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„Zeigt uns einfach das Ufo!“ Interview mit Christian Schiffer zu seinem Buch „Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen“

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Ufos als Titelthema bei Bild der Wissenschaft – wann hat es das zuletzt gegeben?

Klar kann man die Frage „Was wäre, wenn …?“ stellen, etwa in einem Gespräch mit dem deutschen Rechtswissenschaftler Michael Bohlander von der Universität Durham, der das juristische Lehrbuch „Contact with Extraterrestrial Intelligence and Human Law“ herausgebracht hat.

Offenbar sucht BdW einen halbwegs seriösen Dreh, um beim aktuellen Ufo-Boom mitzumischen.

Trotzdem ist es keineswegs sicher, dass wir „2024 endlich die ganze Wahrheit über Ufos erfahren“, wie Bild in altbewährter Manier blurbt – allen „Whistleblowern“ à la David Grusch zum Trotz:

Man möchte David Grusch und allen anderen Whistleblowern und Gewährsleuten zurufen: Spart euch das ganze Getue – zeigt uns einfach das Ufo!

erklärt der BR-Journalist Christian Schiffer gegenüber dem Skeptiker.

Zusammen mit seinem Kollegen Christian Alt hat Schiffer das Buch

Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen

geschrieben.

Zu Gruschs Auftritt bei einem Ufo-Hearing im Juli 2023 in Washington, vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses, sagt Schiffer:

Ich sehe eine erhebliche Fallhöhe zwischen dem offiziösen Anstrich dieser Veranstaltung, Gruschs Vereidigung, dem Medienrummel und dem, was er eigentlich ausgesagt hat.

Letztendlich hatte er keinerlei Belege, er selbst hat weder Raumschiffe noch Aliens gesehen, sondern nur mit Leuten gesprochen, die das behaupten. Und so ist es mit den angeblich spektakulären Enthüllungen immer schon gewesen.

Für ihr Buch besuchten die Autoren auch den Computerspielentwickler und Skeptiker Mick West:

Schiffers Eindruck:

Das war superspannend. Von gläubigen Ufologen wird Mick West gerne als Game Developer abqualifiziert, der sich anmaßt, die Sichtungen von Top-Zeugen wie Air-Force-Piloten infrage zu stellen.

Bei mir ist es genau umgekehrt. Da ich mich sehr für Videospiele interessiere, weiß ich, dass Computerspielprogrammierer sich hervorragend mit sämtlichen Aspekten der visuellen Wahrnehmung auskennen. Deshalb überrascht mich überhaupt nicht, dass West zum wichtigsten Ufo-Aufklärer in den USA geworden ist.

Er spielte uns zum Beispiel ein Video vor, bei dem sich das Ufo als Papiertüte entpuppt, wenn man die Aufnahme nur etwas länger laufen lässt, als sie im Netz kursiert. Ich war aber durchaus nicht enttäuscht, sondern eigentlich noch faszinierter, weil das zeigt, wie leicht wir uns täuschen lassen.

Auch Piloten bilden da keine Ausnahme.

Zum Schluss gab Mick uns noch einen Tipp mit, wie man eine Ufo-Sichtung so filmt oder fotografiert, dass etwas Brauchbares dabei herauskommt.

Die meisten Menschen machen, wenn sie ein seltsames bewegliches Licht am Nachthimmel sehen, den Fehler, den optischen Zoom ihrer Handykamera zu aktivieren, um das Objekt nah heranzuholen. Um aber beurteilen zu können, was da los ist, benötigt man Kontext – also die Lichtquellen, Sterne, Wolken, Gebäude drumherum.

Deshalb sollte man immer einen möglichst großen Bildausschnitt wählen.

Auch beim Urgestein Erich von Däniken wurden die beiden vorstellig. Frage an Christian Schiffer: Glaubt der Mann das wirklich alles selbst, was er schreibt?

Davon bin ich absolut überzeugt. Es gibt ja so Fälle von Verschwörungsunternehmern, wo man kaum dahinter schaut, inwieweit das Geschäft oder echte Denkart ist. Bei Erich von Däniken ist aus meiner Sicht eindeutig, dass er jeden Anflug von kognitiver Dissonanz vermeidet und alles ausblendet, was nicht zu seiner festen Anschauung passt.

Das vollständige Interview mit Christian Schiffer gibt’s im nächsten Skeptiker (1/2024), der Mitte dieses Monats erscheint.

Zum Weiterlesen:

  • Christian Alt/Christian Schiffer: Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen – Was der neue Ufo-Hype über uns Menschen verrät. Goldmann 2023, 240 Seiten, 18 €
  • Ufos – zwischen Gedankenspielen und Verschwörungstheorien, spektrum am 27. Februar 2024
  • Ein Gespräch über mehr als Ufos, die-zukunft am 8. Oktober 2023
  • Hoaxilla #326: „Ist die Wahrheit irgendwo da draußen?“ vom 28. Oktober 2023
  • Besuch aus dem All, wissenschaft.de am 23. Februar 2024
  • Die neuen Ufo-Influencer, Skeptiker 3/2023
  • Alien-Mumien, UAPs und die NASA: der neue Ufo-Hype, GWUP-Blog am 17. September 2023
  • Wieder ein Ufo-Whistleblower, Raumschiffe und tote Aliens, GWUP-Blog am 5. Juli 2023
  • „Ufos – die Fakten“ im ZDF, GWUP-Blog am 12. April 2022
  • Das UFO/UAP-Thema im EU-Parlament, ufo-info am 29. Februar 2024
  • Neues Buch von Metabunk- Betreiber Mick West: „How to Debunk Conspiracy Theories“, GWUP-Blog am 26. März 2019

2 Kommentare

  1. Das Titelbild des Buchs „Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen“ erinnert mich sehr an eine Mischung aus sowietischem Propagandaplakat und einem stilisierten Titelbild eines alten Perry Rhodan Heftchens.

    Die Frage nach schlagenden Beweisen für Besuche von intelligenten Aliens erinnerte mich zudem an eine Szene einer alten 1990er Talkshow, wo es damals schon um Ufos ging. Da hatte einer der Gäste, welcher skeptisch war, zum Beweis ein erlegtes Alien gefordert.

    Ich glaube, die Aliens haben diese Talkshow gesehen und sich gedacht. „Ach pfeiff drauf, den Planeten besuchen wir lieber doch nie wieder“ ;-) .

    Apropos Perry Rhodan und Erich von Däniken.

    Da Erich von Däniken mit den beiden Gründerautoren der Heftromanserie, Karl „Handgranate“ Herbert Scheer und Walter Ernsting (Künstlername Clark Darlton) befreundet war, wird kolportiert, dass von Däniken einige seiner Alienideen von den Perry Rhodan Autoren hatte, namentlich die Atlantis-Geschichten mit Außerirdischen, die die mythische untergegangene Insel kolonisiert haben sollen.

    In der Perry Rhodan Science-Fiction Serienhandlung waren es die fiktiven Arkoniden unter der Figur Atlan da Gonozal.

  2. Die US-Regierung soll im Geheimen seit Jahrzehnten Ufos besitzen und erforschen. Das behauptete ein ehemals hochrangiger US-Militär- und Geheimdienstmitarbeiter im vergangenen Sommer. Unter Eid berichtete er im US-Kongress von einem Bergungsprogramm für Ufos.

    Nun hat das US-Verteidigungsministerium einen Bericht veröffentlicht, für den alle behördlichen Untersuchungen zu unbekannten Objekten, die seit 1945 im US-Luftraum gesichtet wurden, analysiert wurden.

    Das Ergebnis: Es gibt keine Beweise für außerirdisches Leben.

    »Alle Untersuchungen auf allen Geheimhaltungsebenen ergaben, dass es sich bei den meisten Sichtungen um gewöhnliche Objekte und Phänomene handelte«, sagte Generalmajor Pat Ryder vor Reportern.

    https://www.spiegel.de/ausland/ufos-pentagon-veroeffentlicht-umfassende-studie-zu-ufo-sichtungen-seit-1945-a-5eeb67d1-f640-46f8-8310-0d9ccd0ee807

    Die Bericht verwundert nicht. Aber ebenso wenig werden die Ufo-Gläubigen von ihren Vorstellungen und Behauptungen abweichen sondern weiterhin eine wie auch immer geartete Regierngsverschwörung herbeiphantasieren

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