gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

1. Januar 2024
von Bernd Harder
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Zynisch und gefährlich: der billige Positivity-Glitzer der spirituellen Coaching-Szene

Im August berichteten wir über ein Spiegel-Interview mit dem Gesundheitsreporter Martin Gommel, der bei Instagram Videos der Coaching-Szene kritisch unter die Lupe nimmt.

Dabei verwiesen wir auch auf seinen Krautreporter-Artikel

Warum mich Laura Malina Seiler wütend macht

der damals kostenpflichtig war.

Jetzt ist der Beitrag über „eine der bekanntesten Influencer:innen der spirituellen Szene“ frei verfügbar.

Es geht um „Manifestieren“, „Frequenzen“, „energetische Fülle“ und ähnlichen Positivity-Glitzer.

Am Ende des Kurses für 111 Euro ist Gommel nicht entspannt und zuversichtlich, sondern wütend und traurig:

Wenn es darum geht, ein bisschen Glück und Gutes anzuziehen, sein Herz zu öffnen. Klar, bitte!

Aber wenn man psychisch vorbelastet ist, wenn man finanziell ruiniert ist oder in einem Umfeld steckt, in dem die Mutter täglich trinkt, dann ist dieser Kurs, dann sind solche Weisheiten extrem gefährlich. Denn dann ist nicht die Mutter schuld, nicht das Finanzamt, nicht die Gene.

Dann bist es du allein. Dann ist es aus mit live, love, laugh.

Zum Weiterlesen:

  • Warum mich Laura Malina Seiler wütend macht, krautreporter am 17. Mai 2023
  • Eso-Coaching treibt Betroffene „eher in Richtung Suizid als auf den Weg der Heilung“, GWUP-Blog am 6. August 2023
  • Wenn Coaching gefährlich wird: Aussteigerin berichtet über die dunklen Seiten der Szene, watson am 13. April 2023
  • „Erleuchtet oder abgezockt?“ – ZDF-Doku zum Thema Coaching, GWUP-Blog am 27. April 2023
  • Guter Vorsatz für 2024: Schluss mit der Selbstoptimierung, spiegel.de am 31. Dezember 2023
  • Video: Der Coaching-Boom – das Geschäft mit der Hoffnung, GWUP-Blog am 1. Januar 2024

30. Dezember 2023
von Bernd Harder
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„Der Meister aller Seher“: Podcast über Nostradamus bei den Geschichtsmachern

Schönes Nostradamus-Feature von Martin Herzog und Marko Rösseler vom Podcast Die Geschichtsmacher:

Im Jahre 1503 ist er geboren – und bis ins Jahr 3797 reichen seine „perpetuierlichen Weissagungen“. Michael Nostradamus soll die Französische Revolution, Aufstieg und Fall Adolf Hitlers, die Anschläge von 9/11 und selbst die Corona-Pandemie vorhergesagt haben – und das ist nur eine kleine Auswahl. Martin Herzog und Marko Rösseler gucken sich mal an, wie der Meister aller Seher das gemacht hat.

Darin enthalten sind auch einige Passagen aus einem „Zeitzeichen“-Interview mit mir von 2013.

Mit der Entdeckung des Augsburger Wunderzeichenbuchs aus dem 16. Jahrhundert hat sich die Forschungslage zu Nostradamus in der Zwischenzeit allerdings deutlich verbessert.

Darauf weisen die Autoren in den Shownotes hin:

Die Folge „Mit Nostradamus in die Zukunft“ gibt’s auf verschiedenen Audioplattformen und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Mit Nostradamus in die Zukunft, die geschichtsmacher am 29. Dezember 2023
  • Zeitzeichen „Nostradamus“ vom 14. Dezember 2013
  • Nostradamus 1503 und der GWUP-Prognosen-Check 2023, GWUP-Blog am 14. Dezember 2023
  • Nostradamus und seine Schreckensprophezeiungen für das Jahr 2023, GWUP-Blog am 26. Dezember 2022
  • Nostradamus und seine Schreckensprophezeiungen für das Jahr 2022, GWUP-Blog am 15. Januar 2022
  • Nostradamus: Das „Wesen, halb Schwein, halb Mensch“ – ein Soldat mit Gasmaske im Ersten Weltkrieg? GWUP-Blog am 2. Juli 2016
  • Entschlüsselt: Die prophetische Visitenkarte des Nostradamus – der Turniertod von Heinrich II., GWUP-Blog am 2. Juli 2016
  • Nostradamus entschlüsselt: Ein Berg ist kein Heißluftballon und ein Mausoleum kein Papst, GWUP-Blog am 15. Juni 2016

30. Dezember 2023
von Bernd Harder
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„Gönnen Sie sich ein bisschen Ruhe“: 45 000 Horoskope analysiert – nichts dahinter

Eine Mammutaufgabe:

Ein von Zeit Online geschriebenes Programm hat ein Jahr lang täglich die Webseiten von elf deutschsprachigen Medien angesteuert: Bravo, Brigitte, Cosmopolitan, Gala, Vogue, Glamour, Astroportal, Gofeminin, Schweizer Illustrierte, Tag24 und Wunderweib. Ein Bot hat das jeweilige Tageshoroskop aller zwölf Sternzeichen kopiert und in einem Dokument gesammelt – und sammelt immer noch.

Fast 45.000 Horoskope sind so bisher zusammengekommen. Unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz haben wir die Horoskope in den vergangenen Wochen analysiert und auf Muster, Widersprüche, Sprache und innere Logikfehler untersucht. Die Ergebnisse der KI haben wir händisch geprüft.

Die kuriosesten Erkenntnisse:

  • Mehrere der genannten Zeitschriften beziehen ihre Horoskope aus derselben Quelle:

Dieselben Sätze finden sich über Sternzeichen und Websites hinweg.

  • Bravo bietet der eigenen Leserschaft am wenigsten Abwechslung:

Das Magazin wiederholt als einziges Medium ganze Horoskope über Wochen hinweg ohne Änderung.

  • Der beliebteste Horoskope-Satz mit 253 Verwendungen ist:

„Gönnen Sie sich ein bisschen Ruhe“, gefolgt von der tiefen Einsicht: „Wille und Gefühl wecken unterschiedliche Bedürfnisse“ (237-mal).

  • Astronomischen Objekten und Ereignissen werden völlig willkürlich irgendwelche Eigenschaften zugeschrieben:

Venus bedeutet Liebe, aber auch Mars und Jupiter können „Flirtlust“ wecken. Irgendwas mit Uranus ist energetisch und Neptun schärft die Intuition.

  • Auffällig ist die Verwendung von Adverbien, die eine Einschränkung der vorangegangenen Aussage ermöglichen:

„Auch“, „aber“, „vielleicht“, „allerdings“, „doch“ und „jedoch“ finden sich vieltausendfach und zum Teil deutlich häufiger als beispielsweise in Nachrichten.

  • Die Anziehung der Geschlechter ist eine große Sache in den Horoskopen, noch größer ist aber die abstrakte Liebe:

193-mal fällt das Wort Flirt, weitere 91-mal geht es um das „Flirten“ und es ergeben sich immerhin 22-mal „Flirt-Chancen“. Nicht zu vergleichen also mit „Liebe“ (2.652 Nennungen) oder „Liebesleben“ (354) und auch weit weg von „Freundschaften“ (857) oder „Herz“ (1.154).

  • Der bei Weitem wichtigste astrologische Himmelskörper ist der Mond:

Über 3.000-mal ist er in den Horoskopen für irgendetwas verantwortlich.

  • Fische seien sensibel, Stiere stur und Löwen stolz und selbstbewusst. So vage und widersprüchlich es in der Astrologie zugeht, bei den Eigenschaften der Sternzeichen ist man sich erstaunlich einig. In den Horoskopen schlägt sich das nicht nieder:

In mindestens jedem zehnten Text fanden wir mithilfe von ChatGPT und anschließender händischer Sichtung deutliche Widersprüche zwischen Charaktereigenschaften des Sternzeichens und dem Horoskop – über alle Sternzeichen hinweg […] Dass solche Widersprüche auftauchen, ist kein Wunder, weil ja Sätze für alle Sternzeichen recycelt werden.

Den Satz „Sie neigen dazu, alles bis ins kleinste Detail zu analysieren und zu hinterfragen“ – eigentlich nur gut geeignet für Jungfrauen, die angeblich alles „zerdenken“ – findet man zum Beispiel auf Astroportal auch in Horoskopen für Skorpion, Steinbock, Waage und Schütze (Letztere gelten als besonders unbedacht).

Die Astrologen werden jetzt natürlich einwenden, Zeitungshoroskope seien ja bloß „Vulgär“-Astrologie und nicht vergleichbar mit „seriöser“ Astrologie.

Auch das ist Nonsens. Es gibt keine „seriöse“ Astrologie.

Zum Weiterlesen:

  • Widder und Waage müssen jetzt stark sein, zeit.de am 30. Dezember 2023
  • Ist an Horoskopen etwas dran? Berchtesgadener Anzeiger am 28. Dezember 2023
  • Ist an Horoskopen etwas dran? ksta am 28. Dezember 2023
  • Hellsehen, Wahrsagen und Co.: Alles nur Humbug oder ist doch was Wahres dran? volksstimme am 29. Dezember 2023
  • Nostradamus 1503 und der GWUP-Prognosen-Check 2023, GWUP-Blog am 14. Dezember 2023
  • Prognosencheck 2023: Keine Änderung der Erdumlaufbahn, GWUP-News am 14. Dezember 2023
  • Der Fall Palina Rojinski: Folge deinen Sternen besser nicht, wdr am 30. April 2023
  • Astronomie vs. Astrologie: Sternbilder sind wichtig, nicht Sternzeichen, Deutschlandfunk am 18. Dezember 2023
  • “Mein Horoskop stimmt immer!” Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013 (mit zahlreichen Links zum Thema Astrologie und Wahrsagen)
  • „ZDF heute“-Fake-News: Es gibt so etwas wie seriöse Astrologie, GWUP-Blog am 6. Januar 2017

30. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Video: Janos Hegedüs über Bodo Schiffmanns SpikeProtect

Die 30-prozentige Mietpreiserhöhung für sein Hotel in Tansania haben Bodo Schiffmann offenbar stark zugesetzt.

Jetzt vertickt die „Querdenker“-Ikone Nahrungsergänzungsmittel gegen „Loncovid, Postcovid, Spikeproteine oder Durchblutungsstörungen“ (sic).

Eigentlich seltsam, denn:

Auch Dr. Janos Hegedüs befasst sich in seinem Silvester-Video mit Schiffmanns „SpikeProtect“:

Nächstes Jahr dürfte Schiffmann aufgrund schwerwiegender Vorwürfe, wie der Ausstellung falscher Atteste zur Maskenbefreiung und antisemitischer Äußerungen, vor Gericht stehen.

Offenbar versucht er noch, vorher etwas Geld zu sammeln und hat daher sein eigenes Nahrungsergänzungsmittel „Dr. Schiffmann’s SpikeProtect“ auf den Markt gebracht. In einem YouTube-Video erklärt er, was sein Produkt verspricht und warum fast jeder die etwa 1 Euro teuren Kapseln einnehmen sollte.

Zum Weiterlesen:

  • Falsche Atteste und Holocaust-Vergleich: Anklage gegen Sinsheimer „Querdenker“-Arzt Schiffmann, swr am 12. April 2022
  • Video: „Bodo Schiffmann, ein moderner Quacksalber und Scharlatan“ vom 9. Dezember 2023
  • Video: „Schiffmann und die Pillen“ vom 5. Dezember 2023
  • Video: „Bodo Schiffmann hat sich selbst ruiniert“ vom 30. Oktober 2023
  • Video: „Bodo Schiffmann verliert sein Hotel“ vom 16. Dezember 2023
  • Das große Geschäft mit der Corona-Wut, t-online am 29. Dezember 2023
  • „Querdenker“-Ärztin in der Schweiz verhaftet, t-online am 12. Dezember 2023
  • Long Covid und ME/CFS: „Wir sehen eine Radikalisierung der wissenschaftlichen Debatte“, medwatch am 28. November 2023
  • Wie viele der Pandemieschäden wären vermeidbar gewesen? zeit.de am 28. Dezember 2023

29. Dezember 2023
von Bernd Harder
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„Godzilla“-Vortrag bei den Augsburger Skeptikern

Kein genuin skeptisches Thema – aber ein potenzieller Kandidat für den Kryptozoologie-Teil beim nächsten WTF-Festival am 17./18. Mai in Leipzig:

Die Augsburger Skeptiker laden am Donnerstag (4. Januar) zu dem Vortrag

70 Jahre Godzilla – König der Monster

ein.

Der Regionalgruppen-Stammtisch beginnt gegen 19.30 Uhr (Annapam, Bäckergasse 23), der Vortrag gegen 20 Uhr.

Gäste und Interessierte sind herzlich willkommen.

Zum Weiterlesen:

  • Godzilla Minus One lässt die US-Konkurrenz alt aussehen, golem am 1. Dezember 2023
  • „Godzilla Minus One“ bricht Rekorde: Einmal frittierte Echse, bitte, süddeutsche am 15. Dezember 2023
  • „Godzilla Minus One“ im Kino: Kriegsversehrt, süddeutsche am 30. November 2023
  • Video: „Godzilla x Kong – The New Empire: Official Trailer“

26. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Video: Die „Science Cops“ sichten den Unfug des Jahres

Das medium magazin zählt die Quarks Science Cops zu den besten Wissenschaftsjournalisten 2023:

Zum Ausklang haben Maximilian Doeckel und Jonathan Focke den „Unfug des Jahres“ gesichtet:

Der Astro-Fetisch von Palina Rojinski? Anthony Williams Selleriesaft? Oder die Wunderpillen von Jasper Caven? Die Science Cops küren ihre Top 3 des unwissenschaftlichen Unfug 2023.

Im nächsten Jahr verhaften die Science Cops unter anderem die Anthroposophie, Hebammenmythen und Erkältungsmittel.

Ab Minute 35:30 gibt’s auch noch was zu gewinnen, nämlich drei „legendäre Sonnenbrillen“.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Schlechte Wissenschaft verhaften – Der „Science Cop“ Maximilian Doeckel beim Skeptical 2023 in Frankfurt, GWUP-Blog am 3. August 2023
  • „Epigenetik-Coaches“ bei den Quarks Science Cops, GWUP-Blog am 9. Dezember 2023

26. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Video: Verschwörungstheorien und Persönlichkeitspsychologie

Vortrag von Sebastian Bartoschek:

Wer glaubt denn sowas? Persönlichkeitspsychologie und Verschwörungstheorien

Was wissen wir über Verschwörungsgläubige aus psychodiagnostischer Sicht? Wieso glauben einige mehr, andere weniger, aber alle irgendwie? Der Vortrag fand am 11. November 2023 im Rahmen des 16. Anwendertages des Projektteams Testentwicklung des Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Dr. Rüdiger Hossiep statt.

Zum Weiterlesen:

  • Verschwörungstheoretiker interessieren sich nicht die Bohne für reale Verschwörungen, GWUP-Blog am 24. Dezember 2023
  • Roland Imhoff (Hrsg.): Die Psychologie der Verschwörungstheorien. Hogrefe 2023, 270 Seiten, 34,95 €
  • Verschwörungstheorien und paranoider Wahn, GWUP-Blog am 5. August 2023
  • Verschwörungsglaube und sozioökonomische Faktoren, GWUP-Blog am 27. Juli 2022
  • Verschwörungsmentalität und politische Orientierung, GWUP-Blog am 27. Juli 2022
  • Ist Religion ein Treiber für Verschwörungsaffinität? GWUP-Blog am 2. Juli 2023
  • „Epistemische Laster“ machen anfällig für den Glauben an Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 18. Juli 2021
  • Faktoren des Glaubens an Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 28. Juni 2023

25. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Michelle erinnert sich falsch: Wie ein Psychiater im Jahr 1980 die „Satanic Panic“ lostrat

Die kanadische Doku „Satan wants you“ über den Beginn der „Satanic Panic“ in den frühen 1980ern hat jetzt auch einen Wikipedia-Eintrag.

In der Online-Ausgabe des Skeptical Inquirer referiert der Kolumnist (und Mitglied der Church of Satan) JD Sword die ganze krude Story:

Michelle Misremembers: How a Psychiatrist and His Patient Created the Blueprint for Satanic Ritual Abuse

Sword datiert die Initialzündung für die Verschwörungsideologie vom „satanistisch-rituellen Missbrauch“ auf 1980, das Ersterscheinungsjahr des Buches „Michelle Remembers“, welches der kanadische Psychiater Lawrence Pazder zusammen mit einer jungen Frau namens Michelle Smith verfasst hatte.

Smith war 1973 in Pazders Praxis erschienen und zunächst wegen Depressionen behandelt worden. Drei Jahre später, nach einer Fehlgeburt, begann Michelle Smith während einer 14-monatigen Therapie „Erinnerungen“ an rituellen Missbrauch durch eine Gruppe von Teufelsanbetern in Victoria auf Vancouver Island (British Columbia) zu entwickeln.

Im Alter von fünf Jahren sei sie 1954 von ihrer Mutter in die Satanssekte eingeführt worden und bis 1955 extremen Folterungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt gewesen. Außerdem will Smith kriminellen Kulthandlungen wie Tier- und Menschenopfern (darunter auch Säuglinge) beigewohnt haben, bei denen Satan selbst erschienen sein soll.

Obwohl Smith/Pazder null Beweise vorlegten, avancierte „Michelle Remembers“ zum Bestseller. 1989 trat Michelle Smith sogar bei Oprah Winfrey auf, die keinerlei kritische Nachfragen stellte. Dafür zogen andere Journalisten und Ermittler die Story der beiden massiv in Zweifel. Niemand konnte die in dem Buch aufgestellten Behauptungen auch nur ansatzweise bestätigen.

In „Satan wants you“ wird enthüllt, dass Michelle Smith die 81 Tage, die sie zwangsweise bei einem satanischen Ritual zugebracht haben will, in Wahrheit zur Schule gegangen war, wie aus ihrem Grundschuljahrbuch von 1955 hervorgeht.

1979 ließ sich der gläubige Katholik Lawrence Pazder von seiner Frau scheiden und heiratete seine Patientin und Koautorin Michelle Smith. Nach der Veröffentlichung von „Michelle Remembers“ galt Pazder als Experte für das angebliche Phänomen des satanistisch-rituellen Missbrauchs und fungierte bei verschiedenen Institutionen als Fachreferent und Berater zu diesem Thema, zum Beispiel für das Cult Crime Impact Network und beim McMartin preschool trial. Er starb 2004 an Herzversagen.

Michelle Smith-Pazder lebt noch, weigerte sich aber, an der Filmdoku „Satan wants you“ mitzuwirken. Ihr unheilvolles Vermächtnis, so JD Sword abschließend, ist weitreichend und nachhaltig.

Zum Weiterlesen:

  • Michelle Misremembers: How a Psychiatrist and His Patient Created the Blueprint for Satanic Ritual Abuse, skepticalinquirer.org am 11. Dezember 2023
  • Satanic panic: Documentary takes a new look at Michelle Remembers book, timescolonist am 8. August 2023
  • „Schweif des Satans“, spiegel.de am 12. November 1995
  • Satanic Panic’s long history, vox.com am 31. März 2021
  • Falscherinnerungen und die Satanic Panic: Gibt es eine Lernkurve bei der UBSKM? GWUP-Blog am 13. Dezember 2023
  • „Satanic Panic“ bei Wikipedia
  • Elaine Showalter: Hystorien – Hysterische Epidemien im Zeitalter der Medien (1999)
  • Video: „Satanisch panisch“ vom 1. November 2020
  • Satanic Panic: Mutter von „Nathalie“ blitzt auch vor Bundesgericht ab, 20min.ch am 3. Dezember 2023
  • False-memory-Syndrom: Gedanken im Nachhinein konstruieren, Grams‘ Sprechstunde am 6. Juli 2023

25. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Zwei Online-Tools zum Umgang mit Verschwörungstheorien

Im neuen Skeptiker (4/2023) stellt Ulrike Schiesser einen

Werkzeugkasten für den Dialog mit Verschwörungsgläubigen

vor.

In dem Beitrag weist sie auch auf zwei „Online-Tools zum Umgang mit Verschwörungstheorien“ (auf Englisch) hin.

Dabei handelt es sich um

  • die 28-seitige Broschüre „How to deal with conspiracy narratives in your familiy and with friends“

This toolkit is providing you with practical insights and suggestions on how to potentially work with a person who believes in conspiracy narratives. The aims of this toolkit are to explain what a conspiracy narrative exactly is, what a conspiracy narrative may offer to someone and how to help them reconsider their beliefs.

Die Publikation steht hier zum kostenlosen Download bereit.

  • den Online-Kurs „How to deal with conspiracy narratives in relationships?“

Nach einem „etwas umständlichen Registrierungsprozess bei der EU-Academy-Webseite“ (Schiesser), was noch untertrieben ist,

… wird man Schritt für Schritt durch ein Lernprogramm geführt. In einer Dauer von zirka 90 Minuten werden abwechselnd Videos gezeigt, die Fallbeispiele aus der Sicht von betroffenen Angehörigen zeigen.

Die Geschichten Betroffener dienen als Beispiele für die verschiedenen Themen des Kurses und vermitteln die Botschaft, dass man nicht allein ist und dass es Hoffnung auf Besserung gibt.

Den Skeptiker mit dem ganzen Artikel kann man hier bestellen.

Zum Weiterlesen:

  • Der Werkzeugkasten für den Dialog mit Verschwörungsgläubigen, Skeptiker 4/2023
  • Holm Hümmler/Ulrike Schiesser: Fakt und Vorurteil: Kommunikation mit Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen. Springer 2021, 264 Seiten, 19,99 €

24. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Esoterik-Adventskalender, Tür 24: der „Geistheiler Sananda“

Der berüchtigte „Geistheiler Sananda“ (Oliver Brecht), Gewinner des Goldenen Aluhuts 2021, verbirgt sich hinter dem 24. und letzten Türchen des Esoterik-Adventskalenders von „Stiftung Gurutest“:

„Ich bin eine geborene Indigo-Seele, eine Ur- und Schöpferseele, ein göttlicher Avatar, der höchste derzeit inkarnierte Avatar, ein inkarniertes höchstes Lichtwesen, (mittlerweile) aus der 15. Dimension, ein urchristlicher Heiler und ein Medium.“

So beschreibt sich Oliver Brecht aka Geistheiler Sananda, und so jemand hat sich den Platz hinter dem 24. Türchen des heurigen Adventkalenders verdient.

Und wer heute gar nichts Besseres zu tun hat, kann Stunden allein damit zubringen, Sanandas epischen Aufruf „An alle meine Feinde“ auf seiner Homepage zu lesen – von den übrigen Rubriken (zum Beispiel „Unglaubliche Zitate und Weisheiten von Geistheiler Sananda“) gar nicht erst anzufangen.

Gedeihlicher ist allerdings die Rückschau auf alle diesjährigen Folgen von Christian Kreils „Esoterik-Adventskalender“:

  • Esoterik-Adventkalender, Tür 1: Grander belebt auch den Futternapf
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 2: Bier mit Potenz des ganzen Universums
  • Esoterik Adventkalender, Tür 3: Vergewaltigungen per Mail kurieren
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 4: Mit dem Wetteradler zu schönem Wetter
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 5: Unerschöpfliche Energie erzeugen
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 6: Das Pfeiferl gegen Panikattacken
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 7: Ungeimpfte Samenspenden aus dem Netz
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 8: Mit dem Schamanen zu Reichtum gelangen
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 9: Ternitzer Hellseher kennt die Zukunft
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 10: Eine Glaskugel zum Heizkostensparen
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 11: Ein „Pflaster“ mit Frequenzen
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 12: Wie man Wasser mit dem Handmixer belebt
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 13: Mit der Energetikerin zur Ferntherapie
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 14: Heiltanz auf der Skipiste
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 15: Apotheke empfiehlt, Plazenta mitzubringen
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 16: Vielleicht ist die Erde ein Würfel?
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 17: Das betanzte Demeter-Brot schmeckt besser
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 18: Eine bessere Aura für schlappe 100.000 Euro
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 19: In der kleinen Hütte werden wir geheilt
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 20: Ein Kristallwürfel und Putins Botschaften
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 21: Freie Energie sorgt für trockene Mauern
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 22: Energiekarte für Geschmack und Gesundheit
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 23: Der Heiler räumt mit dem Satan auf
  • Esoterik-Adventkalender, Tür 24: Geistheiler überholt Jesus im Heilen

Zum Weiterlesen:

  • Esoterik-Adventskalender von der „Stiftung Gurutest“, GWUP-Blog am 8. Dezember 2023
  • Gegen alle Gurus: Blogger Christian Kreil im Porträt, derStandard am 13. April 2019
  • „Oliver Brecht“ bei Psiram