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Untersuchungsbericht: Keine Hinweise auf organisierten satanistisch-rituellen Missbrauch in den Niederlanden

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Eine 20-monatige Untersuchung hat keinerlei Hinweise auf organisierten satanistisch-rituellen Missbrauch in den Niederlanden ergeben.

Das teilte das Ministerium für Justiz und Sicherheit am 21. Dezember mit. Der 125-seitige Abschlussbericht der sogenannten Hendriks-Kommission steht hier zum Download bereit. Dem Untersuchungsausschuss gehörten die Wissenschaftler Prof. Jan Hendriks, Dr. Anne-Marie Slotboom und Prof. Trudy Mooren an.

Die Hendriks-Kommission war im April 2021 von der Zweiten Kammer des Parlaments der Niederlande eingesetzt worden, nachdem in der Radioshow „Argos“ des Senders NPO Radio 1 zwei Journalisten über Recherchen zum Thema „Satanic Ritual Abuse“ gesprochen hatten.

Der nun vorliegende Bericht erkennt ausdrücklich an, dass die Aussagen der Zeugen von traumatisierenden Erfahrungen geprägt seien. Beweise für die Existenz von Netzwerken satanistischer Missbrauchstäter gäbe es hingegen nicht.

Wie Pepijn van Erb von der niederländischen Skeptiker-Organisation Skepsis berichtet, sei das Ergebnis keine Überraschung und entspreche dem, was Kriminalisten und andere Experten seit langem sagen. Die neuerliche Untersuchung sei vor allem politisch motiviert gewesen.

Einen Tag nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts publizierte auch „Argos“ eine Stellungnahme. Darin heißt es mit Blick auf die Sendung „Argos investigates satanic ritual abuse“ vom 27. Juni 2020, man hätte darin deutlicher zwischen bloßen Behauptungen und belegbaren Fakten differenzieren müssen.

Die „Argos“-Verantwortlichen schließen sich außerdem der Kommissions-Schlussfolgerung an, dass die Verschwörungstheorien, „die um dieses sensible Thema kursieren“, den tatsächlichen Opfern von sexuellem Missbrauch schaden.

Eine Erkenntnis, für die die Journalisten zwei Jahre gebraucht hätten, schreibt Pepijn van Erb, obwohl die Sendung schon damals heftig kritisiert worden war.

Zum Weiterlesen:

  • Dutch commission finds no evidence for satanic ritual abuse, pepijnvanerp am 22. Dezember 2022
  • Argos et les abus rituels sataniques inexistants, scepticus.nl am 28. April 2022
  • The return of a myth: Satanic ritual abuse and the sacred status of Argos, skeptic.uk am 16. Mai 2022
  • „Esoterische Parallelwelt, grober Unfug“: Auch eine deutsche Therapeutin ist in die Satanic Panic in der Schweiz involviert, GWUP-Blog am 3. Dezember 2022
  • Falsche Thesen, dissoziationen am 11. Dezember 2022
  • MPS – eine neue Frauenkrankheit? dissoziationen am 20. Dezember 2022
  • Prozess in den Niederlanden: Twitter soll Verschwörungstheorien über Pädophilenring löschen, spiegel am 17. September 2022

14 Kommentare

  1. Scheint nichts mit dem Thema zu tun zu haben:

    https://www.tvmovie.de/tv/satanic-panic-158869720

  2. Klagemauer-TV:

    „Rituelle Gewalt und Mind Control – Tabuthemen“:

    https://www.kla.tv/2022-12-22/24555

  3. „An dieser Stelle möchte ich dem GWUP-Skeptiker-Verein ausdrücklich danken“:

    https://dissoziationen.de/xxl-infopaket-und-subkultur/

  4. @Martina:

    Das heißt wohl soviel wie „Ritual-Verbrechen, über die nicht gesprochen werden darf“ oder so ähnlich.

    Klingt nach Boulevard-Nonsens.

  5. Recht kurios ist auch das Schweigen der Verschwörungserzähler zu diesem Thema. Ich habe erwartet, dass zumindest einige Reaktionen erfolgen (wenn auch die vorhersehbaren „alle unter einer Decke“ Kommentare).

    Vielleicht haben nach der letzten Reichsbürgerrazzia einige verstanden, dass Taten und Aussagen Konsequenzen nach sich ziehen können.

  6. Pingback: De linke weekendbijlage (53-2022) - Kloptdatwel?

  7. Pingback: Niederlande: Kein Nachweis von Satanischem Missbrauch - Debunking SRA

  8. Das wird wohl wieder Wasser auf die Mühlen der Gläubigen (Satanic Panic, QAnon etc.) geben.

    Spiegel: Mögliche Missbrauchsopfer. 200 minderjährige Asylsuchende sind in Großbritannien verschwunden

    Die britische Regierung bringt unbegleitete minderjährige Geflüchtete derzeit in Hotels unter. Nun hat sich herausgestellt, dass viele von ihnen vermisst werden. Kinderschutzorganisationen befürchten das Schlimmste.

    https://www.spiegel.de/ausland/grossbritannien-200-minderjaehrige-fluechtlinge-verschwunden-a-4ece3928-05e9-4c49-8243-f7047456cf1b

  9. @ Carsten Ramsel

    Im Spiegel-Artikel wird leider nicht darauf hingewiesen, dass es bei dem befürchteten Missbrauch vorwiegend um verschiedene Formen von Sklavenarbeit geht, also Schuften auf der Cannabisfarm etc., aber auch im Sexgewerbe.

    Niemand geht hier in UK davon aus (also zumindest nicht auf offizieller Seite), dass die Kinder von Satanist:innen gefangen gehalten werden. Der Nebentitel „Mögliche Missbrauchsopfer“ ist unglücklich gewählt und dreht diesem „Wasser auf die Mühlen“ zusätzlich den Hahn auf.

    Eine Riesenschweinerei ist das Ganze natürlich trotzdem und das Werk einer Regierung, bei der man nicht weiß, ob nun Dämlichkeit, Arroganz, Gleichgültigkeit oder Korruptheit das vorherrschende Charakteristikum ist.

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