16. Januar 2024
von Bernd Harder
21 Kommentare
Immer rein in die Blamage.
Kaum hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach verlautbart, dass Homöopathie
… keinen medizinischen Nutzen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sachstandes erbringt,
schmeißt der bayerische Landtag 800.000 Euro zum Fenster raus, im Kampf gegen die Realität.
Die „Homöopathie statt Antibiotika“-Studie geht tatsächlich voran, berichtet heute Welt-Online ein Jahr nach der Registrierung bei clinicaltrials.gov.
Nach „vielen internen Debatten und Kritik im Hause wie von außen“ habe die TU München mit ihrem Münchner „Klinikum rechts der Isar“ den Studienauftrag angenommen. Studienleiter ist der Medizinprofessor und Transplantationsexperte Lutz Renders.
Teilnehmen werden nach Welt-Angaben 220 Frauen zwischen 18 und 64 Jahren:
Eine der Bedingungen ist, dass sie entweder im Verlauf der letzten sechs Monate zwei Infekte hatten oder im Verlauf der vergangenen zwölf Monate drei. Jede dieser Frauen bleibt dabei parallel in Behandlung eines Homöopathie-Arztes.
60 Probandinnen sind schon benannt, die übrigen sollen bis April feststehen […]
Die Studie wird „doppelblind und randomisiert“ verlaufen, ein adäquates Studiendesign. Die Frauen werden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine bekommt homöopathische Präparate, die andere gänzlich wirkstofffreie Placebos. Wer in welche Gruppe kommt, wird gelost. Weder die Frauen noch die Ärzte erfahren, wer zu welcher Gruppe gehört.
Am Ende wird gezählt, in welcher Gruppe häufiger Antibiotika verschrieben werden mussten – der homöopathischen oder der mit den Placebos. Die Auswertung soll bis Ende 2025 fertig sein.
Hintergrund der Studie ist die weltweite Suche nach Antibiotika-Alternativen.
Letzter Absatz des Welt-Artikels:
Für diese Recherche hat Welt mehrere Mitglieder [der ARM Industry Alliance] gefragt, wie sie das Problem beschreiben, welche Strategien sie vorschlagen und was sie von der bayerischen Idee halten, Homöopathie gegen Antibiotika-Resistenz zu testen. Darunter waren GlaxoSmithKline, Merck, Boehringer Ingelheim, Novartis mit Sandoz, MSD, Aequor und die IFPMA.
Alle reagierten auf die Anfrage und schickten Antworten, nur die Homöopathie-Frage beantwortete kein einziges Unternehmen. Die meisten, auch der Verband IFPMA, ignorierten sie stillschweigend. Nur Roche entschuldigte sich und bat um Verständnis, dazu wolle man sich nicht äußern.
Parallel dazu geht es auch im neuen Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministerums für ein „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune (Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz – GVSG)“ der Homöopathie (und den Selektivverträgen) an den Kragen.
Zum Weiterlesen:
- Homöopathieduell München vs. Berlin? hpd am 22. Januar 2024
- Bayern testet Globuli statt Antibiotika – und wendet sich damit gegen Lauterbach, welt+ am 16. Januar 2024
- Homöopathie: Bei keiner Krankheit mehr Wirkung als ein Placebo, br am 16. Januar 2024
- Neues zur bayerischen Studie über Homöopathie als Antibiotika-Alternative, GWUP-Blog am 17. Februar 2023
- Homöopathiestudie in Bayern: ein Zwischenbericht, INH am 17. Februar 2023
- Offener Brief an die bayerischen Landtagsabgeordneten: Homöopathie ist keine Antibiotika-Alternative, INH am 4. November 2019
- 12 Fragen zur bayerischen Homöopathiestudie, gesundheits-check am 21. Februar 2023
- Endlich „den Unsinn“ beenden: Medien begrüßen Lauterbachs „guten Schritt“ gegen Globuli, GWUP-Blog am 15. Januar 2024
- Gesundheitskioske, Gesundheitsregionen, Primärversorgungszentren, Entbudgetierung, Homöopathie – der GVSG-Omnibus ist unterwegs: nächste Haltestelle, gesundheits-check am 16. Januar 2024