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„Mein Horoskop stimmt immer!“ – Ja und?

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Würden Sie sich mit jemandem verabreden, und der Person, gleich wenn sie kommt, dann sagen: ,Schön, ich wollte dich eigentlich nur meinem Freund dort am Nebentisch vorstellen, ich bin dann mal weg, schönen Abend noch‘?“

fragt Florian Aigner gerade in seinem Blog naklar.at:

Ähnlich nutzlos finde ich es, wenn Blog-Artikel nur aus einem Link auf ein Video oder einen anderen Artikel bestehen.“

Da hat er natürlich nicht ganz unrecht.

Trotzdem schätze ich persönlich es durchaus, auf sehenswerte Videos oder lesenswerte Artikel aufmerksam gemacht zu werden.

In diesem Zusammenhang kann man zum Beispiel den Meta-Blog Skeptator empfehlen.

Aber auch in der Tagespresse findet sich natürlich das eine oder andere Nützliche, etwa bei Welt-Online.

Da geht es aktuell um die Frage, „warum Horoskope einfach immer stimmen“.

Die Autorin erklärt in ihrem Artikel den Forer- oder Barnum-Effekt:

Wie sehr treffen die folgenden Beschreibungen auf Sie zu, auf einer Skala von 0 bis fünf, also von „gar nicht“ bis „vollkommen“:

  • Ich bin tendenziell selbstkritisch.
  • Ich werde unzufrieden, wenn ich mich eingeschränkt fühle, und mag ein gewisses Maß an Veränderung.
  • Auch wenn ich nach außen kontrolliert und selbstdiszipliniert erscheine, bin ich manchmal innerlich unsicher.

Diese Beschreibungen verwendete der US-amerikanische Psychologe Bertram Forer 1948 in einem Experiment mit 39 seiner Studenten. Er bat sie, ihm bei der Evaluierung eines neuen Persönlichkeitstests zu helfen, und gab jedem der Studenten einen kleinen Fragenkatalog, den sie beantworten sollten. Zum nächsten Seminar brachte er die Auswertungen des Tests mit.

Die Studenten lasen ihre Persönlichkeitsbeschreibungen und gaben ihre Einschätzung zur Genauigkeit ihres Profils auf der Skala von 0 bis fünf ab. Und siehe da: Bertram Forer hatte einen großartigen Test entwickelt!

Im Schnitt vergaben die Studenten mehr als vier Punkte für ihr Psycho-Profil. Die Sache hatte nur einen Haken: Alle 39 Studenten hatten exakt die gleiche Beschreibung von Forer bekommen – er hatte sie nämlich aus einem am Kiosk erhältlichen Horoskop zusammengebastelt.

Und damit es nicht bei diesem einen Link bleibt:

Auch bei Astrodictium simplex findet man viele kritische Informationen zu Horoskopen, zum Beispiel:

Und wir möchten nochmal auf unsere Artikelserie zum Thema „Barnum-Effekt“, Cold-Reading, Wahrsagen etc. verweisen:

  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 1
  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 2
  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 3
  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 4

Außerdem berichteten wir im Oktober darüber, wie man als “Medium” sein Publikum verblüfft, ohne wirklich übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen:

  • Medium für einen Tag, GWUP-Blog am 4. Oktober 2012
  • Medium für einen Tag II, GWUP-Blog am 6. Oktober 2012

Den Anlass für diese Artikelserie gab ein Hellseher-Interview auf einer Esoterik-Webseite, auf das wir vier Repliken verfassten:

  • Sind Hellseher sympathisch? GWUP-Blog am 30. September 2012
  • Sind Hellseher seriös? GWUP-Blog am 1. Oktober 2012
  • Sind Hellseher anerkannt? GWUP-Blog am 2. Oktober 2012
  • Sind Hellseher Schwindler? GWUP-Blog am 2. Dezember 2012

Zum Weiterlesen:

  • Psychologie: Warum Horoskope einfach immer stimmen, Welt-Online am 3. Mai 2013
  • Barnum & Carpenter: Für jeden etwas, GWUP-Blog am 17. Mai 2007
  • Barnum-Effekt und Geschlecht: Sind Frauen leichtgläubiger? Skeptiker 4/1999

10 Kommentare

  1. Einer meiner Lieblingsschüler sagte bei der Abschlussfeier „man dachte immer, wozu braucht man Lyrik? Aber man stellt fest, dasses was nützt, wenn man beim andern Geschlecht was erreichen will….“

    UNd so ist es auch mit dem Horoskop.

    Man kann doch mit der Anzubaggernden nicht darüber reden, ob jetzt Bayer München und warum die Champignions-Leage gewinnt.

    Also: Wer weiss ,dass er im Tierkreiszeichen des Nasenbären geboren ist, muss noch lange kein Homöopathie-Anhänger sein.

  2. @ Volker Be
    „Man kann doch mit der Anzubaggernden nicht darüber reden, ob jetzt Bayer München und warum die Champignions-Leage gewinnt.“

    Und deshalb muss man über Horoskope sprechen?

    Oh, Gott. Volker, ist das Ihr Ernst?

  3. @ Volker:

    “Aber man stellt fest, dass es was nützt, wenn man beim anderen Geschlecht was erreichen will….”

    Soso, einer Ihrer Lieblingsschüler sagte das. Nun gut. Glauben wir das mal. Und glauben wir auch mal, dass Sie demnach wohl Lehrer sind.

    Einer meiner Lieblingsfeinde sagte mal: “Aber man stellt fest, dass es was nützt, wenn man den Kassierer in der Bank mit einer Pistole bedroht…”.

  4. Oh Holy. Ist das Dein ernst Volker? Ein Horoskop Anbagger Spruch? Echt jetzt? Du willst Dich wirklich mit Frauen treffen die sich da auskennen und sich dann mit ihnen darüber unterhalten? Das wär für mich der Horror schlecht hin. Als ob es keine normalen Frauen gäb mit denen man sich über normale Dinge unterhalten könnt. Tsss ich krieg mich gar nimmer ein. Gnaaa

  5. @Sunny/Pierre:

    Gut, zu Volkers „Verteidigung“ müssen wir konstatieren, dass auch der allseits geschätzte Wissenschaftsjournalist und Skeptiker Gero von Randow diese Auffassung vertritt.

    Außerdem hatten wir hier im Blog sogar schon mal ein Gedicht darüber:

    https://blog.gwup.net/2012/09/15/skeptische-lyrik-sternzeichen-flirt/

  6. @ Bernd Harder

    Nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“?
    Sorry, da kann ich nicht ganz folgen.

    Klar, wenn es nur ein One-Night-Abenteuer werden soll, könnte man mit viel Kopfschütteln Verständnis zeigen.

    Aber ich frage mich, was man – falls man an einer langfristigen Beziehung interessiert ist – dann später als Gespräch auftischt, wenn man schon zu Beginn ein solch flaches Thema wählt?

    Durch meine tricktechnischen „Künste“ könnte ich auch mit (fast) jeder Frau einfacher ins Gespräch kommen und mit einem mentalen oder situationsbezogenen Zauberkunststück bei ihr punkten. Da ist so vieles möglich. Aber das ist mir zu „billig“.

    Wie ich schon mal vor einigen Monaten hier im Blog berichtete, gehörte früher eine mentale Horoskop-Vorraussage zu meinem Programm. Dieser Trick wirkt auf die Zuschauer erschlagend, weil alles ohne Umwege und blitzschnell abläuft. Dennoch habe ich diese Nummer aus meinem Programm rausgenommen, weil dies hier im Blog leicht kritisiert worden ist (weiß leider nicht mehr, von wem, aber ich glaube es war entweder trixi oder Vicky). Diese Kritik habe ich mir zu Herzen genommen. Man lernt täglich hinzu!

    Zumindest als Skeptiker sollte man nicht mit Horoskop-Geschwafel die Frauen nerven sondern andere Themen auswählen!

  7. Das mit dem „nur wegen einem Video / Bild“ einen Artikel zu veröffentlichen kenne ich selbst nur zu gut. Aber am Ende ist es, wie im Artikel schon gesagt, die Message die beim Leser an kommt. Aber das wird sich auch nicht großartig ändern – mittlerweile gibt es ja auch spezielle Plattformen die Informationen und Themen agregieren.

  8. Hallo Herr Neumann,

    Schluss jetzt, ja?

  9. @ Pierre Castell:

    Also wer die Rolle der Lyrik beim Anbaggern nicht kapiert, dem kommt tatsächlich ein gutes, schönes Stück des Lebens abhanden.

    Dass dies ein Schüler von Volker Be so treffend erkannte und fast schon im Geiste eines Lichtenberg (nein, _nicht_ der Berliner Stadtteil ist gemeint) formulierte, spricht für den Schüler und für den Lehrer. :)

    Aber danke, dass Sie mit Ihrem Posting des Bild eines engstirnigen, dogmatischen, trockenen Scientisten so bestätigt haben. Ich dachte schon, so etwas gibt es nicht mehr. Vermutlich gibt es es auch nicht und mir ist nur die Ironie Ihres Postings entgangen ;)

    Kleiner Tipp, Lyrik ist nicht nur zum Anbaggern gut, sondern überhaupt ne feine Sache, auch wenn sie manchem völlig unnutze vorkommt.

    BTW.: ein gutes Gedicht zu schreiben ist wie eine wichtige Erfindung zu schaffen: kommt unverhofft, es steht jede Menge Kopfarbeit dahinter und der Erfolg bleibt dennoch nicht jedem vergönnt :))

  10. „Also wer die Rolle der Lyrik beim Anbaggern nicht kapiert, dem kommt tatsächlich ein gutes, schönes Stück des Lebens abhanden.“

    Ist nicht der einzige Zweck der Lyrik das Anbaggern?

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