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Horoskope, Hexen und Co.: Ein Skeptiker bei „Britt – Der Talk“

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Huch – sind die 90er zurück?

Die Moderatorin paktiert augenzwinkernd mit dem Astrologen, und gemeinsam geht es gegen den Skeptiker, den „wir uns jetzt mal angucken wollen“:

So passiert in der SAT1-Talkshow Britt vom 28. Februar 2023:

Horoskope, Hexen und Co. – Was steckt dahinter?

Kaum betritt Rainer Bechtel (2.v.l.) von der Kölner Regionalgruppe der GWUP die Bühne, legt der Sternseher Malkiel Rouven Dietrich (r.) auch schon los:

„Analytisch“ habe Bechtel „einen Merkur im Steinbock stehen, mit sehr guten Aspekten auf wissenschaftlichen Dingen, zum Beispiel er ist definitiv ein ganz klar rationaler Mensch, er hat Mond-Saturn in der Konjunktion …“

Britt bekommt ob dieses Gefasels eine „Gänsehaut“. Rainer Bechtel merkt mäßig amüsiert an, dass er diese Prognose jetzt nicht so überraschend findet, „wo du schon weißt, dass ich der Wissenschaftler, der Skeptiker hier bin“.

Woraufhin „Malki“ wortreich seine Kunst verteidigt und Britt ihm immer wieder beispringt.

Beim Skeptical in Frankfurt sprachen wir über Skeptiker im Fernsehen – über gute und schlechte Erlebnisse.

Das Format Britt muss man offenbar zum TV-Bodensatz zählen. Die 90er lassen grüßen.

Bechtel gegenüber unserem Blog:

Bei der Aufzeichnung waren zufällig auch einige Bekannte von mir anwesend, die mir allesamt attestierten, dass ich die anderen mit guten Argumenten und Fakten an die Wand geredet hätte. Leider war davon bei der Ausstrahlung fast nichts mehr übrig.

Praktisch alle guten Argumente, Fakten, Hinweise gegen Astrologie und den übrigen Unsinn wurden rausgeschnitten. Hinweise auf den Barnum-Effekt, die Verschiebung von „Sternzeichen“ in Tausenden von Jahren, die 3D- beziehungsweise 2D-Betrachtung der Sternzeichen (dass also die einbezogenen Sterne überhaupt keinen räumlichen Zusammenhang haben) und noch mehr wurden gar nicht gesendet.

Übrig bleibt meine reine Ablehnung. Und zum Schluss wird dann dem Kartenleger noch eine schöne Bühne gegeben, und die Moderatorin zeigt sich ganz beeindruckt von den „verblüffenden“ Aussagen dieses Herrn.

Ich hätte vor Wut in den Fernseher springen können! 

Deshalb kann ich auch nur davon abraten, sich auf solche Müllsendungen einzulassen. Natürlich hatte ich nicht mit hohem Niveau gerechnet. Das ist schließlich nicht Terra X oder Quarks & Co. Aber so einen großen Mist hatte ich auch nicht erwartet.

Danke, Rainer, für dein Engagement und den sympathischen Auftritt.

Trotz dieser negativen Erfahrung ist es wichtig, skeptische Präsenz zu zeigen. Das geschäftstüchtige Gehabe des Astrologen, der Seherin, der Hexe und des Kartenlegers und die Parteilichkeit der Moderatorin waren eh selbstentlarvend.

Zum Weiterlesen:

  • SkepKon-Video: Was Skeptiker nach TV-Auftritten erleben, GWUP-Blog am 23. August 2023
  • Hex und hopp: Skeptiker im TV, GWUP-Blog am 29. Januar 2013
  • „Mein Horoskop stimmt immer!“ – Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013

3 Kommentare

  1. Wurden die Beiträge von Malkiel Rouven Dietrich auch gekürzt? Wahrscheinlich nicht. Statt Britt dann lieber Maybritt – das ist wenigstens live, und man ist „nur“ dem (mehr oder weniger fairen) Moderationsstil der Talkshow-Namensgeber ausgesetzt.

  2. Was für eine Überraschung! Der Sternenseher erkennt mittels Horoskop, dass der Skeptiker skeptisch ist. Wofür da wohl der Blick in die Sterne nötig war?

  3. Ist vieles sehr suggestiv: Der Kartenleger faselt etwas bisschen allgemein Gehaltenes (Sauberkeit etc.) und schaut dann, wie sie reagiert.

    Wird ihr Gesichtsausdruck dann bestätigend, formuliert er etwas „konkreter“… bis es dann sowieso aus ihr herausbricht: „…ja ich habe einen Putzzwang“. Oh Gänsehaut!

    Hätte sie relativ nüchtern etwas gesagt wie: „ja ich mags gerne sauber (Arzthelferin)“, wäre er zu einem nächsten Punkt in ihrem Eigenschaften-Katalog übergegangen und hätte dort etwas „Erstaunliches“ festgestellt.

    Außerdem konnte er ja schon etwas über sie erfahren, während er die Sendung hinter der Bühne mitverfolgt hat. Mit etwas guter Menschenkenntnis lässt sich da einiges herauskitzeln, vermute ich. Das sind doch gewöhnliche Taschenspielertricks!

    Schlimm, dass eine Moderatorin, die selbst eher „Abstand zu solchen Dingen hält“, sich dann so begeistert und beeindruckt zeigt.

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