gwup | die skeptiker

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22. Juli 2024
von Bernd Harder
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„Alles nur Show“: Janos Hegedüs über die Täuschungsmanöver eines energetischen Heilers

Janos Hegdüs zusammen mit dem OrthopaeDenker über den „Heiler Solingen“ („Meine Erfolgsquote ist 100 %“):

In diesem Video decke ich die dubiosen Methoden eines selbsternannten energetischen Heilers auf und zeige euch, wie leichtgläubige Patienten hinters Licht geführt werden.

Angefangen bei der vermeintlichen Wunderheilung einer Frau, die vorher nur mit Krückstock laufen konnte, bis hin zu erstaunlichen Schmerzbehandlungen – die Wahrheit sieht ganz anders aus.

Zum Weiterlesen:

  • Skeptical-Video: Janos Hegedüs über Aufklärung, Drohungen, Hasskommentare, Beleidigungen, GWUP-Blog am 30. Mai 2024
  • Video: Der Wunderheiler – „Offensichtliche Quacksalberei“ im Schweizer Fernsehen, GWUP-Blog am 10. Juli 2024

22. Juli 2024
von Bernd Harder
Keine Kommentare

„Die Akte Mückenschutz“ bei den Quarks Science Cops

Neu bei den Science Cops:

Die „ultimative Geheimwaffe“ gegen Mückenstiche sollen ätherische Öle, Knoblauch, Kerzen und Anti-Mücken-Armbänder sein. Andere schwören auf Ultraschall oder UV-Licht-Fallen.

Aber hilft das ganze Zeug wirklich, um Mücken in die Flucht zu schlagen? Oder geht’s am Ende doch nur mit „gefährlicher Chemie“? In diesem Podcast finden die Science Cops Methoden, die wirklich helfen.

Die Folge gibt es als Podcast und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Die Akte Mückenschutz: Was wirklich hilft, quarks.de am 20. Juli 2024
  • Mücken bringen mehr tropische Viren nach Europa, swr am 25. März 2024
  • Forscher erwarten Anstieg von Tropenkrankheiten durch Klimakrise, mdr am 24. Mai 2024
  • Antenne Bayern will mit Ultraschall-Sound zum Mücken-Schreck werden, az am 21. Juli 2023
  • Video: Schlechte Wissenschaft verhaften – Der „Science Cop“ Maximilian Doeckel beim Skeptical 2023 in Frankfurt, GWUP-Blog am 3. August 2023

18. Juli 2024
von Bernd Harder
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Entführungen durch Außerirdische sind juristisch eindeutig verboten

Beim UAP-Workshop 2024 am IFEX (Interdisziplinäres Forschungszentrum für Extraterrestrik) der Universität Würzburg referierte der Berliner Rechtsanwalt Klaus Stähle über Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen und UAP.

Ein charmantes Gedankenexperiment dazu formulierte Stähle auch gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ): Was wäre, wenn die jüngsten Berichte über „Bergungsprogramme für Ufos“ wahr wären und das US-Militär außerirdisches Know-how nutzt?

Dann könnten

… die Aliens den Patentschutz einschließlich der Lizenzzahlungen für die Nutzung ihres technologischen Vorsprungs zu Recht einfordern,

erklärt Stähle.

Klingt spaßig, aber Stähle ist – wie auch sein Kollege Michael Bohlander von der Durham Law School – davon überzeugt, dass es

… auch für Juristen, unser Recht und unsere Institutionen höchste Zeit sein sollte, sich auf einen Kontakt vorzubereiten,

schreibt Bild der Wissenschaft.

Stähle konstatiert, dass wir auf dieses Szenario nicht vorbereitet sind:

Die Erde würde definitiv im Chaos versinken, da es keine Strukturen dafür gibt, was passieren würde, wenn es zum Kontakt kommt und dieser mit einem relevanten Informationsaustausch verbunden ist. Insbesondere gibt es Defizite der Erde bei einer Repräsentanz im Verhältnis zu Aliens.

Die Vereinten Nationen und der Sicherheitsrat sind nicht in der Lage, die Sicherheit beispielsweise auch der Aliens zu garantieren und für Frieden und Ordnung auf der Erde zu sorgen und sind möglicherweise deshalb auch kein ernst zu nehmender Verhandlungspartner, wenn es denn einmal zum Kontakt kommen sollte.

Zu seinem Buch

Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen

hat Stähle Interviews unter anderem ExoMagazin TV und dem SWR gegeben.

Darin sagt er Stähle zum Beispiel, dass die letzten Überlebenden eines großen intergalaktischen Krieges im Sternsystem Alpha Centauri durchaus Asyl in Deutschland beantragen könnten (Minute 18:30). Umgekehrt müssten Aliens in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen werden, dass es strafbar ist, Erdenbürger zu entführen (Minute 25:30).

Ein verbindlicher Rechtsrahmen schützt den Schwächeren,

ist Stähle überzeugt.

Mal schauen, ob der Tag kommt, an dem wir das herausfinden müssen.

Vortragsvideos vom letztjährigen UAP-Workshop finden sich hier. Und bei Wikipedia gibt es bereits das Stichwort „Exorecht“.

Zum Weiterlesen:

  • Klaus Stähle: Rechtsfragen beim Kontakt mit Extraterrestrischen: Völkerrecht, Wirtschaft und Politik – ein Gedankenmodell. Franz Steiner Verlag 2023, 186 Seiten, 36 €
  • Michael Bohlander: Contact with Extraterrestrial Intelligence and Human Law. Brill Nijhoff 2023, 347 Seiten, 135,89 €
  • E.T. vor Gericht – Rechtliche Fragen zu Außerirdischen, swr am 16. März 2023
  • Welche Rechte hätten Außerirdische auf der Erde? FAZ+ am 27. Februar 2023
  • Galaktische Gesetzgebung, Bild der Wissenschaft 3/2024
  • Wie würde die Menschheit auf Alien-Kontakt reagieren? Bild der Wissenschaft 3/2024
  • Experte: Außerirdische haben Patentschutz auf havarierte Ufos, noz am 2. November 2023
  • Außerirdische in der Justiz: Erst einmal zum Tee­trinken ein­laden, lto am 6. Juni 2021
  • Polar- und Ufolichter: Reiseziel Hessdalen in Norwegen, GWUP-Blog am 4. April 2024
  • Ufo-Studie des Pentagon: gewöhnliche Objekte, falsch identifizierte Programme und Zirkelschlüsse von Gläubigen, GWUP-Blog am 14. März 2024
  • „Zeigt uns einfach das Ufo!“ Interview mit Christian Schiffer zu seinem Buch „Die Wahrheit ist (n)irgendwo da draußen“, GWUP-Blog am 1. März 2024
  • „Wir brauchen Daten“: Interview zum neuen „Ufo-Report“ der US-Navy mit Professor Hakan Kayal, GWUP-Blog am 26. Juni 2021

18. Juli 2024
von Bernd Harder
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Johannes Kepler und der Hexenprozess: Aberglaube und Fake News gestern und heute

Und wenn dieser sehr unterhaltsame und berührende Roman eine Erkenntnis bietet, dann jene, dass es in historischen Umbruchzeiten offenbar ein unausrottbares menschliches Bedürfnis gibt, sich am Aberglauben zu orientieren, an Fake-News und an Verschwörungstheorien, nicht aber am Offensichtlichen und Verifizierbaren.

So rezensiert Die Zeit das Buch

Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist

der New Yorker Schriftstellerin Rivka Galchen.

Nach dem Sachbuch „Der Astronom und die Hexe“ (2018) von der deutschen Historikerin Ulinka Rublack ist es das zweite Werk, das sich mit dem Hexenprozess gegen Katharina Kepler, die Mutter des Astronomen Johannes Kepler, beschäftigt.

Kepler selbst übernahm die Verteidigung der 73-jährigen – und erwirkte schließlich 1621 die Freilassung der Angeklagten.

Natürlich ist dieser vor drei Jahren auf Englisch erschienene Hexenroman ein Buch über Trump und den Aufstieg des Irrationalismus im doch so aufgeklärten Westen – aber ohne jeden direkten Verweis,

schreibt Die Zeit weiter.

Ein Gespräch zwischen Galchen (l.) und Rublack hat das Warburg Institute bei Youtube veröffentlicht.

Zum Weiterlesen:

  • Rivka Galchen: Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist. Rowohlt 2024, 320 Seiten, 24 €
  • Buch der Woche: „Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist“, wdr am 7. Juni 2024
  • „Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist“: Fake News, Zaubertränke und wir, zeit.de am 22. Mai 2024
  • Historiker: „Kepler glaubte ganz fest an die Astrologie“, derStandard am 19. November 2023
  • Zeitreise BB: Katharina Kepler und ihr Prozeß: „Hexe“ von Leonberg
  • So rettete Astronom Johannes Kepler seine Mutter vor der Hinrichtung als Hexe, spiegel.de am 4. Oktober 2022
  • Als Johannes Kepler seine Mutter vor dem Scheiterhaufen rettete, derStandard am 29. Dezember 2021
  • Der Astronom vor dem Hexengericht, spektrum am 27. Dezember 2021

18. Juli 2024
von Bernd Harder
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Gewalt, Suizid, Erkrankungen: Sekten wie die Zeugen Jehovas sind weiter aktiv – und gefährlich

An diesem Wochenende findet die nichtöffentliche Jahrestagung der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI) statt, mit GWUP-Beteiligung:

Zu den Referenten gehört auch die ZEBRA-Leiterin Sarah Pohl.

Im Vorfeld der Veranstaltung hat Pohl für den ZEBRA-Podcast mit dem EI-Vorstandsmitglied Udo Schuster gesprochen:

In dieser Folge lernt ihr einen Verein kennen, der sich schon seit den 70er-Jahren mit sogenannten „Sekten“ bzw. konfliktträchtigen Gruppierungen auseinandersetzt.

Die Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V. (Website-Name: sektenwatch) stellt auf ihrer Internetseite umfangreiche Informationen bereit und berät sowohl Betroffene als auch Angehörige.

Unser heutiger Gast Udo Schuster ist ehrenamtliches Mitglied des Vereins und wird uns neben der Vereinstätigkeit einen kurzen Ausflug über die Geschichte der „Sektenbewegung“ in Deutschland vorstellen

Dass Sekten-Aufklärung kein Relikt der 70er-Jahre, sondern immer noch notwendig ist, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Zürich über die Zeugen Jehovas.

Der hpd fasst zusammen:

  • Gewalt

Ehemalige Zeugen Jehovas erlebten in der Kindheit dreimal häufiger körperliche und sexuelle Gewalt als die Allgemeinbevölkerung und sechsmal häufiger emotionale Vernachlässigung beziehungsweise Gewalt.

  • Kontaktabbruch

Nach Verlassen der Gruppe sind 77 Prozent der ehemaligen Zeugen Jehovas von verordnetem Kontaktabbruch (Ächtung) betroffen.

  • Suizid

Jede dritte ausgestiegene Person hat nach Verlassen der Gruppe Suizidgedanken, 10 Prozent der Ausgestiegenen unternehmen einen Suizidversuch.

  • Erkrankung

Ehemalige Zeugen Jehovas sind 40 Prozent häufiger von chronischen Krankheiten und ein Drittel häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen.

Nicht zu vergessen:

Die Zeugen Jehovas genießen in Deutschland den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Solange sich sogar Gerichte von der biederen Fassade solcher Gruppierungen täuschen lassen, muss es wohl ehrenamtliche Organisationen wie die EI oder JZ Help geben.

Zum Weiterlesen:

  • Der weltanschauliche Markt aus der Perspektive von sektenwatch, zebra am 30. Januar 2024
  • Geächtet und ausgegrenzt, hpd am 18. Juli 2024
  • Zeugen Jehovas – alarmierende Ergebnisse in Zürcher Studie, jz.help am 25. Juni 2024
  • NGF59: „Die Zeugen Jehovas – Kirche oder Sekte?“ am 31. Januar 2023
  • Sexualisierte Gewalt bei den Zeugen Jehovas: Kein Schutz für die Opfer, taz am 12. Mai 2022
  • „Teuflische Angst“: Die SZ über den Exorzisten „Nature23“, GWUP-Blog am 3. Januar 2024
  • Neu im Skeptiker: Der Internet-Exorzist „Nature23“, GWUP-Blog am 9. Dezember 2023
  • Spiegel-TV über den Internet-Exorzisten „Nature23“, GWUP-Blog am 10. April 2024

16. Juli 2024
von Bernd Harder
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„Mission Freedom“: Eine verschwörungsgläubige Organisation darf im Allgäu traumatisierte Kinder betreuen

Wenn es eine Organisation in Deutschland gibt, die die Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie (RG-MC) bis ins Detail vertritt, dann ist es „Mission Freedom“.

Der eingetragene Verein mit Sitz in Hamburg wurde nach eigenen Angaben „am 01.01.2011 gegründet, um gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution aufzustehen“. Kritiker verorten die vermeintlichen Helfer im fundamentalistisch-evangelikalen Milieu, Behörden und staatliche Einrichtungen lehnen eine Zusammenarbeit mit „Mission Freedom“ ab.

Jetzt hat der Verein im Allgäu eine „vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung“ eröffnet. Träger von „Haus SeeNest“ in der Nähe von Kempten ist die „Himmelsstürmer Deutschland gGmbH“, die sich selbst als „freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe“ bezeichnet.

Diese Aktivitäten haben mittlerweile das Interesse von Medien wie Panorama 3 und der Süddeutschen Zeitung auf sich gezogen. Der Münchner Rechtsanwalt Matthias Pöhl, der sich seit längerem mit problematischen missionarischen Gruppierungen befasst, formuliert gegenüber unserem Blog starke Zweifel daran, dass im „Haus SeeNest“ das Wohl der dort betreuten Kinder und Jugendlichen gewährleistet ist:

Stattdessen besteht aufgrund der meiner Meinung nach unprofessionellen und durch Wahnvorstellungen geleiteten Vereinsarbeit die konkrete Gefahr, dass eine besonders vulnerable Personengruppe sich in eine – nach äußerem Anschein staatlich anerkannte – Hilfseinrichtung begibt und dort erneut zum Opfer gemacht wird.

Himmelsstürmer gGmbH – Mission Freedom: die Verbindung

Auf der Webseite himmelsstuermer.org sind keine Kontakte zu „Mission Freedom“ ersichtlich.

Eine kurze Recherche ergibt aber, dass „Mission Freedom“ Alleingesellschafter der Himmelsstürmer Deutschland gGmbH ist und die beiden Organisationen praktisch identisch sind.

„Mission Freedom“ – der Verein

Schon 2013/2014 gab es massive Kritik an „Mission Freedom“.

In zwei NDR-Berichten (hier und hier) sagte der Leiter der Abteilung für organisierte Kriminalität im Hamburger Landeskriminalamt, Jörn Blicke:

Für mich ist der Verein nicht seriös. Der Umgang mit den Opfern, wie er von Mission Freedom gepflegt wird, ist nicht so, wie wir uns vorstellen, wie mit Opfern umgegangen wird […]

Es gibt keine Zusammenarbeit mit Mission Freedom, es wird auch keine geben, so wie das im Moment absehbar ist. Weder mit uns, noch mit irgendeiner anderen Polizeidienststelle in Hamburg.“

Auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei antwortete der Hamburger Senat:

Die Arbeit und das Konzept von Mission Freedom entsprechen nicht den fachlichen Qualitätsanforderungen im Umgang mit Menschenhandel, der Betreuung und dem Sicherheitsbedürfnis der Betroffenen sowie der Anforderungen an die Kenntnis der bestehenden Opferhilfelandschaft.

Auch in der NDR-Doku

Radikale Christen in Deutschland – Mission unter falscher Flagge

aus dem Jahr 2014 wird der Verein entsprechend gewürdigt:

Gaby Wentland – die Gründerin und Leiterin

Von der „vierfachen Mutter, Gründerin und Vorstandsvorsitzenden von Mission Freedom e.V.“ ist keine therapeutische, sozialpädagogische oder psychologische Ausbildung bekannt. Auf ihrer Homepage firmiert Gaby Wentland als „Pastorenfrau und Buchautorin“. 16 Jahre lang sei sie Missionarin im Team des berüchtigten Predigers Reinhard Bonnke („Mähdrescher Gottes“) gewesen.

Ihr Engament bei „Mission Freedom“ betrachtet sie offenbar als Teil einer endzeitlichen Schlacht zwischen Gott und dem Teufel.

In diesem Video

spricht sie (Minute 35:20) von einem „geistlichen Kampf“:

Hier ist der Satan dabei, wieder zurückzuholen, was ihm gehört, und ich hatte versucht, so viel Land zu bekommen wie nur möglich.

In „One from the heart“ erklärt sie hochemotional und den Tränen nahe (22:40):

Ich bin dem Teufel begegnet im Milieu in einer Weise, wie ich ihn nie mir hätte vorstellen können. Wenn du sagst, den Teufel gibt es nicht, dann geh einmal ins Rotlicht, dann weißt du, er ist da.

Verschwörungstheorien

Dazu verbreitet sie szenetypische Verschwörungstheorien (52:49):

Ihr müsst doppelt so viel Bibel lesen wie Medien konsumieren. Wisst ihr, was das ist? Die Wahrheit!

Im Augenblick werdet ihr belogen. Von vorne bis hinten. Und ihr merkt‘s hoffentlich allmählich, dass das, was ihr alles an Informationen bekommt, immer nur Halbwahrheiten sind. Aber wenn ihr die Wahrheit kennt aus dem Wort Gottes, dann werdet ihr den Geist der Geisterunterscheidung haben, und dann liest du einen Artikel in der Zeitung und denkst: Hallo, hallo, hallo, hier stimmt irgendwas nicht. Bumm.

Ich hab meine Tageszeitung abbestellt, ich brauch sie nicht mehr, weil ich brauch Zeit für die Bibel.

Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie

Beim Skeptical 2024 in Augsburg haben wir die spezifischen Elemente von RG-MC besprochen:

Praktisch alles davon finden wir bei „Mission Freedom“ wieder – von den

  • „generationsübergreifenden“ Tätern „in nahezu allen Ländern der Welt“
  • aus „Sekten, Kulten, Geheimbünden sowie satanistischen Gruppen“
  • die sich „modernster Technik und Wissenschaft bedienen“
  • um ihre Opfer gezielt in mehrere Persönlichkeiten aufzuspalten
  • und sie damit „zu modernen Sklaven machen, die auf ein Code-Wort hin in einen anderen Anteil wechseln“

bis hin zu der Behauptung,

  • die „False Memory- und Satanic Panic-“ Bewegung [werde] „immer wieder genutzt, um Therapeuten zu diffamieren“.

In verschiedenen Videos (zum Beispiel hier bei 28:40 und hier bei 2:55) behauptet Wentland, Patientinnen aus dem „rituell-satanischen Missbrauch“ zu betreuen.

Bei einem „Kongress gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“ im April in Schwäbisch-Gmünd trug Wentland (Vortrag am 24. April um 9 Uhr) die Lebensgeschichte von Laurel Rose Willson vor, eines angeblichen Opfers von satanistisch-rituellem Missbrauch.

Allerdings ist Willsons Story frei erfunden. Der amerikanische Skeptiker Benjamin Radford schreibt von einem „complete hoax“.

Bei Instagram fordert „Mission Freedom“ dazu auf, Betroffenen von ritueller Gewalt „eine Stimme zu geben“. Nur existiert „rituelle Gewalt“ in der von diesem Verein beschriebenen Form nicht.

In einem aktuellen Video (2:20) spricht Wentland davon, dass sich bereits vier Kinder im Haus SeeNest im Allgäu befänden.

Wie kann das sein, dass diese „dubiose Hilfsorganisation“ (taz) mit ihren fundamentalistischen und verschwörungsideologischen Phantastereien eine vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung eröffnen darf? Gerade erst hat Die Zeit wieder über fatale Falschtherapien in einer solchen Institution berichtet.

Die Staatsregierung erklärt auf eine Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag, ihr sei das Konzept des Vereins „Mission Freedom e. V.“ nicht bekannt gewesen:

Erst durch Internetrecherchen sowie die Kontaktaufnahme mit dem Landeskriminal­amt Hamburg konnte ein Überblick über die Thematik gewonnen werden […]

Nach Auskunft des LKA Hamburg gelten die dortigen Antworten weiterhin. Zusammenfassend ist jedoch eine fachliche Bewertung des Konzepts des Vereins „Mission Freedom e. V.“ aufgrund feh­lender eigener Erfahrung nicht möglich

Und weiter:

Eine positive Stellungnahme des Kreisjugendamtes Oberallgäu liege vor. Vor-Ort-Begehungen der Regierung von Schwaben gemeinsam mit dem Kreisjugendamt Oberallgäu hätten keine Auffälligkeiten ergeben.

Das klingt in einem Panorama 3-Beitrag von heute Abend allerdings anders:

Darin formuliert die Kreisjugendamtsleiterin Claudia Ritter durchaus „viele Fragen“ an die Einrichtung.

Auch Christian Lohwasser vom Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit bezweifelt, „dass Haus Seenest überhaupt eine Betriebserlaubnis hätte erhalten dürfen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung:

Allein aufgrund des Glaubensverständnisses von Gaby Wentland sieht er Probleme des Trägers und von Mission Freedom, was die Orientierung an wissenschaftlichen Standards […] in der Einrichtung anbelangt.

Derzeit könnte wohl noch am ehesten die Katholische Jugendfürsorge Augsburg tätig werden, die laut SZ der Himmelsstürmer gGmbH die Räumlichkeiten im Allgäu vermietet hat. Die KJF jedenfalls nehme die Vorwürfe gegen Mission Freedom „sehr ernst“.

Rechtsanwalt Matthias Pöhl befürchtet, dass bei Mission Freedom „statt eines fachlich-professionellen Umgangs mit der eigenen Arbeit im Interesse von Hilfesuchenden“ letztendlich

… Verschwörungsideologien verbreitet werden, die besonders gut in das eigene Weltbild dämonischer Bedrohungen und eines ausgeprägten Freund-Feind-Schemas passen.

Zum Weiterlesen:

  • Kinder- und Jugendschutz: „Material, was Gott braucht, um sein Reich zu bauen“, Süddeutsche am 16. Juli 2024
  • Christliche Nächstenliebe? Dubioser Verein kümmert sich um Minderjährige, ndr am 16. Juli 2024
  • Satan’s Sideshow: The Real Story of Lauren Stratford (Laurel Rose Willson), Cornerstone 18, Heft 90 (1990)
  • The 5 Most Outrageous Hoaxes, nbc am 18. Januar 2013
  • Die dubiosen Methoden von Mission Freedom, spiegel.de am 27. Dezember 2013
  • Dubiose Hilfsorganisation: Vom Strich in die Christensekte, taz am 12. November 2013
  • Retterin der gefallenen Mädchen, taz am 19. Februar 2014
  • Die Zeit – Die verlorenen Kinder, Infoportal Satanic Panic am 26. Mai 2024
  • Skeptiker in England und USA warnen vor der „Rituelle Gewalt“-Verschwörungstheorie, GWUP-Blog am 13. Juli 2024
  • Rituelle Gewalt – Mind Control: „Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?“ jetzt kostenlos zum Download, GWUP-Blog am 17. Juni 2024

16. Juli 2024
von Bernd Harder
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Video: Waldorfschule bei „buten und binnen“ mit GWUP-Kritik

Heute gab es im Bremer Regionalmagazin buten und binnen eine Beitrag über die Waldorfschule an der Touler Straße (ab Minute 7:45).

Als Kritiker kommt der GWUP-Vorsitzende André Sebastiani zu Wort:

Sebastiani kritisiert die Waldorfpädagogik,

… weil sie den Werten von Wissenschaft und Aufklärung zuwiderläuft

und erklärt die esoterischen Vorstellungen dahinter, die letztendlich Kinder in ihrem Wissensdrang bremsen statt diesen zu fördern.

Hier geht’s zum Video.

Zum Weiterlesen:

  • Neu erschienen: „Esoterik in der politischen Bildung“, GWUP-Blog am 21. Juni 2024
  • „Anthroposophieforschung“: Sammelband zum Download, GWUP-Blog am 21. März 2024
  • André Sebastiani: Anthroposophie – Eine kurze Kritik. Alibri 2019, 176 Seiten, 10 €
  • SkepKon-Video: „Anthroposophie – im Spannungsfeld aktueller Krisen“ mit André Sebastiani, GWUP-Blog am 14. November 2023

16. Juli 2024
von Bernd Harder
2 Kommentare

NDR-Doku: „Life-Coaching – Der Plan vom Glück?“

Eine NDR Story zu

Life-Coaching – Der Plan vom Glück?

Was suchen die Menschen bei Coaches und was finden sie bei ihnen? Auf der Suche nach Antworten gibt die Reportage ungewöhnlich intensive Einblicke in das Herz der Coaching-Welt.

Der Film spielt hinter den Kulissen im Haus Sonnenstrahl im Allgäu, ein Seminarzentrum, das als einer der wichtigsten Treffpunkte der Szene in Deutschland gilt. Erstmals lässt sich hier Coaching-Star Kerstin Scherer während eines mehrtägigen Seminars von der Kamera begleiten.

Den 45-minütigen Beitrag gibt’s in der ARD-Mediathek und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • „Neues Ich“ für 4000 Euro? NDR-Reportage liefert seltene Einblicke in Coaching-Szene, focus am 16. Juli 2024
  • Coaching: „Das Geschäft mit Reichtum und Glück“, GWUP-Blog am 1. März 2024
  • SkepKon-Video: „Coaching auf Abwegen“ mit Uwe Kanning, GWUP-Blog am 5. Juli 2023

15. Juli 2024
von Bernd Harder
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Wenn eine Pseudowissenschaft beim Leberkäs-Test versagt

Besser spät als nie:

Um die kuriose Studie „zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden“ (kurz: der Leberkäse-Test) von 2019 geht es auch im neuen MEGA-Video:

Das spektakuläre Versagen einer Pseudowissenschaft

Die Pseudowissenschaft dahinter ist Bioresonanz.

Speziell zum Thema Scientology gibt es hier übrigens das Infoblatt

Scientology und die Bioresonanztherapie.

Zum Weiterlesen:

  • Bioscan-Test im Allergo Journal: „Der Leiche wurde beste Gesundheit attestiert“, GWUP-Blog am 22. August 2019
  • „Report“-Video: Wenn Leberkäse und Reporter dieselbe Bioresonanz haben, GWUP-Blog am 16. Januar 2018
  • „Healy“ – die nächste Runde, GWUP-Blog am 17. April 2024
  • Healy: „Beschiss mit Bioresonanz“ bei den Science Cops, GWUP-Blog am 30. Mai 2023
  • Video: Bioscan- und Zellcheck-Geräte noch immer am Markt, GWUP-Blog am 4. Dezember 2022
  • Edzard Ernst über Bioresonanz-Geräte: „Blinkende Lämpchen und allerhand Regler“, GWUP-Blog am 4. November 2022
  • Nur der Leberkäs war Zeuge – Die Bioresonanztherapie vor Gericht, Onkel Michael am 3. Juni 2022
  • Bioscan & Co: Bioresonanz-Geräte nutzlos zur Diagnose, medizin-transparent am 30. April 2020
  • Video: „Bioscan“, die Siebte, GWUP-Blog am 8. Oktober 2019
  • GWUP-Thema: Bioresonanz-Therapie

15. Juli 2024
von Bernd Harder
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Skepkon-Video mit Varnan Chandreswaran „Warum Ungleichheit nicht immer Ungerechtigkeit ist“

Der SkepKon-Vortrag

Warum #UNGLEICHHEIT nicht immer #UNGERECHTIGKEIT ist

von Varnan Chandreswaran ist jetzt online:

In den Chefetagen finden sich hauptsächlich Männer, und der wissenschaftliche Betrieb ist mehrheitlich weiß. Wie kommt das?

In seinem Vortrag präsentiert der Psychologe und YouTuber Varnan Chandreswaran relevante Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte. Werden Bewerber mit „typisch schwarzen“ Namen tatsächlich benachteiligt? Spielen angeborene Geschlechterunterschiede eine Rolle bei der Studien- und Berufswahl? Helfen Diversitätstrainings?

Ein nüchterner Blick auf die Forschungslage vermeidet Ideologie und hilft bei der objektiven Bewertung verbreiteter Annahmen über soziale Ungleichheiten.

Chandreswaran hat im Juni das Buch

Gefangen in der Opferrolle: Warum Wokeness scheitert

veröffentlicht.

Zum Weiterlesen:

  • SciPhi-Video: „Warum Gen Z so unglücklich ist“ mit Varnan Chandreswaran, GWUP-Blog am 14. Juni 2024
  • Video: „Wokeness im Faktencheck“ – Varnan Chandreswaran bei BiasedSkeptic
  • Varnan Chandreswaran: Gefangen in der Opferrolle – Warum Wokeness scheitert. Eulogia 2024, 300 Seiten, 19,99 €
  • Das war die SkepKon 2024 in Augsburg, hpd am 21. Mai 2024
  • Die SkepKon 2024, Skeptiker 2/2024