gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Freitag, der 13., die Templer und die alten Märchen

| 4 Kommentare

Früher, da hatten es sich die freundlichen Skeptiker von der GWUP mal zur Gewohnheit gemacht, an jedem Freitag, dem 13., eine Pressemitteilung herauszugeben – bis uns das Thema irgendwann zum Hals heraushing.

Vielleicht sollten wir darüber nochmal nachdenken. Denn so wenig wie der Mythos von Halloween als „heidnischem Fest“ ist anscheinend die ewiggleiche Mär vom „historisch tief verwurzelten Aberglauben“ um Freitag, den 13., auszurotten.

Heute stellt zum Beispiel Die Welt eindrucksvoll unter Beweis, dass ihr Archiv dringend mal aktualisiert werden müsste. Also so etwa um ein paar tausend Jahre. Auffallend sinnfrei verknüpft das Blatt da „Fundstücke der Altsteinzeit“ mit dem Märchen „Dornröschen“ und dem letzten Abendmahl zu dem Imperativ:

„Achtung! So gefährlich ist Freitag, der 13.“

Nach so viel Geklittere darf dann bei den Leserkommentaren natürlich auch nicht der Verweis auf die armen Templer fehlen:

„Am Freitag, dem 13. Oktober 1307 sollen die Briefe (Haftbefehle) von Philipp IV. gegen den Orden der Tempelritter geöffnet worden sein.“

Tatsächlich?

„Zunächst einmal ist es richtig, dass am Freitag, dem 13. Oktober 1307, mit Verhaftungen und Konfiskationen gegen den Templerorden vorgegangen wurde“,

erklärte hierzu der Volkskundler Dr. Stephan Bachter vor zwei Jahren im SKEPTIKER-Interview.

„Die offizielle Auflösung aber – hier konsultieren wir einmal Wikipedia und die Schulausgabe des Ploetz – fand während des Konzils von Vienne durch Papst Clemens am 22. März 1312 statt. Es war ein Mittwoch.“

Was aber hat es nun mit dem „Unglückstag“ Freitag, dem 13., auf sich? Wenig.

Freitag, der 13. – das ist kaum mehr als „ein Kokettieren mit dem Unglück“, hat auch der Volkskundler Dr. Gunther Hirschfelder von der Uni Bonn festgestellt. Ähnlich wie Muttertag oder Halloween sei Freitag, der 13., eine modische Erfindung, die keineswegs auf uraltes Erfahrungswissen und Überlieferungen zurückgeht.

In früheren Zeiten maßen die Menschen nahezu allen Zahlen und Wochentagen eine spezifische Symbolik zu. Und sowohl der Freitag wie auch die 13 waren je nach Region ebenso häufig positiv wie negativ besetzt. Erst im 20. Jahrhundert machte Freitag, der 13. als Unglückstag und postmoderner Markierungspunkt Karriere, als findige Journalisten ihn mit dem Börsencrash vom Mai 1927 und der beinahe gescheiterten Apollo-13-Mission von 1970 in Verbindung brachten.

Und woher wissen wir so genau, dass es vor dem 20. Jahrhundert keine historischen oder volkskundlichen Belege für einen Unglückstag „Freitag, der 13.“ gibt?

„Ich kenne die magiologische, Aberglauben beschreibende Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts einigermaßen gut“,

sagt Bachter.

„Ich darf in diesem Zusammenhang auch auf die Datenbank ADAM (= Augsburger Datenbank Aufklärung und Magie) verweisen, wo umfangreiche Schriften zu Hexerei, Aberglauben et cetera erfasst und verschlagwortet sind. Weder dort noch in der ethnographischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts noch in den großen volkskundlichen Umfrageprojekten (Physikatsberichte um 1860, Umfrage des Vereins für Volkskunst und Volkskunde 1908/09, Atlas der deutschen Volkskunde um 1930) taucht Freitag, der 13. als Unglückstag auf. Es fehlt also jeder Nachweis für eine Überlieferungskontinuität zwischen 1307 und 1950.“

Das muss man als Journalist nicht alles wissen. Aber man könnte ja mal jemanden fragen …

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare

  1. Ach, heute ist ja zufällig Freitag, der 13.

    Wäre mir gar nicht aufgefallen… :)

  2. Das einzige wirkliche Unglück an jedem „13.“ Freitag sind die scheinbar unsterblichen Berichterstattungen darüber.

  3. Busting the Myth of Friday the 13th and the Knights Templar:

    http://news.nationalgeographic.com/2016/05/160512-friday-13-knights-templar-superstition/

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.