6. Mai 2024
von Bernd Harder
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Für eine vollkommen sinnfreie Homöopathie-Studie hat das Land Bayern 800.000 Euro übrig – warum also nicht auch für Wasserbelebung?
Der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Alfons Brandl will „Grander-Technologie“ einsetzen, um die Blaualge (Cyanobakterien) aus dem Altmühlsee bei Gunzenhausen zu vertreiben.
Sein Nachfolger Helmut Schnotz
… hat diese Idee aufgegriffen und eine Koalitionsinitiative zur mikrobiologischen Aktivierung der Flora zur Seensanierung eingebracht. Der Landtag wird, das teilte das Büro des Abgeordneten nun mit, im Rahmen der Haushaltsberatungen im Juni dieses Jahres endgültig über die Anträge entscheiden,
schreiben die Nürnberger Nachrichten.
Laut quer geht es dabei um mehrere hunderttausend Euro (275.000 Euro der SZ zufolge).
Der Biophysiker Werner Mäntele von der Uni Frankfurt dagegen hält die Grander-Methode für „Hokuspokus“. Dass die Belebung im Kaltenbrunnersee im Allgäu angeblich funktioniert, hat für ihn keinen kausalen Zusammenhang.
Schon 2022 zeigte quer verschiedene bayerische Gemeinden, die Grander-Anlagen anschaffen. Und auch im Fall Altmühlsee ist die Brandl-Initiative kaum mehr als eine wirkungslose Ersatzhandlung. Die Blaualgen-Plage sei eine Folge von Schadstoffen aus der Landwirtschaft, kommentiert die Süddeutsche:
Das will jedoch offenbar niemand hören.
Auch der „zweifelhafte Ruf des österreichischen Unternehmens“ habe offenbar keine Behörde vor Ort und auch keinen Politiker beschäftigt.
In einem Leserbrief an die SZ wurde Prof. Mäntele weitaus deutlicher als im Fernsehen:
Die von Grander verbreiteten sogenannten wissenschaftlichen Erklärungen für ihr Verfahren sind haarsträubend, entbehren jeglicher naturwissenschaftlichen Grundlage und sind somit eine Irreführung der Kunden und Käufer. Grander hat schon mehrere Prozesse verloren, weitere sind anhängig.
Dieselben Argumente gelten für Hersteller homöopathischer Mittel, die ich mit meiner Krankenversicherung leider mitbezahlen muss. Wann endlich kommen wir in der Neuzeit an und halten uns an rationale wissenschaftliche Grundlagen?
Auch die SPD kritisiert die Pläne des Zweckverbands Altmühlsee sowie der beiden Landtagsabgeordneten Wolfgang Hauber (Freie Wähler) und Helmut Schnotz (CSU):
Für uns wirkt die Ankündigung der Firma Grander eher wie ein schlechter Aprilscherz, schließlich praktiziert diese mit Geräten zur angeblichen „Wasserbelebung“ schon seit Jahren ein äußerst fragwürdiges Geschäftsmodell, das eher an Parawissenschaft und Esoterik erinnert.
Schauen wir mal, ob der bayerische Landtag auch diesen teuren Nonsens durchwinkt.
Update vom 7. Juni
Nach heftiger Kritik hat der Zweckverband Altmühlsee seinen Förderantrag für die Unterstützung des Pilotprojekts zur Bekämpfung der Blaualgen im Altmühlsee mit den Firmen Drausy und Grander zurückgezogen, berichten die Nürnberger Nachrichten. Auch der Bayerische Landtag hat seine Zusage über 275.000 Euro zurückgenommen.
Zum Weiterlesen:
- Blaualgen im Altmühlsee: Abgeordneter Helmut Schnotz will mehr Mittel für Ursachenbekämpfung, nürnberger-nachrichten am 3. Mai 2024
- Mit Hokuspokus gegen die Blaualgen-Plage? Süddeutsche am 21. April 2024
- Mit 800.000 Euro gegen die Realität: Bayerische Globuli-statt-Antibiotika-Studie kommt, GWUP-Blog am 16. Januar 2024
- Video: Quarks Science Cops über Granderwasser, GWUP-Blog am 7. Mai 2023
- Die „Science Cops“ über Grander und belebtes Wasser, GWUP-Blog am 17. Februar 2022
- Addendum-Video: „Das dubiose Geschäft mit dem Granderwasser“
- Plantschen in seidigem Granderwasser, derStandard am 6. Juni 2019
- Nach Aus für Grander am Altmühlsee: Wasserqualität soll weiterhin verbessert werden – aber anders, nn.de am 7. Juni 2024