gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

19. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
2 Kommentare

Verschiedene Wahrheitsfindungsmethoden und Standortbestimmung der GWUP

Ein Beitrag von Stefan Soehnle

Einleitung

Dieser kurze Text soll eine grobe Skizze der strategischen Ausrichtung der GWUP sein, wie ich sie mir vorstelle. Dazu möchte ich darstellen, wofür die GWUP sich einsetzen sollte und wofür nicht. Außerdem will ich aufzählen, für welche Art der Wahrheitsfindungsmethode die GWUP stehen sollte, welche ausgewählten anderen Wahrheitsfindungsmethoden es gibt und wie sich der Ansatz der GWUP von diesen unterscheidet. 

Innerhalb und außerhalb der Mitgliedschaft gibt es Menschen, die das anders sehen als ich. Ich hoffe, ich kann mit diesem Artikel (ich bin hoffnungsloser Optimist) die Leser überzeugen. Eventuell liege ich aber auch falsch, dann werde ich entweder gerne von Argumenten überzeugt oder ich werde bei der nächsten Wahl einfach abgewählt – in jedem Falle freue ich mich über Feedback und Austausch. 

Wofür steht die GWUP meiner Meinung nach?

Die GWUP ist meiner Meinung nach eine Repräsentantin der Aufklärung, und dabei, wie in der Satzung verankert, insbesondere der Wissenschaft. 

Ziel von modernen Natur- und Geisteswissenschaften ist es, eine möglichst präzise Abbildung der Realität zu schaffen und verlässliche Prognosen zu erlauben.

Zwei Prämissen sind hierfür zentral:

  1. Es gibt eine objektive Realität
    Die Welt ist unabhängig von persönlichen Empfindungen oder gesellschaftlichen Trends.
  2. Erkenntnisgewinn
    Wir können Erkenntnisse über die objektive Realität gewinnen.

Die GWUP macht sich stark für diesen Ansatz, der im Zentrum der Wissenschaft steht: Man stellt Theorien auf und prüft sie anhand von z.B. Experimenten, Quellen, oder Beobachtungen, um ihren Realitätsgehalt zu ermitteln.

Wofür steht die GWUP nicht?

Es gibt viele weitere ehrenwerte Ziele, für die man sich engagieren kann, wie z.B. Weltfrieden, Flüchtlingshilfe oder Umweltschutz. Auch wenn diese Ziele durch wissenschaftliche Methoden unterstützt werden können, sind sie nicht die Hauptanliegen der GWUP. Unsere Hauptaufgabe ist die Förderung und Verteidigung der wissenschaftlichen Methode und deren Ergebnisse.

Wahrheitsfindungsmethode 1: Wissenschaft

Der wissenschaftliche Zugang besteht darin, Theorien anhand der wissenschaftlichen Methode der verschiedenen Disziplinen zu überprüfen und ihre Qualität an der Übereinstimmung mit der Wirklichkeit zu messen. Dieser Prozess, auf den sich die GWUP beruft, setzt Transparenz, Wiederholbarkeit und Objektivität in der Methodik voraus.

Neben dieser Methode gibt es andere Methoden, die andere Ansätze verfolgen.

Wahrheitsfindungsmethode 2: Esoterik

In der Esoterik spielen persönliche Erfahrungen, individuelle Wahrnehmungen und das subjektive Bauchgefühl eine dominierende Rolle. Mitunter genügt bereits das Gegenteil einer Mainstream-Position als Motivation, um einer Idee Glauben zu schenken.

Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse dem Bauchgefühl widersprechen, werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse abgelehnt, da dem Bauchgefühl ein höherer Wert beigemessen wird.

Damit befindet sich die Esoterik in einem ständigen Spannungsverhältnis zur Wissenschaft, insbesondere dann, wenn empirische Belege die esoterischen Annahmen widerlegen.

Wahrheitsfindungsmethode 3: Religion

Es gibt auch religiöse Ansätze der Wahrheitsfindung. Hierbei gilt allerdings nicht, wie bei der Esoterik das Bauchgefühl als Methode der Wahrheitsfindung, sondern die göttliche Eingebung. Diese kann entweder direkt (“Gott ist mir im Traum/beim Gebet erschienen”), über Bücher (“In der Torah steht …”) oder über Mittelsmänner (“Der Papst hat gesagt: …”) erfolgen.

Für Gläubige kann diese Offenbarung einen höheren Rang einnehmen als wissenschaftliche Ergebnisse. Spannend wird es immer dann, wenn religiöse Lehren und wissenschaftliche Erkenntnisse in Konflikt geraten, beispielsweise in der Diskussion um das Alter der Erde.

Wahrheitsfindungsmethode 4: Mächtige

Eine weitere Sichtweise besagt, dass „die Stärkeren“ oder „die Mächtigen“ bestimmen, was wahr ist. Hier wird Macht anstelle von Empirie zum Wahrheitskriterium erhoben. Elon Musk ist beispielsweise der reichste Mensch der Welt, aber deswegen ist das, was er sagt, nicht automatisch richtig.

Wissenschaftliche Erkenntnisse, die diesem Brunnen der Wahrheit widersprechen, werden unter anderem als “woke” beschimpft.

Wahrheitsfindungsmethode 5: Unterdrückte

Die Gegenposition zur Orientierung an den „Mächtigen“ ist die Vorstellung, dass die Unterdrückten automatisch Recht haben. Auch hier wird eine ideologische Perspektive zum Wahrheitsmaßstab und Wissenschaft wird nur dann angenommen, wenn sie die eigene Agenda stützt.

Vertreten Personen wissenschaftliche Erkenntnisse, die diesen Wahrheiten widersprechen, werden sie teilweise als “Nazi” beschimpft.

Es ist grau

Wichtig ist zu erkennen, dass sich diese Methoden der Wahrheitsfindung in der Realität oft überschneiden. Nur selten findet man Personen, die eine Methode in Reinform anwenden.

Ein Esoteriker mag sich in manchen Bereichen durchaus wissenschaftlichen Erkenntnissen anschließen, bis bei einem Thema, das ihm wichtig ist, ein Widerspruch zu den eigenen esoterischen Überzeugungen auftritt. “Funktioniert” die Homöopathie, obwohl die Wissenschaft sagt, dass sie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt? Dann entscheidet sich die Person im Zweifelsfall für das Bauchgefühl.

Wer gegen wen?

Auch innerhalb der einzelnen Wahrheitsfindungsmethoden gibt es Kämpfe. Besonders einfach sieht man das z.B. an dem Konflikt zwischen Christentum und Islam. Entweder ist Jesus am Kreuz gestorben, wie es das Christentum behauptet, oder Jesus ist in den Himmel gekommen, ohne am Kreuz zu sterben, wie es der Islam behauptet.

Auch zwischen den verschiedenen Methoden gibt es Auseinandersetzungen. Am bekanntesten wird hier der Konflikt zwischen Mächtigen und Unterdrückten sein.

Gleichzeitig können sich verschiedene Gruppen für gemeinsame Zwecke verbünden, obwohl sie ideologisch auseinander liegen, weil sie einen gemeinsamen Feind haben. Zum Beispiel: Um die Nazis im 2. Weltkrieg zu besiegen, haben die westlichen Demokratien mit der Sowjetunion kooperiert. Nach dem Ende des Krieges waren die beiden Gruppen dann wieder verfeindet. Oder: Kommunisten und Islamisten haben kooperiert, um im Iran den Schah zu stürzen. Hier hatten Kommunisten anschließend allerdings das Nachsehen gegenüber den religiösen Kräften.

Für wen ist die GWUP die richtige Organisation?

Ich plädiere dafür, dass die GWUP sich klar als Vertreterin der Aufklärung bzw. der Wahrheitsfindungsmethode Wissenschaft positioniert. Man muss davon ausgehen können, dass die Positionen, die die GWUP vertritt, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.

Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem Interessierte sich umfassend informieren können. Fragen und Kritik sollten wertschätzend behandelt werden, damit Neugier gefördert wird und sich niemand fürchten muss, falsche oder „unerwünschte“ Fragen zu stellen.

Dadurch können sowohl Übereinstimmung, aber auch Kritik zu esoterischen, religiösen, Positionen von Mächtigen und Unterdrückten entstehen. Damit können sich auch Menschen, die noch keine Berührungspunkte mit unserem Verein haben, willkommen fühlen.

Entsprechend sollte die GWUP offen sein für alle, die neben der Wissenschaftlichkeit auch esoterisch, religiös, mächtig oder unterdrückt sind, soweit sie sich auf dem Boden des Grundgesetzes befinden.

Ich finde, man kann in der GWUP sein, solange man 

  1. aushält, dass die GWUP Kritik an Unfug oder wissenschaftsfeindlichen Aussagen der eigenen Position übt.
  2. sich bei Konflikten zwischen der eigenen Ideologie und wissenschaftlichen Fakten auf die Seite der Wissenschaft stellt.

Hart gegen die Ideologie, weich gegen die Menschen

Menschen, die nicht die Wissenschaftlichkeit als obersten Wert haben, sind nicht böse oder unvernünftig. Oftmals liegen sie bei der Identifizierung von Problemen sogar richtig. Homöopathen haben Recht, wenn sie auf Defizite in der medizinischen Versorgung hinweisen. 

Aber eine korrekte Identifizierung eines Problems bedeutet nicht automatisch, dass auch der Lösungsvorschlag sinnvoll ist. Dass Menschen an Krebs sterben ist ein Problem, gegen Krebs Globuli xy zu nehmen, erhöht allerdings nicht die Überlebenschancen.

Daher ist es wichtig, dass GWUP-Mitglieder die Homöopathie sachlich und fundiert kritisieren, ohne kranke Menschen, die Homöopathie nutzen, belehrend oder beleidigend zu behandeln.

Für wen ist die GWUP nicht die richtige Organisation?

Wer das Primat der Wissenschaftlichkeit ablehnt und auch kritisiert, dass sich andere wissenschaftlich mit einem Thema beschäftigen, sollte nach meinem Verständnis nicht Mitglied der GWUP sein. Dies muss für alle Bereiche gelten.

Wer z.B. die flache Erde ablehnt, weil die Theorie unwissenschaftlich ist, aber Ancient Aliens für 100 % wahr hält und jede Kritik daran ablehnt, für den kann die GWUP nur schwer als Heimat fungieren. 

Die GWUP-Mitglieder können wissenschaftlich den Kreationismus kritisieren. Dabei ist es unerheblich, ob es christlicher Kreationismus, islamischer Kreationismus oder Kreationismus in Neuseeland ist. Wer diese universelle Herangehensweise ablehnt, dem wird es in der GWUP nicht gefallen.

Partnerwahl

Bei der Wahl der Kooperationspartner der GWUP sollten wir darauf achten, dass wir keine Partner wählen, die zwar eine der unwissenschaftlichen Wissensfindungssysteme ablehnen (z.B. “Unterdrückte”), aber selbst andere unwissenschaftliche Wissensfindungssysteme präferieren (z.B. “Religion”). Die GWUP sollte mit jenen Einzelpersonen, Gruppen oder Vereinen zusammenarbeiten, die sich dem wissenschaftlichen Ansatz uneingeschränkt verpflichtet fühlen. Vielleicht bin ich hier zu optimistisch, aber ich hoffe, dass es genügend Menschen und Organisationen gibt, die in der Wahrheitsfindungmethode “Wissenschaft” existieren.

Historische Abgrenzungen der GWUP

In Skeptikerkreisen gab und gibt es viele solcher Themen (Kernkraft, Klimawandel, Gentechnik, biologische Geschlechter usw.), über die man sich gestritten hat, und auch heute noch streitet. Manchmal hat sich der Konflikt mit der Zeit gelegt, manchmal leben wir damit, unterschiedliche Positionen zu haben, in wieder anderen Fällen haben sich neue Organisationen abgespalten.

Auch die GWUP hat sich in ihrer Geschichte bereits mehrmals damit auseinandersetzen müssen, wie man sich positioniert.

In den 90er- Jahren gab es Streit darüber, wie man sich zu PSI-Kräften positioniert. Damals hat man sich für die Wissenschaft entschieden (PSI-Kräfte existieren nicht). Das hat zu einem Verlust an Mitgliedern geführt, die das anders gesehen haben (http://bit.ly/4htEPll) .

Ende des Jahrtausends gab es Streit, wie man sich zu Religion positioniert. Damals hat man sich dafür entschieden, lediglich wissenschaftlich prüfbare Behauptungen mit religiösem Hintergrund zu kritisieren (z.B. Turiner Grabtuch). (https://bit.ly/4hsuPJj
Mit diesen und mit anderen Entscheidungen hat sich die GWUP nicht nur Freunde gemacht; einen Überblick über ihre Kritiker findet man auf unserer Webseite. (https://bit.ly/3Q7csO7)

Schwerpunktsetzung

Als gemeinnütziger Verein ist die GWUP hauptsächlich auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder angewiesen. Die Vereinsführung kann den Mitgliedern nicht vorgeben, wofür sie sich zu interessieren und womit sie sich zu beschäftigen haben. 

Grundsätzlich sollte jeder, der sich mit einem Thema wissenschaftlich auseinandersetzen möchte, dafür in der GWUP Raum finden. Anderen Mitgliedern mag das Thema nicht gefallen oder sie mögen das Thema für irrelevant halten, aber die GWUP sollte kein einziges Thema ausklammern.

Aktuelle Fragen

Aktuell steht die GWUP vor der Frage, wie man mit Aussagen aus dem sogenannten “woken” Spektrum, die wissenschaftlichen Anspruch haben, umgehen sollte. Ich plädiere dafür, dass unsere Mitglieder alles wissenschaftlich untersuchen und kritisieren dürfen, und zwar nach denselben Grundsätzen wie bei allen anderen Themen auch. Ich hoffe, dass ich möglichst viele Menschen von dieser Ansicht überzeugen kann.

Ich bin der Überzeugung, dass man die Wissenschaft nicht am besten dadurch verteidigt, dass man unwissenschaftlichen Unfug aus politischer Opportunität unwidersprochen lässt. Gerade in schwierigen Kontexten muss man an den Grundsätzen der Wissenschaftlichkeit festhalten, selbst wenn das kurzfristig unangenehm sein mag. Langfristig untergräbt die Ungleichbehandlung von Fehlinformationen den eigenen wissenschaftlichen Anspruch.

Dabei gilt es, weiterhin „hart gegen die Sache, weich gegen die Menschen“ zu bleiben. Eine klare Standortbestimmung zu „Woke-Themen“ – analog zur früheren Standortbestimmung gegenüber Religion – wäre dabei ein wünschenswerter Schritt.

Fazit

Die GWUP sollte sich klar zur Wissenschaftlichkeit bekennen, unabhängig davon, ob die Aussagen mit wissenschaftlichem Anspruch aus religiösem, politischem, esoterischem oder anderem Umfeld stammen. Dieser Universalismus sollte ein Markenzeichen der GWUP sein, da er zeigt, dass bei der GWUP keine Behauptung unangetastet bleibt.

Das bedeutet nicht, Andersdenkende zu verteufeln; vielmehr braucht es respektvollen, aber kritischen Dialog. Nur so kann ein Verein wie die GWUP ihren aufklärerischen Anspruch dauerhaft glaubwürdig vertreten und der Gesellschaft als sachliche Stimme in wissenschaftlichen Fragen dienen. (https://bit.ly/3CHXMBK

Ich hoffe, dass die GWUP damit das strategische Ziel erreichen kann, mehr Menschen zu erreichen und ihre gesellschaftliche Relevanz zu steigern.

Diskussion

Dieser Text ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Wie bereits am Anfang erwähnt, freue ich mich über Feedback und Austausch. Damit dies nicht gleichzeitig an verschiedenen Stellen passiert, bitte ich darum, die Kommunikation im skeptischen Netzwerk zu erledigen. Das skeptische Netzwerk ist für jede Person offen, die sich offen und ehrlich mit dem Thema auseinandersetzen möchte.

18. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
1 Kommentar

Video: Spitzbart über die HPV-Impfung

Der im letzten Spitzbart-Video von Janos versprochene Folgeteil ist nun veröffentlicht. Teil 1 findet sich hier. Dieses Mal setzt sich Janos mit Spitzbarts Aussagen zur HPV-Impfung auseinander.

Martin Moder meldete Spitzbart bei der Ärztekammer, nachdem dieser in einem öffentlichen Post von der HPV-Impfung abgeraten hatte. Nach Martins Meldung verschwand der Beitrag von Spitzbarts Social-Media-Seiten.

Daraufhin folgte ein neuer Beitrag, in dem Spitzbart mit fragwürdigen Aussagen über die Kritik klagte. Zum Glück gibt es Janos, der in seinem neuen Video diese Aussagen Stück für Stück durchgeht – natürlich nicht ohne seine gewohnt humorvollen Spitzen.

Zum Thema:

  • Artikel: Michael Spitzbart bei Psiram
  • Artikel: Hegedüs: Dr. Spitzbart – nächste Runde, GWUP-Blog vom 29.01.2025
  • Artikel: Video: Neues von Dr. Spitzbart, GWUP-Blog vom 17.01.2025
  • Artikel: Er will doch nur diskutieren: Disziplinarverfahren gegen den „Top-Gesundheitsexperten“ Michael Spitzbart eingeleitet, GWUP-Blog vom 20.12.2024

Hinweis:

  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen: https://skeptisches-netzwerk.de/.
  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.

16. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
2 Kommentare

Skeptische Gesellschaft: Die Brandmauer-Debatte unter der Lupe

Eine Woche vor der Bundestagswahl finden sich André Sebastiani und Holger Marcks auf dem YouTube-Kanal der Skeptischen Gesellschaft zusammen, um über die Brandmauer-Debatte und den Umgang mit der AfD zu reden.

Aus der Videobeschreibung:

Ist die sogenannte Brandmauer zur AfD gefallen? Die CDU, unter Friedrich Merz, hat im Bundestag mit einem Antrag und einer Gesetzesinitiative zur Migrationspolitik eine Welle der Empörung ausgelöst. Große Proteste folgten, und erneut wurde die Frage aufgeworfen: Wie umgehen mit der AfD? In dieser Episode sprechen André Sebastiani und der Soziologe Holger Marcks über die Bedeutung des Begriffs „Brandmauer“, historische Parallelen und die Strategien im politischen Umgang mit der AfD. Welche Effekte haben Brandmauern tatsächlich? Ist eine strikte Ausgrenzung der richtige Weg – oder stärkt sie am Ende sogar radikale Kräfte? Was zeigen wissenschaftliche Studien, und welche historischen Vergleiche sind sinnvoll?

Holger unterteil die Brandmauer-Möglichkeiten in verschiedene Schichten:

  • 1. Stufe:
    Mit Rechten redet man nicht, sie dürfen keine Plattform in den Medien erhalten etc. Auch Inhalte der Rechten dürfen nicht übernommen werden.
  • 2. Stufe:
    Keine Abstimmung mit rechten Parteien wie der AfD. Die Differenzierung zwischen direkter und indirekter Zusammenarbeit muss beachtet werden.
  • 3. Stufe:
    Kooperation mit rechten Parteien in der praktischen Politik bzw. in der Regierungspolitik. Zusammenarbeit in Ausschüssen/Gremien oder in einer Koalition.

Inhaltsüberblick:

  • Vorstellung [ab 0:00 min]
  • Zusammenfassung der Brandmauer-Diskussion [ab 1:10 min]
  • War die gemeinsame Abstimmung eine Zusammenarbeit? [ab 3:40 min]
  • Der Brandmauer-Begriff in der aktuellen politischen Landschaft [ab 12:10 min]
  • Die Schichten des Brandmauer-Begriffs [ab 20:20 min]
  • Besprechung der Studie Does accomodation work? und der Stufen anhand aktueller Beispiele [ab 27:00 min]
  • Bezug zur NSDAP und zur Deutschen Partei [ab 40:20 min]
  • Der Asylkompromiss der 90er-Jahre [ab 46:50 min]
  • Kann die Brandmauer-Diskussion zu einer Radikalisierung der AfD beitragen? [48:40 min]
  • Erklärung des Begriffs „Neo-Links“ [ab 56:10 min]
  • Proteste gegen die CDU [ab 58:20 min]
  • Polarisierung und Autoritarismus [ab 1:06:30 h]
  • Wie Poppers Toleranz-Paradoxon missinterpretiert wird. [ab 1:13:10 h]
  • Ausblick auf die BTW [ab 1:19:30 h]
  • Postfaktischer Volksverpetzer mehr Faktenverbieger als Faktenchecker [ab 1:24:30 h]
  • Schlusswort [ab 1:27:40 h]

Zum Thema:

Interview: Wie Weimar ist die Gegenwart? Jens Bisky über historische Vergleiche, taz vom 16.02.2025

Hinweis:

  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen: https://skeptisches-netzwerk.de/.
  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.

14. Februar 2025
von Manfred Körkel
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Hochmütige Naturwissenschaft und propagandistische Empirik?

Es folgt nur eine Zusammenfassung. Die vollständige Analyse mit Quellenangaben findet sich auf scientifictemper.org.

Paul Kurtz, Philosoph und Gründer des Committee for Skeptical Inquiry (CSI), meinte in seinen späten Jahren, dass sich diese Tätigkeit seit der Gründung 1976 verschoben habe. Ursprünglich habe es sich um pseudowissenschaftliche, paranormale Behauptungen gehandelt. Heute kämen jedoch viele der Angriffe auf die Integrität und Unabhängigkeit der Wissenschaft von politisch-theologisch-moralischen Doktrinen.

2023 gab es Umwälzungen in der deutschen Skeptikerbewegung. Zentral war darin ein Streit, ob die postmodern beeinflussten Critical Studies aus den Sozialwissenschaften auch ein legitimes Thema sein können. Noch 2019 hatte Kendrick Frazier vom CSI die Universalität skeptischer Untersuchungen betont. Darüber herrschte in der deutschen Skeptikerszene jedoch keine Einigkeit mehr. In der Folge distanzierten sich Mitglieder von der deutschen Skeptikerorganisation GWUP und wollten diesen Ansatz nicht mehr unterstützen.

Bisher (Januar 2025) ist noch kein Grundsatzpapier bekannt, das die Position der Kritiker aussagekräftig von der der GWUP abgrenzt. Um dem nachzugehen, bietet es sich daher an, in verwandten Textbeiträgen von Kritikern analytisch nach relevanten Auffassungen, Denkweisen oder Haltungen zu suchen.

Einer dieser Kritiker ist der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftspublizist Florian Aigner. Im Jahr 2024 publizierte er zwei Meinungsessays mit den Titeln “Die Selbstüberschätzung der Naturwissenschaft” und “Aber eine Studie hat gesagt”. Darin dreht es sich um das Verhältnis zwischen Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften und um die Rolle der Empirie in den Sozialwissenschaften. Diese Texte wurden analysiert, um Hinweise auf die Positionierung zu erhalten.

Leider zeigten sich bei der Analyse der Texte einige Mängel. So sind sie leider durchsetzt von Ungenauigkeiten, Selektionsbias, Framing, Kategorienfehlern und Strohmannargumenten.

Die Ausführungen von Florian Aigner zu geschlechtsspezifischen Präferenzen und zum Gleichberechtigungsparadox wurden genauer betrachtet und auch die Fachliteratur dazu konsultiert. Die von Aigner monierte Unreflektiertheit ließ sich nicht feststellen: Mit unterschiedlichen Methoden wird empirisch untersucht, ob es angeborene Präferenzen gibt oder ob alles sozial konstruiert ist. Dass normative Stereotype allein unterschiedliches Verhalten erklären, ist angesichts der Ergebnisse wenig plausibel. Florian Aigner scheint auch dem Irrtum zu unterliegen, dass verwirklichte Gleichberechtigung zwingend faktische Gleichheit implizieren muss.

Das macht es nicht einfacher, herauszufinden, wofür der Autor denn im positiven Sinne steht. Es ließ sich jedoch eine Tendenz in den Texten feststellen, nämlich eine Betonung des Moralismus gegenüber der Empirie, auch wenn es sich nicht um Normen, sondern um Tatsachen handelt. Wenn die empirischen Sozialwissenschaften jede Meinung belegen können, sind sie de facto desavouiert. Um ohne Bezug auf Tatsachenfeststellungen dennoch zu entscheiden, ob eine “Meinung gefährlicher Unsinn” ist oder nicht, bleibt dann nur der Rückgriff auf eine moralische Doktrin. Die Annahme, dass es in den Texten gar nicht um Wissenschaft geht, sondern um eine zeitgeistige Tugendsignalisierung, erscheint daher plausibel.

12. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Trust in Science?

Eine Studie, die im Januar in Nature Human Behaviour erschien und das ‚Vertrauen in die Wissenschaft‘ untersuchte, nimmt Udo Endruscheit als Anlass für einen neuen Blogartikel.

Deutschland rangiert dabei mit einem Wert von 3,49 unterhalb des gewichteten Medians von 3,62 (bei einer gemessenen Bandbreite von 4,2 bis 3,5 mit einer Standardabweichung zwischen 0.008 and 0.133) – ein Befund, der dem eher pessimistisch eingestellten Skeptiker spontan akzeptabel erscheint – bis man sich ansieht, welche Länder deutlich höhere Werte auch über dem Median erreichen. Deutschland wird dabei von Nationen glatt in den Schatten gestellt, denen man es beim besten Willen und ganz unvoreingenommen nicht zutrauen würde – ganz zu schweigen von den beiden führenden Nationen, die auch noch statistische „Ausreißer“ nach oben sind: Ägypten und Indien.

Ist diese Studie repräsentativ? Udo geht dieser Frage nach.

Wichtig ist, dass Wissenschaftsvertrauen ohne eine kritische Einstellung wenig Nutzen hat.

Ein hohes Vertrauen in Wissenschaft ist nur dann ein Fortschritt, wenn es mit einem gewissen Maß an Urteilskompetenz einhergeht. Fehlt diese, bleibt es eine leere Größe – oder schlimmer: Es öffnet Tür und Tor für Missbrauch. Wenn Menschen zwar „der Wissenschaft“ vertrauen, aber gleichzeitig nicht zwischen fundierter Forschung und ideologisch motivierter Verzerrung unterscheiden können, dann wird Wissenschaftsvertrauen zur leichten Beute für Populismus und Manipulation.

Zum Thema:

  • Artikel: Was ist „Vertrauen“ im postfaktischen Zeitalter?, HPD (Udo Endruscheit) vom 17.08.2021
  • Artikel: Most of us trust scientists, shows a survey of nearly 72,000 people worldwide, The Conversation vom 20.01.2025

Hinweis:

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11. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller: Der Trans-Komplex

Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller führten für die Richard Dawkins Foundation ein dreiteiliges Gespräch über wissenschaftliche Kontroversen zum Thema Trans. Es geht um Folgendes:

Im Frühjahr 2024 wurde nach einer langen Phase intensiver und umfangreicher Kritik von vielen Seiten der GIDS (Gender Identity Development Service) an der Tavistock Klinik in London geschlossen und das dort vertretene affirmative Behandlungsmodell für „Trans“-Kinder und -Jugendliche vom NHS (National Health Service) aufgegeben. Mittlerweile wurde es auch vom britischen Gesetzgeber in wesentlichen Teilen verboten. Wissenschaftliche Grundlage für diesen Schlussstrich ist der Cass Review. Darin wird auf fast 400 Seiten das affirmative Modell auf Basis der evidenzbasierten Medizin Punkt für Punkt geprüft – mit vernichtendem Gesamturteil.

Das Interview ist thematisch gegliedert und beinhaltet folgende Aspekte:

Teil 1: Das affirmative Behandlungsmodell und der Cass-Review
Es wird die Kritik des Cass-Reviews am affirmativen Behandlungsmodell erklärt, das an der Tavistock-Klinik praktiziert wurde.

Teil 2: Das affirmative Modell und dessen Alternativen
Der zweite Teil erläutert die historische Entwicklung des affirmativen Modells und skizziert alternative Behandlungsmodelle, damit die verschiedenen Aspekte der Debatte verstanden werden können.

Teil 3: Das affirmative Modell und der Transaktivismus
Im letzten Teil werden die Strategien und Taktiken der Transaktivisten gezeigt, die es lange geschafft haben, das affirmative Modell als einzig akzeptable Alternative zu verkaufen.

Zum Thema:

  • Artikel: Grossbritannien verlängert Verbot von Pubertätsblockern, Queer Nations (Till Randolf Amelung) vom 13.12.2024
  • Artikel: Der Cass-Report, Richard Dawkins Foundation (Robyn E. Blumner) vom 05.12.2024

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9. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
6 Kommentare

RFK auf dem Weg ins US-Gesundheitsministerium

Udo Endruscheit hat Robert F. Kennedy Jr.s ‚Werdegang‘ schon länger im Blick. Die Anhörung RFKs vor dem Senatsausschuss ließ er sich nicht entgehen und verfasste dazu einen neuen Blogartikel: „Welcome Idiocracy!“.

Das Ergebnis:

14 zu 13 Stimmen […]. Entlang der Parteigrenzen, wie die NYT schreibt. Kein Zweifel, dass der Senat nun die Nominierung durchwinken wird.

Udo zu den möglichen Gefahren, wenn RFK Gesundheitsminister wird:

Sein tiefes Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Institutionen und sein Hang zu Verschwörungstheorien könnten in einer solchen Position immensen Schaden anrichten. Sein Bild von Gesundheitsinstitutionen scheint stark von ideologischen Feindbildern geprägt zu sein, anstatt von realistischen Einschätzungen über deren Funktion und Bedeutung.

Auch andere pseudomedizinische Strömungen könnten dadurch Auftrieb erhalten:

RFK Jr. ist nicht nur gegen Impfungen, sondern auch ein Verfechter anderer pseudomedizinischer Ansätze, die er als „natürliche Heilmethoden“ verkauft. In Ländern mit starken Alternativmedizin-Lobbys (z.B. Deutschland mit der Homöopathie-Industrie oder Indien mit Ayurveda) könnte seine Ernennung als Argument für eine Gleichstellung von Pseudomedizin mit evidenzbasierter Medizin dienen.

Udo nennt Beispiele für die Unwissenschaftlichkeit RFKs und beleuchtet unter anderem dessen unrühmliche Rolle während eines Masernausrbuchs in Samoa. Zudem wagt er einen Ausblick auf die Zukunft – sowohl kurzfristig, mittelfristig als auch langfristig. Es lohnt sich, den gesamten Artikel zu lesen!

Zum Thema:

  • Artikel: Neue Lügen von Andy und Bob!, Science and sense vom 22.06.2022
  • Artikel: Experts saw Samoa’s plunging vaccination rates as a crisis. RFK Jr. saw an opportunity, NBC News vom 24.01.2025
  • Artikel: Science Cops: Science Cops: Ein Impfgegner als US-Gesundheitsminister – Der Fall Robert F. Kennedy Jr., GWUP-Blog vom 07.12.2024

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7. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Janos Hegedüs über Impfungen und Masken

Das Corona-Thema hält sich hartnäckig. Deswegen sieht sich Janos in seinem neuen Video die Aussagen von Dr. Ralf Tillenburg zur Coronaimpfung und zum Maskentragen an.

Dieser Arzt, der jetzt angeblich Alarm schlug ist richtig interessant. Es handelt sich um Dr. Ralf Tillenburg, ein Hausarzt aus Düsseldorf. Er hat seine Praxis neulich mit der Bezeichnung „Schwerpunktpraxis für Impfgeschädigte“ geschmückt, was mich ein bisschen stutzig macht. Auf seiner Website findet man an mehreren Stellen solche Formulierungen wie „Impfgeschädigter der Genspritze“, und er wird nicht müde, über die Gefahren von Masken zu erzählen.

Seine Aussage über die 30 – 50 % Impfgeschädigten war natürlich gefundenes Fressen für die entsprechenden Medien und wurde gleich groß in die Schlagzeilen geschrieben und machte eine große Runde im Netz. Wenige Leser haben mitbekommen, dass sich hinter dem ‚Experten für Impfgeschädigte‘, der hohe Gesundheitsrisiken der Covid-Vakzine beklagt, lediglich ein einsamer Wald- und Wiesenarzt versteckt, der bis heute an den Lügen der Pandemiezeit festhält und seine Patienten mit Kräutern, Pilzen und Vitaminchen heilen möchte.

Zum Thema:

Artikel: How long do mRNA and spike proteins last in the body?, Nebraska Medicine vom 01.11.2022

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6. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Bericht: Nessie und die Anthroposophie bei Skeptics in the Pub in Hamburg

Ein Gastbeitrag von Carsten Ramsel (Skeptics in the Pub, Hamburg):

Die Vorträge über das Loch Ness Monster Nessie und die Anthroposophie zogen 25 Skeptiker in den Pub Irish Rover in Hamburg. Nach fast 10 Jahren fand damit mal wieder ein Skeptics in the Pub in Hamburg statt.

Dr. Sebastian Schnelle machte an diesem Abend den Anfang, indem er einen Einblick in das Risikomanagement von Versicherungen bot. Wie wahrscheinlich ist es, so müssen wir uns skeptisch fragen, dass es Nessie gibt? Angesichts einer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 565 und bei einer Größe von ca. 20m möglichen 10 Nessies im See konnte Sebastian aber schnell Entwarnung geben. Nessie – sollte es das Monster je gegeben haben – dürfte inzwischen ausgestorben sein.

Sebastian Schnelle

André Sebastiani gab dann einen kurzen Einblick in die anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners, die wir als Anthroposophie kennen. Ausgehend von der Theosophie in den 1880er Jahren entwickelte er schnell sein eigenes System, indem der Mensch im Mittelpunkt stehe und dieser die Vorlage, sowohl für den Kosmos als auch alles Lebendige und Nicht-Lebendige auf Erden, das Vorbild sei. Böse Stimmen behaupten, dass Rudolf Steiner zu allem etwas gesagt habe und in seine Anthroposophie alles eingeflossen sei, was zu seiner Zeit in esoterischen Kreisen und geheimen Zirkeln zu finden war.

André Sebastiani

Bei irischem Bier und interessanten Diskussionen klang der Abend aus. So darf es die nächsten Male gerne weitergehen.

Weitere Informationen und nächste Termine unter www.sitphh.de und im Skeptischen Netzwerk in der Regionalgruppe Hamburg

Zum Thema:

  • Charles G. M. Paxton et al. Identifying Biases and the Relevant Statistical Population: the Case of the Loch Ness Monster, Journal of Statistics and Data Science Education, doi: 10.1080/26939169.2025.2455195
  • André Sebastiani, Anthroposophie – Eine kurze Kritik. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2019
  • Helmut Zander, Die Anthroposophie: Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik. Schönigh, Paderborn 2019
  • Helmut Zander, Rudolf Steiner: Die Biografie. Piper, Frankfurt am Main 2016

Hinweis:

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4. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Vortrag: Judith Faessler und Sebastian Schnelle referieren über das unwissenschaftliche Weltbild der Neuen Rechten (Skepkon 2024)

Auf dem YouTube-Kanal der GWUP ist seit Montag ein weiterer Vortrag der Skepkon 2024 als Video verfügbar: Das unwissenschaftliche Weltbild der Neuen Rechten. Liberalismus: Ihr schlimmster Feind von Judith Faessler und Sebastian Schnelle.

Interessant ist, dass in diesem Vortrag, der einen historischen Rückblick bietet, Skeptikern altbekannte Namen genannt werden – darunter z. B. Helena Blavatsky, Jörg Lanz von Liebenfels und Rudolf Steiner -, da auch Akteure der Neuen Rechten gerne auf sie Bezug nehmen.

Mit dem Erfolg der Aufklärung und der sich durchsetzenden wissenschaftlichen Methode haben wir Menschen erkannt, dass unser Wissen nicht eindeutig und fehlerfrei ist. Dies führte zu traditionalistischen und esoterischen Gegenbewegungen. Die Klage über den vermeintlichen Verlust des Selbst, sowie der als ideal imaginierten Gemeinschaft und die Suche nach angeblichen ewigen Weisheiten bilden eine Konstante, die sich über frühe esoterische Weltbilder in den Faschismus und Nationalsozialismus bis in die sogenannte Neue Rechte verfolgen lässt.

Aus der Videobeschreibung:

Die Neue Rechte entspringt der Tradition der Reaktion auf die Moderne und weist dabei mehrere Konstanten auf:

  • Delegitimierung von Wissenschaft
  • Kritik an der Moderne
  • Magische Verbindungen zwischen den Menschen und Ländern untereinander
  • Völkisches Prinzip vs. dem Konzept menschlicher Würde

Zum Thema:

  • Podcast: Julius Evola, Vorpolitisch vom 05.01.2025
  • Podcast: Die Alt-Right, Vorpolitisch vom 29.12.2024

Hinweis:

  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen: https://skeptisches-netzwerk.de/.
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