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Unbelegt und unplausibel: Beim Thema Kinderosteopathie braucht niemand „leuchtende Augen“ zu bekommen

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Mit leuchtenden Augen lernen, was Osteopathie bedeutet.

Das sollen schon kleine Kinder, jedenfalls nach dem Willen des VOD (Verband der Osteopathen Deutschland). Die Lobbyorganisation hat ein Pixi-Büchlein mit dem Titel

Mias Besuch bei der Osteopathin

unterstützt, das bereits den Jüngsten nahebringen soll, „wie wertvoll osteopathische Behandlungen sein können“, erklärt dazu die VOD-Vorsitzende Marina Fuhrmann.

Die Herausgabe dieser 24-seitigen Geschichte verdeutliche das Bestreben des VOD, „das Bewusstsein für Osteopathie in der breiten Bevölkerung zu fördern und bereits junge Menschen für komplementäre ganzheitliche Behandlungen zu sensibilisieren“.

Im aktuellen Skeptiker (3/2024) versuchen wir die breite Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, dass

… die osteopathischen Grundannahmen wissenschaftlich unbelegt und größtenteils unplausibel sind,

schreibt der Kinder- und Jugendmediziner Dr. Pierre Teichmann.

Nach der Homöopathie sei Osteopathie in Deutschland die zweithäufigste von Eltern für ihre Kinder in Anspruch genommene komplementärmedizinische Methode. Dabei sind weder Nutzen noch Notwendigkeit der Kinderosteopathie belegt.

Dass eine Vielzahl von Erkrankungen ausschließlich durch oberflächliche Berührung (Palpation) ertastet und geheilt werden könne, widerspreche dem heutigen Wissen von Krankheitsentstehung. Zudem sei die Validität der Palpation gering: Verschiedene Osteopathen erheben völlig verschiedene Befunde.

Osteopathen argumentierten mit weit hergeholten Ursache-Folge-Erklärungen, bei denen spekulative Aussagen aneinandergereiht werden. Die Binsenweisheit, dass im Körper alles mit allem irgendwie in Verbindung steht, werde zur Ganzheitlichkeit hochstilisiert, um beliebige Zusammenhänge herzustellen.

Eine Stellungnahme „Osteopathie bei Kindern“ der gemeinsamen Therapiekommission der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) ist schon 2015 erschienen.

Eine Linkliste („Zum Weiterlesen“) zum Thema Kinderosteopathie gibt’s hier im Blog. Den Skeptiker mit Teichmanns Artikel „Wie der Ast gebogen wird, so wächst der Baum“ kann man hier bestellen.

Zum Weiterlesen:

  • Konzepte der Kinderosteopathie, Skeptiker 3/2024
  • Blockade weg, Kind gesund? Osteopathie in der „Zeit“, GWUP-Blog am 27. November 2023

3 Kommentare

  1. Macht es Sinn, wegen dieses Pixi-Buchs den Verlag anzuschreiben und Kritik vorzubringen?

  2. @Christine:

    Ich denke nicht, das scheint eine Auftragspublikation des VOD zu sein.

  3. Ich habe gerade gelesen, wie der VOD sein Werk kommentiert hat. Das Buch soll gerade Eltern hilfreich sein, „die ihren Kindern eine sanfte Alternative in der Gesundheitsfürsorge aufzeigen möchten.“

    Ob das heißen soll, die Kinder mögen einsehen, dass man mit Schmerzen besser Alternativen testet anstatt zum Arzt zu gehen?

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