gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

13. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Janos Hegedüs: Fremd-DNA im Corona-Impfstoff – was ist dran?

DNA-Verunreinigung: Impfgegner schreiben Ärzte an

meldete Anfang Dezember apotheke-adhoc:

Arztpraxen haben ein Fax erhalten, das den Anschein eines Rote-Hand-Briefes erweckt und offenbar der Verunsicherung in Sachen Corona-Impfung dient […] Bei mehreren Untersuchungen seien Werte einer DNA-Kontamination festgestellt worden, die um 18- bis 70-mal höher gewesen seien, als es die aktuell gültigen Grenzwerte erlaubten, heißt es […]

Doch das Schreiben, das im Namen nicht weiter genannter „Kooperationspartner“ aufgesetzt worden sein soll, hat in Wirklichkeit keinerlei offiziellen Charakter.

Gestern griff der MDR die Story auf – allerdings keineswegs kritisch, sondern mit einer professoralen Kronzeugin, die „fünf Chargen des Stoffs in ihrem Labor hatte untersuchen lassen“, berichten der Nordkurier und Tag24:

Das Ergebnis: Alle fünf Chargen wiesen Verunreinigungen auf.

Kritik an dem MDR-Beitrag findet sich unter anderem in dem Leipziger Stadtmagazin Der Kreuzer, während „Alternativmedien“ wie Tichys Einblick die „Impf-Katastrophe“ ausrufen.

Jetzt gibt es auch ein Video von Janos Hegedüs dazu.

Nachdem ich mir diesen Bericht des MDR angesehen habe, möchte ich nur eines wissen: Warum? Wie konnte es so weit kommen? Wer trägt die Verantwortung für die Auswirkungen dieser Sendung?

Der kurze Film wirkte auf mich wie ein Faustschlag ins Gesicht. Wie sollen wir überhaupt gegen Unsinn ankämpfen, wenn ein Sender – der zudem aus unseren Gebühren finanziert wird – so etwas zulässt und all den Menschen, die seit Jahren für Aufklärung arbeiten, ins Gesicht spuckt?

Zum Weiterlesen:

  • Gott Bhakdi: Dr. Hegedüs über den Auftritt des Professors beim „Corona-Symposium“ der AfD, GWUP-Blog am 8. Dezember 2023

13. Dezember 2023
von Bernd Harder
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„Evolution vs. Kreationismus“ bei Planet Schule

Planet Schule, das Schulfernsehen von SWR und WDR, über

Evolution vs. Kreationismus

In dem 30-minütigen Beitrag kommen Kreationisten wie Ken Ham oder Reinhard Junker und Wissenschaftler wie Simon C. Morris oder Reinhold Leinfelder zu Wort.

Der Paläontologe und Geobiologe Leinfelder von der FU Berlin sagt:

Ich sehe durchaus eine Gefahr für die Akzeptanz der Naturwissenschaften. Und die brauchen wir mehr denn je. Denn die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft, die Klima-, die Umweltkrise benötigen eine Wissensgesellschaft, benötigen viel naturwissenschaftliches Verständnis, und das versucht natürlich auch der Kreationismus zu beschädigen.

Zum Weiterlesen:

  • Darwins Journey: Brettspiele zur Evolutionstheorie, GWUP-Blog am 1. Oktober 2023
  • Video von Skeptics in the Pub Köln: „Evolutionstheorie – Affengeil oder Holy Shit?!“ GWUP-Blog am 12. Februar 2019
  • Neu im „Nachgefragt“-Podcast: Evolution und Meinungsmessung (mit Anna Beniermann), GWUP-Blog am 16. November 2019
  • Disneyland für Kreationisten, GWUP-Blog am 16. Juli 2016

13. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Falscherinnerungen und die Satanic Panic: Gibt es eine Lernkurve bei der UBSKM?

Ein trauriges Beispiel für die Erzeugung von Falscherinnerungen durch fehlgeleitete Therapeuten scheint der „Opferschutzverein“ El Faro in Hamburg, Berlin und Hannover zu sein.

Darüber berichtet schon zum zweiten Mal das SWR-Format Vollbild:

Über einen kritischen Beitrag zum Thema „Heilpraktiker für Psychotherapie“ war die Vollbild-Redaktion im vergangenen Jahr zur „Hamburger Heilpraktiker Fachschule“ gelangt – und von da zu „El Faro“, der ebenfalls vom Betreiber der Hamburger Heilpraktikerschule geleitet wird:

Im Interview mit Vollbild erheben Betroffene, die bei „El Faro“ Schutz gesucht hatten, jetzt schwere Vorwürfe: Es geht dabei um Manipulation, das Einreden falscher Missbrauchs-Erinnerungen und Retraumatisierung durch fragwürdige Methoden.

„El Faro“ bestreitet die Vorwürfe.

Bemerkenswert sind die Einlassungen der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus (ab 39:30).

Ihr seien, erklärt Vollbild, die El Faro-Vereine und Vorwürfe, die Vereine würden Leute einsperren, isolieren und sie massiv mit Gewalterinnerungen konfrontieren, nach eigenen Angaben bekannt.

Claus selbst sagt dazu:

Betroffene berichten davon, dass sie extrem immer wieder mit Gewalterinnerungen, Missbrauchserinnerungen, Kontexten konfrontiert wurden […] All das, was wir da hören, hört sich nicht danach an, dass Betroffenen dort geholfen wird.

Erstaunlich für jemanden, der die öffentliche Debatte um Falscherinnerungen im Kontext von Psychotherapien bislang als „absurd“ abgetan hat und sogar mit Verschwörungsgeraune auffiel, wonach „bewusst ein Klima geschaffen“ werde, „in dem grundlegend Betroffenen von sexueller Gewalt seltener geglaubt wird“.

Sollte es bei der UBSKM tatsächlich so etwas wie eine Lernkurve geben?

Das wäre vor allem im Sinne der Opfer, wie Christopher Piltz bei spiegel.de kommentiert:

Die Täter: Sollen angeblich vernetzt sein in die höchstengesellschaftlichen Kreise. Ihre Methode: angeblich grausame Folter und brutaler Missbrauch. Ihre Opfer würden in Todesangst versetzt, mental gebrochen – von Mind-Control ist die Rede, von Programmierung. Kurzum: Es ist eine absurde Erzählung. Die aber in Fachbüchern für Psychologen und Psychiater, auf Kongressen, in Fortbildungen und Artikeln verbreitet wird.

Auch auf Websites und in Publikationen, die aus öffentlichen Geldern finanziert werden.

Und es gibt Traumatherapeuten, die auf dieser Grundlagebehandeln. Diese Szene mag klein sein, doch einige wenige Therapeutinnen und Scharlatane reichen aus, um vielen psychisch instabilen Menschen zu schaden.

Der Spiegel-Redakteur beschreibt treffend die bisherige Strategie von Ämtern und öffentlichen Gremien (darunter „auch das Amt der Missbrauchsbeauftragten“):

Vertuschen. Beschwichtigen. Abstreiten.

Sein Fazit:

Zum Weiterlesen:

  • Retraumatisierung statt Hilfe? tagesschau.de am 12. Dezember 2023
  • Alptraum Heilpraktiker-Schule: Falsche Erinnerungen an Missbrauch in der Familie, GWUP-Blog am 9. Mai 2023
  • Skeptiker-Interview mit Aileen Oeberst: „Keine überzeugende Evidenz für das Phänomen der verdrängten Erinnerungen“, GWUP-Blog am 20. Juni 2023
  • Video: „Falsche Erinnerungen und ihre Folgen“ mit Aileen Oeberst, GWUP-Blog am 12. Mai 2023
  • Sexueller Missbrauch: Falsche Erinnerungen durch Psychotherapie, Skeptiker 3/2020
  • Satanic Panic: „Systematische Fehlinformationen“ von hochoffizieller Stelle verhindern die kritische Aufarbeitung, GWUP-Blog am 9. Juni 2023
  • Aus der Mediathek entfernte Böhmermann-Sendung: Was ist nur mit dem ZDF-Fernsehrat los? spiegel.de am 13. Dezember 2023
  • Offener Brief an den Fernsehrat, dissoziationen am 13. Dezember 2023

12. Dezember 2023
von Bernd Harder
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„Die Radikalisierung eines Reichsbürgers“ bei Spiegel-TV

Spiegel TV über

Die Radikalisierung eines Reichsbürgers – Der Fall Ingo K.

Warum schoss „Reichsbürger“ Ingo K. in Wildwest-Manier auf Einsatzkräfte? Und wann ist aus dem Mann ein erbitterter Staatsfeind geworden, der die Existenz der Bundesrepublik leugnet?

Verteidiger und Ankläger haben Revision gegen das Urteil (14 Jahre und 6 Monate) eingelegt.

Zum Weiterlesen:

  • Anklage gegen den inneren Zirkel der Reuß-Gruppe erhoben, GWUP-Blog am 11. Dezember 2023
  • Aus Hass auf den Staat wurde fast ein Mord, zeit.de am 15. November 2023
  • Fast 15 Jahre Haft für Ingo K., Belltower News am 16. November 2023

12. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Funktioniert „der Plan“ doch? QAnon, Trump und 2024

ZDFheute mit einem Backgroundcheck der QAnon-Verschwörungstheorie:

Die letzten Q-Drops sind mehr als ein Jahr alt:

Dennoch gegen Experten davon aus, dass QAnon „auf keinen Fall vorbei“ sei:

2024 gibt es die reelle Gefahr, dass die QAnon-Szene noch deutlich mehr Zulauf finden und sich die Gefahr verstärken könnte. Wir merken gerade wieder, dass mehr Menschen sich dem Thema Q/QAnon widmen, weil es zum Beispiel derzeit wieder realistischer werden könnte, dass Donald Trump zur Wahl antreten könnte.

Und plötzlich meinen sie: Vielleicht war es ja doch so, dass Q geheime Botschaften versteckt hat und die einfach nicht für 2020 golten, sondern für 2024. Und der geheime Plan funktioniert doch.

Zum Weiterlesen:

  • Was ist QAnon? tagesschau.de am 31. März 2022
  • „Q“ ist wieder da: Was bedeuten die neuen Botschaften des angeblichen Regierungsinsiders? GWUP-Blog am 26. Juni 2022
  • Ist „QAnon“ identifiziert? (Er ist jedenfalls kein hochrangiges Mitglied der Trump-Regierung), GWUP-Blog am 13. September 2020
  • Video: Adrenochrom und die pädosatanistischen Netzwerke – nichts als heiße Luft, GWUP-Blog am 27. November 2023
  • Taylor Swift, QAnon, and the Political Weaponization of Fandom, wired am 11. Dezember 2023
  • Von Klimakrise bis Technologie – Die Welt der Verschwörungstheorien und ihre Folgen, mimikama am 8. Dezember 2023

12. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Die Medien und die Satanic Panic: Tipps von einem Kollegen

Das Online-Medienmagazin Übermedien versucht sich an einer Einordnung der Kritik an der Böhmermann-Sendung, die letztendlich dazu geführt hat, dass der Beitrag in der ZDF-Mediathek nicht mehr verfügbar ist.

Der Autor Sebastian Fobbe hatte bereits im Münsteraner Stadtmagazin Rums einen Artikel über die Satanic Panic veröffentlicht.

Fobbe stimmt den Beschwerdeführern darin zu, dass sich ein satirisches Format wie das ZDF Magazin Royale „mit seinen extremen Verkürzungen womöglich nicht für das Thema rituelle Gewalt eignet“. Der Begriff „dissoziative Identitätsstörung“ (DIS) etwa tauche als „anerkannte Diagnose“ in dem Beitrag „kein einziges Mal auf“:

So entsteht der Eindruck, dass sich Böhmermann über Betroffene lustig macht, die unter den Symptomen einer solchen Störung leiden.

Vermutlich war es jedoch genau andersrum. Hätte Böhmermann tatsächlich die komplizierte Fachdiskussion um die DIS auch noch mit eingebracht, hätte sein Sendungsthema auf die Zuschauer vollends skurril gewirkt.

Doch von diesen wenigen Kritikpunkten abgesehen, teilt Fobbe durchaus Böhmermanns Anliegen, die sogenannte Satanic Panic skeptisch zu betrachten:

Jan Böhmermann trifft in seiner Sendung einen Punkt: Er spricht das Problem der Suggestion in der Therapie an […] Tatsächlich bleibt in vielen Medienbeiträgen über rituelle Gewalt oft unklar, was belegt und was umstritten ist. Viele Medien versäumen es, Aussagen und Expertisen einzuordnen.

Als Beispiele nennt der Rums-Redakteur die taz und die Zeit, wo Michaela Huber in einem einstündigen Videointerview unwidersprochen über „Gehirnwäsche“ und eine „dunkle Elite“ schwadronieren durfte:

Doch das, was Michaela Huber bei Zeit-Online sagt, geht weit über den aktuellen Stand der Forschung hinaus […] Weder für „Mind Control“-Methoden noch für Programmierung gibt es aus wissenschaftlicher Sicht belastbare Anhaltspunkte.

Fobbe verweist auf einen Feuilletonbeitrag der NZZ, in dem eine Schweizer Kollegin darlegt, dass „Medien auch Erinnerungen an schlimmste Verbrechen, für die es keine Belege gibt, mit einem Vorbehalt versehen“ müssten.

Journalisten seien keine Co-Therapeuten. Und Hinterfragen sei nicht gleichbedeutend damit, das Leid der Betroffenen zu leugnen.

Als Faustregel für Journalisten formuliert Fobbe schließlich:

Es gibt organisierte sexuelle Gewalt. Und es gibt sexuellen Missbrauch, bei dem Rituale eine Rolle spielen können. Das heißt nicht, dass Geheimbünde Kinder abtransportieren und im Verborgenen rituell missbrauchen.

Es gibt Missbrauchsbetroffene, die von ritueller Gewalt berichten. Es gibt aber keine gesicherten strafrechtlichen Fakten, die auf rituelle Täternetzwerke schließen lassen. Das bedeutet nicht, dass hinter jeder Aussage über rituelle Gewalt Suggestion stecken muss. Und dennoch ist es in Ordnung, Aussagen zu kontextualisieren und zu prüfen, ohne das Leid der Opfer zu leugnen.

Es gibt die dissoziative Identitätsstörung, die als Folge von Trauma entstehen kann. Sie kann auch in einer schädlichen Therapie erzeugt werden. Für „Mind Control“, die gezielte Aufspaltung und „Programmierung“ einer Persönlichkeit, fehlt hingegen jede wissenschaftliche Evidenz.

Man wünscht seinem Artikel eine breite Leserschaft.

Zum Weiterlesen:

  • Rituelle Gewalt: Wer ist hier im Wahn? übermedien am 11. Dezember 2023
  • Satanic Panic: Ominöses rund um die Böhmermann-Sendung zum Thema rituelle Gewalt, GWUP-Blog am 8. Dezember 2023
  • „Satanic Panic“: Die Szene gibt sich weiterhin verschlossen, während Recherchen die Missstände klar belegen, GWUP-Blog am 18. Oktober 2023
  • „Journalisten sind keine Co-Therapeuten“: Der schwierige Umgang mit den Themen „False Memory“ und „rituelle Gewalt“, GWUP-Blog am 10. Februar 2022

12. Dezember 2023
von Bernd Harder
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MEGA-Video: „Alles verursacht und verhindert Krebs?!“

Neues MEGA-Video:

Alles verursacht und verhindert Krebs?!“

Zum Beispiel Glyphosat? Oder Tee?

Martin Moder erklärt, wie man sich auch mit Studien als Anti-Mainstream-Revoluzzer inszenieren kann.

Zum Weiterlesen:

  • Statt „Lügen, Hirneise oder Mythen“ fundiertes Wissen über Krebs: Janos Hegedüs im Gespräch mit Marisa Kurz, GWUP-Blog am 18. Dezember 2022
  • Zehn Gründe, warum es keine „Krebs-Verschwörung“ gibt, GWUP-Blog am 8. Juli 2015
  • Chemophobie, Aprikosenkerne und andere Krebsmythen, GWUP-Blog am 3. Februar 2019
  • Verschwörungsmythen rund um Krebs, GWUP-Blog am 20. März 2019
  • NGF054: „Krebs“ vom 30. Juni 2022
  • Science Cops über Glyphosat: „Killer oder kaum bedenklich?“ GWUP-Blog am 26. November 2023

11. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Anklage gegen den inneren Zirkel der Reuß-Gruppe erhoben

Sympathisierende Medien können noch so lange von „Krummdegen aus dem 13. Jahrhundert und einer Armbrust ohne Pfeile aus dem 14. Jahrhundert“ salbadern und die „Reichsbürger“-Gruppe um Prinz Reuß als „Rollator-Gang“ verniedlichen – trotzdem hat der Generalbundesanwalt jetzt Anklage gegen den inneren Zirkel erhoben:

Die Anklage gegen den mutmaßlichen Anführer Heinrich XIII Prinz Reuß, die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete Malsack-Winkemann sowie acht weitere Personen wurde am Oberlandesgericht Frankfurt am Main erhoben. Weitere neun Personen werden nach ARD-Informationen am Oberlandesgericht Stuttgart angeklagt und nochmals acht am Oberlandesgericht München.

Rund 40 weitere Verfahren laufen derzeit noch beim Generalbundesanwalt. Es scheint möglich, dass sie künftig teilweise an die Landesstaatsanwaltschaften abgegeben werden. Doch zunächst geht es um die drei Verfahren in Frankfurt, München und Stuttgart.

Was ist daran so schwer zu verstehen, dass solche Gruppierungen „skurril und todernst zugleich“ sein können, wie tagesschau.de heute schreibt? Auch Menschen, die an Illuminaten und Reptiloide glauben, haben aus diesem Wahn heraus schon getötet.

Natürlich wäre der Reuß-Gruppe kein Umsturz gelungen und der „Rat“ um Prinz Reuß hätte sich nicht an die Stelle der Bundesregierung putschen können.

Aber darum geht es doch gar nicht, erklärt zeit.de:

Bei den Razzien stellte die Polizei mehr als 360 Schusswaffen sicher. Nicht ausreichend, um eine Putsch-Armee auszurüsten, aber zweifellos genug, um viele Menschen zu verletzen oder zu töten. Außerdem waren mehrere mutmaßliche Mitglieder ausgebildete Kommandosoldaten.

In den Sicherheitsbehörden beobachtete man vor der Großrazzia mit Sorge, dass einige aus der Gruppe zunehmend frustriert und ungeduldig wirkten, weil aus den monatelangen Vorbereitungen nichts Konkretes gefolgt war.

Die Bundesanwaltschaft wirft Teilen des Führungszirkels vor, sie hätten einen gewaltsamen Sturm auf das Reichstagsgebäude vorbereitet und geplant, Minister und Abgeordnete in Handschellen abzuführen. Mehrere Angeklagte sollen dafür bereits die Liegenschaften ausspioniert haben. Der früheren Berliner Richterin Birgit Malsack-Winkemann wird vorgeworfen, sie habe als AfD-Abgeordnete dem ehemaligen Bundeswehrsoldaten Peter Wörner Zutritt zum Bundestag verschafft und ihn herumgeführt.

Wie gewaltbereit das Milieu ist, verdeutlichte eine weitere Razzia im März dieses Jahres. Sie galt einem Mann aus Reutlingen, der nach Informationen von Zeit-Online eine der Verschwiegenheitserklärungen der Gruppe unterzeichnet hatte. Er eröffnete das Feuer auf Polizisten und verletzte einen Beamten erheblich.

Ein ganzes Kapitel über „Souveränistische Gewalt und Terrorismusverdacht seit Beginn der Coronapandemie“ sowie „Das Problem der Verharmlosung“ kann man auch im neuen CeMAS-Report „Durch die Krise ins Reich“ lesen.

Zum Weiterlesen:

  • Reichsbürger: Was die Gruppe um Prinz Reuß so gefährlich machte, zeit+ am 11. Dezember 2023
  • Erste Anklagen erhoben: Drei Gerichte befassen sich mit der „Gruppe Reuß“, tagesschau.de am 11. Dezember 2023
  • Video: „Die Umsturzpläne der Reichsbürger“ im Ersten, GWUP-Blog am 6. Dezember 2023
  • Podcast: Terrorverfahren in Reichsbürgerszene – Zwischen Gewalt und Wahnsinn, tagesschau.de am 7. Dezember 2023
  • Urteil im Boxberger „Reichsbürger“-Prozess: Angeklagter soll mehr als 14 Jahre in Haft, spiegel.de am 15. November 2023
  • „Putsch, Monarchie, Diktatur – Was wollen Reichsbürger?“ GWUP-Blog am 3. Dezember 2023
  • Ärztin, Esoterikerin – und Putschistin? Neues aus der Gruppe um Prinz Reuß, GWUP-Blog am 18. November 2023
  • „Ein großer Irrwitz“: Die Vereinten Patrioten in Koblenz vor Gericht, GWUP-Blog am 11. November 2023
  • Die „Reichsbürger“ und Staatsdelegitimierer warten nur auf das nächste Thema, GWUP-Blog am 5. November 2023
  • Der „Reichsbürger“-Putsch um Prinz Reuß sollte am 8. Dezember 2022 stattfinden, GWUP-Blog am 13. August 2023

11. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Abergläubische Juristen: Kein dreizehntes Sozialgesetzbuch

Hier steht es schwarz auf weiß:

Auf das zwölfte Sozialgesetzbuch (SGB) folgt im Januar 2024 das vierzehnte. Die 13 wird übersprungen.

Kann man so auch bei Wikipedia nachschauen.

Aber warum? Das wird doch wohl nicht ernsthaft etwas mit dem Nonsens um die angebliche „Unglückszahl“ zu tun haben? Zumal wir im Oktober schrieben, dass auch die immer wieder zitierte Triskaidekaphobie, die Angst vor der 13, nur ein Mythos ist.

Kaum zu glauben – aber es ist leider wahr.

Wie der Jurist und Journalist Ronen Steinke heute in der Süddeutschen Zeitung schreibt, geht diese Entscheidung von Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) auf schlichten Aberglauben zurück.

Heil hatte bereits 2019 angekündigt,

… auf „Empfindungen Rücksicht nehmen“ zu wollen. Aus „Sensibilität“ gegenüber Menschen. Das neue Gesetzbuch soll unter anderem die Entschädigung von Terroropfern und anderen Betroffenen von Gewalttaten regeln, von Menschen also, die ein besonderes Unglück getroffen hat. „Es gibt viele Betroffene, die bei so einer Zahl ein ungutes Gefühl haben“, hatte Heil erklärt.

Nun ist es natürlich richtig, dass die Terroranschläge 2015 in Paris am Freitag, dem 13. November stattfanden.

Trotzdem sei es schwer, hier keine Satire zu schreiben, zitiert Steinke aus einem Kommentar des Sozialgerichtspräsidenten von Aachen, Volker Bischofs. Auch ein Richter beim Bayerischen Landessozialgericht erklärte, Rücksicht auf Aberglaube sei als Grundhaltung für den Gesetzgeber „höchst problematisch“.

Recht hat er.

Eigentlich wünschen wir uns Juristen als Verbündete im Kampf gegen die Folgen von Aberglauben und Esoterik.

Zum Weiterlesen:

  • Abergläubische Juristen, Süddeutsche am 10. Dezember 2023
  • Abergläubisch? Bundesminister Heil will auf die Zahl 13 verzichten, Augsburger Allgemeine am 11. Januar 2019
  • Die Angst vor Freitag, dem 13. und die Templer von heute, GWUP-Blog am 12. Oktober 2023
  • Warum gilt die 13 als Unglückszahl? swr am 13. Oktober 2023
  • Zwangsprostitution, Voodoo-Zauber und das Strafrecht, GWUP-Blog am 17. August 2017

11. Dezember 2023
von Bernd Harder
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Edzard Ernst im Interview mit dem „Skeptical Inquirer“

Zwei neue Beiträge in der Reihe „European Skeptics Chronicles“ sind in der Online-Ausgabe des Skeptical Inquirer erschienen:

Edzard Ernst spricht unter anderem über seine Fehde mit König Charles:

He wanted the public to use as much SCAM as possible, and I wanted to put it to scientific tests to determine whether SCAMs do more good than harm.

Die Wissenschaftsjournalistin Sigrid März erklärt die Arbeit von MedWatch.

Zum Weiterlesen:

  • „I Am So Skeptical That I Am Even Skeptical about Skepticism“: Edzard Ernst on So-Called Alternative Medicine, skepticalinquirer.org am 27. November 2023
  • „For Consumers and Patients Seeking Help and Information, These Structures Can Become a Tragedy“: Sigrid März of MedWatch on the Importance of Medical Literacy, skepticalinquirer.org am 7. Dezember 2023
  • Edzard Ernst über TCM, GWUP-Blog am 5. Dezember 2023
  • Charles in der Kritik wegen Ernennung von Homöopathie-Arzt, spiegel.de am 11. Dezember 2023