gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

2. April 2024
von Bernd Harder
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„Ich gegen die“: Impfgegner, die Masern und Telegram

Allgemeine Bedenken gegen die Masernimpfung erlauben keine Befreiung von der Impfpflicht für Kita-Kinder, hat das Verwaltungsgericht Mainz gerade entschieden. In Sachsen haben die Behörden bereits Hunderte Bußgelder gegen Eltern verhängt. Zudem ist eine ärztlich bescheinigte Befreiung von der Masern-Impfung an verschiedene Bedingungen geknüpft und sie muss „aussagekräftig“ sein.

Kein Wunder, dass Impfgegner lieber nach „perfekt gefälschten“ Impfstoff-Aufklebern für den Impfpass ihrer Kinder suchen, anstatt zu klagen oder eine fadenscheinige Impfunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen, berichtet die FAZ.

Wie das geht, beschreibt ein Artikel von Wibke Becker am Beispiel einer geheimen Telegram-Gruppe, die die FAZ-Redakteurin so charakterisiert:

Gemeinsam ist ihnen, dass sie scheinbar Widerstreitendes in sich vereinen: Sie sind voller Angst, fühlen sich unsicher und fremdkontrolliert, vermuten überall um sie herum nur Übles.

Gleichzeitig sind sie erfüllt von einem geradezu irr­witzigen Machtgefühl oder Gefühl der Selbstwirksamkeit, weil sie glauben, sie könnten sich selbst aus dieser Lage befreien. Und zwar indem sie sich eine Welt der permanenten Gegnerschaft aufbauen: Natur gegen Kultur, Pflanzen gegen Chemie, Hebamme gegen Arzt, Mutter gegen Kita, heilige Familie gegen Gender-Wirrwar, kleiner Mann gegen Elite.

Die Welt außerhalb, die Übles will, ist für sie kalt, gierig, unmenschlich. Die Welt, die sie erschaffen, in ihrem kleinen Kreis, ist „erwacht“, liebevoll und ursprünglich.

Das passt zu dem, was wir hier im Blog über den gemeinsamen Nenner von Esoterik und Verschwörungstheorien sowie den Zusammenhang zwischen Homöopathieglaube und Impfverweigerung geschrieben haben.

Letztendlich, hat Becker festgestellt, geht es in der Gruppe immer wieder um zwei entscheidende Faktoren des Glaubens an Verschwörungstheorien: Kontrollverlust und generalisiertes Misstrauen:

Am meisten wird ihr innerer Widerstreit deutlich, wenn ihre Kinder krank werden. Dann sind sie erfüllt von Sorgen. Sie suchen verzweifelt nach Abhilfe, Linderungen, Medikamenten, wollen in ihrer Welt die Kontrolle nicht verlieren, die sie doch schon außerhalb ständig spüren.

Irgendwann gehen sie zum Arzt – aber sie schaffen es nicht, ihm zu vertrauen. Oder anders: Gerade die Ablehnung seines Rates scheint ihnen zu helfen, das Kontrollgefühl zurückzugewinnen […]

Impfgegner misstrauen allem und jedem: dem Arzt, dem Politiker, dem Un­ternehmen, aber auch dem Leitungswasser, der Zahnpasta und der Bratpfanne. Anderen aber, wie Kaleun [dem Initiator der Telegram-Gruppe] vertrauen sie blind. Ihre Welt wird dadurch mit der Zeit immer kleiner, immer selbst­bezogener.

Am Ende, schreibt die Journalistin, „geht es immer darum: Ich gegen die, Selbstliebe gegen Nächstenliebe“.

In Deutschland kam es im vergangenen Jahr zu 79 Masern-Ausbrüchen. 2024 wurden bereits 95 Erkrankte gezählt.

Eine aktuelle Studie im International Journal of Medical Microbiology untersucht den Tod einer 33-jährigen Frau, die 2019 im Kreis Hildesheim an Masern erkrankte:

Die ganze Familie war nicht geschützt. Wären die Kinder geimpft gewesen, hätte sich die Mutter vermutlich nicht angesteckt und würde noch leben,

sagt die Koautorin Annette Mankertz, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Masern, Mumps und Röteln am Robert Koch-Institut in Berlin.

Um die MMR-Impfung geht es auch bei MaiThink X.

Derweil gehen Impfgegner immer noch mit dem „Masern-Prozess“ von 2016 hausieren.

Zum Weiterlesen:

  • Betrug bei Masern-Impfung: Woher die Impfgegner ihre Zertifikate bekommen, faz am 26. März 2024
  • Andrew Wakefield: „Muster des klassischen Scharlatans“, GWUP-Blog am 21. März 2022
  • Masern schwächen nachhaltig das Immunsystem, science-media-center am 31. Oktober 2019
  • Sind die Masern ausgerottet? mdr am 4. März 2024
  • Kinder ohne Masernimpfung haben in Rheinland-Pfalz keinen Rechtsanspruch auf Kitaplatz, spiegel.de am 15. März 2024
  • Schulkinder ohne Masernimpfung – Hunderte Bußgelder gegen Eltern, aerztezeitung am 8. März 2024
  • Ohne Impfung keinen Kita-Platz, Kleinstkinder 4/2020
  • Corona-Impfnachweise: Haftstrafen für mehr als 1.000 Fälschungen, beck-online am 11. März 2024
  • Telegram, die Informationszentrale der Impfgegner, derStandard am 12. Februar 2022
  • Gefälschte Impfausweise in der verschwörungsideologischen Szene, cemas am 11.Mai 2021
  • „Herzmenschen“ und Naturverklärer: Warum laufen Esoteriker und Homöopathen bei Anti-Corona-Demos mit? GWUP-Blog am 28. März 2021
  • Der gemeinsame Nenner von Homöopathie, Esoterik und Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 17. Oktober 2020
  • „Epistemische Laster“ machen anfällig für den Glauben an Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 18. Juli 2021
  • Faktoren des Glaubens an Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 28. Juni 2023
  • Measles vaccination – An underestimated prevention measure: Analyzing a fatal case in Hildesheim, Germany, International Journal of Medical Microbiology, March 2024
  • Aktuelle Studie: Der Masernausbruch in Hildesheim, MMW am 8. März 2024
  • MaiThink X: „Die Impflüge“ vom 25. Februar 2024

1. April 2024
von Bernd Harder
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Der Spuk von Rosenheim: Tricks oder Psychokinese?

Spannender SWR-Podcast zum „Spuk“ von Rosenheim:

Im ersten Teil erscheint der berühmte Poltergeist-Fall, der sich 1967 in einer Anwaltskanzlei zutrug, recht spooky, beglaubigt von Zeitzeugen wie Polizisten und Kanzleimitarbeiterinnen und natürlich von dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender, der die 19-jährige Auszubildende Annemarie als Fokusperson von „spontaner Psychokinese“ identifiziert.

In Teil 2 tritt dann der Wiener Zauberkünstler Albin Neumann („Allan“) auf den Plan, der in der Kanzlei statt eines „Poltergeists“ bloß Manipulation und Täuschung entdeckt und darüber zwei Jahre später das Buch „Falsche Geister, echte Schwindler“ schreibt.

Der Kanzleichef Sigmund Adam will das Buch verbieten lassen, in dem es über ihn selbst heißt:

Er liebt seine Geister! Er läßt sich seinen Spuk nicht nehmen. Er ist aufs Okkulte abonniert.

Vor Gericht einigt man sich schließlich auf eine Art „Ehrenerklärung“ im Vorwort aller künftiger Neuauflagen.

Hörenswert sind auch die Auszüge aus einem Radioduell zwischen Hans Bender und dem Wissenschaftsjournalisten Thomas von Randow zum „Spuk von Rosenheim“.

Jahre später schrieb Randow über Bender, „wie leicht sich jemand ins Phantastische versteigen kann, wenn er vom Glauben an das Übersinnliche beseelt ist“.

In den nächsten fünf Folgen der Reihe „Geisterjäger“ geht die Psychologie-Podcasterin Verena Fiebiger noch weiteren Fällen des umstrittenen Parapsychologen Hans Bender nach.

Zum Weiterlesen:

  • Rosenheim Ghostbusters, Geisterjäger am 22. März 2024
  • Der Mann mit den Röntgenaugen, Geisterjäger am 22. März 2024
  • Zum 30. Todestag von Hans Bender: Bis heute keine allgemein akzeptierte Hypothese, GWUP-Blog am 10. Mai 2021
  • Der Spuk von Rosenheim, GWUP-Blog am 21. November 2013
  • Hoaxilla #192: „Der Spuk von Rosenheim“ vom 8. September 2015
  • Rosenheimer Spuk wieder vor Gericht: Geister oder Nylon? Die Zeit 15/1970
  • Letztendlich alles Unerklärlich, Die Zeit 47/1974
  • „Otherworld“ und „Phänomenal Paranormal“: das „wachsende Interesse am Unerklärlichen“, GWUP-Blog am 29. März 2024

1. April 2024
von Bernd Harder
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Video: Die Tierärztin Stefanie Handl über „Globuli für Waldi“

Zu dem Beitrag

Betrachtungen zur Evidenz in der Veterinärhomöopathie

in der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift (01/2024) gibt es jetzt auch ein Video mit der Koautorin Dr. Stefanie Handl:

Globuli für Waldi?

Stefanie Handl ist Fachtierärztin für Ernährung und Diätik in Wien. Sie hat zusammmen mit einigen anderen Autoren an dem wissenschaftlichen Artikel „Betrachtungen zur Evidenz in der Veterinärhomöopathie“ mitgewirkt, über den sie mit André Sebastiani spricht.

Im Gespräch erklärt Stefanie, warum Homöopathie nicht nur in der privaten Kleintierhaltung, sondern auch in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung zum Einsatz kommt – obwohl sie auch dort nicht wirkt.

Und obwohl sie nicht wirkt, dürfen jetzt auch Tierheilpraktiker und Tierhalter Globuli an ihre Haustiere verfüttern (bis vor kurzem galt hier noch ein Tierarztvorbehalt) – wenngleich

… der Einsatz von Alternativmedizin bei Tieren oft einer Tiermisshandlung gleichkommt.

Zum Weiterlesen:

  • „Unplausibel, irreführend“: Homöopathiekritik in tiermedizinischem Fachjournal, GWUP-Blog am 2. Februar 2024
  • Homöopedia: Tierhomöopathie

1. April 2024
von Bernd Harder
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Sachsen: Kein Schlossfest im „Königreich Deutschland“

Expedition ins „Königreich Deutschland“:

Der WDR hat das Dorf Bärwalde in Sachsen besucht, wo Peter Fitzek für 1,3 Millionen Euro ein Schloss gekauft hat, das er nun als „Gemeinwohldorf“ ausgibt.

Im Kern kreist das Radio-Feature um den 16. September 2023, als die Polizei ein „Schlossfest“ verhinderte, da die Gemeinde die mehrtägige Veranstaltung untersagt hatte. Unter anderem

… fehlten sämtliche Informationen zur Sicherheit des Gebäudes, zum Brandschutz oder zum Sicherheitskonzept für das Fest […] 153 Menschen, die zu der Veranstaltung des selbst ernannten „Königreichs Deutschland“ wollten, seien zurückgeschickt worden.

Zwei Monate später durchsuchten das Landeskriminalamt sowie Beamte der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) das Anwesen.

Seitdem, erklärt der Autor Ernst-Ludwig von Aster, sei in Bärwalde „Ruhe eingekehrt“:

Schlossbewohner sind nur noch selten zu sehen, vom König keine Spur.

Für den Journalisten markieren die verbotene Schlossfeier und die Durchsuchungen „einen Wendepunkt“ im Umgang mit der Reichsbürger-Gruppierung KRD:

Die Behörden schauen nun genauer hin.

Ob das hinter den jüngsten Expansionsbemühungen in die Schweiz steckt?

Zum Weiterlesen:

  • Expedition ins „Königreich“, wdr 5 am 2. April 2024
  • Das „Königreich Deutschland“ expandiert in die Schweiz, GWUP-Blog am 12. März 2024
  • Video: Besuch im „Königreich Deutschland“ mit Audienz, GWUP-Blog am 13. Juli 2023
  • Großaufgebot der Polizei verhindert verbotenes „Reichsbürger“-Fest in Sachsen, rnd am 16. September 2023
  • „Reichsbürger“-Fest in Bärwalde: Polizei schickt Anreisende zurück, saechsische.de am 16. September 2023
  • „Reichsbürger“ verlassen Bärwalde Richtung Halsbrücke, mdr am 17. September 2023
  • Durchsuchung im „Königreich“ in Bärwalde, Radio Lausitz am 29. November 2023
  • Rechtes Schloss in Sachsen: Ein Königreich für einen Koch, taz am 31. Mai 2022
  • Zwei Schlösser für einen falschen König, zeit.de am 29. April 2022
  • Video: „Königreich Deutschland – Nein Danke! Rutenberg wehrt sich gegen die Besiedlung ihres Dorfs“ vom 19. März 2024

1. April 2024
von Bernd Harder
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Geisterjagd mit Beatrice Egli bei „Verstehen Sie Spaß?“

„Geisterjagd“ bei Verstehen Sie Spaß:

Angeblich für ihren Podcast Egli Extrem wird die Schlagersängerin Beatrice Egli in ein Haus gelockt, in dem der Geist eines Verstorbenen umgehen soll. Zusammen mit dem Fake-Parapsychologen Vassili will sie sich dort mal umsehen – und erlebt allerhand Erschröckliches, etwa Barbara Schöneberger als eine Art „Bloody Mary“ im Spiegel.

Technisch ist der Prank ganz gut gemacht – davon zeugt auch ein Making of-Video:

Ob es stimmt, dass Egli „zu keinem Zeitpunkt“ in den Sinn kam, es könne sich um einen Scherz handeln, darf allerdings bezweifelt werden. Offenbar scheinen viele Zuschauer „der 35-Jährigen ihre Reaktionen nicht wirklich abzukaufen“.

Zum Weiterlesen:

  • „Otherworld“ und „Phänomenal Paranormal“: das „wachsende Interesse am Unerklärlichen“, GWUP-Blog am 29. März 2024
  • Erklärbar: Die „landesüblichen Geistersichtungen“ im BR, GWUP-Blog am 19. März 2024
  • Geisterjäger über Aufklärung: „Den Menschen die Ängste nehmen“, taz am 5. März 2024
  • „Ghostbusters: Frozen Empire“ beim Filmdienst
  • „Dermaßen gescripted“: Neue „Verstehen Sie Spaß?“-Ausgabe von Zuschauern zerrissen, der westen am 30. März 2024

29. März 2024
von Bernd Harder
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„Otherworld“ und „Phänomenal Paranormal“: das „wachsende Interesse am Unerklärlichen“

Die österreichische Tageszeitung Die Presse stellt den US-Podcast Otherworld von Jack Wagner vor – „one of the hottest paranormal podcasts today“, wie Wagners Kollege Jim Harold („The Paranormal Podcast Guy“) neidlos anerkennt:

Auch seriöse amerikanische Medien wie die Los Angeles Times schreiben von einem „Phänomen“ und „Massenerfolg“:

Die Geschichten auf „Otherworld“ muss man gehört haben, um sie zu glauben. Und selbst wenn man ihnen nicht glaubt, machen sie Spaß – und sorgen für einen höllisch gruseligen Hörgenuss. Eine Frau rettet dank der Warnung eines Hellsehers ihren Vater vor dem Vergiftungstod durch die Hand ihrer Stiefmutter. Eine Frau überlebt einen Mordversuch, nachdem drei Geister eingreifen.

Wagner selbst ist es ziemlich egal, ob seine Gäste die Wahrheit erzählen, sagte er der Presse:

Wagner [bekommt] Tausende Zuschriften von Leuten, denen Dinge jenseits der Realität passiert sein sollen. In das Programm schaffen es nur die wenigsten. Wichtige Kriterien sind für Wagner die „Unerklärbarkeit“, eine interessante persönliche Geschichte und ein Grundvertrauen in seine Gäste.

Was Wagner bietet, ist eine skeptische und zugleich einfühlsame Offenheit, die man aus
klassischen Geisterjägersendungen kaum kennt. In seinem Podcast geht es wenig um die
Erklärung paranormaler Fälle. „Ich bin kein Wissenschaftler“, stellt Wagner klar, „meine Show
dient der Unterhaltung.“

Eher sieht sich der gelernte Dokumentarfilmemacher als Ethnograf: „Ich bin im Hintergrund und helfe den Leuten, ihre Geschichten zu erzählen.“

Immerhin hat Die Presse eine kurze kritische Stellungnahme bei uns eingeholt:

Auch Otherworld-Host Jack Wagner sieht das „wachsende Interesse am Unerklärlichen“ als eine Reaktion auf die Dauerkrise:

Als Covid kam, bröckelten viele Institutionen. Die Leute stellten fest, dass wir der Natur ausgeliefert sind.

In dem New Yorker Kulturmagazin Document benennt Wagner neben den „destabilisierenden Auswirkungen der Pandemie“ noch ein „wachsendes Misstrauen gegenüber dem Mainstream-Narrativ“ und „die Suche jüngerer Generationen nach alternativen Erklärungen für die Absurdität und den Horror der letzten Jahre“ als Gründe:

Die Leute greifen nach allen möglichen Dingen, von denen sie vielleicht nicht erwartet hatten, dass sie sie ergreifen würden. Ich sage nicht, dass es wie ein Abwehrmechanismus ist. Ich denke, das ist eine gute Sache.

Dem stimmt die Document-Autorin zumindest nicht uneingeschränkt zu. Für viele Zuhörer der Generation Z und der Millennials sei Wagner „eine Art Einstiegsdroge ins Paranormale“.

Seit Oktober 2022 zählt der OtherworldPodcast 74 Episoden, die von Hunderttausenden gehört werden.

In Deutschland ist gerade der Podcast „Phänomenal Paranormal“ (von Podimo, produziert bei BosePark) an den Start gegangen. Wir werden auf die eine oder andere Folge zurückkommen.

Zum Weiterlesen:

  • Grusel-Trend: Warum wir die Geister gar nicht loswerden wollen, diepresse am 16. Februar 2024
  • How the L.A. area creator of „Otherworld“ made the breakout podcast of paranormal encounters, Los Angeles Times am 27. Oktober 2023
  • Jack Wagner takes your ghost stories seriously, document-journal am 4. April 2023
  • Geisterjäger im Labor, dasgehirn.info am 19. September 2017
  • Geister oder was man dafür hält, GWUP-Blog am 30. Oktober 2022
  • GWUP-Video: Timur Sevincer über Spuk und Geister, GWUP-Blog am 15. Januar 2023
  • Videos: Lydia Benecke und die schwierige Aufklärung über Spuk und Paranormales, GWUP-Blog am 1. November 2022
  • Erklärbar: Die „landesüblichen Geistersichtungen“ im BR, GWUP-Blog am 19. März 2024

28. März 2024
von Bernd Harder
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Crossover: Janos Hegedüs und „Hey Wolfi“ über Fakes und Verschwörungsmythen der AfD

Crossover zwischen Hey Wolfi und Janos Hegedüs:

Aufgeflogen – Alice Weidel und die Lügen der AfD

heißt das Video von Hegedüs:

Wenn es in Deutschland eine Partei gibt, die in den letzten Jahren immer wieder durch absurde Lügen und Verschwörungserzählungen aufgefallen ist… an welche Partei denkt ihr dann?

Mir kommt als Erstes die AfD in den Sinn. Dennoch ist das Ziel dieses Videos nicht, die AfD anzugreifen. Vielmehr soll dieses Video ein klares Statement setzen und nachvollziehbare Begründungen liefern.

Parallel dazu hat Hey Wolfi

So krass lügt die AfD uns alle an

veröffentlicht:

Die AfD ist eine Partei, die die Lüge nicht nur zu Kunst, sondern zur Waffe erhoben hat. Sie nutzt wie keine andere politische Organisation bewusst Falschmeldungen, Falschbehauptungen und schlicht Lügen um ihr eigenes Image zu färben, Propaganda für Russland zu betreiben oder um Spendenbetrug zu vertuschen.

Zum Weiterlesen:

  • Video: „Verschwörungsmythen über die mRNA-Impfungen“ neu bei Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 15. März 2024

27. März 2024
von Bernd Harder
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Homöopathie raus aus der Erstattung – oder nicht? INH schreibt an Karl Lauterbach

Tja, was denn nun?

Im Januar kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an, mit dem neuen Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) auch die Erstattung von Homöopathie durch die gesetzliche Krankenversicherung zu beenden.

Am 21. März legte das BMG einen aktualisierten (den dritten) Referentenentwurf vor. Die vorgesehene Streichung homöopathischer und anthroposophischer Kassenleistungen ist darin nicht mehr zu finden.

Knickt Lauterbach vor der Globuli-Lobby ein?

titelte Bild und vermeldete aus Kreisen des Ministeriums, die Homöopathie-Regeln sollen „Thema der weiteren Beratung auch im Parlament“ sein.

Heute hieß es, Lauterbach halte „an seinem Plan fest, homöopathische Leistungen und Arzneimittel als Satzungsleistungen von Krankenkassen auszuschließen“. Weiter wolle das BMG den Entwurf nicht kommentieren, wegen „regierungsinterner Abstimmungen“. Die Ärztezeitung vermutet, das Fehlen der Passage im aktuellen Entwurf könnte auf Kritik aus den Reihen der Grünen zurückgehen.

Wie auch immer:

Das INH hat Lauterbach einen Brief geschrieben und ihn noch einmal an das „falsche Signal“ erinnert, „das von einer Adelungder Homöopathie via Arzneimitteleigenschaft, Apothekenpflicht und auch Kassenerstattung in Richtung der Allgemeinheit ausgeht“.

Alles andere als die Streichung der Homöopathie

… wäre eine Niederlage für Vernunft und Rationalität, für eine ehrliche patientenorientierte Medizin und auch für wissenschaftliche Fakten, die nicht zur freien Disposition gestellt werden können.

Zum Weiterlesen:

  • Kassenerstattung für Homöopathie vor dem Aus! Oder …? INH am 27. März 2024
  • Lauterbach hält an Rotstift bei Homöopathie fest, pharmazeutische-zeitung am 27. März 2024
  • BMG: Homöopathie wird noch gestrichen, apotheke-adhoc am 27. März 2024
  • FDP drängt auf Streichung von Homöopathie als Kassenleistung, ooz am 26. März 2024
  • Bleibt Homöopathie Kassenleistung? Ampel uneins über Aus, morgenpost am 27. März 2024
  • Südwest-Ärzte ringen um Homöopathie, schwäbische am 27. März 2024
  • Hier zahlen Sie jetzt schon keinen Globuli-Zuschuss, bild am 27. März 2024
  • Ärztin muss Streichung der Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ hinnehmen, NVwZ am 25. März 2024
  • Endlich „den Unsinn“ beenden: Medien begrüßen Lauterbachs „guten Schritt“ gegen Globuli, GWUP-Blog am 15. Januar 2024
  • Erneuter Lauterbach-Vorstoß: Homöopathie raus aus der Erstattung durch die Kassen, GWUP-Blog am 11. Januar 2024
  • La homeopatía entra en crisis en el país que la inventó: el Gobierno alemán ya no cree en su eficacia, infolibre am 16. Februar 2024
  • Das GVSG: Implizite Systemfragen ohne Antworten, Gesundheits-Check am 27. März 2024

26. März 2024
von Bernd Harder
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Podcast: Grundüberzeugung plus Bestätigungsfehler = kognitive Verzerrung

Prof. Aileen Oeberst zu Gast beim Kortizes-Podcast:

Biases – Diskussion eines sparsamen Rezepts

Die Liste der Biases (kognitiver Verzerrungen) ist lang und stark ausdifferenziert. Unzählige Faktoren können offenbar zu spezifischen Biases, Effekten oder Heuristiken führen.

Prof. Aileen Oeberst und Prof. Roland Imhoff fragten sich, ob man einen Teil der kognitiven Verzerrungen nicht auch einfacher, sparsamer erklären könnte: Gibt es ein zugrundeliegendes Rezept, mit dem sich eine Gruppe von Biases erklären lässt?

Sie untersuchten diese Überlegung und schlagen ein sparsames Rahmenmodell zur Erklärung von Biases vor – ein theoretischer Beitrag, der nun in guter wissenschaftlicher Praxis von der Fachwelt diskutiert, kritisiert und empirisch überprüft werden kann und soll.

Brigitte Winkelmann ließ sich im Gespräch mit Aileen Oeberst das Rezept erklären.

Die wissenschaftliche Arbeit dazu ist im vergangenen Jahr hier erschienen.

Zum Weiterlesen:

  • Toward Parsimony in Bias Research: A Proposed Common Framework of Belief-Consistent Information Processing for a Set of Biases, Perspectives on Psychological Science am 17. März 2023
  • Viele Denkfehler folgen demselben Prinzip, spektrum am 5. Mai 2023
  • Wachendörfer, Merle/Oeberst, Aileen: Differences Between True and False Autobiographical Memories – A Scoping Review, European Psychologist, January 2024
  • Skeptiker-Interview mit Aileen Oeberst: „Keine überzeugende Evidenz für das Phänomen der verdrängten Erinnerungen“, GWUP-Blog am 20. Juni 2023
  • Video: „Falsche Erinnerungen und ihre Folgen“ mit Aileen Oeberst, GWUP-Blog am 12. Mai 2023
  • Episode 50 – Denkfehler und Biases, Kritisches Denken am 19. Mai 2021
  • „Debiasing“ bei skeptisCH: Wie bringt man kognitive Verzerrungen unter Kontrolle? GWUP-Blog am 6. Oktober 2017
  • Vortragsreihe „Vom Reiz des Übersinnlichen“ in Nürnberg, GWUP-Blog am 13. März 2024

23. März 2024
von Bernd Harder
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Studie zu Falscherinnerungen: Suggestive Praktiken sind ein Problem in der Psychotherapie

Das ist richtig:

Die aktuelle „Satanic Panic“-Debatte wirft

… ein verstörendes Licht auf die Möglichkeiten der Einflussnahme von PsychotherapeutInnen und damit auf die Gefahren und Nebenwirkungen von Psychotherapie insgesamt,

schreibt die Psychiatrie-Zeitung Eppendorfer (die nichts mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu tun hat) in ihrer neuen Ausgabe.

Solche Selbstkritik ist der „Satanic Panic“-Szene nach wie vor völlig fremd.

Neuerdings wird auf ein „Positionspapier – zur Debatte über False Memories“ verwiesen, das von 14 Fachgesellschaften unterschrieben wurde, darunter die Huber-nahe „Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation (DGTD)“ und die „Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie“ (DGVT), die erst kürzlich eine Tagung mit dem Titel „Rituelle sexuelle Gewalt, auch mit satanischem Hintergrund“ abhielt.

Was es mit diesem Schrieb auf sich hat, erklärt ausführlich das Infoportal Satanic Panic.

Bezeichnend ist Punkt 5 des Positionspapiers:

Die Behauptung, Therapeut:innen redeten ihren Patient:innen in großer Zahl traumatische
Erfahrungen ein, die sie nie gemacht haben, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Das hat bislang niemand behauptet – dieses kritikimmunisierende Konstrukt vom „Generalverdacht“ gegen die Psychotraumatologie entsprang keiner Faktenwahrnehmung, sondern den Eigeninterpretationen der Satanic-Panic-Szene, wie wir hier dargelegt haben.

Auch die verzweifelte Wunschvorstellung der Satanic-Panic-Youtuber, das Phänomen der Falscherinnerungen möge sich doch endlich als „Pseudowissenschaft“ herausstellen, ist wenig mehr als permanente Selbstsuggestion und Realitätsflucht – gerade erst hat eine Meta-Analyse einmal mehr das Zustandekommen falscher Erinnerungen belegt.

Nicht nur, dass es jetzt eine weitere Studie dazu gibt:

In dieser Arbeit der Psychologen Jonas Schemmel, Lisa Datschewski-Verch und Renate Volbert wird sogar der besagte fünfte Punkt des ominösen „Positionspapiers“ relativiert.

  • 78 Prozent der befragten Therapeuten gaben an, das Phänomen angeblich verschütteter Erinnerungen sei ihnen in der Praxis bereits begegnet: Patienten erinnerten sich also an Dinge aus der Kindheit, die zuvor vermeintlich im Verborgenen geschlummert hatten – und zwar negative wie positive Ereignisse, wobei schlimme Erfahrungen deutlich häufiger genannt wurden.
  • 83 Prozent der befragten Therapeuten gaben an, dass sie Kontakt zu Patienten hatten, die grundsätzlich an die Existenz verschütteter Erinnerungen glaubten.
  • 82 Prozent der befragten Therapeuten bejahten die Frage, ob sie jemals angenommen hätten, dass den Symptomen eines Patienten ein traumatisches Ereignis zugrunde liegt, an das man sich nicht mehr erinnert.

An der Befragung nahmen 258 Psychotherapeuten in Deutschland teil.

Fast die Hälfte (49 Prozent) versuchte, das Ereignis aufzudecken, von dem sie annahmen, dass der Patient sich nicht erinnern konnte – teilweise mit umstrittenen Verfahren wie Hypnose, Traumdeutung und „wiederholten Fragen“.

Und das, obwohl „verdrängte Erinnerungen“ ein „Klischee“ sind, „für dessen Wahrheitsgehalt Belege fehlen“.

Und 20 Prozent betrachten es explizit als Aufgabe der Psychotherapie, Erinnerungen an traumatische Ereignisse „freizulegen“.

Es handelt sich also mitnichten um „Einzelfälle unprofessionellen und falschen Verhaltens von
Psychotherapeut:innen“, wie das besagte „Positionspapier“ suggerieren will.

Trotz der Einschränkungen dieser Studie, welche die Autoren selbst bennnen, liegen damit erstmals Zahlen zu bislang offenen Forschungsfragen vor, wie etwa zur Häufigkeit, mit der Therapeuten in ihrer täglichen Praxis von versteckten traumatischen Symptomen ausgehen.

Die Autoren schlussfolgern, dass

… suggestive Praktiken in der (deutschen) Psychotherapie weiterhin ein Problem darstellen. Diese Erkenntnisse sollten als Motivation für verstärkte Bemühungen zur effektiven Vermittlung der Gedächtniswissenschaft an (zukünftige) Psychotherapeuten dienen.

Zum Weiterlesen:

  • Positionspapier zur psychotherapeutischen Behandlung der Folgen sexuellen Missbrauchs, Infoportal-sp.de am 16. März 2024
  • Rituelle Gewalt-Mind Control: Protagonisten fabulieren einen „Generalverdacht“ herbei – wir fordern einen neuen Ansatz, GWUP-Blog am 17. Februar 2024
  • Wenn es das Kindheitstrauma gar nicht gegeben hat, Süddeutsche am 19. März 2024
  • Satanic Panic: Wie Familien an Falscherinnerungen zerbrechen, GWUP-Blog am 21. Oktober 2022
  • Satan Wants You: Eine Doku über „Michelle Remembers“ und den Beginn der Satanic Panic, GWUP-Blog am 23. Februar 2024
  • Positionspapier – Teil 1, dissoziationen am 25. März 2024