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Statt „Lügen, Hirneise oder Mythen“ fundiertes Wissen über Krebs: Janos Hegedüs im Gespräch mit Marisa Kurz

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Nach mehreren Videos zu dem „Krebsflüsterer“ Lothar Hirneise redet Dr. Janos Hegedüs jetzt darüber, „wie in der Onkologie wirklich gearbeitet wird“:

Chemotherapie ist nicht vom Teufel

Gesprächspartnerin ist die Onkologin und Spektrum-Kolumnistin Marisa Kurz:

Die Hirneise-Saga ist noch nicht zu Ende, die restlichen Folgen kommen im Januar 2023.

Ich möchte euch aber nicht nur seine unsinnigen Behauptungen über Krebstherapie vorstellen. Als ich sein Video anguckte, fragte ich mich ständig: Wie soll ich euch am besten wahre, wertvolle Informationen vermitteln? Sollte das ein Teil der Debunking-Videos sein?

Das würde heißen, dass ihr jedes einzelne Video angucken müsstet, wenn ihr tatsächlich einen guten Überblick erlangen möchtet. Das wäre meiner Meinung nach zu viel verlangt. Deswegen wollte ich diesem Thema ein eigenes Video widmen.

Es geht hier nicht um Lügen, Hirneise oder Mythen. In diesem Video findet ihr ausschließlich fundiertes Wissen und Fakten… Und wisst ihr, was das Beste ist? Natürlich Marisa Kurz, die netterweise mehrere Stunden mit mir gesprochen hat und mir ein fantastisches Interview gab.

Zum Weiterlesen:

  • Krebs zu behandeln ist Teamarbeit, spektrum.de am 13. Dezember 2022
  • Die Mistel – Weihnachtsdeko oder Krebsmedikament? GWUP-Blog am 15. Dezember 2022
  • Zehn Gründe, warum es keine „Krebs-Verschwörung“ gibt, GWUP-Blog am 8. Juli 2015
  • Chemophobie, Aprikosenkerne und andere Krebsmythen, GWUP-Blog am 3. Februar 2019
  • Verschwörungsmythen rund um Krebs, GWUP-Blog am 20. März 2019
  • NGF054: „Krebs“ vom 30. Juni 2022
  • Debunking Lothar Hirneise Teil 4, GWUP-Blog am 26. November 2022
  • Marisa Kurz – oder die Kunst, Medizin einfach zu erklären, goodnews-magazin am 30. Juni 2022

7 Kommentare

  1. Es liegen Welten zwischen den Erläuterungen eines Menschen vom Fach und dem was Homöopathen, Heilpraktiker und andere alternative Laien behaupten bzw. lügen.

  2. „Alles macht Krebs“ – Was Verschwörungsanhänger glauben

    https://www.mimikama.org/krebs-verschworungsanhanger/

  3. In Zeit-Verbrechen:

    Zwei Jahre lang betreut eine Sterbebegleiterin eine 26-jährige Krebskranke im Endstadium. Bis sich herausstellt: Die vermeintlich Sterbende ist kerngesund und hat Hospiz, Freunde und sogar Medien betrogen. Sieben Jahre später treffen die Frauen einander wieder.

  4. @ Bernd Harder:

    Ich habe wenige „Münchhausener“ erlebt:

    Im Studium einen Mann, der vorgeblich eine Hepatitis C hatte – und der, als wir ihn damit konfrontierten, daß die Serologie aber etwas anderes sagte, fluchtartig das Krankenhaus verließ.

    Und in meiner Strahlentherapiezeit eine junge Frau, die mich an „Anna“ erinnert, und die zu uns mit einer unglaublichen Story kam.

    Hierzu muß man wissen, daß Strahlentherapien für Kassenpatienten ausschließlich auf Zuweisung erreichbar sind; man kann also dort nicht einfach ohne Überweisungsschein hineinspazieren. Die junge Frau war, wie man im Strahlenslang sagt, eine „gutartige Patientin“, kam also zu uns zu einer Röntgenreizbestrahlung bei anhaltenden Knieschmerzen aufgrund irgendeines Verschleißes.

    Dies war schon für sich genommen ungewöhnlich, da solche Bestrahlungen normalerweise bei älteren Menschen durchgeführt werden, bei denen andere Verfahren nichts gebracht haben (Krebsentstehung durch Röntgenstrahlen und so).

    Im Erstgespräch stellte sich dann heraus, daß die Frau angeblich ein Glioblastom (unheilbarer und sehr bösartiger Hirntumor) habe, und aus den mir vorgelegten Arztbriefen war eine Bestrahlung als dringend erforderlich beschrieben worden. Wenn man dort sitzt, und vollkommen unerwartet mit einer hochakuten und behandlungsbedürftigen Erkrankung konfrontiert wird, dann ist man geplättet.

    Daß der Patient einen in ein Lügengespinnst einhüllt, kommt einem normalerweise nicht in den Sinn.

    Assistenzarzt, der ich damals war, eilte ich zu meinem Chef, der die Behandlungsindikaiton ebenfalls stellte. Danach verlor ich den Fall etwas aus den Augen, bekam aber mit, dass eine Planungs-CT (Grundlage für jede komplexere Bestrahlung) erfolgt war (warum uns zu diesem Zeitpunkt offenbar noch keine MRT des Hirns vorlag, die mit in die Bestrahlungsplanung einbezogen worden war, weiß ich nicht mehr. Vielleicht hatten wir einen Termin für eine aktuelle Untersuchung vereinbart und wollten die Zwischenzeit schon einmal nutzen).

    Und hier fiel allen Beteiligten etwas verstörendes auf:

    Die Patientin hatte, kongruent mit den Arztbriefen, eine Operation des Hirntumors angegeben. In der CT waren aber keine Substanzdefekte, einliegende Fremdkörper oder auch nur Veränderungen der Schädelkalotte zu sehen.

    Danach schauten wir uns die Arztbriefe noch einmal genauer an – und was schon zuvor mir zumindest eigenartig erschienen war, ergab jetzt einen Sinn: Es handelte sich um eigentlich (!) ziemlich dilettantisch angefertige Kopien mit nicht zusammenpassenden Layouts und Briefköpfen, die nicht zu den Abteilungen passten, die normalerweise mit der Behandlung von Hirntumoren befaßt sind.

    Überdies war die Patientin vorgeblich zur Behandlung ihres Leidens kreuz und quer in verschiedenen Kliniken unterwegs gewesen, unter anderem in einem norddeutschen Universitätsklinikum und einem Maximalversorger einer ostdeutschen Großstadt.

    Üblich ist normalerweise die eher wohnortnahe Behandlung an einem Haus, damit alles gewissermaßen „aus einer Hand“ komme.

    Als mein Chefarzt die Frau mit der offenbaren Unwahrheit ihrer Aussagen konfrontierte, war ich leider nicht anwesend – und leider auch kein Psychiater: Die Frau, die ansonsten auf den ersten Blick nicht auffällig gewirkt hatte, beharrte auf ihrer Diagnose.

    Unabhängig davon, daß eine CT ohne Indikation nicht nur eine unnötige Strahlenbelastung darstellt, sondern auch eine Körperverletzung ist, zumindest eines der von der Fälschung der Arztbriefe betroffenen Häuser ausdrücklich keine juristische Weiterverfolgung des Falls (Urkundenfälschung) anstrebte und eben dem Fehlen eines Facharztes für Psychiatrie im entscheidenden Gespräch – alle drei Dinge unglücklich gelaufen – weiß ich nicht, ob die junge Frau weiterhin versucht hat, andere Krankenhäuser mit ihrer Diagnose zu täuschen.

    Die Lektion, die wir wohl alle gelernt haben: Wir bringen unseren Patienten zu Recht ein Grundvertrauen in die grundsätzliche Richtigkeit ihrer Angaben entgegen, so daß wir Unstimmigkeiten verdrängen und auch „wegrationalisieren“.

    Und am Ende stehen wir alle da und fühlen uns wie die Trottel, die wir sind.

    Und wer eine weitere Moral erwartet: Die gibt es nicht.

  5. @borstel:

    Danke für die ausführliche Schilderung, das wäre auch eine größere Veröffentlichung wert.

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