4. April 2023
von Bernd Harder
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Klar, es müsste ganz dringend mal untersucht werden, wie diese vermaledeiten Windkrafträder den Luftdruck verändern:
Über diesen erlauchten Unsinn mag man noch schmunzeln oder einen verspäteten Aprilscherz dahinter vermuten.
Leider gibt es aber anscheinend Stadtoberhäupter und Gemeinderäte, die sich für keinen Kotau vor dem grassierenden Humbug zu schade sind:
Wie die schwaebische.de berichtet, schaltet die Stadt Wangen im Allgäu nachts das öffentliche WLAN ab. Grund seien die Strahlungsängste einer Bürgerinitiative, die davon ausgeht, dass Mobilfunk eine erhebliche Gesundheitsgefahr darstelle.
Mit der Stadt Ravensburg sei ebenfalls eine entsprechende Vereinbarung getroffen worden.
Die Bürgerinitiative „Verantwortungsvoller Mobilfunk“ argumentiert mit „zahlreichen Studien“, die belegen sollen, dass WLAN für alle Menschen schädlich sei, „insbesondere aber für Kinder, Säuglinge, ältere Menschen und an Elektrohypersensibilität Erkrankte“.
Das Magazin Quarks schrieb dazu:
Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bezeichnen sich etwa ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung als elektrosensibel. Als Krankheit wird die Hypersensibilität in Deutschland jedoch nicht eingestuft. Denn laut BfS und der Weltgesundheitsorganisation WHO konnte bislang nicht nachgewiesen werden, dass tatsächlich elektromagnetische Strahlung die Ursache für die Beschwerden ist.
Vielmehr spielten das Wissen um die Existenz der Felder, Besorgnis und Erwartungshaltung eine Rolle.
Auch das Portal medizin-transparent von Cochrane Österreich erklärt, dass die wenigen bisherigen Studien zu Elektrosensibilität eher darauf hindeuteten, dass nicht die Handymasten selbst die Gesundheit elektrosensibler Menschen beeinträchtigen.
Oder geht es den beiden Städten letztendlich um etwas ganz anderes, als Rationalität und Wissenschaft in der Bevölkerung zu untergraben?
Der SWR nennt jedenfalls noch zwei weitere Gründe, die eher auf ein starkes Eigeninteresse schließen lassen:
Außerdem will die Ravensburger Stadtverwaltung mit der Maßnahme Strom sparen. Zudem erhofft man sich den Effekt, dass sich bei abgeschaltetem nächtlichem WLAN weniger Menschen unter freiem Himmel treffen und Lärm machen.
Fatal wäre es allerdings trotzdem, das öffentlich als Ergebenheitsbekundung gegenüber äußerst fragwürdigen Ansinnen zu verkaufen.
Zum Weiterlesen:
- Zwei oberschwäbische Städte gehen nachts offline, swr am 4. April 2023
- „Elektrosensibel“: Warum die Bürger in zwei baden-württembergischen Städten kein WLAN mehr wollen, rnd am 4. April 2023
- Video: Krank durch Bluetooth, WLAN & Handy? Biologische Wirkungen des Elektrosmogs, GWUP-Blog am 20. September 2016
- Was ist dran an „Elektrosensibilität“? GWUP-Blog am 28. Mai 2017
- Elektrohypersensibilität: Macht Strahlung krank? Das sagt die Foschung, quarks.de am 13. Juni 2019
- Die Telekom errichtet einen Mobilfunkmast …, mimikama am 12. September 2022
- 5G – Strahlung, Frequenzen und Verschwörungsgeschwurbel, GWUP-Blog am 15. April 2019