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Edzard Ernst über Bioresonanz-Geräte: „Blinkende Lämpchen und allerhand Regler“

| 8 Kommentare

Tja, ihr lieben Leute vom „Badischen Unternehmerpreis“ – vielleicht hättet ihr vor eurer diesjährigen Preisverleihung …

… euch mal besser darüber informieren sollen, was es mit Apparaturen für eine „bioenergetische Informationstherapie“ auf sich hat.

Jetzt ist es zwar zu spät, aber vielleicht trägt der aktuelle Welt+-Artikel von Edzard Ernst dazu bei, dass ihr künftig bisschen vorsichtiger seid.

Kurz zusammengefasst:

  • Bioresonanz-Geräte vermitteln mit blinkenden Lämpchen und allerhand Reglern den Eindruck von Hightech.

Interessanterweise lassen sich im Allgemeinen eher Technologie-feindliche Esoteriker aller Schattierungen davon beeindrucken. Bioresonanz basiert auf der Vorstellung, dass man mit elektromagnetischen Wellen Krankheiten diagnostizieren und behandeln kann. Diese nicht näher definierten Wellen sollen Krankheiten auf zellulärer Ebene heilen.

  • Allerdings frage ich mich:

Wenn die Bioresonanz fast wie ein EKG oder EEG funktionieren und noch dazu Schädigungen durch „übergeordnete energetische Schwingung“ neutralisieren soll, wieso hat man mir das dann während meines Studiums und meiner langjährigen ärztlichen Tätigkeit verschwiegen?

Nach jahrzehntelanger Erforschung aller möglichen alternativmedizinischen Verfahren, drängt sich mir bei diesen vielfältigen Erklärungen der Verdacht auf, dass es sich schlichtweg um ausgemachten Unsinn handelt.

  • Derzeit existieren nur drei prospektive Studien zur Bioresonanz-Therapie.

Die Erste stammt aus Deutschland und legt nahe, dass die Bioresonanz bei der Behandlung von Magen-Darm-Symptomen tatsächlich wirksam ist. Diese Studie war jedoch winzig und ihre Ergebnisse sind somit kaum ernstzunehmen.

Die zweite Studie kommt aus der Türkei und impliziert, dass die Bioresonanz bei der Raucherentwöhnung funktioniert. Es handelt sich jedoch um eine sogenannte Pilotstudie, der nie eine definitive Untersuchung folgte. Auch diese Studie ist leider nicht aussagekräftig.

Die dritte Arbeit ist eine randomisierte Doppelblindstudie aus der Schweiz und untersucht die Wirksamkeit des Verfahrens bei Kindern mit chronischer atopischer Dermatitis. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bioresonanz-Therapie keinen Einfluss auf die Beschwerden hatte. Das Fazit muss also lauten: Die Wirksamkeit der Therapie ist nicht belegt.

  • Und wie sieht es mit den diagnostischen Fähigkeiten der Apparate aus – kann man mit Bioresonanz tatsächlich Erkrankungen erkennen?

In einem Experiment wurden neun gesunde Probanden, zwei männliche Patienten mit Erkrankungen, eine Leiche, jeweils frischer Leberkäse und ein feuchtes Tuch wiederholt mit zwei Bioresonanz-Geräten getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass bestehende Diagnosen selbst schwerst erkrankter Patienten nicht erkannt wurden, der Leiche jedoch beste Gesundheit attestiert wurde.

  • Fazit:

Bioresonanz beruht auf esoterischen Vorstellungen und taugt weder zur Therapie noch zur Diagnostik.

Zum Weiterlesen:

  • Bioresonanz – Medizin oder Elektroschrott mit Placebo-Wirkung? Welt+ am 24. Oktober 2022
  • „Badischer Unternehmerpreis“ geht an esoterischen Schwurbelunternehmer, Sebastian Müllers Blog am 5. Oktober 2022
  • Gewerbsmäßiger Betrug: Zwei „Bioscan“-Geschäftsführer zu Haftstrafen verurteilt, GWUP-Blog am 29. Mai 2022
  • Gefängnisstrafen für Bioresonanz-Anbieter, srf am 18. Oktober 2022
  • Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden – der Leberkäse-Test, Allergo Journal volume 28, pages 22–30 (2019)
  • Video: Janos Hegedüs über ein Gesundheitsunternehmen, das die „Metaphysik“ liebt – also Quanten, Schwingungen und so, GWUP-Blog am 14. Oktober 2022
  • Video: Janos Hegedüs und der Physiker Philippe Leick über Quantenphysik, Liebe und die seltsamen Produkte von „I-LIKE“, GWUP-Blog am 14. Oktober 2022
  • GWUP-Thema: Bioresonanz-Therapie
  • „Bioresonanz“ bei Psiram

8 Kommentare

  1. Etwas mehr als die drei genannten prospektiven Studien zur Bioresonanztherapie gibt es wohl. Bei Pubmed werden 9 klinische Trials dokumentiert, darunter 6 RCTs, schon auf den ersten Blick alles nicht belastbar.

    Die von Edzard Ernst genannte Raucherstudie wird, wie auf der Studienseite ausgewiesen, zudem von einer Studie zur Bioresonanz-Therapie bei Depressionen zitiert (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8892610/), die ersichtlich auch Mist ist (kleine Probandenzahl, keine Verblindung, nur minimale Effekte bei leichten Depressionen usw.).

    Dem Fazit von Edzard Ernst kann man sicher nur zustimmen.

    Was man vielleicht erwähnen sollte: Bioresonanz hat nichts mit Biofeedback zu tun, Letzteres ist ein seriöser Ansatz.

  2. „Inzwischen haben sich einige weitere Entwicklungen ergeben“.

    https://sbamueller.com/2022/10/16/badup-ii/

  3. Wenn ihr bereit für den absoluten Hardcore-Schwurbel seid, zieht Euch folgendes Video der Preisverleihung ab Minute 30:45 rein. Der „Laudator“ schießt sämtliche Vögel und die Vogelscheuche dazu ab.

    https://www.baden-tv.com/mediathek/video/badup-award-2022/

  4. @ Johannes Güntert:

    Danke für den Link. Die Viertelstunde, in denen die beiden „Gesundheits“-Produkte vorgestellt werden, ist wirklich sehenswert.

    Allerdings stellen sich danach Fragen, die man hier nicht öffentlich stellen kann.

    Leider kann man das Ganze nicht einfach einem Paralleluniversum zurechnen. Der Humbug hat ernstzunehmende Fürsprecher:

    https://www.bvmw.de/nordbaden-rhein-neckar/news/11773/bvmw-nordbaden-rhein-neckar-unterstuetzt-badischen-unternehmerpreis-2/

    Als Partner des BVMW wiederum wird u.a. die DAK genannt:

    https://www.bvmw.de/ueber-uns/kurz-knapp/

  5. Vielleicht ist es eine gute Gelegenheit, an eine mittlerweile gut 10 Jahre alte Geschichte zu erinnern – damals berichtete der Skeptiker (2/2012) über eine Firma, die für ein Verfahren ausgezeichnet wurde, bei dem Wasser und Kohlendioxid „verwirbelt“ werden sollten und sich so zu Diesel rückbilden würden.

    Besagte Firma wurde mit dem renommierten Preis „Land der Ideen“ ausgezeichnet.

    Jahre später flog der Schwindel spektakulär auf, sogar der Spiegel (25/2015) – leider ohne Würdigung des Skeptiker-Artikels.

    Vielleicht ist es einfach so, dass zum erfolgreichen Schwurbeln ein ausgeprägtes Verkaufstalent gehört und dieses Verkaufstalent auch Leute beeindruckt, die Unternehmerpreise vergeben. Es gibt ja noch weitere Beispiele, man denke nur an die Preise, die Johann Grander gewonnen hat.

    Ich kann ja nachvollziehen, dass ein Auswahlkomitee für einen Unternehmerpreis nicht den technischen Sachverstand hat, das Produkt gewissenhaft zu durchleuchten, und gerade bei neuen Firmen übertriebener Optimismus sogar angebracht sein mag.

    Aber angesichts früherer Fehlleistungen sollte es sich eigentlich herumgesprochen haben, dass es keine schlechte Idee wäre, sich sachkundig beraten zu lassen.

  6. @ Johannes Güntert und Joseph Kuhn:

    Der Laudator ist so ziemlich der schlimmste Schwafler auf Gottes Erdenrund, den die Preisverleiher finden konnten! Der schießt wirklich den Vogel ab – mit einem Granatwerfer.

    Was übrigens nicht nur mir, sondern auch anderen in der Familie lustig aufstößt:

    Das Akronym badup klingt wie ein englisches Wort – vielleicht „badass“? – Jedenfalls ein denkbar schlechtes Marketing der Preisstifter, etwas als „bad“, schlecht, zu etikettieren.

    Aber mit dem „Staffelstab“ (laut Preiswebseite), der für mich eher wie ein Kantholz aussieht, war ich schon recht einverstanden: Mit dem goldfarbenen Lackierung ist es komplementär zum „Goldenen Brett vorm Kopf“ und dem „Goldenen Aluhut“.

    Und sollte der „Hohlleiter“ im Bioresonator nicht gegen kalte Füße helfen (aber Hauptsache, schön hohl das Ganze, nech?!), dann kann der Preisträger ihn im Ofen verheizen.

  7. Auch der ÖR fällt auf auf einen Hobbyphysiker rein:

    https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/hennef-neue-energiequelle-100.html

  8. @Martina:

    Lernresistent.

    https://www.stern.de/kultur/tv/-tagesschau–rudert-nach-falschmeldung-zurueck—haben-eine–ente–veroeffentlicht–32742766.html

    Aber medial vermarkten sich die „zwo Geniusse“ bzw. „zwei Düsentriebs aus Hennef“ offenbar seit Jahren nicht ungeschickt.

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