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Hellsehen und durch Wände gehen: der paranormale kalte Krieg der Supermächte

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Am 23. Juli 1958 verlässt das erste Atom-U-Boot der Welt, die USS Nautilus, unter höchster Geheimhaltung den Marinestützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii und erreicht am 4. August als erstes Schiff den geografischen Nordpol.

Für Russland als Anrainerstaat der Arktis ist das ein Schock. Raketenbestückte US-Atom-U-Boote können sich jetzt unbemerkt nähern und praktisch vor der Haustür lauern.

Für noch größere Verunsicherung sorgt ein Artikel, der im Dezember 1959 in der französischen Zeitschrift Constellation erscheint: Unter der Schlagzeile „Gedankenübertragung als Kriegswaffe“ beschreibt der Journalist und Esoteriker Jacques Bergier ein geheimes PSI-Programm der Amerikaner, das während der „Nautilus“-Mission erfolgreich getestet worden sei.

Den Bericht hatte Bergier zwar frei erfunden (wie auch ein entsprechendes Kapitel in seinem Buch „Le Matin des magiciens“, S. 621) – aber er erfüllte seinen Zweck.

Es begann ein parapsychologisches Wettrüsten zwischen den beiden Supermächten, über das der amerikanische Skeptiker Marcello Trutzi später sagte, es habe sich um „irreführende Propaganda“ gehandelt, „die die Kommunisten dazu verführen sollte, ihre Mittel an solchen Projekten zu verschwenden“.

Zurück in diese Zeit führt der dritte Teil des SWR-Podcasts“ Geisterjäger“, der sich um die Fälle des Freiburger Parapsychologen Hans Bender dreht.

Allerdings spielt Bender in dem Kapitel der „parapsychologischen Kriegsführung“ nur eine winzige Rolle. 1966 nahm er in Moskau an einem Kongress teil. Und sein Name taucht einem CIA-Dokument von 1963 und dann nochmal im CIA-Archiv auf. Das ist alles.

Interessanter ist denn auch, was die Podcasterin Verena Fiebiger über jene kuriosen Projekte wie „Stargate“ ausgegraben hat, von denen Filme wie „Männer die auf Ziegen starren“ handeln.

Bester Satz in dem zirka 38-minütigen Beitrag:

Die Amerikaner erforschten damals alle möglichen und unmöglichen Spielarten des Übernatürlichen: Hellsehen, Telekinese, Telepathie, durch Wände laufen.

Und der Grund, warum sie damit angefangen haben, sagt [Paul H.] Smith, war, dass sie Angst hatten, dass die Russen ein parapsychologisches Forschungsprogramm haben. Und die Russen hatten so ein Forschungsprogramm, weil sie Angst hatten, dass die Amerikaner eins haben.

In der nächsten Folge geht es um Uri Geller – der übrigens nicht auf Ziegen starrte.

Zum Weiterlesen:

  • Gespenster und Geheimagenten, Geisterjäger am 22. März 2024
  • Podcast Geisterjäger: Hans Bender und die Suche nach dem Unerklärlichen, swr am 25. März 2024
  • GWUP bei „Welt der Wunder“: PSI und Ziegen, GWUP-Blog am 24. Februar 2010
  • Mental, physisch und spirituell, Skeptiker 1/2010
  • Kino-Preview: Männer die auf Ziegen starren, GWUP-Blog am 4. Februar 2010
  • Warum Uri Geller nicht auf Ziegen starrte, GWUP-Blog am 3. März 2010
  • PSIdiotie II: Studenten, die auf Trickser starren, GWUP-Blog am 4. März 2010
  • Warum auch New-Age-Fans nicht mit dem Kopf durch die Wand können, GWUP-Blog am 21. Oktober 2014
  • Als die CIA übernatürliche Fähigkeiten erforschte, GWUP-Blog am 11. Juni 2014
  • Die CIA-Papers: Leseempfehlung für Verschwörungstheoretiker und solche, die es werden wollen, Gesundheits-Check am 21. Januar 2017
  • Herbert Schäfer: Poltergeister und Professoren. Über den Zustand der Parapsychologie. Fachschriften-Verlag Schäfer, Bremen 1994
  • Andreas Hergovich: Der Glaube an Psi – Die Psychologie paranormaler Überzeugungen. Hogrefe 2005
  • Spuk, Nahtod, Ouija-Brett, Blicke, Telekinese: „13 unheimliche Phänomene“ – wirklich? GWUP-Blog am 30. Dezember 2021
  • „Dimension PSI“: Total paranormal? Skeptiker 1/2004
  • „Evaluation of a Program on Anomalous Mental Phenomena“ (Stargate) von Ray Hyman (PDF)
  • Evaluation of the Military’s Twenty-Year Program on Psychic Spying, Skeptical Inquirer March/April 1996
  • The Evidence for Psychic Functioning: Claims vs. Reality, Skeptical Inquirer March/April 1996
  • Schwerter zu Kaffeesatz, Die Zeit 5/1984
  • The Soviet Threat, medium.com am 26. April 2017
  • Zum 30. Todestag von Hans Bender: Bis heute keine allgemein akzeptierte Hypothese, GWUP-Blog am 10. Mai 2021
  • Hans Bender: Dr. psi, Der Spiegel 10/1977

Ein Kommentar

  1. Ich glaube in Beiträgen wie diesem ist es besser, auf Herrn Ronson’s Buch zu verweisen als auf den Film.

    Der Film ist zweifellos eine ordentliche Visualisierungsarbeit, aber der wirkliche Irrsinn (der „Background“) wird erst klar, wenn man Ronson’s Buch liest.

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