gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

18. Juli 2024
von Bernd Harder
1 Kommentar

Gewalt, Suizid, Erkrankungen: Sekten wie die Zeugen Jehovas sind weiter aktiv – und gefährlich

An diesem Wochenende findet die nichtöffentliche Jahrestagung der Initiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus (EI) statt, mit GWUP-Beteiligung:

Zu den Referenten gehört auch die ZEBRA-Leiterin Sarah Pohl.

Im Vorfeld der Veranstaltung hat Pohl für den ZEBRA-Podcast mit dem EI-Vorstandsmitglied Udo Schuster gesprochen:

In dieser Folge lernt ihr einen Verein kennen, der sich schon seit den 70er-Jahren mit sogenannten „Sekten“ bzw. konfliktträchtigen Gruppierungen auseinandersetzt.

Die Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V. (Website-Name: sektenwatch) stellt auf ihrer Internetseite umfangreiche Informationen bereit und berät sowohl Betroffene als auch Angehörige.

Unser heutiger Gast Udo Schuster ist ehrenamtliches Mitglied des Vereins und wird uns neben der Vereinstätigkeit einen kurzen Ausflug über die Geschichte der „Sektenbewegung“ in Deutschland vorstellen

Dass Sekten-Aufklärung kein Relikt der 70er-Jahre, sondern immer noch notwendig ist, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Zürich über die Zeugen Jehovas.

Der hpd fasst zusammen:

  • Gewalt

Ehemalige Zeugen Jehovas erlebten in der Kindheit dreimal häufiger körperliche und sexuelle Gewalt als die Allgemeinbevölkerung und sechsmal häufiger emotionale Vernachlässigung beziehungsweise Gewalt.

  • Kontaktabbruch

Nach Verlassen der Gruppe sind 77 Prozent der ehemaligen Zeugen Jehovas von verordnetem Kontaktabbruch (Ächtung) betroffen.

  • Suizid

Jede dritte ausgestiegene Person hat nach Verlassen der Gruppe Suizidgedanken, 10 Prozent der Ausgestiegenen unternehmen einen Suizidversuch.

  • Erkrankung

Ehemalige Zeugen Jehovas sind 40 Prozent häufiger von chronischen Krankheiten und ein Drittel häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen.

Nicht zu vergessen:

Die Zeugen Jehovas genießen in Deutschland den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Solange sich sogar Gerichte von der biederen Fassade solcher Gruppierungen täuschen lassen, muss es wohl ehrenamtliche Organisationen wie die EI oder JZ Help geben.

Zum Weiterlesen:

  • Der weltanschauliche Markt aus der Perspektive von sektenwatch, zebra am 30. Januar 2024
  • Geächtet und ausgegrenzt, hpd am 18. Juli 2024
  • Zeugen Jehovas – alarmierende Ergebnisse in Zürcher Studie, jz.help am 25. Juni 2024
  • NGF59: „Die Zeugen Jehovas – Kirche oder Sekte?“ am 31. Januar 2023
  • Sexualisierte Gewalt bei den Zeugen Jehovas: Kein Schutz für die Opfer, taz am 12. Mai 2022
  • „Teuflische Angst“: Die SZ über den Exorzisten „Nature23“, GWUP-Blog am 3. Januar 2024
  • Neu im Skeptiker: Der Internet-Exorzist „Nature23“, GWUP-Blog am 9. Dezember 2023
  • Spiegel-TV über den Internet-Exorzisten „Nature23“, GWUP-Blog am 10. April 2024

16. Juli 2024
von Bernd Harder
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„Mission Freedom“: Eine verschwörungsgläubige Organisation darf im Allgäu traumatisierte Kinder betreuen

Wenn es eine Organisation in Deutschland gibt, die die Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie (RG-MC) bis ins Detail vertritt, dann ist es „Mission Freedom“.

Der eingetragene Verein mit Sitz in Hamburg wurde nach eigenen Angaben „am 01.01.2011 gegründet, um gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution aufzustehen“. Kritiker verorten die vermeintlichen Helfer im fundamentalistisch-evangelikalen Milieu, Behörden und staatliche Einrichtungen lehnen eine Zusammenarbeit mit „Mission Freedom“ ab.

Jetzt hat der Verein im Allgäu eine „vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung“ eröffnet. Träger von „Haus SeeNest“ in der Nähe von Kempten ist die „Himmelsstürmer Deutschland gGmbH“, die sich selbst als „freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe“ bezeichnet.

Diese Aktivitäten haben mittlerweile das Interesse von Medien wie Panorama 3 und der Süddeutschen Zeitung auf sich gezogen. Der Münchner Rechtsanwalt Matthias Pöhl, der sich seit längerem mit problematischen missionarischen Gruppierungen befasst, formuliert gegenüber unserem Blog starke Zweifel daran, dass im „Haus SeeNest“ das Wohl der dort betreuten Kinder und Jugendlichen gewährleistet ist:

Stattdessen besteht aufgrund der meiner Meinung nach unprofessionellen und durch Wahnvorstellungen geleiteten Vereinsarbeit die konkrete Gefahr, dass eine besonders vulnerable Personengruppe sich in eine – nach äußerem Anschein staatlich anerkannte – Hilfseinrichtung begibt und dort erneut zum Opfer gemacht wird.

Himmelsstürmer gGmbH – Mission Freedom: die Verbindung

Auf der Webseite himmelsstuermer.org sind keine Kontakte zu „Mission Freedom“ ersichtlich.

Eine kurze Recherche ergibt aber, dass „Mission Freedom“ Alleingesellschafter der Himmelsstürmer Deutschland gGmbH ist und die beiden Organisationen praktisch identisch sind.

„Mission Freedom“ – der Verein

Schon 2013/2014 gab es massive Kritik an „Mission Freedom“.

In zwei NDR-Berichten (hier und hier) sagte der Leiter der Abteilung für organisierte Kriminalität im Hamburger Landeskriminalamt, Jörn Blicke:

Für mich ist der Verein nicht seriös. Der Umgang mit den Opfern, wie er von Mission Freedom gepflegt wird, ist nicht so, wie wir uns vorstellen, wie mit Opfern umgegangen wird […]

Es gibt keine Zusammenarbeit mit Mission Freedom, es wird auch keine geben, so wie das im Moment absehbar ist. Weder mit uns, noch mit irgendeiner anderen Polizeidienststelle in Hamburg.“

Auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei antwortete der Hamburger Senat:

Die Arbeit und das Konzept von Mission Freedom entsprechen nicht den fachlichen Qualitätsanforderungen im Umgang mit Menschenhandel, der Betreuung und dem Sicherheitsbedürfnis der Betroffenen sowie der Anforderungen an die Kenntnis der bestehenden Opferhilfelandschaft.

Auch in der NDR-Doku

Radikale Christen in Deutschland – Mission unter falscher Flagge

aus dem Jahr 2014 wird der Verein entsprechend gewürdigt:

Gaby Wentland – die Gründerin und Leiterin

Von der „vierfachen Mutter, Gründerin und Vorstandsvorsitzenden von Mission Freedom e.V.“ ist keine therapeutische, sozialpädagogische oder psychologische Ausbildung bekannt. Auf ihrer Homepage firmiert Gaby Wentland als „Pastorenfrau und Buchautorin“. 16 Jahre lang sei sie Missionarin im Team des berüchtigten Predigers Reinhard Bonnke („Mähdrescher Gottes“) gewesen.

Ihr Engament bei „Mission Freedom“ betrachtet sie offenbar als Teil einer endzeitlichen Schlacht zwischen Gott und dem Teufel.

In diesem Video

spricht sie (Minute 35:20) von einem „geistlichen Kampf“:

Hier ist der Satan dabei, wieder zurückzuholen, was ihm gehört, und ich hatte versucht, so viel Land zu bekommen wie nur möglich.

In „One from the heart“ erklärt sie hochemotional und den Tränen nahe (22:40):

Ich bin dem Teufel begegnet im Milieu in einer Weise, wie ich ihn nie mir hätte vorstellen können. Wenn du sagst, den Teufel gibt es nicht, dann geh einmal ins Rotlicht, dann weißt du, er ist da.

Verschwörungstheorien

Dazu verbreitet sie szenetypische Verschwörungstheorien (52:49):

Ihr müsst doppelt so viel Bibel lesen wie Medien konsumieren. Wisst ihr, was das ist? Die Wahrheit!

Im Augenblick werdet ihr belogen. Von vorne bis hinten. Und ihr merkt‘s hoffentlich allmählich, dass das, was ihr alles an Informationen bekommt, immer nur Halbwahrheiten sind. Aber wenn ihr die Wahrheit kennt aus dem Wort Gottes, dann werdet ihr den Geist der Geisterunterscheidung haben, und dann liest du einen Artikel in der Zeitung und denkst: Hallo, hallo, hallo, hier stimmt irgendwas nicht. Bumm.

Ich hab meine Tageszeitung abbestellt, ich brauch sie nicht mehr, weil ich brauch Zeit für die Bibel.

Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie

Beim Skeptical 2024 in Augsburg haben wir die spezifischen Elemente von RG-MC besprochen:

Praktisch alles davon finden wir bei „Mission Freedom“ wieder – von den

  • „generationsübergreifenden“ Tätern „in nahezu allen Ländern der Welt“
  • aus „Sekten, Kulten, Geheimbünden sowie satanistischen Gruppen“
  • die sich „modernster Technik und Wissenschaft bedienen“
  • um ihre Opfer gezielt in mehrere Persönlichkeiten aufzuspalten
  • und sie damit „zu modernen Sklaven machen, die auf ein Code-Wort hin in einen anderen Anteil wechseln“

bis hin zu der Behauptung,

  • die „False Memory- und Satanic Panic-“ Bewegung [werde] „immer wieder genutzt, um Therapeuten zu diffamieren“.

In verschiedenen Videos (zum Beispiel hier bei 28:40 und hier bei 2:55) behauptet Wentland, Patientinnen aus dem „rituell-satanischen Missbrauch“ zu betreuen.

Bei einem „Kongress gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“ im April in Schwäbisch-Gmünd trug Wentland (Vortrag am 24. April um 9 Uhr) die Lebensgeschichte von Laurel Rose Willson vor, eines angeblichen Opfers von satanistisch-rituellem Missbrauch.

Allerdings ist Willsons Story frei erfunden. Der amerikanische Skeptiker Benjamin Radford schreibt von einem „complete hoax“.

Bei Instagram fordert „Mission Freedom“ dazu auf, Betroffenen von ritueller Gewalt „eine Stimme zu geben“. Nur existiert „rituelle Gewalt“ in der von diesem Verein beschriebenen Form nicht.

In einem aktuellen Video (2:20) spricht Wentland davon, dass sich bereits vier Kinder im Haus SeeNest im Allgäu befänden.

Wie kann das sein, dass diese „dubiose Hilfsorganisation“ (taz) mit ihren fundamentalistischen und verschwörungsideologischen Phantastereien eine vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung eröffnen darf? Gerade erst hat Die Zeit wieder über fatale Falschtherapien in einer solchen Institution berichtet.

Die Staatsregierung erklärt auf eine Anfrage der Grünen im bayerischen Landtag, ihr sei das Konzept des Vereins „Mission Freedom e. V.“ nicht bekannt gewesen:

Erst durch Internetrecherchen sowie die Kontaktaufnahme mit dem Landeskriminal­amt Hamburg konnte ein Überblick über die Thematik gewonnen werden […]

Nach Auskunft des LKA Hamburg gelten die dortigen Antworten weiterhin. Zusammenfassend ist jedoch eine fachliche Bewertung des Konzepts des Vereins „Mission Freedom e. V.“ aufgrund feh­lender eigener Erfahrung nicht möglich

Und weiter:

Eine positive Stellungnahme des Kreisjugendamtes Oberallgäu liege vor. Vor-Ort-Begehungen der Regierung von Schwaben gemeinsam mit dem Kreisjugendamt Oberallgäu hätten keine Auffälligkeiten ergeben.

Das klingt in einem Panorama 3-Beitrag von heute Abend allerdings anders:

Darin formuliert die Kreisjugendamtsleiterin Claudia Ritter durchaus „viele Fragen“ an die Einrichtung.

Auch Christian Lohwasser vom Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit bezweifelt, „dass Haus Seenest überhaupt eine Betriebserlaubnis hätte erhalten dürfen“, schreibt die Süddeutsche Zeitung:

Allein aufgrund des Glaubensverständnisses von Gaby Wentland sieht er Probleme des Trägers und von Mission Freedom, was die Orientierung an wissenschaftlichen Standards […] in der Einrichtung anbelangt.

Derzeit könnte wohl noch am ehesten die Katholische Jugendfürsorge Augsburg tätig werden, die laut SZ der Himmelsstürmer gGmbH die Räumlichkeiten im Allgäu vermietet hat. Die KJF jedenfalls nehme die Vorwürfe gegen Mission Freedom „sehr ernst“.

Rechtsanwalt Matthias Pöhl befürchtet, dass bei Mission Freedom „statt eines fachlich-professionellen Umgangs mit der eigenen Arbeit im Interesse von Hilfesuchenden“ letztendlich

… Verschwörungsideologien verbreitet werden, die besonders gut in das eigene Weltbild dämonischer Bedrohungen und eines ausgeprägten Freund-Feind-Schemas passen.

Zum Weiterlesen:

  • Kinder- und Jugendschutz: „Material, was Gott braucht, um sein Reich zu bauen“, Süddeutsche am 16. Juli 2024
  • Christliche Nächstenliebe? Dubioser Verein kümmert sich um Minderjährige, ndr am 16. Juli 2024
  • Satan’s Sideshow: The Real Story of Lauren Stratford (Laurel Rose Willson), Cornerstone 18, Heft 90 (1990)
  • The 5 Most Outrageous Hoaxes, nbc am 18. Januar 2013
  • Die dubiosen Methoden von Mission Freedom, spiegel.de am 27. Dezember 2013
  • Dubiose Hilfsorganisation: Vom Strich in die Christensekte, taz am 12. November 2013
  • Retterin der gefallenen Mädchen, taz am 19. Februar 2014
  • Die Zeit – Die verlorenen Kinder, Infoportal Satanic Panic am 26. Mai 2024
  • Skeptiker in England und USA warnen vor der „Rituelle Gewalt“-Verschwörungstheorie, GWUP-Blog am 13. Juli 2024
  • Rituelle Gewalt – Mind Control: „Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?“ jetzt kostenlos zum Download, GWUP-Blog am 17. Juni 2024

16. Juli 2024
von Bernd Harder
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Video: Waldorfschule bei „buten und binnen“ mit GWUP-Kritik

Heute gab es im Bremer Regionalmagazin buten und binnen eine Beitrag über die Waldorfschule an der Touler Straße (ab Minute 7:45).

Als Kritiker kommt der GWUP-Vorsitzende André Sebastiani zu Wort:

Sebastiani kritisiert die Waldorfpädagogik,

… weil sie den Werten von Wissenschaft und Aufklärung zuwiderläuft

und erklärt die esoterischen Vorstellungen dahinter, die letztendlich Kinder in ihrem Wissensdrang bremsen statt diesen zu fördern.

Hier geht’s zum Video.

Zum Weiterlesen:

  • Neu erschienen: „Esoterik in der politischen Bildung“, GWUP-Blog am 21. Juni 2024
  • „Anthroposophieforschung“: Sammelband zum Download, GWUP-Blog am 21. März 2024
  • André Sebastiani: Anthroposophie – Eine kurze Kritik. Alibri 2019, 176 Seiten, 10 €
  • SkepKon-Video: „Anthroposophie – im Spannungsfeld aktueller Krisen“ mit André Sebastiani, GWUP-Blog am 14. November 2023

16. Juli 2024
von Bernd Harder
2 Kommentare

NDR-Doku: „Life-Coaching – Der Plan vom Glück?“

Eine NDR Story zu

Life-Coaching – Der Plan vom Glück?

Was suchen die Menschen bei Coaches und was finden sie bei ihnen? Auf der Suche nach Antworten gibt die Reportage ungewöhnlich intensive Einblicke in das Herz der Coaching-Welt.

Der Film spielt hinter den Kulissen im Haus Sonnenstrahl im Allgäu, ein Seminarzentrum, das als einer der wichtigsten Treffpunkte der Szene in Deutschland gilt. Erstmals lässt sich hier Coaching-Star Kerstin Scherer während eines mehrtägigen Seminars von der Kamera begleiten.

Den 45-minütigen Beitrag gibt’s in der ARD-Mediathek und bei Youtube.

Zum Weiterlesen:

  • „Neues Ich“ für 4000 Euro? NDR-Reportage liefert seltene Einblicke in Coaching-Szene, focus am 16. Juli 2024
  • Coaching: „Das Geschäft mit Reichtum und Glück“, GWUP-Blog am 1. März 2024
  • SkepKon-Video: „Coaching auf Abwegen“ mit Uwe Kanning, GWUP-Blog am 5. Juli 2023

15. Juli 2024
von Bernd Harder
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Wenn eine Pseudowissenschaft beim Leberkäs-Test versagt

Besser spät als nie:

Um die kuriose Studie „zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden“ (kurz: der Leberkäse-Test) von 2019 geht es auch im neuen MEGA-Video:

Das spektakuläre Versagen einer Pseudowissenschaft

Die Pseudowissenschaft dahinter ist Bioresonanz.

Speziell zum Thema Scientology gibt es hier übrigens das Infoblatt

Scientology und die Bioresonanztherapie.

Zum Weiterlesen:

  • Bioscan-Test im Allergo Journal: „Der Leiche wurde beste Gesundheit attestiert“, GWUP-Blog am 22. August 2019
  • „Report“-Video: Wenn Leberkäse und Reporter dieselbe Bioresonanz haben, GWUP-Blog am 16. Januar 2018
  • „Healy“ – die nächste Runde, GWUP-Blog am 17. April 2024
  • Healy: „Beschiss mit Bioresonanz“ bei den Science Cops, GWUP-Blog am 30. Mai 2023
  • Video: Bioscan- und Zellcheck-Geräte noch immer am Markt, GWUP-Blog am 4. Dezember 2022
  • Edzard Ernst über Bioresonanz-Geräte: „Blinkende Lämpchen und allerhand Regler“, GWUP-Blog am 4. November 2022
  • Nur der Leberkäs war Zeuge – Die Bioresonanztherapie vor Gericht, Onkel Michael am 3. Juni 2022
  • Bioscan & Co: Bioresonanz-Geräte nutzlos zur Diagnose, medizin-transparent am 30. April 2020
  • Video: „Bioscan“, die Siebte, GWUP-Blog am 8. Oktober 2019
  • GWUP-Thema: Bioresonanz-Therapie

15. Juli 2024
von Bernd Harder
8 Kommentare

Skepkon-Video mit Varnan Chandreswaran „Warum Ungleichheit nicht immer Ungerechtigkeit ist“

Der SkepKon-Vortrag

Warum #UNGLEICHHEIT nicht immer #UNGERECHTIGKEIT ist

von Varnan Chandreswaran ist jetzt online:

In den Chefetagen finden sich hauptsächlich Männer, und der wissenschaftliche Betrieb ist mehrheitlich weiß. Wie kommt das?

In seinem Vortrag präsentiert der Psychologe und YouTuber Varnan Chandreswaran relevante Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte. Werden Bewerber mit „typisch schwarzen“ Namen tatsächlich benachteiligt? Spielen angeborene Geschlechterunterschiede eine Rolle bei der Studien- und Berufswahl? Helfen Diversitätstrainings?

Ein nüchterner Blick auf die Forschungslage vermeidet Ideologie und hilft bei der objektiven Bewertung verbreiteter Annahmen über soziale Ungleichheiten.

Chandreswaran hat im Juni das Buch

Gefangen in der Opferrolle: Warum Wokeness scheitert

veröffentlicht.

Zum Weiterlesen:

  • SciPhi-Video: „Warum Gen Z so unglücklich ist“ mit Varnan Chandreswaran, GWUP-Blog am 14. Juni 2024
  • Video: „Wokeness im Faktencheck“ – Varnan Chandreswaran bei BiasedSkeptic
  • Varnan Chandreswaran: Gefangen in der Opferrolle – Warum Wokeness scheitert. Eulogia 2024, 300 Seiten, 19,99 €
  • Das war die SkepKon 2024 in Augsburg, hpd am 21. Mai 2024
  • Die SkepKon 2024, Skeptiker 2/2024

13. Juli 2024
von Bernd Harder
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Komplementärmedizin: Leitlinie für die Behandlung von Krebspatienten – „Je mehr Wallawalla, desto großzügiger“

Vor drei Jahren ist erstmals eine Leitlinie für die Behandlung und Beratung von Krebspatienten in puncto „Alternativmedizin“ erschienen (wir berichteten hier).

Jetzt hat das Leitlinienprogramm Onkologie diese S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen“ aktualisiert.

Federführende Fachgesellschaften waren die

  • Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), vertreten durch die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO)
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)
  • Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).

Beteiligt war aber auch zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde (DGNHK).

Erwähnung finden in der 2.0-Version vier neuere randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zur Homöopathie, darunter die Arbeit von Michael Frass (2020) zur homöopathischen Zusatztherapie bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs.

Allerdings:

Keine dieser Studien bietet genug Evidenz oder ausreichende methodische Qualität, um sie als Grundlage für Empfehlungen/ Statements heranzuziehen. Insbesondere die Studie von Frass et al. ist nach aktuellem Stand der Leitlinie „under concerns“, da die Echtheit der Daten angezweifelt wird.

Eine andere Frass-Studie (2015) hat allerdings zu dem Passus geführt (Seite 114), dass

… der Einsatz von klassischer Homöopathie (Erstanamnese in Kombination mit individueller Mittelverschreibung) zur Verbesserung der Lebensqualität bei onkologischen Patienten zusätzlich zur Tumortherapie erwogen werden kann.

Das ist zwar sehr zurückhaltend formuliert – aber dennoch: Wie kommt eine solche Empfehlung in eine evidenzbasierte medizinische Leitlinie wissenschaftlicher Fachgesellschaften?

Darüber sprach Dr. Christian Weymayr mit der Leitlinien-Koordinatorin Prof. Jutta Hübner:

Hübner: Die strikteren Empfehlungen betreffen die substanzgebundenen Verfahren. Wir haben sehr streng gesagt, wenn kein Nutzen nachgewiesen ist, sollen die Leute das auch nicht anwenden.

In den anderen Themen wie Akupunktur und Homöopathie hat die Mehrheit die Meinung vertreten, wenn kein Schaden nachgewiesen ist, sollen die Leute das doch machen.

Mit dem Argument, dass auch unnötig aufgewendete Zeit und Geld ein Schaden sind, habe ich mich nicht durchsetzen können. Dabei sind die Kosten mitunter massiv.

Weymayr: Warum war das so schwer? Die meisten Fachgesellschaften, die an der Leitlinie mitgearbeitet haben, sind doch klar naturwissenschaftlich ausgerichtet.

Hübner: Im Prinzip ja, nur habe ich den Eindruck, dass viele Fachgesellschaften vor allem Mitglieder in die Leitliniengruppe geschickt haben, die im Bereich der Komplementärmedizin selbst aktiv sind und sie grundsätzlich sehr positiv sehen.

Deshalb waren wir bei vielen Abstimmungen trotz der inhaltlichen Argumente nicht erfolgreich.

Auch bei Akupunktur (Seite 65/66) ist von „kann“ und sogar von „sollte“ die Rede.

Weymayr: In der Empfehlung zu Akupunktur heißt es: „Akupunktur sollte zur Senkung der Tumorschmerzen und/oder Einsparung von Analgetika bei diesen Patienten empfohlen werden.“ Heißt das, ein Arzt therapiert nicht leitliniengerecht, wenn er Akupunktur nicht empfiehlt?

Hübner: Ja, formal tut er das, wobei „sollte“ noch kein „muss“ ist […] Er muss es weder empfehlen noch selbst anbieten. Ich sehe die Empfehlung als extrem problematisch an. Sie ist meiner Meinung nach schlichtweg falsch, weil die Evidenz falsch interpretiert worden ist.

Weiterhin keine Empfehlung gibt es für Methadon (Seite 351):

Methadon soll aufgrund der mangelnden Daten zur Wirksamkeit und angesichts des erhöhten Neben- und Wechselwirkungsrisikos nicht mit dem Ziel der Steigerung der Wirksamkeit der Tumortherapie erwogen werden.

Dazu Jutta Hübner:

Bei Methadon mussten wir nur sehr auf Justiziabilität achten.

Kollegen, die sich in den vergangenen Jahren kritisch zu Methadon als Mittel gegen Krebs beziehungsweise als Mittel, das die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten unterstützt, geäußert haben, wurden von der Gruppe um Frau Friesen, die diese Wirksamkeit propagiert, angegriffen. Und eine Anwaltskanzlei hat auch Klagen eingereicht.

Insofern bin ich wirklich stolz, dass wir mit der Leitlinie jetzt Kollegen etwas an die Hand geben, das sie zitieren können.

Das vollständige Interview ist bei DocCheck erschienen.

In einem Kommentar dazu geht Weymayr noch einmal auf die widersprüchliche Bewertung der Homöopathie ein:

Während die Arbeitsgruppe, die medizinische Systeme wie Akupunktur und Homöopathie behandelte, ein „kann“ bereits vergab, wenn die Verfahren nicht besser als Placebo abschnitten, legten die anderen Arbeitsgruppen hier strengere Maßstäbe an. Sie vergaben ein „kann“ nur bei zumindest schwachen Hinweisen auf eine Wirksamkeit.

Man könnte also zugespitzt sagen: Je mehr Wallawalla, desto großzügiger, je mehr echte pharmakologische Interaktion, desto strenger.

Soviel zum Thema, die Homöopathie werde von bösen Pharma-Mächten unterdrückt.

Die aktualisierte S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ findet sich hier.

Zum Weiterlesen:

  • Alternativ-Bibel für Krebspatienten: Bald Pflicht? docCheck am 12. Juli 2024
  • Hex hex! Kräuter und Kurioses für Krebspatienten, docCheck am 12. Juli 2024
  • „Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer PatientInnen“ jetzt verfügbar, GWUP-Blog am 26. Juli 2021
  • Gute Absicht, schlechte Medizin: Edzard Ernst über die Studie zu Homöopathie bei Lungenkrebs, GWUP-Blog am 27. Mai 2024
  • Methadon und Krebs: „Quarks“ erklärt den aktuellen Stand, GWUP-Blog am 4. Januar 2019
  • Der Methadon-Hype: „Muster einer Verschwörungstheorie“, GWUP-Blog am 25. August 2017
  • Methadon: Unterdrückt die Pharmaindustrie ein günstiges, wirksames Krebsmedikament? GWUP-Blog am 20. Juni 2017
  • Warum wir Krebserkrankungen neu klassifizieren müssen, spektrum am 11. Juli 2024

13. Juli 2024
von Bernd Harder
1 Kommentar

Video: Eine Physikerin erklärt, „wie die Astrologie ihre eigenen Regeln bricht“

Let’s Talk About Science:

Im Youtube-Kanal des Berliner Tagesspiegel erklärt die Physikerin und Ex-Tagesspiegel-Volontärin Sabrina Patsch

Die Wahrheit über Astrologie

Die Astrologie will die Zukunft aus den Sternen herauslesen – doch hält sie sich dabei nicht einmal an ihre eigenen Grundprinzipien.

Dazu gibt’s den Tagesspiegel-Essay:

Die Sterne lügen nicht: Wie die Astrologie ihre eigenen Regeln bricht

Zum Weiterlesen:

  • Die Sterne lügen nicht: Wie die Astrologie ihre eigenen Regeln bricht, tagesspiegel am 12. Juli 2024
  • AstroTV stellt Sendebetrieb via Kabel und Satellit ein, GWUP-Blog am 16. Mai 2024
  • Fan-Fiction über Himmelskörper: „Astrologie“ bei Böhmermann, GWUP-Blog am 5. Mai 2024
  • Schock! Entsetzen! Empörung! Die NASA verschiebt eben mal einfach so die Sternzeichen, GWUP-Blog am 21. September 2016
  • Wieder mal: Alle Horoskope falsch, GWUP-Blog am 15. Januar 2011
  • „Es ist halt einfach Stuss“: Eine Quantenphysikerin über „die absurden Thesen der Esoterik“, GWUP-Blog am 7. Juli 2024

13. Juli 2024
von Bernd Harder
2 Kommentare

„GWUPdate“ bei Sinans Woche: Die Gemeinde Bad Boll und ihre Gesundheitsdienstleister

Bei Sinans Woche gibt es jetzt die Rubrik „GWUPdate“:

In der aktuellen Folge (ab 23:50) geht es um den Offenen Brief, den die GWUP-Regionalgruppe Stuttgart an den Bürgermeister und die Gemeinderatsmitglieder von Bad Boll geschrieben hat.

Die Skeptiker kritisieren, dass die Gemeinde im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg unter dem Schlagwort „Gesundheitsdienstleister“ allerlei Nonsens wie „Baubiologen“, „Geistheiler“ oder „eine Heilpraktikerin, die astrologische Psychologie anbietet“ auflistet.

Immerhin findet sich auf der besagten Seite mittlerweile ein Disclaimer:

Diese Formulierung ist zwar wenig mehr als ein Kotau vor den ortsansässigen Eso-Geschäftemachern wie Wala und Co. – aber wenigstens ist das mal klargestellt.

Passt zu dem, was wir sonst so aus dem Ländle hören.

Zum Weiterlesen:

  • Offener Brief an die Gemeinde Bad Boll, psiram am 3. Juli 2024
  • Offener Brief an die Gemeinde Bad Boll, filstalexpress am 5. Juli 2024
  • Homöopathie: Und täglich grüßt das Schwurbeltier, docCheck am 12. April 2024

13. Juli 2024
von Bernd Harder
Keine Kommentare

Podcasts: Esoterik, Politik und Verschwörungsglaube

Zwei neue Plauderrunden zum Thema Esoterik:

Homöopathie – Pseudowissenschaft, Verschwörungsglauben und Hassideologie

In diesem Video spricht Nora Pösl mit Alrun Schleiff von der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz über

… die Zusammenhänge von rechtsideologischen Verschwörungserzählungen mit sogenannten alternativen Heilmethoden und Esoterik insgesamt, als auch die speziellen Ausprägungen im Zuge der Covid-19-Pandemie.

Im „Forum“ bei SWR Kultur diskutieren Katharina Nocun, die Sozialpsychologin Claudia Barth und der Religionswissenschaftler Julian Strube über die politische Dimension der Esoterik:

Beseelte Ideologen – Wie politisch ist die Esoterik?

Wie anfällig ist Esoterik für Hass und rechte Hetze? Und wie gefährlich ist sie für die Demokratie? Wann überhaupt beginnt Esoterik, wann Aberglaube?

Zum Weiterlesen:

  • Neu erschienen: „Esoterik in der politischen Bildung“, GWUP-Blog am 21. Juni 2024
  • Wenig Wirkung, viel Psychologie: Esoterik-Kritik bei idowa, GWUP-Blog am 20. Juni 2024
  • Esoterik-Hype: „Was ist dran an Tarot, Astrologie und Orakel?“ im Flexikon-Podcast vom NDR, GWUP-Blog am 21. Mai 2024
  • Video: Spiritualität und Esoterik – „Woran glauben Ari und Meini?“, GWUP-Blog am 15. Mai 2024
  • Videos: Esoterik – das Business und die Gefahren, GWUP-Blog am 26. Januar 2023