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Nicht wiedergutzumachender Schaden: Unser Gespräch mit dem Opfer einer „Satanic Panic“-Fehlbehandlung aus der aktuellen Spiegel-Story

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Kein Satz bringt den „Wahn der Therapeuten“ in Sachen satanistisch-ritueller Missbrauch, wie Der Spiegel ihn in seiner aktuellen Ausgabe schildert, besser auf den Punkt als dieser:

„Die Therapeutin“ ist die Münsteraner Diplom-Psychologin Jutta Stegemann und die „ehemalige Klientin Malin Weber“ ein Opfer von suggestiv erzeugten Falscherinnerungen.

Wir sprachen mit Malin Weber und ihrem Lebensgefährten, der im Folgenden die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt (aufgezeichnet von Bernd Harder).

Ein nicht wiedergutzumachender Schaden durch einen hochgefährlichen Verschwörungsmythos

Die Begriffe „satanistisch-ritueller Missbrauch“ oder „Satanic Panic“ hatte ich noch nie gehört, als ich Anfang 2020 meine jetzige Lebensgefährtin Malin kennenlernte.

Wir begegneten uns in einer Selbsthilfegruppe, in der es um die Themen Ängste und Depressionen ging. Beim zweiten Treffen erfuhr ich, dass Malin schwanger sei. Die Zusammenkünfte fielen danach coronabedingt einige Monate lang aus. Erst im Dezember 2020, kurz vor Weihnachten, sahen wir uns wieder. Zu diesem Zeitpunkt war ihre Tochter schon auf der Welt. Beide wohnten zusammen in einer Mutter-Kind-Einrichtung.

Bei einem unserer gemeinsamen Ausflüge erzählte mir Malin, dass zurzeit ein Sorgerechtsverfahren gegen sie laufe. Zentraler Bestandteil dieses Rechtsstreits waren zwei Gutachten, ein psychiatrisches und ein psychologisches. Das psychiatrische zur Klärung psychischer Erkrankungen und das psychologische zur Klärung ihrer Erziehungsfähigkeit Diese Ausfertigungen nahmen meine Partnerin sehr mit, zudem äußerte sie Zweifel an den Diagnosen und den damit verbundenen Schlussfolgerungen.

Das „Switching“ und der Wechsel der Augenfarbe

Die Widerspruchsfrist für das psychiatrische Gutachten war bereits abgelaufen, aber ich bot Malin an, zumindest das psychologische Gutachten mit ihr durchzusehen. Leider bekam ich nur einige Seiten daraus zu lesen, mit denen ich den gesamten Kontext noch nicht überblickte. Auch eine behauptete Diagnose „dissoziative Identitätsstörung“ konnte ich nicht im Detail einordnen.

Verwundert nahm ich Aussagen der damaligen Psychotherapeutin meiner Partnerin, die im psychologischen Gutachten zitiert wurde, zur Kenntnis. Ihrer Angabe nach würden beim „Switching“ der verschiedenen Persönlichkeitsanteile die Augen manchmal eine andere Farbe annehmen.

Meine Partnerin hat seit ihrer Kindheit selektiven Mutismus, eine Sprechhemmung in Stresssituationen oder gegenüber bestimmten Personen. Im Sommer 2021 nahm sie Kontakt zu dem Verein „False Memory Deutschland e.V.“ auf und ich unterstützte sie wegen ihrer Sprechhemmung bei den Telefonaten. Durch die Zusammenarbeit mit dem Verein bekam ich nach und nach Einblick in die kompletten Gutachten und verstand besser, um welche Hintergründe es bei diesem Verfahren wirklich ging.

Diagnose: DIS als Folge von satanistisch-rituellem Missbrauch

Zur Vorgeschichte sei erwähnt, dass Malin nach mehrjähriger Ehe und einer mit Gewalt verbundenen Trennung im Jahr 2017 das Gezeiten Haus in Wesseling aufsuchte, eine private Fachklinik für psychosomatische Medizin, wo sie fünf Monate lang behandelt wurde. Eine Therapeutin dort vermutete bei ihr eine dissoziative Identitätsstörung aufgrund von rituellem Missbrauch. Sie verwies Malin zur Weiterbehandlung an eine niedergelassene psychologische Psychotherapeutin in Münster, die Expertin für diese Diagnose sei.

Die ambulanten Therapiesitzungen erstreckten sich ab Mitte 2018 über einen Zeitraum von fast drei Jahren. Die Therapeutin Jutta Stegemann, eine Diplom-Psychologin und Mitglied der Psychotherapeutenkammer, bekräftigte die Vermutung der Vorbehandlerin und stellte die Diagnose: dissoziative Identitätsstörung als Folge von schwerstem sexuellem Missbrauch in einem satanistischen Kult.

Abstruse Aussagen der Therapeutin

Malin empfand die Aussagen ihrer Behandlerin teilweise als abstrus und implausibel. Beispielsweise ging die Therapeutin davon aus, dass die Täter – also die Kult-Mitglieder – meiner Partnerin einen Chip im Oberarm implantiert hätten, um sie jederzeit orten zu können. Außerdem wären darauf Codewörter gespeichert, mit denen meine Partnerin fremdprogrammiert sei.

Zudem behauptete sie, Malin stamme (von der Seite ihres Stiefvaters) in direkter Blutlinie von einem der Ranghöchsten des Kultes ab. Deshalb habe sie in dieser Gruppe den Status einer Adligen inne. Biologisch nicht möglich, aber sie behauptete das wirklich.

Vollständige Abschottung von der „Außenwelt“

Für eine erfolgreiche Therapie sei daher ein Kontaktabbruch zur gesamten Familie und die nahezu vollständige Abschottung von der „Außenwelt“ notwendig. Dies war sogar Bedingung, um die Therapie bei ihr machen zu können.

Die Wohnung meiner Partnerin müsse komplett abgedunkelt und die Fenster permanent geschlossen gehalten werden, um Licht- und Tonsignalen der Satanisten zu entgehen, die damit eine Programmierung und einen Persönlichkeitswechsel bei Malin auslösen könnten. Zu bestimmten Tagen, die für Satanisten eine besondere Bedeutung hätten, solle sie sich selbst in ihrer Wohnung einschließen oder einschließen lassen.

Skurriles therapeutisches Setting

Die therapeutischen Sitzungen waren teils sehr skurril. Während der Gespräche saß die Therapeutin auf einem Stuhl und Malin auf dem Boden. Auch als sie schwanger war. Um angeblich dunkle Persönlichkeitsanteile meiner Partnerin zum Vorschein zu bringen, fanden einige Therapiesitzungen bei Winterkälte auf dem unbeleuchteten Dachboden einer Co-Therapeutin statt.

In solch einer Atmosphäre würden sich diese Anteile wohler fühlen und zu Gesprächen eher bereit sein. Wie Frau Stegemann zu diesen Überzeugungen gelangte, konnte Malin nicht nachvollziehen.

Angeblich tausende Persönlichkeitsanteile

Wenn sie Zweifel an der Diagnose „dissoziative Identitätsstörung“ äußerte, wurde ihr gesagt, dass diese von täterloyalen Anteilen ihrer gespaltenen Persönlichkeit stammten. Im psychologischen Gutachten war zu lesen, dass die Therapeutin von Tausenden Persönlichkeitsanteilen ausging.

Ablehnung und Infragestellen interpretierte die Therapeutin als typisches Symptom und Bestätigung dafür, dass Malin tatsächlich Opfer von ritueller Gewalt gewesen und möglicherweise immer noch sei. Es gäbe auch Persönlichkeitsanteile, die das Sprechen verhindern würden. Die Therapeutin drängte meine Partnerin dazu, das Geschehene nicht länger zu leugnen und zu akzeptieren. Gleichzeitig baute sie immer mehr Druck auf, von Einzelheiten des rituellen Missbrauchs bei den Satanisten zu berichten.

Abwehr und Negierung = „Bestätigung“

Die Penetranz, mit der Frau Stegemann ihre Spekulationen vorbrachte, und die Vehemenz ihrer Befragungen führten dazu, dass Malin nach und nach ihre Anschauungen übernahm und das erzählte, was ihr Gegenüber hören wollte. Abwehrreaktionen deutete Frau Stegemann als Bestätigung, eine beschleunigte Atmung oder heftiger Herzschlag betrachtete sie als Anzeichen eines Persönlichkeitswechsels, bei dem sich auch die Augenfarbe verändern würde – was medizinisch unmöglich ist.

Die Therapie wird zur persönlichen Katastrophe

Diese völlig inadäquate Behandlung führte bei Malin zu immer stärkeren Ängsten und mehreren körperliche Zusammenbrüchen.

Zur persönlichen Katastrophe wurde die Therapie, als meine Partnerin bei einer Urlaubsreise um den Jahreswechsel 2019/2020 herum schwanger wurde und im September 2020 ihre Tochter zur Welt brachte. Die Therapeutin reagierte darauf mit der Mutmaßung, dass das Kind bei einer Massenvergewaltigung gezeugt worden sei.

Ebenso gab Frau Stegemann an, dass Malin „sehr wahrscheinlich“ bereits früher Kinder geboren hätte, die durch den Kult oder sie selbst geopfert worden seien. Die Täter hätten ein Interesse daran, weitere Kinder zu züchten. Das Attest einer Gynäkologin, welches Malin eine Erstgeburt bescheinigt, wurde von ihr ignoriert.

Vorgeburtlicher Entzug des Sorgerechts

Mit dieser Anschuldigung bewirkte Frau Stegemann bei den Behörden einen vorgeburtlichen Sorgerechtsentzug. Für das Verfahren gab das Amtsgericht die Anfangs erwähnten Gutachten in Auftrag. Beide Gutachterinnen übernahmen ungeprüft die Angaben der Münsteraner Psychotherapeutin.

Die Richterin schloss sich dem „überzeugenden“ (Zitat) psychiatrischen Gutachten „voll umfänglich“ (Zitat) an und ging davon aus, dass „die Fähigkeit der Kindesmutter nicht sicher gegeben ist, durchgängig und ausreichend die Tochter vor dem Zugriff durch die Täterkreise zu schützen“.

Das Attest einer Gynäkologin , das meiner Partnerin eine Erstgeburt bescheinigt, wurde dabei ignoriert. Zum Glück wurden direkte Aussagen von Frau Stegemann im psychologischen Gutachten zitiert, wodurch sich dieser Unsinn leichter nachweisen lässt.

Um bei ihrem Kind bleiben zu können, musste Malin sich gleich nach der Entbindung in die Mutter-Kind-Einrichtung begeben. Mit elf Monaten wurde ihre Tochter dann an eine Pflegefamilie vermittelt. Seitdem hat meine Partnerin nur noch alle drei Wochen, für jeweils zwei Stunden, einen sogenannten Umgangskontakt mit ihrem Kind, welcher nur mit zweifacher Begleitung stattfindet: nämlich der Pflegemutter und zusätzlich einer sozialen Fachkraft.

Ein „Gutachten“ wie aus einem Horrorfilm

Die Kommunikation mit den involvierten Ämtern und Behörden gestaltet sich als sehr schwierig, da diese überwiegend von einer tatsächlichen Gefährdung durch satanische Kulte ausgehen. 2021 strengte Malin ein Beschwerdeverfahren an, das derzeit anhängig ist. Das Beschwerdegericht hat einer erneuten Begutachtung zugestimmt, die neue Gutachterin wurde aber erst im Dezember 2022 bestimmt, wobei das Verfahren bereits seit August 2021 anhängig ist.

Das Gutachten soll bis Ende Mai 2023 fertiggestellt werden, wann der erste Verhandlungstermin ist, ist noch offen.

Das bisherige psychologische Gutachten, das umfangreich die Aussagen der ehemaligen Psychotherapeutin meiner Partnerin zitiert, liest sich für mich wie die Handlung eines Gruselfilms. Ähnliches war in den Akten des Jugendamtes zu finden.

Die damalige Psychotherapeutin berichtete von Massenvergewaltigungen, Menschenopfern, gezüchteten Kindern, Kannibalismus, programmierten Persönlichkeitsanteilen, Mind Control, satanischen Kulten, implantierten GPS-Sendern und mehr. Nicht alles ist schriftlich festgehalten worden, aber doch ein entscheidender Teil ist den Akten zu entnehmen.

Traumatisierung durch Fehlbehandlung

Ich selbst habe nie einen spontanen Identitätswechsel bei meiner Lebensgefährtin oder andere Anzeichen für eine dissoziative Identitätsstörung erlebt.

Anfangs glaubte sie die Diagnosen ihrer Therapeutin vielleicht noch, aber davon ist meinem Eindruck nach nichts mehr geblieben. Dass sie ein Opfer satanischer Kulte sei, hat Malin stets bestritten. Seit Malin nicht mehr bei Frau Stegemann in Therapie ist, hat sie deutliche Fortschritte in ihrer persönlichen Entwicklung gemacht.

Einen objektiven Beweis dafür zu erbringen, dass etwa der angebliche Ortungschip im Oberarm nicht existiert, wäre an sich nicht schwierig. Es würde meine Lebensgefährtin derzeit aber noch zu viel Überwindung kosten, mit so einer seltsamen Bitte an einen Röntgenarzt heranzutreten.

In meinen Augen stellt die Trennung von ihrer Tochter die größte Belastung für Malin dar. Dazu kommt die anhaltende Stigmatisierung und Traumatisierung durch Fehlbehandlung und -begutachtung.

Erschreckende Glaubensbereitschaft

Die Auswirkungen der Verschwörungsideologie vom satanistisch-rituellen Missbrauch sind aus meiner Sicht katastrophal – für die Betroffenen, das Gesundheitssystem und die Justiz. Dass es sich dabei um eine Verschwörungstheorie handelt (die von einem erstaunlich großen Kreis von Anhängern geglaubt wird, bis hin zum Betroffenenrat der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs UBSKM), steht nach intensiven Recherchen für mich außer Frage.

Dass solche offenkundig absurden Überzeugungen auch von anerkannten Therapeutinnen und Therapeuten verbreitet und salonfähig gemacht werden, ist erschreckend. Die Tatsache, dass einer Mutter aufgrund von solchen Verschwörungstheorien das Sorgerecht für ihr Kind entzogen wird, halte ich für einen Skandal.

Keine Fehlerkultur, nirgends

Der Schaden, der bei Malin und ihrer Tochter angerichtet worden ist, lässt sich nicht wieder gutmachen. Obwohl wir verschiedene Stellen angeschrieben haben, ist dort von einer gesunden Fehlerkultur nichts zu merken.

Zum Weiterlesen:

  • „Keine Evidenz“: Der Spiegel widerlegt die Narrative der Verschwörungstheorie vom satanisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 10. März 2023
  • Spiegel-Reportage „Im Wahn der Therapeuten“, dissoziationen am 12. März 2023
  • WTF-Talk über die „Satanic Panic“ jetzt bei Youtube, GWUP-Blog am 5. März 2023

64 Kommentare

  1. Läßt mich wieder einmal mit Entsetzen zurück.

    Jenseits der dahinterstehenden Verschwörungstheorie ist alleine schon der Umgang dieser Therapeutin mit ihrer Klientin ein wahrgewordener Alptraum inklusive Traumatisierung, Induktion einer malignen Regression und Deprivation.

    Zu MKULTRA und Weißer Folter gibt es allerdings einen gewaltigen Unterschied: Die damaligen Foltermeister wußten, was sie taten, und daß es Unrecht war.

    Das hochtrabende Gehabe, die widerliche Selbstbeweihräucherung, mit einem Wort: die Hybris der Jutta Stegemann mag nicht das schlimmste sein für ihre Opfer. Für mich als außenstehenden Betrachter ist sie aber der ekelhafteste Aspekt in der Angelegenheit, insbesondere, wenn man bedenkt, daß diese Ideale ihr sehr gutes Geld und medialen Ruhm eingbracht haben.

    Angesichts der Willfährigkeit von Behörden, Gerichten und Politikern wage ich nicht auf eine harte Bestrafung dieser Bande entmenschlichter Krimineller zu hoffen.

  2. Unfassbar.

    Ist zu erwarten, dass die „Therapeutin“ mit irgendwelchen Konsequenzen rechnen muss?

  3. Ist das schrecklich……

    Ich kann einfach nicht verstehen, warum so etwas keine Konsequenzen hat. Schädigt ein Chirurg durch fehlerhafte Operationen Patient*innen, hat das haftungsrechtliche Konsequenzen. Sind die Fehler grob fahrlässig, kann es auch strafrechtliche Konsequenzen haben und zum Entzug der Approbation führen.

    Wieso machen die Kammern bei solchen Fällen einfach nichts???

  4. Es ist absolut erschreckend, die Ausmaße dieses Therapieskandals zu lesen!

    Danke für euren Mut und die Bereitschaft, das an die Öffentlichkeit zu bringen.

  5. Jutta Stegemann tritt – das ist keine Überraschung – als Referentin auf der Jahrestagung der DGTD auf. Das ist quasi die „Jahreskonferenz“ der Satanic Panic-Anhänger. https://www.dgtd.de/tagung-2023/programm-samstag

    Was ist nicht verstehen kann: Wieso tritt eine so renommierte Persönlichkeit wie der ehemalige Richter am BSG Prof. Hauck bei so einer Veranstaltung auf? Weiß er überhaupt, mit wem er es dort zu tun hat?

  6. Über Ärzte sprach man früher etwas spöttelnd, sie seien Halbgötter in Weiß.

    Bei diesen Traumatherapeuten und psychologischen Psychotherapeutinnen bin ich mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob diese Leute die Redewendung nicht tatsächlich ernst genommen haben, so wie über das Leben der Patienten, dien ihnen vertraut haben, quasi allmächtig verfügen konnten.

  7. Mir ist wieder einmal gar nicht klar, was die Motivation für diese Art von Verschwörungserzählungs-Psychologien ist, solche „Therapien“ zu betreiben/ Gutachten zu erstellen.

    Ist es, wie bei anderen Verbreitern von Konspirations- Mythen: selbst daran zu glauben, Aufmerksamkeit zu bekommen, ein Geschäftsmodell, Machtgebaren, religiöser Wahn oder sogar vllt. eine eigene psychische Erkrankung?

    Eine weitere Frage: Ist die heutige Psychologie zum Teil event. immer noch zu unwissenschaftlich, sodass zuviel Raum f Pseudo- und Küchenpsychologie u eigene Glaubensvorstellungen in Diagnostik u Therapie vorhanden ist u ein Mangel an Evidenz?

    Oder sind das einzelne „Ausrutscher“, wie es sie auch in der Medizinerwelt trotz universitärer Ausbildung gibt?

  8. @Helena Zarrabi:

    Mir ist wieder einmal gar nicht klar, was die Motivation für diese Art von Verschwörungserzählungs-Psychologien ist, solche „Therapien“ zu betreiben/ Gutachten zu erstellen.

    Ich denke, ein Mix aus allem, was Sie aufzählen.

    Im Spiegel-Artikel steht dazu kurz:

    Therapeuten können Patienten, die mit realem Leidensdruck in ihre Praxen kommen, zumindest einen scheinbaren Grund für deren Probleme liefern. Manche Helfer verlieren dabei offenbar die professionelle Distanz und halten alles für wahr, was sie hören. Manche überhöhen ihre eigene Rolle – sie behandeln nicht nur die schlimmsten Fälle, sie kennen auch geheimste Praktiken.

    Es geht u.a. um Selbstaufwertung: Man hat vermeintlich Kenntnis von Umständen, die andere nicht wissen bzw. verborgen bleiben. Darüber hinaus kämpft man gegen „das Böse“ schlechthin.

    Man ist also „Experte“ für Dinge, in die nur wenige Menschen eingeweiht sind.

    Um Komplexitätsreduktion: Man hat einfache Antworten für sehr komplexe und häufig ambivalente Traumafolgestörungen, indem man den Patienten ein sinnstiftendes Konstrukt anbietet.

    Um Machtausübung: Mit dieser Verschwörungserzählung wird das Konstrukt einer lebenslangen, permanenten Bedrohung durch „Satanisten“ oder andere Kulte aufrechterhalten – und die Patienten werden damit in nie endende Abhängigkeit gebracht, von der man natürlich auch finanziell profitiert.

    In dem Artikel ist allein in dem vorgestellten Fall von „83 Therapiesitzungen, bezahlt von ihrer Krankenkasse“ die Rede.

  9. Tief erschütternd.

    Die Frage nach den intellektuellen, ethisch-moralischen und ja, auch zivilisatorischen Bruchstellen, die solche menschenverachtenden Misshandlungen von hilfebedürftigen Menschen unter dem Deckmantel „professioneller Therapie“ überhaupt haben entstehen lassen, ist höchst angebracht.

    Nennen wir das, was Bernd Harder so schön als „Selbstaufwertung“ der handelnden Personen bezeichnet, ruhig den Hang zur Ausübung von Macht über andere Menschen, zusätzlich widerwärtig, da es sich um sehr vulnerable Klientel handelt.

    Welche Probleme es mit sich bringt, PatientInnen im psychologisch-psychotherapeutischen Bereich zu nahe zu kommen, was auch Überinterpretationen (nett ausgedrückt) vermeintlicher Befunde und Erkenntnisse einschließt, ist doch seit der Systematisierung der therapeutischen Zunft bekannt.

    Gerade die Satanic Panic in den USA hat doch auch bestätigt, dass Supervision ein absolutes Muss ist. Schließlich ja auch, um Schaden von den TherapeutInnen selbst abzuwenden.

    Nun, hier ging und geht die Supervision offensichtlich einen verheerenden Gang. Es ist ja nicht das Narrativ Einzelner, sondern das Problem liegt in der Gruppenüberzeugung, die ja beginnt, eine Wagenburgmentalität zu installieren statt sich den Fakten zu stellen.

    Wenig verwunderlich. Und sehr bedenklich, wenn Dienststellen des Bundes, Gerichte und gar Jugendämter außerstande zu sein scheinen, einen halbwegs klaren Blick zu bewahren. Bis hin zur Akzeptanz sehr offensichtlichen Unsinns.

    Was bleibt neben wirklicher Fassungslosigkeit (um es bei diesem Begriff zu belassen)? Neben großem Mitgefühl für die Opfer die Erkenntnis, dass man nicht skeptisch und dementsprechend auch selbstkritisch genug sein kann.

    Einen Vergleich mit der ebenfalls Abhängigkeiten und Machtstrukturen mittels Suggestion von Angst und Verzweiflung praktizierende Religionsgemeinschaften erspare ich mir an dieser Stelle.

    Vielleicht, weil ich dies sogar als Aufwertung der hier im Fokus stehenden Vertreter der traumatherapeutischen Szene empfinden würde.

  10. @Helena Zarrabi

    Ich möchte nur ergänzen, dass es für die Satanic Panic ein irgendwie geartetes „satanisches“ Weltbild samt Menschenbild bedarf.

  11. @Carsten Ramsel:

    Bis jetzt konnte mir auch noch niemand dieser Leute überzeugend die Frage beantworten, was an dieser „satanistischen“ Ideologie so anziehend und faszinierend sein soll, dass praktisch jeder, bis in die höchsten Kreise von Politik, Medien, Justiz und Polizei, dort Mitglied ist.

    Und es niemanden gibt, der eine andere – vielleicht sogar christliche – Überzeugung hat und gegen diese Satanisten arbeitet.

    Das Gleiche gilt auch für die neuerdings behaupteten „germano-faschistischen Kulte“ von irgendwelchen Alt-Nazis, deren Anziehungskraft nochmal deutlicher geringer sein müsste.

  12. Das scheint gerade keine gute Zeit zu sein, sich in Psychologische Behandlung zu begeben. Kann man abschätzen, wie weit verbreitet das ist?

  13. @Positron:

    Das nicht, aber wir hatten in diesem Interview auch danach gefragt, wie man sich vor solchen speziellen „Traumatherapeuten“ schützen kann.

  14. kann man diese „therapeutin“ irgendwie gerichtlich zur verantwortung ziehen und/oder ihr ihre therapeutische zulassung entziehen lassen? es ist katastrophal, dass therapeuten solche dinge tun dürfen und dem evt. schwer ein riegel vorzuschieben ist.

  15. Erschreckend. Vielen Dank für eure Aufklärungsarbeit.

    Ich schäme mich heute noch dafür, dass ich vor einigen Jahren tatsächlich eine Reinkarnationstherapie gemacht habe. Rückblickend erkenne ich, dass ich in meinen Aussagen massiv beeinflusst wurde.

  16. @Bernd Harder

    Außer den üblichen, Ihnen bekannten „Antworten“, kann ich auch keine liefern.

    Laut dem christlichen Welt- und Menschenbild, wobei dieses in dieser ausgeprägten Form nur noch bei Bibel- und Papsttreuen zu finden sein wird, also eine verhältnismäßig kleine Gruppe, ist

    1. der Mensch per se schlecht und lässt sich vom Teufel verführen, weil er Gottes Gebote nicht befolgen will,

    2. gibt es Menschen, die sich von Gott abgewendet haben, um zu sündigen,

    3. gibt es „Hinweise“ darauf, dass wir uns am Ende der Zeit befinden, die vom Kampf Gut gegen Böse gekennzeichnet ist,

    4. und auf der Seite der Guten stehen halt nur die wenigen gottesfürchtigen, bibel- oder papsttreuen, Christinnen und Christen.

    Die Nazis dienen da nur als modernes Beispiel des absolut Bösen. (Achtung Ironie!) Unter ihnen gab es auch keine gottesfürchtigen Christen. Das waren alles Atheisten.

    Ab wann ein solches Welt- und Menschenbild als psychologisch pathologisch gilt, kann vermutlich Lydia Benecke besser beantworten. Die Religionsfreiheit geht dort jedenfalls ziemlich weit.

  17. @klärchen:

    Ich verweise hierzu auf den letzten Satz des obigen Beitrags.

    Es sind praktisch alle relevanten Stellen darüber informiert.

  18. Man kann nur hoffen, dass solches „Befunden“, „Therapieren“ und „Begutachten“ durch Psychologen und Psychiater künftig bald berufsrechtliche Folgen nach sich ziehen wird!

    Es wurden ärztliche Approbationen schon für weit weniger entzogen.

  19. nach mM gehört die Psychologin Stegemann in eine geschlossene Anstalt.
    –aber- auch dieser „Richter“ der so dumm ist und abstruse Märchenerzählungen glaubt, und das Gutachten eines Gynäkologen daß die Frau Erstgebärende ist einfach nicht beachtet, auch da fehlt in unserem „Rechtstaat“ etwas Wesentliches.
    bei jedem normalen Bürger gilt, Dummheit schützt vor Strafe nicht, wer schützt die Bürger vor solchen Richtern?

  20. @ diabetiker:

    Ich habe natürlich keine Beweise dafür oder dagegen, aber ich bestreite rundweg, dass Frau Stegemann im psychiatrischen Sinne krank ist. Oder zumindest so krank, dass sie in einem Krankenhaus des Maßregelvollzuges untergebracht werden müßte (oder auch „nur“ nach PsychKG in einer geschlossenen Abteilung).

  21. Wenn sich die Anhänger der Panikfraktion nur einmal selber eine ehrliche Frage stellen würden, dann würde ihr Fantasiegebäude wie ein Kartenhaus zusammenstürzen:

    „Woran würde ich erkennen, dass ich falsch liege?“

    Aber bei dreimal „würde“ in zwei Sätzen mache ich mir in dieser Hinsicht leider keine grossen Hoffnungen.

  22. Unerwartete Wendung (enthält Ironie):

    Es gibt den satanistisch-rituellen Missbrauch tatsächlich in großem Maßstab und die „Therapeut*inn*en“ gehören dazu, ebenso die Richter, die gynäkologische Gutachten missachten etc., um die ganze Sache so lächerlich zu machen, dass niemand mehr irgendjemanden ernst nimmt, der davon berichtet.

    Oder, um mal ein bekanntes Zitat zu verwenden: The greatest trick the devil ever played was convincing the world that he did not exist.

  23. Sind zwar kleinere Falschaussagen drin, aber der erste Artikel der ein wenig ausführlicher darauf eingeht.

    https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/bistum-muenster-schliesst-beratungsstelle-vorwuerfe-therapeutin-rituelle-gewalt-satanskult-92145055.html

  24. OLG Hamm – ritueller Missbrauch: Der Spiegel (Beate Lakotta/Christopher Piltz) schildert den Fall von Malin Weber, der vom Jugendamt bereits vor der Geburt das Sorgerecht für ihr Kind entzogen wurde und die – inzwischen vor dem Oberlandesgericht Hamm – darum kämpft, das Sorgerecht zurückzuerhalten.

    Laut Darstellung hatte eine Therapeutin der Frau eingeredet, dass sie rituell von Satanisten missbraucht worden war und dass die Satanisten Weber über „Innenpersönlichkeiten“ immer noch erreichen können. Das Jugendamt nahm dieses Gespinst ernst und schloss daraus, dass dem Kind eine Gefahr durch die Mutter drohe.

    Inzwischen habe sich Weber allerdings von der Therapeutin gelöst und ihr Leben in den Griff bekommen. Der Beitrag schildert ausführlich, wie auch offizielle Kreise Schilderungen von rituellem Missbrauch durch Satanisten ernst nehmen, obwohl es keine Belege dafür gebe.

    https://www.lto.de/recht/presseschau/p/2023-03-13-kinderpornografie-ampel-waffenrecht-hamburg-energiepreisbremse-verfassungsbeschwerde/

  25. Auch wenn es fast körperlich wehtut, das zu lesen, und voller Falschbehauptungen ist – das schreibt ein „Betroffenen“-Blog dazu:

    https://lunisdisobey.wordpress.com/2023/03/13/immer-wieder-tw/

    Zu speziell dieser Form von Aktivismus (mit Youtube-Kanälen etc.) äußert sich Prof. Urbaniok beim WTF-Talk (ab Minute 57:30):

    https://www.youtube.com/watch?v=lYOOxCOB0fQ

    Und was in dieser Szene offenbar gar nicht ankommt, ist, dass auch ihre eigene immer wieder strapazierte „wissenschaftliche“ Referenz, Peer Briken, sich in dem Spiegel-Artikel von seinen „Studien“ distanziert hat.

  26. @Bernd:

    Die Luni hat heute eine längere Pause angekündigt:

    https://www.instagram.com/p/Cpvgo8lrCKe/

  27. Gruselig. Das passiert, wenn Leute ohne Korrektiv agieren können und innerhalb ihres Blasenuniversums nur bestätigt werden.

  28. Es gab auch einen kurzen Beitrag bei WDR Lokalzeit Münsterland. In der Mitte des Artikels ist ein Video eingebettet.

    https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/bistum-muenster-rituelle-gewalt-102.html

    Frau Stegemann hat mitgeteilt, dass die Aussagen von der Frau selbst kamen… erinnert mich an das Vorgehen in der Schweiz.

  29. Ich begrüsse diesen Artikel sehr und auch die angestossene Debatte.

    Dies war einige Jahre zuvor noch undenkbar, da bei Kritik an der Therapieform einem Angriff auf sämtliche Opfer sexuellen Missbrauchs gleichkam. Hinter der Tragik dieser Problematik schien es auch oft zynisch sich an „Begrifflichkeiten aufzuhängen“, zum Beispiel einer näheren Definition eines rituellen Missbrauchs („Leid ist Leid“).

    Das mag emotional sich zwar richtig und solidarisch anfühlen und wäre nicht weiter schlimm, hätte es nicht dazu geführt dass unter diesem Deckmantel sich eine Nische der Psychotherapie angesiedelt hätte, die zum Teil wie ein eigener kleiner Mikrokosmos anmutet.

    Entgegen dem häufigen Argument „Betroffene hätten keine Anlaufstellen“ gibt es mehrere Stiftungen, die dieses Thema bemühen, Beratungsstellen, ein spezialisiertes Beratungstelefon, sogar Rückzugs und Wohnmöglichkeiten, spezialisierte Psychotherapeutinnen, Heilpraktiker, Berater…alles vor dem Hintergrund dass diese Behandlungen überhaupt vor der Definition der Problematik bestehen und das ist im Umkehrschluss für die „betroffenen“ kritisch.

    Meine Beobachtung ist nämlich, dass viele dieser Betroffenen nicht mehr für nicht auf dieses Thema spezialisierte Einrichtungen, Therapieformen und Therapeuten erreichbar sind, subjektiv mag dies zwar kurzfristig eine AUfwertung durch das Gefühl eigener Besonderheit sein, längerfristig schliesst es diese, sicher psychisch angeschlagenen Menschen, in ihrer eigenen Bubble noch stärker ein und fördert Abhängigkeiten.

    Von der Therapie, aber auch von einschlägigen Beratungsangeboten, deren Ausweitung immer mehr gefordert wird und zu einem Angebot an Tagungen und Fortbildungen geführt hat, in denen Therapeuten über das Thema „RG“ fortgebildet werden ohne dass die Frage nach Definition und Begrifflichkeiten, sowie Kontroversen überhaupt angeführt werden.

    Eine Angebot an Beratungsstellen für Missbrauch ist absolut notwendig, es ist jedoch fraglich ob hierfür eine bestimmte Spezialisierung bestehen muss. Eventuell wäre sinnvoll spezielle BEratungsstellen für Opfer organisierter Gewalt zu haben, das jedoch ist ein extrem weites und heterogenes Thema…da sind wir jedoch wieder auch implizit bei der Definition.

    Psychotherapeuten, ärztlich oder psychologisch, werden jahrelang darauf vorbereitet Menschen mit verschiedenen Traumata zu behandeln. Mit Traumafolgestörungen hat man es zwangsläufig in diesem Beruf zu tun, die DIS ist dabei eine äusserst seltene Form, aber auch eine Borderlinestörung oder Depression ist eine nicht minder schwere psychische Erkrankung, die durch Therapie verbessert werden kann.

    Unabhängig davon ob man eine Spezialisierung auf Traumatherapie gemacht hat wird man mit dem Thema Trauma konfrontiert, zum Teil mit sehr drastischen Geschichten und um dies therapeutischerseits auszuhalten gibt es Supervisionen und Selbsterfahrungsgruppen. Es ist mitnichten so, dass es eine Dichotomie gibt zwischen Therapeuten, die „Traumata aushalten können“ und solchen, die reine Befindlichkeitssstörungen behandeln, wie das meiner Meinung nach oft in diesen Kreisen suggeriert wird, und das ist natürlich toxisch.

    Abschliessend die etwas banale Erkenntnis: eine Therapie ist dazu da um die Lebensqualität zu verbessern.

    Bei einigen schweren chronischen Erkrankungen (beispielsweise einer Schizophrenie oder im Ausnahmefall bei schwerer Symptomatik) kann diese über längere Zeit erfolgen, aber auch in diesen Fällen ist ein Bestandteil immer die Förderung der Autonomie des Patienten.

    Therapien, die zum Selbstzweck werden und deswegen nicht abgeschlossen werden können, müssen hinterfragt werden, in erster Linie vom Therapeuten selbst und in dieser Beziehung scheint tatsächlich fortbildungsbedarf zu bestehen.

    Gut, dass diese Diskussion angestossen wurde, zumindest wird dabei ein Bewusstsein kreiert, sodass die Möglichkeit, dass vulnerable Menschen in toxische Therapien geraten und in eine Bubble abdriften, reduziert werden kann.

  30. Na endlich, die Fachverbände wachen nach jahrelangem Tiefschlaf auf:

    Einige von der #Bundesregierung geförderten Quellen beraten Opfer sexueller Gewalt unzureichend mit pseudowissenschaftlichen und in Teilen unzutreffenden Informationen. So werden Opfer nicht geschützt.

    https://twitter.com/BDPeV/status/1635903698948726784

  31. @Martina:

    Die Luni hat heute eine längere Pause angekündigt:

    Aber nicht ohne nochmal nachzulegen.

    Und wie stets mit den immerselben Falschbehauptungen und Denkfehlern, z.B.

    Warum scheint es in Ordnung zu sein, dass ein Fall von suggestiver Arbeit auf alle anderen Fälle übertragen wird?

    Das hat sie uns schon im Zusammenhang mit dem Dirk-Bosse-Interview vorgeworfen.

    Sie versteht offenbar nicht, dass es da mitnichten um „einen“ Fall geht, sondern um ein Muster.

    Und so geht es seitenlang weiter. Im Grunde müsste man jeden einzelnen Satz auseinandernehmen – wenn dieser Wirrsinn das wert wäre.

    Zum Beispiel:

    Wie genau möchten sie das Phänomen der „Mind Control“ denn gerne wissenschaftlich erforscht haben, um es als existent ansehen zu können? Derartige Forschung wäre unethisch und ist damit nicht nachstellbar. Denn dafür müssten Kinder gefoltert, missbraucht, konditioniert und indoktriniert werden.

    Nö, müssen sie nicht. Die Dame hat nicht den Hauch einer Vorstellung, wie Wissenschaft und Forschung funktionieren.

    Die Diagnose der Dissoziativen Identitätsstörung ist seit vielen Jahren etabliert, wissenschaftlich anerkannt, im ICD10/ 11 und im DSM5 verankert und kann gesichert diagnostiziert werden. Wie kann es sein, dass die Diagnose von nicht Fach-Menschen nun in Frage gestellt werden darf.

    Niemand stellt die DIS „in Frage“.

    In Frage gestellt werden die zahllosen Mythen, die Luna Tick und Co. um diese Diagnose ranken – aber um das zu begreifen, müsste sich die Dame ja mal damit beschäftigen.

    Und sie liefert mal wieder eine absurde Definition ab, was „rituelle Gewalt“ sein soll:

    Rituelle Gewalt ist im Prinzip nichts anders als organisierte Gewalt, bei der sich Täter in Verkleidungen werfen, sich Inszenierungen ausdenken und diese dann für viel Geld vermarkten.

    Nö, das hat mit „ritueller“ Gewalt so ziemlich überhaupt nichts zu tun. Wenn es das wäre, bräuchte man den Begriff „rituelle Gewalt“ ja gar nicht, und schon gar nicht „satanistisch-rituelle Gewalt“, auf die sich z.B. Frau Stegemann in dem Spiegel-Artikel explizit bezieht.

    Echte Definitionen finden sich z.B. hier.

  32. Kurze Frage: Wer ist/sind denn „Luni“ überhaupt? Besitzt sie Expertise/berufliche Kenntnisse? Ist sie Opfer? Oder doch nur Trittbrettfahrerin, die Aufmerksamkeit erregen will?

    In einem Blog bzw. in YT-Videos kann man vieles behaupten. Hat jemand weitere Infos?

  33. @RPGNo1:

    Das ist/wäre in der Tat mal ein eigenes Thema, inklusive der Spendenflüsse …

    Allein dieser Satz als „Selbstbetroffene“ sagt eigentlich alles:

    Ich arbeite seit 15 Jahren mit derartigen Erinnerungen in unterschiedlichen Therapien.

    Seit 15 Jahren. In unterschiedlichen Therapien.

    Kann man eine quasi endlose Falschbehandlung noch besser beschreiben?

  34. Dazu auch:

    https://dissoziationen.de/news/rauswurf/

    Wenn man nur das Wort „Innies“ liest (gemeint sind wohl „Innenpersönlichkeiten“ bei einer DIS) – das ist genau das, was Prof. Urbaniok hier als „Kaffeekranz-Atmosphäre“ bezeichnet (Minute 59:00).

  35. Wäre die „Reinkarnationstherapie“ als ähnlich gefährlich zu betrachten? Nach meiner Laieneinschätzung schon.

  36. @Miriam:

    Nach unserer auch:

    https://blog.gwup.net/2010/08/08/mein-erstes-leben-die-rtl-nonsens-show/

    Aufgrund mangelhafter Ausbildung sind Reinkarnationstherapeuten in der Regel nicht in der Lage, die Gefährlichkeit ihres Tuns richtig einzuschätzen. Reinkarnationstherapie kann von akuter Verwirrung und Identitätskonflikten hin zu schweren psychotischen Entgleisungen führen. Auch von suizidalen Krisen wird berichtet. Reinkarnationstherapie ist – unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt – zur Behandlung seelischer Probleme und Störungen nicht geeignet, da sie mit einem hohem Risiko verbunden ist.

    https://www.gwup.org/infos/themen/65-religion-glaube/73-reinkarnation

  37. Danke. Ich selber habe mal eine gemacht (und abgebrochen). Ich hatte am Anfang ein ganz schlechtes Gewissen, weil die Therapeutin so nett war – und ich rein gar nichts gesehen habe. Sie hat mich mit Suggestivfragen so beeinflusst, dass ich doch einiges erzählte. Ich war trotzdem so naiv ihr zu glauben. Geschadet hat es mir zum Glück nur finanziell.

  38. Im Gegensatz ist die „Reinkarnationstherapie“ jedoch nicht anerkannt, weil sie eben auf esoterischen Grundsätzen beruht und Komplikationen beinhalten kann.

    Eine übersicht über Therapieverfahren bietet z.B. die Seite therapie.de: http://www.therapie.de/psyche/info/fragen/wichtigste-fragen/anerkannte-verfahren-deutschland-im-vergleich/

    Hier ist eher das Problem, dass anerkannte Therapieverfahren mit Pseudowissenschaft vermischt werden, einen ideologischen Anhauch finden und komplexe interpersönliche Abhängigkeitsverhältnisse nicht hinterfragt werden und dass auch Fachbücher, die diese Informationen beinhalten niemals wissenschaftlich beanstandet wurden.

    „The road to hell is paved with good intentions“. Selten ist das so wahr wie in diesem Beispiel, welches offensichtlich auch in öffentlichen Stellen zu viel Anhang fand.

    Ich wünsche mir eine objektivere Herangehensweise, in erster Linie im Sinne der Betroffenen.

    Ich hoffe nicht, dass sich im Zuge der Debatte für Betroffene dissoziativer Erkrankungen, inklusive der DIS, ein Klima des Misstrauens und der prophylaktischen Ablehnung findet (im Sinne von dass Therapeutinnen und Einrichtungen aufgrund der aktuellen Debatte sich grundsätzlich verschliessen solche Patienten aufzunehmen).

    Ich hoffe auf ein Klima der kritischen, aber offen-wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Themas.

  39. „Die Lunis“ befeuert ja nicht nur Verschwörungstheorien. Ihre Fangemeinde ahmt auch ihre angeblichen Diagnosen nach.

    Vor nicht allzu langer Zeit hat sie ein Video erstellt, in dem sie über ihren „gemachten“ Autismus spricht. Dieser wurde ihr anscheinend von ihrer Traumatherapetin diagnostiziert, weil die Fachstelle dafür dies nicht tat.

    Mittlerweile ist das Thema DIS mit komorbidem Autismus als Thema in der „Szene“ angekommen. Es ist mehr als erschreckend, wie sich Menschen in dieser Welt aus Verschwörungen und schweren Beeinträchtigungen verlieren und keinen Ausweg mehr finden.

    Ich nehme „Die Lunis“ ab,psychisch sehr krank zu sein, aber das entbindet sie nicht von der Verantwortung, keinen derartigen Schaden anzurichten.

    Ich hoffe mein Beitrag ist hier passend, da es ja bereits um sie ging. Die gute Frau ist schon Thema für einen eigenen Artikel…

  40. @Yvonne:

    Ich nehme „Die Lunis“ ab, psychisch sehr krank zu sein, aber das entbindet sie nicht von der Verantwortung, keinen derartigen Schaden anzurichten.

    Das sehen wir auch so. Es gibt bei Instagram ein Video, wo sie ihr „autistisches-dissoziatives System“ regelrecht zelebriert. Da weiß man dann nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll.

    Wir haben ja hier schon mal geschrieben, dass sie anscheinend ein Opfer von jahrzehntelanger Falschbehandlung ist.

    Die gute Frau ist schon Thema für einen eigenen Artikel…

    Ja, vor allem ihre permanente Spenden-Bettelei sehen wir uns bei Gelegenheit mal näher an.

    In diesem Video (die letzten vier Minuten) gibt sie ja sogar zu, dass ihre ganze Geschichte frei erfunden ist – sogar mit vorheriger Ankündigung:

    Am Ende ( 22:57 ) kommt eine Programmpersönlichkeit zu Wort.

    Natürlich schreibt sie das einer ihrer „Innen“-Persönlichkeiten zu – konkret einer „Leugnerinnen“-Persönlichkeit..

    Und es gibt offenbar genug Leute, die ihr das glauben.

  41. @Bernd Harder

    Nach eigener Aussage hat ihre aktuelle Therapeutin aktiv den Kontakt zu ihr aufgenommen. Welche seriöse Therapeutin sucht ihre Klienten auf YouTube und schreibt sie an? Ich finde das ziemlich bizarr.

    Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass sie in der Zeit, nachdem sie erzählt hat, diese neue Therapeutin zu haben, vollends abdreht.

    Diese Beichte kenne ich. In einem weiteren Video erzählt sie mal, ein Programm läuft und versucht sie zum Therapieabbruch zu bringen. Sie kommt aus der Nummer einfach nicht mehr raus, befürchte ich.

    Was die ganzen esoterischen Fehlbehandlungen angeht, so beobachte ich das seit mindestens 20 Jahren bei einer Freundin. Kostet viel Geld, hilft nix und mittlerweile geht auch kein Weg mehr zu einer seriösen Therapie, da diese eine Auseinandersetzung mit jahrzehntelangem Glauben an Bullshit beinhalten würde.

    Man kann Traumafolgestörungen nicht wegtrommeln oder wegschütteln oder was auch immer. Diese Welt verlassen ist aber auch sehr schwer.

  42. @Yvonne:

    Ähnlich bizarr wie „die Bonnies“, die eine (angeblich nicht ihre aktuelle, aber womöglich frühere) „Traumatherapeutin“ als ihre Frau bezeichnet.

    Wie war das gleich nochmal mit der professionellen „Distanz“ zwischen Therapeut und Klient?

  43. @Bernd Harder

    Bonnieleben verkauft Bilder und ich befürchte, DIS ist mittlerweile einfach ein Geschäftsmodell.

    Luni sammelt Spenden ein und DISDing sammelt schon lange Spenden für sich und verkauft seit kurzem Karten auf Ebay.

    Professionelle Distanz scheint nicht relevant in gewissen Kreisen. Von Therapeutinnen, die Innenkinder umarmen und ihnen Küsschen geben, habe ich da auch schon gehört. Die haben da ihre eigenen Vorstellungen, wie es scheint.

  44. Es ist sehr interessant zu sehen wie zb Bonnie schon seit JAHREN in diversen bekannten Formaten auf youtube oder Sat1 zu sehen ist, also ihr Gesicht zeigt.

    Damals ging es „nur“ um Selbstverletzung, aber jetzt ist sie wie alle anderen, die hier schon genannt wurden und auch nicht, voll auf den Dis-Zug augesprungen.

    Verkauft Bilder die ihre „Innenkinder“ gemalt hat.

    Es ist so absurd dass zb Bonnie nicht das Einzige „System“ ist, welche ihre Therapeutin geheiratet hat. Grenzen gibt es innerhalb dieser Bubble nicht.

    Ich habe Dinge gesehen und gehört, da wird einem nur schlecht…

  45. @Katarago

    Absurd ist auch, dass Bonnie im Interview bei TerraXplore „aus Sicherheitsgründen“ nicht einmal grob umreißen will, um welche Art von Tätergruppierung es sich bei der rituellen Gewalt gehandelt hat, andererseits aber wohl kein Sicherheitsrisiko besteht, wenn sie sich an ihrer Hochschule filmen lässt oder TikTok-Videos veröffentlicht, in denen sie gemeinsam mit ihrer Ehefrau auftritt.^^

  46. Als selber Betroffene und gottseidank „renitente“ Traumapatientin, empfinde ich es als eine Befreiung und Erleichterung dass diese Misstände endlich auf den Tisch kommen und inzwischen in der Öffentlichkeit diskutiert werden!
    Danke,danke,danke!!! Genau dies ist Opferschutz.

  47. Eine kurze Überlegung zum Thema: Es gab ja (auch hier in den Kommentaren) Stimmen, die sagten, daß durch die aktuelle Debatte den „echten“ DIS-Patienten (und auch PTBS-Patienten) auch noch die letzten therapeutischen Anlaufstellen wegbrechen würden.

    Das halte ich für ein wenig überzeugendes Argument, die Aufklärung zu unterlassen!

    Im Gegenteil, wenn die Patienten bislang nur weitgehend unqualifizierte Therapeuten zur Verfügung hatten, dann ist dies ein Armutszeugnis. Offenkundig ist dann die Option „gar keine Therapie“ immer noch besser als diese Pseudotherapien, die angeboten werden.

    Und es wäre dringend erforderlich, quantitativ und qualitativ suffiziente Strukturen für die Betroffenen zu etablieren.

    Also eine gesellschaftliche und politische Aufgabe, die aber überhaupt erst angegangen werden kann, wenn dieser Sumpf trockengelegt worden ist.

    Und ich versteige mich sogar zu der Behauptung, daß auch den Patienten, die weiterhin bedingungslos einer Frau Fliß und Huber und so weiter folgen, nicht mehr Schaden entsteht, wenn man ihnen diese Möglichkeit der „Therapie“ nimmt.

  48. Vielleicht passt es nicht ganz, aber ich sehe immer wieder, dass „innere Kinder“ recht gern gesehen sind. In verschiedenen Buchhandlungen stehen unzählige Bücher zu dem Thema, was innere Kinder möchten und brauchen.

    Und was Erwachsene tun müssen, um ihr „inneres Kind“ sprechen zu lassen, es richtig zu pflegen und so manches mehr.

    Nun hätte ich eigentlich gedacht, dass das seriös sein muss, da in der Psychoanalyse ja öfter von „inneren Kindern“ die Rede ist. Oder von der Arbeit mit „Anteilen“.

    Allerdings habe ich festgestellt, dass bereits bei der Google-Suche schnell nicht mehr von „inneren Kindern“, sondern von „Innenkindern“ und einer Menge fragwürdiger Literatur die Rede ist.

    Aber auch darüber, was ich von „inneren Kindern“ halten soll, bin ich skeptisch geworden. „Innere Kinder“ scheinen mir ein stark gehyptes Geschäftsmodell geworden zu sein….

  49. @Miriam

    Grundsätzlich sind therapeutische Ansätze, die mit den verschiedenen Anteilen eines Menschen arbeiten nicht unbedingt verkehrt. Da gibt’s seriöse Konzepte.

    „Das innere Kind“ ist halt ein Riesending auf dem Esoterik-Markt. Da wird es schnell unseriös. Bringt anscheinend viel Geld und darf in Alternativtherapien nicht fehlen.

    Ich finde es kommt bei dem Thema drauf an. Wenn Erwachsene gerne Lego bauen und damit ihrem „inneren Kind“ freien Lauf lassen, ist es doch vollkommen ok. Wenn es die Basis für sündteuren Selbstoptimierungsfirlefanz darstellt, finde ich es fragwürdig.

    Die „Innenkinder“ sind ein Thema bei DIS. Es gibt bei DIS Betroffenen schon Kind-Persönlichkeitszustände. Seltsam wird es meines Erachtens dann, wenn die so zelebriert werden.

    Aber in der Therapie sollte durchaus mit diesem Selbsterleben gearbeitet werden, anders schafft man es ja nicht damit einen guten Umgang zu finden und vor allem nicht, nicht mehr davon übermannt zu werden.

    Ich versuche mal den Unterschied zwischen seriös und unseriös deutlich zu machen. unseriös ist es, in Patienten hineinzurufen und Innenkinder heraus zu locken oder Bällchenbäder in der Praxis aufzustellen und Patienten zu animieren darin zu spielen (weiß ich von einer Frau aus der Selbsthilfe). Da weiß ich noch mehr bizarre Methoden, aber ich glaub es ist deutlich was ich meine.

    Das ist nicht nur nicht hilfreich, sondern explizit schädlich.

    Mir wurden hingegen offene Fragen zu meinem Erleben gestellt und ich wurde darin unterstützt zu verstehen was in mir geschieht bzw. mal zu registrieren, dass da was geschieht. Auch das ist Arbeit mit kindlichen Anteilen, aber ohne Suggestivfragen und ohne Verstärkung des inneren Zustands.

  50. @Yvonne

    Danke für deine Erläuterungen! Ich finde sie gut nachvollziehbar.

    Selber wüsste ich, dass eine Therapie mit sog. inneren Kindern nichts für mich wäre – aber wenn diese Methode anderen hilft, sollte sie auch Anwendung finden.

    Ich fand mal eine Bekannte „übertherapiert“ als sie sich auf der Kirmes rosa Zuckerwatte für ihre „Kleine“ kaufte. Und sich für ebendiese „Kleine“ in die Hängematte legte. – Nichts gegen Zuckerwatte und Hängematte, aber diese Zelebration wirkte auf mich sehr befremdlich.

    Was die Bücher angeht, irritiert es mich vor allem, dass viele so geschrieben sind, als wäre gerade eine Weltneuheit erschienen.

  51. @Miriam

    Das gibt es bei den Esoterikern in mehreren Varianten. Je nach Gusto. Es ist für alle was dabei.

    Die „innere Göttin“ ist auch sehr beliebt. Dabei wird Weiblichkeit sehr merkwürdig zelebriert und beispielsweise bewusst und mit Freude menstruiert.

    Ich würde da weniger übertherapiert als albern dazu sagen. Ganz normale Dinge, wie, dass jeder Erwachsene auch eine kindliche Seite hat oder, dass Frauen halt ihren Zyklus haben werden da abgefeiert.

    Das muss man aber unbedingt in teuren Kursen bei Fachmenschen lernen oder deren Bücher kaufen. Verkaufsstrategie ist hier natürlich so zu tun, als wäre das ganz neu.

    Aber auch das ist üblich in der Esoterik. Wiedergekäutes wird als was ganz tolles angepriesen. Ich find ja diesen ganzen Neokram erstaunlich. Neotantra, Neoschamanismus…Alles schön an die Leute hier angepasst und so gewinnbringend vermarktet. So auch die inneren (setz ein was du magst).

    Die Arbeit mit Anteilen ist einfach was komplett anderes. Sie kann helfen die verschiedenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sich darüber bewusst zu werden. Jeder hat das, nur kann es bei bestimmten Krankheitsbildern ein extremes Maß annehmen, in Kombination mit nicht spüren, nicht annehmen können.

    Eine seriöse Therapie fixiert sich auch nicht auf bestimmte Anteile und puscht diese. Sie hilft den Menschen lediglich sich bewusster über sich zu werden und besser zurecht zu kommen.

  52. @Miriam: Es gibt in der Psychoanalyse und in der seriösen Psychologie keine „inneren Kinder“. Das gesamte Konzept des „inneren Kindes“ ist Esoterik ohne jeglichen Bezug zu Wissenschaft und Realität, also Bullshit.

  53. Zunächst einmal vielen Dank an die GWUP und Bernd Harder für Ihre aufklärende Arbeit über den „Kult um die Dissoziation“.

    Aufklärung tut not!

    Wie P. Hasselmann in Ihrem Buch “ Rituelle Gewalt und dissoziative Identitätsstörung“ erläutert, geht es hinter diesem „Kult um die Dissoziation“ darum, die REALEN Erinnerungen behutsam aufzudecken und die dahinter stehenden Straftaten von kompetenten ErmittlerInnen aufklären zu lassen. Leider scheint dies derzeit wohl nur in den Vereinigten Staaten gut zu gelingen. Dort werden auch „PseudotherapeutInnen“ und andere LügnerInnen wirksam bekämpft, indem sie „debunkt“ werden.

    Ich kann PatientInnen nur DRINGEND davon abraten eine DIS-Diagnose zu respektieren. BITTE lehnt diese Diagnose KOMPLETT ab, wenn diese in Kliniken oder ambulanten Praxen gestellt wird. Lasst Euch IMMER – wenn möglich auch über einen Rechtsanwalt – einen Arztbrief mitgeben, auf dem eine Diagnose vermerkt ist!

    Wer sich traumatisiert fühlt und dissoziiert, sollte sich eine kPTBS (für komplexe Posttraumatische Belastungsstörung) mit Dissoziationen bescheinigen lassen oder nötigenfalls noch eine – nicht existierende! – Schizophrenie, die heute gut mit Medikamenten behandelbar ist.

    Dies alles ist noch wesentlich besser und humaner, als eine nicht enden wollende Odyssee durch die deutsche „Traumalandschaft“, die nicht nur für die Patienten zu einer endlosen Traumaschleife wird, sondern auch für die deutschen Krankenversicherungen und SteuerInnenzahler, die diesen Unsinn auch noch teuer bezahlen müssen.

    Und schaut Euch noch mal ganz besonders inkompetente ÄrztInnen und GANZ besonders betroffene „Kultopfer“ genauer an: Haben sie nicht manchmal blaue und manchmal grüne Augen? Und behaupten auch noch ursprünglich von der Venus, Alpha Draconis oder dem Orion-Nebel zu kommen?

  54. „Ich kann PatientInnen nur DRINGEND davon abraten eine DIS-Diagnose zu respektieren. BITTE lehnt diese Diagnose KOMPLETT ab, wenn diese in Kliniken oder ambulanten Praxen gestellt wird.“

    Entschuldigung, aber da kann ich nicht mitgehen. Ich verstehe nicht ganz wie man die auf die Idee kommen kann jemandem auf Patientenebene eine Diagnose „KOMPLETT“ abzulehnen…das ist ein gefährlicher Ratschlag, da es stark verunsichern kann, deswegen würde ich damit vorsichtig sein.

    Zumal die Diagnose offiziell anerkannt ist sollte meiner Meinung nach mehr Forschung stattfinden und bis dann kritischere Diagnosestellung, das hat aber nichts damit zu tun eine Diagnose komplett abzulehnen. Ich würde viel mehr die Klienten sensibilisieren, nachhaken und kritische Differenzialdiagnostik in Betracht ziehen.

    „Wer sich traumatisiert fühlt und dissoziiert, sollte sich eine kPTBS (für komplexe Posttraumatische Belastungsstörung) mit Dissoziationen bescheinigen lassen oder nötigenfalls noch eine – nicht existierende! – Schizophrenie, die heute gut mit Medikamenten behandelbar ist“

    Eine psychiatrische Diagnose ist keine „Bescheinigung“. Es ist wie jede medizinische Diagnose auch eine Zustandsbeschreibung. Ich bin nicht einverstanden mit dieser (in meiner Beobachtung weit verbreiteten) Annahme man gehe einfach um sich eine die „Bescheinigung“ für XY abholen zu lassen als wäre es kein medizinischer Zustand oder ein Leidenszustand sondern ein Aktenvermerk für irgendeine Krankenkasse oder ein Amt.

    Sicherlich ist dein Beitrag stark überspitzt und ironisch, aber trotzdem möchte ich gerne anmerken, dass die Tatsachen mit einer gewissen Sensibilität behandelt werden sollte, denn wer nicht im Thema ist und vielleicht verunsichert oder selbst von einer Traumafolgestörung betroffen und skeptisch ist und dann liest, er solle sich bei Traumatisierung lieber eine Bescheinigung für eine nichtbehandelte Schizophrenie abholen, kann dies stark missverstehen.

    Es handelt sich auch nicht um sämtliche Traumatherapeuten, die unwissenschaftlich vorgehen, sondern um eine Minderheit. Trotzdem gebe ich dir recht gerade als betroffene Person skeptisch zu sein und zu bleiben, da die Bezeichnungen „Traumatherapeut“ und „Traumatherapie“ keine geschützten Bezeichnungen sind!

    Auch ein Psychotherapeut ohne Zusatzbezeichnung kann übrigens in der Lage sein Psychotraumata zu behandeln, schliesslich ist das sein/ihr Kerngewerbe.

  55. Eine psychische Diagnose MUSS IMMER irgendwo schriftlich festgehalten werden, wenn deren Behandlung über eine Kranken-versicherung abgerechnet werden soll. Diese Diagnose kann sich eine PatientIn mündlich mitteilen lassen oder einen Arztbrief erbitten.

    Meiner Erfahrung nach fängt der Missbrauch dann damit an und ich bin der Meinung DIESE Diagnose gehört KOMPLETT aus dem ICD 11 gestrichen. Die dahinter stehenden zugrundeliegenden Traumata verschiedenster Art halte ich für REAL.

    Das daraus entstehende mögliche Krankheitsbild kann mit einer kPTBS und diss. Symptomen hinreichend beschrieben und behandelt werden. Hierzu kann natürlich „das Erleben“ verschiedene Persönlichkeiten zu haben gehören. Multiple sind eigentlich eher die TaeterInnen, wenn sie mit verschiedenen Identitäten, Pässen, Ausweisen und Substanzen arbeiten, die den „Körper verändern“.

    Noch Fragen?

  56. Eine psychiatrische Diagnose MUSS IMMER irgendwo schriftlich festgehalten werden, wenn deren Behandlung über eine Kranken-versicherung abgerechnet werden soll. Diese Diagnose kann sich eine PatientIn mündlich mitteilen lassen oder einen Arztbrief erbitten. Meiner Erfahrung nach fängt der Missbrauch dann damit an und ich bin der Meinung DIESE Diagnose gehört KOMPLETT aus dem ICD 11 gestrichen. Die dahinter stehenden zugrundeliegenden Traumata verschiedenster Art halte ich für REAL. Das daraus entstehende mögliche Krankheitsbild kann mit einer kPTBS und diss. Symptomen hinreichend beschrieben und behandelt werden. Hierzu kann natürlich „das Erleben“ verschiedene Persönlichkeiten zu haben gehören. Multiple sind eigentlich eher die TaeterInnen, wenn sie mit verschiedenen Identitäten, Pässen, Ausweisen und Substanzen arbeiten, die den „Körper verändern“. Noch Fragen?

  57. Liebe Anke,

    „Eine psychische Diagnose MUSS IMMER irgendwo schriftlich festgehalten werden, wenn deren Behandlung über eine Kranken-versicherung abgerechnet werden soll. Diese Diagnose kann sich eine PatientIn mündlich mitteilen lassen oder einen Arztbrief erbitten.“

    Da stimmen wir absolut überein, jede Patientin hat ein Recht auf den Arztbrief, ihre Patientenakten und eine Aufklärung über ihre Diagnose.

    „Meiner Erfahrung nach fängt der Missbrauch dann damit an und ich bin der Meinung DIESE Diagnose gehört KOMPLETT aus dem ICD 11 gestrichen. “

    Ich möchte dir gerne den Grund meiner Zurückhaltung deutlich machen:

    – die Diagnose ist im ICD 10 beschrieben

    – es gibt Kritik, aber aktuell keinen wissenschaftlichen Konsens ob die Diagnose in dieser Form existiert oder nicht

    – ich habe meine eigenen Erfahrungen zu dieser Diagnose, da mein Hintergrund aus dem psychiatrischen Gesundheitswesen ist…dennoch kann ich hieraus keine abschliessende Meinung bilden, da dies aus Anekdotenwissen besteht. Anders z.B. ist es zum Thema „mind control“, welches ich aufgrund meines Hintergrundwissens, der aktuellen Studienlage und meines allgemein klinischen Hintergrundes für unwahrscheinlich halte.

    Deswegen: Zu der Definition einer klinischen Diagnose bin ich momentan noch zurückhaltend, weil für solche Diagnosekriterien die Evaluierung durch Wissenschaft und schlussendlich ein Expertenkommittee (also keine Einzelmeinung oder Anekdotenwissen) nötig ist. „jumping to conclusions“ ist momentan nicht im Sinne der Klient/innen.

    „Multiple sind eigentlich eher die TaeterInnen, wenn sie mit verschiedenen Identitäten, Pässen, Ausweisen und Substanzen arbeiten, die den „Körper verändern“. Noch Fragen?“

    Nichts für ungut, aber dein ganzer letzter Satz ist ein einziges Fragezeichen für mich.

    Liebe Grüsse.

  58. @Anke Heitland

    Ja, aufgrund welcher geheimen Erkenntnisse muss sich das nächste ICD Ihrer Meinung fügen?

  59. Es sind die PatientInnen, die eine solche Behandlung und Diagnose ablehnen können. Notfalls mit Hilfe eines Rechtsanwalts. Im Übrigen können die Kostenträger auch ein Auge auf eine solche „Behandlung“ werfen und die Kostenübernahme für eine Therapie ganz verweigern. Was wollen Sie dann noch weiter „verfügen“?

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