gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Die „Wunderweltkarte“ des Piri Reis ist wenig wundersam

| Keine Kommentare

Was zeigt die berühmte Seekarte des türkischen Admirals Piri Reis, die nach ihrer Entdeckung 1929 im Istanbuler Topkapi-Palast von Experten auf das Jahr 1513 datiert wurde?

Erich von Däniken und der „Alternativhistoriker“ Charles H. Hapgood glauben: die südamerikanische Küstenlinie und daran angeschlossen eine Landmasse, die offenbar die Antarktis darstellt, bloß aus einer Zeit, als sie noch eisfrei war.

Woher konnte Piri Reis das wissen, zumal die Antarktis erst 1820 entdeckt wurde, also 300 Jahre, nachdem der Seefahrer seine Karte gezeichnet hatte?

Hapgood (und vor ihm Arlington Mallery) war davon überzeugt, greift die Süddeutsche Zeitung das Thema mal wieder auf,

… dass es vor rund 12.000 Jahren eine technisch hochentwickelte Seefahrerkultur gegeben habe, die aufgrund einer Naturkatastrophe untergegangen sei. Ebendiese Katastrophe schien er nun auf Pieri Reis‘ Karte gefunden zu haben: eine Verschiebung der Erdkruste, woraufhin Antarktika aus dem südamerikanischen Kontinent herausgebrochen, an den Südpol gerutscht und dort vereist ist. Die Zeichnung des Admirals zeigt demnach den Zustand vor dieser Katastrophe.

Das wird so auch in der Pseudo-Doku „Ancient Apokalypse von Graham Hancock behauptet.

Die Süddeutsche kommt dagegen zu dem Schluss, den man im Wesentlichen auch bei Wikipedia nachlesen kann:

Die Arbeit von Piri Reis war schlicht nicht so besonders, wie alle behaupten […] So hätte man schon deutlich früher erkennen können, dass Reis‘ Wissen für seine Zeit nicht besonders außergewöhnlich war, seine Zeichnung Südamerikas ging höchstwahrscheinlich auf portugiesische Quellen zurück.

Seine Weltkarte sei nur auf den ersten Blick so exakt gewesen, bei genauerer Betrachtung „ergeben sich eklatante Unterschiede zur Realität“.

Darauf hatten wir hier schon mal hingewiesen.

Und die angebliche Antarktis?

Ein Überbleibsel des griechischen Astronomen Hipparch aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, der davon überzeugt war, dass alle Wassermassen der Erde von einer Landmasse umschlossen sein mussten. Diese Idee wurde durch die Ptolemäer über die Jahrtausende weitergetragen – und landete so auf der Weltkarte von Piri Reis.

Zum Weiterlesen:

  • Die Karte des Piri Reis: das ewige Spekulationsobjekt, GWUP-Blog am 19. Juni 2017
  • Kein „ungelöstes Rätsel“: die Karte des Piri Reis, GWUP-Blog am 29. Oktober 2018
  • Eine „Kriegserklärung“ an die Archäologie: Die Pseudodoku „Ancient Apokalypse“ von Graham Hancock bei Netflix, GWUP-Blog am 18. Dezember 20200
  • Die wundersame Weltkarte, Süddeutsche am 11./12. November 2023

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.