gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

19. April 2023
von Bernd Harder
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Skeptiker-Stammtische und Veranstaltungen im April von Berlin bis Augsburg

Am Sonntag (23. April) in der Hauptstadt:

Location ist das Café Hardenberg (Hardenbergstraße 10). Gäste sind herzlich willkommen. Um Voranmeldung an gwup.berlin[at]gmail.com wird gebeten.

Bereits am Freitag (21. April) findet der virtuelle Kölner Skeptiker-Stammtisch statt („nicht nur für Kölner:innen“):

Die Details (Meeting-ID etc.) finden sich bei Facebook.

Der Skeptiker-Stammtisch Gießen kommt morgen (20. April) ab 19 Uhr im „Ihring’s“ in der Ludwigstraße zusammen. Die Münchner Skeptiker treffen sich am Montag (24. April) ab 19 Uhr im Stragula (Bergmannstraße 66) und die Stuttgarter Regionalgruppe am 26. April ab 19.30 Uhr im Café Forum 3.

In Augsburg gibt’s am 28. April um 20 Uhr im Annapam einen kleinen Vorgeschmack auf das WTF-Festival in Leipzig – nämlich die beiden Vorträge „Horror – Die Lust am Grauen“ und „Gustav – der deutsche Yeti“.

Zum Weiterlesen:

  • Janos Hegedüs bei der SkepKon 2023: „Treffen wir uns?“ GWUP-Blog am 10. April 2023
  • „WTF!? – Wissenschaft trifft Freundschaft“ wieder an Pfingsten in Leipzig, GWUP-Blog am 8. März 2023

19. April 2023
von Bernd Harder
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European Skeptics Chronicles: Interview mit Claudia Preis

In der Reihe „European Skeptics Chronicles“ von Annika Harrison in der Online-Ausgabe vom Skeptical Inquirer ist ein Interview mit GWUP-Vorstandsmitglied Dr. Claudia Preis erschienen:

During the upcoming Skeptical, I will be sharing my experience after appearing on Swiss national TV in a panel discussion about communicating with the deceased. I received a ton of emails and other messages from people – some trying to convince me of my wrong ways, some simply insulting but also some very flirty attempts to get to know me better.

Das „Skeptical“ findet im Rahmen der SkepKon vom 18. bis 20. Mai in Frankfurt statt. Hier geht’s zur Anmeldung.

Zum Weiterlesen:

  • „Compared to Science Fans and Lovers, Skeptics Are Science Hooligans“: Claudia Preis on Getting Your Hands Dirty When Cleaning Up Bullshit, skepticalinquirer.org am 18. April 2023
  • „Ich möchte mit Ihnen über Gott, Corona, Wiedergeburt, Friseure sprechen“: Was SkeptikerInnen nach Fernsehauftritten erleben, GWUP-Blog am 2. März 2021
  • An Interview with German Skeptic Holm Hümmler, skepticalinquirer.org am 28. März 2023
  • Mirko Gutjahr about Digging Holes and Skepticism in History, skepticalinquirer.org am 6. Oktober 2022

18. April 2023
von Bernd Harder
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Lebensgefährlicher Unsinn: Diagnostik und Therapie mit Wünschelrute und Pendel

Es gibt tatsächlich Heilpraktiker, die Krankheiten auspendeln – und dabei schon mal tödlichen Brustkrebs für eine harmlose Brustdrüsenentzündung halten.

Und sogar das Paracelsus Magazin faselt davon, dass „gut geschulte und geübte Therapeuten, die im Reinen mit und ehrlich zu sich selbst sind“, mit Pendel und Wünschelrute „in Diagnose und Therapie beachtliche Ergebnisse erzielen“.

Kaum zu glauben, dass man im Jahr 2023 ernsthaft erklären muss, dass und warum das Humbug ist.

In seiner aktuellen Welt+-Kolumne beschreibt Edzard Ernst, welche Kräfte die Rute oder das Pendel wirklich ausschlagen lassen:

Glaubt man den Anhängern dieser Methoden, so ist es die „feinstoffliche Energie“. Tatsächlich aber ist der ideomotorische Effekt dafür verantwortlich: Suggestionen und Erwartungen können unwillkürliche Muskelbewegungen auslösen, ohne dass sich derjenige, der diese Instrumente in der Hand hält, dessen bewusst ist.

Ernst nennt neben der Radiäasthesie-Studie des Bundesforschungsministeriums Mitte der 1980er-Jahre eine randomisierte Doppelblindstudie von 2002, bei der getestet wurde, ob sechs homöopathische Rutengänger in der Lage seien, das Homöopathikum „Bryonia“ in der 12c-Potenz (das entspricht einer Verdünnung von 1:1.000.000.000.000.000.000.000.000) von einem Placebo durch Pendeln zu unterscheiden:

Bryonia wurde in 48 Prozent der Versuche korrekt identifiziert, was ziemlich genau der Häufigkeit entspricht, die rein zufällig zu erwarten war. Die Autoren zogen den Schluss, dass „diese durchweg negativen Ergebnisse Zweifel aufkommen lassen, ob das Pendeln in diesem Zusammenhang objektive Informationen liefern kann“.

Hier muss man sich wirklich fragen, ob es sich bei dieser Ausdrucksweise um britische Zurückhaltung oder um homöopathische Ignoranz handelt.

Das einzig Positive: Das „Erdstrahlen-/Wünschelruten“-Projekt von Minister Riesenhuber führte 1987 mit zur Gründung der GWUP.

Zum Weiterlesen:

  • Heilen mit Wünschelrute und Pendel, welt+ am 17. April 2023
  • Die Akte Wünschelrute: Gefährliche Wasseradern und Erdstrahlen? quarks.de am 3. April 2023
  • Warum Wünschelrutengehen keine Wissenschaft ist (mit zahlreichen Links), GWUP-Blog am 17. November 2013
  • Neu erschienen: „Vorsicht Heilpraktiker“ von Edzard Ernst, GWUP-Blog am 22. März 2023

17. April 2023
von Bernd Harder
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Neue Studie: Kritisches Denken gegen Verschwörungsglauben

Edzard Ernst hat bereits auf die systematische Übersicht

The efficacy of interventions in reducing belief in conspiracy theories: A systematic review

hingewiesen:

Die Autoren ziehen das Fazit, dass praktisch keine Interventionsmaßnahme gegen Verschwörungsglauben etwas bringt – bis auf das „Prebunking“, mit dem kritisches Denken und eine rationale Grundhaltung gefördert werden.

Für Welt-online hat Sarah Emminghaus mit dem Psychologen und Studienautor Cian O’Mahony gesprochen.

Ein Auszug:

WELT: Für Ihre aktuelle Analyse haben Sie Studien untersucht, die sich mit Interventionen gegen den Glauben an Verschwörungstheorien beschäftigen. Was haben Sie herausgefunden?

O’Mahony: Wir haben kein Wundermittel gegen Verschwörungsglauben entdeckt. Das Thema ist noch kaum erforscht; es gibt einiges zu Fake News und zu den Charaktereigenschaften von Menschen, die an Verschwörungen glauben, aber wenig dazu, wie sich dieser Glaube verringern lässt. Meist waren die Interventionen erfolglos oder bewirkten keine großen Änderungen.

Und was würde helfen?

Kritisches Denken zu fördern, das könnte vielversprechend sein.

Eine entsprechende Intervention zeigte einen ziemlich starken Effekt: Studenten hatten einen dreimonatigen Kurs zu Pseudo-Wissenschaften belegt, verglichen wurden sie mit den Teilnehmern von Kursen über wissenschaftliche Methoden für Sozialwissenschaftler. Die erste Gruppe beschäftigte sich in Vorträgen und Gesprächen mit UFOs oder Aliens – und lernte, diese Art Themen kritisch zu hinterfragen und schlechte Wissenschaft zu erkennen.

Danach zeigten die Teilnehmer des Pseudo-Wissenschafts-Kurs weniger Zustimmung für Verschwörungstheorien als die Studierenden aus den anderen Kursen. Es könnte demnach helfen, dass Menschen lernen, schlechte Wissenschaft und Verschwörungstheorien logisch auseinanderzunehmen.

Zu diesem Thema gibt’s auch den CeMAS-Beitrag „Psychologische Interventionen gegen Desinformation“.

Zum Weiterlesen:

  • Verschwörungstheorien: „Wir neigen dazu, Intentionen zu sehen, wo es keine gibt“, welt+ am 16. April 2023
  • How can we reduce the belief in conspiracy theories? edzardernst am 8. April 2023
  • Selbstwirksamkeit, chiemgau gemseneier am 10. April 2023
  • 3sat-Beitrag ist fiktional und stammt aus Sendung über Verschwörungstheorien, dpa am 14. April 2023
  • From Debunking to Prebunking: How Skeptical Activism Must Evolve to Meet the Growing Anti-Science Threat, Skeptical Inquirer Volume 46, No. 5, September/October 2022
  • The new science of prebunking: how to inoculate against the spread of misinformation, biomedcentral am 7. Oktober 2019
  • Verschwörungsmythen kontern mit „Prebunking“ – ein Interview mit Ingrid Brodnig, GWUP-Blog am 1. März 2021

17. April 2023
von Bernd Harder
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Corona aus dem Labor? „What the Fact“ neu bei ZDFinfo

Das WTF-Festival (Wissenschaft trifft Freundschaft) findet am 26./27. Mai in Leipzig statt.

Auch das ZDF hat jetzt ein #WTF-Format: „What the Fact?“

In der ersten Folge am Mittwoch (19. April) um 20.15 Uhr bei ZDFinfo geht es um die Frage:

Stammt das SARS-CoV2-Virus aus der Natur oder dem Labor?

Seit Beginn der Pandemie bildet diese Unsicherheit einen Nährboden für Verschwörungstheorien: Ist das Coronavirus etwa eine vom Menschen entwickelte Biowaffe, die gezielt aus dem Labor entfernt und gegen den politischen Feind eingesetzt wurde? „#WTF“geht der Entwicklung der Labortheorie auf den Grund und spürt deren politische Reichweite nach.

Den Beitrag (zirka 45 Minuten) gibt es bereits in der Mediathek.

Zum Weiterlesen:

  • Corona-Ursprung: Für eine Pandemie braucht die Natur kein Labor, zeit.de am 3. März 2023
  • WHO fordert Belege für These eines Laborunfalls als Corona-Ursprung, zeit.de am 4. März 2023
  • Corona-Ursprung: FBI bleibt bei Labor-Theorie, zdf.de am 1. März 2023
  • Coronavirus: Laborunfall oder nicht? zdf.de am 6. März 2023
  • Start von neuer ZDFinfo-Reihe „#WTF“ – What the Fact? zdf.de am 16. April 2023
  • Science Cops Folge 7: „Kommt Corona aus dem Labor? Der Fall Wiesendanger“ vom 27. Februar 2021
  • Pandemie-Ursprung: „Es wird mit absoluter Sicherheit wieder passieren“, welt+ am 4. April 2023
  • Drei Jahre Corona – was haben die Medien daraus gelernt? BR24 am 14. April 2023
  • Glauben, wissen, hoffen: Das Desaster der Corona-Kommunikation, radio bremen am 15. März 2023

17. April 2023
von Bernd Harder
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„Die Akte Kinesio-Tape“ bei den Quarks Science Cops

Es war das große Mysterium bei der SkepKon 2018 in Köln:

Ist das, was da am Nacken aus dem Hemdkragen herauslugt, etwa ein Kinesio-Tape? Bei einer Skeptiker-Tagung? Auf offener Bühne?

Klar. Soll doch keiner sagen, wir hätten keine „persönlichen Erfahrungen“ mit Pseudomedizin.

Mein Fazit: Fühlt sich ganz gut an, aber mit Kreppband aus dem Baumarkt würde man den gleichen Effekt erzielen.

Jetzt haben sich auch die Science Cops das bunte Brimborium mal angesehen:

Fußballer und Top-Athleten schwören drauf: Kinesiologische Tapes werden auf die Haut geklebt und sollen Schmerzen lindern, bei Bewegungsproblemen helfen – und sogar die Leistung steigern. Behauptet zumindest Erfinder Dr. Kenzo Kase aus Japan.

Doch auch viele Physiotherapeuten sind begeistert von der angeblich phänomenalen Wirkung der bunten Pflaster. Wie schade, dass wissenschaftliche Studien zu einem „etwas“ anderen Ergebnis kommen.

Zum Weiterlesen:

  • Die Akte Kinesio-Tape: Bunte Pflaster gegen Schmerzen? quarks.de am 15. April 2023

17. April 2023
von Bernd Harder
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„Feel the News“-Podcast: Sascha und Juliane Lobo plänkeln über das Thema Astrologie

Gepflegtes Geplänkel über Astrologie zwischen Sascha Lobo und seiner Gattin Juliane:

Obgleich Juliane Lobo die Sterndeutung eigentlich auch für „Quatsch“ hält oder bestenfalls für ein „nettes Hobby“, spricht sie eine Stunde lang dafür, weil sie glaubt, dass Esoterik zumindest bis zu einem gewissen Grad Menschen guttut und ihnen helfen könne.

Am Ende findet dann sogar Sascha Lobo selbst seine begründete und schlüssige Kritik an der Astrologie „vielleicht zu extrem“.

Nein, finden wir durchaus nicht.

Zum Weiterlesen:

  • „Feel the news“: Lobos Podcastrampe für Rants und steile Thesen, uebermedien am 15. Oktober 2022
  • Why Are Millennials Turning to Astrology? Skeptical Inquirer am 18. Mai 2018
  • The validity of astrological predictions on marriage and divorce: a longitudinal analysis of Swedish register data, Journal of Population Sciences am 19. Oktober 2020
  • „Mein Horoskop stimmt immer!“ – Ja und? (Mit vielen Links zum Thema Wahrsagen/Cold Reading), GWUP-Blog am 4. Mai 2013
  • Video: „Astrologie – Alternative Wissenschaft?“, GWUP-Blog am 24. Februar 2023
  • „ZDF heute“-Fake-News: Es gibt so etwas wie seriöse Astrologie, GWUP-Blog am 6. Januar 2017
  • Nein, astrologische Ratgebersendungen sind keine Unterhaltung, lieber ORF, GWUP-Blog am 5. Juni 2017
  • Millennials im Rausch der Sterne, swr am 31. März 2023
  • Tiktok und Corona pushen den Astro-Hype – das ist nicht unproblematisch, watson am 13. Februar 2023
  • Was sagen die Sterne über uns, zdf.de am 18. Januar 2023
  • Warum gerade so viele über Astrologie reden, Augsburger Allgemeine am 29. August 2022

15. April 2023
von Bernd Harder
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„Aris Auftrag“: Vier Kurzvideos sollen Jugendlichen das Thema Verschwörungstheorien nahebringen – mit wenig Erfolg

Das mag ein origineller Ansatz sein, um Jugendliche über Verschwörungstheorien aufzuklären:

„Aris Auftrag“ ist eine vierteilige Videoreihe, die von modus zad (Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung) im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung realisiert wurde.

Die kurzen Episoden erzählen im Anime-Stil

… die fiktive Geschichte des Außerirdischen Ari, der seinen Planeten vor der Ausbreitung einer gefährlichen Verschwörungserzählung beschützen muss.

Der hehre Anspruch wird auf der Projektseite wortreich dargelegt – ob das Ganze funktioniert, sei mal dahingestellt. Nach vier Monaten dümpeln die vier Videos bei Youtube mit jeweils um die 100 Aufrufen so vor sich hin.

Irgendwie verständlich, denn die Abstraktion des Themas in Form einer behäbigen, wortlastigen Science-Fiction-Story mit Zeitreise-Elementen ist eher verwirrend und ohne das 30-seitige Begleitmaterial eigentlich kaum nachzuvollziehen.

Selbsterklärend geht jedenfalls anders. Auch dass permanent „Gerüchte“ und „Verschwörungstheorien“ gleichgesetzt werden, ist didaktischer Unsinn. Allenfalls in einer aufwändig vorbereiteten Unterrichtsstunde mag diese „Narrativkampagne“ halbwegs Sinn machen.

„Aris Auftrag“ besteht aus einem Trailer und den vier Folgen

Das Braunschweiger Schulprojekt, das wir hier vorgestellt haben, ist vielleicht nicht oscarreif, aber zumindest wesentlich praxisnaher.

Zum Weiterlesen:

  • „Desinformation“: Video von Braunschweiger Gymnasiasten über Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 9. April 2023

15. April 2023
von Bernd Harder
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Marienerscheinungen: Neue „Beobachtungsstelle“ des Vatikan hat gleich gut zu tun

So etwas kannte man bislang nur aus Spielfilmen wie „Die Erscheinung“:

Der Vatikan hat eine neue Beobachtungsstelle für Marienerscheinungen eingerichtet. Die Stelle soll Phänomene rund um mögliche Erscheinungen der Gottesmutter analysieren und interpretieren, berichtet das Portal Vatican News.

Dann können die Mitarbeiter sich ja gleich mal nach Trevignano Romano aufmachen, etwa 40 Kilometer nördlich von Rom.

Dort – genauer gesagt um Ufer des Braccianosees – hat eine gewisse „Gisella Cardia“ (ihr richtiger Name ist Maria Giuseppe Scarpulla) vor sieben Jahren eine Marienstatue aus Medjugorje aufgestellt, die seither an jedem 3. des Monats himmlische „Botschaften“ übermittelt und blutige Tränen weint.

Fromme Webseiten feiern die 53-jährige Sizilianerin als Quasi-Heilige, säkulare Medien weisen darauf hin, dass Scarpulla wegen Insolvenzbetrugs vorbestraft ist und eine ominöse Stiftung zum Spendensammeln gegründet hat.

Derzeit ist die Dame unauffindbar, seit der Privatdetektiv Andrea Cacciotti herausgefunden haben will, dass ihre Marienfigur „sehr reale Tränen aus Schweineblut“ absondere.

Wie der Corriere della sera schreibt, hat die Staatsanwaltschaft von Civitavecchia Ermittlungen aufgenommen. Dabei soll es vor allem um Spendenbetrug gehen, eine Einzelspende soll sich auf satte 123.000 Euro belaufen haben.

Die Kirche soll bereits im Jahr 2016 Blutproben genommen, das Ergebnis aber nie veröffentlicht haben. Jetzt will Bischof Marco Salvi einen ersten Bericht schon in den nächsten Tagen vorlegen, heißt es.

Und auch die neue „Beobachtungsstelle“ nimmt heute ihre Arbeit auf. Wir prophezeihen schon jetzt, dass es dabei sehr viel weniger um „Erscheinungen, Lakrimationen, innere Eingebungen, Stigmata und andere mystische Phänomene“ gehen wird, als vielmehr um höchst erdgebundene Vorkommnisse.

Zum Weiterlesen:

  • Vatikan: Neue Beobachtungsstelle für Marienerscheinungen, vaticannews am 13. April 2023
  • Madonna von Trevignano Romano: Lukrative Tränen aus Schweineblut? spiegel.de am 12. April 2023
  • „Blutende“ Jesus-Statue mit ausschließlich weiblichen Geschlechtschromosomen, GWUP-Blog am 13. Juli 2015
  • Leuchtende Madonna – solved, GWUP-Blog am 27. März 2014
  • Wenn Heilige weinen, Telepolis am 25. Dezember 2005
  • Mythbusting mit Forensischer Genetik, BlooDNAcid am 10. Juli 2015
  • Mystery: Weinende Ikonen – warum Marienstatuen Blut und Tränen absondern, web.de am 14. September 2016
  • Neapel kann aufatmen: Auch der Papst kennt den Blutwunder-Trick, GWUP-Blog am 22. März 2015
  • Die Geheimnisse von Fatima I, GWUP-Blog am 9. Mai 2010
  • Die Geheimnisse von Fatima II: Das Sonnenwunder, GWUP-Blog am 10. Mai 2010
  • Die Geheimnisse von Fatima III: Die Prophezeiungen, GWUP-Blog am 11. Mai 2010
  • Die Geheimnisse von Fatima IV: Der Kommunismus, GWUP-Blog am 12. Mai 2010
  • 30 Jahre Medjugorje Teil I: Die Vorgeschichte
  • 30 Jahre Medjugorje Teil II: Die Seher
  • 30 Jahre Medjugorje Teil III: Die Franziskaner
  • 30 Jahre Medjugorje Teil IV: Die Botschaften
  • 30 Jahre Medjugorje Teil V: Das Fazit

14. April 2023
von Bernd Harder
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„Satanistisch-ritueller“ Missbrauch: Die Beweisfrage wird einfach weggelächelt

Aufgeschreckt haben der Spiegel-Artikel über „Satanic Panic“ und das darauffolgende Interview mit Andreas Hahn die Szene durchaus.

Aber noch überwiegen dort heftige Abwehrreflexe, verbunden mit der Flucht in die immergleichen Narrative und unbelegten Behauptungen.

Eine aktuelle Stellungnahme der Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (BKSF) zeigt, dass dieses Gremium nicht einmal verstanden hat, worum es in der Debatte überhaupt geht und was die Kritiker der „Rituelle Gewalt-Mind-Control“-Theorie eigentlich sagen.

Selbstdefinierte Betroffene bekommen nach wie vor unkritische Medienpräsenz (zum Beispiel bei Terra XPlore), wo sie ohne jede Nachfrage die Beweiserbringung einfach weglächeln …

… objektiv unmögliche Behauptungen aufstellen …

… und dafür den üblichen Beifall aus ihrer Bubble bekommen:

Nein, das ist eben nicht möglich.

Was eine „simple Internetrecherche“ erbringt, ist, dass „sich bei 15 Prozent der weißen Bevölkerung zu einem späteren Zeitpunkt im Leben allmählich die Augenfarbe verändert“.

Mit der Betonung auf „zu einem späteren Zeitpunkt“ und „allmählich“ – aber nicht spontan, wenn eine Person „von einem Zustand, von einer Identität zur anderen switcht“ (so der Psychologe und Moderator Leon Windscheid wörtlich bei Terra XPlore).

Bei Debunking SRA liest man dazu faktenbasiert:

Auch mir hat man bereits unterschiedliche Augenfarben nachgesagt, was aber einem Trugschluss geschuldet war. Um meine grüne Iris befindet sich ein blauer Kreis. Je nach Lichteinwirkung sind meine Augen rein optisch (also nicht tatsächlich) mal grasgrün und mal strahlend blau.

Und schließlich taucht auch bei Terra XPlore wieder das altbekannte Problem auf, das kaum jemand in der „Satanic Panic“-Szene wahrhaben will:

Ganz wild wird es dann, wenn selbstdefinierte Betroffene (als „Beweis“ dafür haben wir Skeptiker gefälligst ein hingeknalltes „Ich bin/wir sind Betroffene! Punkt.“ zu akzeptieren) die Wissenschaft bemühen – indem sie zum Beispiel das „Lost in the Mall“-Grundlagenexperiment von Elizabeth Loftus kurzerhand für widerlegt erklären, weil eine spätere Studie „Fehler in der Originalstudie aufdeckte“.

Und?

Was Luni von DIS-obey dabei vergisst zu erwähnen, sind die zahlreichen Replikationen, die Loftus immer wieder bestätigt haben.

Die aktuellste Arbeit ist gerade erst erschienen (April 2023):

Diese neue Studie geht sogar explizit auf die methodischen Schwächen der „Lost in a Shopping Mall“-Vorlage ein und korrigiert diese, etwa durch eine Verfünffachung der Stichprobengröße und die Vorabregistrierung detaillierter Analysepläne.

Trotzdem konnte im Wesentlichen das Ergebnis bestätigt werden, dass Personen durch Suggestion davon überzeugt werden können, sich als Kind in einem Einkaufszentrum verlaufen zu haben. Und dass diese Suggestionen für die Betroffenen absolut real und überzeugend erscheinen.

Auch Psychologie Heute berichtet in der Mai-Ausgabe über Falscherinnerungen:

Der Artikel hebt nicht nur die Erkenntnisse der Gedächtnisforschung hervor („Im Durchschnitt gelingt es Forschenden, 30 Prozent ihrer Versuchspersonen falsche Erinnerungen einzupflanzen, weitere 23 Prozent glauben die suggerierte Vergangenheit wenigstens ein Stück weit.“), sondern stellt auch die richtige und wichtige Frage,

… warum Therapeutinnen manchmal auch dann insistieren, wenn Klientinnen abstreiten, missbraucht worden zu sein?

Also genau das, was Malin Weber und andere junge Frauen erlebt haben. Der Bericht eines männlichen Traumapatienten findet sich auf der Webseite von psychologie-heute.

In einem ergänzenden Interview erklärt der Psychiater und Psychotraumatologe Ulrich Sasse:

Natürlich findet in der Realität gravierender Missbrauch statt, ohne Frage. Grundsätzlich vermittele ich als Therapeut aber immer: Was in einer Therapie auftaucht, ist nicht unbedingt die Wahrheit. Sie müssen skeptisch bleiben.

Vielleicht ist das, was auftaucht, auch einfach ein sinnstiftendes Konstrukt. Es bügelt kognitive und emotionale Dissonanzen aus, innere Widersprüchlichkeiten, lässt also alles pausibel erscheinen.

Davon ist die „Satanic Panic“-Szene noch weit entfernt.

Zum Weiterlesen:

  • False Memory: Eingeredeter Missbrauch? psychologie-heute am 7. April 2023
  • DIS-obey und die rituelle Gewalt, dissoziationen am 5. April 2023
  • „Science-Fiction und magisches Denken“: ein Psychiater über die Verschwörungsideologie vom satanisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 29. März 2023
  • „Die Projektion des absolut Bösen“: Spiegel-Interview über satanistisch-rituelle Gewalt, GWUP-Blog am 1. April 2023
  • Erinnerung und Trauma: War da was? Zeit+ am 1. April 2023
  • A Small Town Became the Center of a QAnon Storm. It’s Fighting Back, wired am 12. April 2023