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„Keine Evidenz“: Der Spiegel widerlegt die Narrative der Verschwörungstheorie vom satanisch-rituellen Missbrauch

| 61 Kommentare

Chapeau – endlich erscheint auch in Deutschland ein Medienbeitrag zum Thema „Satanic Panic“, der mit den jüngsten Enthüllungen in der Schweiz gleichzieht.

Beate Lakotta und Christopher Piltz zeichnen im aktuellen Spiegel (11/2023) auf sieben Seiten die Geschichte der 32 Jahre alten Malin nach – ein Opfer von suggestiv erzeugten Falscherinnerungen:

Noch immer kämpft sie gegen innere Bilder an, die in ihr hochsteigen: dunkle Gestalten in Kutten, Messer, Blut – alles Scheinerinnerungen, entstanden in 83 Therapiesitzungen, bezahlt von ihrer Krankenkasse.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, so habe es ihre Therapeutin ihr suggeriert, stehe sie im Bann eines Satanskults. Ein Täterkreis, angeführtvon ihrem Stiefvater, habe sie in ihrer frühen Kindheit mental programmiert, um sie ein Leben lang in Ritualen missbrauchen zu können.

Quer durch die Republik spanne sich das Netzwerk von Satansjüngern, und noch immer hätten diese die Kontrolle über sie, davon war die Therapeutin überzeugt.

Trauriger Höhepunkt: Die Therapeutin der jungen Frau erwirkte bei den Behörden einen vorgeburtlichen Sorgerechtsentzug für ihre heute zweijährige Tochter. Bizarre Begründung: Mutmaßlich sei das Kind bei einer rituellen Massenvergewaltigung gezeugt worden – und durch die angebliche Kultzugehörigkeit der Mutter in großer Gefahr:

Es sei nicht auszuschließen, dass sie ihr Kind aufgrund der Programmierung den Tätern zum Missbrauch überlassen könne.

Derzeit ist ein Beschwerdeverfahren anhängig. Einen Verhandlungstermin gibt es noch nicht. Das Kind lebt bei einer Pflegefamilie.

Dabei sei, schreiben Lakotta/Piltz, vieles, was in der Szene als Tatsache verbreitet wird, „offensichtlicher Unsinn“:

Das erklärte zum Beispiel auch unser Skeptiker-Interviewpartner Dirk Bosse, ehemaliger Kriminalhauptkommissar in Braunschweig.

Des Weiteren kritisieren die Autoren die Medienberichterstattung zum Thema in Deutschland:

Überprüfbare Angaben, die auf kultische Netzwerke schließen lassen, fehlen in allen Beiträgen.

Und sie nennen die hiesigen Protagonisten der „Satanic Panic“ beim Namen („Eine Vielzahl selbst ernannter Experten profitiert von der Erzählung des satanischen Missbrauchs“), etwa die Traumatherapeutin Michaela Huber, die psychologische Psychotherapeutin Jutta Stegemann, die Traumatherapeutin Claudia Fliß und die ärztliche Psychotherapeutin Brigitte Bosse.

Auch der renommierte Sexualwissenschaftler und forensische Psychiater Peer Briken vom UKE Hamburg, der – gewollt oder ungewollt – der Satanic-Panic-Szene in Deutschland mit verschiedenen „Forschungsprojekten“ eine fatale Legitimation verliehen hat, wird von den Spiegel-Reportern befragt.

Auf Brikens Studie „Sexueller Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Gewaltstrukturen“ beruft sich die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die wiederum für Journalisten als seriöse Quelle gilt.

Dabei ist es mit dieser vorgeblichen „Studie“ in Wahrheit nicht weit her, wie auch der Spiegel erklärt:

Die Ergebnisse entsprechen wenig überraschend dem, was in der Szene als Tatsachenwissen verbreitet wird: Zu Wort kommen Personen, die sich selbst als Betroffene definieren, und Therapeuten und Sozialarbeiter, die mit „Überlebenden“ arbeiten. Was diese angeben, wird an keiner Stelle hinterfragt.

Was sagt nun Briken zu diesem Vorhalt?

Ein Realitäts-Check sei „nicht unser Anliegen und wäre mit dem methodischen Vorgehen auch unmöglich gewesen“:

Man habe an keiner Stelle behauptet, Fakten zu präsentieren. Er selbst habe keine wissenschaftliche Evidenz für Techniken wie Mind-Control oder die gezielte Aufspaltung der Persönlichkeit.

Ähnlich laviert die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, im Spiegel-Interview herum.

Fazit:

Nach diesem Artikel ist man fassungsloser denn je, wie sich der Verschwörungsmythos vom satanistisch-rituellen Missbrauch mit all den dazugehörigen Narrativen in Deutschland bis heute immer noch halten kann.

Update vom 12. März

  • „Nicht wiedergutzumachender Schaden“: Unser Gespräch mit dem Opfer einer „Satanic Panic“-Fehlbehandlung aus der aktuellen Spiegel-Story

Zum Weiterlesen:

  • Vermeintliche Opfer ritueller Gewalt: Im Wahn der Therapeuten, spiegel.de am 10. März 2023
  • WTF-Talk über die „Satanic Panic“ jetzt bei Youtube, GWUP-Blog am 5. März 2023
  • Replik zur Antwort der ARD-Feature-Redaktion, dissoziationen am 7. März 2023
  • Offener Brief an die USBKM, dissoziationen am 25. August 2022
  • Satanismus: „Ich bin mein eigener Gott“, edit-magazin am 1. Januar 2020

61 Kommentare

  1. Ich freue mich über dem kritischen Medienbeitrag zur Satanic Panic des Spiegel.

    Nach der seit Ende 2021 kritischen Berichterstattung von Ilona Stämpfli und Robin Rehmann für den SRF in der Schweiz habe ich darauf gewartet, wann eine solche auch endlich in Deutschland beginnen wird.

  2. @Monika Kreusel:

    Es wird nicht der letzte bleiben.

  3. Einfach mal vielen Dank für’s Teilen des Artikels!

  4. Endlich ein Medienartikel, der die Satanic Panic Verschwörung in Deutschland auf den Punkt bringt.

    Es ist sehr tragisch und traurig, welche Konsequenzen die Verbreitung der Verschwörungstheorie durch die Therapeutin hatte.

  5. Ich habe soeben endlich die Zeit gefunden, den Artikel zu lesen. (Oma-Time)

    Das ist so überfällig, geht aber auch extrem nahe. Man hat ganz schön Mühe, das Geschilderte zu verinnerlichen.

    Nora hat bereits mit dem Schreiben begonnen, ich denke, spätestens Montag oder Sonntag Abend haben wir unseren Bericht draußen. Zuvor müssten wir noch diesbezüglich mit einigen in Kontakt treten.

    Diesen Artikel sollte man mal auf geradem Weg der ARD zukommen lassen. Unserem ach so seriösen öffentlich-rechtlichen Sender!

    Marv

  6. Verlierer des Tages…

    … ist eine kleine Szene von Therapeutinnen und Therapeuten, die Verschwörungsmythen verbreiten und damit ihre Patienten manipulieren. Sie erzählen ihnen beispielsweise, dass Satanisten Neugeborene opfern, deren Blut trinken, Kinder bei Orgien missbrauchen und Menschen so manipulieren, dass diese ein Leben lang ihren Befehlen folgen.

    Dabei gibt es für die Existenz solcher Verbrechen keinerlei Beweise, sagen meine Kollegen Beate Lakotta und Christopher Piltz, die herausgefunden haben, dass manche Therapeuten ihren Patienten einreden, Opfer solcher satanischer Netzwerke zu sein.

    Sie trafen eine Frau, die nach einer gescheiterten Ehe Hilfe bei einer Psychotherapeutin suchte. Stattdessen, so sagt sie, seien ihr von der vermeintlichen Trauma-Expertin falsche Missbrauchserinnerungen eingepflanzt worden.

    Die Therapeutin suggerierte der Frau, sie stehe seit ihrer Kindheit im Bann eines Satanskults. Bis zur Gegenwart werde sie von dessen Anhängern missbraucht und gefoltert. Aber weil die Täter ihre Persönlichkeit in mehr als tausend »Innenpersönlichkeiten« gespalten hätten, könne sie sich nicht daran erinnern. In ihrer Krise glaubte die Frau das zeitweise selbst.

    Als die Frau schwanger wurde, alarmierte die Therapeutin das Jugendamt: Das Kind sei bei einer kultischen Massenvergewaltigung gezeugt und die junge Mutter so programmiert worden, dass eine ihrer »Innenpersönlichkeiten« ihr Kind den Tätern zum Missbrauch überlassen würde.

    Doch statt die abstruse Erzählung einem Realitätscheck zu unterziehen, übernahmen Jugendamt und Familiengericht die Gruselgeschichte ungeprüft – die Mutter verlor noch vor der Geburt das Sorgerecht für ihr Kind.

  7. Endlich!

    Und: In den Diskussionsbeiträgen bricht sich tatsächlich der gesunde Menschenverstand und ein Blick auf Realitäten Bahn. Viele geradezu entsetzte Kommentare – beste Chancen, das Thema analog zur Schweiz größer ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.

    Super!

  8. Fantastisch! Hut ab vor den beiden Journalisten des Spiegels. Sie haben gründlich recherchiert und den Finger genau dort reingelegt, wo in Deutschland die Problematik verwurzelt ist.

    Prof. Briken hat keine wissenschaftliche Evidenz für das Vorliegen von „Mind Control“? Wow! Hatte er das all die Jahre „vergessen“ mitzuteilen, oder wollte er einfach nur die millionenschweren finanziellen Mittel, die er erhalten hat, nicht gefährden?

    Die Seite „wissen-schafft-hilfe.org“ hat das Konzept „Mind Control“ doch ausführlich erklärt. Jetzt ist die Seite nicht mehr erreichbar, aber mit „https://archive.org/web/“ kann man das alles nachlesen.

    Wie heisst es dort unter „Informationen für alle“:

    „Das Wissensportal wurde vom Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) entwickelt.“

  9. In eigener Sache: Die Autoren würden sich über Rückmeldung in Form von Leserbriefen freuen.

    Kurzer Auszug:

    „Bitte verbreiten Sie dort gern unseren Artikel – am besten verbunden mit der Info, dass wir uns über Leserbriefe freuen (leserbriefe@spiegel.de)!

    Welche Leserbriefe veröffentlicht werden, richtet sich bei uns nach der zahlenmäßigen Resonanz auf einen Artikel , aber beim Abdruck wird auch inhaltlich gewichtet. Wäre ja schade, wenn nur dann nur die anderen zu Wort kommen!

    Ein Brief muss möglichst in der kommenden Woche eingehen, um im Heft der übernächsten Woche berücksichtigt werden zu können.“

    Wer sich dazu berufen fühlt, ist herzlich willkommen.

  10. Pingback: Spiegel-Reportage: „Im Wahn der Therapeuten“ - Debunking SRA

  11. Es ist so beruhigend, die Kommentare der Leser*innen des Artikels im Diskussionsforum des Spiegels zu lesen.

    Der Artikel hat es geschafft, die „Rituelle Gewalt“ -Theorie als das zu beschreiben, was es ist: Eine abstruse und gefährliche Verschwörungstheorie.

    Ich bin zuversichtlich, dass sich etwas bewegen wird…..

  12. @RPGNo1:

    Nein, zur angegebenen Uhrzeit wurde der Artikel auf die Hauptseite gestellt, geändert hat sich nichts.

  13. Ich wäre so dankbar, wenn man die bescheuerte Idee einer Satanismus-Weltverschwörung hinter sich lassen würde und stattdessen anerkennt, dass es verrückte Einzeltäter gibt, die jeglichen kranken Scheiss machen. Auch in abgedrehter Verkleidung Kinder foltern und missbrauchen.

    Vielleicht braucht es dafür einen anderen Begriff, als „rituelle Gewalt“. Wie nennt man das dann? „Regelmäßige Psychopath-Folter-Vergewaltigung“? Der Begriff „sexueller Missbrauch“ wirkt unpassend, ist da ja fast eine Verniedlichung. Wäre cool wenn ihr ne Lösung dafür hättet.

  14. @Bernd Harder

    Danke.

  15. Und schwupps…..ist die Internetseite des Bistums Münster zur Rituellen Gewalt verschwunden.

    Jetzt:

    https://www.ehefamilieleben.de/beratungsstelle-organisierte-sexuelle-und-rituelle-gewalt/angebot

    Und noch bis heute morgen:

    https://web.archive.org/web/20221129053053/https://www.ehefamilieleben.de/beratungsstelle-organisierte-sexuelle-und-rituelle-gewalt/angebot

    Es reicht aber nicht, einfach – wie Michaela Huber es macht – Internetseiten verschwinden zu lassen und Titel von Veranstaltungen zu ändern. Eine klare Positionierung ist erforderlich.

    Das Bistum Münster sollte mitteilen, dass es Fehler gemacht hat. Nur so kann sich die Situation wirklich verändern.

  16. @Valentina

    Ich nenne es einen frommen Wunsch, den Sie wohl begründet äußern. So wie ich das Bistum Münster einschätze, wird es beim frommen Wunsch bleiben.

  17. @Valentina

    Dies sind doch endlich gute Nachrichten! Danke.

  18. Die Meldung über die Schließung muss man genau lesen.

    Die beiden Damen sind lediglich nicht mehr in diesem Bereich tätig. Die Beratung wird an anderer Stelle vermutlich genauso mies fortgesetzt.

  19. Schutz von Opfern sexueller Gewalt: Wissenschaftliche Fundierung in Diskussion und Handeln

    Stellungnahme der Fachgruppe Rechtspsychologie innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) zu Forschung und Beratung im Kontext ritueller sexueller Gewalt

    https://www.dgps.de/aktuelles/details/schutz-von-opfern-sexueller-gewalt-wissenschaftliche-fundierung-in-diskussion-und-handeln/

  20. Ist mir nicht entgangen, dennoch ist dieser „offensichtlicher“ Punkt aber immerhin gestrichen worden.

    Natürlich geht die Beratung weiter, dennoch halte ich es für einen, für die Öffentlichkeit, wichtigen Punkt.

  21. @Sebastian

    Die Sorge ist wahrscheinlich leider berechtigt:

    https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/bistum-muenster-rituelle-gewalt-102.amp

    Aber ‚Immerhin‘ – in der Pressemeldung wurde geschrieben, dass Theorien über rituelle Netzwerke nicht belegt seien. Dieses Statement hätte es vom Bistum Münster noch vor ein paar Tagen (bevor der Spiegel-Artikel veröffentlicht wurde) ganz sicher nicht gegeben.

  22. @Valentia:

    Und noch ein „Immerhin“:

    Zudem habe es auch Kritik an der Art und Weise gegeben, wie dort beraten worden sei.

  23. @Sebastian:

    Sieh an – wird da etwa Kritik an dem Herrn Institutsdirektor Professor Briken geübt?

    Angaben von selbstdefinierten Betroffenen zu wiederentdeckten verdrängten Erinnerungen an rituelle sexuelle Gewalterfahrungen, die in der Hälfte der Fälle vor dem dritten Lebensjahr begonnen hätten, werden unkritisch als Erinnerungen an tatsächlich stattgefundene Ereignisse übernommen.

    Dies erscheint vor dem Hintergrund empirischer Erkenntnisse aus der Gedächtnispsychologie zur infantilen Amnesie und zum Abruf von Erinnerungen an traumatische Erfahrungen unplausibel.

  24. Das erinnert mich doch sehr stark an die verquasten Anhänger von ‚Chemtrails‘, von ‚Depp State Fantasien‘, von ‚Pizza-Gate‘ oder der ‚jüdischen Weltverschwörung‘ und ähnlichem Unsinn. Es ist immer wieder befremdlich zu lesen, auf welchen Unsinn (schwache) Menschen hereinfallen – und wie überzeugt sie ihn oft nach außen vertreten. Die folgen für Andere, die auf diesen Käse hereinfallen – sind natürlich nie gewollt. Sogenannte ‚Therapeuten‘ wie diese Frau Jutta Stegemann aus Münster mit Ihrer ‚Mind Control‘-Irrlehre müssten für mich eigentlich mit Berufsverbot belegt werden, sie sind meines Erachtens nach eine Gefahr für die Öffentlichkeit.

  25. Oh….wie schön! Der Wikipedia Eintrag zu Michaela Huber wurde aktualisiert und liest sich nun ganz anders.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Michaela_Huber

    „Sie gilt als Vertreterin der Satanic Panic, einer Verschwörungstheorie zum Thema ritueller Missbrauch und „Mind Control“.“

    Auf den Punkt gebracht. Bin gespannt, ob sie weiterhin von „SWR Nachtcafé“ und anderen Sendungen als „Expertin“ eingeladen werden wird.

  26. @Valentina:

    Ja, aber immer noch unvollständig.

    Erwähnen könnte man noch, dass sie glaubt, manche ihrer Patientinnen hätten übersinnliche Fähigkeiten. Oder ihre „Querdenker“-Positionierung in der Corona-Pandemie.

    Und dann haben wir noch ein schönes Video von ihrem Online-Jubiläums-Symposium (mittlerweile bei Youtube auf privat gestellt) „40 Jahre Praxis, Forschung und Lehre“, bei dem u.a. Guido Grandt mit dabei ist.

  27. @Valentina:

    Und schwupps…..ist die Internetseite des Bistums Münster zur Rituellen Gewalt verschwunden.

    Auch alle Berichte beim Hausblatt „Kirche + Leben“ sind weg, z.B.:

    https://www.kirche-und-leben.de/rituelle-gewalt-fachtagung-in-muenster-fordert-effektivere-bekaempfung

    https://www.kirche-und-leben.de/artikel/gewalt-von-satanisten-mitten-unter-uns-wie-kann-das-sein/print.html

  28. @Bernd

    Das Bistum Münster wird sich auch an der Art und Weise, wie es hiermit umgeht, messen lassen müssen. Es hat eine Verantwortung dafür, dass diese schädigende Theorie Verbreitung gefunden hat und es – trotz Kritik – an der Vorgehensweise ausdrücklich festgehalten hat. Erst als man Sorge um die eigene Reputation hatte, hat man Maßnahmen ergriffen.

    Die Schliessung der Beratungsstelle und das Löschen von Internetseiten ist nicht genug. Es muss eine Verantwortung dafür getragen werden und zwei Konsequenzen müssen hieraus gezogen werden: 1) Hilfestellung und Wiedergutmachung für die Betroffenen und 2) Maßnahmen, dass so etwas in dieser Form nicht mehr passieren wird.

    Falls das Bistum Münster es bei den Löschungen belässt und nichts weiter unternimmt, wird Ihnen das mittelfristig vor die Füße fallen: Ein solcher Umgang würde das – bereits angeschlagene – Vertrauen der Bevölkerung in die kirchlichen Institutionen weiter beschädigen. Man kann nur hoffen, dass sich die Entscheidungsträger hierüber bewusst sind.

  29. @ Bernd

    Auf der Seite des Bistums finden sich noch die Berichte zu den „Fachtagungen“ in 2017 und 2019

    https://www.bistum-muenster.de/startseite_aktuelles/newsuebersicht/news_detail/mehrere_hundert_experten_bei_interdisziplinaerer_fachtagung_in_muenster

    https://www.bistum-muenster.de/startseite_aktuelles/newsuebersicht/news_detail/tagung_mit_200_fachleuten_nimmt_rituelle_gewalt_in_den_blick

    Interessant wäre, ob sich das Bistum bemüht, die bevorstehende Fachtagung der DGTD mit Michaela Huber und Jutta Stegemann im Franz-Hitze-Haus des Bistums Münster, zu unterbinden.

    Vielleicht könnte man dem Bistum mit einer Presseanfrage auf die Sprünge helfen.

  30. @Whg:

    Danke für diese Hinweise.

  31. Ich hoffe, dass die Aufdeckung jetzt Malin Weber hilft, dass Verfahren um das Sorgerecht zu beschleunigen.

  32. @Miriam

    Eher nicht, die mediale Berichterstattung könnte sich sogar negativ auswirken. Ich denke es wird seine Gründe haben, warum die Presse in Unna das Thema noch nicht aufgegriffen hat ;-)

    Interessanter sind da schon die Stellungnahmen von BDP und DGP, sowie die Schließung der Beratungsstelle.

  33. Na, das ging ja schnell …

    Rituelle Gewalt: Beratungsstelle geschlossen
    WDR 5 Diesseits von Eden · 19.03.2023 · 9 Min.

    Geheimkulte und Satanismus, Vergewaltigung und Gewaltorgien – bisher konnten Betroffene ritueller Gewalt sich mit ihren Schilderungen an eine Beratungsstelle in Münster wenden. Nach öffentlicher Kritik wurde sie nun geschlossen. Ein Gespräch mit der Gründerin Brigitte Hahn.

    https://www.ardaudiothek.de/episode/wdr-5-diesseits-von-eden/rituelle-gewalt-beratungsstelle-geschlossen/wdr/12481413/

  34. Ich schrieb schon einmal, dass ich fassungslos bin. Und vor nicht allzulanger Zeit wurde noch angenommen, Menschen könnten von Dämonen besessen sein. Vielleicht passt der Vergleich nicht. Vielleicht auch doch.

  35. @Sebastian:

    Wir haben keinen Zweifel daran, dass es Betroffene ritueller und organisierter sexueller Gewalt gibt.

    Was niemand bestreitet. Die lügen also unverdrossen weiter.

  36. @Bernd Harder

    Inzwischen ist der Begriff in so vielen Bereichen untergebracht, dass sie vermutlich selbst nicht mehr wissen, was rituelle Gewalt bedeutet.

    Für mich bezeichnender war die Verweigerung des fachlichen Diskurs … obwohl sie selbst immer wieder nach mehr Forschung verlangen.

    Forschung ja, aber dann bitte nur die, die alles bestätigt.

  37. @Sebastian:

    Inzwischen ist der Begriff in so vielen Bereichen untergebracht, dass sie vermutlich selbst nicht mehr wissen was rituelle Gewalt bedeutet.

    Ja, der neueste Twist ist ja die skurrile Wortschöpfung „pseudo-rituelle Gewalt“.

    Darunter versteht man anscheinend (reale) organisierte sexualisierte Gewalt von Tätern, die sich (phantasierte) „schwarze Kutten“ oder Masken anziehen.

    Damit versucht man wohl, einerseits das jahrzehntelang gepflegte Narrativ von der „satanistisch-rituellen Gewalt“ zu retten und andererseits die aktuelle Kritik daran (die Nicht-Nachweisbarkeit) zu entkräften.

  38. Kann man in solchen Fällen nicht auch verdeckt ermitteln? – Als ich eine Reinkarnationstherapie gemacht habe (ich weiß, das hätte ich nicht tun dürfen), kamen nach kürzester Zeit die erstaunlichsten Geschehnisse zutage. Angeblich.

  39. Brigitte Hahns abschließende Worte im Interview bei WDR 5 Diesseits von Eden (ab 08:09 Min.):

    „[…] es sei denn der Verursacher des Leids tun viel dafür, damit wir das als Verschwörungstheorie abtun. Das wäre meine Erklärung.“

    Da sind wir dann wieder beim 1×1 des Verschwörungsdenkens angelangt und hinter der Kritik steckt – wie könnte es auch anders sein – die „Täterlobby“.

  40. @purkinjezelle:

    Diese Dame ist seit langem jenseits von Gut und Böse.

  41. @Bernd Harder

    Frau Hahn und ihr Wirken sind mir leider nur zu gut bekannt.

    Trotzdem staune ich zuweilen ob des unverhohlenen Irrsinns, der einem aus dieser Szene immer wieder entgegenschlägt.

  42. @Sebastian:

    Geradezu bizarr ist dagegen die Stellungnahme des Betroffenenrats: Jede Diskussion über das Thema sei per se „unwürdig“.

    Und ein Mitglied dieses Gremiums mauert sich bei Twitter genau so ein, wie wir es jetzt seit mehr als 20 Jahren kennen:

    https://twitter.com/berndharder/status/1637581694889873409

  43. Kleine Korrektur meinerseits … die Stellungnahme kommt von der Aufarbeitungskommission.

    Ich finde es ein wenig ironisch, dass ein Angebot zum Dialog kommt. Naja, mal schauen was raus wird.

  44. Ich sehe gerade auf Twitter: (der Link führt zu meinem Thread, in dem ich darauf zu sprechen komme)

    https://twitter.com/dissoziationen/status/1638109399116836864

    Ist das tatsächlich eine Betroffene aus dem Betroffenenrat? Geht es eigentlich noch infantiler?

    Was sagte die Dame „Angela Marquardt“?

    Offene Briefe haben noch nie das Ziel einer inhaltlichen Auseinandersetzung gehabt.

    Mit wem „befasse“ ich mich eigentlich, wenn ich meine Zeit in einen offenen Brief investiere? Mit trotzigen Kindern? Oder rebellischen Jugendlichen?

    An anderer Stelle (Instagram) wurde von einer Betroffenen aus dem Betroffenenrat empfohlen, der Aufklärung einer bestimmten Person zu folgen, die 1:1 das Narrativ des satanistisch-rituellen Kultmissbrauchs verbreitet.

    Lasse sich das bitte einer auf der Zunge zergehen.

    Personen, die zu einem Amt gehören, das von der Bundesregierung(!!) ins Leben gerufen wurde, empfehlen, man möge sich bei einer Verschwörerin der Satanic Panic informieren, wenn man einen „realen“ Überblick bekommen möchte.

    Natürlich wurde die Verschwörerin nicht Verschwörerin bezeichnet!

    Ich habe ernsthaft das Gefühl, mich in einer Matrix zu befinden. Irgend so ein Paralleluniversum, was nicht von dieser Welt ist.

    Das kann doch nicht sein, dass es nirgendwo eine Stelle gibt, wo man sich über dieses kuriose Vorgehen der UBSKM bzw. über den dazu gehörigen Betroffenenrat beschweren kann!

    Ich hab mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass fast alle (oder gar alle?) Betroffenen im Betroffenenrat derart im Verschwörungsglauben feststecken.

    Vor allem habe ich nicht damit gerechnet, dass diese Betroffenen sich im öffentlichen Raum so derart trotzig/pubertär verhalten.

    Ich bin irritiert!

  45. Zu der Stellungnahme der Aufarbeitungskommission:

    https://www.aufarbeitungskommission.de/service-presse/service/meldungen/stellungnahme-zur-pauschalen-infragestellung-von-betroffenen-sexuellen-kindesmissbrauchs-in-organisierten-und-rituellen-strukturen/

    Ich rekonstruiere das mal:

    UBSKM schreibt:

    Wir haben keinen Zweifel daran, dass es Betroffene ritueller und organisierter sexueller Gewalt gibt.

    Wir antworten:

    „Niemand, ich betone, niemand (!) hat je sexuelle und organisierte oder auch rituelle Gewalt in Frage gestellt. Niemand!“

    Diese Klarstellung veröffentlichen wir in den sozialen Medien und markieren dazu jeweils die UBSKM und auch die Aufarbeitungskommission.

    Daraufhin schreibt die Aufarbeitungskommission:

    Die aktuelle Diskussion über sexuellen Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Strukturen wirkt wie ein Déjà-vu: Es ist noch keine drei Jahrzehnte her, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt im familiären Kontext mit der massiven Infragestellung ihrer Glaubwürdigkeit zu kämpfen hatten. Ihre Berichte wurden damals ebenfalls mit der Verallgemeinerung abgewehrt, es handle sich um die Beeinflussung durch Beratung und Therapie.

    Diesen Verlauf lasse ich einfach mal unkommentiert stehen.

  46. Ist das tatsächlich eine Betroffene aus dem Betroffenenrat?

    Ja, das ist sie tatsächlich:

    https://beauftragte-missbrauch.de/betroffenenrat/betroffenenrat-bei-der-ubskm

    Geht es eigentlich noch infantiler?

    Kaum, die Dame hat eine gewisse Vorliebe für apodiktische Gewissheiten. Punkt.

    https://twitter.com/berndharder/status/1637581694889873409

  47. Wahrscheinlich stelle ich jetzt eine dumme Frage: Aber welche Qualifikation muss man eigentlich mitbringen, um Mitglied des Betroffenenrats zu werden?

    Denn wenn ich mir die Selbstbeschreibungen der Mitglieder anschaue, dann bekomme ich Zweifel, dass manche von ihnen dem Ehrenamt gewachsen sind oder sie eine wie auch immer geartete Expertise besitzen.

    Ihre Aussagen wirken auf mich eher so, als ob sie sich ins rechte Licht rücken wollen.

    Etwas überspitzt ausgedrückt: „Schaut mich an, und gebt Anerkennung für meine aufopferungsvolle Arbeit. Ich bin der/die Gute.“

  48. Können wir nicht sowas wie Anarchie einführen? Ist vielleicht Abwechslungsreicher als politisches Stühlerücken.

    Bei einem Mitglied steht folgendes:

    „[…] ehemaliger ständiger Gast der Aufarbeitungskommission und Mitglied im Nationalen Rat. […]“

    Mein WTF des Tages ist aber wohl Lunis Video:

    https://www.youtube.com/watch?v=oXMG5uUUyV4

    „Wie soll sie sich seit 2010 im Ausstieg befinden, wenn sie erst seit 2018 in Therapie war?“ … erm … Gedächtnisfälschung, Manipulation und Einflüsterung? Lieber sagen, was andere hören wollen?

    Naja, sie kennt nicht die ganze Geschichte, aber sowas ist in meinen Augen schon dummdreist.

  49. @RPGNo1:

    Aus Narrativen entstehen Verbünde. Aus Verbünden Gemeinschaften mit Sendungsbewusstsein, die dann wiederum versuchen, sich zu öffentlichen Institutionen zu formen und damit staatlichen (Geld-)Segen einzufahren.

    Das ist heutzutage „normal“, wenn man das mit einer richtig knalligen Betroffenheitsgeschichte macht, ist der Erfolg beinahe garantiert.

  50. Frage: Aber welche Qualifikation muss man eigentlich mitbringen, um Mitglied des Betroffenenrats zu werden?

    Die UBSKM schreibt dazu:

    Aufgaben:Die Kommission untersucht sämtliche Formen sexuellen Kindesmissbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR ab 1949.

    Ziele:

    Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuell missbraucht wurden, sollen die Möglichkeit erhalten, auch nach Jahren über das erlebte Unrecht zu sprechen oder schriftlich davon zu berichten. Dadurch sollen sie die Erfahrung machen können, dass ihr Leid anerkannt wird.

    Neben Betroffenen können sich auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie z.B. Eltern oder andere Verwandte von Betroffenen, Lehrerinnen und Lehrer oder Therapeutinnen und Therapeuten melden. Mit ihrer Hilfe möchte die Kommission aufdecken, wodurch sexuelle Gewalt in der Kindheit ermöglicht wurde. Sie will erkennen, warum Kindern nicht geholfen wurde.

    siehe hier: https://beauftragte-missbrauch.de/

    und hier: https://www.aufarbeitungskommission.de/

    Der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen

    arbeitet in Arbeitsgruppen zu den Themen „Schutz“, Hilfen“, „Kindgerechte Justiz“, „Schutz vor Ausbeutung und internationale Kooperation“ sowie „Forschung und Wissenschaft“.

    Der Nationale-Rat besteht aus einer bunten Mischung von Leuten aus verschiedenen Bereichen. Bei der letzten Sitzung kamen drei von vierzig aus dem Betroffenenrat. Die Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hatten den Vorsitz.

    siehe hier: https://www.nationaler-rat.de/de/

    Der Nationale Rat, die Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmißbrauchs sind sinnvolle Einrichtungen. Das Problem sind Verfehlungen Einzelner, die aber auch andere mitreißen können.

  51. Da drängt sich mir doch eine Frage auf: Ihr glaubt, Mind Control gäbe es nicht – nur würden Therapeuten, die ihren Klienten „Pseudoerinnerungen einpflanzen“, ebenfalls Mind Control benutzen!!! Seht ihr den Widerspruch?!

    Kein Mensch, der noch halbwegs bei Sinnen ist (und nicht etwa psychotisch), ließe sich derartige Erinnerungen einreden! Und was ist mit den Personen, die VOR einer Therapie Erinnerungen äußern?!

    Für nicht Betroffene ist rituelle Gewalt so unvorstellbar, deswegen muss es falsch sein. Und wer sonst könnte ein Interesse haben, Derartiges zu verschleiern? Täter, ganz klar!

    Denkt man darüber nach! Stellt euch vor, ihr wärt in einer Therapie. Würdet ihr euch solche Erinnerungen „einreden“ lassen, wenn sie nie stattgefunden hätten??!!!

  52. @Eine Entrüstete:

    nur würden Therapeuten, die ihren Klienten „Pseudoerinnerungen einpflanzen“, ebenfalls Mind Control benutzen!!!

    Niemand behauptet das. Das Induzieren von Erinnerungen hat nicht das Geringste mit „Mind Control“ zu tun.

    Kein Mensch, der noch halbwegs bei Sinnen ist (und nicht etwa psychotisch), ließe sich derartige Erinnerungen einreden!

    Es geht nicht darum, etwas „einzureden“ – die Mechanismen sind komplizierter.

    Für nicht Betroffene ist rituelle Gewalt so unvorstellbar, deswegen muss es falsch sein.

    Auch das ist das immergleiche Pseudo-Argument, das wir schon 1000mal beantwortet haben.

    Sorry, aber „Entrüstung“ reicht nicht, um bei diesem Thema mitreden zu können. Schauen Sie sich bitte zur Erstinformation wenigstens diese beiden Videos an:

    https://www.youtube.com/watch?v=AVr7XRH4Zho

    https://www.youtube.com/watch?v=lYOOxCOB0fQ

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