gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

22. Juni 2023
von Bernd Harder
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Skepkon-Video: „Zu viel Wingwave, MBTI und NLP“ an Hochschulen in Deutschland

Das nächste SkepKon-Video ist online:

Zu viel Wingwave, MBTI und NLP – wider evidenzfeindliche Managementpraktiken an Hochschulen

von der Wirtschaftspsychologin Maria-Christina Nimmerfroh.

Ich schildere aus meiner Praxis als Lehrende am Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wie Studierende und damit zukünftige Entscheidungsführungskräfte über die zweifelhaften Techniken aufgeklärt werden und auch in die Lage versetzt werden, in ihrer späteren Berufspraxis sich der Anwendung dieser Methoden zu wehren.

Im Fokus stehen überwiegend sehr populäre Verfahren, bei denen sehr fundierte Aufklärungsarbeit über die mangelnde Evidenzbasiertheit geleistet werden muss.

Zum Weiterlesen:

  • SkepKon und Panda: Ein Video von Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 21. Mai 2023
  • Das war die SkepKon 2023, hpd am 30. Mai 2023

21. Juni 2023
von Bernd Harder
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Weitere Fälle von „Satanic Panic“ an Schweizer Privatklinik

Der zweite Teil des SRF-Podcasts

Satanic Panic – im Teufelskreis

ist heute erschienen.

Diesmal geht es um die Schweizer Privatklinik Meiringen, wo

… deutlich mehr Patientinnen von der Verschwörungserzählung an Berner Psychiatrien betroffen [sind], als bisher bekannt war.

In Auftrag gegeben hat die Untersuchung die bernische Gesundheitsdirektion. Man habe konkrete Hinweise auf die Verbreitung der Verschwörungserzählung an der psychiatrischen Klinik gehabt, heisst es auf Anfrage. „Wir waren also vorgewarnt, aber dennoch etwas überrascht“, sagt Mediensprecher Gundekar Giebel.

Der Kanton Bern habe reagiert: „Wir verlangen von den Kliniken neue Überwachungsprozesse.“ Es gehe darum, sicherzustellen, dass sich die Verschwörungserzählung nicht mehr in Kliniken verbreiten könne, so Giebel weiter.

Zum Weiterlesen:

  • „Satanic Panic – im Teufelskreis“ (Teil 2), srf am 21. Juni 2023
  • „Rituelle Gewalt“: Kliniken therapieren mit Verschwörungstheorie, nau am 18. Mai 2022
  • „Satanic Panic – im Teufelskreis“ (Teil 1), GWUP-Blog am 14. Juni 2023
  • Skeptiker-Interview mit Aileen Oeberst: „Keine überzeugende Evidenz für das Phänomen der verdrängten Erinnerungen“, GWUP-Blog am 20. Juni 2023
  • „Satanic Panic“ Teil 3 im SRF: Leonie und die Folgen einer Verschwörungserzählung, GWUP-Blog am 10. Januar 2023
  • SRF-Doku (Teil 2): „Jetzt reden die Opfer“ von induzierten Erinnerungen an satanistisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 17. Mai 2022
  • Video (Teil 1): Die „Satanic Panic“ hat jetzt die Schweiz erreicht, GWUP-Blog am 15. Dezember 2021
  • Esoterische Parallelwelt, grober Unfug“: Auch eine deutsche Therapeutin ist in die Satanic Panic in der Schweiz involviert, GWUP-Blog am 3. Dezember 2022

20. Juni 2023
von Bernd Harder
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Skeptiker-Interview mit Aileen Oeberst: „Keine überzeugende Evidenz für das Phänomen der verdrängten Erinnerungen“

Je mehr die Satanic Panic-Szene und selbstdefinierte „Betroffene“ unter Druck geraten, desto stärker leugnen sie wissenschaftliche Erkenntnisse zu Themen wie Falscherinnerungen und „Mind Control“.

Für den neuen Skeptiker (2/2023) sprachen wir mit der Psychologin Prof. Aileen Oeberst über den aktuellen Forschungsstand.

Einige Auszüge:

GWUP: Im April ist eine Replikation des berühmten „Lost in the mall“-Experiments von Elizabeth Loftus erschienen. Die neue Studie vermeidet die methodischen Schwächen der Arbeit aus dem Jahr 1995, etwa die geringe Probandenzahl und das Fehlen von klaren Definitionen, kommt aber dennoch zum gleichen Ergebnis: Mehr als ein Drittel der Versuchspersonen entwickelte vollständig oder teilweise falsche Erinnerungen an das Zielereignis.

Gerade in jüngster Zeit unternahmen Verfechter der Rituelle Gewalt-Mind Control-Theorie einige Versuche, Loftus‘ Studie „The formation of false memories“ für „widerlegt“ zu erklären, weil eine Publikation von 2019 „Fehler in der Originalstudie“ aufgedeckt hätte.

Aileen Oeberst: Ich habe nie so ganz verstanden, warum sich die Kritiker des Konzepts der falschen Erinnerungen praktisch ausschließlich auf Loftus & Pickrell stürzen. Diese Studie hatte ihre Schwächen, einige haben Sie ja genannt, aber sie begründet mitnichten die gesamte Evidenz dieses Forschungsgebiets.

In der Folge gab es eine Vielzahl weiterer Arbeiten, mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen, die ebenfalls erfolgreich darin waren, falsche Erinnerungen an bestimmte Ereignisse zu implantieren. Eine neuere Megaanalyse von acht Studien zeigt, dass dies bei etwa dreißig Prozent der Probanden funktioniert.

Ich sehe sehr robuste empirische Belege dafür, dass sich falsche Erinnerungen sogar in kurzer Zeit erzeugen lassen – und nicht erst im Verlauf von 83 Therapiestunden, wie kürzlich im Spiegel zu lesen war […]

Bei den Anhängern der Rituelle Gewalt-Mind Control-Theorie ist vor allem die Idee der Verdrängung von Erinnerungen, insbesondere an traumatische Erlebnisse, sehr populär. Sogar in der Publikation „Organisierte und rituelle Gewalt in Deutschland“, an der unter anderem der renommierte Psychiater Peer Briken beteiligt war, heißt es, dass „oft eine lange Zeit von durchschnittlich 28,5 Jahren verging“, bis den befragten Personen „die erlebte Gewalt bewusst wurde“.

In dieser Veröffentlichung von 2018 steht auch, dass die organisierten und/oder rituellen Gewalterfahrungen der Studienteilnehmer bereits im frühen Kindesalter begonnen hätten, mit einem durchschnittlichen Alter von drei Jahren. Als Median ist der Wert 2 angegeben, das bedeutet konkret, dass die Hälfte der Stichprobe, die diese Frage beantwortet hat, unter zwei Jahre alt war, als der Missbrauch begonnen hat.

Dazu muss man ganz klar sagen: Das kann keine eigene Erinnerung sein. Dieser Behauptung steht die sogenannte infantile Amnesie gegenüber, also das Phänomen der fehlenden Erinnerung an unsere ersten Lebensjahre, weil die Strukturen unseres autobiographischen Gedächtnisses, wie auch die Sprache und das Selbst als Voraussetzungen, zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ausreichend entwickelt sind.

Gehen wir mal weg vom Durchschnitt und nehmen an, dass es auch Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer gab, die den Missbrauch in einem höheren Alter verorten. Wie glaubhaft ist das, dass nach fast drei Jahrzehnten verdrängte traumatische Erlebnisse wiedererinnert werden?

An diesem Punkt hat die Studie einen weiteren Mangel. Es handelt sich um einen anonymen Online-Fragebogen, mit dem die Angaben von 165 selbstdefinierten Betroffenen erfasst wurden. Das traumatische Erlebnis wurde also nicht objektiv sichergestellt. Das ist aber eines von drei grundlegenden Kriterien, die Studien zu verdrängten Erinnerungen erfüllen müssen.

Zum einen muss sichergestellt sein, dass das traumatische Erlebnis wirklich stattgefunden hat. Bereits das ist in vielen Studien, zum Beispiel bei der genannten, nicht gewährleistet. Zum anderen muss die betroffene Person sich tatsächlich nicht an das Ereignis erinnern können, selbst wenn sie es wollte. Und drittens müssten die wiedererlangten Erinnerungen eine korrekte Repräsentation des stattgefundenen Ereignisses darstellen.

Diese notwendigen Voraussetzungen erfüllt derzeit keine einzige Studie zum Thema. Dementsprechend gibt es keine überzeugende Evidenz für das Phänomen der verdrängten Erinnerungen.

So schnell geben sich die Anhänger dieses Konstrukts nicht geschlagen. Manche argumentieren nicht mit „normalen Gedächtnisfehlern oder Schwierigkeiten beim Zugriff auf eine Erinnerung“, sondern mit dissoziativen Amnesien im Rahmen einer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS), was wiederum eine anerkannte Traumafolgestörung ist.

Auch dann sind die gleichen Forderungen an aussagekräftige Studien zu stellen.

Ich bin keine Expertin für die Krankheitsbilder der Dissoziativen Identitätsstörung, aber selbst wenn das traumatische Erlebnis nur von einem Persönlichkeitsanteil erinnert werden könnte und der Gesamtperson nicht zur Verfügung stünde, selbst wenn es dissoziative Erinnerungsbarrieren gäbe, auch in diesem Fall müsste es doch möglich sein, Belege dafür zu erbringen, dass die zutage geförderten Erinnerungen korrekt sind – also mit einem tatsächlichen Ereignis übereinstimmen.

Solche Studien gibt es aber ebenfalls nicht.

Noch eine derartige Behauptung: So etwas wie „traumatischer Stress“ würde dafür sorgen, dass schlimme Erinnerungen an rituellen Missbrauch erst gar nicht im episodischen Gedächtnis landen.

Dass Stress sich auch nachteilig auf das Gedächtnis auswirken kann, ist belegt. Aber dabei geht es keinesfalls darum, ein komplettes Ereignis – wie etwa sexuellen Missbrauch – nicht abzuspeichern. Das mag bei Details von Erlebnissen der Fall sein.

Aber dass Stress – ohne Ohnmacht oder dergleichen – ein Erlebnis vollständig aus dem Gedächtnis tilgt, ist gedächtnispsychologisch nicht belegt. Umgekehrt fanden Studien bei Menschen mit nachgewiesenen traumatischen Erlebnissen, wie etwa Holocaust-Überlebende, Soldatinnen und Soldaten in Kriegseinsätzen oder Verbrechensopfer, keinerlei Hinweise auf ein komplettes Verdrängen oder Nichterinnern-Können.

Im Gegenteil, diese Betroffenen leider darunter, nicht vergessen zu können, die Bilder nicht aus dem Kopf zu kriegen. Also Ereignisse, von denen man erwarten könnte, dass sie verdrängt werden, werden nicht verdrängt […]

Anhänger der Rituelle Gewalt-Mind Control-Theorie neigen allerdings dazu, jedwede wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Falscherinnerungen als „Täterschutz“ und Forscher als Akteure einer wie auch immer gedachten „False-Memory-Bewegung“ zu verunglimpfen.

Hierzulande existiert ein Verein namens False Memory Deutschland. Ich habe dort neulich auch einen Vortrag gehalten, aber es gibt keine Auftragsforschung oder ähnliches für diese Organisation. Das ist eine Anlaufstelle für Menschen, die in irgendeiner Weise mit falschen Erinnerungen konfrontiert werden, sei es als Selbstbetroffene, Angehörige oder Beschuldigte.

Der Vereinszweck ist Beratung – und zwar auf Basis der Forschung zu falschen Erinnerungen. Die Forschung selbst auf diesem Gebiet ist davon völlig unabhängig.

Das vollständige Interview gibt’s im Skeptiker, der hier bestellt werden kann.

Zum Weiterlesen:

  • Und ewig gähnt der Zuschauer: Kla.tv und die „Kannibalen-Orgie“ der Skeptiker, GWUP-Blog am 17. Juni 2023
  • Kortizes-Vortragsvideo: „Falsche Erinnerungen und ihre Folgen“ mit Aileen Oeberst, GWUP-Blog am 12. Mai 2023
  • Replicating a classic false memory study: Lost in the mall again, skeptic.org am 10. Mai 2023
  • Rituelle Gewalt-Mind Control: Eine Verschwörungsideologie bedroht wissenschaftlich fundierte Standards, GWUP-Blog am 30. Mai 2023

19. Juni 2023
von Bernd Harder
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„Wie schreibt man ein Buch?“ heute beim WTF-Talk

Heute Abend (19. Juni) geht es im WTF-Talk ums Bücherschreiben:

Science-PR, Sachbücher und Pop-Wissenschaften

Mit dabei sind Stephanie Dreyfürst und Florian Aigner.

Los geht’s um 20 Uhr. Infos dazu gibt es wie immer bei den Zeugen Kühlwaldis.

Zum Weiterlesen:

  • Quantenphysik: Florian Aigner bei „SWR1 Leute“, GWUP-Blog am 15. Juni 2023

18. Juni 2023
von Bernd Harder
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Verpackte Emotionen: Rache-Storys als Urban Legends

In der SWR2-Matinee ging es heute um das Thema „Geschieht Dir Recht – Rache“.

Dazu gehört auch der Beitrag

Immer eine gute Geschichte – Racheaktionen

zum Thema „Urban Legends“ (zirka sechs Minuten) mit kurzen Statements von mir.

Der Ferrari der von der betrogenen Ehefrau für 1€ auf Ebay verkauft wird, das Sofa, auf dem Kresse gesät wird: Regelmäßig geistern solche Rachegeschichten durchs Netz. Und auch wenn vermutlich die Hälfte davon erfunden ist, wir lieben sie! Aber warum?

Hier geht’s zum Podcast.

Zum Weiterlesen:

  • Warum halten sich Urban Legends so hartnäckig? jetzt am 4. August 2016
  • Wie urbane Legenden entstehen, Weser-Kurier am 4. November 2012
  • „Das Lexikon der Großstadtmythen“, orf am 8. April 2017

18. Juni 2023
von Bernd Harder
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Heavy Metals: „Schwermetalle“ bei Dr. Janos Hegedüs

Bevor es in den nächsten Folgen um „Ausleiten“, Chelattherapie etc. geht, erklärt Janos Hegedüs in seinem neuen Video erst mal,

… was genau Schwermetalle sind, wo ihr ihnen im Alltag begegnet und warum sie potenziell gefährlich für eure Gesundheit sein können.

Dieses Video ist der perfekte – und auch notwendige – Einstieg in das Thema und legt das Fundament für das, was in den nächsten Videos noch kommen wird.

Macht euch bereit, denn bald werden wir uns mit alternativmedizinischen Methoden zur Schwermetallausleitung beschäftigen und warum diese sinnlos sind und sogar gefährlich sein können.

Zum Weiterlesen:

  • SkepKon-Video: Janos Hegedüs und sein Youtube-Kanal, GWUP-Blog am 15. Juni 2023
  • Arne Burkhardts Erbe – kritisch hinterfragt von Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 8. Juni 2023

17. Juni 2023
von Bernd Harder
23 Kommentare

Und ewig gähnt der Zuschauer: Kla.tv und die „Kannibalen-Orgie“ der Skeptiker

Respekt – die OCG hat nur drei ganze Monate gebraucht, um die Luftnummer aus den „Panorama Nachrichten“ vom März über den SRF-Reporter Robin Rehmann, Francis Dollarhyde, Lydia Benecke und mich zu einem Beitrag für Klagemauer-TV zu verhackstücken:

So lange dauerte es, bis die Saseksche Fundi-Truppe ein paar Bildchen abgefilmt hat, darunter auch eines von meiner Facebook-Seite.

Wer genau da im Hintergrund zu sehen ist, wissen die Weltherrschaftsträumer von der OCG immer noch nicht – und selbst zum Skandalisieren sind sie zu beschränkt. Was hätte etwa ein Bild-Lohnschreiber in diesen Zeiten aus einem Rammstein-Cover an der Wand gemacht?

Stattdessen faselt kla.tv irgendwas von einer „Kannibalen-Orgie“.

Wie lahm ist das denn?

Update vom 17. Juni:

Gruß an kla.tv von der EI-Tagung in der Oberpfalz:

Passte perfekt zu unserem „Satanic Panic“-Vortrag heute Morgen und war ein großer Lacher.

Zum Weiterlesen:

  • „Kannibalische Orgien“: Die sensationellen Enthüllungen der Satanic-Panic-Anhänger über uns Aufklärer, GWUP-Blog am 25. April 2023
  • Die „Satanic Panic“ ist auch in religiösen Kreisen angekommen, GWUP-Blog am 14. Juni 2023
  • Satanic Panic: „Systematische Fehlinformationen“ von hochoffizieller Stelle verhindern die kritische Aufarbeitung, GWUP-Blog am 9. Juni 2023
  • „Keine Evidenz“: Der Spiegel widerlegt die Narrative der Verschwörungstheorie vom satanistisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 10. März 2023
  • Nicht wiedergutzumachender Schaden: Unser Gespräch mit dem Opfer einer „Satanic Panic“-Fehlbehandlung aus der aktuellen Spiegel-Story, GWUP-Blog am 12. März 2023
  • „Satanistisch-ritueller“ Missbrauch: Die Beweisfrage wird einfach weggelächelt, GWUP-Blog am 14. April 2023
  • Die Verschwörungswelten des Sasekismus: Infobroschüre über OCG und kla.TV, GWUP-Blog am 5. Mai 2023
  • Skepkon-Video: Der Mythos vom satanisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 13. Juni 2018

16. Juni 2023
von Bernd Harder
9 Kommentare

Therapiefreiheit ist kein Freibrief für Betrug: Haftstrafen im Ingolstädter Heilpraktiker-Prozess

Im Heilpraktiker-Prozess von Ingolstadt ist heute das Urteil gefallen:

Die Heilpraktikerin und der Ingolstädter Unternehmer sind beide für schuldig befunden worden. Das Gericht ordnet drei Jahre Haft für die Schrobenhausenerin und insgesamt gut sechs Jahre für den Unternehmer an.

Den deutlichen Unterschied in den Strafmaßen begründete der Vorsitzende damit, dass der Unternehmer als „Initiator des betrügerischen Geschäfts“ die Heilpraktikerin „in seine Vertriebsstruktur eingebunden“ habe.

Zur Erinnerung:

2019 berichtete Stern-TV über eine Krebspatientin, die sich von der besagten Heilpraktikerin in Schrobenhausen (Bayern) ein „Wundermittel“ aus Wasser, Zucker, Aminosäuren und Proteinen namens BG-Mun für 5900 Euro pro Packung aufschwatzen ließ und dafür ihre Chemotherapie abbrach.

Die Patientin starb im Juli 2019 mit 52 Jahren.

Nach der Ausstrahlung des Fernsehbeitrags verhängte das Landratsamt ein Berufsverbot gegen die Heilpraktikerin und die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Seit dem 18. Juni 2021 standen die Heilpraktikerin und der Hersteller beziehungsweise Vertreiber von „BG-Mun“ wegen gewerbsmäßigen Betrugs (in 17 bzw. 18 Fällen) und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz vor Gericht.

Wie der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl betonte, haben die Patienten bis zu rund 6000 Euro für das Mittel gezahlt. Es sei den Patienten vorgegaukelt geworden, dass mit dem Präparat binnen kurzer Zeit Krebs geheilt werden könne und es sich um ein richtiges Arzneimittel handele. Tatsächlich war das Mittel nicht als solches zugelassen. Die Versprechungen seien „falsch beziehungsweise frei erfunden“ gewesen, betonte der Richter.

Therapiefreiheit sei kein Freibrief für Betrug.

Nach der Urteilsverkündung im „bisher längsten Prozess in der Geschichte des Landgerichts Ingolstadt“ (Kliegl) ließ die Verteidigung offen, ob die Beklagten in Revision gehen.

Zum Weiterlesen:

  • Haftstrafen in Prozess zu wirkungslosem Krebsmittel, stern.de am 16. Juni 2023
  • Wirkungslose Krebsmittel verkauft: Haft für Heilpraktikerin aus Schrobenhausen, Augsburger Allgemeine am 16. Juni 2023
  • Haftstrafen im Heilpraktiker-Prozess: So urteilte das Landgericht Ingolstadt, donaukurier am 16. Juni 2023
  • Ende einer „Posse“: Der Heilpraktiker-Prozess von Ingolstadt vor dem Urteil, GWUP-Blog am 2. April 2023
  • Video: Stern-TV mit der Chronik eines Heilpraktiker-Skandals, GWUP-Blog am 27. Juni 2021
  • Nach „stern TV“: Landratsamt entzieht BG-Mun-Heilpraktikerin die Zulassung, GWUP-Blog am 9. Oktober 2019
  • Stern-TV-Video: Tödliche Abzocke bei der Heilpraktikerin mit einem Krebs-„Wundermittel“, GWUP-Blog am 29. September 2019

15. Juni 2023
von Bernd Harder
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SkepKon-Video: Janos Hegedüs und sein Youtube-Kanal

Der Skeptical-Vortrag von Janos Hegedüs zu seinem Youtube-Kanal Dr. Hegedüs ist jetzt online:

Patienten informieren und ihre Gesundheitskompetenz stärken: Das war das Anliegen von Dr. Janos Hegedüs, als er 2017 seinen Youtube-Kanal konzipierte. Sechs Jahre später ist Dr. Hegedüs – evidenzbasierte Medizin eine engagierte Bastion gegen Pseudomedizin, Quacksalberei und unhaltbare Heilsversprechen.

Wie es dazu kam und was für die Zukunft geplant ist, erklärte der Facharzt für Innere Medizin beim Skeptical in Frankfurt. Sein Fazit: „Es ist frustrierend und anstrengend, aber es lohnt sich.“

Die Skeptiker-Ausgabe (1/2022) mit unserem Interview mit Janos Hegedüs kann man hier bestellen.

Zum Weiterlesen:

  • SkepKon und Panda: Ein Video von Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 21. Mai 2023
  • Das war die SkepKon 2023, hpd am 30. Mai 2023
  • Arne Burkhardts Erbe – kritisch hinterfragt von Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 8. Juni 2023
  • Interview mit Dr. Janos Hegedüs: „Der Unwissenschaftlichkeit etwas entgegensetzen“, GWUP-Blog am 5. April 2022

15. Juni 2023
von Bernd Harder
1 Kommentar

Quantenphysik: Florian Aigner bei „SWR1 Leute“

Heute morgen war Florian Aigner zu Gast bei SWR1 Leute:

Ganz einfach erklärt Physiker Florian Aigner die Quantentheorie, die Welt der kleinsten Teilchen, und „Warum wir nicht durch Wände gehen, unsere Teilchen aber schon“.

Hier geht’s zum Podcast.

Zum Weiterlesen:

  • Neues Buch von Florian Aigner: Ein Reiseführer durch die Welt der Quanten, GWUP-Blog am 19. April 2023
  • Das große Missverständnis der Quanten-Esoterik, futurezone am 29. April 2023
  • „Warum wir nicht durch Wände gehen“: Interview mit Florian Aigner, GWUP-News am 22. April 2023