Am 4. März hielt Daniele Ganser einen Vortrag in Ingolstadt zum Thema „Weltfrieden“.
Die Redaktion der Regionalzeitung Donaukurier ersuchte uns um eine Einschätzung und einen kurzen Kommentar zu dem Verschwörungsideologen und „Goldenes Brett“-Preisträger.
Anscheinend gab es aber nach einer Ankündigung keine weitere kritische Berichterstattung mehr zu der Veranstaltung. Daher hier unser Beitrag im Wortlaut:
Er stellt doch nur Fragen? Mitnichten.
Am 6. September 2019 legte sich Daniele Ganser bei Twitter unzweideutig fest: „WTC 7 wurde gesprengt.“
Schon in den Jahren davor hatte der selbsternannte Friedensforscher das Gebäude Nummer sieben des World-Trade-Center-Komplexes in New York instrumentalisiert, um Zweifel an der „offiziellen Version“ der Anschläge vom 11. September zu streuen. Aber schon seine Standardphrase: „Wir haben zwei Flugzeuge, aber drei Türme“ stimmt nicht.
Neben den Zwillingstürmen WTC 1 und 2 als Ziel des Angriffs wurden WTC 7 und auch WTC 3 als Kollateralschäden vollständig zerstört und WTC 4, 5, 6 so schwer beschädigt, dass sie später abgerissen wurden.
Und meist präsentierte Ganser bei seinen Vorträgen Videomaterial, das seinem Publikum die entscheidenden Sequenzen des WTC 7-Kollapses vorenthielt: nämlich das Wegsacken des östlichen Penthouses auf dem Dach.
Einige Sekunden später versinken die weiteren Dachaufbauten in das bereits zusammengestürzte Gebäudeinnere – und erst danach, wenn der Wolkenkratzer scheinbar „symmetrisch“, wie Ganser fälschlicherweise behauptet, „runtergeht“, setzte sein Vortragsvideo ein.
Gansers Suggestivfrage „Feuer oder Sprengung?“ ist mit den vollständigen Informationen leicht zu beantworten: Feuer (und Trümmereinschläge von den Twin Towers).
Daran ändert auch die Pseudo-Studie nichts, auf die Ganser im September 2019 Bezug nahm.
Sein Gewährsmann, der „Truther“-nahe Bauingenieur Leroy Hulsey, kann in seiner „WTC Reevaluation Study“ den Einsturz des Penthouses ebenso wenig erklären wie viele andere grundlegende Probleme einer Sprengungs-Hypothese.Wer auf diese Punkte hinweist, wird von Ganser-Claqueuren als unzulässig kleinlich hingestellt – wo doch so große Themen wie Krieg, Medienmanipulation und politische Ränke verhandelt würden.
Aber wie seriös kann jemand sein, der schon bei leicht nachprüfbaren Sachverhalten seine Zuhörerschaft gezielt beeinflusst? Der sich auf Quellen beruft, die nicht verlässlich sind. Der Informationen zurückhält. Der einige ausgewählte Fakten nimmt und sie so aufreiht, dass sie nur eine mögliche Antwort implizieren. Der scheinbar kritische, tatsächlich jedoch manipulative Fragen formuliert.
Experten beobachten bei Ganser, dass seine Aussagen zum Krieg in der Ukraine einseitig und weitgehend vergangenheitsfixiert seien. Dass er eine angebliche „Spaltung“ der Gesellschaft „zwischen geimpft und ungeimpft“ mit der Judenverfolgung im Dritten Reich vergleiche und damit den Holocaust verharmlose. Dass er Deutschland für ein „besetztes Land“ halte. Dass er sich mit der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin Sophie Scholl vergleiche. Und vieles mehr.
Wie aber kann jemand, der als „subtiler Demagoge“ auftritt, dem Frieden dienen?
Wir stellen ja nur Fragen.
Und noch eine weitere: Warum sollte irgendjemand Ganser glauben?
Das fragt sich auch der Kommunikationswissenschaftler und Journalist Thilo Baum auf seiner Homepage.
Sein Fazit:
Daniele Ganser bewirkt, dass sich sein argloses Publikum seine Meinungen auf der Basis von Falschinformationen und unvollständigen Informationen bildet.
Auch einen Podcast hat Baum am Start, mit Themen wie
Manipulation durch Geschwurbel
Oder „Russells Teekanne“ oder „Unbewiesen und unwiderlegbar“.
Zum Weiterlesen:
- Warum glauben Sie (an) Daniele Ganser? thilo-baum am 18. März 2024
- Die verquere Logik des Daniele Ganser, thilo-baum am 14. April 2023
- Die toxische Rhetorik der Ulrike Guérot, thilo-baum am 7. August 2023
- Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guérot und Daniele Ganser, GWUP-Blog am 6. Oktober 2023
- Video: „Gekonnt perfide“ – Daniele Ganser und seine Masche, GWUP-Blog am 22. August 2023
- „Weder wissenschaftlich noch spannend“: Daniele Ganser, GWUP-Blog am 17. August 2023