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Schule, Landwirtschaft und Medizin: „Auf den Spuren der Anthroposophie“ in der ARD

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Heute Abend (Montag, 6. März, 22.50 Uhr) startet im Ersten die dreiteilige Reportage-Reihe „Auf den Spuren der Anthroposophie” mit Frank Seibert.

In der ersten Folge (zirka 45 Minuten) geht es um die Waldorfschule.

Mit dabei ist André Sebastiani:

Ausgehend von harten Vorwürfen wie z.B. Sektengemeinschaft versucht Frank zu verstehen, wie die Waldorfschule überhaupt funktioniert, was gut ist und was sogar gefährlich. Dazu geht er wieder in die dritte Klasse, um aus nächster Nähe dabei zu sein, wenn Waldorf-SchülerInnen unterrichtet werden […]

Am Ende muss er sich entscheiden: Würde er seine zukünftigen Kinder auf eine Waldorfschule schicken?

Hier geht es zur Mediathek (und bei Youtube).

Folge 2 „Frank Seibert auf dem Demeterhof“ (mit Helmut Zander) wird am 13. März gesendet und findet sich ebenfalls bereits in der Mediathek.

Die dritte Folge „Frank Seibert und die anthroposophische Medizin“ (mit Jutta Hübner und Natalie Grams) läuft am 20. März und ist ebenfalls schon online.

Zum Weiterlesen:

  • ARD Wissen: Frank Seibert in der Waldorfschule
  • ARD Wissen: Frank Seibert „Auf den Spuren der Anthroposophie”
  • „Waldorfsalat“: Stimmen aus der Community Teil 2 – so war für uns die Waldorfschule, GWUP-Blog am 5. März 2023
  • „Demeter“ im Waldorfsalat, GWUP-Blog am 21. Januar 2023
  • MAITHINK X über Demeter, GWUP-Blog am 22. November 2021
  • Die Mistel und der Masterplan der anthroposophischen Medizin, GWUP-Blog am 3. Dezember 2019
  • André Sebastiani: Anthroposophie – Eine kurze Kritik. Alibri 2019, 176 Seiten, 10 €
  • The Best Theories We Have About The Lost Continent Of Atlantis, grunge am 26. Februar 2023

9 Kommentare

  1. Auf den Spuren – nicht mehr?

    Ich habe mir alle drei Folgen angesehen, natürlich mit dem Schwerpunkt auf der anthroposophischen Medizin. Mein Eindruck ist, gelinde gesagt, zwiespältig.

    Alles in allem eine zweifellos aufwändige Recherche – wobei aber unterm Strich Herr Seibert eigentlich nicht mehr vermittelt als ein „wohlwollendes Nichtverstehen“.

    Für eine dreiteilige Serie dieses Umfangs einfach zu feuilletonistisch, wie ich finde. Eigentlich kommen die Folgen gar nicht recht in die Nähe einer wirklich substantiierten Kritik, die das Gefahrenpotenzial einer sich real manifestierenden esoterischen Lehre klar herausstellt.

    Verlange ich zu viel? Ich glaube nicht.

    Dabei will ich das gar nicht daran festmachen (na, eigentlich doch), dass Anthroposophen in allen drei Folgen geradezu ausschweifend Gelegenheit gegeben wird, ihre esoterische Weltanschauung hinter blumigem Gerede und der einen oder anderen Beschönigung zu verstecken.

    Was denn nun z.B. die anthroposophische Medizin konkret von der wissenschaftlichen Medizin trennt und welche Strategie die Anthroposophen verfolgen, um diese Trennung nicht allzu deutlich werden zu lassen, bleibt unklar. André Sebastianis Statement zur Waldorf-Pädagogik per Laptop war zwar pointiert, rauschte aber in maximaler Kürze vorbei.

    Prof. Längler aus Witten-Herdecke ist bekanntermaßen ein Virtuose darin, die Anthroposophie als eine bloße „menschliche Ergänzung“ der „Schulmedizin“ zu präsentieren und tut das auch. Gelegenheit dazu bekommt er reichlich.

    Die knappen kritischen Anrisse von Jutta Hübner und Natalie Grams fallen dabei kaum ins Gewicht – wobei ich ziemlich sicher bin, dass beide weit mehr zum Thema gesagt haben als im Beitrag vorkam.

    Dem netten Führer durchs Goetheaneum eine Steilvorlage dadurch zu geben, dass Herr Seibert lieber einen „eigenen Weg“ finden möchte als der Lehre eines Gurus zu folgen, war nicht sehr geschickt, wie ich finde. Natürlich wurde das sofort „als im Kern anthroposophisch“ umgebogen und aufgenommen.

    Wo aber blieb die Abgrenzung von Esoterik und Wissenschaft? Wo blieb ein grenzziehendes Bekenntnis zu kritischer Rationalität? Letztlich habe ich das vermisst. Ein Schluss-Statement im Sinne von „Naja, mein Ding ist das nicht mit der Anthroposophie“ ist vielleicht doch ein bisschen wenig.

    Ich wills gar nicht übertreiben mit der Kritik. Aber glücklich bin ich nicht mit dem Report.

  2. @ Udo Endruscheit

    Hab mal den Beitrag über die Waldorfschule quergeschaut: in voller Länge ertrage ich das nicht, die Kitsch-Aura der Waldorflehrerin hat mich sofort gekillt. In diesem Sinne hoffe ich darauf, dass es anderen ähnlich geht, und sie sich nicht für die Waldorfschule entscheiden.

    Falls Eltern für Ihre Kinder die volle Drohung Kitsch wollen, ist halt einfach nichts zu machen. Ausser natürlich die staatliche Förderung der Waldorfschulen einzustellen. Eher unwahrscheinlich im spiessigen Deutschland, irgendwo müssen unbegabte Politiker-Kinder ja ihr Abi bekommen.

  3. Es gibt in den deutschen Medien nun mal bestimmte Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, wenn sie das Heiligtum des Journalismus beeinträchtigen könnten – die Quote. Zu diesen Themen gehören eben auch Anthroposophie, Homöopathie und die „liebende Mutter Natur“.

    Kritik ist nur so weit erlaubt, wie sie keine den Ruf und damit die Quote gefährdende Empörung auslöst. Das ist für alle Intendanten eine Gratwanderung, die auch die persönliche Zukunft betrifft – ein Shitstorm kann leicht den Posten kosten.

    Daher lieber mit einer gefälligen Beisshemmung arbeiten, die zwar Zähne zeigen darf, aber letztlich doch nur spielt.

  4. @ Seher

    Ja, entsprechend kritisch vorinformiert wird es einem eher übel …

    Aber beim Zuschauer ohne Hintergrund mag das ganz anders rüberkommen, wenn es nicht durch das Konzept der Sendung und den Moderator kritisch eingeordnet wird.

    Beispielsweise wurde sehr die „Kreativität“ in der Waldorfschule hervorgehoben – es ging dabei aber völlig unter, wie sehr diese „Kreativität“ bloße Nachahmung bzw. Befolgung sturer Vorgaben ist.

    Nur mal auf die Bilder achten, die im Hintergrund der Aufnahmen im Klassenzimmer deutlich zu sehen sind. Eines wie das andere, selbst die Farbkombinationen sind „anthroposophisch“ begrenzt.

    Die junge Dame, die stolz ihre Tonfigur präsentiert (die sehen ja alle aus wie eine Mischung aus Ernst Barlach und Käthe Kollwitz), sagt ja selbst, dass sie das nach einem Muster gearbeitet hat – was völlig unkommentiert bleibt …

    Schon dieser eine Punkt, die angebliche Kreativität in den Waldorfschulen, bleibt völlig unkritisch im Raum stehen. Es hat eben – wie gesagt – nicht jeder von vornherein eine kritische Wahrnehmung …

  5. Habe bisher nur die erste Folge über die Waldorfschulen gesehen. Man betonte lehrer- wie schülerseits, dass die Anthroposophie den Unterricht zwar grundiert, nicht aber als Schulfach gelehrt würde. Das schien den Autor irgendwie zu besänftigen, was wohl auch die Absicht war.

    Nicht zur Sprache kamen z. B. Rassismus und Antisemitismus in der Steinerschen Lehre, die den Schülern also nicht einfach vorgesagt, sondern jahrelang implizit in die Kopfhaut einmassiert werden, was quasi strukturelle Rassisten hervorbringt und wohl viel schlimmer ist.

    Der „neugierige“ und „ergebnisoffene“ Rechercheur hat sich von debattengestählten Schlangenölverkäufern schlicht einseifen lassen. Ein Lehrbuchbeispiel auch für False Balance. Oder schlechten Journalismus im Gewande des guten.

  6. Oh, und Oliver Rautenberg erinnert daran, dass gerade die Waldorfschule in Rottweil, wo die Reportage stattfand, eine Coronaleugner-Hochburg ist.

    https://twitter.com/AnthroBlogger/status/1633026903333380097

    Kann natürlich Zufall sein :-/

  7. @2xhinschauen

    Aber du kennst doch das zentrale Querdenker-Dogma:

    ES GIBT KEINEN ZUFALL!!!

  8. Bericht in der taz über gekaufte Anthroposophie-Professur an der Berliner Charité:

    https://taz.de/Anthroposophische-Medizin-an-der-Charite/!5930859/

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