Kann sich sehen lassen: die neue „Plattform gegen Verschwörungsmythen“ Oy Vey des Berliner VereinsWerteInitiative – jüdisch-deutsche Positionen.
Die Seite fokussiert auf die Jüdische Weltverschwörung mit Details wie „Ritualmordlegende“, „Gottesmörder“ oder „Strippenzieher im Hintergrund“, behandelt aber auch Themen wie QAnon, Great Reset und 9/11.
Dazu gibt’s eine Videoreihe über die psychologischen Elemente und Funktionen von Verschwörungstheorien.
„Fake News“ ist ein beliebter Begriff, mit dem man deutlich machen möchte, dass man die präsentierten Argumente nicht teilt. Doch wie unterscheidet man „Fake News“ von verlässlichen Aussagen? Kritisch denken hilft, fällt aber nicht leicht.
Was unterscheidet „gefühlte Wahrheiten“ von verlässlichen Erkenntnissen? Wie generiert man letztere? Experimentiert mit rätselhaften Phänomenen und diskutiert mit kritischen Menschen aus dem Team der GWUP-Regionalgruppe über eure Erfahrungen.
Außerdem erwartet die Besucher in den Räumen der Stadtbibliothek von 17 bis 24 Uhr eine Medienpräsentation zum Thema „Künstliche Intelligenz“, eine Publikumsbefragung „MINT im Bildungscampus“ sowie eine Mitmachaktion der Hochschule Coburg über „Serious Gaming“.
Offenbar hatte er kürzlich seinen Pass verloren und beim deutschen Konsulat in Tijuana ein neues Dokument nebst Visum beantragt. Beim Abholtermin sei Fuellmich von sechs Beamten in Empfang genommen und nach Deutschland abgeschoben worden.
Das sagte seine Anwältin Dagmar Schön (München) bei Bittel-TV:
Bei seiner Ankunft am Donnerstagnachmittag in Frankfurt sei Fuellmich dann festgenommen worden. Rechtsgrundlage seien ein deutscher Haftbefehl vom 15. März und ein internationaler vom 24. Mai.
Eine „30 Seiten lange“ Strafanzeige gegen Fuellmich sei von seinen ehemaligen Kollegen, den Berliner „Hafenanwälten“ um Antonia Fischer, Marcel Templin und Dr. Justus Hoffmann, gestellt worden. Eine Pressemitteilung dazu vom September 2022 kann man hier nachlesen.
Insgesamt geht es um etwa 700.000 Euro Spendengelder, die an den sogenannten Corona-Ausschuss geflossen waren. Im September 2022 erhoben Mitinitiatoren schwere Vorwürfe gegen Fuellmich (wir berichteten hier), die zu seinem Ausschluss führten.
Kurze Zeit später präzisierte das Stiftungs-Mitglied Viviane Fischer die „Ungereimtheiten“, indem sie Fuellmich vorwarf, erhebliche Summen aus dem „Stiftungs“-Vermögen abgezweigt zu haben.
Parallel dazu hatte Reiner Fuellmich schätzungsweise 1,4 Millionen Euro von rund 2000 naiven Corona-Verdrossenen für eine angebliche Sammelklage gegen Christian Drosten und den damaligen RKI-Chef Lothar Wieler einkassiert:
Zur angestrebten Klage kam es jedoch nie. Fuellmich hat das Scheitern nie eingeräumt, sondern behauptete etwa, er wolle bei einem Gericht der Maori klagen. Er hatte aber offenbar keinen Zugriff auf diese Gelder. Die „Hafenanwälte“ verwalten sie und haben auf entsprechende Rückmeldungen Rückerstattungen geleistet,
Fuellmich wurde in Deutschland bereits mehrfach in Abwesenheit wegen Volksverhetzung und Beleidigung verurteilt. Anwältin Schön erklärt hingegen:
Reiner war wirklich von Verrätern umgeben.
Damit bringt sie augenscheinlich die „Querdenker“-Elite gegen sich auf, sogar Stefan Homburg.
Viviane Fischer schreibt derweil bei Telegram, sie hoffe, Fuellmich werde „seine Schuld gegenüber unserer ursprünglichen Ausschuss-Gesellschaft – mit Antonia Fischer und Justus Hoffmann – nun zeitnah begleichen“.
Die Ermittlungen dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiter an.
Zum Weiterlesen:
Spendengelder veruntreut? Corona-Anwalt Reiner Fuellmich in Haft, t-online am 16. Oktober 2023
Untreue? Göttinger Impfgegner Fuellmich in Untersuchungshaft, ndr am 16. Oktober 2023
Geldstrafe für Impfgegner Fuellmich, ndr am 5. Mai 2023
Der britische Guardian und das Schweizer Nachrichtenportal nau berichten über den amerikanischen Verschwörungs-Aussteiger Brent Lee – wohl anlässlich seines Vortrags bei der EU DisinfoLab-Konferenz 2023 vor drei Tagen in Krakau:
Hineingeraten in den Kaninchenbau sei Lee über eine ausgeprägte Politikskepsis und Antikriegshaltung. Die Mitgliedschaften von Ex-US-Präsident George W. Bush und Ex-Außenminister John Kerry in der obskuren Studentenverbindung „Skull and Bones“ brachten ihn zu der Überzeugung, dass viele Politiker „evil“ und in satanische Riten involviert seien.
15 Jahre lang sammelte Brent Lee unentwegt „Beweise“ für eine geheime Herrschaft von „Illuminati overlords“:
„Mir wurde nicht beigebracht, wie man Informationen bewertet oder wie man recherchiert“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass es mir an Intelligenz mangelte, aber ich war sehr naiv, was Politik angeht und wie die Welt funktioniert.“
Offenbar traf auf den 44-Jährigen vieles von dem zu, was Naomi Klein in ihrem Buch „Doppelganger: A Trip Into The Mirror World“ beschreibt. Demnach seien Verschwörungstheorien die Fehlzündung eines gesunden und berechtigten politischen Instinkts: des Misstrauens.
Zu seiner Abkehr von der Szene trugen schließlich haltlose Spekulationen von Verschwörungsideologen über gefakte School Shootings mit angeblichen „crisis actors“ bei sowie infantile Behauptungen, wonach belanglose Stars wie Justin Bieber zu den Illuminaten gehörten.
Auch „Pizzagate“ erschien Lee einfach nur „just stupid“.
Mittlerweile hat der Aussteiger zu „Pizzagate“ einen sechsteiligen Podcast produziert:
Die Gesamtliste seines Podcasts Some Dare Call it Conspiracy gibt’s zum Beispiel bei Amazon Music oder Deezer.
Bisher hatten Lees Versuche, andere zu retten, nur begrenzten Erfolg. Er wurde von seiner ehemaligen Online-Community geächtet.
„Meine erste Absicht war einfach, meine Freunde aus dem Kaninchenbau zurückzuholen – das ging für mich nach hinten los. Sie haben mich komplett abgeschnitten und mich wie einen Paria behandelt.“ Einige behaupten, er sei von „den Eliten“ ausgezahlt worden, aber er ist entschlossen, weiterzumachen.
„Es gibt Freunde und Familienangehörige von Menschen, die davon betroffen sind und mich kontaktieren, um mir zu sagen: ‚Danke, dass du das teilst: Du hast wirklich an all diesen Wahnsinn geglaubt, du warst supertief drin, aber du bist herausgekommen – und das gibt uns Hoffnung.‘“
Zum Weiterlesen:
Brent steigt nach 15 Jahren aus Verschwörer-Szene aus, nau am 4. Oktober 2023
Escape from the rabbit hole: the conspiracy theorist who abandoned his dangerous beliefs, The Guardian am 4. Oktober 2023
Bekenntnisse eines Ex-Verschwörungstheoretikers, materie.at am 24. April 2023
Vom „Aufwachen“ in den Kaninchenbau und zurück: Bekenntnisse eines ehemaligen Verschwörungsideologen, GWUP-Blog am 25. Dezember 2022
Video: Zehn Fragen an einen Ex-Verschwörungsanhänger, GWUP-Blog am 27. März 2022
Der schwierige Umgang mit Verschwörungsgläubigen: Interview mit einem Aussteiger, GWUP-Blog am 24. Dezember 2021
Verschwörungsglaube: Die Metapher vom Kaninchenbau-Syndrom, spektrum am 5. November 2022
Von Pizzagate bis Sandy Hook: Die menschlichen Kosten von Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 19. August 2021
Sandy Hook: Verschwörungstheoretiker laufen mal wieder Amok, GWUP-Blog am 9. Februar 2013
Geistiger Amoklauf der „Truther“, Chemtrails und das Ende von HAARP, GWUP-Blog am 17. Mai 2014
Die Sendung beginnt mit einem Hinweis auf die GWUP, den Themen Freitag, der 13. und Geister sowie einem Appell Beneckes, keine Angst vor vermeintlich „übersinnlichen“ Einflüssen zu haben:
Diese ganzen abergläubischen Sachen sind einfach Quatsch.
Am Ende (ab Minute 27) geht es dann noch einmal kurz um Spukphänomene, Ghosthunting und Wissenschaftsvermittlung.
Zum Weiterlesen:
Die Angst vor Freitag, dem 13. und die Templer von heute, GWUP-Blog am 12. Oktober 2023
Videos: Lydia Benecke und die schwierige Aufklärung über Spuk und Paranormales, GWUP-Blog am 1. November 2022
Schöner Beitrag zum Thema „Nahtod-Erlebnisse“ bei SWR 2:
Es gibt Begegnungen mit verstorbenen oder nicht verstorbenen Menschen, Menschen, die man kennt oder auch nicht kennt, Farbwahrnehmungen und eben auch so ein Glücksgefühl, was in 90 Prozent der Fälle berichtet wird. Und es gibt aber auch so Höllenerfahrungen in zehn Prozent der Fälle,
Fachleute sind uneins, welche Bedeutung Nahtoderlebnisse haben. Manche vermuten, dass es sich um eine Vorahnung auf das Jenseits handelt. Andere gehen davon aus, dass Nahtoderlebnisse Produkte des Gehirns sind – ähnlich vielleicht wie eine Halluzination oder ein Drogenrausch.
… als Aktivitäten des sterbenden Gehirns und nicht als Gelegenheit, dem lieben Gott – so es ihn gibt – in die Karten zu gucken.
Sein Kollege Jens Dreier bringt als Erklärungsmöglichkeit für Nahtod-Erlebnisse „Depolarisationswellen“ ins Spiel:
Ich glaube nicht an eine tiefere Bedeutung des Phänomens. Ich denke, es ist ein Phänomen unseres Gehirns, was auftreten kann, was interessant ist, was auch etwas mit uns macht und berichtenswert ist.
Ich denke, wenn man davon betroffen ist, wird man sich automatisch Gedanken machen, welche Bedeutung hat das vielleicht für mich. Aber ich würde es auch nicht überinterpretieren.
Um „Nahtoderfahrungen“ geht es auch bei einem Studientag am 18. November in Augsburg.
Auf Einladung des Fachbereichs Religions- und Weltanschauungsfragen im Bistum Augsburg referieren von 9.30 bis 15 Uhr Matthias Pöhlmann über
Nahtoderfahrungen und Einsichten ins Jenseits aus esoterischer Sicht/Jenseitsschilderungen von Spiritisten
Technische Hilfsmittel zur Kommunikation mit dem Jenseits?
Die kostenlose Teilnahme ist live vor Ort (Maria-Ward-Gymnasium) oder online möglich. Eine Anmeldung ist erforderlich, telefonisch (0821 – 31 66 66 13) oder per Mail: weltanschauung [at] bistum-augsburg.de.
Verschwörungstheorien liegen in der Luft. Sie dominieren nicht nur Telegram-Kanäle, sondern werden auch im Nationalrat offen angesprochen. Im Gespräch mit Florian Aigner fragt sich Chefredakteur Stefan Schett, wie wir als Gesellschaft, aber auch als Individuum damit umgehen sollen.
Und damit es nicht nur eine Folge wird, in der sich beide einig sind, channelt Stefan seinen inneren Verschwörungstheoretiker – und lässt Aigner auf Fragen antworten, die eher von außerhalb seiner Bubble kommen.
Eine „sehr kurze Einführung“ zum Thema gab’s auch beim re:publica x Reeperbahn Festival in Hamburg:
Referentin ist die Kulturwissenschaftlerin Yul Koh, die ihre Masterarbeit zum Thema
Konspirative Dokumentarfilme. Geschichte und Verbreitung am Beispiel „VaxXed“
geschrieben hat.
Zum Weiterlesen:
Und, was ist deine Lieblings-Verschwörungstheorie? materie.at am 9. Oktober 2023
Bekenntnisse eines Ex-Verschwörungstheoretikers, materie.at am 24. April 2023
Ein Wimmelbild voller Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 19. September 2023
Mit Professorin Ulrike Bingel wagen wir Science Cops in der heutigen Podcast-Folge den Deep Dive: Wie funktioniert der Placeboeffekt? Was kann er, was kann er nicht? Und ist es vielleicht okay, dass sich die Alternativmedizin so stark auf den Placeboeffekt verlässt?
Es sind viele, die daran glauben. Sie liegen leider alle daneben. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den Sternzeichen und der Persönlichkeit, den man wissenschaftlich belegen kann.
Danach geht’s im Never Mind-Podcast von Business Insider noch allgemein um die Faszination von Horoskopen, den Barnum-Effekt etc.
Zum Weiterlesen:
Astrologie: Der Fall Palina Rojinski bei den Science Cops, GWUP-Blog am 1. Mai 2023
„Mein Horoskop stimmt immer!“ – Ja und? (Mit vielen Links zum Thema Wahrsagen/Cold Reading), GWUP-Blog am 4. Mai 2013
Das Landgericht Stuttgart will gegen „Querdenken“-Initiator Michael Ballweg nur wegen Steuerhinterziehung verhandeln. Was die gewichtigeren Vorwürfe angeht – gewerbsmäßig begangener versuchter Betrug in 9450 Fällen und Geldwäsche –, hat die 10. Große Wirtschaftsstrafkammer die Eröffnung eines Hauptverfahrens abgelehnt.
Beobachter sprechen von einer „Riesenüberraschung“ (Stuttgarter Zeitung) und einer „schweren Niederlage“ (Welt) für die Staatsanwaltschaft – die umgehend Beschwerde gegen den Beschluss einlegte.
Ballweg war bereits im April unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, Spendengelder beziehungsweise „Schenkungen“ für private Zwecke verwendet zu haben und die insgesamt 9643 Zuwender darüber getäuscht zu haben, was mit dem Geld passiert.
Allerdings wiesen wir hier im Blog bereits im März darauf hin, dass völlig unklar sei, „wie das Ganze ausgeht“. Denn die entscheidende Frage war:
Hatten die Geber einen bestimmten Zweck im Sinn? Oder war es ihnen egal, wofür Ballweg das Geld ausgibt?
Schon im April verdichteten sich die Hinweise darauf, dass die meisten „Querdenken“-Anhänger Ballweg die Mittel wohl „zur freien Verwendung“ überließen.
Die Staatsanwaltschaft argumentierte trotzdem weiter damit, dass Ballweg Spendengelder auch auf andere Konten von ihm transferiert habe.
Genau das sieht das Landgericht Stuttgart aber nicht als problematisch an.
Welt+ hat heute Auszüge aus dem 56-seitigen Beschluss der Kammer dokumentiert. Darin heißt es:
Die Ermittler hätten verkannt,
… was „Querdenken“ eigentlich sei – nämlich eben keine „Organisation“ im juristischen Sinne mit eigenem Vermögen, sondern eine auf Ballweg ausgerichtete „Protestbewegung“. Dementsprechend habe Ballweg auch keine Pflicht getroffen, „Querdenken“-Gelder von seinem Privatvermögen getrennt zu halten.
Ballweg habe öffentlich auch schon gar nicht behauptet, dass er die Gelder ausschließlich für „Querdenken“-Zwecke einsetzen wolle.
Die Massen-Fragebögen, die die Staatsanwaltschaft verwendet hatte, um herauszufinden, mit welcher Intention die Spender das Geld überwiesen hatten, waren aus Sicht der Richter unbrauchbar, weil die Fragen schon nicht offen genug formuliert waren und die Ermittler auch keine individuellen Nachbefragungen mehr vorgenommen haben.
Im Gegenteil: Aus den Antworten der Schenker ergebe sich, dass viele nach eigener Internetrecherche und aus eigenem Antrieb heraus an Ballweg gespendet hätten – und nicht unbedingt auf einen Aufruf von Ballweg reagiert hätten. Somit könnten sie von ihm schon gar nicht getäuscht worden sein.
Dass die Staatsanwaltschaft einfach annehme, dass die Zahlungen, die sie nicht eindeutig „Querdenken“-Zwecken zuordnen konnte, „privatnütziger Natur“ gewesen sein müssen, halte das Gericht für rechtsstaatlich bedenklich.
Ballwegs Vermögen ist nun wieder entfroren, der Haftbefehl gegen ihn wurde aufgehoben.
Die Staatsanwaltschaft beruft sich in ihrer Beschwerde darauf, dass das Oberlandesgericht Stuttgart bei der Haftprüfung im April „das Fortbestehen eines dringenden Tatverdachts des versuchten Betrugs und der Geldwäsche bejaht“ habe.
Und dieses Oberlandesgericht muss nun über die Beschwerde entscheiden. Ballweg erklärte in einer Pressemitteilung, er habe „jeden Cent, den ich erhalten habe, für die Demokratiebewegung investiert“.
Zum Weiterlesen:
Warum es im Verfahren gegen Michael Ballweg zur überraschenden Wende kam, welt+ am 12. Oktober 2023
Staatsanwaltschaft wirft Michael Ballweg versuchten Betrug in mehr als 9000 Fällen vor, GWUP-Blog am 9. April 2023
Verfassungsbeschwerde gescheitert: Michael Ballweg bleibt in Untersuchungshaft, GWUP-Blog am 11. März 2023