gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

4. Februar 2023
von Bernd Harder
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Video: „Wir irren uns empor …“ mit Prof. Christoph Bördlein

In der vierten Folge von „Wir irren uns empor …“ ist der Psychologieprofessor Christoph Bördlein zu Gast:

“Wir irren uns empor“ – So lautete der Titel des Nachrufs auf den Wissenschaftsphilosophen Karl R. Popper, den Gerhard Vollmer im Jahr 1995 im Skeptiker veröffentlichte. Mittlerweile handelt es sich dabei um einen feststehenden Ausdruck, der die Leitlinie des kritischen Rationalismus kompakt zusammenfasst.

Uns dient Vollmers Wendung als Titel einer neuen Reihe, in der Skeptikerinnen und Skeptiker von ihren eigenen Irrwegen erzählen, Lektionen ableiten und Tipps geben, wie man Denkfehler vermeiden kann.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Wir irren uns empor … – Christoph Bördlein über Behaviorismus
  • Video: Wir irren uns empor… – Timur Sevincer über Kultur, Zukunft und Denkfehler
  • Video: Wir irren uns empor … – Bianca Holtschke über postmodernen Bullshit
  • Video: Wir irren uns empor … – Amardeo Sarma über Wunschdenken und Pseudowissenschaft

2. Februar 2023
von Bernd Harder
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„Aha!“: Homöopathie ist wirkungsloser Humbug

Klare Ansage von dem Neurologen Dr. Magnus Heier im Welt-Podcast „Aha! Zehn Minuten Alltags-Wissen“:

Die Homöopathie ist eine Erfindung, die 200 Jahre alt ist, und die schlicht und einfach ihre Wirksamkeit nie beweisen konnte. Und ich setze mich auch gerne in ein Flugzeug, bei dem ich weiß, dass es funktioniert.

Und noch einmal:

Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis irgendeiner Wirkung homöopathischer Präparate.

Zum Weiterlesen:

  • Podcast: Homöopathie – Heilverfahren oder Humbug? Welt-Online am 1. Februar 2023
  • AOK Plus kündigt die Selektivverträge Homöopathie, GWUP-Blog am 28. Januar 2023

2. Februar 2023
von Bernd Harder
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Vortragsvideo: „How to talk to conspiracy believers“ bei SitP online mit Ulrike Schiesser

Bei Skeptics in the Pub online gibt’s jetzt den (englischsprachigen) Vortrag

Building bridges – how to talk to conspiracy believers

von Ulrike Schiesser.

Zum gleichen Thema spricht Schiesser auch bei der SkepKon im Mai in Frankfurt.

Einen Aufsatz von ihr gibt es im Tagungsband 2022 der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI), der hier zum kostenlosen Download bereitsteht.

Zum Weiterlesen:

  • „Wie erreicht man Esoteriker, Verschwörungsgläubige und Wissenschaftsfeinde?“ im Nachgefragt-Podcast, GWUP-Blog am 15. Februar 2022
  • Holm Hümmler/Ulrike Schiesser: Fakt und Vorurteil: Kommunikation mit Esoterikern, Fanatikern und Verschwörungsgläubigen. Springer 2021, 264 Seiten, 19,99 €

1. Februar 2023
von Bernd Harder
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Erschreckendes Maß an Naivität, Werblichkeit und Inkompetenz: Alternativmedizin bei „Galileo“

Wenn schon im Januar der wohl nicht mehr zu toppende Höhepunkt des Quatsch-Fernsehens für dieses Jahr läuft:

Heilpraktiker arbeiten also Galileo (Pro Sieben) zufolge nach einer dreijährigen Ausbildung ähnlich wie die Ärzte, nach einer gescheiten Diagnostik folgt in der Regel auch eine sensationell gute Therapie, und eine Säule des Gesundheitssystems ist die Laienzunft auch noch.

Da kräuseln sich sämtliche Chakren – aber dankenswerterweise hat uns diesmal der Humanistische Pressedienst die Kommentierung abgenommen:

Das Maß an Naivität, Inkompetenz oder wenig subtiler Werblichkeit – was auch immer der Beweggrund gewesen sein mag –, welches mit „Hokuspokus oder alternative Medizin? Wir checken Globuli & Selbstheilungskräfte“ an den Tag gelegt wird, ist erschreckend.

Zum Weiterlesen:

  • Galileo-Beitrag krankt: Zuckertherapie oder Milgram-Experiment? hpd am 31. Januar 2023
  • Ein „Bund“ zwischen Ärzten und Heilpraktikern? Das freut nur die Pseudomediziner

1. Februar 2023
von Bernd Harder
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Neu im „Nachgefragt“-Podcast: Die Zeugen Jehovas

Neu im Nachgefragt-Podcast:

Werden bei den Zeugen Jehovas Menschenrechte verletzt und die Würde des Menschen zugunsten der Interessen der Gemeinschaft ignoriert? Wie kann es zu sexuellem Kindesmissbrauch in einer abgeschlossenen Gemeinschaft, wie es die Zeugen Jehovas sind, kommen, und was kann getan werden, um die Opfer zu schützen?

Gesprächspartnerin ist die Psychologin und Sektenexpertin Dr. Regina Spiess, die 2019 in einem spektakulären Prozess gegen die Zeugen Jehovas obsiegte.

Einen Aufsatz von Spiess gibt es im Tagungsband 2022 der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI).

In derselben Publikation beschreibt auch Esther Gebhard ihre Kindheitserfahrungen bei den ZJ:

Die Broschüre steht hier zum kostenlosen Download bereit.

Zum Weiterlesen:

  • NGF59: „Die Zeugen Jehovas – Kirche oder Sekte?“ am 31. Januar 2023
  • Interview mit Regina Spiess: Ein Staat darf Ächtung niemals dulden, hpd am 10. Juli 2020
  • Zwischen Achtung und Ächtung, Süddeutsche am 16. Juli 2020
  • Wegweisendes Urteil gegen Zeugen Jehovas rechtskräftig, hpd am 9. Juli 2020
  • Zeugen Jehovas und Co.: Sekten, Corona und Harmagedon, GWUP-Blog am 4. Januar 2021

31. Januar 2023
von Bernd Harder
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Kein „Ferngespräch“ mehr

Heute gibt es kein #ferngespräch – und in der bestehenden Form auch künftig nicht mehr.

Seit der ersten Folge am 31. März 2020 …

… sind fast drei unglaubliche Jahre vergangen. Jetzt wird es Zeit für etwas Neues.

Oder, wie Tommy Krappweis bei Twitter schreibt:

Es ist kein Ende, sondern eine Mutation.

Eine Liste aller „Ferngespräche“ und viele weitere Infos dazu finden sich auf der Seite der „Zeugen Kühlwaldis“.

Zum Weiterlesen:

  • Ehrung für europaengagierte Ehrenamtliche, w24.at am 12. Dezember 2022
  • Meet, Greet und noch viel mehr: Die #ferngespräch-Convention mit Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises, GWUP-Blog am 20. Oktober 2021

29. Januar 2023
von Bernd Harder
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Die EREAMS-Studie: Beweise für Jenseitskontakte erbracht?

Hin und wieder bekommen wir Anfragen zur EREAMS-Studie, die angeblich „wissenschaftliche Beweise für die Existenz von Jenseitskontakten“ liefern soll.

Hier im Kommentarbereich hatten wir das Thema mal gestreift.

Etwas ausführlicher:

EREAMS steht für „Empirical Research of the Effectiveness and Authenticity of Messages from Spirit“.

Dafür wurden nach eigenen Angaben

… 500 Jenseitskontakte (auch Sittings genannt) nach dem britischen Spiritismus untersucht, die von zwei renommierten und europaweit bekannten Medien durchgeführt wurden.

Kurz gesagt:

Die „Sitter“ (also Personen, die ein „Medium“ aufsuchen, um Kontakte zu Verstorbenen herzustellen), füllten einige Wochen nach der 45-minütigen Sitzung einen Fragebogen aus, in dem unter anderem abgefragt wurde, ob das „Medium“ verifizierbare Beweise dafür erbracht hat, dass tatsächlich ein Jenseitskontakt stattfand.

Nach Einschätzung der Autoren bringen

… die höchst signifikanten Ergebnisse dieser empirischen Studie nicht nur das materialistische Weltbild ins Wanken, sie bestätigen darüber hinaus sehr eindrucksvoll die Evidenz für ein Weiterleben unseres Bewusstseins auch nach dem physischen Tod.

Tatsächlich sieht das Ganze aber so aus:

  • Die Autoren

Die vier Protagonisten dieser „Studie“ sind zwei berufsmäßige „Medien“, die mit „Jenseitskontakten“ Geld verdienen, sowie eine psychologische Psychotherapeutin, die angibt, „die Verbindung zu etwas Höherem“ zu suchen, und schließlich ein Informatik-Professor (Oliver Lazar), der nach „tiefgreifenden persönlichen spirituellen Erlebnissen“ die Welt nunmehr „ganzheitlich, völlig losgelöst von Weltbildern“ betrachtet und versteht.

  • Die „Studie“

EREAMS ist nicht in einem Fachjournal publiziert, sondern von Lazar als privat-kommerzielles Buchprojekt herausgebracht worden („Jenseits von Materie“), auf das er bei Nachfragen verweist. Die Resultate unterliegen mithin keinerlei Überprüfung, Einschätzung, Diskussion von und mit Fachleuten aus den Bereichen Psychologie, Neurowissenschaften, Studiendesign, Wissenschaftstheorie etc.

  • Die Evidenz

Lazar schreibt von „Evidenz durch objektive Verifikation“. Darunter scheint er zu verstehen, dass die Visionen seiner beiden „Medien“ von den Angehörigen der Verstorbenen „objektiv“ bestätigt worden seien.

Online finden sich zwei Beispiele:

Eine Mutter, die ihre Tochter verloren hat, erhielt von dem Medium die Botschaft, dass ihr das Mädchen einen Hasen und einen einzelnen Fisch zeigen würde. Die Mutter bestätigte diese Botschaft, denn ihre verstorbene Tochter hatte tatsächlich einen Hasen bzw. ein Kaninchen und einen einzelnen Fisch als Haustiere. Sie schrieb in die Kommentare: „Welches Kind hat denn schon einen einzelnen Fisch als Haustier?“

Das ist mit Sicherheit nichts, was man erraten kann. Die genannte Information war eindeutig überprüfbar, die Mutter des Mädchens konnte die Infomationen eindeutig bestätigen. Genauso hätte sie diese Botschaft aber auch verneinen können.

Und:

Eine Mutter bekam von ihrem verstorbenen Jungen die Botschaft übermittelt, dass sein Lieblingslehrer bei seiner Beerdigung eine orange-farbene Jacke trug. Diese hoch-spezifische Information wurde von der Mutter eindeutig bestätigt. Die Kenntnis dieser Information kann unmöglich über Recherchearbeit, Coldreading oder eine sonstige natürliche Erklärung begründet werden.

Die genannte Information war eindeutig überprüfbar, die Mutter des Jungen konnte ganz klar sagen: „Ja, der Lehrer war tatsächlich da und er trug wirklich eine orange-farbene Jacke.“ Genauso hätte sie diese Botschaft aber auch verneinen können.

In beiden Fällen stellt sich allerdings die Frage: Warum hätte die Mutter das verneinen sollen?

Trauernde gehen ja deswegen zu einem „Medium“, weil sie Trost und Bestätigung suchen – nicht, weil sie in ihren Hoffnungen und Wünschen enttäuscht und widerlegt werden wollen.

Da hilft auch Lazars (r.) Einlassung nicht weiter:

Um die benötigten Informationen über den Lieblingslehrer und die orangefarbene Jacke zu erhalten, mussten weitere nicht am Trauerprozess beteiligte Personen befragt werden, die schließlich die hochspezifische Information über den Lieblingslehrer und die Farbe der Jacke bestätigten.

Und wer hat diese Informationen eingeholt? Niemand anderes als die Mutter (beziehungsweise die Eltern) selbst:

Sie befragten die Mitschüler nach dem Lieblingslehrer. Dann befragten sie den Lieblingslehrer nach der Kleidung, die er auf der Beerdigung trug.

Das ist aber mitnichten eine „objektive Verifikation“, wie Lazar behauptet. Stattdessen schiebt er die ganze Beweislast den trauernden Angehörigen zu – die verständlicherweise zahlreichen emotional-psychologischen Einflüssen unterliegen, wie selektive Wahrnehmung, Confirmation Bias und vieles mehr.

  • Die Skeptiker

Lazar legt Wert auf die Feststellung, dass auch „absolute Skeptiker“ an den Sitzungen teilgenommen hätten (insgesamt 36), die „am Ende absolut überzeugt“ gewesen seien.

Ja und?

Erstens definiert er nicht, was „absolute Skeptiker“ sind.

Und zweitens wäre auch das keine Überraschung, selbst wenn es stimmen sollte, dass „die größten Skeptiker die besten Bewertungen hinterlassen“ haben.

Gerade Menschen, die „Jenseitskontakte“ für Unsinn halten, hatten ja nie einen Grund, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen und geraten gänzlich unvorbereitet in ein solches Setting hinein.

Ihnen fehlt also jedwede Kenntnis der psychologischen Effekte, die bei einer solchen Sitzung ablaufen – folglich haben sie auch kein Instrumentarium, um das Erlebte selbstkritisch zu reflektieren und einzuordnen. Das zeigen immer wieder Experimente mit Fake-„Medien“, die gerade eine kritisch eingestellte Klientel auf einfachste Weise verblüffen können.

  • „Die üblichen Einwände“

In Grundzügen scheinen Lazar diese Probleme sogar bewusst zu sein. Aber seine Erwiderungen in der Rubrik „Die üblichen Einwände“ sind alles andere als überzeugend.

Warum er seine Arbeit nicht bei einem Peer-reviewed-Journal eingereicht hat, erklärt er so:

Peer review macht nur dann Sinn, wenn die Studie in das Weltbild der Gutachter passt. Wie groß ist wohl die Chance, dass ich mit meiner Studie über Jenseitskontakte, die das materialistische Weltbild zum Einsturz bringt, bei sechs materialistischen Gutachtern Erfolg hätte.

Das braucht man nicht mal zu kommentieren, so selbstentlarvend ist diese Aussage. Es geht Lazar also um nichts weiter als Bestätigungsforschung – und zwar die Bestätigung seiner persönlichen Überzeugung, die er anschließend in „Kauf mein Buch“-Manier (Allmystery) feilbietet.

Als weiteren Grund führt er an, dass die Studie „The experimental evidence for parapsychological phenomena: A review“ (2018) trotz positiver Begutachtung in „einem der renommiertesten Psychologie-Fachjournale weltweit“ es nicht auf die Titelseite einer jeden Tageszeitung geschafft habe.

Das ist also der Platz, wo Lazar sich offenbar sieht – auf der Titelseite einer jeden Tageszeitung.

Dass das nicht Sinn und Zweck eines Peer Review ist, müsste dem Informatik-Professor vielleicht mal jemand erklären. Oder hatte Lazar schlicht Angst vor Kritik, wie sie zum Beispiel an der besagten Studie geübt wurde?

Andere Wissenschaftler und deren Urteile interessieren mich nicht,

meint Lazar lapidar.

Und das ist auch genau der Grund, warum sich niemand außer ein paar Schwärmern für seine „Messages from Spirit“ interessiert.

Zum Weiterlesen:

  • ARTE-Video: „Offenbar gibt es für beinahe jede Nahtod-Erfahrung eine diesseitige Erklärung“, GWUP-Blog am 14. Oktober 2022
  • „Streitfrage Jenseitskontakte“, GWUP-Blog am 28. Februar 2021
  • Sprechen mit Toten: Jenseitskontakt mit einem Medium, br am 27. Juli 2021
  • Wenn ein „Medium“ mit Toten redet, nzz am 10. Juli 2020
  • Jenseitskontakte – Ich war bei einem Medium und fand es ziemlich jenseits, srf am 1. März 2021
  • Wo ist Herr Voggenhuber? GWUP-Blog am 5. Januar 2014

28. Januar 2023
von Bernd Harder
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Video: „Wissenschaftsleugner und Querdenker in 7 Schritten“

Ein Video-Tipp unseres Kommentators Kredenzia:

Wissenschaftsleugner & Querdenker in 7 Schritten

Wie wird man Wissenschaftsleugner? Was sind gängige Mechanismen und Muster, die man bei Wissenschaftsleugnern erkennen kann? Damit befasst sich das sogenannte FLICC-Modell. Wenn dich interessiert, was bei Menschen schiefläuft, die der Wissenschaft misstrauen oder diese sogar gänzlich negieren, dann schau dir dieses Video an.

Auch sonst gibt’s bei BiasedSkeptic einige interessante Themen. Für eine Bewertung/Empfehlung müssen wir uns indes noch ein paar mehr davon ansehen.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Das PLURV-Prinzip der Desinformation, Teil 1, GWUP-Blog am 4. Januar 2023

28. Januar 2023
von Bernd Harder
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Katzenkönig und Feuergeister: Magisches Denken vor Gericht

Der Strafrechts-Klassiker vom „Katzenkönig“ wird in der Juristerei heute noch diskutiert.

Einige weitere skurrile Fälle, bei denen „magisches Denken strafrechtsdogmatische Probleme“ aufwarf, hat Legal Tribune Online (wie schon mal 2015) zusammengestellt.

Zum Beispiel:

Nach der spiritistischen Literatur sei es möglich, dass Geister ein Haus in Brand setzen. Diese Idee aus dem magischen Denken brachte der Angeklagte in ein Verfahren wegen Brandstiftung und Versicherungsbetrug ein.

Auf dem Dachboden seines Hauses war es zu einem Feuer gekommen, obwohl in der Nähe des Brandherdes keine elektrische Leitung verlief. Auch sonst bestand kein guter Grund, warum ausgerechnet dort ein Brand hätte entstehen sollen […]

Zu der Überzeugung, dass der Angeklagte den Brand nur selbst gelegt haben könne, war das Landgericht (LG) Hagen gekommen, weil er ein seltsamer Mensch war – nach den Worten des Urteils ein „pseudologischer Psychopath“, ein „pathologischer Lügner“, der eine Freude darin gefunden habe, „seinen Mitmenschen einen Schabernack zu spielen“ und mit „vorgetäuschten Spukvorgängen und Voraussagen“, also Hellseherei, die eigene Machtposition in der Familie zu stärken.

Versuchen kann man’s ja mal.

Zum Weiterlesen:

  • Aberglaube im Recht: Strafverschärfung für Hellseher, lto am 22. Januar 2023
  • Esoterik im Recht, lto am 25. Mai 2015
  • Die Unwahrsagerin: Zwei Medien und ein Geschäftsmodell, GWUP-Blog am 3. Juli 2022
  • Zwangsprostitution, Voodoo-Zauber und das Strafrecht, GWUP-Blog am 17. August 2017
  • Recht: Welche Leistung ist „unmöglich“ – und warum? GWUP-Blog am 8. August 2013
  • Wahrsager-Urteil: Sowohl-als-auch, GWUP-Blog am 13. Januar 2011
  • Der Katzenkönig-Fall: Anstiftung oder mittelbare Täterschaft bei Verbotsirrtum? jurios am 14. Juli 2022
  • Strafrecht Classics – Der Katzenkönig, juraexamen.info am 1. Mai 2009

28. Januar 2023
von Bernd Harder
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AOK Plus kündigt die Selektivverträge Homöopathie

Geht doch:

AOK Plus stoppt Homöopathie-Vertrag für Behandlung bei Kassenärzten

Das INH schreibt dazu:

Da bricht dem Homöopathie-Marketing aber ein schöner Zacken aus der Krone, vor allem, wenn dies Signalwirkung entfaltet. Wir haben ja seit jeher dazu aufgefordert, dass mal jemand den Anfang machen solle, insofern eine mehr als positiv zu bewertende Sache.

Was heißt das nun?

In diesem Falle, dass es keine Abrechnung extraordinärer Honorarsätze für therapeutische homöopathische Leistungen bei Vertragsärzten (d.h. Teilnehmer am Selektivvertrag) mehr geben wird. In der Tat ist das ein Problem, das die Krankenkassen selbst lösen müssen – die Selektivverträge mit der Marketingabteilung des Zentralvereins homöopathischer Ärzte sind privatrechtlicher Natur und mit gesetzlichen Regelungen nicht einfach auszuhebeln.

Ein wichtiges Signal also.

Da ist es zunächst zu verschmerzen, dass die AOK Plus ihren homöopathieaffinen Kunden ein Trostpflaster anbietet: Sie können Punkte ihres Bonusprogramms für Homöopathie-Erstattungen verwenden.

Therapeutische Leistungen dagegen werden nur noch abgerechnet wie alles andere auch (d.h. in der Regel abgedeckt in der Vierteljahrespauschale) – was allerdings laut Info auch bedeutet, dass alle Kassenärzte und auch Heilpraktiker (sic!) Homöopathie in diesem Rahmen verordnen können. Unterm Strich dürfte das für die Kasse wohl günstiger sein als die Honorierung nach dem Selektivvertrag – was z.B. die BKK Melitta schon vor einigen Jahren erkannt hatte.

Wir machen uns keine Illusionen darüber, dass die Gründe für diesen Schritt wohl eher betriebswirtschaftlicher Natur sein dürften und weniger der Einsicht entspringen, dass Homöopathie im Portfolio einer Krankenkasse nichts verloren hat.

Gleichwohl, wir nehmen den Vorgang durchaus mit Befriedigung zur Kenntnis. Es ist von den Auswirkungen her alles noch nicht völlig klar, aber die Bedeutung der Kündigung von Selektivverträgen ist jedenfalls ein ganz entscheidender Einschnitt. Und das nicht von einer kleinen Kasse, sondern von der AOK.

Ob wohl die Fokussierung auf Thüringen und Sachsen damit zu tun hat, dass man mit guten Gründen erwarten kann, dass in diesen Bundesländern in diesem Jahr auch die „ärztlichen Zusatzbezeichnungen Homöopathie“ ein Ende finden werden … ?

In jedem Fall ohne Wenn und Aber ein sehr wichtiger Schritt und eine deutliche Korrektur der unsäglichen Privilegierung der Homöopathie gegenüber der normalen ärztlichen Versorgung.

Und deshalb durchaus: Hut ab, AOK Plus.

Vor einem Jahr hatte die Kassenärztliche Vereinigung Bremen drei Selektivverträge Homöopathie gekündigt.

Zum Weiterlesen:

  • AOK Plus stoppt Homöopathie-Vertrag für Behandlung bei Kassenärzten, krankenkasseninfo am 26. Januar 2023
  • Aber die Krankenkassen würden doch keine wirkungslosen Mittel bezahlen! INH am 16. September 2016
  • Gesetzliche Krankenkassen und Homöopathie, Informationsnetzwerk Homöopathie am 10. März 2017
  • Umstritten: Viele Kassen zahlen Homöopathie, weil die Nachfrage danach steigt, medscape am 5. Oktober 2015
  • Warum Krankenkassen endlich aufhören sollten, für Homöopathie zu bezahlen, motherboard am 3. Juni 2016
  • Christian Lübbers bei hr-info: Homöopathie ist „hochgradiger Quatsch“ und Desinformation, GWUP-Blog am 16. Dezember 2022