gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

7. April 2024
von Bernd Harder
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Video: Was an Uri Geller nervt

Nachdem sein letztes Video zum Thema Uri Geller „sehr viel Kritik und Spott“ an dem Löffelbieger hervorrief, fragt der Zauberkünstler und Youtuber Matthias Berger in seiner neuen Produktion, warum Geller „sowohl in der Zauberszene als auch von Millionen Menschen da draußen“ so viel Hate abbekommt.

Als Antwort illustriert Berger die „zehn skurrilsten Aktionen, die Uri Geller über die letzten fünfzig Jahre so abgezogen hat“.

Was ihn an Geller nervt:

Das alles wirke eher wie „armselige Schreie nach Aufmerksamkeit“, fasst Berger zusammen.

Gut, dass Berger zudem auf einen „ernsten“ (allerdings kaum bekannten) Aspekt der Gellerschen Selbstvermarktung hinweist, nämlich auf den Entführungsfall Helga Farkas im Jahr 1991, bei dem Geller sich als Vermisstenhellseher betätigte und die baldige Rückkehr der jungen Frau aus Ungarn voraussagte.

Bis heute ist Helga Farkas nicht gefunden worden.

Zum Weiterlesen:

  • Podcast: Besteckbieger und Selbstvermarkter – Uri Geller, GWUP-Blog am 3. April 2024
  • Video-Rückblick: „The Next Uri Geller“ – 16 Jahre danach, GWUP-Blog am 26. Februar 2024
  • Video: „Die Zerstörung von Uri Geller“ – Geller vs. Randi, GWUP-Blog am 25. Dezember 2022
  • Podcast: Hellseher gegen die RAF – natürlich erfolglos, GWUP-Blog am 4. April 2024

7. April 2024
von Bernd Harder
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„Überbevölkerung, Wohlstand und Umweltauswirkungen“ bei Skeptics in the Pub Wien

Überbevölkerung, Wohlstand und Umweltauswirkungen

war das Thema von Amardeo Sarma bei Skeptics in the Pub Wien:

Noch heute gibt es Warnungen von einer „Bevölkerungsbombe“, die uns alle zugrunde richtet. Sind wir zu viele oder werden wir zu viele? Paul R. Ehrlich sagte ein Desaster noch im 20. Jahrhundert voraus. Viele halten das noch für das größte Menschheitsproblem.

Stimmt es? Oder tragen gar Menschen zu mehr Wohlstand bei? Der Vortrag gibt einen Einblick in die Komplexität dieser Frage, für die es keine einfachen Antworten gibt.

Am 17. April geht es im Aera um das Thema „Das Woke-Phänomen: Frontal­angriff auf die Werte von Wissen­schaft und Auf­klärung?“

Zum Weiterlesen:

  • Video: Warum wir beim Klima mehr über Land sprechen sollten (Skeptics in the Pub Wien)
  • SkepKon-Video: Klimadebatte zwischen Verharmlosung und Alarmismus, GWUP-Blog am 1. Juni 2023
  • bpb-Video: „Alles meine Verantwortung? Wie wir über den Klimawandel reden“
  • bpb-Video: „Geht es gerade um Meinungen oder Fakten?“
  • bpb-Video: „Ist es schon zu spät?“
  • bpb-Video: „Wird uns Technologie retten?“
  • bpb-Dossier „Klimawandel“

6. April 2024
von Bernd Harder
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Die Verkommenheit der Eliten: Satanic Panic als die „Big Lie“ der deutschen Reichsbürger

Wieso fordert „Victims Mission“ in einer Presseaussendung „Freiheit für Max Eder“?

Deshalb:

„Victims Mission“ ist ein österreichischer Verein, der in nahezu wahnhafter Weise die Verschwörungstheorie vom satanistisch-rituellen Missbrauch (Rituelle Gewalt-Mind Control) propagiert.

Maximilian Eder ist ein ehemaliger Bundeswehr-Offizier, der zur mutmaßlich rechtsterroristischen Patriotischen Union („Reuß-Gruppe“) gehört – und dessen Putschpläne

… mit der fixen Idee von einem geheimen und elitären Kinderschänderring zusammenhingen,

berichtet der Stern in seiner aktuellen Ausgabe (15/2025):

Was wie eine entrückte Spinnerei klingen mag, war Eder und seinen Mitstreitern ernst. So ernst, dass sie Zigtausende Euro investierten, um diese Tunnel zu suchen und die vermeintlichen Verbrechen zu beweisen. Sie glaubten wohl, die Deutschen würden sich ihrem Putschplan anschließen, wenn sie von den satanischen Kindesmisshandlungen durch Politiker erführen.

Wie das Reporterteam schreibt, habe Maximilian Eder sich im Oktober 2021 in einer Gastwirtschaft auf der deutschen Seite des Bodensees mit Sigrid Mützel getroffen. Mützel ist die Mutter der elfjährigen „Nathalie“, die angeblich ein Opfer von satanistisch-rituellem Missbrauch ist, der in Tunnelanlagen unter einer Burgruine bei Basel stattfinden soll.

Mützel behauptet das bis heute. Tatsächlich ist der „Fall Nathalie“ längst in allen Aspekten ausgeleuchtet worden, bis hin zur höchsten Instanz, dem Schweizer Bundesgericht.

Der Stern rekapituliert:

Monatelange Untersuchungen von Polizei, Staatsanwaltschaft und zwei psychologische Gutachten hatten ergeben, dass nichts von dem geschehen war, was Nathalie und ihre Mutter behaupteten. Keine Misshandlung, keine satanischen Rituale. Das Mädchen hatte keinerlei Verletzungen.

Sie schilderte Dinge, die offenkundig unwahr oder physikalisch unmöglich waren. Zwei Gutachterinnen kamen zu dem Schluss, dass Mützel und andere dem Mädchen den Missbrauch wohl so lange eingeredet hatten, bis das Kind glaubte, alles wirklich erlebt zu haben.

Auch „Victims Mission“ glaubt das. Eder offenbar auch, jedenfalls war für ihn der „Fall Nathalie“ das Pendant zur amerikanischen Big Lie, Donald Trumps Verschwörungserzählung von der „gestohlenen Wahl“:

Ein Mädchen und ein besonders krasses Beispiel für die angebliche Verkommenheit der deutschen Eliten. „Wenn wir das an die Öffentlichkeit bringen, dann wird’s in der Regierung rappeln“, sagte Eder bei einem seiner Auftritte. Er sei gespannt, welcher Deutsche von solch einem Politiker „noch a Stück Brot nimmt“,

heißt es in dem Stern-Artikel weiter.

Die Ermittler fanden bei Eder etwa den Entwurf einer Regierungserklärung für die Zeit nach dem Umsturz, die offensichtlich an die deutsche Öffentlichkeit gerichtet war. Titel: „Erklärung Morgenröte“.

Eder schrieb darin, führenden Politikern werde „vorgeworfen, Kinder auf schreckliche Weise misshandelt und sogar auf grausame Weise kannibalistisch geschlachtet zu haben“. Deswegen sei „ab sofort eine Militär-Regierung als Übergangs-Regierung gebildet worden“.

Es ist die deutsche Version einer Verschwörungserzählung, wie der QAnon-Kult sie seit Jahren in den USA verbreitet. Die Ideologie verfolgt in aller Welt das gleiche Ziel: Politiker verächtlich zu machen und die Bevölkerung gegen sie aufzubringen.

Eders Anwältin bestätigt, dass der ehemalige Bundeswehroberst „ganz grundsätzlich und generell nach Tätern und Vertuschern in Sachen satanistisch, rituelle Pädophilie aus allen gesellschaftlichen Bereichen“ suchte, „auch aus der Politik bis in höchste Kreise hinein“.

Dass staats- und verfassungsfeindliche Gruppierungen den „Fall Nathalie“ und die Satanic-Panic-Verschwörungsideologie für ihre Zwecke instrumentalisieren, ist nicht neu.

Auch die „Organische Christus-Generation“ (OCG) behauptet, „Nathalie“ habe bei den angeblichen satanistischen Ritualen

… Staatsanwälte, Richter, Anwälte, Polizisten, einen ehemaligen Gemeindepräsidenten, Kantonsräte, Bundesräte, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrien und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der KESB (schweizerische Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde) usw.

erkannt.

Am SRA (satanic ritual abuse) seien „viele elitäre Personen“, „hohe Funktionäre aus Politik, Wirtschaft und Medien“, „Spitzenpolitiker, Justizbeamte und andere Würdenträger“ beteiligt.

Über diese brisante gesellschaftliche Dimension der „Satanic Panic“ sprechen wir beim Skeptical am 9. Mai in Augsburg (dem Vorprogramm der SkepKon) unter anderem mit der OCG-Aussteigerin Claudia Müller.

Zum Weiterlesen:

  • Kinder, geheime Tunnel, Schweizer Gauner: Wie ein Ex-Soldat die Deutschen zum Regierungssturz aufwiegeln wollte, stern.de am 4. April 2024
  • Die Reichsbürger-Akte im „Stern“, GWUP-Blog am 28. Januar 2024
  • Die „Satanic Panic“-Fantasien der Putschisten um Prinz Reuß, GWUP-Blog am 22. Dezember 2023
  • „Der Fall Nathalie“: Wie sich ein angeblicher ritueller Missbrauch als Satanic Panic herausstellte, GWUP-Blog am 12. November 2022
  • Der „Fall Nathalie“ – die Hölle im Kopf, baz-online am 9. November 2022
  • Damals und heute: rituelle Gewalt, dissoziationen am 29. März 2024
  • Wer steckt hinter dem Positionspapier? Teil 2, dissoziationen am 30. März 2024
  • Prozess gegen Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß beginnt im Mai, spiegel.de am 2. April 2024
  • Prozess gegen „Reichsbürger“: Maximilian Eder wird angeklagt, br.de am 2. April 2024
  • Die Verschwörungswelten des Sasekismus: Infobroschüre über die OCG und kla.TV, GWUP-Blog am 5. Mai 2023

6. April 2024
von Bernd Harder
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Mythos Neuschwabenland: Lesung im April in Erlangen

Am 18. April liest Michael Scholz (Onkel Michael) in Erlangen aus seinem Buch

Von Eis-Nazis, Flugscheiben und geheimen U-Booten.

Neuschwabenland ist eigentlich nur ein Gebiet im ewigen Eis der Antarktis. Gleichzeitig ist „Neuschwabenland“ aber auch die Mutter aller Verschwörungstheorien, in deren Zentrum eine deutsche Kolonie unter dem Eis steht. Daran knüpfen zahlreiche Erzählungen um Reichsflugscheiben, Aliens und vieles mehr an.

Michael Scholz trennt Facts und Fakes. Er rekonstruiert die Expedition des Forschungsschiffes „Schwabenland“ von 1938/39, erläutert deren kriegswirtschaftlichen Hintergründe und stellt ihre wissenschaftlichen Ergebnisse dar.

Diesen Fakten stellt er die Erzählungen um Neuschwabenland gegenüber und gleicht sie mit der Realität ab.

Los geht’s um 19.30 Uhr im Lesecafe der VHS (Altstadtmarkt Hauptstraße 55). Veranstalter ist der bfg Erlangen. Der Eintritt ist frei.

Eine Rezension des Buches ist im Skeptiker 1/2023 erschienen:

Zu empfehlen ist das Buch natürlich für skeptische Leser, die von den Verschwörungsgeschichten um Neuschwabenland gehört haben und einen tieferen Einblick wünschen.

Seine Kompaktheit, gute Lesbarkeit und der Einstieg über die Darstellung belegter Hintergründe machen es aber auch zu einem guten Geschenk für noch zugängliche Verschwörungsgläubige oder verunsicherte Zuschauer schlechter Fernsehdokus im persönlichen Umfeld.

Zum Weiterlesen:

  • Michael Scholz: Von Eis-Nazis, Flugscheiben und geheimen U-Booten. Alibri 2023, 115 Seiten, 10 €
  • Neuschwabenland: Von der ernsthaften Forschungsexpedition zum rechten Mythos, hpd am 24. Juli 2023
  • Skepkon: Nazis über uns? Der Mythos „Neuschwabenland“, GWUP-Blog am 19. Mai 2013
  • Neuschwabenlandbuch – der Abschluss, Hoaxilla am 1. April 2024
  • Neuschwabenlandbuch – Noch lange kein Ende, Onkel Michael am 2. April 2024

5. April 2024
von Bernd Harder
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Podcast: Poltergeister und Professoren – Chopper und Co.

Die Hinführung zum Hauptthema ist eigentlich am interessantesten in der siebten und letzten Folge des SWR-„Geisterjäger“-Podcasts:

Erst mal zurück ins Jahr 1965:

Es spukt in einem Einzelhandelsgeschäft im Bremer Stadtteil Neue Vahr. Teller, Tassen und Vasen springen buchstäblich aus den Regalen, Kaffeekannen fliegen durch die Luft, Gläser zerbrechen noch in ihren Originalkartons. Der „Scherbengeist“ ruft Polizei und Presse auf den Plan, und auch hier wittert der Freiburger Parapsychologe Professor Hans Bender einen zweifelsfrei echten Jahrhundertfall.

Bender bleibt auch dann noch bei dieser Überzeugung, als der 14-jährige Lehrling Heiner S. ein umfassendes Geständnis ablegt und seine simplen, aber wirkungsvollen Tricks offenbart. Der Bremer Kriminaldirektor Herbert Schäfer protokolliert das alles und schreibt später ein Buch darüber.

Bender dagegen zofft sich öffentlich mit Schäfer und erklärt das Geständnis des Jungen sogar zum integralen Bestandteil seiner RSPK-/Poltergeist-Theorie.

Dann aber, leitet die Podcasterin Verena Fiebiger zum eigentlichen Thema über,

… passiert Bender ein paar Jahre nach der Enttarnung des Bremen-Spuks ein dermaßen offensichtlicher Fauxpas, dass ihn keine Spuktheorie und keine Quantenmechanik mehr wegerklären kann.

Es geht um den Fall „Chopper“ (1982).

Der „Geist“ grunzt und grummelt äußerst ungebührlich aus den Wasch- und Klobecken einer Zahnarztpraxis in Neutraubling und schließlich sogar aus der Spuckschüssel neben den Behandlungsstühlen. „Mach das Maul zu, du stinkst!“, fliegt den entsetzten Patienten um die Ohren, oder schlicht „Du Arschloch!“

Kein Wunder, dass am Ende die 16-jährige Arzthelferin Claudia wegen Beleidigung vom Amtsgericht Regensburg zu einer Geldstrafe verurteilt wird. Denn sie selbst hatte emsig gechoppert, „mit verstellter Stimme und unter Zuhilfenahme eines Gegenstandes, der innen hohl ist“, hieß es im Ermittlungsprotokoll der Behörden. Gemeinsam mit dem damals 62-jährigen Zahnarzt und dessen Ehefrau.

Und Hans Bender? Er sagte zwar nicht, dass der „Chopper“ echt sei.

Aber er hat auch nicht ausschließen wollen, dass da doch irgendwas dran ist,

erklärt Fiebiger.

Benders Assistent Elmar R. Gruber habe den „Spuk“ in der Zahnarztpraxis schnell durchschaut, konnte aber Bender nicht von einem Fake überzeugen, da dessen „Wunschdenken inzwischen stärker [war] als die Realität“.

Das Fazit der siebenteiligen „Geisterjäger“-Reihe:

Hans Bender glaubte, nein, er wusste tief in seinem Inneren, dass es das Übernatürliche gibt. Aber er war viel zu rational, um das Ganze irgendwelchen Engeln oder Dämonen oder Totengeistern zuzuschreiben. Also hat er sein Leben der wissenschaftlichen Erforschung dieser Phänomene gewidmet.

Dem persönlichen Schlusswort von Verena Fiebiger, wonach die Parapsychologie vielleicht ein „tolles Angebot“ sei, für Menschen, die „etwas Unerklärliches erleben, aber nicht gleich an Gespenster und Teufel und Engel glauben wollen, Menschen, die eigentlich auf die Wissenschaft vertrauen“, möchte man allerdings widersprechen.

Wie schrieb Prof. Wolfgang Hell im Skeptiker:

Die Beschränkung von Parapsychologen auf eine einzige Erklärung ist es, die mich stört. Die Parapsychologie könnte ein so spannendes Gebiet sein, das auch in der Mainstream-Wissenschaft mehr Beachtung finden würde, wenn sie diese Beschränkung aufgäbe und ernsthaft nach naturalistischen Erklärungen für ihre Befunde und Berichte suchen würde.

Zum Weiterlesen:

  • SOKO „Geist“, Geisterjäger (7) am 22. März 2024
  • „Geisterjäger“ (6): Hans Bender – Ahnenerbe, swr am 22. März 2024
  • „Geisterjäger“ (5) Gerard Croiset – Hellseher gegen die RAF, GWUP-Blog am 4. April 2024
  • „Geisterjäger“ (4): Uri Geller – Besteckbieger und Selbstvermarkter, GWUP-Blog am 3. April 2024
  • „Geisterjäger“ (3): Durch die Wand – der paranormale kalte Krieg der Supermächte, GWUP-Blog am 2. April 2024
  • „Geisterjäger“ (1/2): Der Spuk von Rosenheim – Tricks oder Psychokinese? GWUP-Blog am 1. April 2024
  • 30 Jahre „Chopper“: Spuk in der Zahnarztpraxis, Süddeutsche Zeitung vom 4. März 2012
  • Claudias Geist, einestages vom 2. März 2012
  • „Mach’s Maul auf“: Geist in der Zahnarztpraxis, Ärztezeitung vom 3. März 2012
  • Ein Fall für Sherlock Holmes? Der Spiegel 9/1982
  • Vor 30 Jahren: Spuk aus dem Spucknapf, GWUP-Blog am 4. März 2012
  • Der übersinnliche Lehrling Heiner, Die Zeit 20/1978
  • Expertenstreit um Poltergeister: Der Kriminalist und der Spukprofessor, Die Zeit 8/1979

5. April 2024
von Bernd Harder
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Frequenztherapie und sowas: Janos Hegedüs soll mal wieder ein Video bei Youtube löschen

Es ist mal wieder soweit.

Diesmal ist es ein Günter Karl Hartner („Praxis für ästhethische Medizin Karmananda“), der ein Video von Janos Hegedüs bei Youtube löschen lassen will:

Irgendwie hat der Mann das Konzept „Zitatrecht“ nicht so richtig verstanden, wie sein Schriftwechsel mit der Social-Media-Plattform nahelegt. Dass er es ernsthaft auf eine Gerichtsverhandlung ankommen lässt, ist kaum anzunehmen.

Was Hegedüs dazu meint:

Beim „Skeptical“ am 9. Mai – dem Vorprogramm der SkepKon in Augsburg – wird Dr. Hegedüs über Fälle wie diesen berichten.

Zum Weiterlesen:

  • Video: „Verschwörungsmythen über die mRNA-Impfungen“ neu bei Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 15. März 2024
  • Video: Janos Hegedüs über die „Schrecken der Spike-Proteine nach mRNA-Impfungen“, GWUP-Blog am 4. März 2024
  • Janos Hegedüs über Space-Age in der Hausarztpraxis, GWUP-Blog am 16. Februar 2024
  • Dr. Janos Hegedüs on Science Communication and Activism on YouTube, skepticalinquirer am 12. September 2023
  • SkepKon-Video: Janos Hegedüs und sein Youtube-Kanal, GWUP-Blog am 15. Juni 2023
  • Interview mit Dr. Janos Hegedüs: „Der Unwissenschaftlichkeit etwas entgegensetzen“, GWUP-Blog am 5. April 2022
  • How one man’s invention is part of a growing worldwide scam that snares the desperately ill, The Seattle Times am 19. November 2007

4. April 2024
von Bernd Harder
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Podcast: Hellseher gegen die RAF – natürlich erfolglos

Nein, „Medien“ oder „Psychic Detectives“

… klären keine Verbrechen auf, helfen nicht der Polizei und sie finden auch keine vermissten Personen,

schreibt Susan Gerbic in der Online-Ausgabe vom Skeptical Inquirer (März 2024).

Das haben wir 2015 am Beispiel der „Vermisstenhellseherin“ Evelyn Störzner beschrieben.

Und so war es auch 1977 bei der Suche nach dem entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer.

Auch damals mischte ein „Hellseher“ mit – der Niederländer Gerard Croiset, der von dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender ans BKA vermittelt wurde, wo man zu jener Zeit „sehr wohl willens“ war, auch „unorthodoxe Wege zu gehen“.

Davon handelt die fünfte Folge des SWR-Podcasts Geisterjäger:

„Ein Hellseher fahndet mit“ schrieb der Stern damals, im Deutschen Herbst.

Hellseher eingeschaltet – nichts gefunden,

lautet dagegen das Fazit der Podcasterin Verena Fiebiger am Ende der Episode.

Das ist recht dünn, und tatsächlich bleibt diese Geisterjäger-Folge vergleichsweise blass und oberflächlich.

Zu dem berühmten Kriminaltelepathen Gerard Croiset aus Laren in Nordholland hätte es mehr zu sagen gegeben. Eine ausführliche Darstellung („Gerard Croiset und die Suche nach Hanns Martin Schleyer“) hat der Historiker Uwe Schellinger in der Zeitschrift für Anomalistik veröffentlicht.

Schellinger nennt Croisets Angaben zum Entführungsfall Schleyer „vage, verwirrend und unklar“, ein Gesprächsprotokoll etwa beinhalte „keinerlei eindeutige Angaben“ und in den dokumentierten Aussagen des Paragnosten ließen sich „keine zielführenden Hinweise“ finden.

Nach Schleyer Ermordnung

… mussten alle Beteiligten erkennen, dass auch Gerard Croiset nicht das Geringste zur Auffindung Hanns Martin Schleyers hatte beitragen können.

Wie auch?

Seinen Ruhm verdankte Croiset nicht handfesten und belegbaren Erfolgen, sondern den „propagandistischen Bemühungen“ des niederländischen Bender-Pendants Wilhelm Heinrich Carl Tenhaeff, Parapsychologe an der Universität Utrecht und gewissermaßen Croisets „Impressario“, erklärte der Enthüllungsjournalist Piet Hein Hoebens im Skeptical Inquirer (1981).

Dass Croisets Angaben auch in früheren Vermisstenfällen „weitschweifig“ und „größtenteils unzutreffend“ waren, machte Hoebens an einem konkreten Fall deutlich, bei dem es um einen verschwundenen Zehnjährigen aus Velsen im Jahr 1953 ging.

Und wie sehr die Glaubenssucht seiner Anhänger Croisets Fehlschläge bemäntelte, illustrierte der Telegraaf-Redakteur an einer bizarren Begebenheit:

Eine vom amerikanischen Journalisten Jack Harrison Pollack zitierte Anekdote ist ein fast burleskes Beispiel dafür, welche Anstrengungen entschlossene Gläubige unternehmen, damit das Ergebnis der Vorhersage entspricht.

Pollack ist der Autor einer ausführlichen Biographie des niederländischen Hellsehers Gerard Croiset, bei der Tenhaeff ihm half und für die er bürgte.

Als er 1950 bei einem Vergewaltigungsfall in Arnheim zu Rate gezogen wurde, „sah“ Croiset, dass der Täter „ein ungewöhnlich großes Genital“ hatte. Als die Polizei einen Verdächtigen festnahm, konnte davon jedoch keine Rede sein.

Egal, sagt Pollack: „Sie erfuhren, dass es sich um einen zwanzigjährigen Koch handelte, der in der Küche eine große rote Bratenspritze benutzte, was angeblich Croisets Bild eines ungewöhnlich großen männlichen Genitals hervorgerufen hatte.“

Und Hans Bender, um den es eigentlich im Geisterjäger-Podcast geht? Er hielt Croiset für „eine der beeindruckendsten lebenden Personen mit paranormalen Fähigkeiten“, rekapituliert Verena Fiebiger.

Mehr muss man nicht wissen. Am Ende dieser fünften Folge wird denn auch erstmals ausgesprochen, dass der Nestor der deutschen Parapsychologie wohl „etwas verpeilt“ war.

Weiterlesen:

  • Hellseher gegen die RAF, Geisterjäger am 22. März 2024
  • Ahnenerbe, Geisterjäger am 22. März 2024
  • Gerard Croiset: Investigation of the Mozart of „Psychic Sleuths“
  • Hellsehen für den Staat: Gerard Croiset und die Suche nach Hanns Martin Schleyer, Zeitschrift für Anomalistik 18 (2018)
  • „Vermisstenhellseher“: Ein Nach-SkepKon-Facebook-Posting von Lydia Benecke, GWUP-Blog am 10. Mai 2016
  • Warum nicht einfach „alles“ versuchen, um ein vermisstes Kind zu finden? Lydia Benecke am 9. August 2015
  • Wenn “Hellseher” vermisste Kinder finden wollen, GWUP-Blog am 5. August 2015
  • Die Vermisstenhellseherin wütet gegen die Skeptiker – und präsentiert „Beweise“, GWUP-Blog am 7. August 2015
  • Immer mehr „Beweise“ von der Vermisstenhellseherin – und der Dritte Weltkrieg, GWUP-Blog am 8. August
  • 2015 Evelyn Störzner: Ein weiterer Fall der „Vermisstenhellseherin“ – und Gegenbeispiele zur Warnung, GWUP-Blog am 10. August 2015
  • Evelyn Störzner: Die angebliche „Vermisstenhellseherin“ und der Tod des kleinen Elias, GWUP-Blog am 4. November 2015
  • Psychic Detectives: Was können „übersinnliche“ Ermittler? GWUP-Blog am 12. August 2010
  • WNYT Channel 13 Promotes Psychic in Kidnapping Case, skeptical-inquirer am 24. November 2023
  • Why Won’t Mediums Solve Crimes? skeptical-inquirer am 4. März 2024
  • Video: „Psychics“ bei Last Week Tonight vom 25. Februar 2019

4. April 2024
von Bernd Harder
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Polar- und Ufolichter: Reiseziel Hessdalen in Norwegen

Auch mal eine Reiseidee: reizvolle Landschaft plus „Ufo“-Sichtungen.

Die Rede ist von der Provinz Trøndelag in Mittelnorwegen, bekannt für „Nationalparks, Gipfel, Küste, Inseln, Fjorde, Seen und Wasserfälle“, wie das Welt-Reiseressort schreibt – und für die mysteriösen Hessdalen-Lichter.

Die unerklärlichen Leuchtphänomene zeigen sich im Hessdalen-Tal in der norwegischen Gemeinde Holtålen, etwa 120 Kilometer südlich von Trondheim.

Beschrieben werden sie als

… kurz aufblinkende Lichter am Boden. Lange in der Luft stehende oder sich langsam und ungerichtet bewegende Kugeln, in deren Innerem sich eine Struktur formt. Kleine zuckende Lichtblitze, aber auch Pkw-große Leuchtbälle, die bis zu zwei Stunden lang am Himmel stehen.

Die Chancen auf eine Sichtung stehen gut, meint die Welt:

Pro Jahr melden die Messstationen rund zwei Dutzend Lichterscheinungen.

Erforscht werden die Hessdalen-Lichter seit den frühen 1980ern. Eine Erklärung gibt es bislang nicht.

Diskutiert werden unter anderem tektonische Effekte, Plasmabälle und natürlich auch „unknown intelligences“.

Seit einigen Jahren beteiligt sich das „Interdisziplinäre Forschungszentrum für Extraterrestrik“ (IFEX) der Uni Würzburg an der Untersuchung des Phänomens. Beim IFEX UAP Workshop 2023 gab’s ein Referat zu den Hessdalen-Lichtern von Prof. Erling Strand:

Vor wenigen Tagen, berichtet grenzwissenschaft-aktuell, haben IFEX-Mitarbeiter ein neuartiges Kamerasystem bei der Beobachtungs- und Messstation in Hessdalen installiert, das mit der UAP-Beobachtungstechnik der Uni Würzburg verbunden ist und automatisiert nach Anomalien am Himmel über dem norwegischen Hochtal sucht.

So gesehen, ist Trøndelag möglicherweise tatsächlich eine Reise wert – denn „das Polarlicht ist nicht das einzige Lichtphänomen im hohen Norden“.

Zum Weiterlesen:

  • Fans von Ufos zieht es nach Trøndelag, welt.de am 30. März 2024
  • SkyCAM-6: IFEX installiert neue KI-Kamera zur Erforschung der Hessdalen-Phänomene in Norwegen, grenzwissenschaft-aktuell am 29. März 2024
  • Geheimnisvolle Lichtbälle in der Luft: Forscher suchen nach Erklärungen, higgs am 3. Mai 2018
  • Hessdalen : Merkwürdige Lichter am Winterhimmel, faz am 29. Januar 2003
  • Das Rätsel um die „Ufos aus Hessdalen“, welt.de am 26. Mai 2014
  • Woher stammen die mysteriösen Lichter im Tal von Hessdalen? travelbook am 15. Februar 2019
  • Norse UFOs: What are the glowing orbs of Hessdalen? New Scientist am 7. Mai 2014
  • The Hessdalen Lights, Skeptoid am 9. August 2011
  • Ufo-Studie des Pentagon: gewöhnliche Objekte, falsch identifizierte Programme und Zirkelschlüsse von Gläubigen, GWUP-Blog am 14. März 2024
  • „Zeigt uns einfach das Ufo!“ Interview mit Christian Schiffer zu seinem Buch „Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen“, GWUP-Blog am 1. März 2024
  • „Wir brauchen Daten“: Interview zum neuen „Ufo-Report“ der US-Navy mit Professor Hakan Kayal, GWUP-Blog am 26. Juni 2021
  • UFO Conspiracy on Wikipedia Claims: A Conversation with GSoW’s Susan Gerbic, skeptical-inquirer am 27. März 2024

3. April 2024
von Bernd Harder
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Podcast: Besteckbieger und Selbstvermarkter – Uri Geller

Medienaffin, um kein stärkeres Wort zu verwenden, ist Uri Geller immer noch.

Als die Redaktion des SWR-„Geisterjäger“-Podcasts ihn kontaktiert, antwortet der Besteckbieger innerhalb von fünf Minuten und schickt seine Handynummer.

Sogar zu einem Interview in seiner Heimat Tel Aviv ist er bereit, allerdings ohne Terminabsprache. Die Journalisten sollen einfach vorbekommen, meistens sei er zu Hause.

Ob er vorher vielleicht erst mal ein paar Artikel über sich schicken dürfe?

Wenige Minuten nach dem Gespräch „beginnt das Bombardement“, berichtet die Podcasterin Verena Fiebiger in der vierten Folge „Der Mentalist“:

Uri Geller schickt einen Artikel über sein Museum, einen Artikel darüber, wie beliebt er ist, vier Links zu passwortgeschützten Videos darüber, dass er angeblich für die CIA arbeitet, ein Video über die Frage, ob Uri Geller der interessanteste Mann Israels ist, einen Link zu einer BBC-Doku über Uri Gellers Privatinsel.

Einen Artikel darüber, wie er seine Psi-Kräfte nutzen will, um das ideale Fußballteam für seine Privatinsel zusammenzustellen, ein Interview mit dem Titel „I still blow my own mind“, einen Artikel aus der Bild-Zeitung über seine mega-teure Privatvilla, einen Link zu einer Liste über Uri-Geller-Dokus, einen Artikel über die Frage, ob Uri Geller seine magischen Kräfte von Außerirdischen erhalten hat, noch zwei Artikel über irgendwas mit Fußball, „Uri Gellers Uri-Geller-Museum“, ein Reisetipp des Lokalzeitungsportals mittelhessen.de.

Einen Artikel aus der FAZ mit dem Titel „Uri Geller wird 75: Er hat sich nicht verbiegen lassen“, ein Foto von Uri Geller mit Boris Becker, vier Artikel über Uri Gellers Warnung an Wladimir Putin: „Wenn du Europa mit Atomwaffen angreifst, werde ich sie mit meinen Psi-Kräften auf dich zurückschleudern“, und schließlich ein in Regenbogenfarben pulsierendes Herz.

Das Interview kommt dennoch nicht zustande – wegen des Krieges in Israel und Gaza. Den Vorschlag, einen in Tel Aviv ansässigen Journalistenkollegen vorbeizuschicken, weist Geller zurück. Auf einmal hat er keine Lust mehr:

I don’t do Podcasts.

Und das war’s. Nach 37 WhatsApp-Nachrichten sagt Geller dem SWR-Team „einfach ab“.

Vielleicht hatte der Selbstvermarkter aber auch zum eigentlichen Thema der Sendung nichts zu sagen – zu dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender, der (wie schon im dritten „Geisterjäger“-Teil) eine Randfigur bleibt. Offenbar hielt Bender den Löffelbieger für einen „Showman, der aber echte Psi-Phänomene ausgelöst hat“, nämlich bei den Fernsehzuschauern in deren eigenen vier Wänden.

Was wohl tatsächlich daheim vor der Glotze geschah, damals in den 1970ern, erklärt ausnahmsweise mal unverschwurbelt der Bender-Schüler Dr. Dr. Walter von Lucadou, der das Gleiche sagt wie der Zauberkünstler und Geller-Experte Wolfgang Hund im GWUP-Interview vor 20 Jahren.

Recht zügig zeichnet der Podcast Gellers Karriere von seinem „Drei mal Neun“-Auftritt am 17. Januar 1974

… über die anschließende Psi-Hysterie

… bis zu seinem Epic Fail in der Tonight Show nach:

James Randi wird nur mal kurz erwähnt. Als Geller-Kritiker aus der Zauberzunft tritt der Wiener Christian Stelzel („Magic Christian“) auf, der 1987 live mit Geller aneinandergeriet.

Laut Stelzel soll Geller 2015 beim Weltkongress der Zauberkunst in Rimini gesagt haben:

Sie müssen ein Schwein sein, damit Sie Erfolg haben.

Zum Weiterlesen:

  • Der Mentalist, Geisterjäger am 22. März 2024
  • Warum Uri Geller nicht auf Ziegen starrte, GWUP-Blog am 3. März 2010
  • Video-Rückblick: „The Next Uri Geller“ – 16 Jahre danach, GWUP-Blog am 26. Februar 2024
  • Video: „Die Zerstörung von Uri Geller“ – Geller vs. Randi, GWUP-Blog am 25. Dezember 2022
  • Uri Geller – Zauberkünstler und Dalai Lama des Hokuspokus, GWUP-Blog 19. Januar 2014
  • Uri Gähner und der verbogene Golfschläger, GWUP-Blog am 10. Juli 2015
  • Holm Hümmler über das Fernsehphänomen Uri Geller, Deutschlandfunk am 17. Januar 2024
  • GWUP-Infos: Uri Geller bei Stern-TV (1)
  • GWUP-Infos: Uri Geller bei Stern-TV (2)
  • GWUP-Infos: Uri Geller bei Stern-TV (3)
  • 50 Jahre weiche Löffel, Süddeutsche am 16. Januar 2024
  • Das Geheimnis hinter den verbogenen Gabeln, spiegel.de am 26. Januar 2024
  • Dieser Mann hat eine Gabe(l), einestages am 17. Januar 2014
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3. April 2024
von Bernd Harder
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Wenig Übersinnliches: Besuch bei der Klischee-Wahrsagerin

Man hat’s schon schwer so als Wahrsagerin, wenn zwei junge Journalistinnen einmal nicht das übliche PR-Spielchen für die Lokalpresse mitmachen, sondern die Sitzung kritisch reflektieren.

Das ist gerade der „medialen Lebensberaterin“ Annatala Natalia Geiger in Amberg widerfahren, die sich bislang stets auf das gnädige Wohlwollen der Medien verlassen konnte.

Bis zu diesem Artikel im Onetz der Oberpfalz Medien von Johanna Siegl und Rebecca Zweigle:

Die 75-Jährige startet mit der Frage nach Johannas Alter. Die Studentin ist 22. Daraus schließt Geiger, dass Johanna nicht verheiratet und kinderlos ist.

Korrekt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahrsagerin mit ihrer Aussage richtig liegt, ist hoch. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts sind in Deutschland nur gut ein Prozent der Frauen unter 25 Jahren verheiratet.

Wahrsagerei als „die Vorhersage des Wahrscheinlichen“ – das hat schon Richard Wiseman so festgehalten.

Und wie nach Lehrbuch tastet sich Geiger weiter voran. Als nächstes kommen die offenen Formulierungen à la Barnum, die fast immer stimmen oder schmeichelnd auf eine hohe Zustimmungsbereitschaft zielen:

Auf die Frage, was Johanna in der Zukunft erwartet, antwortet die Hellseherin: „Beruflich hat sie viele Ideen, viele Pläne, die sie verwirklichen will, und in der Liebe bewegt sich was.“

Wow – was für eine eindrucksvolle Prognose für eine 22 Jahre junge Studentin.

Und sogar das Vorhersage-Klischee schlechthin fährt Geiger auf:

Für die nahe Zukunft sieht die Wahrsagerin eine Reise. „Wo wollen Sie hin?“, fragt Geiger.

Pech, daneben. Aber natürlich biegt Geiger ihr Fischen im Trüben sofort wieder sinnfällig hin:

Johanna stottert verdutzt: „Eine Reise?“ Eine große Reise steht nämlich erst einmal nicht an. Lediglich für die Uni ist die Studentin in nächster Zeit unterwegs. „Aber so kleine Reisen sehe ich“, korrigiert Geiger ihre Aussage prompt.

Und so weiter, und so fort.

Am Ende bleibt bei Johanna Siegl und Rebecca Zweigle der Eindruck, dass

… hinter Wahrsagerei vor allem eines steckt: gute Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, aber wenig Übersinnliches oder gar Wissenschaft.

Kompliment an die beiden Journalistikstudentinnen, die auch mit der GWUP über das Thema „Wahrsagen“ gesprochen haben.

Daraus ist neben dem Artikel noch ein Podcast entstanden:

In diesem Podcast stellen Johanna Siegl und Rebecca Zweigle sich die Frage, ob wirklich etwas dran ist an Wahrsagerei. Dafür wagt Johanna Siegl den Selbstversuch und lässt sich von Wahrsagerin Annatala Natalia Geiger die Zukunft vorhersagen.

Im Anschluss besuchen die beiden Reporterinnen Bernd Harder von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Auch er hat eine klare Antwort auf die Frage, was hinter Wahrsagerei steckt

Den Podcast gibt es auch bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Die Aura ist der Spiegel zur Seele: Ein Besuch bei einer Wahrsagerin, onetz am 2. April 2024
  • Podcast: „Wahrheit oder Wahnsinn?“ vom 2. April 2024
  • „Disclaimer: Wahrsagerei ist blanker Humbug“, GWUP-Blog am 2. Februar 2024
  • Mein Horoskop stimmt immer!” Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013 (mit zahlreichen Links zum Thema Astrologie und Wahrsagen)
  • Besuch bei der Wahrsagerin: „Verwirrende Wortfluten“ und gute Küchenpsychologie, GWUP-Blog am 3. Januar 2019
  • Erstaunlich, was Hellseher so alles über eine Person wissen, die gar nicht existiert, GWUP-Blog am 9. Juni 2015
  • Sind Hellseher sympathisch? GWUP-Blog am 30. September 2012
  • Sind Hellseher seriös? GWUP-Blog am 1. Oktober 2012
  • Sind Hellseher anerkannt? GWUP-Blog am 2. Oktober 2012
  • Sind Hellseher Schwindler? GWUP-Blog am 2. Dezember 2012
  • Wie eine Diashow: Besuch bei einer Promi-„Seherin“, GWUP-Blog am 22. März 2023
  • „Wahrsager“ im WTF-Talk (mit vielen Links), GWUP-Blog am 17. Januar 2024