gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

15. Dezember 2022
von Bernd Harder
9 Kommentare

Die Mistel – Weihnachtsdeko oder Krebsmedikament?

In seiner Welt+-Kolumne schreibt Prof. Edzard Ernst über „die Mistel als Krebsmedikament“.

Kurze Zusammenfassung:

  • Nach Rudolf Steiners Intuition muss die Mistel ein wirksames Medikament gegen Krebs sein.

Seine intuitive Annahme beruhte angeblich darauf, dass die Mistel von ihrem Wirtsbaum so lange schmarotzt, bis dieser schließlich zugrunde geht – genau wie ein Krebsgeschwür, das sich so lange von einem Menschen ernährt, bis dieser stirbt.

  • Der Glaube an die Krebs heilende Wirkung der Mistel ist weitverbreitet, und die Mistel ist heute in Deutschland zu der mit Abstand populärsten alternativen Krebstherapie herangewachsen.

Das stimmt jedoch ganz und gar nicht mit dem überein, was meine Forschung auf diesem Gebiet erbracht hat. Keine der methodisch besseren Studien zeigte eine Wirksamkeit von Mistelpräparaten in Bezug auf Lebensqualität, Überleben oder andere Variablen auf.

  • Seither sind mehrere ähnliche Analysen publiziert worden, zum Beispiel hier und hier.

Im Hinblick auf die Lebensqualität oder die Verringerung behandlungsbedingter Nebenwirkungen gibt es nach gründlicher Durchsicht der Literatur keinen Grund, Krebspatienten Mistelpräparate zu verschreiben. Das gleiche gilt für die Überlebenszeit.

Ein herkömmlicher Wirksamkeitsnachweis müsse indes auch gar nicht erbracht werden, da das Arzneimittelgesetz im Rahmen des Binnenkonsens der Homöopathie, anthroposophischen Medizin und Phytotherapie besondere Privilegien einräumt.

  • Fazit:

Aufgrund der Datenlage empfehle ich, die Mistel als Weihnachtsdekoration zu verwenden.

Auch im Münsteraner Memorandum Anthroposophische Medizin heißt es:

Internationale Datenbanken weisen […] 3647 Publikationen auf. Die Arbeitsgruppe hielt lediglich 29 Studien formal für bewertungsfähig.

Danach fand sich keine einzige Indikation, die ein Verschreiben von Mistelpräparaten bei Krebserkrankungen rechtfertigen würde, weder für den Endpunkt Überleben noch den Endpunkt Lebensqualität.

Zum Weiterlesen:

  • Was hinter der Mistel als Krebsmedikament steckt, Welt+ am 15. Dezember 2022
  • Die Mistel und der Masterplan der anthroposophischen Medizin, GWUP-Blog am 3. Dezember 2019

15. Dezember 2022
von Bernd Harder
Keine Kommentare

„Am Rande – Wo Wissenschaft auf Pseudowissenschaft trifft“

Zunächst einmal nur der Hinweis – eine Rezension wird es demnächst im Skeptiker geben:

Am Rande – Wo Wissenschaft auf Pseudowissenschaft trifft

von dem amerikanischen Historiker Michael Dan Gordin.

Der Deutschlandfunk schreibt dazu:

Egal, ob Astrologie, Spiritismus, Eugenik, Ufologie oder Flache-Erde-Theorien: Pseudowissenschaften sind so faszinierend wie unheimlich, weil sie in abseitige Denksysteme führen und die etablierten Wissenschaften herausfordern.

Manche werden von abstrusen, aber weitgehend harmlosen „Mad Scientists“ betrieben, andere wiederum sind im Bund mit höchst gefährlichen Verschwörungstheorien.

Aber was genau macht eine Pseudowissenschaft aus, wie lässt sie sich von echter Wissenschaft unterscheiden, und können wir aus dem geschichtlichen Prozess ihres Entstehens etwas lernen?

Diese Fragen stellt Michael D. Gordin, der an der Princeton University lehrt und sich quer durch die Wissenschaftsgeschichte mit abtrünnigen Lehren, politischer Instrumentalisierung und vermeintlichen Rebellen beschäftigt.

Sein 150 Seiten schmales Buch „Am Rande. Wo Wissenschaft auf Pseudowissenschaft trifft“ bietet eine Art Stichwortverzeichnis der Pseudowissenschaften, denn es fasst die Merkmale der jeweiligen Doktrin knapp und präzise zusammen.

Die Originalausgabe „On the Fringe: Where Science Meets Pseudoscience“ ist im vergangenen Jahr bei Oxford University Press erschienen.

Zum Weiterlesen:

  • Wie Pseudowissenschaften entstehen, Deutschlandfunk am 15. Dezember 2022
  • Michael D. Gordin: Am Rande – Wo Wissenschaft auf Pseudowissenschaft trifft. Wallstein-Verlag 2022, 156 Seiten, 24 €

15. Dezember 2022
von Bernd Harder
19 Kommentare

„Mir wird wirklich schlecht, wenn ich das sehe“: Janos Hegedüs über „Died Suddenly“

Dr. Janos Hegedüs nimmt sich „Died suddenly“ vor:

Fazit:

Mir wird wirklich schlecht, wenn ich das sehe. Ich habe nicht für möglich gehalten, dass Impfgegner, Querdenker und Coronaleugner jeweils so tief sinken werden. Ich habe nicht gedacht, dass die Dummheit der Menschen tatsächlich endlos ist. Dieser Film hat mich eines Besseren belehrt.

Ob es ein Trost ist, dass in den USA mittlerweile sogar die „Spinner“ selbst sich über dieses Machwerk streiten, wie David Gorsky berichtet?

Vermutlich nicht.

Ist es ein Trost, dass kurz nach dem Jahreswechsel ein skeptischer Gegenfilm Premiere feiert, mitproduziert von Neil deGrasse Tyson?

Wir werden sehen.

Vorerst kann man wohl nur mit Faktenchecks dagegenhalten, wie etwa Mimikama:

„Died Suddenly“ reiht sich ein in eine wachsende Liste so genannter „Dokumentarfilme“, die irreführende und verzerrte Ansichten über die Covid-19-Pandemie verbreiten. Zu dieser Gruppe gehören bereits Filme, die falsche Nachrichten verbreiten, wie „Hold Up“ und „Plandemic“, die in den letzten Monaten und Jahren im Internet kursierten.

Der Dokumentarfilm des Stew Peters Network vermischt korrekte Informationen, manipulierte Interpretationen von Daten und populäre Verschwörungstheorien, um ein verzerrtes Bild von Covid-19-Impfstoffen zu vermitteln, das nicht durch wissenschaftliche Beweise gestützt wird.

Hüten Sie sich davor, und wenn Sie die Dokumentation online sehen, helfen Sie uns bitte, die Desinformation einzudämmen und sie nicht zu verbreiten.

Zum Weiterlesen:

  • „Died Suddenly“: Body-Horror und Verschwörungstheorien als Impf-Dokumentation verkleidet, GWUP-Blog am 1. Dezember 2022
  • „Died suddenly“ – Plötzlich verstorben. Ein internationaler Faktencheck, mimikama am 7. Dezember 2022
  • Bill Gates hat nicht gesagt: „Impfen ist die beste Art der Bevölkerungsreduktion“, correctiv am 18. Mai 2018
  • „Died Suddenly“ bei Psiram
  • Crank fight! “Reasonable” cranks vs Died Suddenly, Respectful Insolence am 7. Dezember 2022

15. Dezember 2022
von Bernd Harder
14 Kommentare

Prognosen 2022: Die Queen ist tot, die Hellseher hatten recht

Schon zwei Jahre alt – aber die Ergebnisse dürften zeitlos sein:

Wir machen den Wahrsager-Test! Welche Vorhersagen werden wahr?

Die konkreten Aussagen waren fast alle falsch. Die allgemeinen Floskeln sind teilweise eingetroffen.

Aber Moment mal:

Die kanadische Hellseherin Nikki Pezaro („Psychic to the Stars“) hatte doch im Dezember 2021 völlig unzweideutig den Tod von Königin Elisabeth am 8. September 2022 vorausgesagt:

Nun ja – wenn man großzügig darüber hinwegsieht, dass „Psychic Nikki“ für 2022 sage und schreibe 1064 „World Precitions“ auf ihrer Webseite auflistet. Plus viele Hundert „Star Predictions“, „Wild International Weather Predictions“, „The U.K. Royals“ sowie „Death and Health Watch“.

Darin findet sich so ziemlich alles, was auch nur im Entferntesten hätte passieren können. Und selbst in diesem unüberschaubaren Wust von allen möglichen „Vorhersagen“ widerspricht Pezaro sich noch selbst beziehungsweise hält sich alle Optionen offen:

Also auch einen simplen Sturz der betagten Queen hätte die aufmerksamkeitsbewusste Kanadierin als zutreffende Prophezeiung ausgegeben.

Deshalb ist es völlig korrekt, dass unser Prognosenchecker Michael Kunkel vom Wahrsagerchecks Blog keinen der angeblichen „Treffer“ Pezaros anerkennt – auch nicht diesen:

Wer wirklich in die Zukunft blicken könnte, hätte nicht auch noch einen Krieg zwischen Taiwan und China, Putins Rückzug aus der Politik oder den Tod des nordkoreanischen Diktators Kim-Jong Un vorhergesagt,

erklärt Kunkel zu seinem Prognosenrückblick auf das zu Ende gehende Jahr.

Aber hallo – was ist damit:

Nichts.

Auch Welt-Online mied im Januar eine Festlegung und widmete diesen Nostradamus-Vers sowohl „Diktator Kim Jong-un“, der „bei einem Unfall sterben soll“, als auch „der britischen Königin Elizabeth II., die am 21. April ihren 96. Geburtstag feiern wird“, als auch „US-Präsident Joe Biden, der 2022 80 Jahre alt wird“.

Dass dann tatsächlich die älteste dieser drei Personen von hinnen ging – ebenfalls kein Ausweis hellseherischer Gaben. Zumal

… der Tod der englischen Königin und damit verbundene „Veränderungen“ in der britischen
Monarchie seit vielen Jahren zu den Standardprognosen verschiedener Hellseher und Wahrsager gehören,

schreibt Kunkel.

Kurz gesagt:

Die alljährliche Auswertung esoterischer Zukunftsprognosen durch die GWUP lieferte auch für 2022 wenig Greifbares, manche Absurdität und, wie üblich, keine wirklich überraschenden Treffer […] Der Ukrainekrieg scheint hierzulande nicht in den Sternen gestanden zu haben – der Astrologe Wulfing von Rohr hatte in seiner Jahresvorschau einen Krieg „mit bzw. gegen Russland“ definitiv ausgeschlossen.

Das deckt sich praktisch eins zu eins mit den Ergebnissen des „Great Australian Psychic Prediction Project“ (GAPPP), einer Analyse von 3800 paranormalen Vorhersagen, die mehr als 200 Hellseher, Wahrsager und Astrologen über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten abgegeben haben:

Fun Fact am Rande:

Unter den 25 festgenommenen „Reichsbürgern“ und Umstürzlern der vergangenen Woche ist auch eine Astrologin aus dem Landkreis Bergstraße, die als „Fachfrau für Spirituelles“ galt und „Ministerin für Transkommunikation“ hätte werden sollen.

Sogar ihre E-Mails verschickte sie als „astrohilde“,

berichtet Die Zeit.

Der ebenfalls festgenommenen Richterin Birgit Malsack-Winkemann soll sie die Karten gelegt haben:

Für jede wichtige Entscheidung habe Malsack-Winkemann zuvor „Seherin“ Hilde gefragt, heißt es in ihrem Umfeld.

Auf ihrer Homepage verblüfft die 68-Jährige mit der Ansage, dass sie „allgemeine Prognosen zur politischen und Weltsituation nicht öffentlich [macht], da diese Zeit zu heikel ist und derjenige, der seine Meinung kundtut, in Gefahr ist“.

Aha – Astro-Prognosen sind also bloß eine „Meinung“.

Dann lässt sie sich aber doch noch zum „rückläufigen Merkur“ aus, und zwar:

Man muss das richtige zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort tun, dann kann nichts schiefgehen.

Auch das kann wohl zwischenzeitlich als widerlegt gelten.

Zum Weiterlesen:

  • Prognosencheck 2022: Riesenkaninchen statt Krieg, GWUP-News am 15. Dezember 2022
  • The Great Australian Psychic Prediction Project: Pondering the Published Predictions of Prominent Psychics, Skeptical Inquirer Volume 46, No. 2, March/April 2022
  • Prognosen: Wenn Astrologen gar nichts mehr einfällt, kommt eben die Zombie-Apokalypse, GWUP-Blog am 15. Dezember 2021
  • Sind Hellseher sympathisch? GWUP-Blog am 30. September 2012
  • Sind Hellseher seriös? GWUP-Blog am 1. Oktober 2012
  • Sind Hellseher anerkannt? GWUP-Blog am 2. Oktober 2012
  • Sind Hellseher Schwindler? GWUP-Blog am 2. Dezember 2012
  • „Mein Horoskop stimmt immer!“ – Ja und? (Mit vielen Links zum Thema Wahrsagen/Cold Reading), GWUP-Blog am 4. Mai 2013
  • Die „Hellseherin“ Maria Duval und eine der größten Betrugsmaschen der Geschichte, GWUP-Blog am 5. August 2018
  • Besuch bei der Wahrsagerin: „Verwirrende Wortfluten“ und gute Küchenpsychologie, GWUP-Blog am 3. Januar 2019
  • Nostradamus und die Queen, GWUP-Blog am 10. September 2022
  • Nostradamus und seine Schreckensprophezeiungen für das Jahr 2022, GWUP-Blog am 15. Januar 2022

14. Dezember 2022
von Bernd Harder
6 Kommentare

Video: „Heilsames Wasser – Information, Energie, Schwingung: Kann das sein?“

Ein relativ neuer Youtube-Kanal heißt „Gesundheit und Wissenschaft“.

Das aktuelle Video dreht sich um

Heilsames Wasser – Information, Energie, Schwingung: Kann das sein?

Vielen ist klar: Wasser hat ein Gedächtnis.

Es kann Energie, Schwingungen, Informationen oder Gefühle aufnehmen und beeinflusst uns damit. Homöopathie, Anthroposophie, Schüssler Salze, Bachblüten, Heilsteine fürs Wasser, Grander-Belebung: Alles basiert auf diesen obskuren Eigenschaften des Wassers.

Doch was soll denn da schwingen? Wie könnte Wasser sowas speichern? Diese Fragen werden höchstens mit weiteren Worthülsen „erklärt“. Am Ende hat die Wissenschaft einfach noch nicht gefunden, wovon so viele schon wissen.

Doch wird die Wissenschaft es jemals herausfinden können? Oder ist das vielleicht jetzt schon auszuschließen?

Die Erklärungen sind solide und anschaulich – visuell und tontechnisch ist noch Luft nach oben.

Weitere Themen des Channels sind zum Beispiel Anthroposophie, Bach-Blüten oder Schüßler-Salze.

Zum Weiterlesen:

  • Was sagt die Physik zur Homöopathie? (Und warum hat sie etwas dazu zu sagen?), INH am 21. März 2016
  • Ist Dynamisierung/Potenzierung etwas anderes als Verdünnung? INH am 11. März 2016
  • Homöopathie arbeitet mit feinstofflicher Schwingung / Energie / Information, INH am 28. März 2019
  • Nichts bewirkt nichts, INH am 10. September 2020
  • „Drehscheibe“ über Gemeinden, die sich Granderwasser aufschwatzen lassen, GWUP-Blog am 8. November 2022
  • Die „Science Cops“ über Grander und belebtes Wasser, GWUP-Blog am 17. Februar 2022

14. Dezember 2022
von Bernd Harder
4 Kommentare

„Walulis“ versucht, eine Verschwörungstheorie zu verbreiten – verbreitet aber nur überflüssiges Geblödel

Mal wieder eine Walulis-Folge, die interessant klingt – aber weit hinter dem zurückbleibt, was man hätte daraus machen können.

In der Reihe „Wie schwer kann’s schon sein?“ geht es diesmal darum,

… eine Verschwörungstheorie zu verbreiten.

Dafür macht zunächst eine Mitarbeiterin auf „Speakers Corner“ und plärrt auf offener Straße Leute an:

Fast niemand hört ihr zu – wer hätte das gedacht?

Klar ist das visuell nett anzusehen. Aber von „alternativen Nachrichten-Webseiten, Blogs, Foren und sozialen Netzwerken“ hat die Walulis-Redaktion noch nie etwas gehört?

Zweiter Versuch: dem Kopp-Verlag ein Fake-Manuskript anzudrehen.

Dem angeblichen Buchprojekt liegt folgendes Sujet zugrunde:

Corona wird als Vorwand genutzt, um andere Dinge zu vertuschen. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind eine Marionette der Eliten. Sie dienen nur einem Ziel: den Great Reset voranzutreiben.

Äh – what?

Noch einmal: Das Thema des Beitrags heißt „So einfach ist es, eine Verschwörungstheorie zu verbreiten“.

Die Verschwörungstheorie, die sich Walulis da „ausgedacht“ hat, kursiert aber bereits seit fast drei Jahren in allen einschlägigen Kanälen. Was soll da noch „verbreitet“ werden?

Etwas Neues zu kreieren, dazu ist eine hochbezahlte ÖRR-Redaktion nicht in der Lage?

Natürlich verstehen wir das Dilemma der Verantwortlichen, das gleich zu Beginn erklärt wird:

Am Ende glaubt das jemand, irgendwelche Schwurbler, die das dann replizieren, und dann kriegt man das nicht mehr aus dem Internet raus.

Das ist richtig, und deshalb raten auch so ziemlich alle, die etwas von dem Thema verstehen, davon ab, Verschwörungstheorien zu erfinden – auch nicht zu pädagogischen Zwecken, auch nicht in der Schule oder sonstwo.

Insofern mag der Weg über den Kopp-Verlag Sinn machen – aber wozu dann die komplett überflüssige erste Hälfte der Sendung?

Statt dessen zu verfolgen, wie die Angstmacher aus Rottenburg auf einen völlig faktenfreien Buchvorschlag reagieren, ist an sich ja nicht uninteressant.

Aber was macht Walulis daraus? Genau nichts.

Der 18-minütige Beitrag endet damit:

Und was soll das? Das ist ein Formbrief mit Standardphrasen. Wo genau hat Walulis jetzt ganz „einfach“ eine Verschwörungstheorie verbreitet?

Nirgendwo. Der Erkenntnisgewinn dieses Geblödels geht mal wieder gegen null.

Zum Weiterlesen:

  • Achtung, Verschwörung, hpd am 14. Dezember 2022
  • Die Wahrheit hinter den Verschwörungstheorien, philomag am 9. Dezember 2022
  • „Epistemische Laster“ machen anfällig für den Glauben an Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 18. Juli 2021
  • Eine Verschwörungstheorie Marke Eigenbau, BR 2 am 8. Oktober 2017
  • Himmelstrompeten und Ufo- Wolken: „Apokalypse-Sound“ war von ProSieben inszeniert, GWUP-Blog am 23. Mai 2016
  • So diskutierte das Netz über unsere erfundene Verschwörung, Galileo am 23. Mai 2016
  • Eine ehemalige Verschwörungsgläubige erzählt, GWUP-Blog am 28. September 2020
  • Der Great Reset und seine Gläubigen, Belltower News am 28. Oktober 2021
  • Walulis über „The Great Reset“, GWUP-Blog am 20. August 2021

14. Dezember 2022
von Bernd Harder
3 Kommentare

„Darum hatten manche noch kein COVID-19“ mit Martin Moder

Neues Video von GECKO Lab mit Dr. Martin Moder (zirka vier Minuten):

Während sich manche schon zum zweiten oder vielleicht sogar dritten Mal das Coronavirus eingefangen haben, gibt es auch Leute, die COVID-19 bisher noch gar nicht hatten.

Was ist an letzteren so besonders? Haben sie einfach Glück oder eine spezielle Genetik?

Zum Weiterlesen:

  • Video: „Manipuliert SARS-CoV-2 unser Verhalten?“ mit Martin Moder, GWUP-Blog am 7. Dezember 2022
  • Systematic review of the association between ABO blood type and COVID-19 incidence and mortality, medRxiv am 23. April 2021
  • Masken gegen Corona: Wirkt der Mund-Nasen-Schutz? medizin-transparent am 5. Dezember 2022

14. Dezember 2022
von Bernd Harder
Keine Kommentare

„Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien“ jetzt als preiswerte bpb-Sonderausgabe

Das Buch

Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien

des renommierten britischen Historikers Richard J. Evans gibt es jetzt als preisgünstige Sonderausgabe der bpb für 4,50 €:

Kein bedeutendes historisches Ereignis geschehe zufällig, so die Annahme vieler Verschwörungstheoretiker. Für sie ist die Frage zentral, wer vom Lauf der Geschichte profitiert. Im Kontext des Nationalsozialismus existieren wirkmächtige Verschwörungstheorien, die bisweilen noch heute in revisionistischen Kreisen weiterleben.

Der britische Historiker Richard J. Evans geht fünf dieser einflussreichen Erzählungen auf den Grund: der antisemitischen Hetzschrift der Protokolle der Weisen von Zion, der Dolchstoßlegende, den Verschwörungstheorien um den Reichstagsbrand, dem Rätsel um den Flug des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß nach Schottland 1941 sowie dem Gerücht, Hitler sei 1945 aus dem Bunker geflohen und in Argentinien untergetaucht.

Die Originalausgabe erschien vor einem Jahr bei DVA und kostet 26 €.

Hier geht’s zur Bestellseite.

Zum Weiterlesen:

  • Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 10. Oktober 2021

13. Dezember 2022
von Bernd Harder
1 Kommentar

Heute im #ferngespräch: „Defend Democracy“

Heute im #ferngespräch:

Mit dabei sind Ella Bauer und Dirk van den Boom.

Los geht’s um 20 Uhr.

Übrigens ist das Ferngespräch am vergangenen Samstag in Wien mit dem dem „European Of The Year Award“ von Europe United ausgezeichnet worden.

Ein Video von der Preisverleihung gibt’s hier, ebenso vom anschließenden Live-Ferngespräch zum Thema „Menschenrechte“:

Ein kurzer TV-Beitrag von Wien24 findet sich hier.

Einen bebilderten Jahresrückblick auf das #ferngespräch hat Pixelfee erstellt.

Zum Weiterlesen:

  • Ein „giftiges Gebräu“: Das Problem mit den Putschfantasien der Reichsbürger, GWUP-Blog am 13. Dezember 2022
  • Was „Reichsbürger“ und „Letzte Generation“ unterscheidet – und was nicht, spiegel.de am 12. Dezember 2022
  • Yascha Mounk: Der Zerfall der Demokratie. Droemer 2018, 368 Seiten, 19,99 €
  • Roger de Weck: Die Kraft der Demokratie. Suhrkamp 2020, 326 Seiten, 24 €

13. Dezember 2022
von Bernd Harder
16 Kommentare

Ein „giftiges Gebräu“: Das Problem mit den Putschfantasien der Reichsbürger

Interessanter Presseclub am vergangenen Sonntag im Ersten:

Natürlich, betonte Holger Stark von der Zeit, liege die Gefahr der „Reichsbürger“-Umsturzphantasien „nicht so sehr darin, dass da morgen ein Staatsstreich geschehen, der Reichstag gestürmt worden wäre und wir dann die Abschaffung der Demokratie erlebt hätten“.

„Wirklich beunruhigend“ sei aber (wie Stark auch schon bei Zeit-Online ausführte), dass

… die Grenzen zwischen Teilen des Bürgertums und aggressivem Rechtsextremismus so verwischt [sind], dass etwas möglich geworden ist, was noch vor ein paar Jahren unmöglich erschien.

Am rechten Rand ist ein übel riechendes, giftiges Gebräu entstanden, das sich aus den Milieus der Querdenker, aus Esoterikern und Anhängern großer Verschwörungen speist, die daran glauben, dass das jüdische Finanzkapital im Hintergrund die Strippen zieht. Schließlich die AfD, die mittlerweile ein nahezu lupenreiner Radikalenverein geworden ist.

Die Milieus haben sich überlagert und gegenseitig verstärkt. Die Bereitschaft zum Zündeln hat einen wild gewordenen Teil des Bürgertums erreicht. Der militante Rechtsextremismus trägt heute nicht mehr nur Springerstiefel, sondern auch Wildlederslipper und Seidenschal.

Die einende Idee, so Stark weiter, die diese verschiedenen Milieus verbindet, sei der Widerstandsgedanke:

Wenn es doch stimmt, dass die Regierungen korrupt, illegitim und ferngesteuert sind, dann ist Widerstand keine Straftat mehr, sondern moralische Pflicht. Einer muss es halt machen. Notfalls der Prinz.

Eben jener Heinrich XIII. Prinz Reuß aus Frankfurt, um den es auch in der aktuellen Spiegel-Titelgeschichte (50/2022) geht.

Die neunseitige Strecke besteht aus Kommentar, Interview und der Titelgeschichte

Die Putschfantasien der „Reichsbürger“-Truppe

Auch das Spiegel-Team fokussiert darauf, dass „überraschend viele aus der vermeintlich besseren Gesellschaft“ sich zur Operation Staatsstreich zusammengefunden hätten:

Mehrere ehemalige Mitglieder des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr gehören dazu, ein aktiver Elitesoldat, ein Polizist, der vom Dienst suspendiert worden ist, eine Richterin, die vier Jahre lang für die AfD im Bundestag gesessen hat; ein Pilot, ein promovierter Rechtsanwalt, ein Spitzenkoch, ein Tenorsänger, ein Unternehmer, eine Ärztin.

Der vielleicht entscheidende Satz in dem Artikel:

Die Aktion, so hofften einige der Verschwörer nach Einschätzung der Fahnder, sollte zu Unruhen im ganzen Land führen und schließlich zum Putsch.

Das entspricht im Grunde der Vorgehensweise der Roten Armee Fraktion in den 1970ern, die den Staat zu Überreaktionen provozieren und so als demokratisch getarnte Farce eines faschistischen Regimes demaskieren wollte.

Allerdings gibt es einen großen Unterschied:

Die RAF ist gescheitert. Sie hat das Volk nicht erreicht. Aber hier gibt‘s Leute, die fangen an, das Volk zu erreichen. Und das macht mir Sorgen,

sagte der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum am Sonntag bei Anne Will.

Der Journalist Florian Flade ergänzte:

Die RAF hat nicht ihr sozialistisches Utopia bekommen und der NSU nicht sein Viertes Reich. Gemordet haben sie trotzdem.

In ihrem Kommentar zur Titelstory im Spiegel warnt die Politikredakteurin Ann-Katrin Müller denn auch vor einer Verharmlosung querdenkender Verschwörungsideologen als wirre Spinner.

Neben einer strikten Abgrenzung aller Demokraten von der AfD und Maßnahmen gegen den Hass im Internet spricht sich Müller für mehr Prävention aus, etwa in Form eines Demokratiefördergesetzes, das seit langem in der Luft hängt.

In diesem Zusammenhang weist der Tagesspiegel darauf hin, dass die Szene rechtsradikaler Machthaber und -anwärterinnen „vor der stabilen Kulisse eines Rückzugs der liberalen Demokratie“ agiere, denn nur wenige Gesellschaften stellten sich gegen den Trend: „Einen Trend, der die Welt seit der Jahrtausendwende beherrscht.“

Dass die Demokratie „extrem unter Druck steht“, erklärt auch die Sozialpsychologin Pia Lamberty im Spiegel-Interview am Ende der Titel-Strecke:

Sie wird von Rechtsextremisten und Desinformationskampagnen attackiert, vom In- und vom Ausland.

Zudem spricht Lamberty die Verharmlosung an:

Diese ganze „Reichsbürger“-Ideologie wurde ja lange belächelt. Aber die Idee dahinter ist extrem gefährlich: dass abgrundtief böse Mächte einen Geheimplan hätten und man die Welt davon befreien müsse.

Aus den USA gibt es zudem Daten, die belegen, dass die Radikalisierung über die QAnon-Ideologie deutlich schneller vonstattengeht als bei anderen Ideologien. Bei manchem Straftäter dort sprechen wir von wenigen Wochen.

Diese Menschen befinden sich kontinuierlich in einem apokalyptischen Status. Jedes Flugzeug ist für sie eine Gefahr, weil über sogenannte Chemtrails angeblich Menschen vergiftet würden. Sie fühlen sich als seltene Auserwählte, die in der Lage sind, diese Gefahr zu sehen.

Die logische Folge in dieser Sicht ist: Man muss das Ganze überwinden, dafür ist Gewalt ein legitimes Mittel. Sie sehen sich im Kampf gegen das absolut Böse.

Dazu passt, was Welt+ über die Radikalisierung von zwei der festgenommenen „Reichsbürger“ aus dem sächsischen Ort Olbernhau schreibt.

Obwohl „bei W. jeder wusste, dass er ein scharfer Hund und gegen die Zustände ist“, obwohl er „Übung im Schießen und Zugang zu Waffen“ hatte, obwohl er „immer wieder mit seltsamen Äußerungen aufgefallen ist“ und man ihn „für einen Verschwörungstheoretiker halten kann“, waren am Ende alle „überrascht“ und niemand „hätte damit gerechnet“.

Genau das muss aufhören.

Zum Weiterlesen:

  • „Reichsbürger“: Ermittler finden Goldbarren, Satelliten-Telefone und „Verschwiegenheitserklärungen“, rnd am 12. Dezember 2022
  • „Reichsbürger“ hatten wohl viele Mitwisser, zdf.de am 12. Dezember 2022
  • „Die Gefahr ist, dass die Mitte infiziert wird“, warnt Gerhart Baum, welt.de am 12. Dezember 2022
  • „Reichsbürger“: Verrückt, Zeit-Online am 9. Dezember 2022
  • Kein Spaß: Umsturzphantasien von „Reichsbürgern“ und Verschwörungsideologen, GWUP-Blog am 7. Dezember 2022
  • Gesetz der 3,5 Prozent: Wie wenige Aktivisten Regierungen in die Knie zwingen können, stern.de am 14. Dezember 2020