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Edzard Ernst: „Warum Sie sich die Ausgaben für überteuerte Schüßler-Salze sparen sollten“

| 1 Kommentar

In seiner Welt+-Kolumne schreibt Edzard Ernst über Schüßler-Salze:

Allen Schüßler-Salzen ist eines gemeinsam: Sie sind biologisch unplausibel […]

Meine verschiedenen Recherchen nach verlässlicher Evidenz verliefen ziemlich frustrierend. Medline, die weltweit größte Datenbank für medizinische Studien, enthält keine einzige Studie zu Schüßler-Salzen.

Bei weiterem Suchen fand ich einen Hinweis auf Untersuchungen – allerdings keinen erfreulichen. Im Dritten Reich wurden unter dem Banner der „Neuen Deutschen Heilkunde“ auch die Schüßler-Salze beforscht, und zwar im KZ Dachau. Im Jahr 1942 erprobten Ärzte in der sogenannten „Biochemischen Versuchsstation“ Schüßler-Salze an Häftlingen, die mit bakteriellen Eitererregern infiziert waren.

Obwohl sich bald abzeichnete, dass die Versuche meist mit dem Tod der Versuchspersonen endeten, wurden sie weitergeführt; es sollen so insgesamt 28 Menschen umgekommen sein.

1946 wurden die Salze in Australien untersucht. In der Analyse fanden sich Kaliumdihydrogenphosphat und Laktose als Inhaltsstoffe. Die tatsächliche Menge an Kaliumdihydrogenphosphat sei so gering, dass für die medizinische Mindestdosis mehr als 9000 Tabletten erforderlich wären; Zucker (Laktose) sei für die Behandlung ganz wertlos.

In der Government Gazette of Western Australia hieß es deshalb: „Dr. Schüßlers Salze können daher keinen heilenden Wert haben. Sie werden bei keiner der Krankheiten, für die sie angeblich angezeigt sind, eine Besserung bewirken. Jegliche Ausgaben für den Kauf dieser Salze sind verschwendetes Geld.“

Sein Fazit: „Ich meine daher, dass Schüßler-Salze in der Apotheke nichts zu suchen haben, und dass Konsumenten sich die Ausgaben für diese überteuerten Placebos sparen können.“

Zum Weiterlesen:

  • Warum Sie sich die Ausgaben für überteuerte Schüßler-Salze sparen sollten, welt+ am 27. März 2023
  • Die Akte Schüßler-Salze: Unsinn aus dem 19. Jahrhundert, quarks.de am 29. November 2022
  • Grams‘ Sprechstunde: Bachblüten und Schüßler-Salze – Hauchdünne Theorie, detektor.fm am 10. November 2022
  • Wilhelm Schüßler in der Homöopedia
  • Da ist nichts: „Schüßler-Salze“ bei medizin-transparent, GWUP-Blog am 1. August 2017
  • Noch mehr Unsinn… Heute: Schüßler-Salze, Susannchen braucht keine Globuli am 30. Juli 2017
  • Schüßler-Salze, Bachblüten, Homöopathie – ja was denn nun? Science and Sense am 31. Oktober 2022
  • Onkel Michael: Herr Schüßler und seine Salze – eine umfassende Dokumentation
  • Neu erschienen: „Vorsicht Heilpraktiker“ von Edzard Ernst

Ein Kommentar

  1. Es gibt eine Indikation für Schüßler-Salze. Ebenso für Globuli.

    Globuli wirken nachgewiesenermaßen bei Unterzucker. Dosierung 1 Fläschchen Wasauchimmer D/C/LM Egal.

    Schüßler-Salze – also die echten – können förderlich sein bei leichter Obstipation. Salz Nr. Wurscht, mehrmals täglich 5g, am besten aufgelöst in Wasser. Bei Laktoseintoleranz reichen auch schon 2-3 Tabletten.

    Dass die Salze ansonsten Humbug sind, steht außer Frage. Allerdings wird auch hier wieder der „Fehler“ begangen, wissenschaftlich ranzugehen.

    Natürlich sind die Dosen zu gering, als dass sie einen Wert, sei er heilend oder wenigstens ernährungsphysiologisch, haben könnten.

    Eine „Erklärung“ zu den Schüßler-Salzen ist aber, dass gerade die feinstofflichen Inhaltsstoffe sozusagen als Schlüssel für den Körper dienten, die darin in ungleich höherem Maße enthaltenen Salze auch aufzunehmen.

    Also auch ein bisschen ähnlich wie die Homöopathie-Anhänger sich das erklären – ein kleiner Reiz in die richtige Richtung und der Körper wird’s schon richten.

    „Ich meine daher, dass Schüßler-Salze in der Apotheke nichts zu suchen haben, und dass Konsumenten sich die Ausgaben für diese überteuerten Placebos sparen können.“

    Richtig. Und bitte gleich Homöopathika und *grusel* Bachblüten mitnehmen.

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