gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

1. Oktober 2023
von Bernd Harder
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Darwins Journey: Brettspiele zur Evolutionstheorie

In vier Monaten ist schon wieder Weihnachten.

Eine Geschenkidee: Spiele, die sich um Darwin und die Evolutionstheorie ranken.

Vier davon stellt spiegel.de vor:

Von 1831 bis 1836 bereiste der junge Naturforscher Charles Darwin die Welt. Die HMS Beagle fuhr die südamerikanische Küste entlang, sie nahm Kurs auf die Galapagosinseln, nach Tahiti, Neuseeland, Australien, Tasmanien, die Malediven, Kapstadt und die Azoren.

Begeistert sammelte der junge Darwin Proben, setzte sich auf Riesenschildkröten und kommentierte kritisch die lokale Flora. Sein Lebenswerk, die Evolutionstheorie, basiert auf der abenteuerlichen Fahrt.

Wer ein bisschen Entdecker-Feeling an den heimischen Tisch bringen will, kann das mit diesen vier Spielen tun – von der lockeren Tiersammelreise über einen schrägen Evolutionsbaukasten bis zum kniffligen Nerd-Traum mit komplexer Mechanik.

  • Auf den Wegen von Darwin

Verlagsbeschreibung:

Im kurzweiligen Set-Collection-Spiel Auf den Wegen von Darwin spielt ihr Nachwuchs-Forschende, die frisch an Bord der Beagle gegangen sind, um Charles Darwin bei der Vollendung seines Buchs „Über die Entstehung der Arten“ zu unterstützen. Auf dieser Reise werdet ihr Tiere studieren, kartografische Vermessungen durchführen, eure Entdeckungen publizieren und Theorien aufstellen.

Spiegel-Urteil:

„Erfreuliche taktische Tiefe“, „fesselnd“.

  • Über die Entstehung der Arten

Verlagsbeschreibung:

Geh an Bord der HMS Beagle und folge auf den Galapagosinseln Darwins Spuren. Über die Entstehung der Arten ist ein Brettspiel voller Aben­teuer, die von jener schicksalhaften Reise inspiriert sind. Bis zu vier Natur­forscher können abwechselnd neue Inseln erforschen und aufregende Entdeckungen machen.

Du sammelst Wissen über die verschiedenen Arten und deren Lebens­räume, erforschst die Stufen der Evolution und versuchst dabei, deinen Mitspielern im Kampf um Siegpunkte immer einen Schritt voraus zu sein.

Spiegel-Urteil:

„Reizvolle taktische Optionen“, „Überraschungsmomente“

  • Darwins Choice

Verlagsbeschreibung:

Darwin‘s Choice ist ein strategisches Kartenspiel für 2-6 Spieler, welches sich voll und ganz der Thematik Evolution widmet. Die Spielmechanik hinter Darwin‘s Choice erfordert taktisches und strategisches Denken, vermittelt einem verständlich die Funktionsweise von Evolution und lässt auch den Spass nicht zu kurz kommen.

Spiegel-Urteil:

Für „gute Planer mit schrägem Humor“

  • Darwins Journey

Verlagsbeschreibung:

Darwin’s Journey ist ein Worker-Placement-Eurogame, in dem die Spieler Charles Darwins abenteuerliche Reise auf den Galapagos-Inseln, die zur Entwicklung seiner weltberühmten Evolutionstheorie beigetragen hat, nachspielen.

Das innovative Worker-Progression-System des Spiels führt dazu, dass jeder Worker die Disziplinen studieren muss, die Voraussetzung für verschiedene Aktionen im Spiel sind. Zum Beispiele das Erforschen, Korrespondieren, Sammeln und Versenden von auf der Insel entdeckten Spezies.

Spiegel-Urteil:

„Opulentes Opus“, „wirklich feine Ideen“

Zum Weiterlesen:

  • Brettspiele im Test: Mit Darwin auf Entdeckungsreise, spiegel.de am 24. September 2023
  • Video von Skeptics in the Pub Köln: „Evolutionstheorie – Affengeil oder Holy Shit?!“ GWUP-Blog am 12. Februar 2019
  • Evolution und Geschichte 2.0. – Der Fall Indien, Skeptiker 2/2023

28. September 2023
von Bernd Harder
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Hundeschädel und Gewebe: die Alienmumien von Nazca

Die Alienmumien, die der Journalist José Jaime Maussan vor zwei Wochen bei einer öffentlichen Anhörung des mexikanischen Abgeordnetenhauses präsentierte, haben nicht nur bei X (vormals Twitter) einen gewissen humoristischen Nachhall erzeugt:

Nicht ganz zu Unrecht, denn die mumifizierten Alienleichen, die Maussan aus der Gegend um Nazca in Peru so anschleppt, sind schon öfter debunked worden, etwa von dem Archäologen und Forensiker Flavio Estrada

… oder von dem grenzwissenschaftlichen Online-Magazin Codigo Oculto oder dem peruanischen Kultusministerium oder dem peruanischen Ufologen Anthony Choy.

Da ist die Rede davon, dass so eine „Mumie“ zum Beispiel aus einem Hundeschädel geschnitzt wurde. Andere Berichte sprechen von Puppen, die aus Knochen und menschlichem Gewebe zusammengesetzt und mit einer Mischung aus Papier und Klebstoff überzogen wurden.

Wie die New York Post berichtet, ermitteln jetzt die peruanischen Behörden gegen Maussan, um zu klären, wie die beiden „Mumien“, die er bei der Veranstaltung des mexikanischen Abgeordnetenhauses zeigte, überhaupt dorthin gelangt sind.

Auch der Youtube-Kanal Quipus Paranormal Scanner befasst sich aktuell mit Jaime Maussan und seinen Aliens:

Dabei handele es sich um nichts weiter als „mutwillig hergestellte Fälschungen, die der ernsthaften Ufo- und Alienforschung schaden“.

Zum Weiterlesen:

  • Alien-Mumien, UAPs und die NASA: der neue Ufo-Hype, GWUP-Blog am 17. September 2023
  • Die Alien-Mumien von Nazca, ufo-information am 12. Mai 2020
  • Kontroverse um öffentliche „UFO-Anhörung“ vor dem mexikanischen Abgeordnetenhaus, grenzwissenschaft-aktuell am 13. September 2023
  • Aliens im mexikanischen Parlament – warum die „Forscher“ berüchtigt sind, geo am 13. September 2023
  • Mexikanischer Journalist präsentiert angebliche Alienleichen, rnd am 14. September 2023
  • Atacama-Mumie: des Rätsels Lösung, national geographic am 23. März 2018

27. September 2023
von Bernd Harder
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Neue Studie: Keine Beweise für Peter Wohllebens „geheimes Leben der Bäume“

Aktuelle Ergänzung zu unserem Gastbeitrag „Der Wald der Pseudogefühle“ von 2017 über den Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ des Forstwirts Peter Wohlleben:

Insgesamt 35 Autoren haben für einen Aufsatz in dem Fachjournal Trends in Plant Science zwei „highly popular books“ analysiert, nämlich Wohllebens „Das geheime Leben der Bäume“ und „Die Weisheit der Wälder“ von Suzanne Simard.

Die Forscher kritisieren die „Vermenschlichung“ von Pflanzen, denen Wohlleben eine Reihe von anthropomorphen Eigenschaften zuschreibt (zum Beispiel Schmerz empfinden, glücklich sein, sich um andere Bäume kümmern, mit anderen Bäumen kommunizieren etc.) und sie bedauern, dass etablierte Pflanzenwissenschaftler nicht bereits viel früher auf solche pseudowissenschaftlichen Interpretationen reagiert haben.

Darüber hinaus geht ein Vorwurf an die Verlage, die eine Faktenprüfung bei populärwissenschaftlichen Büchern nicht zu ihren Aufgaben zählten.

Anhand von 87 wissenschaftlichen Publikationen untersuchen Robinson et al. Begriffe wie „altruistische Pilze“ oder „Mutterbäume“, die Wohlleben und Simard verwenden, um das angeblich feste Sozialgefüge des Waldes zu beschreiben.

Aber weder für das „Mutterbaum“-Konzept (wonach Bäume ihren Nachwuchs gezielt aufpäppeln und mit Nährstoffen versorgen) noch für ein altruistisches Kommunikationsnetzwerk aus Pilzfäden im Waldboden (Mykorrhiza-Netzwerke oder „Wood Wide Web“) gebe es Beweise.

Welt+ befragte eine der Autorinnen der Trends in Plant Science-Studie, die Leiterin der Abteilung Forstbotanik und Baumphysiologie an der Uni Göttingen Prof. Andrea Polle:

Natürlich hätten auch Bäume Mutter und Vater, aus deren Samen und Eizelle die nächste Generation im Wald hervorgeht. Auch das unterirdische Geflecht aus Wurzeln und Pilzen stelle niemand infrage.

Falsch hingegen sei die „propagierte Fürsorge“, so Polle. „Die Mengen an Kohlenstoff, die von einem Baum zu einem anderen wandern, sind marginal und spielen für den Empfänger kaum eine Rolle“, erklärt sie. Zudem geschehe der Transfer weder gezielt noch allein an die eigenen Nachkömmlinge.

Polle sagt: „Der Wald ist keine harmonische Gemeinschaft, wie die Bücher vermitteln wollen.“ Es gebe keinerlei wissenschaftlichen Belege dafür, dass ausgewachsene Bäume die Schwachen unterstützen. Im Gegenteil. Im Wald herrscht ein harter Konkurrenzkampf.

Die Forscher betrachten Wohllebens und Simards Bücher als „irreführend“ für die Vermittlung eines wissenschaftlichen Verständnisses von Wäldern. Für eine zeitgemäße Waldbewirtschaftung aber brauche es einen fundierten Blick – ohne Verklärung.

Motiviert sei die Veröffentlichung auch von Sorge darüber, dass Medien und Entscheidungsträger Wohllebens „pseudowissenschaftliche Interpretationen“ weiterhin für bare Münze nähmen und Politiker sich auf die vermeintliche Expertise verließen, kommentiert die FAZ:

Erwähnt wird etwa Wohllebens Ernennung zum Beiratsmitglied für die „UN-Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen“.

Update vom 28. September

Peter Wohlleben hat bei Facebook auf den Trends in Plant Science-Artikel reagiert:

Neben dem „Lobby“-Vorwurf postet Wohlleben diesen Beitrag aus National Geographic, der wohl irgendwie belegen soll, dass „Bäume/Pflanzen kommunizieren können“:

Dazu Prof. Andrea Polle gegenüber unserem Blog:

Der Artikel basiert auf vernünftigen Daten. Er zeigt, dass Pflanzen bei Trockenheit eine physikalische Reaktion zeigen (Luftblasen), die man lange kennt, aber bislang nicht beim Entstehen messen konnte. Das ist durch die Erfassung von Schallgeräuschen möglich geworden.

Er ist dennoch kein Beweis für Kommunikation, denn dafür müsste es einen Empfänger geben, indem durch das Geräusch eine Reaktion ausgelöst wird.

Zum Weiterlesen:

  • 35 Wissenschaftler wehren sich gegen Wohllebens Baum-Thesen, welt+ am 27. September 2023
  • Wissenschaftler wehren sich gegen Wohllebens Baum-Thesen, faz+ am 21. September 2023
  • Mother trees, altruistic fungi, and the perils of plant personification, cell.com am 19. September 2023
  • Der Wald der Pseudogefühle: Ein Gastbeitrag zum Bestseller „Das geheime Leben der Bäume”, GWUP-Blog am 7. August 2017
  • Was ist dran am „Wood-Wide-Web“? scinexx am 14. Februar 2023
  • Kommunizieren Bäume über ein unterirdisches Pilz-Netzwerk? mdr am 19. Februar 2023

27. September 2023
von Bernd Harder
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Das Goldene Brett 2023: Die Finalisten stehen fest

Wer bekommt am 5. Oktober in Wien das „Goldene Brett vorm Kopf“ verliehen?

Die Jury hat drei Finalisten ausgewählt.

Aus der Pressemitteilung des Veranstalters:

Die Shortlist zeigt, dass ein fragwürdiger Umgang mit Fakten oder ein bedenklicher Hang zur Verschwörungstheorie nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun haben muss.

Die Nominierten sind gebildete Menschen, die intellektuelle Fähigkeiten bewiesen haben, dann im Lauf der Zeit aber immer mehr in die Nähe von Fake News und Verschwörungstheorien gerieten und zu Stars der antiwissenschaftlichen Querdenker-Szene wurden:

Ulrike Guerot

Ulrike Guerots Arbeit mag auf den ersten Blick harmlos und konstruktiv erscheinen: Sie sprach
sich scharf gegen Corona-Maßnahmen aus – eine prinzipiell legitime Meinung. Sie setzte sich
für „Corona-Aussöhnung“ ein – wer könnte da dagegen sein?

Doch ein genauerer Blick offenbart dahinter ein verschwörungstheoretisch-antiwissenschaftliches Weltbild. Daten werden selektiv ausgewählt, Statistiken werden falsch dargestellt, trotz klarer Widerlegung bleibt eine Korrektur aus. Man stößt bei Guerot auf die wissenschaftlich falsche Vorstellung, man könne mit „Yoga und Spiritualität“ das „Immunsystem stärken“ und so auf Corona-Maßnahmen verzichten.

Manchmal sind ihre Thesen unfreiwillig komisch – etwa wenn sie behauptet, die „männliche Brutalität“ bei einem Fernsehinterview habe bei ihr spontan zu einem Herpes-Ausbruch geführt. Manchmal klingen ihre Slogans aber auch bedrohlich: Um Leute wie Anthony Fauci und Bill Gates solle man „sich kümmern“. Und „die dunklen Gestalten von Pfizer und Co.“ lasse man „nicht entkommen“.

Guerot propagiert damit das Narrativ der großen Corona-Verschwörung, obwohl gerade sie als Politologin es besser wissen müsste. Auch mit Aussagen über Russlands Angriff auf die Ukraine sorgte Guerot für Aufsehen: Die Rolle der Ukraine sei es gewesen, stellvertretend für den Westen einen Krieg mit Russland zu beginnen, erklärt sie. Wer hier wen angegriffen hat, wird kurzerhand umgedreht.

Auch falsche Zitate und Plagiatsvorwürfe brachten Guerot wiederholt in die Medien. Die Universität Bonn hat sich von ihr distanziert, der Rechtsstreit über ihre Kündigung ist noch nicht abgeschlossen.

Stefan Homburg

Stefan Homburg ist Finanzwissenschaftler. Er muss daher eigentlich wissen, wie man die Wirklichkeit mit mathematischen Formeln beschreibt. Trotzdem wurde er während der Pandemie mit seinen alternativen Dateninterpretationen zu einem Star der antiwissenschaftlichen Querdenkerszene.

Es gebe gar keine Pandemie, das sei bloß „kollektiver Wahn“, schrieb Homburg. „Long Covid“ sei bloß ein Marketingbegriff, nur das Testen sei das Problem. Schließlich erweiterte er seine Attacken gegen die wissenschaftlich belegte Medizin auch auf das Thema AIDS: Auch das sei ein „Fake“, mit dem man einen „Milliardenmarkt“ geschaffen habe. Er würde mit einem positiven HIV-Test „ganz sicher keine Medikamente nehmen“.

Nachdem Homburg die Corona-Maßnahmen in Deutschland mit den Ereignissen unter der Nazi-Diktatur im Jahr 1933 verglichen hatte, distanzierten sich Senat, Präsidium und Hochschulrat seiner Universität, der Leibniz Universität Hannover, von ihm.

2021 trat er in den vorzeitigen Ruhestand, erreicht aber nach wie vor eine große öffentliche Sichtbarkeit.

Ferdinand Wegscheider

Der Sender ServusTV, als dessen Intendant Ferdinand Wegscheider ab 2016 arbeitete, machte während der Corona-Pandemie einen Wandel durch: In Sendungen wie dem „Corona-Quartett“ wurde zentralen Persönlichkeiten der antiwissenschaftlichen Querdenkerbewegung eine Plattform geboten, unter anderem Sucharit Bhakdi, Träger des „Goldenen Bretts vorm Kopf“ des Jahres 2020.

Besonders bekannt wurde Wegscheider durch seinen „satirischen Wochenrückblick“ mit dem Namen „Der Wegscheider“. Sprachliche Zurückhaltung übt er dort selten: Die Corona-Impfstoffe werden als „Genspritzen“ bezeichnet, von der „Impflobby“ ist die Rede, die „Menschen als Versuchskaninchen“ für „unzureichend getestete“ Impfungen missbrauchen würde. Das Entwurmungsmittel Ivermectin wird als sinnvolle Behandlung von Covid-19 präsentiert.

Auch mit anderen Verschwörungserzählungen spielt Wegscheider, etwa im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September oder in Form von Attacken gegen die Klimabewegung. Der Kritik an der Sendung wird mit dem Hinweis begegnet, es handle sich bloß um „Satire“. Schließlich tritt Wegscheider mit einem bunten Kasperl-Kopf auf.

Doch gerade diese Ausrede ist besonders problematisch: Satire ist eine Kunstgattung, die mit beißendem Humor und Ironie Kritik übt. Verschwörungstheorien werden allerdings weder humorvoll noch ironisch, bloß weil man sie mit dem Begriff „Satire“ versieht.

Die Argumentation impliziert somit einen Freibrief für jede Art von Fake News, solange sie durch das Etikett der Satire gegen berechtigte Kritik immunisiert wird.

Die Verleihung findet am 5. Oktober um 19.30 Uhr im Stadtsaal Wien statt, moderiert von „Science Buster“ Martin Puntigam. Da das Event bereits ausverkauft ist, gibt es einen Live-Stream.

Marco Pogo und Andre Wolf von Mimikama treten als Side Acts auf. Die Laudationes kommen von Gerald Gartlehner, Heidi Kastner und Daniela Angett-Pfeiffer.

Zum Weiterlesen:

  • „Verschwörung & Fakten“: Die Radikalisierung der Ulrike Guérot, GWUP-Blog am 19. März 2022
  • Prof. Dr. Verschwörung, Süddeutsche am 14. Mai 2020
  • Der große Homburg-Faktencheck, volksverpetzer am 4. Februar 2022
  • ServusTV: Der Sender der Querdenker? BR am 15. Februar 2022
  • Zwischen Tierdokus und Verschwörungserzählungen: die wundersame Welt von Servus TV, rnd am 19. Januar 2022

26. September 2023
von Bernd Harder
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„Verschwörungstheorien“ bei MAITHINK X mit Salwa Houmsi

„Verschwörungstheorien“ bei MAITHINK X – mit 13 Fragen-Moderatorin Salwa Houmsi als Elternzeitvertretung von Mai Thi:

Was hat Selena Gomez mit der Mondlandung zu tun? Ist Angela Merkel eine Echse? Aber vor allem: Wieso haben wir alle so einen Sweet Spot für die Muster von Verschwörungserzählungen?

Sagen wir mal so:

Die knapp 30-minütige Sendung gibt einen brauchbaren Schulvortrag ab, mit Beispielen aus der juvenilen Popkultur (Avril Lavigne, Britney Spears, Justin Bieber) und einem Alltags-Szenario aus einer Dreier-WG.

Zum Weiterlesen:

  • Ein Wimmelbild voller Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 19. September 2023
  • Wie der Bau vieler Windräder an der Neigung zu Verschwörungstheorien scheitert, nordbayern.de am 25. September 2023

26. September 2023
von Bernd Harder
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Horoskope, Hexen und Co.: Ein Skeptiker bei „Britt – Der Talk“

Huch – sind die 90er zurück?

Die Moderatorin paktiert augenzwinkernd mit dem Astrologen, und gemeinsam geht es gegen den Skeptiker, den „wir uns jetzt mal angucken wollen“:

So passiert in der SAT1-Talkshow Britt vom 28. Februar 2023:

Horoskope, Hexen und Co. – Was steckt dahinter?

Kaum betritt Rainer Bechtel (2.v.l.) von der Kölner Regionalgruppe der GWUP die Bühne, legt der Sternseher Malkiel Rouven Dietrich (r.) auch schon los:

„Analytisch“ habe Bechtel „einen Merkur im Steinbock stehen, mit sehr guten Aspekten auf wissenschaftlichen Dingen, zum Beispiel er ist definitiv ein ganz klar rationaler Mensch, er hat Mond-Saturn in der Konjunktion …“

Britt bekommt ob dieses Gefasels eine „Gänsehaut“. Rainer Bechtel merkt mäßig amüsiert an, dass er diese Prognose jetzt nicht so überraschend findet, „wo du schon weißt, dass ich der Wissenschaftler, der Skeptiker hier bin“.

Woraufhin „Malki“ wortreich seine Kunst verteidigt und Britt ihm immer wieder beispringt.

Beim Skeptical in Frankfurt sprachen wir über Skeptiker im Fernsehen – über gute und schlechte Erlebnisse.

Das Format Britt muss man offenbar zum TV-Bodensatz zählen. Die 90er lassen grüßen.

Bechtel gegenüber unserem Blog:

Bei der Aufzeichnung waren zufällig auch einige Bekannte von mir anwesend, die mir allesamt attestierten, dass ich die anderen mit guten Argumenten und Fakten an die Wand geredet hätte. Leider war davon bei der Ausstrahlung fast nichts mehr übrig.

Praktisch alle guten Argumente, Fakten, Hinweise gegen Astrologie und den übrigen Unsinn wurden rausgeschnitten. Hinweise auf den Barnum-Effekt, die Verschiebung von „Sternzeichen“ in Tausenden von Jahren, die 3D- beziehungsweise 2D-Betrachtung der Sternzeichen (dass also die einbezogenen Sterne überhaupt keinen räumlichen Zusammenhang haben) und noch mehr wurden gar nicht gesendet.

Übrig bleibt meine reine Ablehnung. Und zum Schluss wird dann dem Kartenleger noch eine schöne Bühne gegeben, und die Moderatorin zeigt sich ganz beeindruckt von den „verblüffenden“ Aussagen dieses Herrn.

Ich hätte vor Wut in den Fernseher springen können! 

Deshalb kann ich auch nur davon abraten, sich auf solche Müllsendungen einzulassen. Natürlich hatte ich nicht mit hohem Niveau gerechnet. Das ist schließlich nicht Terra X oder Quarks & Co. Aber so einen großen Mist hatte ich auch nicht erwartet.

Danke, Rainer, für dein Engagement und den sympathischen Auftritt.

Trotz dieser negativen Erfahrung ist es wichtig, skeptische Präsenz zu zeigen. Das geschäftstüchtige Gehabe des Astrologen, der Seherin, der Hexe und des Kartenlegers und die Parteilichkeit der Moderatorin waren eh selbstentlarvend.

Zum Weiterlesen:

  • SkepKon-Video: Was Skeptiker nach TV-Auftritten erleben, GWUP-Blog am 23. August 2023
  • Hex und hopp: Skeptiker im TV, GWUP-Blog am 29. Januar 2013
  • „Mein Horoskop stimmt immer!“ – Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013

25. September 2023
von Bernd Harder
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Geld, Erfolg, schönes Leben: „Access Consciousness“ und die Heilpraktiker von nebenan

Zeit-Online warnt vor einer „Psychogruppe, die sich rasant in Deutschland ausbreitet“ und „deren Radikalität selbst Experten überrascht“.

Es geht um „Access Consciousness“, ein pseudowissenschaftliches Angebot aus den USA:

So wie viele Gruppen ist sie kaum bekannt, kommt harmlos und doch größenwahnsinnig daher. Schon ihre Webseiten sprechen tiefste Sehnsüchte an. Nach Geld, nach Erfolg, besserem Sex, einem schöneren Leben. Da steht: „Wer würdest du sein, wenn du alles sein könntest?“

Und dann: „Access Consciousness erlaubt dir alles zu verändern, das du nicht ändern kannst, und alles zu kreieren, was du dir wünschst.“

Nachdem er Kontakt zu einem Betroffenen bekam, der seine Ehefrau nebst 50.000 Euro an die Gruppierung verlor, meldete sich Zeit-Autor Alexander Kauschanski zu einen „Kennenlern- und Austauschabend“ bei Access Consciousness in Berlin an.

Was er dort erlebte, zeigt deutliche Parallelen zu Scientology (worauf auch Psiram hinweist):

Emilia erklärt, wie die „Access Bars“ funktionieren. Auf ihrem Kopf hätten Menschen 32 Punkte, die würden sie stimulieren. „Diese Stellen sind mit Traumata aufgeladen – aus sechs Generationen plus der ganzen Menschheitsgeschichte“, sagt Emilia. „Zellerinnerungen.“ Die Frauen hängen an ihren Lippen.

„Wir drücken hier wie auf den Reset-Knopf beim Computer: LÖSCHEN! MÜLL RUNTER!“, ruft sie und presst zwei Finger auf den Tisch. Ein Lächeln. „Und dann, okay: Was brauchen wir jetzt? Was geben wir bei Google ein? Wir löschen das alte Programm und laden neue Dinge drauf. Du erlebst einen anderen Bewusstseinszustand.“

An nüchternen Fakten hat Kauschanski recherchiert:

  • Gegründet wurde Access Consciousness („Zugang zum Bewusstein“) von dem ehemaligen Immobilienmakler Gary Douglas Anfang der neunziger Jahre in Kalifornien.
  • Access Consciousness sei eine Psychogruppe, die sich als Wellness-Coaching tarnt.
  • In ihrer Lehre ähnele die Gruppe der Scientology-Sekte. Auch deren Mitglieder sollen auf einen „clearen“ Zustand hinarbeiten, der letztlich unerreichbar bleibt.
  • Zentral dafür sei ein sogenanntes Clearing-Statement – eine Mantra-artige Formel: „Right and Wrong, Good and Bad, POD and POC, All 9, Shorts, Boys and Beyonds“. Wiederhole man den Satz ständig, dringe man in verborgene Bewusstseinsschichten ein. So könne man aus dem Kopf heraus die eigene Wirklichkeit ändern.
  • Bleibt der Effekt aus, so seien die Anhängerinnen dafür selbst verantwortlich.
  • Hinter der Fassade von Access Consciousness verberge sich ein profitables Multi-Level-Marketing-Unternehmen. Recht schnell würden die Anhängerinnen ermutigt, als „Facilitator“ zu unterrichten.
  • Für das höchste Zertifizierungslevel zahlten die „Facilitator“ 15.000 Euro im ersten Jahr. Ein esoterisches Vermarktungssystem, das immer mehr Menschen hineinziehen solle.

Der grundlegende Unterschied zu Scientology sei indes:

Access Consciousness hat so gut wie kein Hauptquartier, keine festen Organisationsstrukturen, keine festen Begegnungsorte, keine Mitgliederpolitik. Es sind Heilpraktikerinnen, die Coaches von nebenan, die im regionalen Dialekt sprechen, die den Kontakt zu Access herstellen.

Im Zeitalter sozialer Medien bewerben sie Access Consciousness auf YouTube, auf Instagram, auf ihren Webseiten. Selbst eine Access-App gibt es. In ihren Wohnzimmern, in Heilpraxen kommen die Anhängerinnen dann zusammen.

Der evangelische Weltanschauungsbeauftragte Oliver Koch warnt vor psychischer und sozialer Abhängigkeit. Derzeit gebe es rund 1000 „Access Consciousness“-Kursanbieterinnen in Deutschland.

Eine entsprechende Heilpraktiker-Webseite sieht zum Beispiel so aus:

Sogar vor „Traumatherapien“ schreckt Access Consciousness nicht zurück:

„Warum kann sich in Deutschland eine missbräuchliche Sekte einfach ungestört ausbreiten?“, fragt Kauschanski am Ende seines Artikels. Was kann man dagegen tun?

Nichts. Nur „Aufklärung“ und „Prävention“.

Zum Weiterlesen:

  • Sekten: „Meine Frau hat mit Geistern gesprochen, aber nicht mit mir“, zeit+ am 23. September 2023
  • „Access Consciousness“ bei Psiram
  • Die Esoterik als Antwort auf alles, kurier am 17. September 2017

24. September 2023
von Bernd Harder
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Löwenjagd in Berlin: Als die Panik den Verstand besiegte

Als am 20. Juli in Berlin die „Löwenjagd“ losging, haben wir uns von Anfang an auf eine klassische Sommerloch-Phantomsichtung festgelegt – was uns zunächst durchaus Kritik einbrachte.

Heute veröffentlicht Welt am Sonntag die Einsatzprotokolle der Polizei Berlin und der Gemeinde Kleinmachnow:

Sie beinhalten auch die Mitschriften der Einsatzleitzentrale, die die Notrufe entgegennahm, sowie Bürgerhinweise, die über ein Online-Formular eingingen.

Benjamin Stibi erzählt in der WamS exklusiv „eine Geschichte mit falschen Fährten und wildem Aktionismus“ – und „wie Panik den Verstand besiegte“.

Und so fing es an:

02:12 Uhr Auf Twitter postet der User @lqzze1 ein Handyvideo. Zu sehen: ein Baum am Straßenrand im Scheinwerferlicht eines Autos, vor dem Baum die Konturen eines löwenartigen Tieres, das etwas zu verschlingen scheint. Das Video habe ein Freund um Mitternacht aufgenommen und anschließend die Polizei verständigt, so @lqzze1.

In den Morgenstunden wird das Tier dann auch von einer Polizeistreife gesichtet, „auf 20 m Entfernung ohne Zweifel“, heißt es im Einsatztagebuch. Die Jagd beginnt. Als Kleinmachnow erwacht und die Geschichte von dem Löwen die Runde macht, häufen sich die Notrufe.

Nach Informationen des Tagesspiegel ereignete sich diese „Sichtung“ von zwei Polizeibeamten um drei Uhr nachts – also in völliger Dunkelheit und zudem aus einer erheblichen Distanz.

Wie man daraus sofort und „ohne Zweifel“ die reale Existenz eines Löwen in freier Berliner Wildbahn stricken kann, bleibt das Geheimnis der örtlichen Polizei. Wahrnehmungspsychologie gehört dort anscheinend nicht zur Ausbildung.

Und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Sobald die „Sichtung“ amtlich zum Faktum erklärt wird, sieht praktisch jeder Spaziergänger überall Löwen.

Den Protokollen zufolge geht der erste Anruf bereits um 7.30 Uhr ein. Gesehen hat die Anruferin im Grunde nichts, die Rede ist lediglich von „Geräuschen“ und einem „wackelnden Gebüsch“ und dass „etwas“ von der Frau „weggesprungen“ sei.

Eine reine Luftnummer also – aber selbstgewiss rekurriert die Anruferin darauf, dass sie sich auskenne und es sich auf keinen Fall um ein Reh oder Wildschwein gehandelt haben kann.

Wieso nicht? Das bleibt völlig offen. Anscheinend fragt auch keiner nach.

Ähnlich gehaltvoll die nächsten Anrufe ab 7.52 Uhr.

Ein Augenzeugenbericht dreht sich vage um ein „großes gelbliches Tier“, ein anderer um ein „sandfarbenes helles Tier“, beim nächsten Telefonat geht es nur darum, dass der Haushund beim Gassi gehen irgendwie „panisch“ reagiert, andere berichten von einem „verdächtigen Wildtiergeruch“ oder dass „etwas Gelbes durch den Garten“ flitzt.

Die Highlights:

21:04 Uhr Der Drohnenführer meldet ein Tier, das in Richtung Autobahn läuft.

21:29 Uhr Es war nur ein Reh.

23:17 Uhr „Frau mit Kindern hat ein großes Tier gesehen und traut sich nicht vom Auto ins Haus.“

01:37 Uhr Aus Berlin-Zehlendorf melden „2 unabhängige Anrufer Löwengebrüll“.

01:40 Uhr Über den Polizeifunk kommt die Meldung, dass ein Auto auf einer Shell-Tankstelle in Berlin-Zehlendorf „Löwengebrüll abspielt.“

Ermittlungen bei Zirkussen, wie Rogall und Berolina, bleiben ohne Ergebnis. Aufkommende Gerüchte, der Löwe sei dem Remmo-Clan entlaufen, verweist das LKA ins Reich der „Provokation und Wichtigtuerei“.

Obwohl es also praktisch keinen ernstzunehmenden Hinweis auf ein reales Raubtier gibt, ist die Berliner Polizei mit 300 Beamten im Einsatz, die Polizei von Brandenburg mit 250, Drohnen und ein Hubschrauber steigen auf, um nach der Großkatze Ausschau zu halten.

Erst am Freitagmorgen (21. Juli) setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass es sich bei der „Löwin“ auf dem Video um nichts weiter als „ein Schwarzwild in Sommerdecke“ handelt:

Am frühen Nachmittag wird der Polizeieinsatz beendet.

Allerdings reißen die Löwenmeldungen natürlich nicht ab, sodass

… der Fokus sich nun darauf richtet, die Bevölkerung zu überzeugen, dass es nie einen Löwen gegeben hat.

Genauso gut kann man versuchen, verstreute Federn wieder einzusammeln.

Am Ende fragt Benjamin Stibi auch nach den Kosten für das 40-stündige Spektakel. Die seien nicht zu beziffern:

Keine Ahnung, so die Antwort der Polizei.

Schätzungen gehen von „mehreren 100.000 Euro“ bis in die Millionen aus. Was soll man dazu noch sagen, außer:

Einfach unbezahlbar, dieses Sommermärchen.

Der neue Skeptiker (3/2023) kostet nur sieben Euro. In dem Artikel „Ungeheuer in unseren Köpfen – Warum Kryptiden nur in unserer Vorstellung leben“ von Georgy Kuakin heißt es:

Schlechte Wetterbedingungen, Nebel, große Entfernungen und Wahrnehmungstäuschungen können fast jedes Objekt als Monster erscheinen lassen.

Zum Weiterlesen:

  • Sommerloch-Alarm: Der Löwe ist los – endlich wieder mal, GWUP-Blog am 20. Juli 2023
  • Löwenjagd-Protokolle: Wie in Berlin die Panik den Verstand besiegte, welt+ am 24. September 2023

23. September 2023
von Bernd Harder
2 Kommentare

Skeptics in the Pub Köln: Fakten und Fehlannahmen zu Burgen in Realität und Fiktion

Am Mittwoch (27. September) bei Skeptics in the Pub Köln:

Faszination Burg – Fakten und Fehlannahmen zu Burgen in Realität und Fiktion

Mit den am weitesten verbreiteten Mythen und Fehlvorstellungen zu Burgen und mittelalterlichen Befestigungen wird sich dieser Vortrag eingehender befassen:

die Drehrichtung von Wendeltreppen, der Begriff der „Ritterburg“, Geheimgänge, Schlossgespenster/-geister, der Zusammenhang von Pechnasen und dem Begriff „Pech gehabt“ sowie weitere mittelalterliche Herleitungen von Sprichwörtern: All dem wird auf den Grund gegangen.

Darüber hinaus werden auch die gerade im deutschsprachigen Raum verbreiteten Rekonstruktionen aus der Zeit der Burgen-Romantik des 19. Jahrhunderts kritisch betrachtet, und auch Burgen aus fiktionalen Werken wie „Game of Thrones“ oder „Der Herr der Ringe“ werden einer genaueren Inspektion unterzogen.

Los geht’s um 19.30 Uhr – vor Ort im Herbrand’s oder live bei Youtube.

Ein Interview mit dem Referenten Dr. Jochen Blom gibt’s bei den GWUP-News.

Zum Weiterlesen:

  • Skeptics in the Pub über Fakten und Fehlannahmen zu Burgen, gwup-news am 15. September 2023

22. September 2023
von Bernd Harder
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Braco gibt wieder seinen Blick – und nimmt dafür 20 Euro.

Prinz Valium ist wieder da.

In Köln, Zürich und Frankfurt schaut Braco ein paar Minuten lang leicht belämmert ins Publikum, kassiert dafür 20 Euro von jedem Besucher und verschwindet wieder von der Bühne.

Der „gebende Blick“ nennt sich das. Kann man sich nicht ausdenken.

Das sind so Momente, in denen man sich – mit Kolja Half von der Süddeutschen Zeitung – fragt, ob es überhaupt sinnvoll ist, „diesen ganzen albernen Selbstbetrug gründlich auseinanderzunehmen“ beziehungsweise „gegen eine vermeintliche Esoterikwelle anzuschreiben“.

Kolja meint nein – und plädiert für eine „neue Einstellung zu alternativen Glaubensformen“.

Wie etwa diese (aus Welt-Online):

Braco steht auf einer Bühne und blickt stumm ins Publikum. Umgeben von Musik blickt er durch die Reihen, in denen Zuschauer weinen, schwanken, Fotos ihrer Liebsten halten. Dies geht einige Minuten so, bevor Braco abtritt.

Davor und danach gibt es Reden und Filme über Bracos vermeintliches Wirken – und, natürlich, allerlei Schmuck und Bücher zum Kauf.

Ist jetzt die Frage, ob man solchen Quatsch tatsächlich „gesellschaftlich integrieren kann – statt [ihn] zu belächeln oder davor zu warnen“, wie der SZ-Autor meint.

Welt+ zitiert heute unseren Skeptical-Gast Nicolas Wöhrl von Methodisch inkorrekt:

Das Schweigen sei geschickt, sagt Wöhrl. Der Physiker kennt Bracos Hinweis, kein Heiler zu sein. „Damit will er sich aber wohl eher vor juristischen Problemen schützen. Sein Internetauftritt, die Videos und Berichte von Zuschauern suggerieren definitiv einen heilenden Effekt.“

Braco sei ein geschickter Geschäftsmann. „Scharlatane wie Braco, Phänomene wie Homöopathie oder anderer Wunderglaube machen mir große Sorgen“, so Wöhrl.

In Folge 127 wird Braco kurz erwähnt (ab 1:16:40), und zwar als „der absolute Inbegriff von Esoterik-Abzocke“:

Dass dieser Mensch sich überhaupt noch auf die Straße traut.

So kann man’s auch sehen.

Zum Weiterlesen:

  • Wenn sich der „Wunderheiler“ fürs Schweigen bezahlen lässt, welt+ am 22. September 2023
  • „Braco“: Wenn Prinz Valium den Wunderheiler gibt, GWUP-Blog am 1. Februar 2015
  • „SOKO Stuttgart“ mit aktuellen Bezügen: „Fredo, der heilende Blick in deine Seele“, GWUP-Blog am 2. Februar 2020
  • Schweigen ist Gold – wie Geistheiler Braco die Welt narrt und dick Kasse macht, watson am 30. September 2017
  • Guru im Test: Wunderheiler Braco mit dem „gebenden Blick“, derStandard am 20. Februar 2018
  • Spüren Sie’s? Sein Blick soll heilen können, welt.de am 1. Februar 2015
  • SkepKon 2019: das Skeptical, hpd am 18. Juni 2019
  • Esoterik: Tun wir ihr Unrecht? Süddeutsche am 10. Februar 2023
  • Spiritualität auf Abwegen, spektrum am 17. Dezember 2021
  • Esoterik: „Wir leben in magischen Zeiten“ – und das ist nicht nur politisch hochbrisant, GWUP-Blog am 14. September 2023