gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Spuk, Nahtod, Ouija-Brett, Blicke, Telekinese: „13 unheimliche Phänomene“ – wirklich?

| 15 Kommentare

Im der aktuellen Ausgabe (1/22) von Welt der Wunder präsentiert die Redaktion

13 unheimliche Phänomene, für die es keine Erklärung gibt – bis heute

Die 16-Seiten-Strecke ist ganz gut gemacht. Stark überzogen ist allerdings die Ankündigung

Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch die Wunder auf den nächsten Seiten keine mehr sind – sondern weltweit anerkannte Fakten.

Das dürfte aus verschiedenen Gründen indes kaum der Fall sein. Gehen wir die „13 unheimlichen Phänomene“ mal einzeln durch.

  1. Die Gesichter von Belmez

Im August 1971 behauptete die 52-jährige spanische Hausfrau María Gómez Cámara, dass sich auf dem Küchenboden ihres Hauses in Bélmez de la Moraleda die Konturen von Gesichtern abzeichnen würden. In den folgenden Jahren tauchten laut WdW „bis zu 700 Gesichter“ auf, „im Wohnzimmer, im Flur, in der Küche – überall im Haus“.

Einseitig fokussiert Welt der Wunder darauf, dass „man keine Hinweise auf Manipulationen gefunden“ hätte und „bis heute menschliches Einwirken ausgeschlossen werden“ könne.

Nun ja.

Richtig ist, dass die „Gesichter von Belmez“ alle Zutaten einer Gruselgeschichte haben – aber nach 40 Jahren wohl nicht mehr aufgeklärt werden können.

Eine ausführliche Rekonstruktion der Vor-Ort-Untersuchungen des deutschen Parapsychologen Prof. Hans Bender hat der Psychologe und IGPP-Mitarbeiter Dr. Gerhard Mayer in der Zeitschrift für Anomalistik beziehungsweise bei Grenzwissenschaft aktuell publiziert.

Mayer schreibt, dass der Belmez-Fall „weit davon entfernt“ sei, gelöst zu sein.

Er stellt die verschiedenen Hypothesen vor (religiös, konventionell, paranormal, spiritualistisch) und zeichnet einige Experimente nach, darunter die Abdeckung des Bodens mit einer transparenten Plexiglasscheibe, was einen Betrug verunmöglichen sollte.

Der „sichere Beweis“ blieb aber aus. „Zuverlässige Schlüsse hinsichtlich der Beweislage“ konnte Bender nicht ziehen. Der Freiburger Parapsychologe sei von der paranormalen Qualität der Phänomene überzeugt gewesen, sah sich jedoch gezwungen, zu konstatieren:

Technische Hindernisse verhinderten das beabsichtigte höchste Niveau dokumentarischer Beweise.

Ebenso wenig konnte ein Schwindel der Hausbewohner um María Gómez Cámara (gestorben 2004) eindeutig nachgewiesen werden.

Im Journal of the Society for Psychical Research vertraten 1993 zwei Autoren die Auffassung, dass die Gesichter mit oxidierenden Chemikalien auf Böden und Wände aufgetragen worden seien, die sich unter Lichteinfluss dunkel färbten.

Im Skeptoid-Podcast (2010) erklärte Brian Dunning die Geschichte kurzerhand zum „hoax on the public for financial gain“.

2014 veröffentlichte der spanische Journalist Javier Cavanilles das Buch „Los Caras de Bélmez“, in dem er auf Marías Sohn Diego Pereira als Schöpfer der Bilder verweist. Das Ganze habe als Scherz begonnen, der schließlich von der Familie als Einnahmequelle entdeckt und immer weiter professionalisiert worden sei.

Ein aktuelles Interview Cavanilles‘ mit dem Titel

Bélmez Faces: The Search for Proof and Profit

ist in dem Podcast Strange Phenomenon zu hören (zirka 35 Minuten, mit Transkript).

  • Fazit:

„Ungeklärt“ ist der „Spuk“ von Belmez in der Tat, wie Welt der Wunder schreibt. „Weltweit anerkanntes“ Faktum dagegen wird er nie werden.

Genau dasselbe gilt für

2. Nina Kulagina

Die russische Hausfrau (gestorben 1990) wird von Welt der Wunder als Psychokinese-Star inszeniert:

Auf die Frage nach dem Ursprung ihrer telekinetischen Fähigkeiten hat die Wissenschaft bis heute keine Antwort.

Das mag schon sein – andererseits kann man es einem Skeptiker und Zauberkünstler wie James Randi kaum verdenken, dass er bei solchen Filmaufnahmen Kulaginas „vor Lachen fast vom Stuhl gefallen“ ist:

Es ist zwar korrekt (wie der „Author and Telekinesis Researcher“ James A. Conrad in einer „Studie“ zur Verteidigung der angeblichen Psychokinetin anhebt), dass Randi Nina Kulagina nie selbst getestet hat.

Das macht Conrads Argumente bezüglich der Versuche russischer und einiger westlicher Wissenschaftler aber nicht überzeugender. Der Telekinese-Fan verweist insbesondere auf authentische Sequenzen, die in dem Mystery-Thriller „Der Schrecken der Medusa“ von 1978 zu sehen sind:

Daraus gehe hervor, dass Kulagina keine unsichtbaren Fäden verwenden und auch die Versuchsanordnung nicht beeinflussen konnte. Verschiedene Filmaufzeichnungen zeigten, dass

… Ninel Kulagina […] fünf verschiedene Objekte bewegte, einige davon mehrfach und an verschiedenen Tischpositionen im Freien und unter einer durchsichtigen Plastikbox aus transparentem Acrylglas.

„Ja und?“ ist man versucht zu erwidern. Denn Randis Amüsement ist überaus nachvollziehbar.

Es gibt erstens keine Informationen darüber, welche Vorkehrungen konkret wie getroffen wurden und wer diese überwacht hat. Und zweitens

… the films are so grainy and unclear that it is often difficult to see exactly what is happening

wendet der Autor Brian Haughton ein.

Auch der Mentalist Lars Ruth hat einst „Der Schrecken der Medusa“ gesehen und schreibt in seinem Buch „Geständnisse eines Mentalisten“, dass dieser Film „recht stark zu meinem Interesse für das Übersinnliche beigetragen hat“.

Auf seinem Instagram-Kanal zeigt Ruth einige typische „Psychokinese“-Experimente, auf die wir hier schon mal hingewiesen hatten.

Erhellend sind zudem die „Telekinese“-Videos im Youtube-Kanal Quipus Paranormal Scanner.

  • Fazit:

Dass auch „nichtmetallische Gegenstände wie Zündhölzer und Zigaretten unter einer Glaskuppel zu wandern anfangen“, wie die Welt der Wunder-Redakteure bass erstaunt hervorheben, mag damals „40 Wissenschaftler, darunter zwei Nobelpreisträger“ sprachlos gemacht haben.

Ein Beweis für das Paranormale ist das allerdings noch lange nicht.

3. Spontane menschliche Selbstentzündung

Wieder gehen die WdW-Autoren bis in die 1960er zurück – zum Feuertod von Helen Ann Conway.

Über diesen Fall von angeblicher „spontaner Selbstentzündung“ (SHC) berichtet auch der Biologe Brian J. Ford in einem Aufsatz für das Fachjournal Microscope:

Dann wird es mysteriös. Also nicht unbedingt das Thema, aber die Herangehensweise von Welt der Wunder.

Völlig korrekt erklären die Autoren das vermeintliche Mysterium der spontanen Selbstentzündung mit dem Docht-Effekt:

Ein Erwachsener hat zirka 15 Kilogramm Körperfett, das brennen kann. Auch das Wachs der meisten Kerzen besteht aus Fetten, die durch die Hitze der Flamme schmelzen und in den saugfähigen Docht steigen. Das Feuer ernährt sich dann aus dem aufsteigenden Wachsdampf.

Das Körperfett eines Menschen könnte genau wie das Wachs der Kerze wirken – die Kleidung wäre der Docht. Der Brandherd ist dabei stark begrenzt. Gliedmaßen, die keinen Kontakt zur Kleidung haben, würden unversehrt bleiben.

Ist der Fall der spontanen Selbstentzündung damit gelöst?

„Leider nein“, geheimnist WdW sodann, denn:

Nach der Docht-Theorie dauert es mehrere Stunden, um Teile eines Menschen vollständig zu verbrennen. Helen Ann Conway verbrannte aber innerhalb weniger Minuten.

Woher wissen die Autoren das? Das bleibt offen, denn mit diesem Satz endet der Beitrag.

Gibt vielleicht die kurze Zeitungsnotiz zum Tod von Helen Ann Conway am 8. November 1964 diese Schlussfolgerung her?

Nicht zwingend.

Bedeutsamer ist aber, dass der oben zitierte Einwand gegen die Docht-Theorie original von Brian J. Ford stammt, den Welt der Wunder praktisch ungenannt referiert – jedoch ohne zu erwähnen, dass Ford eine Alternative anbietet, die seiner Überzeugung nach auch ein minutenschnelles Verbrennen von vermeintlichen SHC-Opfern erklärt.

Das kann man ausführlich in dem Microscope-Artikel nachlesen und ging zudem 2012 durch die Medien.

Auch hier im Blog haben wir über Fords These berichtet, nach der die körpereigene Produktion von Aceton zu einer Art lebender Fackel führen könnte. Allerdings merkten wir an, dass andere Experten diese Überlegung für „Esoterik“ halten.

  • Fazit:

Ob Docht-Effekt oder Ketose: Zwei unterschiedliche Erklärungsansätze machen ein Phänomen wie SHC nicht „rätselhaft“. Nur die Darstellung von Welt der Wunder macht das.

4. Die Bestie des Gévaudan

Jetzt befinden wir uns im 18. Jahrhundert:

In drei Jahren [1764 bis 1767] tötet eine unbekannte Bestie [im Gévaudan in Südfrankreich] rund 100 Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche.

Nach etwas „Werwolf“-Geraune endet der Artikel mit einem lapidaren

Welch ein Tier es wirklich ist, weiß bis heute niemand.

Das ist richtig. Die zeitgenössischen Berichte weisen jedoch auf einen Wolfshybriden hin, also eine Mischverpaarung, wahrscheinlich mit einer Dogge, wie wir hier im Blog ausführlich nachgezeichnet haben.

  • Fazit:

Die „Bestie des Gévaudan“ ist ein ungelöstes historisches Rätsel – mit geringer Aussicht, jemals vollständig aufgeklärt zu werden.

5. Prahlad Jani

Nun wird’s wild beziehungsweise sogar gefährlich.

Welt der Wunder stellt den „2020 verstorbenen indischen Yogi Sadhu Prahlad Jani“ als „Asketen-Mysterium“ hin, weil er „nach eigenen Angaben mehr als 80 Jahre lang weder feste noch flüssige Nahrung zu sich genommen“ habe.

Zwar findet sich in dem Artikel der kurze Satz:

Viele Forscher betrachten Jani als Betrüger.

Das war’s dann aber auch schon mit Kritik.

Viel schlimmer:

Es fehlt jeder Hinweis darauf, dass der „Asket“ seine vorgebliche Nahrungslosigkeit mit „Lichtessen“ kompensiert haben will – ein Unfug, der schon Todesopfer gefordert hat.

Der indische Bürgerrechtler Sanal Edamaraku zu Prahlad Jani.

Prof. Ulrich Berger von den österreichischen Skeptikern hat sich die „medizinischen“ (immerhin „zweifelhaften“) Studien, auf die WdW verweist, näher angesehen. Kann man hier nachlesen und ausführlich bei Psiram.

Auch der Standard veröffentlichte 2013 eine Analyse:

Im Gegensatz zum Gewicht scheinen die Veränderungen des Harnblasenvolumens, die zweimal täglich mittels Ultraschall gemessen wurden, im offiziellen Bericht auf. Während das Volumen in den ersten Tagen deutlich nach oben und unten schwankt, fällt es am siebenten Tag auf 7,2 Kubikzentimter ab, was de facto einer leeren Blase entspricht.

Wichtiges Detail: An jenem Tag nahm Prani ein Vollbad; der Schluss liegt nahe, dass er die Blase auf natürlichem Weg ins Badewasser entleert hat.

Die Indian Rationalist Association (IRA) nannte Jani einen „Dorf-Scharlatan“.

  • Fazit:

Ein veritabler Griff ins Klo. Mit diesem Beitrag macht Welt der Wunder sich lächerlich.

6. Das Ouija-Brett

Ouija-Bretter dürften jedem bekannt sein:

Allerdings kennt auch wohl jeder die Erklärung dafür, „was wirklich hinter dem mysteriösen Phänomen steckt“.

Welt der Wunder befragt dafür den Kognitionsforscher Marc Andersen von der Universität Aarhus. Über dessen Arbeit haben wir vor drei Jahren hier berichtet:

Ideomotorische Bewegungen, die unbewusstes Wissen der Teilnehmer bei gruppendynamischen Prozessen in sinnvolle Wortkonstruktionen übersetzen

sind die Ursache für die „Botschaften“ von Hexenbrettern, rückenden Tischen oder Gläsern.

Das ist im Prinzip auch den WdW-Autoren klar – die deshalb krampfhaft versuchen, ein ungelöstes Rätsel aus der Frage zu konstruieren, „woher dieses kollektive Wissen allerdings kommt“.

Nun ja – auch das hat Andersen eigentlich erklärt („interacting predictive minds“), weshalb rätselhaft bleibt, warum WdW dafür noch einen weiteren Forscher bemüht, der im Ouija-Brett

… eine Art Fenster zu einem tief in unserem Inneren verborgenen Wissen

sieht.

Also dasselbe, was Parapsychologen schon vor Jahrzehnten als „Steigrohre des Unbewussten“ bezeichneten.

  • Fazit:

Soweit richtig, aber alles andere als ein „unheimliches Phänomen“, das noch einer Erklärung harren würde.

7. Blicke spüren

„Was ist dran an dem unheimlichen Volksglauben, Blicke spüren zu können?“ wollen die WdW-Autoren wissen.

Nicht viel – diese esoterischen Trivia hat der Wahrnehmungsforscher Dr. Rainer Wolf vom GWUP-Wissenschaftsrat schon lange aufgeklärt.

Man kann das Ganze aber verkomplizieren, indem man den Namen „Rupert Sheldrake“ einbringt – und schon wird daraus „ein Mysterium“. Jedenfalls für Welt der Wunder.

Realiter sind Sheldrakes Experimente zum angeblichen sechsten Sinn „methodisch kritisiert worden und konnten von anderen Wissenschaftlern nicht reproduziert werden“, erklärt Die Zeit. Eine ausführliche Auseindersetzung mit Sheldrakes Ideen hat der Wissenschaftsjournalist Max Rauner 2012 veröffentlicht.

  • Fazit:

So ganz traut die Welt der Wunder-Redaktion diesem Thema selbst nicht. Deshalb geht der Artikel gegen Ende hin zum „Blindsehen“ über. Hier mag es noch Forschungsbedarf geben – allerdings ist das ein normalwissenschaftliches und kein „unheimliches“ Phänomen.

8. Die „Black Knight“-Verschwörung

Der „schwarze Ritter“ soll ein ominöser Satellit sein, der seit 13.000 Jahren die Erde umkreist – oder weniger spektakulär ausgedrückt: „ein schwarzes Objekt, sogar Fotos existieren davon“.

Die WdW-Autoren referieren die Story kurz, aber solide (ausführlicher zum Beispiel bei Vice), und weisen am Ende darauf hin, dass das „vermeintliche Beweisfoto“ aller Wahrscheinlichkeit nach eine dunkle Wärmematte zeigt, die 1998 bei dem Versuch, eine offene Metallstrebe an der Raumstation ISS zu isolieren, abhanden gekommen ist.

So erklären es auch Hoaxilla in Folge 163.

  • Fazit:

„Für Anhänger der Theorie gilt die Existenz des schwarzen Satelliten damit noch lange nicht als ausgeschlossen“, hängt Welt der Wunder als letzten Satz an. Kann sein – aber dass Verschwörungsgläubige die „offizielle Erklärung“ ablehnen, bedeutet nicht, dass diese falsch ist.

9. Sodom und Gomorra

Oh Gott – kommt jetzt etwa der Däniken-Quark, dass die beiden biblischen Städte „im Atomblitz zerschmolzen sind“ beziehungsweise „von einer überlegenen technischen Macht gezielt ausradiert wurden“?

Überraschung: nein.

Die WdW-Autoren geben stattdessen eine neue Arbeit des Geologen James Kennett wieder, die davon ausgeht, dass vor 3600 Jahren eine Meteoriten-Explosion über der antiken Metropole Tell e-Hammam stattfand.

  • Fazit:

Klingt erst mal plausibel, allerdings gibt es laute Kritik an diesem Versuch, Tall el-Hammam als „Sodom“ zu identifizieren. Die aktuelle Kontroverse eignet sich kaum als Beispiel für „unheimliche Phänomene“.

10. Star Jelly

Was ist das denn? Nie gehört.

Aha – auf Deutsch heißt das „Sternen-Glibber“ (WdW) oder „Sternenrotz“ (Wikipedia).

Es ist glibberig, manchmal geleeartig, weiß oder durchsichtig – und fällt scheinbar überall auf der Welt vom Himmel

schreiben die Welt der Wunder-Autoren und bieten „Froschlaich, Algen und Pilze“ als Erklärung an. Trivial, weswegen der unvermeidliche Schlussgag nicht fehlen darf:

Im Labor untersuchte Proben wiesen überraschenderweise keinerlei DNA-Spuren, was viele Experten als Beweis für eine nicht-biologische Herkunft deuten. Und so bleibt das Phänomen – zumindest vorerst – ungelöst.

Das steht so auch bei Wikipedia, allerdings auch hier ohne Quelle, welche Experten in welchem Labor da was genau untersucht haben.

  • Fazit:

Nettes Kuriosum, welches zugleich das einzige „ungelöste“ Rätsel von den insgesamt 13 darstellt.

11. Telepathie

Erstaunlich:

Während Welt der Wunder beim Thema Telekinese die 60er-Jahre-Mythen um Nina Kulagina aufwärmt, geht es in dem Beitrag „Das Telepathie-Rätsel“ nicht um Stargate, Remote Viewing, paranormale Kriegsführung und andere Uralt-Klamotten – sondern um computergestützte Gedankenübertragung.

Konkret um ein neurowissenschaftliches Experiment von 2014 zur sogenannten Brain-to-Brain-Kommunikation über Gehirn-Computer-Schnittstellen.

Vom Gedankenlesen und vor allem von der Telepathie ist dieses Experiment allerdings noch weit entfernt,

kommentierte eine Journalistin.

Und nichts davon „widerspricht so ziemlich allem, was Naturwissenschaftler heute über die Welt annehmen“, wie WdW die Story aufbauscht.

  • Fazit:

Diese „technische Version des Gedankenlesens“ hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, und mit einer verfeinerten Technik würden sich in der Tat „neue Möglichkeiten“ ergeben, wie der Physiker Gerd Ganteför in seinem Buch „Heute Science Fiction, morgen Realität?“ schreibt.

Das ist aber kein „Rätsel“.

12. Nahtod-Erlebnisse

Noch immer hat sich in Redaktionen nicht herumgesprochen, dass der Amerikaner Eben Alexander zwar Neurochirurg ist – seine Bücher über Nahtoderfahrungen aber trotzdem keine Wissenschaft sind, sondern religiös-spirituelle Bekenntnisse.

Und deshalb beginnt natürlich auch der Welt der Wunder-Artikel mit Alexanders Nahtoderfahrung im Jahr 2008.

Danach geht es um die AWARE-Studie des britischen Kardiologen Sam Parnia, bei der eine Versuchsperson ein überprüfbares und verifiziertes außerkörperliches Erlebnis (AKE) geschildert haben soll.

Wie der 57-jährige Patient [trotz eines Herzstillstands] wahrnehmen konnte, was in dem Raum passierte, können bislang weder Parnia noch andere Forscher erklären. Und so scheint es, als schafft es die Forschung auch im 21. Jahrhundert noch immer nicht, dem Tod in die Karten zu schauen,

frohlocken die WdW-Autoren.

Das ist nun in mehrfacher Hinsicht übertrieben – vor allem deswegen, weil Menschen, die Nahtod- oder AKE-Erlebnisse schildern, eben nicht gestorben sind und diese Phänomene daher rein gar nichts über „den Tod“ aussagen.

Der Bonner Neuropsychologe Christian Hoppe wirft zudem ein:

Ich will nicht behaupten, dass man jeden einzelnen anekdotischen Bericht, den man finden kann, im Einzelnen erklären könnte. Aber in vielen Fällen findet man eigentlich ganz gute Erklärungen, wenn man sich den Vorgang sehr präzise noch einmal anschaut.

Desweiteren sagt auch Parnia selbst, dass eine Studie allein nie alle Fragen klären kann. Sie bestätige zwar einen Aspekt, werfe aber zugleich viele neue Fragen auf. Psiram etwa listet zehn verschiedene Erklärungsansätze für Nahtoderlebnisse auf.

Dem Psychologen Dieter Vaitl zufolge existiert derzeit noch kein neurobiologisches Modell, das die Vielfalt und Verschiedenartigkeit von Nahtoderfahrungen zufriedenstellend erklären könne.

  • Fazit:

Für Nahtod-Erlebnisse gibt es nicht die eine Erklärung für alle Erfahrungen und Beobachtungen, zumal Teilaspekte davon auch im Alltag und nicht nur in Extremsituationen auftreten können. Insofern besteht hier tatsächlich noch Forschungsbedarf. Dass es allerdings gar keine Erklärung gibt, wie Welt der Wunder suggeriert, ist falsch.

13. Nocebo-Effekt

Als „Paradebeispiel“ eines Nocebo-Effekts führt WdW den Fall Derek Adams an, der bei einem Suizidversuch 29 Tabletten eines vermeintlichen Antidepressivums einnahm, das er als Teilnehmer an einer Medikamentenstudie zu Hause hatte:

Adams‘ Vergiftungssymptome sind echt, mess- und darstellbar, sogar lebensbedrohlich. Erst als ein Arzt dem Patienten anhand von Studienunterlagen nachweist, dass er lediglich Zuckertabletten geschluckt hatte [Adams gehörte zur Placebo-Gruppe], verbesserte sich dessen Zustand.

Interessantes Phänomen, das auch wir schon einige Male behandelt haben (zum Beispiel hier oder hier).

Immerhin handeln die WdW-Autoren den Sachverhalt nicht bloß anekdotisch ab, sondern warnen vor den Gefahren im medizinischen Alltag:

Amerikanische Forscher schätzen sogar, dass der Nocebo-Effekt weltweit für fünf Prozent aller Infarkte verantwortlich ist, was drei Millionen Fällen entspricht.

  • Fazit:

Wichtiges Thema, seriös dargestellt. Auch ein bisschen „unheimlich“ mag der Nocebo-Effekt sein, und die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht im Detail geklärt. Im Kontext der gesamten Strecke „13 unheimliche Phänomene“ allerdings nicht so ganz passend.

  • Fassen wir zusammen:

Offenbar ist es schwierig, im Jahr 2021 überhaupt noch „13 unheimliche Phänomene“ zu finden, die nicht längst aufgeklärt worden sind. Insofern haben die Skeptiker in den vergangenen Jahrzehnten ganze Arbeit geleistet.

Die Verlegenheitsthemen innerhalb der Welt der Wunder-Titelgeschichte wie Nocebo-Effekt, Brain-to-Brain-Kommunikation und Blindsehen zeigen darüber hinaus, dass echte Wissenschaft und technologischer Fortschritt viel interessanter sind als pseudowissenschaftlicher Obskurantismus.

Zum Weiterlesen:

  • GWUP bei „Welt der Wunder“: Psi und Ziegen, GWUP-Blog am 24. Februar 2010
  • Urbane Legenden: Die Schauergeschichten der Gegenwart, weltderwunder am 26. Februar 2018

15 Kommentare

  1. Ich selber bin ja auch religiöser Magier.
    Ich kann Wein in Urin verwandeln.

  2. Ich hab andere „alternative magische Kräfte“, ich mach Bier zu Urin.

    Und Wind für die Windräder kann ich auch erzeugen, das ist meine zweite alternative Magische Kraft!

  3. Die Zeitschrift [Welt der Wunder] behandelt Themenbereiche wie Technik, Natur, Wissenschaft, Geschichte und Forschung, die vereinfacht werden. Die Inhalte sind unbelegt und die Grenzen zur Pseudowissenschaft sind fließend.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Welt_der_Wunder_(Zeitschrift)

    Das sagt schon alles.

  4. Welt der Wunder ist einfach nur peinlich, ich würde mich als Redakteur schämen solche Artikel zu schreiben.

  5. @do
    Für den Anfang schonmal ganz gut. Allerdings zirkuliert Wein auf einer karmisch höheren Sternenschwingung als Bier. Ich empfehle ein gesteigertes Engelresonanz-Seminar bei Christina von Dreien, Vieren und Fünfen.

  6. @ Peter Friedrich: Jetzt konstruiert doch nicht wieder ein Gegeneinander, wo keines ist. Bier wird aus Getreide hergestellt, einem Grundnahrungsmittel. @dos Magie ist daher erdverbundener, bodenständiger, grundlegender, eine Art unverzichtbarer Basismagie. Wein kommt erst ins Spiel, wenn die Grundbedürfnisse gestillt sind. Wein zu verwandeln ist also schon eine nicht unbedingt erforderliche, eher schöngeistige Kunst, die auf die andere erst aufsattelt.

    Völlig vergeistigte Typen wie ich verwandeln dagegen Destillate in Urin, das ist dann die Sphäre der reinen Philosophie, ganz von Alltäglichkeiten (Bier) und Affekten (Wein) befreit.

    Das Engelresonanz-Seminar ist natürlich trotzdem zu empfehlen, denn nur im harmonischen Dreiklang der drei Künste und in ihrer Resonanz mit der Engelwelt kann es vorwärts gehen.

  7. @gnaddrig
    Na, dann verwandeln wir zum Jahresschluss geisterfüllten Schnaps bei Christina, erst einen, dann zweien, dreien, vieren und fünfen. Und wer dann noch kann, resoniert in englisch mit der drallen Molly beim sechsen. Frohes Neues !

  8. ich sag zu allem ja und Amen,

    bestimmt steht eh irgendwo das alle geimpften heute nacht um 24:00 sterben

    das spül ich mit irgendwas runter is mir dann auch egal was und in welcher potenz und mit wieviel prozent. Nur kein Methanol vom Gumpert.

    hauptsache ich werd nicht blind, ich will das Ende schließlich kommen sehen! Augen zukneifen gilt nicht!

    don’t look up gilt auch nicht

    guten rutsch und gesund auf ein neues in 2022 hoffentlich wird das ruhiger….
    https://youtu.be/QUWMuuEzSk4

    (von mobil keep the typos)

  9. So machen wir das.

    Frohes Neues an alle :)

  10. Ja, das mit den „Blicken“ spüren kenne ich und man kann es auch logisch erklären.

    Mir ist aber mal was ganz Komisches passiert: In Bussen gibt es Sitze, die entgegen der Fahrtrichtung ausgerichtet sind, auf einem solchen saß ich. Da ich etwas müde war, machte ich meine Augen zu, schlief aber nicht, als ich nach einiger Zeit wieder die Augen aufmachte, hatten alle, die mir gegenübersaßen, die Augen auch zu… das war wirklich etwas spooky :-)

    Man sollte dazu sagen, es war ein „Feierabendbus“, aber es war doch eine Mischung aus lustig und gruselig.

    Man hätte meinen können, daß ich alle mit meinem schlafenden „Engelsgesicht“ zum Schläfchen animiert hätte.

    Vielleicht konnten sie aber meinen Anblick nicht mehr ertragen :-))))

  11. @do
    Der letzte Schrei von der Wahrheitsfront war doch, dass alle Geimpften explodieren, wenn ich’s richtig gelesen habe… So spart man sich übrigens auch die Feuerwerkskörper…
    Jedenfalls Prost an alle!

  12. „Zieht unser Leben im Tod an uns vorbei? Forscher machen zufällige Entdeckung“

    https://web.de/magazine/wissen/mensch/passiert-gehirn-sterben-forscher-entdeckung-36734448

  13. vielen Dank für diesen spannenden Artikel! Es ist immer wieder faszinierend, wie ihr vermeintlich unerklärliche Phänomene kritisch hinterfragt und wissenschaftlich beleuchtet. Gerade bei Themen wie Nahtoderfahrungen oder dem Ouija-Brett wird deutlich, wie stark persönliche Wahrnehmungen und Interpretationen eine Rolle spielen.

    Ich finde es wichtig, diese Themen sowohl aus rationaler als auch aus spiritueller Perspektive zu betrachten. Eure Herangehensweise regt zum Nachdenken an und zeigt, wie wertvoll ein ausgewogener Blick sein kann – danke dafür!

    Herzliche Grüße,
    Nova Leandra

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.