gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

5. November 2022
von Bernd Harder
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Die „geistige Führerschaft“ half nicht: Mainpost über die Psi-Tests der GWUP in Würzburg

Die Mainpost berichtet über die Psi-Tests der GWUP an der Uni Würzburg.

Als Beispiel schildert Mainpost-Redakteurin Gina Thiel die Bewerbung eines Heilpraktikers, der „unverträgliche Lebensmittel“ erspüren wollte und sich dabei in Kontakt mit einer „geistigen Führerschaft“ wähnte:

Um den Test durchzuführen, wurde ein Apfelstück mit Ameisengift getränkt und per Losverfahren unter einem von zehn Gläsern platziert. Unter den übrigen neun Gläsern wurden unbehandelte Apfelspalten verteilt.

Der Heilpraktiker war überzeugt, das vergiftete Apfelstück erspüren zu können. „Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass es nicht geklappt hat. Er hatte null Treffer“, erzählt Dr. Martin Mahner (l., mit Dr. Rainer Wolf).

Auf die Frage, wie viele der getesteten Personen sich anschließend eingestehen, dass sie keine übernatürlichen Fähigkeiten besitzen, erklärt Wolf:

Maximal zwei Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten geben am Ende zu, dass sie sich getäuscht haben.

Mehr zu den diesjährigen Psi-Tests gibt’s im nächsten Skeptiker, der im Dezember erscheint.

Zum Weiterlesen:

  • Schwindel oder übernatürliche Fähigkeit? Wie zwei Wissenschaftler Scharlatane in Würzburg entlarven möchten, mainpost am 4. November 2022
  • Video: Die PSI-Tests der GWUP – Vortrag bei SitP Wien, GWUP-Blog am 16. Oktober 2022

5. November 2022
von Bernd Harder
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Universitäten: Was tun gegen „politische Esoteriken“ von Professorinnen und Professoren?

Gestern haben wir über die Causa Ulrike Guérot berichtet.

Natürlich werden jetzt Stimmen lauter, die fordern, der Politikwissenschaftlerin „den Lehrstuhl abzuerkennen“.

Aber wie realistisch ist das?

Im Verfassungsblog gibt es dazu einen ausführlichen Beitrag von Klaus Ferdinand Gärditz, Professor für öffentliches Recht an der Universität Bonn:

Hochschulleitungen haben aus gutem Grund Hemmungen, sich öffentlich zu solchen Äußerungen von Hochschulmitgliedern zu positionieren oder sich – was häufig gefordert wird – davon zu distanzieren, um das Ansehen der Hochschule zu schützen. Auch die rechtliche Gemengelage, die bei einer amtlichen Reaktion zu berücksichtigen wäre, ist verwinkelt.

Sein Fazit:

Hochschulen sind keine Arena für den politischen Meinungskampf, sie sind Orte wissenschaftlicher Forschung und Lehre. Sie werden gerade als institutionelle Ankerplätze für eine vorpolitische Rationalität benötigt und müssen glaubwürdig Distanz zu allgemeinpolitischen Auseinandersetzungen halten.

Um die Integrität der und das Vertrauen in die Wissenschaft zu sichern, müssen sich Hochschulen dann auch gegen diejenigen wehren, die ihre epistemische Amtsautorität missbrauchen und mit dem Anschein von Wissenschaft Falschbehauptungen, unhaltbare Spekulationen oder krude Verschwörungstheorien verbreiten.

Die Hochschulen sind es der Glaubwürdigkeit von Wissenschaft schuldig.

Der Artikel ist einige Tage vor der Distanzierung der Universität Bonn von Ulrike Guérot und dem Untersuchungsverfahren wegen des Verdachts auf wissenschaftliches Fehlverhalten erschienen.

Zum Weiterlesen:

  • Wehrhafte Hochschulen und Wissenschaftsfreiheit, verfassungsblog am 23. Oktober 2022
  • Putins Trollin: Universität Bonn distanziert sich von Ulrike Guérot, GWUP-Blog am 4. November 2022
  • Erkenntnisgewinn in der Wissenschaft: Was gegen Fanatiker und Pseudoexperten hilft, Deutschlandfunk Kultur am 25. Oktober 2022

5. November 2022
von Bernd Harder
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„Manipulierte Erinnerungen“ an sexuellen Missbrauch im Podcast Deep Science vom DLF

Im Deutschlandfunk-Wissenschaftspodcast Deep Science geht es um

Manipulierte Erinnerungen

Petra Stern wollte mit 40 Jahren eine Fortbildung zur psychologischen Beraterin absolvieren. Ihre Ausbildungsstätte, eine Heilpraktikerschule, war auf sexuellen Missbrauch spezialisiert. Zunächst musste Stern sich dabei selbst einer „Analyse“ durch ihre Lehrer unterwerfen:

Es dauert denn auch nicht lange, bis die Dozenten und Berater mit ihrem geschulten Blick feststellen, dass Petra in ihrer Kindheit selbst auch missbraucht worden ist. Und dann kommen nach und nach auch immer mehr Erinnerungen hoch.

Ab Minute 17 heißt es dann:

Ihre Erinnerungen sind falsch. Komplett falsch. Es gab keinen Missbrauch. Ihr Opa hat sie nicht missbraucht, ihre Oma hat sie nicht missbraucht, ihre Eltern auch nicht. Das ist alles nur in ihrem Kopf entstanden […] Heute ist ihr vollkommen klar: Diese Erinnerungen sind ihr von den psychologischen Beratern eingepflanzt worden.

Im Verlauf der Sendung (zirka 45 Minuten) werden auch die „Memory Wars“ der 1990er-Jahre gestreift. Mit dabei sind die Rechtspsychologin Prof. Renate Volbert, die Psychologin Prof. Aileen Oeberst und Heide-Marie Cammans vom Verein False Memory Deutschland e.V.

An dieser Stelle verweisen wir noch einmal auf die Podcastreihe zum Thema der falschen Erinnerungen an sexuellen Missbrauch von False Memory Deutschland, die es auch bei Youtube gibt.

Fazit der DLF-Journalistin Tomma Schröder:

Fast alle Gesprächspartner haben mir gesagt, dass sie falsche Erinnerungen als ein sehr wichtiges Problem ansehen und dass das definitiv zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Und dennoch stellen sich maßgebliche Institutionen wie etwa der „Betroffenenrat“ der UBSKM weiterhin blind und taub.

Zum Weiterlesen:

  • Manipulierte Erinnerungen, Deutschlandfunk am 3. November 2022
  • Echtes Leiden – Falsche Fakten, dissoziationen.de am 3. November 2022
  • Neu im Skeptiker: „False Memories“ – Falscherinnerungen durch Traumatherapie, GWUP-Blog am 23. September 2020
  • Satanic Panic: Wie Familien an Falscherinnerungen zerbrechen, GWUP-Blog am 21. Oktober 2022
  • Schweizer Psychiater warnen vor „Satanic Panic“ und induzierten Scheinerinnerungen, GWUP-Blog am 20. Juni 2022
  • SRF-Doku: „Jetzt reden die Opfer“ von induzierten Erinnerungen an satanistisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 17. Mai 2022
  • Falsche Erinnerungen: „Das kann in katastrophalen, falschen Erinnerungen münden“, Zeit-Magazin am 27. Mai 2022
  • Rich false memories of autobiographical events can be reversed, Proc Natl Acad Sci USA, 2021 Mar 30;

4. November 2022
von Bernd Harder
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Putins Trollin: Universität Bonn distanziert sich von Ulrike Guérot

Ihr neues Buch „Endspiel Europa“ bewirbt Ulrike Guérot im Multipolar Magazin (mit Psiram-Eintrag) und bei Rubikon News (mit Psiram-Eintrag):

Philipp Ther, Professor für Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität Wien, wirft Guérot vor, weder die russische noch die ukrainische Sprache zu beherrschen, auch mit der Nato habe sie sich nie befasst:

Es fehlt also jede Basis für eine fundierte Einschätzung.

Für eine weitere Neuerscheinung, in der es um „die planmäßige Entrechtung und Unterwerfung aller Menschen weltweit“ geht, hat sie ein Vorwort beigesteuert:

Bereits im Juni erklärte das Studierendenparlament der Uni Bonn, die „unfundierten“ Aussagen der Professorin seien zwar von der Meinungsfreiheit geschützt, aber einer Inhaberin des Lehrstuhl Europapolitik nicht angemessen. Sie schadeten dem Ruf der Uni.

Auch der Göttinger Politikwissenschaftler Andreas Busch forderte, die Universität müsse „Licht in dieses Berufungsverfahren“ bringen und „darlegen, wie ein Prozess der Bestenauslese zur Berufung von Frau Guérot führen konnte“.

Am 31. Oktober hat nun die Uni Bonn eine „Stellungnahme zu öffentlichen Äußerungen eines Mitglieds der Universität“ veröffentlicht – allerdings ohne konkrete Namensnennung.

Darin heißt es:

Allgemeine Standards guter wissenschaftlicher Praxis [sind] zu wahren und namentlich spekulative, nicht wissenschaftlich belegbare Behauptngen zu unterlassen. Verdachtsfälle auf Fehlverhalten werden im Einzelfall von den zuständigen Stellen geprüft und gegebenenfalls sanktioniert.

Dass bereits ein solches Verfahren anhängig sei, sagte die Uni-Pressestelle dem Journalisten Gunnar Hamann:

Gegenüber Welt-Online erklärt die Universität kryptisch:

Die Universitätsleitung nennt in ihrer Stellungnahme bewusst keinen Namen, dabei werden wir es auch weiterhin belassen. Personalangelegenheiten unterliegen der Pflicht zur Verschwiegenheit. Stellungnahmen wie die jetzt veröffentlichte kommen selten, aber immer wieder vor und sind höchst individuell auf den jeweiligen Sachverhalt bezogen.

Wenn indes nicht alles täuscht, schreibt der Autor dazu, seien „Ulrike Guérot, ihre öffentlichen Auftritte und wahrscheinlich auch ihre Veröffentlichung der Anlass dieser Stellungnahme“.

Auch die FAZ geht davon aus, dass damit Ulrike Guérot gemeint ist.

Der FAZ-Redakteur Thomas Thiel weist in dem Artikel darauf hin, dass Guérot nicht nur einen freizügigen Umgang mit Fakten pflege, sondern auch umfangreich plagiiert habe:

Beides muss nicht dem gleichen Ziel dienen. Sollte sich jedoch herausstellen, dass sie gezielt ihre wissenschaftliche Reputation für politische Propaganda missbraucht und dabei wissenschaftliche Standards verletzt, könnte das Folgen haben.

Der Autor äußert ferner die Vermutung, Guérot habe ihren Bonner Lehrstuhl weniger ihren akademischen Meriten zu verdanken als vielmehr ihrem „politischen Kapital“ als „auflagenstarke Pu­blizistin und gefragte Medienfigur“.

Zu ihrem neuen Ukraine-Buch erklärt Thiel:

Konsequent wird die Deutung des weltpolitischen Geschehens dem Wunsch nach eigener Wirkung und Größe untergeordnet.

Dagegen kritisiert ein Sprecher des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit bei Welt+ das Verhalten der Universität Bonn als „übergriffig“ und deren Stellungnahme als eine Ansammlung von „unbelegten Pauschalbehauptungen“.

Aber auch der Welt-Journalist unterstreicht, dass Guérots Weg zur Bonner Ordinaria „alles andere als skandalfrei“ gewesen sei und hebt unter anderem die Plagiatsaffäre hervor. Erklärungsbedürftig sei darüber hinaus die Tatsache, dass die Politologin sich nicht scheue, „Endspiel Europa“ in ihre wissenschaftliche Publikationsliste aufzunehmen.

Ein Buch, das die Wiener Zeitung dazu veranlasst, Ulrike Guérot schlicht „Putins Trollin“ zu nennen.

Update

Zeit-Online interviewt dazu den Mainzer Philosophen Tim Henning:

Was Guérot tut: Sie trifft Aussagen auf Grundlage unzureichender Belege. Logisch ist da aber nichts widersprüchlich oder widersinnig. Es ist schlechte Wissenschaft, weil es schlecht belegt ist.

Im Verfassungsblog war bereits vergangene Woche ein Beitrag zu der Frage erschienen, was Universitäten gegen „politische Esoteriken“ von Professorinnen und Professoren tun können.

Zum Weiterlesen:

  • Stellungnahme zu öffentlichen Äußerungen eines Mitglieds der Universität, uni-bonn am 31. Oktober 2022
  • Fulminante Deutungen, FAZ+ am 3. November 2022
  • Ulrike Guérot und die „absurde territoriale Integrität der Ukraine“, ruhrbarone am 3. November 2022
  • Bonner Professorin in der Kritik: „Man kann Guérot nicht mehr auf Studierende loslassen“, t-online am 2. November 2022
  • Putins Trollin, Wiener Zeitung am 3. November 2022
  • Warum die Uni Bonn ein Problem mit ihrer Star-Professorin hat, Welt+ am 4. November 2022
  • Ulrike Guérot: „Es ist schlechte Wissenschaft, weil es schlecht belegt ist“, Zeit+ am 4. November 2022
  • Ulrike Guérot: Wo die Politologin ist, ist Provokation, morgenpost am 10. Juni 2022
  • Ulrike Guérot: Eine Stimme des Postfaktischen, Zeit+ am 3. August 2022
  • „Verschwörung & Fakten“: Die Radikalisierung der Ulrike Guérot, GWUP-Blog am 19. März 2022

4. November 2022
von Bernd Harder
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Edzard Ernst über Bioresonanz-Geräte: „Blinkende Lämpchen und allerhand Regler“

Tja, ihr lieben Leute vom „Badischen Unternehmerpreis“ – vielleicht hättet ihr vor eurer diesjährigen Preisverleihung …

… euch mal besser darüber informieren sollen, was es mit Apparaturen für eine „bioenergetische Informationstherapie“ auf sich hat.

Jetzt ist es zwar zu spät, aber vielleicht trägt der aktuelle Welt+-Artikel von Edzard Ernst dazu bei, dass ihr künftig bisschen vorsichtiger seid.

Kurz zusammengefasst:

  • Bioresonanz-Geräte vermitteln mit blinkenden Lämpchen und allerhand Reglern den Eindruck von Hightech.

Interessanterweise lassen sich im Allgemeinen eher Technologie-feindliche Esoteriker aller Schattierungen davon beeindrucken. Bioresonanz basiert auf der Vorstellung, dass man mit elektromagnetischen Wellen Krankheiten diagnostizieren und behandeln kann. Diese nicht näher definierten Wellen sollen Krankheiten auf zellulärer Ebene heilen.

  • Allerdings frage ich mich:

Wenn die Bioresonanz fast wie ein EKG oder EEG funktionieren und noch dazu Schädigungen durch „übergeordnete energetische Schwingung“ neutralisieren soll, wieso hat man mir das dann während meines Studiums und meiner langjährigen ärztlichen Tätigkeit verschwiegen?

Nach jahrzehntelanger Erforschung aller möglichen alternativmedizinischen Verfahren, drängt sich mir bei diesen vielfältigen Erklärungen der Verdacht auf, dass es sich schlichtweg um ausgemachten Unsinn handelt.

  • Derzeit existieren nur drei prospektive Studien zur Bioresonanz-Therapie.

Die Erste stammt aus Deutschland und legt nahe, dass die Bioresonanz bei der Behandlung von Magen-Darm-Symptomen tatsächlich wirksam ist. Diese Studie war jedoch winzig und ihre Ergebnisse sind somit kaum ernstzunehmen.

Die zweite Studie kommt aus der Türkei und impliziert, dass die Bioresonanz bei der Raucherentwöhnung funktioniert. Es handelt sich jedoch um eine sogenannte Pilotstudie, der nie eine definitive Untersuchung folgte. Auch diese Studie ist leider nicht aussagekräftig.

Die dritte Arbeit ist eine randomisierte Doppelblindstudie aus der Schweiz und untersucht die Wirksamkeit des Verfahrens bei Kindern mit chronischer atopischer Dermatitis. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bioresonanz-Therapie keinen Einfluss auf die Beschwerden hatte. Das Fazit muss also lauten: Die Wirksamkeit der Therapie ist nicht belegt.

  • Und wie sieht es mit den diagnostischen Fähigkeiten der Apparate aus – kann man mit Bioresonanz tatsächlich Erkrankungen erkennen?

In einem Experiment wurden neun gesunde Probanden, zwei männliche Patienten mit Erkrankungen, eine Leiche, jeweils frischer Leberkäse und ein feuchtes Tuch wiederholt mit zwei Bioresonanz-Geräten getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass bestehende Diagnosen selbst schwerst erkrankter Patienten nicht erkannt wurden, der Leiche jedoch beste Gesundheit attestiert wurde.

  • Fazit:

Bioresonanz beruht auf esoterischen Vorstellungen und taugt weder zur Therapie noch zur Diagnostik.

Zum Weiterlesen:

  • Bioresonanz – Medizin oder Elektroschrott mit Placebo-Wirkung? Welt+ am 24. Oktober 2022
  • „Badischer Unternehmerpreis“ geht an esoterischen Schwurbelunternehmer, Sebastian Müllers Blog am 5. Oktober 2022
  • Gewerbsmäßiger Betrug: Zwei „Bioscan“-Geschäftsführer zu Haftstrafen verurteilt, GWUP-Blog am 29. Mai 2022
  • Gefängnisstrafen für Bioresonanz-Anbieter, srf am 18. Oktober 2022
  • Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden – der Leberkäse-Test, Allergo Journal volume 28, pages 22–30 (2019)
  • Video: Janos Hegedüs über ein Gesundheitsunternehmen, das die „Metaphysik“ liebt – also Quanten, Schwingungen und so, GWUP-Blog am 14. Oktober 2022
  • Video: Janos Hegedüs und der Physiker Philippe Leick über Quantenphysik, Liebe und die seltsamen Produkte von „I-LIKE“, GWUP-Blog am 14. Oktober 2022
  • GWUP-Thema: Bioresonanz-Therapie
  • „Bioresonanz“ bei Psiram

3. November 2022
von Bernd Harder
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Anthroposophen decken die „skeptischen Netzwerke“ auf – zur Belohnung gibt es den neuen Podcast „Waldorfsalat“

Ähnlich wie die Homöopathen können sich anscheinend auch Anthroposophen nicht vorstellen, dass irgendjemand ehrenamtliche Aufklärungsarbeit leistet – und dann auch noch über Anthroposophie, Waldorf, Steiner, Demeter.

Das ist doch …! Das kann doch nicht …!

Klar, da muss einfach ein mächtiges, weit verzweigtes, am besten noch hochbezahltes Aktivisten-Netzwerk dahinterstecken:

Danke für die Info, liebe Anthros – muss ich gleich nachschauen, ob ich endlich mal einen Zahlungseingang finde.

Dieses Geschreibsel stammt aus der aktuellen Ausgabe einer Zeitschrift namens info3, die irgendwie „Achtsamkeit mit sozialem Engagement, gesellschaftlichen Wandel mit Tiefsinn“ verbinden will, aber trotzdem nicht anders kann, als an eine große Verschwörung gegen die Anthroposophie zu glauben.

Als Interviewpartner hat man dafür niemand Geringeren als Harald Walach gewinnen können, den genialen Schöpfer der „Comic-Namen-Verschwörung“, der zufolge die Skeptiker im Internet Comicnamen als eine Art geheimer Code verwenden würden.

Auch unser Blog wird (eher zwanghaft und völlig zusammenhanglos) in dem Artikel zitiert. Besonders aber der #AnthroBlogger hat es den gefinkelten Rechercheuren von info3 angetan:

Oliver Rautenberg hat sich offenbar ein aufwändiges Hobby gesucht. Oder ist es gar kein Hobby? Warum tut er das und was will er erreichen? In welchem Kontext stehen seine Aktivitäten?

… munkelt es geheimnisvoll aus dem hilflosen Zeilensalat der info3-Autorin.

Good News für die tapferen anthroposophischen Wahrheitssucher: Künftig gibt es noch eine weitere Quelle, aus der sie sich diesbezüglich informieren können:

Den neuen Podcast Waldorfsalat gibt es hier und auch bei Youtube. In der Erstausgabe stellen die Macher #exWaldi und #AnthroBlogger sich und ihr Anliegen vor.

Kritische Vorträge und Diskussionen zur Anthroposophie können außerdem am Freitag (4. November) in Frankfurt, am 7. November in Kiel und online ebenfalls am 4. November besucht werden.

Wir sind schon gespannt, wie das info3-Team demnächst auch diese Veranstalter den „skeptischen Netzwerken“ im „Abgrund des Geisteslebens“ zuschlagen wird.

Zum Weiterlesen:

  • Jens Behnke und das Märchen von Big Pharma, Onkel Michael am 18. Februar 2019
  • „Zeit Verbrechen“: Wie können an einer Waldorfschule jahrelang schlimmste Vorfälle geschehen? GWUP-Blog am 16. Oktober 2022
  • Die Anthroposophen starten eine „Akzeptanz“-Offensive – mit Prozessen gegen Kritiker, GWUP-Blog am 15. August 2022

2. November 2022
von Bernd Harder
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„Gefährlicher Glaube – Esoterik“: Interviews mit Pia Lamberty und Katharina Nocun zu ihrem Buch

Im #ferngespräch gestern Abend mit Katharina Nocun ging es um das Buch

Gefährlicher Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik

Heute war die Koautorin Pia Lamberty zu Gast auf dem Roten Sofa beim NDR:

Corona, Krieg in der Ukraine, drastische Inflation – in der jetzigen Zeit sind viele Menschen stark verunsichert. Einige, so Sozialpsychologin und Autorin Pia Lamberty, suchen da Halt in alternativen, esoterischen Welterklärungsmodellen: Spirituelle „Heiler“ erfahren regen Zulauf, der Esoterikmarkt boomt.

Ob dieser Trend gefährlichere Risiken mit sich bringt, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, darüber hat Pia Lamberty mit ihrer Co-Autorin Katharina Nocun das Buch „Gefährlicher Glaube“ geschrieben.

Hier geht’s zum Video (zirka 30 Minuten).

Mit beiden Autorinnen gibt es auch ein Interview bei wissenschaftskommunikation.de:

Man schreibt ein solches Buch ja nicht in erster Linie, um zu unterhalten. Was erhoffen Sie sich für eine Wirkung bei den Leser*innen?

Lamberty: Besonders großartig wäre es natürlich, wenn das Buch von Menschen gelesen wird, die sich im Esoterikmilieu bewegen. Das ist natürlich unwahrscheinlich, aber vielleicht schafft man es zumindest in ihr Umfeld. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir mit dem Buch das Thema in die gesellschaftliche Debatte einbringen oder dazu anregen können, darüber zu diskutieren. 

Nocun: Es geht um Aufklärung und auch darum, vor den Gefahren zu warnen. Esoterik wird zu oft verharmlost und da müssen wir ansetzen, wenn wir etwas verändern wollen. Es muss klarer werden, wo die Gefahren liegen und wir müssen über sie diskutieren.

Zum Weiterlesen:

  • Skeptiker-Interview: „Gefährlicher Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik“ mit Katharina Nocun, GWUP-Blog am 9. Oktober 2022
  • Esoterik – ein gefährlicher Glaube? wissenschaftskommunikation.de am 2. November 2022
  • Die Gedankenwelt der Esoterik, FAZ am 27. Oktober 2022

2. November 2022
von Bernd Harder
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Science Cops: „Wie erkenne ich gute Experten und Studien?“

Neu bei den Science Cops:

Police Academy: Wie erkenne ich gute Experten und Studien?

Ein Video von einem Experten wird im Familienchat geteilt, begleitet von einem Text: „Seht ihr, wenn der es sagt, dann muss das doch stimmen!“ Die Science Cops sind nicht da, um zu helfen … also was nun?

In dieser Folge erklären die Science Cops gemeinsam mit Holger Wormer, Professor für Wissenschaftsjournalismus, wie man selbst Experten und Studien überprüfen und damit selbst zum Science Cop werden kann.

Zum Weiterlesen:

  • Neue MEGA-Videos: Probleme mit medizinischen Studien, GWUP-Blog am 23. Februar 2021
  • Mai-Thi-Video: „Das Problem mit wissenschaftlichen Studien“, GWUP-Blog am 15. Dezember 2018
  • Nachgefragt 018: „Woran erkennt man seriöse Studien?“ vom 5. November 2018
  • Video: „Kann man empirischen Studien trauen oder nicht?“ GWUP-Blog am 1. Januar 2019
  • Video von Skeptics in the Pub Wien: „Was sind Studien und kann ich ihnen trauen?“ GWUP-Blog am 21. Juni 2020
  • Grams‘ Sprechstunde: Eine Studie macht noch keinen Wumms, spektrum am 20. Juni 2019
  • Medizin: „Wo ist der Beweis?“ jetzt in 15 Sprachen erhältlich – und weiterhin kostenlos zum Download, GWUP-Blog am 31. August 2018
  • Das PLURV-Prinzip der Desinformation, GWUP-Blog am 4. April 2021

2. November 2022
von Bernd Harder
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„Eine Welt ohne Konsequenzen“: Interview mit einem Opfer von Alex Jones‘ Verschwörungshetze

Im vergangenen Jahr berichteten wir hier über Leonard Pozner, der ins Visier von konspirologischen Eiferern geriet, weil er versucht hatte, den Verschwörungstheorien von Alex Jones über den Amoklauf an der Sandy Hook Elementary Schoool entgegenzutreten – bei dem Pozners Sohn Noah erschossen worden war:

„Völlig naiv“, wie Pozner heute sagt, habe er auf Google+ die Geburts- und Sterbeurkunden des Sechsjährigen sowie das Kindergartenzeugnis gepostet. Das brachte den digitalen Mob erst recht zum Überkochen. Eine gewisse Lucy Richards wurde 2017 wegen Morddrohungen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Trotzdem musste Pozner achtmal in den letzten sieben Jahren umziehen, weil Verschwörungsfanatiker immer wieder seine Adresse veröffentlichten.

Pozner gründete die Organisation HONR , die gegen Angriffe von Verschwörungsideologen kämpft. Zusammen mit anderen Eltern erzielte er nun vor Gericht einen historischen Erfolg: Jones wurde von einem Gericht im US-Bundesstaat Connecticut zur Zahlung einer Schadensersatzsumme in Höhe von knapp einer Milliarde Dollar verurteilt. Bereits im August hatte ein texanisches Gericht den Eltern eines weiteren getöteten Kindes fast 50 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen.

Wie viel Jones tatsächlich zahlen kann, ist unklar.

Für den Spiegel hat Richard Gutjahr mit Leonard Pozner gesprochen, der selbst Opfer von Verschwörungshetze ist.

Einige Auszüge:

Spiegel: Herr Pozner, was war Ihre erste Reaktion auf dieses Urteil?

Pozner: Ich freue mich, dass Jones haftbar gemacht wird und hoffe, dass jetzt auch andere Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Nach fast zehn Jahren missbrauchen Leute immer noch das Bild und den Namen meines Sohnes für ihre Lügen. Ich mache mir keine Illusionen, dass dies auf wundersame Weise mit Jones` Urteil enden wird.

Nach dem Schuldspruch und der spektakulären Schadensersatzsumme, die Alex Jones zahlen muss, ist Ihr Kampf zu Ende? Kommen Sie endlich zur Ruhe?

Der Kampf für Noah ist eine lebenslange Aufgabe. Die Internetmemes, die Beschimpfungen und Verunglimpfungen meines Sohnes im Netz gehen ja weiter. Ich mache mir Sorgen darüber, wer ihn beschützen wird, wenn ich einmal nicht mehr bin.

Die EU hat dieses Jahr den Digital Services Act verabschiedet, der Social-Media-Unternehmen dazu zwingt, Hassrede schneller zu löschen. Halten Sie das für die richtige Strategie?

Ja, das ist absolut die richtige Strategie. Sie versuchen, diese sehr reale Bedrohung, dieses Gift zu bekämpfen.

Es gibt also Hoffnung?

Es gibt Hoffnung, aber die Internetkonzerne sind so reich und so mächtig. Ich weiß nicht, ob die angedrohten Geldstrafen einen Unterschied machen.

Was würde Ihrer Meinung nach einen Unterschied machen?

Sie müssen diese Taten kriminalisieren. Die Taten von Menschen und Maschinen, die uns nicht schützen, müssen Konsequenzen haben, und zwar nicht nur finanziell. Diese Konzerne haben mehr Geld, als wir uns vorstellen können, das sind Giganten. Wir wissen doch, was passiert, wenn wir nicht handeln. Ich meine, es kann Bürgerkriege geben. Jemand muss endlich die Verantwortung übernehmen, und das nicht nur finanziell.

Sie meinen in letzter Konsequenz, CEOs wie Mark Zuckerberg ins Gefängnis zu stecken?

Gefängnisstrafen für Manager? Ja. Unbedingt. Ich denke, das wird irgendwann passieren. Vielleicht nicht so bald, vielleicht erst in 100 Jahren. Was sonst bleibt noch übrig, in einer Welt ohne Konsequenzen?

Ohne Bezahlschranke steht das Gespräch auch im Blog von Richard Gutjahr.

Zum Weiterlesen:

  • Es wird nie zu Ende sein, gutjahr.biz am 26. Oktober 2022
  • Sandy-Hook-Lüge: Wie ein Opfer von Alex Jones sich vor Gericht wehrte, spiegel.de am 18. Oktober 2022
  • Aggressive Verschwörungstheoretiker: Geschäftsmodell – Leben zerstören, spiegel.de am 12. August 2018
  • „This is not your show“: Der Verschwörungsideologe Alex Jones muss 50 Millionen an seine Verleumdungsopfer zahlen, GWUP-Blog am 5. August 2022
  • US-Verschwörungstheoretiker: Alex Jones muss fast eine Milliarde zahlen, zdf.de am 13. Oktober 2022
  • Unter Beschuss: Wie es ist, von Verschwörungstheoretikern und Hatern bedroht zu werden, GWUP-Blog am 12. Januar 2018
  • Von Pizzagate bis Sandy Hook: Die menschlichen Kosten von Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 19. August 2021
  • „In den Tod gehasst“: Der Spiegel zum Fall Lisa-Maria Kellermayr, GWUP-Blog am 10. Oktober 2022

1. November 2022
von Bernd Harder
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Heute im Ferngespräch: „Radikale Esoterik“ mit der Autorin Katharina Nocun

Heute im #ferngespräch:

Mit dabei sind die Autorin Katharina Nocun und Lydia Benecke (nicht im Bild).

Los geht’s um 20 Uhr.

Update vom 2. November

  • Interviews mit Katharina Nocun und Pia Lamberty zu ihrem Buch

Zum Weiterlesen:

  • Interview: „Gefährlicher Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik“ mit Katharina Nocun, GWUP-Blog am 9. Oktober 2022
  • Pia Lamberty/Katharina Nocun: Gefährlicher Glaube – Die radikale Gedankenwelt der Esoterik. Quadriga 2022, 303 Seiten, 22 €
  • Die Gedankenwelt der Esoterik, FAZ am 27. Oktober 2022
  • „Gefährlicher Glaube“: Aufklärung über die Gefahren der Esoterik, ndr am 18. Oktober 2022
  • „Gefährlicher Glaube“: Betrachtungen über die Esoterik-Szene, Deutschlandfunk am 8. Oktober 2022
  • „Die Verharmlosung der Esoterik ist extrem gefährlich“, netzpolitik am 3. Oktober 2022
  • „In Krisenzeiten sind Menschen anfälliger für Esoterik“, spektrum am 29. September 2022
  • Gefährliche Heilsversprechen, Deutschlandfunk am 29. September 2022
  • Esoterik: Gefahr oder Orientierungshilfe? sat.1 am 29. September 2022
  • Pseudofeministische Esoterik: Vorsicht vor der Göttin in dir, Zeit-Online am 30. September 2022
  • Die bunte, aber betrügerische Welt der Heilkristalle auf TikTok, vice am 19. September 2022
  • Conspirituality: Wie Verschwörungsideologie die Wellness-Gemeinschaft verseucht, Belltower News am 29. September 2022
  • Esoterik, Medizin, Politik und Verschwörungstheorien: Videos der bpb-Fachtagung in Fulda, GWUP-Blog am 2. Oktober 2022
  • #ferngespräch „Esoterik“ jetzt auch als Hoaxilla-Podcast, GWUP-Blog am 1. Juli 2021