeptiker-Organisation CSICOP begibt sich zum Ort des Geschehens und überprüft akribisch die Details des Grusicals.

Schnell wird Nickell stutzig.

Die angeblich von bösen Geistern malträtierte Tür weist noch die Original-Lackierung und keinerlei Spuren einer Reparatur auf. Erkundigungen bei der lokalen Polizeidienststelle ergeben, dass keiner der Beamten je von Familie Lutz zu Hilfe gerufen worden ist – wie im Buch behauptet wird.

Weder die Nachbarn noch die übrigen Anwohner der Ocean Avenue oder die Vor- und Nachmieter der Lutzes haben je etwas von dämonischen Manifestationen mitbekommen. Der Ortspfarrer Rev. Ralph J. Pecoraro, der bei einem Besuch der Spuk-geplagten Familie angeblich unerklärliche Wunden und Brandblasen an den Händen davontrug, hat nach eigener Aussage des Haus nie betreten.

Auch mysteriöse, klauenartige Fußabdrücke im verschneiten Garten kann es nie gegeben haben. Wie Nickell recherchierte, herrschten an dem in Rede stehenden Tag milde Witterungsverhältnisse ohne Schneefall auf Long Island vor.

Der „Amityville Horror“ entpuppt sich schließlich als Amityville-Hoax. Der Anwalt des Mörders Ronald DeFeo, William Weber, hatte sich mit George und Kathy Lutz die medienwirksame Schauergeschichte ausgedacht.

Weber:

Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Flaschen Wein wir an jenem Abend intus hatten, aber es waren sicher mehr als vier. Und irgendwann fingen wir gemeinsam an, Ideen zu spinnen.

Das Motiv des Anwalts:

Weber versuchte zu dieser Zeit, ein Wiederaufnahmeverfahren für seinen verurteilten Klienten „Ronnie“ DeFeo anzustrengen. Und „Geisterstimmen“ im Haus oder eine Art dämonische Besessenheit des 23-jährigen Täters schienen ihm dafür hinreichend gute Argumente zu sein.

George und Kathy Lutz wiederum hatten Schulden und brauchten Geld. Am Ende machten sie lediglich etwa 300.000 Dollar mit ihrem Schwindel. Das ganz große Geschäft teilten diverse Buchautoren und Filmproduzenten unter sich auf.

Bis heute übrigens. Mittlerweile existieren sechs Sequels des Films von 1979, in denen alte Standuhren, Spiegel und sonstige Relikte des berüchtigten Amityville-Hauses die Hauptrolle spielen.

Ob dieser dreisten Geldmacherei wenden sich sogar die Autoren eines „Lexikons des Horrorfilms“ mit Grausen: „Es bleibt nur zu hoffen, dass in Zukunft nicht noch weitere dubiose Einrichtungsgegenstände für weitere – lediglich auf die schnelle Mark mit einem bekannten Titel bedachten – Fortsetzungen herhalten müssen.“


Mittlerweile umfasst die „Amityville“-Filmreihe mehr als 40 Streifen.

Und noch immer gibt es Influencer, die das Ganze als „Phänomenal Paranormal“ ausgeben.

Zum Weiterlesen:

  • Amityville: The Horror of It All, Skeptical Inquirer Vol. 27, No. 1/2003
  • The ABC-ville Horror, Skeptical Inquirer Vol. 27, No. 1/2003
  • The Amityville Horror Photographs, skeptical-inquirer am 5. Januar 2022
  • Was „Amityville Horror“ Based on a True Story? snopes am 15. April 2005
  • The Amityville Murders: Lutz vs. Weber
  • The Amityville Murders: Revealing the Facts
  • Amityville authors‘ haunt a hoax, ABC Science am 15. März 2011
  • „Amityville“ Prisoner Says Movie Money Tainted Defense, New York Times am 25. Juni 1992
  • Psi Encyclopedia: Amityville
  • Voice of Reason: The Truth Behind the Amityville Horror, livescience am 8. April 2005
  • The real story behind the infamous Amityville Horror house, New York Post am 16. März 2021
  • Die schaurige Geschichte des weltberühmten Amityville-Horrorhaus, travelbook am 25. November 2021
  • Der Amityville Horror, mimikama am 15. Mai 2015
  • Mörder, dessen Taten die „Amityville Horror“-Filme inspirierten, stirbt mit 69, ny-aktuell am 21. Februar 2023
  • „Amityville Horror“ killer dies in prison at 69, nbc am 15. März 2021
  • Ronald DeFeo, Killer Who Inspired „The Amityville Horror“, Dead at 69, rolling stone am 16. März 2021
  • Gespenstersehen: die isolierte Schlafparalyse, GWUP-Blog am 19. Juli 2021
  • Deutschlandfunk Nova: Wie aus einem Haus ein Geisterhaus wird, GWUP-Blog am 19. Juli 2018
  • „The Conjuring“: Zwei Geisterjäger im Reich der Fabel, GWUP-Blog am 18. Juli 2013
  • Lucadou im „Playboy“ – wieder mal mit der GWUP als Nemesis, GWUP-Blog am 10. Februar 2023
  • Lucadou – Der tragische Beglaubiger, GWUP-Blog am 20. November 2010
  • Lucadou, Uri Geller und die Löffelmagie der 1970er-Jahre, GWUP-Blog am 24. Januar 2024
  • „Geisterjäger“ klagt erfolgreich gegen das Land, stuttgarter-zeitung am 20. Dezember 2020

22. Juni 2024
von Bernd Harder
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Kreuzigung und Kannibalismus? Psychologen-Fachverband in der Schweiz positioniert sich gegen RG-MC-Verschwörungstheorie

Bei unserem Skeptical-Programmteil zum Thema Rituelle Gewalt-Mind Control (RG-MC) am 9. Mai in Augsburg war der deutsch-schweizerische forensische Psychiater Frank Urbaniok mit einer Video-Botschaft vertreten:

Darin erklärte er unter anderem, dass es keinen einzigen belegten Fall von „ritueller Gewalt“ gibt, denn:

Sexuelle Missbrauchshandlungen an Kindern haben entweder etwas zu tun mit Macht, mit Sex oder mit Geld. Aber es gibt eben nicht die ideologisch motivierte Tat, dass es aus satanistischen oder anderen Motiven zu sexuellen Handlungen kommt, aus irgendwelchen rituellen Gründen. Dafür gibt es nicht einen einzigen Beleg.

Hier das Skeptical-Video in einer aktualisierten Version:

Ausführlicher behandelt Urbaniok diesen Punkt in einem Fachaufsatz für das Journal Der Nervenarzt:

Es gibt trotz zahlreicher Ermittlungsverfahren bislang keinen einzigen Fall, in dem sexuelle Missbrauchshandlungen aus ideologischen Motiven durch eine mächtige subversiv arbeitende Organisation nachgewiesen wären […]

Es existiert eine große Zahl an Betroffenenberichten und aufgedeckten Taten schwerster Formen der Gewalt, in denen manipulative und instrumentalisierte Strategien von Täterschaften beschrieben werden. Kommt die spezielle Täter:innenstrategie der scheinbar ideologischen Einbettung hinzu, können zwar Glaubenselemente zur ideologischen Rechtfertigung also zur instrumentalisiert ideologischen Begründung genutzt werden.

Es handelt sich aber bei der verübten Gewalt nicht um ein Glaubensritual wie bei angeblich satanistischen Handlungen sog. ritueller Gewalt.

Machtmissbrauch als Täterstrategie ist bei allen Arten sexuellen Missbrauchs zu sehen und u. E. ist eine solche ideologische Rahmung als Rationalisierung oder scheinbar ideologische Begründung des Machtmissbrauchs einzuordnen.

Auch wenn die Täterschaft einer tatsächlichen Ideologie folgt, besteht die Primärmotivation nicht in der Ideologie, sondern im Rahmen der Ideologie werden Sexualstraftaten aus den bekannten Motiven von Macht, sexuellen und finanziellen Interessen verübt, wie z. B. in Sektenkontexten der Colonia Dignidad.

Der Begriff rituelle Gewalt ist somit zu hinterfragen, ebenso seine „Sonderstellung“.

Dass auch das immer wieder angeführte Beispiel der Colonia Dignidad (etwa von Bergmann et al. oder dem Betroffenenrat bei der UBSKM) mitnichten als „rituelle Gewalt“ im Sinne der RG-MC-Verschwörungstheorie betrachtet werden kann, erläuterte beim Skeptical die angehende Psychologin Jasmina Eifert (3.v.r.):

Und das sind keine Einzelmeinungen.

Die Föderation der Schweizer Psycholog:innen (der größte Berufsverband von Psychologen in der Schweiz) hat jetzt ein Faktenblatt zum Thema

Wissensstand dissoziative Identitätsstörung und Psycho-Traumatologie

veröffentlicht.

Darin heißt es:

Wenn ausgesagt wird, dass keine Fälle von ritueller Gewalt je bestätigt wurden, wird dadurch das Vorhandensein von organisierter Kriminalität nicht verleugnet. Schlichtweg gibt es aber keine Beweise für die Existenz einer Gruppe, die rituelle Gewalt ausübt, und dies obwohl seit den 80er Jahren immer wieder entsprechende Ermittlungen laufen.

(Sexualisierte) Gewalt in religiösen Gruppierungen wie auch Institutionen tritt immer wieder – wenn auch mit großer zeitlicher Verzögerung – ans Tageslicht. Meist gibt es in diesen Kontexten mehrere Opfer und oft auch mehrere Täter:innen.

Wenngleich davon auszugehen ist, dass die Täter:innen bisweilen voneinander wissen und sich untereinander decken, so steht hier dennoch die Befriedigung individueller (sexueller) Bedürfnisse im Vordergrund. Es bestehen in der Regel keine institutionalisierten Absprachen im Sinne von organisierten oder koordinierten Handlungen.

Erst vor kurzem hat sich einer der (bisherigen) prominenten RG-MC-Vertreter in Deutschland, der Hamburger Sexualwissenschaftler Peer Briken, dafür ausgesprochen, die „Begriffsverwendung“ im Zusammenhang mit „ritueller Gewalt“ kritisch zu hinterfragen beziehungsweise „an den zu verwendenden Begriffen künftig interdisziplinär“ weiterzuarbeiten, um endlich Klarheit darüber zu schaffen, was „genau unter rituelle Gewalt gefasst [wird] und wie sie von anderen organisierten Gewaltformen abzugrenzen“ ist.

Die neue FSP-Publikation bietet dafür hervorragende Ansatzpunkte.

Wir sind gespannt, wie ernst es Briken mit seiner Annäherung an die RG-MC-Kritiker wirklich ist – oder ob in der Szene weiterhin mit mindestens 20 verschiedenen Definitionen für „rituelle Gewalt“ hantiert wird (siehe Infoportal Rituelle Gewalt), die allesamt den Zweck haben, die Öffentlichkeit über die spezifischen Elemente der RG-MC-Verschwörungstheorie hinwegzutäuschen.

Außerdem geht es im „Faktenblatt“ der FSP um die neue „Satanic Panic“, um „Mind Control“ und um die Einordnung der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) „im Kontext von Satanic Panic“.

Das ist umso wichtiger, da gerade mal wieder eine selbstdefinierte Betroffene mit ihrem Buch durch die Medienlandschaft rauscht.

Darüber hinaus nimmt Frank Urbaniok im Beobachter zu einem aktuellen Fall (mit Video) von Falscherinnerungen Stellung:

Die ganze Geschichte lief wieder einmal genau so ab, wie wir es beim Skeptical mit einer Betroffenen diskutiert haben:

Zu Beginn der Therapie hatte die Patientin den Missbrauch noch verneint. So steht es in der Therapieakte […] Die Eltern sind sich sicher: Auslöser war die Psychotherapie von Bettina. Dort seien diese falschen Erinnerungen in ihrer Tochter hervorgerufen worden – mitsamt ihren deutlichen Anlehnungen an satanistische Rituale.

Tatsächlich tauchten mit praktisch jeder Therapiestunde mehr vermeintliche Erinnerungen und immer grässlichere Details im Kopf von Bettina auf. So dokumentiert es die Therapieakte. Nach und nach formte sich daraus das grausige, satanistisch gefärbte Horrorszenario.

Gewisse Therapeuten [glauben], dass vermeintliche Satanisten Menschen aufs Übelste missbrauchen und sogar töten. Diese Verschwörungstheorie heisst in Fachkreisen „Satanic Panic“. Sie machte sich in den vergangenen Jahren auch in mehreren psychiatrischen Kliniken der Schweiz breit.

Urbaniok dazu:

Zusätzlich verheerend an solch fehlgeleiteten Therapien ist, dass sie indirekt echte Opfer in Misskredit bringen.

Ein weiterer aktueller Bericht dieser Art findet sich bei False Memory Deutschland.

Und wir können in diesem Zusammenhang nur immer wieder auf das Fazit unserer Broschüre

Rituelle Gewalt – Mind Control: „Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?“

verweisen:

Sicher ist die Zahl dieser Therapieopfer viel geringer als die Zahl der sexuellen Missbrauchsopfer. Aber das ist kein Grund, diese kleine Opfergruppe sich selbst zu überlassen.

Zum Weiterlesen:

  • „Satanic Panic“: FSP sensibilisiert Mitglieder mit wissenschaftlicher Aufarbeitung, psychologie.ch am 20. Juni 2024
  • Rituelle Gewalt – Mind Control: „Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?“ jetzt kostenlos zum Download, GWUP-Blog am 17. Juni 2024
  • Lesetipp: Neue Infobroschüre über RG-MC, dissoziationen am 18. Juni 2024
  • Massaker, Kriegsverbrecher und Netzwerke, dissoziationen am 28. Mai 2024
  • Falsche Erinnerungen: Ein grauenhaftes Hirngespinst fordert reale Opfer, beobachter am 19. Juni 2024
  • Falsche Erinnerungen: Ein grauenhaftes Hirngespinst fordert reale Opfer, srf am 19. Juni 2024
  • „Menschenfleisch essen – das ist extrem unwahrscheinlich“, beobachter am 19. Juni 2024
  • „Der Fall Nathalie“: Wie sich ein angeblicher ritueller Missbrauch als Satanic Panic herausstellte, GWUP-Blog am 12. November 2022
  • Wie Familien an Falscherinnerungen zerbrechen, GWUP-Blog am 21. Oktober 2022

22. Juni 2024
von Bernd Harder
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Video: Die Quarks Science Cops über „Earthing“ und „Grounding“

Die Science Cops sind aus ihrer kreativen Pause zurück.

Ihr neues Thema:

Eine der angeblich größten Gesundheitsrevolutionen der Menschheitsgeschichte: das Earthing beziehungsweise Grounding – barfuß stehen oder laufen.

Die Science Cops erzählen im Podcast die Geschichte von Clint Ober, dem Pionier der Earthing- und Grounding-Bewegung.

Er behauptet, dass moderne Schuhe mit Gummisohlen die schlimmste Erfindung der Menschheit seien. Denn der Verlust des direkten barfuß Kontakts zum Erdboden führe zu vielen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck, zu Schmerzen, Schlaflosigkeit, Stress und Depression.

Schuhe isolieren den Menschen von der Erdoberfläche und führen dadurch angeblich zu einem gefährlichen Elektronenmangel.

Die Folge gibt es als Podcast und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Macht Barfußlaufen gesund? Die Akte Earthing, quarks.de am 22. Juni 2024
  • Video: Schlechte Wissenschaft verhaften – Der „Science Cop“ Maximilian Doeckel beim Skeptical 2023 in Frankfurt, GWUP-Blog am 3. August 2023

21. Juni 2024
von Bernd Harder
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Arbeiter zu Anthroposophen? Eine neue Studie zu Esoterik und sozialer Schichtung

Der „typische“ Esoteriker?

Viele der Nutzer von esoterischen Angeboten entstammen der bürgerlichen Mittelschicht. Es sind vorrangig Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, die über einen entsprechenden Bildungsgrad verfügen, die aber auch finanziell dazu in der Lage sind, solche Angebote in Anspruch zu nehmen und eben auch entsprechend über Zeit verfügen. Manche Kritiker sprechen sogar im Blick auf die Esoterik von einem modernen Bildungsaberglauben,

sagte der Religionswissenschaftler Prof. Hartmut Zinser 2010.

Stimmt das noch?

Es kommt darauf an – schreibt der Soziologe Prof. Daniel Lois von der Universität der Bundeswehr München in einer aktuellen Studie.

Lois unterscheidet zwischen „traditionell spirituellen“ und „populär spirituellen“ Menschen.

  • Traditionell Spirituelle

stünden den Bereichen „Aberglauben und Magie“ nahe und seien klar im unteren sozialen Schichtspektrum zu verorten. Möglicherweise hat das etwas mit Unsicherheiten, dem Ausschlusses von realer gesellschaftlicher Macht und Kontrollbedürfnis zu tun.

  • Populär Spirituelle

neigten Bereichen wie Esoterik, Mystik, Paramedizin, New Age, Zen, Anthroposophie zu und wiesen die höchste soziale Schichtposition aller religiösen Typen auf:

Ihren Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung entsprechend, suchen sie sich selbstbestimmt passende Angebote alternativer Religiositätsformate […] Zudem scheinen diese Formen insofern „bildungsaffin“ zu sein, da mit ihnen medizinische oder pädagogische Ziele verfolgt werden (z. B. Anthroposophie, Homöopathie) oder der Geltungsanspruchs wissenschaftlicher Ideen und Erkenntnisse auf jenseitige Fragen ausgeweitet wird

Am Ende wirft Lois die Frage auf, wie lange diese starke soziale Stratifizierung noch zu beobachten sein wird, da die „populär Spirituellen“ ihre soziale Spitzenposition allmählich verlören:

Gerade für den Bereich der Esoterik, Mystik und Paramedizin scheint es so, als seien Angehörige höherer sozialer Schichten in älteren Kohorten die „Pioniere“ dieser alternativen Religiositätsformen gewesen und als komme es nun, im Zuge des allgemeinen Bedeutungsgewinns alternativer Religiosität, zu einer „Diffusion“ in niedrigere soziale Schichten.

Was das genau heißt?

Etwa dass „bald auch Arbeiter zu Anthroposophen werden“, merkt die FAZ dazu an.

Zum Weiterlesen:

  • In welchen sozialen Schichten Esoterik angesagt ist, FAZ am 3. Juni 2024
  • Neu erschienen: „Esoterik in der politischen Bildung“, GWUP-Blog am 21. Juni 2024
  • Wenig Wirkung, viel Psychologie: Esoterik-Kritik bei idowa, GWUP-Blog am 20. Juni 2024

21. Juni 2024
von Bernd Harder
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Neu erschienen: „Esoterik in der politischen Bildung“

Esoterik in der politischen Bildung

heißt ein neuer Sammelband im Wochenschau Verlag, den Ansgar Martins und Philipp Wilhelm Kranemann herausgegeben haben:

Ob Alternativmedizin, Anthroposophie oder Verschwörungstheorien: Esoterik wird seit der Corona-Pandemie breit skandalisiert, aber es mangelt in der politischen Bildung noch an methodischen Ansätzen und Fachwissen über die einzelnen Ideen und Akteure.

Der vorliegende Band stellt eine disziplinübergreifend fundierte und auf die Gegenwart bezogene Grundlage für Lehrer:innen und die politische Bildung zur Verfügung. Die Beiträge reichen von Unterrichtseinheiten über spirituelle Para-Medizin oder die Rationalität von Verschwörungstheorien zu konkreten esoterischen Bewegungen.

Udo Endruscheit hat dafür das Kapitel

beigesteuert.

Sein Fazit:

Die Beiträge im Einzelnen:

  • Ansgar Martins, Philipp Wilhelm Kranemann:

Esoterik: Begriff, Probleme und Perspektiven für die politische Bildung

  • Philipp Wilhelm Kranemann:

Astrologie als Thema der politischen Bildung

  • Elvira Schmidt, Daniel Minkin:

Beutelsbacher Konsens und Esoterische Paramedizin. Gesundheitsförderung aus philosophischer und biologiedidaktischer Perspektive

  • Udo Endruscheit:

Homöopathie – Esoterik im Arzneimittelgesetz?

  • Annette Marohn:

Wissenschaft verstehen, Pseudowissenschaft entlarven: zwei Unterrichtsansätze

  • Nicole Kühle:

Das Haus des weißen Mannes. Johannes Itten und Mazdaznan am Weimarer Bauhaus

  • Ansgar Martins:

Theosophie und Anthroposophie. Bildungsbürgerliche Esoterik mit politischer Tradition

  • Ann-Kathrin Hoffmann:

Waldorfpädagogik und politische Bildung

  • Nadine Frei:

Anthroposophisches „Querdenkertum“? Strukturmerkmale der Querdenkenproteste und der Proteste an Waldorfschulen

Moritz Maurer:

God Emperor Trump und flache Erde. Konspiritualität in virtuellen Räumen

Helmut Zander:

Esoterische Verschwörungserzählungen sind – leider – auch rational

  • Julian Strube

Esoterik und Rechtsextremismus: Ansätze für die politische Bildungsarbeit

Paul Klingenberg:

Gralshüter des Untergangs. Guénon, Evola, Heidegger: Die esoterischen Quellen Alexander Dugins

Anna Weers:

Rechtsesoterische Waldanschauungen. Ideologie und Strategien der Anastasia-Bewegung

Magdalena Marsovszky:

Apokalyptische Erlösungserwartung und „sakrale Weltordnung“: Esoterik und politische Bildung in Ungarn

„Esoterik in der politischen Bildung“ gibt’s für 24,90 € als pdf oder Print.

Zum Weiterlesen:

  • Innerhalb des Informationsnetzwerk Homöopathie – Udo Endruscheit über Aktivismus im skeptischen Bereich, skeptical-inquirer am 9. März 2020
  • Interview mit Udo Endruscheit: „Die Zeit der Homöopathie im Gesundheitswesen ist schlicht abgelaufen”, wissenschaftskommunikation.de am 3. Februar 2023
  • „Anthroposophieforschung“: Sammelband zum Download, GWUP-Blog am 21. März 2024
  • Interview mit Ansgar Martins: „Die Anthroposophie enthält ein autoritäres Potenzial“, fluter am 25. Januar 2024

20. Juni 2024
von Bernd Harder
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Video: Warum sind wir alle abergläubisch? mit Peter Brugger

Die Terra Xplore-Folge

Warum sind wir alle abergläubisch?

vom Februar gibt’s jetzt auch bei Youtube:

Mit dabei ist die unvermeidliche „Hexe“ Shisha Rainbow, aber auch der Neurowissenschaftler Prof. Peter Brugger vom GWUP-Wissenschaftsrat:

Peter Brugger war als junger Mann ebenfalls abergläubisch und glaubte ans Schicksal. Um herauszufinden, wie Telepathie und Hellsehen funktionieren, fing er an zu studieren. Heute glaubt er zwar nicht mehr an das Paranormale, ist davon aber immer noch fasziniert.

Er erklärt, wo Aberglaube herkommt und welche Rolle das Gehirn dabei spielt. Wie wichtig Placebo und Nocebo dabei sind wird deutlich. Außerdem zieht er eine nicht unwichtige Brücke zu Menschen mit Zwangsstörungen und -gedanken.

Zum Weiterlesen:

  • Vortragsvideo: „Spukhaus Gehirn – Neuropsychologie des Gespensterglaubens“ mit Peter Brugger, GWUP-Blog am 16. April 2024
  • Peter Brugger: „Ich bin ein konvertierter Gläubiger“, spektrum am 22. November 2012
  • Interview mit Peter Brugger: „Hauptsache irrational“
  • Der Preis für eine Überlebenshilfe, Wiener Zeitung am 28. Oktober 2019
  • Kann das noch Zufall sein? Warum wir an jemand bestimmtes denken und die Person danach anruft, NZZ am 30. September 2023
  • „Ein Gefühl von Kontrolle“: Die neuen Witchfluencerinnen aus der Hexen-Bubble bei TikTok, GWUP-Blog am 9. Juni 2023
  • Video: „TikTok-Hexen und die neue Esoterik“, GWUP-Blog am 6. August 2023
  • Fantasy-Autorin Liza Grimm: Esoterik ist gefährlich, GWUP-Blog am 18. August 2023
  • „Esoterik, Hexen, Astrologie: Wann wird’s gefährlich?“ bei 13 Fragen, GWUP-Blog am 1. Juni 2023

20. Juni 2024
von Bernd Harder
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Österreich: Heiler, Energetiker, Handaufleger und Schamanen im Fokus der Staatsanwaltschaft

Seit Jahren wird in Österreich über die Zunft der „Energetiker“ diskutiert – kurz gesagt ist das noch was Schlimmeres als Heilpraktiker:

Trauriger Höhepunkt ist der Tod eines 14-jährigen Mädchens, dessen Knochenkrebs von verblendeten Scharlatanen mit Vitamin C und Katzenkralle „behandelt“ worden war. Die Eltern des Mädchens wurden im Mai zu zwölf Monaten bedingter Haft verurteilt.

Gegen drei ihrer „Heiler“ wird derzeit wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Darunter befinden sich „ein Kärntner Arzt und Energetiker“ und ein selbsternannter „Alchemist“, die auch in den Tod eines 61-jährigen Patienten mit Herz- und Hirninfarkt verwickelt sein sollen:

Das Behandlungsverfahren des Duos:

Der Alchemist, inzwischen im Ruhestand, stellte per sogenanntem Biotensor – einem Stab, der an einen Milchaufschäumer erinnert – angebliche Schwachstellen im Körper fest. Weil der Alchemist laut Gesetz keine Diagnosen stellen darf, verordnete er seinen Patienten entweder selbsthergestellte Tinkturen zur oralen Einnahme, oder er schickte sie zu seinem Kollegen, dem Arzt und Energetiker, der ihnen diese Tinkturen intravenös verabreichte.

Rund 60 Euro kostete eine solche Infusion. Der Arzt wiederum überwies seinerseits Patienten zum Auspendeln – im Fachjargon „Ausmuten“ – mit dem Biotensor an den Alchemisten. So schloss sich der Kreis.

Davon handelt auch der Standard-Podcast

Wie gefährlich sind Österreichs Wunderheiler?

Die Journalistin Birgit Wittstock erläutert darin das „Energetiker“-Unwesen in der Alpenrepublik und „welche mitunter gefährlichen Folgen es haben kann“.

Eine verschriftliche Version findet sich hier.

Zum Weiterlesen:

  • Todesfälle in Kärnten: Österreichs Problem mit Wunderheilern, derStandard am 8. Juni 2024
  • Nach Krebstod von Kind: Ermittlungen gegen Arzt und zwei „Heiler“, kleinezeitung am 17. Mai 2024
  • Eltern nach Krebstod der 14-jährigen Tochter zu bedingter Haft verurteilt, derStandard am 15. Mai 2024
  • Wer gar nichts kann, wird „Energetiker“. Die Energetiker finden das nicht lustig. Wir schon. GWUP-Blog am 3. Oktober 2015
  • „Toll, super, professionell“: Was ihre eigene Image-Kampagne über die „Energetiker“ aussagt, GWUP-Blog am 23. Juni 2018

20. Juni 2024
von Bernd Harder
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Wenig Wirkung, viel Psychologie: Esoterik-Kritik bei idowa

Im Februar lobten wir die Neue Osnabrücker Zeitung, die zu einem Interview mit einem „spirituellen Medium“ einen Disclaimer mit kritischer GWUP-Stellungnahme platzierte – und wünschten uns, dass das Schule machen möge.

Jetzt ist das Onlineportal der Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung (idowa) diesem Beispiel gefolgt:

Da mag die Rottenburger Esoterikerin Martina Zettl noch so hingebungsvoll über „Engel-Auraspray“ und „Im Leben ist alles Energie, auch, wenn wir es nicht sehen können“ salbadern – der Kasten „Wenig Wirkung, viel Psychologie“ ordnet ihre Aussagen gut nachvollziehbar ein.

Kompliment an den Journalisten Patrick Beckerle, der – wie auch andere junge Kolleginnen und Kollegen – nicht gewillt ist, Eso-Nonsens unwidersprochen stehenzulassen, auch wenn er von „Local Heros“ (und damit potenziellen Anzeigenkunden) kommt.

Zudem bestätigt seine Gesprächspartnerin Sonja Käser (Warengruppenleiterin der Buchhandlung Pustet in Straubing und dort für die Esoterik-Abteilung zuständig) eine GWUP-Einschätzung hier aus dem Blog:

Alte Inhalte, neue Verpackung. Käser nennt als Beispiel das Thema „Verbinden“. Gemeint sei damit, wie man durch Gedanken angeblich seine Umwelt beeinflussen könne.

Früher wurde das als „Gesetz der Anziehung“ bezeichnet. Davon spricht heute kaum mehr jemand. Dafür generieren dieselben Vorstellungen unter dem Hashtag „Manifestieren“ auf Tik-Tok Hunderttausende Klicks.

Dazu hatten wir schon 2008 ein Skeptiker-Interview und natürlich eine aktuelle Expertise von dem Psychologen Timur Sevincer.

Zum Weiterlesen:

  • Esoterik: Ein Geschäftsfeld zwischen Sternen, Steinen und Staunen, idowa am 16. Juni 2024
  • Esoterik-Hype: „Was ist dran an Tarot, Astrologie und Orakel?“ im Flexikon-Podcast vom NDR, GWUP-Blog am 21. Mai 2024
  • „Zwischen Heilungsversprechen und Abzocke“: Eso-Doku bei RTL, GWUP-Blog am 20. Mai 2024
  • Video: Spiritualität und Esoterik – „Woran glauben Ari und Meini?“, GWUP-Blog am 15. Mai 2024
  • Wenig Übersinnliches: Besuch bei der Klischee-Wahrsagerin, GWUP-Blog am 3. April 2024
  • „Disclaimer: Wahrsagerei ist blanker Humbug“, GWUP-Blog am 2. Februar 2024
  • Armut als Charakterschwäche: Der alte neue Hype um das „Manifestieren“ von Geld, GWUP-Blog am 2. Mai 2023
  • SkepKon-Video: „Macht die Visualisierung von Erfolg erfolgreich?“ mit dem Psychologen Timur Sevincer, GWUP-Blog am 18. Juli 2023
  • Die Wünschelwichte: Interview mit Hugo Egon Balder und Jacky Dreksler zu ihrem Buch „Wunschbullshit im Universum“, Skeptiker 2/2008

19. Juni 2024
von Bernd Harder
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Vortragsvideo: „Die Macht der Erwartung“ – Placebo- und Nocebo-Effekte in der Therapie

Der Kortizes-Vortrag

Die Macht der Erwartung – Wie Plazebo- und Nozeboeffekte den Therapieerfolg beeinflussen

mit Prof. Ulrike Bingel ist jetzt online:

Die treibende Kraft von Plazebo- und Nozeboeffekten ist die an die Behandlung geknüpfte Erwartung.

Diese formt sich durch Erfahrungen, Informationen, die Medien sowie die Arzt-Patienten-Kommunikation und triggert dann höchst komplexe Vorgänge in Gehirn und Körper. Erwartungen bedingen aber nicht nur die Wirkung von Plazebobehandlungen, vielmehr kann die individuelle Erwartung jede medizinische Behandlung – zum Guten oder zum Schlechten – stark beeinflussen.

In ihrem Vortrag geht Prof. Ulrike Bingel auf die aktuellen Forschungsfragen: Welche biochemischen Mechanismen, welche Botenstoffe und Rezeptoren bewirken den Einfluss der Behandlungserwartung in Gehirn und Körper? Wie interagieren diese Signalketten mit Medikamenten und vermögen so die Wirksamkeit zu stärken oder zu schwächen?

Warum sind diese Effekte bei verschiedenen Erkrankungen und Patienten unterschiedlich? Und wie können Therapeuten Plazebo- und Nozeboeffekte nutzen, um medizinische Behandlungen zum Wohle von Patientinnen und Patienten zu verbessern?

Das diesjährige Kortizes-Symposium

Im Keller des Geistes – Gehirn, Psyche und die Leistungen des Un­bewussten

findet vom 4. bis 6. Oktober statt.

Morgen (Donnerstag, 20. Juni, 20.15 Uhr) geht es im Live-Online-Format Sternenklar um das Thema

Das Welt­all im Großen gesehen – Von der Ent­deckung der Gala­xien zur mo­dernen Kosmo­logie

mit Prof. Susanne Hüttemeister.

Zum Weiterlesen:

  • Ulrike Bingel: Placebo 2.0 – Die Macht der Erwartung. rüffer&rub 2019, 304 Seiten, 33,50 €
  • Die Quarks Science Cops über den Placebo-Effekt, GWUP-Blog am 14. Oktober 2023
  • Grams‘ Sprechstunde: Placebo-Effekt – Die innere Apotheke, detektor.fm am 9. Juni 2022
  • Warum gibt es den Placebo-Effekt? GWUP-Blog am 23. Juli 2010
  • Placebo-Effekt und Evolution, GWUP-Blog am 7. September 2012
  • „Wissen Weekly“-Podcast: Placeboeffekt und Homöopathie, GWUP-Blog am 5. April 2022

17. Juni 2024
von Bernd Harder
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Rituelle Gewalt – Mind Control: „Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?“ jetzt kostenlos zum Download

Die Publikation

Rituelle Gewalt und Mind Control – Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?

die wir beim „Skeptical“ in Augsburg angekündigt hatten, steht jetzt zum kostenlosen Download bereit:

Der Autor Dr. Kai Funkschmidt (1.v.l.) erklärt darin die Entstehung und die spezifischen Elemente dieser Verschwörungstheorie und grenzt sie von realem sexualisiertem Missbrauch ab.

Außerdem geht es um die Frage, was Politik und Fachverbände tun müssen, um Falschtherapien mit gravierender Patientenschädigung zu verhindern:

Die RG-MC-Theorie ist nicht nur eine Verschwörungstheorie wie viele andere, die in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit getreten sind. Problematisch ist sie vor allem deshalb, weil sie im Kontext von Psychotherapien auftritt.

Überzeugte RG-MC-Anhänger in therapeutischen Berufen machen aus manchen ihren Patientinnen neue Anhängerinnen. Diese Patientinnen entwickeln (in der Regel) in der Therapie Erinnerungen, aufgrund derer sie sich selbst als Opfer der RG-MC-Verschwörungen wähnen. Das geschieht durch suggestive Therapiemethoden, die Scheinerinnerungen schaffen, ein Mechanismus, der in der Fachwissenschaft gut erforscht ist und zu den bekannten Risiken von Psychotherapien gehört.

Daher richtet sich Kritik an der RG-MC konkret gegen die Therapien, die im Umfeld der RG-MC-Theorien auftreten.

Die bisherige „Forschung“, welche die RG-MC-Anhänger mittels Umfragen unter selbst identifizierten (oft anonymen) Betroffenen und Therapeuten betrieben, kann das eigentliche Phänomen RG-MC nie greifen, sondern ist auf die immergleichen Erzählungen angewiesen und setzt den Glauben daran voraus.

Im Gegensatz dazu kann eine Untersuchung von Therapiemethoden und ihren Auswirkungen faktenbasiert stattfinden, denn es liegen Patienten- und Ermittlungsakten vor, die sich mit den Aussagen von Patientinnen und Therapeuten vergleichen lassen.

Dazu müsste man Betroffenenberichte der RG-MC-Patientinnen unabhängig von der Interpretation ihrer Therapeuten auswerten, denn wie schon beim historischen Paradefall „Sybil“ (USA 1973) und bei den jüngsten Ereignissen in der Schweiz zeigte sich, dass die Therapeutin von dem Thema stärker überzeugt war als die Patientin. Das Gleiche berichtet das Sekteninfo NRW aus seiner Beratungspraxis […]

Solange solche neutralen Untersuchungen unterbleiben und staatliche Stellen wie die UBSKM und das Bundesfamilienministerium die RG-MC-Theorie aktiv unterstützen, bleibt man diesen falsch therapierten Patientinnen die angemessene Hilfe schuldig.

Sicher ist die Zahl dieser Therapieopfer viel geringer als die Zahl der sexuellen Missbrauchsopfer. Aber das ist kein Grund, diese kleine Opfergruppe sich selbst zu überlassen.

Einen Auszug aus der Broschüre gibt’s im neuen Skeptiker (2/2024).

Zum Download-Link geht es hier.

Zum Weiterlesen:

  • Stern-TV: „Rituelle Gewalt“ als Rechtfertigung für den Umsturz, GWUP-Blog am 6. Juni 2024
  • „Satanismus“ und „rituelle Gewalt“: Ein neuer Verein kündigt spektakuläre Enthüllungen an, GWUP-Blog am 3. Juni 2024
  • Rituelle Gewalt-Mind Control: Die Autoren der Paradestudie räumen „Missverständnisse“ ein, GWUP-Blog am 26. Mai 2024
  • „False Memory“: Krimihörspiel auf der Basis von Forschungsergebnissen zur Erinnerungsfälschung, wdr am 7. März 2024