gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

12. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Die Angst vor Freitag, dem 13. und die Templer von heute

Freitag, der 13. ist tatsächlich so ein Thema, bei dem sich der Forschungsstand kontinuierlich erweitert.

Die Erkenntnis, dass Freitag, der 13. keineswegs ein uralter Aberglaube ist, der etwas mit den 13 Personen beim Letzten Abendmahl zu tun hat, sondern erst in den 1950ern populär wurde (Skeptiker 1/2002), war ein erster Gedankenumschwung.

2015 konnten wir dann die Kreation dieses „Unglückstages“ ziemlich exakt auf das Jahr 1907 eingrenzen.

Damit war auch die beliebte These hinfällig, die angebliche Auflösung des Templerordens am 13. Oktober 1307 markiere die Herkunft von Freitag, dem 13. Darauf hatte der Volkskundler Dr. Stephan Bachter schon 2007 im Skeptiker-Interview hingewiesen:

Zunächst einmal ist es richtig, dass am Freitag, dem 13. Oktober 1307, mit Verhaftungen und Konfiskationen gegen den Templerorden vorgegangen wurde. Die offizielle Auflösung aber, hier konsultieren wir einmal Wikipedia und die Schulausgabe des Ploetz, fand während des Konzils von Vienne durch Papst Clemens am 22. März 1312 statt. Es war ein Mittwoch.

Ebenso hartnäckig hält sich der Glaube an eine „abergläubische Angst vor der Zahl Dreizehn“, auch Triskaidekaphobie genannt.

Dem widersprechen in diesem Jahr sowohl Dr. Christina Jochim, stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV), bei geo.de:

Im internationalen Klassifikationssystem sei das jedoch keine anerkannte psychische Erkrankung. „Das gibt es so nicht.“

Als auch der Psychologe Dr. Lukasz Stasielowicz von der Universität Osnabrück bei web.de:

Wir haben in der Psychologie zwei Klassifikationssysteme, das ICD-System der Weltgesundheitsorganisation WHO und das DSM-System der American Psychiatric Association. Und wenn man sich diese Bücher anschaut, in denen wirklich viele Störungen aufgezählt werden, dann stellt man fest: Es gibt dort keine Phobie, die so heißt.

Natürlich könnte es vorkommen, dass Menschen wirklich starke Angst empfinden und zum Beispiel am Freitag, dem 13., das Haus nicht verlassen oder für diesen Tag keine Termine machen wollen. Das könnte dann aber eher ein Hinweis darauf sein, dass es vielleicht andere psychische Störungen gibt.

Es wäre zum Beispiel möglich, dass der Betroffene bestimmte Zwangsstörungen hat, die sich auch durch Furcht und Vermeidungsstrategien im Zusammenhang mit diesem Tag zeigen.

Apropos Templer:

Der geistliche Orden Soberana del Temple de Cristo („Souveräner Christustemplerorden“) in Spanien hat eine Klage gegen Papst Franziskus eingereicht, in der die Rehabilitierung des 1312 von Papst Clemens V. aufgelösten Templerordens gefordert wird.

Wie die spanische Nachrichtenagentur Europa Press berichtet, will die selbsternannte Nachfolgeorganisation der Templer auch eine finanzielle Entschädigung erstreiten. Allerdings hat der Souveräne Orden des Tempels von Christus das schon dreimal versucht – bislang erfolglos.

Auch in Deutschland gibt es einen „modernen Templerorden“, der sich Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani (OSMTH) nennt und nach eigenen Angaben für „christliche Werte, Menschlichkeit und Nächstenliebe“ eintritt.

Die Ordensoberen betonen allerdings, dass der Papst auf sie „zählen kann“.

Und nicht „zahlen“.

Zum Weiterlesen:

  • Freitag, der 13. und die Auflösung des Templerordens, Skeptiker 3-4/2007
  • Wie alt ist „Freitag, der 13.“? Ein Beitrag zur Forschung, GWUP-Blog am 13. November 2015
  • Geboren am Freitag, den 13. – und für immer verdammt? geo am 12. Oktober 2023
  • Kann die Angst vor Freitag, dem 13. krankhaft sein? web.de am 12. Oktober 2023
  • Templer verklagen Papst und fordern Rehabilitierung des Ordens, katholisch.de am 12. Oktober 2023
  • Los templarios demandan al Papa y le exigen la rehabilitación de la orden, suspendida en el año 1312, europapress am 11. Oktober 2023

11. Oktober 2023
von Bernd Harder
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In Memoriam: Dr. Rainer Wolf

Bei unserem allerersten „Skeptical“ 2004 in der Würzburger Residenz war er natürlich gesetzt – als Forscher am Zoologischen Institut der Universität Würzburg und Gastgeber der GWUP-Konferenz.

An diesem Donnerstagnachmittag vor 19 Jahren präsentierte Dr. Rainer Wolf seinen berühmten Wahrnehmungsvortrag „Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung“.

Und ehrlich gesagt habe ich bis heute nicht verstanden, welcher Grieche sich jetzt in welches Schwein verwandelt hat oder auch nicht und wieso – obwohl das Ganze später dann auch in seiner Artikelserie „Wahrnehmung und Wahrnehmungstäuschung“ in der Naturwissenschaftlichen Rundschau (2013) beschrieben wurde:

„Auf falsch gestellte Fragen gibt es keine richtige Antwort“ – mehr gab es dazu anscheinend nicht zu sagen. Und vielleicht wäre ich jedem anderen zumindest leicht gram gewesen, mich derart im Unklaren zu belassen.

Aber nicht Rainer Wolf, den man stets und immer nur so erlebte wie auf dem linken Foto:

Da musste schon die „Thatcher-Illusion“ herhalten, um dem Biologen, Wahrnehmungsforscher und Hobbyzauberer mal einen unfreundlichen Gesichtsausdruck anzuhängen – natürlicherweise kam das nie vor.

Neben seiner beeindruckenden fachlichen Expertise war das auch der Grund, weshalb Wolf von Beginn an die Psi-Tests leitete (zusammen mit Dr. Martin Mahner). Selbst ausgesprochene GWUP-Kritiker, wie etwa der Psychologe und Test-Beobachter Suitbert Ertel, zollten ihm in dieser Funktion Respekt:

In der Tat war Wolf nichts weniger angelegen, als Teilnehmer vorzuführen, im Gegenteil:

Weil es phantastisch interessant wäre, für die Wissenschaft sehr interessant, wenn man so etwas nachweisen würde. Ich würde, selbst in meinem fortgeschrittenen Alter, noch versuchen, mein Forschungsgebiet zu wechseln, denn es wäre ganz spannend, dann auch herauszufinden, wie das Ganze funktioniert,

sagte er in einer SWR-Doku.

Und dem Tagesspiegel erklärte er:

Bei exotischen Behauptungen ist es wichtig, dass man keine Vorurteile hat. In der Geschichte der Wissenschaften kam es ja schon oft vor, dass neue Ideen nicht ernst genommen wurden. Als Alfred Wegener 1912 seine Theorie von der Kontinentalplattenverschiebung vorstellte, wurde er ausgelacht. Erst nach Wegeners Tod kam man drauf, dass sich die Erdplatten nachweislich zwischen zwei und sechs Zentimetern pro Jahr bewegen. Man sollte also auch „Spinner“ im Prinzip erstmal ernst nehmen.

Dr. Rainer Wolf starb am vergangenen Sonntag im Alter von 82 Jahren.

Ein (kurzer, unvollständiger) Abriss seiner Aktivitäten im Umfeld der GWUP findet sich hier. Ein ausführlicher Nachruf folgt im nächsten Skeptiker.

„Trauerkleidung ist nicht notwendig“: Besser kann man Rainer Wolfs Lebenseinstellung nicht zum Ausdruck bringen.

Zum Weiterlesen:

  • Interview mit Rainer Wolf: „Niemand hat ein Recht auf eigene Fakten“, tagesspiegel am 1. April 2018
  • Rainer Wolf/Jürgen Windeler: Erfolge der Homöopathie – nur ein Placebo-Effekt?
  • Vollblut-Wissenschaftler und überzeugter Skeptiker: Rainer Wolf ist gestorben, Mainpost am 28. Oktober 2023

11. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Jetzt als Sammelband: Die sieben Memoranden des Münsteraner Kreises

Die Memoranden des Münsteraner Kreises gibt es nun auch in gedruckter Form:

Der Sammelband im jmb-Verlag enthält:

  1. Memorandum: Zu einer Neuordnung des Heilpraktikerwesens (2017)
  2. Memorandum: Zur Abschaffung der Zusatzbezeichnung Homöopathie (2018)
  3. Memorandum: Zur wissenschaftsorientierten Medizin im Spiegel der Covid-19-Pandemie (2022)
  4. Memorandum: Integrative Medizin (2022)
  5. Memorandum: Anthroposophische Medizin (2022)
  6. Memorandum: Zur Verkürzung des „Evidenz“-Begriffs bei der Beurteilung (pseudo)medizinischer Behandlungen (2023)
  7. Memorandum: Homöopathie in der Apotheke (2023)
  8. Zusatz: Homöopathie – 10 Sprachverwirrungen (2021)

Die Publikation kostet 20 € und kann hier bestellt werden.

Zum Weiterlesen:

  • Münsteraner Memorandum Homöopathie in der Apotheke, GWUP-Blog am 24. Februar 2023

10. Oktober 2023
von Bernd Harder
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„Wissenschaftskommunikation 2.0“: Video mit Nikil Mukerji von der SkepKon 2023 in Frankfurt

Der SkepKon-Vortrag

Wissenschaftskommunikation 2.0

von Dr. Nikil Mukerji ist jetzt online:

Als Skeptiker sehen wir, dass alte, bereits tot geglaubte Glaubenssysteme eine Renaissance erleben und neue Varianten entstehen. Zudem wandeln sich die gesellschaftlichen Bedingungen und die Kommunikation wird immer digitaler und schneller.

Wie sollten wir als Skeptiker darauf reagieren? Und wie sollten wir unsere Arbeitsweise anpassen, um unter diesen Umständen unsere gesellschaftliche Relevanz auch in Zukunft zu wahren?

Nikil Mukerji beantwortet diese Fragen mit der Vision einer Wissenschaftskommunikation, die bewährte Formen skeptischen Engagements durch neue Formen ergänzt, um die GWUP inklusiver, partizipativer und digitaler zu machen.

Zum Weiterlesen:

  • Das war die SkepKon 2023, hpd am 30. Mai 2023
  • „Open Stage“ bei der SkepKon 2024 in Augsburg: Skeptische Musiker, Poeten, Rapper, Zauberer und mehr gesucht, GWUP-Blog am 9. September 2023
  • SkepKon 2024 in Augsburg: Call for Papers, GWUP-Blog am 7. Oktober 2023
  • Von kritischem Denken: Nikil Mukerji in der BR-„Nachtlinie“, GWUP-Blog am 5. März 2023

9. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Bhakdi: Janos Hegedüs über die „Querdenker-Renaissance eines Auslaufmodells“

Bevor es mit dem zweiten Teil des Blutdruck-Videos weitergeht, legt Janos Hegedüs einen Zwischenstopp bei einem alten Bekannten ein:

Sucharit Bhakdi: Die Querdenker-Renaissance eines Auslaufmodells

Derzeit kursieren verschiedene Interview-Videos zu Bhakdis neuem Buch „Der Weg der Wahrheit“, das die Querdenker-Ikone „von seiner ganz persönlichen Seite im Gespräch“ zeigen will.

Kurioserweise ist als Autor des Buches „Sucharit Bhakdi“ angegeben – anscheinend handelt es sich eher um Selbstgespräche.

Überschrift des letzten Kapitels:

Rückkehr aus dem Pensionärs-Dasein für die Menschheit

Das sagt allen Ernstes jemand von sich selbst, der „in wissenschaftlichen Kreisen zur Witzfigur geworden ist“, wie Hegedüs erklärt:

Bhakdi ist zurück! Er war zwar nie wirklich weg, aber in seinem neuesten Video „Der Weg der Wahrheit“ zeigt er ein ganz neues Gesicht. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Pandemie oder die Impfung – es geht um viel mehr!

Offensichtlich hat er sich vollkommen in einer Welt der Verschwörungsmythen verirrt. Mit einer nie dagewesenen Selbstverständlichkeit und Überzeugung spricht er über Bill Gates, die Elite, die neue Weltordnung und vieles mehr. Der Reporter, ein glühender Fan, kann gar nicht genug davon bekommen zu betonen, wie recht Bhakdi doch immer hatte.

In diesem Video zeige ich euch, was er konkret gesagt hat und warum er im Grunde mit nichts Recht behalten hat. Ich habe für einige Videoausschnitte das halbe Internet durchforstet, um euch eine wirklich anschauliche und ziemlich vollständige Darstellung seiner Irrtümer zu bieten.

Ich hoffe, ihr haltet durch.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Janos Hegedüs über Pseudowissenschaftliches zum Thema Bluthochdruck, GWUP-Blog am 2. Oktober 2023
  • „Neueste Horrorvorstellungen“: Janos Hegedüs über Arne Burkhardt und Sucharit Bhakdi, GWUP-Blog am 2. März 2022
  • Bhakdi debunked: Janos Hegedüs über die Falschbehauptungen des Corona-Verharmlosers, GWUP-Blog am 11. August 2021
  • Video: „Bhakdis alte und neue Lügen“ mit Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 7. Januar 2022
  • Volksverhetzung? Neuer Prozess gegen Corona-Kritiker Bhakdi, ndr am 18. Juli 2023

7. Oktober 2023
von Bernd Harder
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SkepKon 2024 in Augsburg: der Call for Papers

Die Ausschreibung vom Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP in Roßdorf:

Von Donnerstag, 9. Mai (Skeptical), bis Samstag, 11. Mai, treffen sich in der Kongresshalle Augsburg Skeptikerinnen und Skeptiker aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zur SkepKon 2024, der Jahreskonferenz der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften.

Seien Sie als Referent mit dabei und reichen Sie Ihren Vorschlag für eine 30-minütige Präsentation (plus 10 Minuten Diskussion) ein.

Mögliche Themen sind zum Beispiel:

  • Fake News und Verschwörungstheorien: Ursprünge, Gefahren, Gegenstrategien
  • Esoterik und irrationale Überzeugungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
  • Elektrosmog und 5G-Mythen
  • Pseudowissenschaftliche Behauptungen zu Landwirtschaft, Gentechnik, Energie und Klima
  • Kritisches Denken
  • Effektive Wissenschaftskommunikation und die Förderung des kritischen Denkens

Auch für ausgefallene, „nerdige“ Themenvorschläge sind wir offen, etwa zu klassischen Skeptiker-Themen wie Ufos, Astologie oder neue Hexen.

Das sollte Ihr Vorschlag enthalten:

  • Titel: Was ist Ihr zentrales Anliegen? Der Titel sollte bereits neugierig machen.
  • Abstract (~300 Wörter): Worum geht es konkret? Fachliche Analysen? Spannende Berichte? Beides?
  • Kurzbiografie: Wer sind Sie? Was ist Ihr fachlicher Hintergrund?
  • Bonus: Haben Sie bereits zu Ihrem Thema (oder zu Ähnlichem) referiert und/oder veröffentlicht? Schicken Sie uns gerne Links zu Ihren Vorträgen und Publikationen.

Die Rahmenbedingungen:

  • Konferenzsprache ist Deutsch.
  • Für Vortragende entfällt die Teilnahmegebühr.
  • Reise- und Übernachtungskosten können erstattet werden.

Möchten Sie die SkepKon 2024 mit Ihrem Beitrag bereichern? Dann freuen wir uns auf Ihren Vortragsvorschlag per E-Mail an zentrum [at] gwup.org. Bewerbungsschluss ist der 31. Oktober.

Zum Weiterlesen:

  • „Open Stage“ bei der SkepKon 2024 in Augsburg: Skeptische Musiker, Poeten, Rapper, Zauberer und mehr gesucht, GWUP-Blog am 9. September 2023

6. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Der Superverschwörung auf der Spur: Ken Jebsen 4.0

Teil 2 von „Ken FM 4.0“ bei Verschwörung & Fakten:

Das Video illustriert die Fehleinschätzungen des früheren Ken FM Machers und zeigt auf, wie kurz seine Idee der Superverschwörung greift. Weder in Sachen Wahlprogramme, noch in den internationalen Beziehungen reicht das Wissen von Kayvan Soufi-Siavash/Ken Jebsen aus, um sinnvolle Aussagen zu entwickeln.

Sein Angebot ist eine autoritäre Vereinfachung, die sein Publikum unkritisch aufnimmt. Sein Deckmantel der Menschheitsfamilie endet bereits bei Ricarda Lang.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Ken Jebsen ist zurück, und zwar „als er selbst“, GWUP-Blog am 22. September 2023

6. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Fred der Außerirdische: Der „Sirius“-Fall jetzt als Podcast und True-Crime-Doku bei der ARD

Die zwei Strafrechts-Klassiker „Der Katzenkönig“  und „Der Sirius-Fall“ sind auch aus skeptischer Sicht interessant.

Der vorgebliche Außerirdische und „Bewohner des Sterns Sirius“, der in den frühen 1970ern versuchte, eine junge Frau in den Suizid zu treiben, um sie auf seinen Heimatplaneten „evakuieren“ zu können (vorher musste sie allerdings eine hohe Lebensversicherung zu seinen Gunsten abschließen), hieß eigentlich Fred Gaster.

Ein zweiteiliger Podcast und eine dreiteilige Doku vom SWR rollen den Fall neu auf.

Dabei geht es auch um die Frage, ob Fred Gaster möglicherweise ein Serienmörder war.

Zum Weiterlesen:

  • War „Fred vom Sirius“ ein Serienmörder? lto am 3. Oktober 2023
  • Sirius – Mord vom anderen Stern? swr am 7. November 2022
  • Die Toten des Sirius – Mit Föhn, Pistole und Hypnose (1), swr am 25. September 2023
  • Die Toten des Sirius – Wo ist Fred? (2), swr am 25. September 2023
  • ARD True Crime Podcast Folge 1: „Tödliche Verführung – Der Fön in der Badewanne“ vom 27. September 2023
  • Folge 2: Tödliche Verführung – Die erschossene Ehefrau
  • Folge 3: Tödliche Verführung – Die verschwundene Kommissarin
  • Der „Sirius“ Fall – ein Klassiker den Sie kennen sollten, jura-academy am 18. September 2017
  • Historisches Sachbuch: Fred vom Sirius

6. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guérot und Daniele Ganser

Die wahren Preisträger des Goldenen Brettes saßen dauerjohlend im Publikum – herzliche Gratulation, ihr verdient den Preis wie niemand anderer!

wird das Live-Event gestern Abend im Wiener Stadtsaal bei Youtube kommentiert.

Und vielleicht wäre es tatsächlich angemessen gewesen, der GGI-Initiative (gegründet Ende 2021 als „Grüne gegen Impfpflicht & 2G“, heute „Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit“) spontan ein Ehren-Brett vorm Kopf zu verleihen, angesichts des unoriginellen Vorsprechens der Repräsentantendame:

Auch nach dieser verquasten Zwischenrede gingen die Störungen weiter, während die Historikerin Daniela Angetter-Pfeiffer ihre Laudatio auf die Finalkandidatin Ulrike Guérot hielt.

Nichtsdestotrotz ging der Preis an

  • Ulrike Guérot

Der Politikwissenschaftlerin und Publizistin wurde das „Goldene Brett vorm Kopf“ der Gesellschaft für kritisches Denken/Wiener Skeptiker zugesprochen.

In der Erklärung des Veranstalters heißt es:

Sie müsste es besser wissen

Ulrike Guerots Arbeit mag auf den ersten Blick harmlos und konstruktiv erscheinen: Sie sprach
sich scharf gegen Corona-Maßnahmen aus – eine prinzipiell legitime Meinung. Sie setzte sich
für „Corona-Aussöhnung“ ein – wer könnte da dagegen sein?

Doch ein genauerer Blick offenbart dahinter ein verschwörungstheoretisch-antiwissenschaftliches Weltbild. Daten werden selektiv ausgewählt, Statistiken werden falsch dargestellt, trotz klarer Widerlegung bleibt eine Korrektur aus. Man stößt bei Guerot auf die wissenschaftlich falsche Vorstellung, man könne mit „Yoga und Spiritualität“ das „Immunsystem stärken“ und so auf Corona-Maßnahmen verzichten.

Manchmal sind ihre Thesen unfreiwillig komisch – etwa wenn sie behauptet, die „männliche Brutalität“ bei einem Fernsehinterview habe bei ihr spontan zu einem Herpes-Ausbruch geführt. Manchmal klingen ihre Slogans aber auch bedrohlich: Um Leute wie Anthony Fauci und Bill Gates solle man „sich kümmern“. Und „die dunklen Gestalten von Pfizer und Co.“ lasse man „nicht entkommen“.

Guerot propagiert damit das Narrativ der großen Corona-Verschwörung, obwohl gerade sie als Politologin es besser wissen müsste. Auch mit Aussagen über Russlands Angriff auf die Ukraine sorgte Guerot für Aufsehen: Die Rolle der Ukraine sei es gewesen, stellvertretend für den Westen einen Krieg mit Russland zu beginnen, erklärt sie. Wer hier wen angegriffen hat, wird kurzerhand umgedreht.

Auch falsche Zitate und Plagiatsvorwürfe brachten Guerot wiederholt in die Medien. Die Universität Bonn hat sich von ihr distanziert, der Rechtsstreit über ihre Kündigung ist noch nicht abgeschlossen.

Ulrike Guerots Aussagen kann man nicht unabhängig von ihrer Position beurteilen. Als Wissenschaftlerin trüge sie eigentlich die Verpflichtung, besonders sorgfältig mit Fakten umzugehen. Aus akademischer Macht folgt akademische Verantwortung: Ihre Stellung als Professorin verleiht ihren Thesen besonderes Gewicht, daher muss sie sich auch einen besonders kritischen Blick gefallen lassen.

Auch ihre bemerkenswerte Breitenwirksamkeit als oft geladener Gast in Talkshows sowie das Wachsen ihrer Fangemeinde in der Querdenkerszene sprach aus Sicht der Jury dafür, Ulrike Guerot das diesjährige „Goldene Brett“ zu verleihen.

Das „Goldene Brett“ fürs Lebenswerk ging an

  • Daniele Ganser

Dazu schreibt die GkD:

Der Westen ist an allem schuld

Ähnlich wie Ulrike Guerot begann Daniele Ganser mit Thesen, die man mit gutem Recht diskutieren kann. Er trat als scharfer Kritiker von NATO und USA auf – jedes Militärbündnis und jeder Staat muss sich selbstverständlich gefallen lassen, aus politischen Gründen öffentlich kritisiert zu werden.

Doch Daniele Ganser rutschte Schritt für Schritt ins Milieu der Verschwörungstheorien ab: Dunkle staatliche Machenschaften vermutete er hinter den Terroranschlägen vom 11. September, hinter vielen Übeln der Welt – einschließlich dem Ukraine-Krieg – stecken aus seiner Sicht „westliche“ Mächte.

Oft bleibt Ganser dabei bewusst vage: Er „stellt nur Fragen“, er empfiehlt bloß bestimmte Medien – etwa „Russia Today“ oder „KenFM“, während er von deutschen ÖR-Sendern abrät. Damit wurde er zum Star der Verschwörungstheoretiker-Szene, mit Kontakten tief hinein in die Esoterik-Community.

Für Ganser ist das ein gutes Geschäft: Er füllt mittlerweile große Hallen und ist ein gefragter Vortragender. Auch wenn zu vermuten ist, dass Ganser noch lange aktiv bleibt und große Highlights seines Schaffens erst folgen werden, bekommt er schon jetzt ein „Goldenes Brett fürs Lebenswerk“.

Nominiert waren außerdem Stefan Homburg und Ferdinand Wegscheider. Die Finalkandidaten wurden von einer Jury aus mehr als 300 Nominierungen ausgewählt.

Novum der Veranstaltung war ein Publikumspreis, der an Österreichs Innenminister Gerhard Karner ging – für seine Aussage „Wissenschaft ist das eine, Fakten sind das andere“, die er in einem Interview im Standard tätigte.

Ein Video von der Verleihung gibt’s bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Verschwörung & Fakten“: Die Radikalisierung der Ulrike Guérot, GWUP-Blog am 19. März 2022
  • Video: Es geht noch tiefer – „Verschwörung & Fakten“ über Ulrike Guérot, GWUP-Blog am 25. August 2023
  • Universität Bonn distanziert sich von Ulrike Guerot, GWUP-Blog am 4. November 2022
  • Video: „Gekonnt perfide“ – der Dunkle Parabelritter über Daniele Ganser und seine Masche, GWUP-Blog am 22. August 2023
  • „Weder wissenschaftlich noch spannend“: Daniele Ganser, GWUP-Blog am 17. August 2023
  • Daniele Ganser, der Selfmade-Verschwörungsunternehmer, GWUP-Blog am 23. Februar 2023
  • Videos: Daniele Gansers Phraseologie im Faktencheck, GWUP-Blog am 29. Januar 2018
  • Die Methoden des Daniele Ganser, watson am 16. Februar 2023
  • Die Methode Ganser, republik am 13. April 2019

4. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Live bei Youtube: Das Goldene Brett am 5. Oktober aus Wien

Ulrike Guérot, Stefan Homburg oder Ferdinand Wegscheider von ServusTV – wer bekommt morgen Abend (Donnerstag, 5. Oktober) das Goldene Brett vorm Kopf verliehen?

Das Live-Event im Stadtsaal Wien ist bereits ausverkauft. Bei Youtube wird die Veranstaltung ab 19.30 Uhr übertragen:

Moderiert wird das Goldene Brett von Martin Puntigam.

Marco Pogo und Andre Wolf von Mimikama treten als Side Acts auf. Die Laudationes kommen von Gerald Gartlehner, Heidi Kastner und Daniela Angett-Pfeiffer.

Zum Weiterlesen:

  • Das Goldene Brett 2023: Die Finalisten stehen fest, GWUP-Blog am 27. September 2023