gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

9. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Kolumne: Rudolf Steiners Menschenbild – „Dämonenkinder und Heuschreckenmenschen“

Die 15. Folge der taz-Kolumne „Exit Waldorf“ von Lea #exwaldi dreht sich um Rudolf Steiners Menschenbild:

Ich dachte ja immer, die Waldorfpädagogik sei besonders menschenfreundlich und moralisch überlegen – bis ich anfing, in der Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe zu lesen.

Die einzelnen Folgen:

Zum Weiterlesen:

  • „Anthroposophieforschung“: Sammelband zum Download, GWUP-Blog am 21. März 2024
  • André Sebastiani: Anthroposophie – Eine kurze Kritik. Alibri 2019, 176 Seiten, 12 €
  • SkepKon-Video: „Anthroposophie – im Spannungsfeld aktueller Krisen“ mit André Sebastiani, GWUP-Blog am 14. November 2023
  • Video: Wieso Namen tanzen und Horoskope zur Gefahr werden können – Esoterik und Anthroposophie

8. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Lieder, die die Welt nicht glaubt: Wie ein Hegedüs-Video mit gefälschten Copyright-Claims attackiert werden sollte

Jeder, der dem Kanal bereits länger folgt, kennt sicherlich einige skurrile Geschichten, die ich in den letzten sieben Jahren erlebt habe. So etwas habt ihr aber noch nicht gesehen …

So beginnt (ab 3:00) das neue Video von Dr. Janos Hegedüs:

Glukobest: Wie sie mich mit Fake-Claims zum Schweigen bringen wollten

Was genau ist passiert?

Da es zumeist „völlig aussichtlos ist, mich zu verklagen“ (8:00), versuchte „Glukobest“ es auf andere Weise, ein Hegedüs-Video vom Mai dieses Jahres verschwinden zu lassen:

Sie schicken einfach eine Meldung an Youtube und behaupten, dass die kurzen Clips vom Original-Video, die ich in meinen Videos einblende, urheberrechtlich geschützt wären.

Das sind sie zwar – aber beileibe nicht immer und in jedem Kontext.

Dennoch können solche – auch unberechtigte – „copyright strikes“ bei Youtube fatale Folgen haben, bis hin zur dauerhaften Verbannung von der Plattform.

Um das zu erreichen, griff „Glukobest“ diesmal zu einer außergewöhnlich perfiden Masche. Dennoch endet die bizarre Story damit:

Am Ende ist das Video wieder da und Glukobest steht ziemlich dumm da.

Das ist ein absolutes Must-See für alle, die wissen wollen, wie hinterhältig einige Unternehmen arbeiten, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Zuckerkrankheit heilbar? Janos Hegedüs entlarvt einen besonders dreisten Betrug, GWUP-Blog am 16. Mai 2024
  • Skeptical-Video: Janos Hegedüs über Aufklärung, Drohungen, Hasskommentare, Beleidigungen, GWUP-Blog am 30. Mai 2024
  • SkepKon-Video: Janos Hegedüs und sein Youtube-Kanal, GWUP-Blog am 15. Juni 2023
  • Im Netzwerk der Fakeseiten, tagesschau.de am 4. Juni 2024
  • „GlukoBest“ bei Psiram

7. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Das Goldene Brett 2024 – ab jetzt Kandidaten nominieren

Menschen und Organisationen, die mit wissenschaftlich widerlegten Thesen Geld, Ruhm oder Einfluss anstreben, obwohl sie es eigentlich längst besser wissen müssten.

Davon gibt es jede Menge – aber wer von ihnen hat das Goldene Brett verdient?

Ab sofort können Kandidaten für den Satirepreis 2024 der Wiener Skeptiker nominiert werden.

Die Verleihung findet am 2. Dezember in Wien statt. Karten für das Event im Stadtsaal gibt es hier.

Die Veranstalter versprechen einen

… Abend zum Lachen, zum Kopfschütteln und zum Klügerwerden.

Dafür sorgen unter anderem Moderator Martin Puntigam von den Science Busters und Stefanie Allworth von Chemie on Tour, die spektakuläre Experimente auf die Bühne und Feuer in die Veranstaltung bringt.

Die Laudationes auf die FinalistInnen werden gehalten von Chemie-Professor und Wissenschaftler des Jahres 2018 Nuno Maulide von der Universität Wien, der ehemaligen Wiener Pflege- und PatientInnenanwältin Sigrid Pilz und dem Klagenfurter Psychologie-Professor und aktuellem Vorsitzenden der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch.

Die Nominierungsphase läuft bis zum 11. November. Aus allen Einreichungen wird eine Fachjury drei Finalisten und daraus den diesjährigen Sieger auswählen. Zusätzlich wird das Goldene Brett fürs Lebenswerk vergeben und die Gäste im Stadtsaal Wien stimmen live über den Publikumspreis ab.

Das Goldene Brett vorm Kopf wird seit 2011 verliehen. Im Vorjahr ging der Preis an die plagiierende Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, die als Fachfremde viel Fragwürdiges und Widerlegtes zu Corona zu sagen hatte.

Hier geht’s zur Nominierungsseite.

Zum Weiterlesen:

  • Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guérot und Daniele Ganser, GWUP-Blog am 6. Oktober 2023

6. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Kinder bei den „Reichsbürgern“: Keine Schule, keine Bildung, keine Kontakte nach außerhalb

Diese Passage von der Homepage des „Königreichs Deutschland“ (KRD) sagt eigentlich alles aus:

Bloß harmlose, realitätsferne Spinnereien?

Vor vier Tagen meldete Zeit-Online:

Ein in Niedersachsen vermisst gemeldete Kind war zusammen mit seiner untergetauchten Mutter in einem Gebäude der „Reichsbürger“-Szene im sächsischen Seiffen im Erzgebirge gefunden worden. Das Kind hatte seit geraumer Zeit keine staatliche Schule mehr besucht. Den Behörden erklärte die Mutter, ihr Siebenjähriger werde vom „Indigenen Volk der Germaniten“ (eine „Reichsbürger“-Strömung) unterrichtet.

Das Kind befindet sich derzeit in der Obhut des Jugendamtes.

„Reichsbürger“ – das sind keine reinen Männerbünde mit weirden Gestalten wie „König“ Peter Fitzek an der Spitze. Die Szene umfasst auch Frauen und nicht zuletzt Kinder, die aus allen staatlichen Systemen herausgehalten werden sollen, wie es in einem ARD-Radiofeature heißt:

Auf Anfrage teilt das Bundesamt für Verfassungsschutz mit, Kinder würden mittlerweile in das „System“ des KRD hineingeboren. Angaben zum Alter oder zur Gesamtzahl der betroffenen Kinder liegen nicht vor.

Die Journalistinnen Eva Achinger und Christiane Hawranek verfolgen in ihrem Beitrag die Spur der achtjährigen Lena. Das Mädchen sei

… per Hausgeburt – ohne medizinische Hilfe einer Hebamme – zur Welt gekommen. Danach haben die Eltern nicht, wie vorgeschrieben, eine Geburtsurkunde ausstellen lassen. Sie hängen einer Ideologie an, die in der „Reichsbürger“-Szene verbreitet ist. Die Mutter glaubt, „wenn man sein Kind anmeldet, verkauft man es.“

In ihrer Vorstellung lebt Lena als „freier Mensch“, das heißt ohne Kindergarten, Schule und Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt. Das achtjährige Mädchen kann nicht altersgerecht lesen, schreiben und rechnen.

Das 53-minütige Radiofeature gibt es hier, Interviews mit den Autorinnen zu ihren Recherchen hier und hier.

Ihr Fazit:

Lenas Eltern wollen ein freies Leben für sich und ihre Tochter. Für uns sieht es eher so aus, als hätten sie ihr ein ideologisches Gefängnis gebaut. Nach unseren Recherchen gibt es Dutzende bis Hunderte Kinder in Deutschland, die ähnlich leben wie Lena. Ohne Aussicht auf Schulbildung. Und oftmals ohne Kontakt zur Welt außerhalb der „Reichsbürger“-Szene.

Einen ähnlichen Fall schildert parallel dazu das Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd). In dem Artikel geht es um einen 13-Jährigen, der seit vier Jahren nicht zur Schule geht:

Neun Bundesländer berichten von Fällen, in denen Eltern aus dem „Reichsbürger“- oder „Selbstverwalter“-Milieu ihre Kinder zumindest zeitweise nicht zur Schule schicken. Die meisten Behörden und Ministerien sprechen von Einzelfällen.

Der Politikwissenschaftler Daniel Trepsdorf vom Regionalzentrum demokratische Kultur Westmecklenburg rechnet mit einer weit höheren Zahl an Schulverweigerern aus dem „Reichsbürger“-Umfeld. Es gebe „eine enorm hohe Dunkelziffer“, sagt er – und sieht erhebliche Defizite bei den Behörden: „Der Apparat passt nicht zu einer radikalisierten Wirklichkeit.“

Die Leiterin der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus, Daniela Marckmann, vergleicht die Reichsbürger-Szene mit einer Sekte: „Es ist ein Leben in Widersprüchen. Die Vernunft wird oft ausgeschaltet.“

Zum Weiterlesen:

  • Nachwuchs für Reichsbürger – Doku über Kinder in einer Parallelwelt, ard am 6. Oktober 2024
  • Von Geburt an isoliert: Kinder in der Reichsbürgerbewegung, br am 5. Oktober 2024
  • Der Schulboykott der „Reichsbürger“ – und was das für ein Kind wie Nico bedeutet, rnd am 5. Oktober 2024
  • Vermisstes Kind im Erzgebirge bei „Reichsbürgern“ gefunden, ndr am 5. Oktober 2024
  • „Reichsbürger“-Szene: Kinder im Visier, tagesschau.de am 2. Oktober 2024
  • Tagesschau-Podcast: „Wie Reichsbürger ihre Kinder vor dem Staat verstecken“ vom 2. Oktober 2024
  • Reichsbürger melden Geburten ihrer Kinder den Standesämtern nicht, br am 22. Juni 2024
  • „Reichsbürger“: Kinder unter dem Radar, tagesschau.de am 7. Juni 2024
  • Video: „Reichsbürger und ihre Kinder“, kontraste vom 30. November 2023
  • Bundesamt für Verfassungsschutz: Das „Königreich Deutschland“ – Staatssimulation von „Reichsbürgern“ und „Selbstverwaltern“
  • Die „Reichsbürger“ vom KRD expandieren in die Schweiz, GWUP-Blog am 13. April 2024
  • Video: Besuch im „Königreich Deutschland“ mit Audienz, GWUP-Blog am 13. Juli 2023
  • „Klimagie“ und „Alternativen zum System“: Das „Königreich Deutschland“ expandiert weiter, GWUP-Blog am 18. Juli 2022
  • Podcast: rechtsesoterische Schetinin-Schulen, GWUP-Blog am 3. Oktober 2024
  • Germaniten in Norddeutschland: Urdeutsche Indigene auf Mission, taz am 22. August 2022
  • „Ein solches Verfahren noch nicht erlebt“: Richter schickt Reichsbürger ins Gefängis, merkur am 5. Oktober 2024
  • Anastasia-Bewegung: Auf russischer Propagandatour durch die Republik, zeit.de am 4. Oktober 2024

5. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Witchtok – ein Trend, der bleibt

6,6 Millionen Beiträge sind unter dem Hashtag #witchtok allein auf Tiktok zu finden, 2,3 Millionen Posts wurden unter #witchcraft hochgeladen, immerhin noch 1,6 Millionen Beiträge erscheinen unter #witchesoftiktok.

So beziffert die FAZ in einem aktuellen Beitrag den „Hexen-Trend“ in den sozialen Medien:

Die Aufrufe gehen in die Milliarden. In rund 30- bis 90-sekündigen Videos zeigen insbesondere junge Frauen, wie man Exfreunde mit Flüchen belegt oder mit Liebeszaubern wieder an sich bindet, wie man Geld und beruflichen Erfolg herbeihext.

Leibhaftig besucht der Reporter die Hexe „Lariea“ im Ruhrgebiet, die sich natürlich als „rationaler“ und „skeptischer“ Mensch sieht, aber irgendwie doch an an den Dämon Buer glaubt, zuständig für Pflanzenkunde.

Letztendlich sei die Hexerei für „Lariea“ so etwas wie

… Arbeit am eigenen Selbst. Wolle man zum Beispiel beruflichen Erfolg herbeihexen, reiche ein Zauberspruch nicht aus. Viel eher müsse man den Erfolg visualisieren, an sich selbst arbeiten, um das zu erreichen, was man sich vornehme. Unterbewusst würde man dann anfangen, die richtigen Schritte anzugehen.

Das erklärt nur wenig, denn dafür bräuchte man den ganzen Kram mit „Feuerschale“, „Runenteppich“, „Räucherwerk“, „Lavendelöl“, und was der Autor sonst noch so an Ritualen in der schmalen Wohnung in Duisburg beschreibt, nicht.

Ein Blick auf „Larieas“ Webseite offenbart denn auch zum einen den kommerziellen Aspekt dieses speziellen Esoterik-Booms:

Mit der Hexerei lässt sich Geld verdienen … Sie [Lariea] kann von der Hexerei leben

schreibt auch die FAZ.

Zweitens dient der ganze Budenzauber einer esoterischen Variante der Selbstermächtigung – ein leicht narzisstisch anmutendes Kreisen um das eigene Selbst, das „typisch“ sei für die moderne Hexerei, wie der Religionswissenschaftler Matthias Pöhlmann in dem Artikel erklärt.

Pöhlmann kritisiert am modernen Hexenwesen die Fluchtversuche vor einer immer komplizierteren Welt ins magische Denken, mit der Gefahr, den Bezug zur Realität zu verlieren, sowie die hohe Anschlussfähigkeit an antimodernistisches und antidemokratisches Gedankengut.

Und leider ist das Ganze mehr als nur ein neuer Halloween-Kostümspaß von Heidi Klum. Die Weltanschaungsexpertin Claudia Jetter ist überzeugt davon, dass das Phänomen „WitchTok“ kein flüchtiger Hype ist – sondern „ein Trend, der bleibt“.

Mit dem Esoterik-Trend bei TikTok hatten sich in den vergangenen Monaten zahlreiche Medien kritisch auseinandergesetzt. Einen Flyer „Die TikTok-Checkliste“ gibt’s bei ZEBRA kostenlos zum Downwload.

Zum Weiterlesen:

  • Das sind die Hexen von heute, FAZ am 4. Oktober 2024
  • Netzphänomen „WitchTok“: Lebenshilfe von der guten Hexe? br am 24. Februar 2024
  • Die neue Generation Hexen – wie Stefanie mit Magie Geld verdient, SRF am 21. März 2024
  • „Hexerei“ hat Hochkonjunktur, ORF am 26. Februar 2024
  • WitchTok: How witchcraft became the latest controversial wellness fad, The Independent am 27. Juli 2024
  • How Modern Witches Enchant TikTok: Intersections of Digital, Consumer, and Material Culture(s) on #WitchTok, religions 13(2):118, Januar 2022
  • Beseelte Ideologen: Wie politisch ist die Esoterik? swr am 12. Juli 2024
  • Esoterische Influencer auf TikTok: Bezahl mich und heil dich selbst per Gedankenkraft, freitag am 6. Mai 2024
  • Kristalle, Hexen und falsche Versprechungen, rbb am 7. Juni 2023
  • Die bunte, aber betrügerische Welt der Heilkristalle auf TikTok, vice am 19. September 2022
  • „Ein Gefühl von Kontrolle“: Die neuen Witchfluencerinnen aus der Hexen-Bubble bei TikTok, GWUP-Blog am 9. Juni 2023
  • Video: „TikTok-Hexen und die neue Esoterik“, GWUP-Blog am 6. August 2023

5. Oktober 2024
von Bernd Harder
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„Magnetfeldtherapie“ neu bei den Quarks Science Cops

Neu bei den Science Cops:

Ihr GLAUBT nicht, was manche für MAGNETFELDTHERAPIE ausgeben

Kann man durch Magnetfelder gesünder werden? Die Firma BEMER behauptet das und verkauft Magnetfeldmatten für mehrere tausend Euro mit dem Versprechen: „Mehr Fitness, mehr Leistung, mehr vom Leben.“ Die Science Cops haben da so ihre Zweifel und widmen diesen Podcast daher den Produkten für Mensch und Pferd der Firma Bemer.

Die Folge gibt es als Podcast und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • Der Fall Bemer: Magische Magnetdecken für Mensch und Pferd, quarks.de am 5. Oktober 2024
  • Elektrische und magnetische Felder in Diagnostik und Therapie: Ein Gebiet zwischen Scharlatanerie und wissenschaftlichem Fortschritt, Skeptiker 4/2004
  • „Bemer“ bei Psiram
  • IGeL-Monitor: Magnetfeldtherapie ohne Nutzen und Schaden
  • Zwischen Elektrosmog und Magnetfeldtherapie, Skeptiker 3/2019
  • Video: „Zwischen Elektrosmog und Magnetfeldtherapie“ bei SitP Wien

4. Oktober 2024
von Bernd Harder
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„Das überzeugt die nicht“: Gregor Gysi noch einmal zur Souveränität Deutschlands

Zweimal haben wir uns hier im Blog mit der Frage beschäftigt, ob der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi „Reichsbürger“-Positionen vertritt und die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland in Abrede stellt.

Das konnten wir eindeutig verneinen – allerdings ist ein Video mit einem erklärenden Statement des Linken-Politikers nicht mehr verfügbar.

Dafür gibt es jetzt ein neues.

In der aktuellen Folge des Podcasts Gysi gegen Guttenberg kommt Gysi noch einmal auf das Thema zurück:

Als Beleg für die Souveränität führt er (bei Minute 17:00) an, dass

… Schröder zum Krieg gegen den Irak nein gesagt hat, und da war George W. Bush sauer, sehr sauer, aber er konnte es nicht verhindern, und das konnten wir ja nur, weil wir doch souverän sind.

Allerdings spricht Gysi davor (bei 14:38) von einem „Geheimvertrag“ mit den USA, und

… so etwas unterstützt natürlich immer alle Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker.

Somit sei (15:48) deren „Theorie nicht ganz falsch – zwar überzogen, aber nicht ganz falsch“.

Wovon genau ist hier die Rede?

Das erklärte Gysi bereits 2014, was der Eisenfraß-Blog damals dokumentierte:

Konkret geht es um den sogenannten Überwachungsvorbehalt.

Dieser räumte den drei westlichen Siegermächten auch nach der Aufhebung des Besatzungsstatuts 1955 durch die Pariser Verträge das Recht ein, den in- und ausländischen Post- und Fernmeldeverkehr in der Bundesrepublik weiterhin zu überwachen.

In einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags vom November 2013 heißt es:

1968 wurden der Vorrang des Staatsschutzes und der „Schutz der Sicherheit der alliierten Truppen“ vor dem Grundrecht auf Unverletzlichkeit des Post- und Fernmeldegeheimnisses schließlich sogar dauerhaft gesetzlich geregelt.

Gewissermaßen als „Erbmasse“ (Das Parlament) wurde dieser Teil des alliierten Vorbehaltsrechts in die deutsch-deutsche Vereinigung eingebracht. Erst im Zuge der NSA-Affäre 2013 setzte eine öffentliche Debatte darüber ein, in deren Verlauf Gregor Gysi bei einem phoenix-Interview jene missverständliche Bemerkung machte („die Besatzung Deutschlands beenden“), die von „Reichsbürgern“ heute noch instrumentalisiert wird.

Am 13. August 2013 erklärte die Bundesregierung in ihrem Fortschritssbericht „Maßnahmen für einen besseren Schutz der Privatsphäre“, dass diese Regelungen aus den Hochzeiten des Kalten Krieges „durch Notenaustausch“ mit den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich aufgehoben worden seien.

Kurioserweise schützt das die Bundesrepublik Deutschland mitnichten vor „Überwachungstätigkeiten“ amerikanischer Geheimdienste, wie der Wissenschaftliche Dienst herausarbeitet:

Nur mit einer „Fortgeltung von Besatzungsrecht“ hat das nichts zu tun.

Trotzdem, erklärt Gysi im Guttenberg-Podcast zu den Verschwörungstheorien der „Reichsbürger“:

Wenn du an eine bestimmte Theorie glaubst, dann lässt du dich nicht korrigieren. Also auch durch die Tatsache, dass jetzt zwischen den Regierungen es diesen Notenaustausch gab: Das überzeugt die nicht.

Zum Weiterlesen:

  • Politiker-Aussagen falsch eingeordnet, dpa am 22. Dezember 2022
  • Deutschland ist keine GmbH und nicht besetzt – und Gregor Gysi hat nichts dergleichen behauptet, GWUP-Blog am 3. Mai 2015
  • Deutschland ist ein souveräner Staat, sagt sogar Gregor Gysi, GWUP-Blog am 23. Mai 2015
  • Gregor Gysi und das Besatzungsstatut, eisenfraß am 2. Februar 2014
  • Deutsche wurden dreimal souverän, das-parlament am 25. November 2013
  • Verfassung, Friedensvertrag, Souveränität: Reichsbürger-Behauptungen im Faktencheck, GWUP-Blog am 7. Mai 2023
  • Besatzungsstatut ungültig: Gysi bezog sich auf NSA-Abhörskandal, dpa am 12. April 2023
  • Die Souveränität Deutschlands steht außer Frage, dpa am 27. März 2023

4. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Skeptrum: „Psychologie und Opfermentalität“ mit Varnan

In der zweiten Folge des neuen Skeptrum-Podcasts ist Varnan Chandreswaran zu Gast:

Imp und Varnan sprechen über das das Thema „Psychologie und Opfermentalität“.

Zum Weiterlesen:

  • Wie geht Skeptizismus und kritisches Denken: Nikil Mukerji im neuen Skeptrum-Podcast, GWUP-Blog am 20. September 2024
  • Skepkon-Video mit Varnan Chandreswaran „Warum Ungleichheit nicht immer Ungerechtigkeit ist“, GWUP-Blog am 15. Juli 2024
  • Video: Gespräch mit Varnan Chandreswaran zu seinem Buch „Gefangen in der Opferrolle“, GWUP-Blog am 29. Juli 2024
  • Video: Zwischen Resilienz und Opfermentalität – Im Gespräch mit Varnan Chandreswaran

3. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Podcast: rechtsesoterische Schetinin-Schulen

Um die „rechts-esoterischen Schetinin-Schulen in Deutschland“ geht es im Podcast Conny & Kurt:

Derzeit breiten sich in der Bundesrepublik Schulen aus, die für freies Denken, freies Entscheiden und freies Handeln werben. Dies spricht viele Menschen an, da es scheint, dass die wahren Fähigkeiten der Kinder stressfrei gefördert werden.

Freischulen oder auch Laisingschulen wollen dem Kind ein angstfreies, unbeschwertes, einfaches, leichtes, begeisterndes Lernen ermöglichen. Sie orientieren sich an der russischen Schetinin-Schule.

Diese Schulen sind ein Modell der russischen Esoterik, die auf eine naturbezogene Spiritualität aufgebaut ist. Doch das Schulkonzept wendet sich gegen die Demokratie, gegen herkömmliche Medizin oder gegen die herkömmlichen Schulformen. Auch die Zusammenhänge mit rechtsextremistischen Strukturen sind nicht zu verkennen.

Zentral bei diesem Denken ist die Faszination von Putin, von sozial-utopischen Lebensgemeinschaften, wie die Perma-Kultur oder Familienlandsitze, und hängt eng mit esoterischen, rechtsesoterischen und rechtsextremen Strömungen zusammen.

Zu Gast ist die Politikwissenschaftlerin Karin B. Schnebel vom Gesellschaftswissenschaftlichen Institut für Zukunftsfragen in München.

  • Rechts-esoterische Schetinin-Schulen in Deutschland, Conny & Kurt am 3. Oktober 2024
  • „Querlernen“-Schule in Zwickau, GWUP-Blog am 1. Februar 2024
  • Schetinin macht Schule, kontext am 14. Februar 2024
  • Zucht und Ordnung, endstation-rechts am 27. April 2023
  • Mitten unter uns“: Querdenker- Schulen in Deutschland, GWUP-Blog am 7. Dezember 2022
  • „Reformpädagogik“ nach russischem Vorbild, endstation-rechts am 11. April 2022
  • Freies Lernen wie in Russland, taz am 12. April 2022
  • Die Sterne sagen nicht die Zukunft voraus – auch nicht für 2023, Conny & Kurt am 29. Dezember 2022
  • Broschüre: „Parallelwelten“ von Pseudomedizinern, Freilernern, Reichsbürgern und Co., GWUP-Blog am 27. September 2024
  • Verschwörungstheorien, Freilerner, Falscherinnerungen im Tagungsband 2023 der EI, GWUP-Blog am 18. Dezember 2023

2. Oktober 2024
von Bernd Harder
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„Endzeit – Die neue Angst vor dem Weltuntergang“ jetzt als preiswerte bpb-Sonderausgabe

Das Buch „Endzeit“ von Christian Jakob gibt es jetzt als preisgünstige Sonderausgabe für 4,50 € bei der Bundeszentrale für politische Bildung:

Die reichen Gesellschaften des globalen Nordens sehen sich mit sozialen, ökonomischen und ökologischen Schieflagen von großer Tragweite und – spätestens seit der Covid-Pandemie – dem Verlust ihrer Gewissheiten konfrontiert.

Wie können insbesondere junge Menschen mit dieser Bündelung existenzberührender Problemlagen umgehen? Sind düstere, ja apokalyptische Prognosen angemessen? Christian Jakob unterzieht eine Reihe angstbesetzter Szenarien und Dystopien einem Faktencheck und analysiert ihre sozialen, medialen, ökologischen und ökonomischen Hintergründe.

Abhängig von der jeweiligen Perspektive würden, so konstatiert er, die offenkundigen Krisen medial begleitet oder geschürt, beschönigt oder dramatisiert. Daher sei es oft nicht leicht zu beurteilen, ob Erwartungen, Entscheidungen oder Denkhaltungen rational und gerechtfertigt oder ob sie eher panisch und interessengeleitet seien.

Hier geht es zur Bestellseite. Die Originalausgabe ist 2023 im Ch. Links-Verlag erschienen und kostet 22 €.

Zu diesem Thema findet am 8. März 2025 ein Studientag in Augsburg statt. Dabei wird es auch um Prophezeiungen und esoterische Weltuntergangsvorhersagen gehen.

Zum Weiterlesen:

  • „Endzeit“: Dauerkrise statt Weltuntergang – ein Beruhigungsversuch, spektrum am 14. Februar 2024
  • Endzeit – Warum uns die Apokalypse nicht loslässt, swr am 31. Mai 2024
  • „Die Fortschritte treten in den Schatten“: Interview mit Christian Jakob, fluter am 30. September 2023
  • Mühlhiasl, Irlmaier und Co: Die Angstmacher sind wieder da, GWUP-Blog am 11. Juni 2016
  • Nostradamus 1503 und der GWUP-Prognosen-Check 2023, GWUP-Blog am 14. Dezember 2023
  • Baba Wanga: Die „Seherin“ und Schroedingers Katze, GWUP-Blog am 9. April 2024
  • The strange hinterland of the long-dead Baba Vanga and her annual psychic predictions, Skeptic am 12. Januar 2024