gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

26. November 2024
von Bernd Harder
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Healy und Bioscan: „Walulis“ über das Goldene Brett-Finale

Walulis greift heute die Final-Nominierungen für das Goldene Brett auf:

Insbesondere der „Healy“ hat es dem Satiriker angetan. Ein Werbevideo für das allheilende Wundergerät kommentiert Komoderator Marcus Müller mit den Worten:

Hat die Frau das auch schon mal auf einen Fleischkäse gelegt?

Damit knüpft Walulis an den Berufungsprozess gegen zwei „Bioscan“-Geschäftsführer an, der vergangene Woche am Landgericht Tübingen über die Bühne ging.

Erstinstanzlich war das Duo vom Amtsgericht Reutlingen zu zwei beziehungsweise drei Jahren Haft und zusammen zu einer Geldstrafe von über 2,5 Millionen Euro verurteilt worden.

Nun wurde im Berufungsprozess das Urteil leicht abgemildert,

berichtet der BR:

Die Angeklagten erhalten Haftstrafen auf Bewährung. Außerdem ordnete das Gericht die Einziehung von 4 Millionen Euro als Wertersatz für Taterträge an. Die Angeklagten hatten laut einem Gerichtssprecher zuvor Geständnisse abgelegt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Angeklagten haben Revision eingelegt.

Das „Goldene Brett“ war den „Bioscan“-Geschäftsführern allerdings nicht vergönnt. Ob „Healy“ das schafft, sehen wir am nächsten Montag.

Zum Weiterlesen:

  • Das Goldene Brett 2024: Die drei Finalisten stehen fest, GWUP-Blog am 25. November 2024
  • Wenn eine Pseudowissenschaft beim Leberkäs-Test versagt, GWUP-Blog am 15. Juli 2024
  • „Skalarwellen“ bei Psiram
  • Bioresonanz: Wenn Ärzte auf Humbug aus der Welt der Scientologen setzen, derStandard am 16. November 2023
  • Hersteller nutzloser Bioscan-Geräte verurteilt – auch dank des Leberkäse-Tests, Allergo Journal am 25. Juli 2022
  • Betrug mit Gesundheitsmessungen: Bewährungsstrafe verhängt, br am 18. November 2024

26. November 2024
von Bernd Harder
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„Noch schlimmere Schäden“: Y-Kollektiv-Video über Exorzismus und Heilungsdienste 2.0

Was wir beim „Skeptical“ im Mai in Augsburg …

… und im aktuellen Skeptiker (3/2024) beschrieben haben, illustriert jetzt eine Reportage vom Y-Kollektiv:

Gesund durch Jesus? Exorzismus und Heilungsdienste 2.0

  • Offiziell macht die Kirche (in Deutschland) „das nicht mehr“:

Meines Wissens gibt es in keinem der deutschen Bistümer einen Exorzisten,

erklärt der katholische Weltanschauungsbeauftrage Matthias Neff (Trier).

  • Es existiert allerdings ein inoffizieller Graubereich, in dem etwa Gastpriester aus der Weltkirche oder Ruhestandspfarrer auch ohne bischöfliche Erlaubnis „Dämonen“ austreiben.

In dem Film von Jana Gareis treten zwei polnische Priester auf (die am Ende auch Klingenberg in Deutschland besuchen), und der Internet-Exorzist „Nature23“ behauptet, mit katholischen Pfarrern zusammenzuarbeiten.

  • Der überwiegende Teil des Geschehens spielt sich in den Freikirchen ab.

Gareis besucht zum Beispiel die Josua-Gemeinde in Dortmund und parliert online mit „Nature23“, der sich als „Torahchrist“ versteht. Innenansichten zur freikirchlichen Szene steuert eine junge Frau von dem Verein „Fundamental frei“ bei.

So weit also wenig Neues.

Interessant ist, was das evangelikal orientierte Medienmagazin Pro an dem Beitrag kritisiert:

Eine breitere Darstellung positiver Erfahrungen oder langfristiger Erfolge dieser Praktiken wäre von Vorteil.

Ach – die gibt es? Dann lasst uns doch bei Gelegenheit gerne mal die entsprechenden Studien zukommen, liebe Kollegen.

Beim „Skeptical“ und im Skeptiker hat sich die angehende Psychologin Jasmina Eifert (o.r.) mit den möglichen Folgen von Exorzismen beschäftigt.

Die Forschungslage dazu muss als sehr dünn bezeichnet werden, weist aber zum Beispiel eine Fallstudie von 2017 aus:

Hierbei wurde eine mauritische Frau mittels Forschungsinterviews zu ihren Erfahrungen mit Exorzismen befragt. Das Ergebnis: Die (teils gegen ihren Willen) durchgeführten Exorzismen hatten auf die bereits biografisch vorbelastete und traumatisierte Frau einen retraumatisierenden Effekt.

Diese berichtete unter anderem von Gewalterfahrungen in ihrer Kindheit, die Exorzismen im Erwachsenenalter sorgten dann für ein Wiedererleben des Kontrollverlustes, welche wiederum zu dissoziativen Zuständen und dadurch zu noch intensiveren Gefühlen von Kontrollverlust führten.

In einer Untersuchung von Bull et al. (1998) wurden N=15 DIS-Betroffene mit Exorzismus-Erfahrungen zu ihrer persönlichen Wahrnehmung dieser Erlebnisse befragt.

Je mehr Kontrolle die Betroffenen über den Exorzismus hatten, desto positiver empfanden sie diese Erfahrung. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass diese positive Einschätzung ausschließlich retrospektiv und subjektiv erfolgte. Bei keinem der Exorzismen gab es eine Prä-Post-Messung, Kontrollgruppen oder ähnliche, objektivere Erhebungen, welche den Standards der heutigen Wissenschaft entsprechen.

Wenn die Betroffenen hingegen keinerlei Autonomie erlebten (und Exorzismen sogar teils gegen ihren Willen und/oder unter Fixierung durchgeführt wurden), bewerteten alle diese Exorzismen als Missbrauchserfahrung. Zudem berichteten die Betroffenen dann unter anderem von einem erhöhten Therapiebedarf und negativen Einflüssen auf ihr spirituelles Erleben.

So wie „Irena“, die in dem Y-Kollektiv-Film von ihren Erfahrungen mit Exorzismus berichtet.

Auch Gareis kommt nach einem Gespräch mit der Psychologin Bianca Liebrand vom Sekteninfo NRW zu einer klaren Einschätzung der Umtriebe von „Nature23“ und Co.:

Die von ihm behandelten Frauen laufen in mehrfacher Hinsicht Gefahr, noch schlimmere Schäden davonzutragen.

„Besonders erschütternd“ findet die Journalistin einen Videomitschnitt von „Nature23“, in dem zu sehen ist, wie ein Exorzismus-Opfer einen akuten Asthmaanfall erleidet. Gareis sieht darin zu Recht eine Situation, die „lebensgefährlich“ werden kann. Der Internet-Exorzist tut das Ganze damit ab, dass „der Dämon mit Absicht eine gewisse Pressatmung durchgeführt hat, damit dieser Asthmaanfall ausgelöst wird“.

Offenbar wird die Justiz erst dann mal aktiv werden, wenn es wirklich zum Äußersten kommt.

Das Video von „Exorzismus und Heilungsdienste 2.0“ gibt es in der ARD-Mediathek (zirka 30 Minuten) und bei Youtube. Den Skeptiker mit den zwei Artikeln

  • Exorzismus: Hilfe oder Missbrauch?
  • „Zehn Teufelsaustreibungen pro Tag“

kann man hier bestellen.

Zum Weiterlesen:

  • „Grotesk, aber gefährlich“: Exorzismus im neuen Skeptiker, GWUP-Blog am 18. September 2024
  • Neu im Skeptiker: Der Internet-Exorzist „Nature23“, GWUP-Blog am 9. Dezember 2023
  • Ist Dämonenaustreibung gefährlich? pro am 26. November 2024
  • Exorzismus in Polen: Tausende gehen hin, einige werden Opfer, srf am 9. April 2024
  • Geistlicher Missbrauch: Exorzismus, Sekten, Freikirchen, Esoterik im Tagungsband der EI, GWUP-Blog am 1. Oktober 2024

25. November 2024
von Bernd Harder
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Das Goldene Brett 2024: Die drei Finalisten stehen fest

Wer bekommt am 2. Dezember in Wien das „Goldene Brett vorm Kopf“ verliehen?

Die Entscheidung fällt zwischen

Aus über 160 Nominierungen hat sich eine Fachjury für diese Finalisten entschieden.

Die Wiener Skeptiker teilen dazu mit:

  • Das in Oberösterreich beheimatete Medienangebot AUF1 TV von Herausgeber und Chefredakteur Stefan Magnet

… bedient seit einigen Jahren ein verschwörungstheoretisches, geradezu wissenschaftsfeindliches und rechtsaußen angesiedeltes Marktsegment.

Zu Corona-Zeiten groß geworden, bietet das Internetfernsehen zwischen seriösen Nachrichten Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie und Bill Gates, Leugnung des menschgemachten Klimawandels, Pro-Putin-Propaganda und andere realitätsferne Inhalte. AUF1 TV betreibt außerdem Werbung für die nicht als Arzneimittel zugelassene Chemikalie Chlordioxid.

Das Desinfektionsmittel ist in der Alternativmedizin-Szene als Miracle Mineral Supplement (MMS) bekannt und gilt dort als Mittel für und gegen alles. Bei Selbstmedikation hat es bereits zu Todesfällen geführt. Gesundheitsbehörden weltweit warnen vor der Einnahme von Chlordioxid.

  • Die Österreichische Tierärztekammer

… hat sich den Platz im Finale mit dem aggressiven Propagieren von pseudomedizinischen Methoden mit Aussagen wie „Homöopathie als Leuchtfeuer der Tiermedizin” ebenso redlich verdient.

Die Kammer bietet dazu jede Menge kostenpflichtige Fortbildungen an; man kann sogar Fachtierarzt für Homöopathie oder Akupunktur werden. Insbesondere die Homöopathie wird als “Lösung zur Problematik der Antibiotikaresistenzen“ beworben, mit dem unwahren Argument, dass sogar die WHO dies fordere. Besonders erschwerend kommt hinzu, dass die Kammer Pseudomedizin-Kritikern in ihren Reihen öffentlich mit rechtlichen Schritten droht.

Die Jury gibt auch zu bedenken, dass angebliche Heilerfolge bei Tieren immer wieder als Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie herangezogen werden – ein Effekt, der als „Placebo by Proxy“ in der evidenzbasierten Medizin bestens bekannt ist.

Wenn Tierärzte und Tierhalter an die Wirkung pseudomedizinischer Methoden glauben, wird den Tieren eine wirksame Behandlung vorenthalten und sie müssen vermeidbares Leiden ertragen, was sowohl den gesetzlichen als auch den moralischen Verpflichtungen von Tierärzten widerspricht.

Laut Werbung arbeiten die Healy-Produkte mit einem „Quantensensor“, der die ideale „Frequenz“ des Anwenders aufnimmt, um mit dieser Frequenz das „bioenergetische Feld zu harmonisieren“. Angeblich basiere der Wirkmechanismus auf den Quantentheorien von Nikola Tesla – der jedoch in Wahrheit nie Beiträge zur Theorie der Quantenphysik geliefert hat.

Mit konkreten gesundheitlichen Versprechen hält man sich seitens Healy zwar offiziell zurück, es gibt aber von der Healy World GmbH finanzierte und von deren „Senior Clinical Research Specialist“ verfasste Studien, die dem Gerät beim Einsatz gegen chronische Rückenschmerzen, Skelettschmerzen, Fibromyalgie, Migräne oder Depressionen eine Wirkung attestieren wollen.

Die Healy-Produkte stehen stellvertretend für ein ganzes Segment ähnlicher pseudowissenschaftlicher Geräte, sind aber wohl die im deutschen Sprachraum bekanntesten. Sie sind zu einem stolzen Preis von bis zu 4000 Euro erhältlich, womit bei der Vertriebsfirma ein hohes kommerzielles Interesse erkennbar ist – ein weiteres Kriterium für das Goldene Brett. Der Vertrieb erfolgt häufig über Multi-Level-Marketing, was für die Zwischenhändler bekanntlich hohe finanzielle Risiken birgt.

Heuer hat Healy World sich bei dem Versuch, ein kritisches YouTube-Kollektiv zu verklagen, so sehr in Widersprüche verstrickt, dass sie letztendlich ihre Klage zurückziehen mussten.

Und wo bleibt die Astro-Show „Blick in die Sterne“ des ORF?

Dazu heißt es, dass „wenige Tage vor der Jurysitzung das Aus für die nur einmal ausgestrahlte und vielkritisierte Sendung bekannt geworden war“. Somit sei das Kriterium der Kritikresistenz nicht erfüllt und die schlussendliche Reaktion der Programmverantwortlichen verdiene laut Jury eine lobende Erwähnung statt eines Bretts vorm Kopf.

Die Verleihung am 2. Dezember im Stadtsaal Wien beginnt um 19.30 Uhr.

Die Laudationes auf die FinalistInnen werden gehalten von dem Chemie-Professor und Wissenschaftler des Jahres 2018 Nuno Maulide von der Universität Wien, der ehemaligen Wiener Pflege- und PatientInnenanwältin Sigrid Pilz sowie dem Klagenfurter Psychologie-Professor und aktuellem Vorsitzenden der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch.

Die Show Acts steuern Stefanie Sargnagel und Chemie on Tour bei. Moderiert wird das Live-Event von Science Buster Martin Puntigam.

Zum Weiterlesen:

  • Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guérot und Daniele Ganser, GWUP-Blog am 6. Oktober 2023

24. November 2024
von Bernd Harder
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„Die Welt der Coaches – Glück, Geld, Gesundheit“ mit Janos Hegedüs und Uwe Kanning

Am 27. November tauchen Rabea Westarp und Jan Stremmel bei ZDFinfo

… tief ein in die Szene des Coaching-Business. Sie treffen Coaches und Teilnehmer und spüren nach, wo Licht und Schatten in der Szene liegen.

Die drei Folgen (ab 20.15 Uhr, jeweils 45 Minuten) gibt es bereits vorab in der ZDF-Mediathek:

In Folge 2 ist GWUP-Fellow Prof. Uwe Kanning als Kritiker mit dabei, in Folge 3 Dr. Janos Hegedüs:

Die Probleme dieser Industrie beleuchtet Janos Hegedüs. Der Oberarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Klinikum Mittweida klärt neben seiner Arbeit auf YouTube über fragwürdige Heilmethoden und Gesundheitscoaches auf. Angebote wie Geistheilung bezeichnet er als unwissenschaftlich.

Zum Weiterlesen:

  • NDR-Doku: „Life-Coaching – Der Plan vom Glück?“ GWUP-Blog am 16. Juli 2024
  • Coaching: „Das Geschäft mit Reichtum und Glück“, GWUP-Blog am 1. März 2024
  • „Düster und provokativ“ – und am Ende die Psychose: Was Life-Coaching anrichten kann, GWUP-Blog am 3. Februar 2024
  • „Erleuchtet oder abgezockt?“ ZDF-Doku zum Thema Coaching, GWUP-Blog am 27. April 2023
  • SkepKon-Video: „Coaching auf Abwegen“ mit Uwe Kanning, GWUP-Blog am 5. Juli 2023
  • Video: Janos Hegedüs über Gesundheitscoaches, GWUP-Blog am 14. September 2022

23. November 2024
von Bernd Harder
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So geht’s auch: Ein Betonklotz versperrt die Zufahrt zum „Königreich Deutschland“

Ein Betonklotz blockiert die Zufahrt zum „Königreich“.

So geschehen in Nordenham (Niedersachsen), wo die Behörden eine „Reichsbürger“-Firma erst schlossen und versiegelten – und als das nichts fruchtete einen „riesigen Betonklotz (2 bis 3 Tonnen schwer)“ zum Einsatz brachten.

Sowohl der Podcast Apokalypse & Filterkaffee als auch die Bild-Zeitung berichteten über diese Aktion gegen den Unternehmer und KRD-Anhänger Thomas Tillis.

Spiegel-TV ruft bereits den „Untergang des Königreichs Deutschland“ aus beziehungsweise fragt, ob „der selbst ernannte König von Deutschland am Ende“ sei:

Polizeibehörden ermitteln, immer mal wieder Razzien, Anwesen werden beschlagnahmt, Fitzek saß auch schon im Knast, beobachtet wird die Szene vom Verfassungsschutz.

Dazu erklärt der sächsische Verfassungsschutzpräsident Dirk-Martin Christian, dass es durch ein Zusammenwirken von Kommunalbehörden und Sicherheitsbehörden gelungen sei, „den Zugang zu diesen Immobilien zu untersagen, und damit ist dem Königreich auch ein Stück Lebensgrundlage entzogen“.

Gemeint sind anscheinend zwei Objekte bei Eibenstock und Boxberg, sodass das KRD zumindest in Sachsen nur noch in Halsbrücke bei Freiberg präsent ist.

Dort aber meldet der Verfassungsschutz eher verstärkte Aktivitäten, etwa „zwei sogenannte Leucht-Turm Vernetzungs-Wanderungen“, wie es im Monatsbericht Juli 2024 heißt. Dahinter verbergen sich wohl Teambildungsmaßnahmen mit Gruppierungen aus Düsseldorf.

Und die Durchsuchung von zehn Objekten des „Königreichs“ durch die Bankenaufsicht BaFin „Ende November“, auf die Spiegel-TV abhebt, ist nun auch schon ein Jahr her – es geht nämlich um November 2023.

Im Grunde erschöpft sich der 18-minütige Beitrag in Rückblicken und Altbekanntem, ohne dass deutlich werden würde, warum und weshalb Fitzek „am Ende“ sein sollte. Daran ändert auch die jüngste Verurteilung (im September) des selbsternannten Königs nichts, mit der die Reportage endet.

Ein Bericht über den Nordenhamer Unternehmer Tillis, der seine Firma letztes Jahr ins „Königreich Deutschland“ verlegt hatte und nun mit einem Betonklotz unsanft gestoppt wurde, wäre wohl erhellender gewesen.

Zum Weiterlesen:

  • Ist der selbst ernannte König von Deutschland am Ende? spiegel.de am 23. November 2024
  • „Königreich Deutschland“ nur noch in Halsbrücke präsent? freiepresse am 18. November 2024
  • Streit um Betrieb im „Königreich Deutschland“ eskaliert, ndr am 4. November 2024
  • Nordenhamer „Königreich“-Unternehmer stellt klar: „Ich mache weiter“, kreiszeitung-wesermarsch am 29. Oktober 2024
  • So ist Nordenhams „Königreich“-Unternehmer in einen bekannten Podcast gelangt, zevener-zeitung am 15. November 2024
  • Stadt riegelt „Reichsbürger“-Firma ab, bild.de am 13. November 2024
  • Kinder bei den „Reichsbürgern“: Keine Schule, keine Bildung, keine Kontakte nach außerhalb, GWUP-Blog am 6. Oktober 2024
  • Die „Reichsbürger“ vom KRD expandieren in die Schweiz, GWUP-Blog am 13. April 2024
  • Sachsen: Kein Schlossfest im „Königreich Deutschland“, GWUP-Blog am 1. April 2024

23. November 2024
von Bernd Harder
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Science Cops-Video: Wie Alternativmedizin töten kann – die Akte Kinesiologie

Wie wichtig es ist, „mit aller Härte“ gegen unwissenschaftlichen Unsinn vorzugehen – das

… werdet Ihr in dieser Folge so deutlich hören und sehen wie vielleicht in keiner anderen zuvor,

erklärt Maximilian Doeckel zu Beginn der neuen „Science Cops“-Episode.

Jonathan Focke ergänzt:

Erwartet heute von uns nicht allzu viele Witze, denn es wird in dieser Folge der Quarks Science Cops ziemlich ernst.

Es geht um das Thema

Kinesiologie oder: Wie Alternativmedizin töten kann!

Kinesiologie ist eine alternativmedizinische Methode zur Diagnose von Krankheiten. Eine Methode, die im Fall von Vanessa tragische Folgen hatte. Ihre Freundin Eva erzählt in unserem Podcast Vanessas Geschichte.

Fazit nach 70 Minuten:

Und wenn jetzt einige denken, ja okay Leute, der eine Fall, den ihr da jetzt hattet – dann täuscht ihr euch. Ihr glaubt gar nicht, wie oft uns Mails erreichen, in den uns Menschen Geschichten erzählen, die der von Vanessa sehr, sehr ähnlich sind. Da sterben Menschen, denen man hätte helfen können oder sehr wahrscheinlich hätte helfen können, wären sie nicht den Versprechungen von Wunderheilern auf den Leim gegangen.

Die Folge gibt es als Podcast und bei Youtube.

Das Statement eines Physiotherapeuten zum Kinesiologischen Muskeltest findet sich hier.

Das erste Buch der Science Cops erscheint Anfang Dezember.

Zum Weiterlesen:

  • „Das bereitet mir zunehmend Schmerzen“: BR-Reporter und Skeptiker auf der Esoterikmesse, GWUP-Blog am 1. Juli 2017
  • Kinesiologie bei Psiram
  • Diagnose mit dem „Muskeltest“, Süddeutsche am 8. Juni 2010
  • Video: Schlechte Wissenschaft verhaften – Der „Science Cop“ Maximilian Doeckel beim Skeptical 2023 in Frankfurt, GWUP-Blog am 3. August 2023
  • Maximilian Doeckel/Jonathan Focke: „Aber meiner Tante hat’s geholfen“. Rowohlt 2024, 288 Seiten, 18 €

22. November 2024
von Bernd Harder
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Superpatch-Pflaster: „Esoterik im technologischen Gewand“

Letztendlich sind diese Pflaster Esoterik mit einer technologischen Verpackung drumherum.

Das ist das Fazit von WDR-Reporterin Svenja Kellershohn am Ende des Beitrags

Abzocke Heilversprechen – ein Pflaster gegen alles?

Es geht um die sogenannten Superpatch-Pflaster, die auf der Webseite des Anbieters „The Super Patch Company“ als „einfache, inhaltsstofffreie Lösungen für alles, von Schlaf über Sport bis hin zu anderen lebensverbessernden Vorteilen“ angepriesen werden.

Grundlage dafür sei eine „Vibrotaktiltechnologie“, die irgendeine Reaktion „in den neuronalen Netzen des Gehirns auslösen“ soll.

Das klingt genauso hanebüchen, wie es wohl auch ist. Neben solchen medizinischen Fragwürdigkeiten geht es auch um „Pyramiden-ähnliche“ Vertriebsstrukturen. Allein schon das „Super Patch Team Event“ in Köln, das Kellershohn besuchte, erinnert eher an eine Sektenveranstaltung.

Hier geht’s zum Video (zirka 30 Minuten).

Zum Weiterlesen:

  • Abzocke Heilversprechen – ein Pflaster gegen alles, wdr am 22. November 2024
  • Hände weg vom Superpatch-Pflaster, apotheken.de am 12. Juli 2024
  • Superpatch: Unseriöse Versprechen, medizin-transparent am 24. Juni 2024
  • „Super Patch“: Das Geschäft mit den Rillenpflastern, orf am 14. Oktober 2023

22. November 2024
von Bernd Harder
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Video: Leber und Gelaber – Janos Hegedüs über kuriose Theorien und Halbwahrheiten

Nochmal zurück zu Dr. Ulrich Selz:

So ein Quatsch! Was Dr. Selz über die Leber falsch versteht

Ist die Leber wirklich überfordert? Kann man sie „entgiften“? Und was haben Bitterstoffe mit „besseren Säften“ zu tun?

In diesem Video nehme ich ein weiteres Werk von Dr. Ulrich Selz unter die Lupe, das wieder einmal mit Halbwahrheiten, kuriosen Theorien und pseudowissenschaftlichen Behauptungen gespickt ist.

Von „magerem Eiweiß“ bis zur „Leberentgiftung“ – ich zeige euch, warum solche Begriffe nicht nur irreführend, sondern schlichtweg Unsinn sind. Außerdem erkläre ich, was die Leber wirklich leistet und wie ihr sie optimal unterstützen könnt – ohne unnötige Tropfen oder teure Nahrungsergänzungsmittel.

Zum Weiterlesen:

  • Von Darmaufbau bis Kurkuma als Wundermittel: Janos Hegedüs über Ärzte, die fragwürdige Äußerungen geschickt verpacken, GWUP-Blog am 11. November 2024

22. November 2024
von Bernd Harder
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„Die Frau spinnt“: Teil zwei von „Geteiltes Leid“, ein Podcast über die Verschwörungstheorie von der satanisch-rituellen Gewalt

Am Schluss wird der Journalistin Olga Herschel klar:

Hinter Leonies Verschwinden, hinter ihrem Leid, stecken nicht Einzelne. Hinter Leonies Verschwinden steckt ein Netzwerk.

So endet die zweite Folge des Podcasts Geteiltes Leid, die heute erschienen ist.

Tatsächlich illustriert diese Episode einmal mehr das, was wir vor einer Woche schrieben:

Niemand stellt „die gesamte Community der TraumatherapeutInnen“ unter Generalverdacht – sondern es sind die immerselben Personen, die uns im Zusammenhang mit der Rituelle Gewalt-Mind-Control-Verschwörungstheorie (RG-MC) begegnen.

In der ersten Folge von Geteiltes Leid („Inside Leonie“) trat zum Beispiel die Psychotherapeutin und Psychiaterin Angelika Eibach-Bialas als „Expertin“ auf und breitete ihr Wissen über „Rituelle Gewalt“ im Satanismus aus:

Satan ist der Gott, Satan freut sich, wenn Menschen leiden, und Satan freut sich insbesondere, wenn die Kinder leiden.

Das sind für eine 75-Jährige erstaunlich infantile Vorstellungen, die mit der Realität von Satanismus praktisch nichts zu tun haben.

Diesselbe Angelika Eibach-Bialas kommt nun auch in der zweiten Folge zu Wort – und zwar unversehens als Ärztin und Kotherapeutin der titelgebenden Protagonistin Leonie, die ein Opfer von ritueller Gewalt sein soll.

Nun ist die Autorin und Host von Geteiltes Leid, Olga Herschel, selbst promovierte Ärztin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychiaterie und kann daher ihre Verwunderung über Frau Eibachs Behandlungsmethoden kaum verbergen. Etwa als diese erklärt, Medikamente wie Benzodiazepam wirkten ohnehin nicht auf alle „Innenpersonen“ der angeblich in mehrere Persönlichkeiten aufgespaltenen Patientin.

Medizinisch gesehen ist das ausgeschlossen. Es gibt ja nur einen Körper,

kommentiert Herschel das kurz und knapp.

Auf kritische Nachfragen reagiert Eibach-Bialas wiederum mit einer höchst eigenwilligen Logik:

Offenbar haben Ihre Recherchen Sie in Täterkreise geführt. Ich hoffe nicht, dass das womöglich Ihre eigentlichen Auftraggeber sind.

Daneben spielen weitere Szene-Protagonisten wie die Berliner Anwältin Ellen Engel, Eva Lauer-von Lüpke von der Emanuelsstifung und eine Freikirche in Bonn eine Rolle. Diese Verbindungen werden im dritten Teil von Geteiltes Leid (29. November) noch weiter herausgearbeitet.

Trotz der langsamen und unspektakulären Erzählweise wird das Anliegen des Podcasts zunehmend deutlich:

Wir wollen zunächst mal eine Debatte anstoßen, die bisher abseits von Fachöffentlichkeiten kaum geführt wird […] Wir nehmen Betroffene in den Blick, die bisher vom System überhaupt nicht gesehen werden: Opfer schädlicher Psychotherapien,

sagt der Produzent Khesrau Behroz in einem Interview.

An der Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Clienia Littenheid im Schweizer Kanton Thurgau ist man heute noch „erschüttert“ über den RG-MC-Skandal vor zwei Jahren. Mittlerweile sei der ganze Traumatherapie-Bereich neu aufgegleist worden: „mit einem neuen Therapiekonzept, einer neuen Führung und neuen Verantwortlichen“, berichtet die Thurgauer Zeitung.

Das kam so surreal daher, dass ich zuerst dachte: Das kann doch nicht stimmen,

wird der Thurgauer Regierungsrat Urs Martin in dem Beitrag zitiert:

Wir mussten aber leider feststellen, dass das Fernsehen richtig lag.

In Deutschland merkten die Macher von Geteiltes Leid,

… dass sich Verantwortliche sehr schwertun, sich kritisch mit ihren eigenen Überzeugungen auseinandersetzen und Kritik mit dem Argument abblocken, man würde Betroffenen ihr Leid absprechen. Es scheint, als fehle da manchmal der Mut, kurz innezuhalten und zu fragen: Kann das wirklich so gewesen sein?

Das hätte auch im Fall Leonie eine verheerende Falschtherapie und eine zerstörte Familie verhindern können. Leonie lebt heute in einem Pflegeheim, der Vater sah sich dem Verdacht des rituellen Missbrauchs ausgesetzt.

Erst bei einem persönlichen Termin mit Leonies ungenannter Erstherapeutin (am Ende von Teil 1) realisierte Leonies Mutter schließlich:

Die Frau spinnt. Ich bin einer Betrügerin aufgesessen.

Zum Weiterlesen:

  • „It’s always going to be relevant“: Die Verschwörungstheorie über rituelle Gewalt und Mind Control, GWUP-Blog am 14. November 2024
  • Berliner Reporter-Team deckt Pseudo-Therapien auf: „Das kann doch alles nicht sein“, berlin-live am 19. November 2024
  • Geteiltes Leid: Dieser Doku-Podcast deckt Verschwörungstheorien über sexuelle Gewalt in Psychotherapiepraxen auf, elle am 19. November 2024
  • „Geteiltes Leid“: Der neue Investigativ-Podcast enthüllt Verschwörungstheorien in der Psychotherapie, zeitjung am 15. November 2024
  • Rituelle Gewalt in Littenheid: Dunkles Kapitel soll bald der Vergangenheit angehören – das ist der Stand der Dinge, Thurgauer Zeitung am 18. November 2024
  • Esoterische Parallelwelt, grober Unfug: Auch eine deutsche Therapeutin ist in die Umtriebe an der Klinik Littenheid involviert, GWUP-Blog am 3. Dezember 2022
  • Was sind und tun eigentlich Satanisten? Ein Interview, GWUP-Blog am 5. Mai 2014
  • Verschwörung und Missbrauch: Khesrau Behroz im Interview zum neuen Undone-Podcast, podcast.de am 14. November 2024

21. November 2024
von Bernd Harder
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Buchvorstellung: „Der lange Schatten Maria Montessoris“ mit Sabine Seichter in Fürth

Die Autorin des kritischen Buchs

Der lange Schatten Maria Montessoris

ist am 2. Dezember in Fürth zu Gast.

Als Maria Montessori (1870–1952) im Jahre 1915 den Besuchern der Panama-Pacific International Exposition in San Francisco die stillen und diszipliniert arbeitenden „Montessori-Kinder“ in einem gläsernen Showroom präsentierte, war die italienische Ärztin und Biologin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt.

Zusammen mit den Eugenikern und Rasseideologen ihrer Zeit demonstrierte sie der fortschrittsgläubigen Welt die Möglichkeiten einer erziehungs- und biotechnologischen Erschaffung des „neuen Messias“. Gut 100 Jahre später holen die Fortschritte auf den Feldern der Gen- und Reproduktionstechnologie Maria Montessoris biopolitische Visionen eines „Ministry of the Race“ (1951) und ihren lebenslangen Traum vom perfekten Kind ein.

Wie unter einem Brennglas beleuchtet dieses Buch den langen Schatten der weltweit berühmten Maria Montessori und rückt ihr Denken in einen bislang weitestgehend verdrängten aber gegenwärtig (erneut) höchst aktuellen Zusammenhang von Eugenik, Rassentheorie und Optimierungsstreben.

Die Veranstaltung mit der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Sabine Seichter in der Innenstadtbibliothek Fürth beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet neun Euro (ermäßigt sechs Euro).

Veranstalter ist Kortizes in Kooperation mit dem Bund für Geistesfreiheit bfg Fürth, dem bfg Nürnberg und der Volksbücherei Fürth.

Zum Weiterlesen:

  • Buchtipp: „Pädagogen auf Abwegen“ – Rudolf Steiner, Maria Montessori und Co., GWUP-Blog am 4. Dezember 2016
  • Skepkon 2015: „Das esoterische Erziehungskonzept der Maria Montessori“, nachteuleblog am 16. Mai 2015
  • „Der lange Schatten Maria Montessoris“: Keine Heldin der Pädagogik, spektrum am 7. Juni 2024
  • Sabine Seichter: Der lange Schatten Maria Montessoris. Beltz 2024, 195 Seiten, 29 €