Die Verschwörungstheorie „Rituelle Gewalt-Mind Control“ (RG-MC) kursiert nicht nur unter Therapeuten, sondern auch in pfingstlerischen und evangelikalen Kreisen, wo man RG-MC als reales Werk einer „starken satanistischen Bewegung“, die von „dunklen Mächten“ gesteuert wird, ansieht.
Umso wichtiger ist die Aufklärung in religiös geprägten Medien.
Im Ausgeglaubt-Podcast der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich ist jetzt eine Folge erschienen, in der es neben einer Typologie des Satanismus, Backward-Masking und Satansmorden auch um RG-MC geht (ab 38:40).
Die Hosts Stephan Jütte und Manuel Schmid ordnen diese Verschwörungstheorie als „brandgefährlich“ vor allem für vulnerable Patientengruppen ein. Gegen Ende kritisieren sie auch den Schweizer Verein „CARA“, der von einer reformierten Pfarrerin als „Interessenvereinigung zur Aufklärung und Vernetzung gegen organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt“ gegründet wurde.
Ganz neu dagegen ist der Verein „Axion Resist“, der nach eigenen Angaben „gegen institutionellen Kindesmissbrauch kämpft“.
Bei einem viereinhalbstündigen Pressesymposium Anfang Mai in Wetzlar dauerte es lediglich 59 Minuten, bis der Redner Uwe Kranz auf die RG-MC-Seite „50 Voices of Ritual Abuse“ von Chantal Frei verwies.
Nach 2:13:40 kündigte die „Axion Resist“-Gründerin Andrea Christidis (laut Tagesspiegel stammen ihre Abschlüsse in Psychologie „von Privatuniversitäten in Indien“) diverse Aufdeckungen an:
Wir werden der Frage nachgehen – ich kenne die Antwort selbstverständlich schon –, gibt es rituellen Missbrauch und Satanismus, da werden wir auch drüber berichten.
Dafür, dass Christidis die Antwort schon kennt, kam allerdings auf konkrete Nachfrage bei 4:18:10 nur der übliche Verweis auf organisierten sexualisierten Missbrauch, der nichts mit den spezifischen Elementen der RG-MC-Theorie zu tun hat.
Der Tagesspiegel verortet die ermüdende Veranstaltung denn auch im Bereich der „plakativen Mythen und Verschwörungserzählungen“:
Dass Rechte und Verschwörungstheoretiker sich als Kinderschützer generieren, ist nicht neu. Das emotionale Thema lockt von jeher Akteure an, die es für ihre Zwecke instrumentalisieren und mit antidemokratischen Verschwörungserzählungen anreichern.
Und so kann es kaum verwundern, dass das „Pressesymposium“ von Axion Resist auf dem Youtube-Kanal des Querdenkervereins MWGFD übertragen wurde und lediglich „Alternativmedien“ wie kla.tv oder die Stattzeitung darüber berichteten.
Bei 4:27:00 klingt dann die Vorstellung an, der „Reichsbürger“ und Reuß-Putschist Maximilian Eder sei von der Justiz „abgeräumt“ worden, weil er „an Fällen von Kindesentführung und Kindesmissbrauch dran gewesen“ sei.
Wir sind gespannt auf die „Enthüllungen“ beim nächsten Symposium am 2. August.
Zum Weiterlesen:
- Stern-TV: „Rituelle Gewalt“ als Rechtfertigung für den Umsturz, GWUP-Blog am 6. Juni 2024
- Der Satanismus und die eigenartige Faszination für das Antichristliche, reflab am 8. Mai 2024
- Der Satanismus als Christentumskritik und Befreiungsbewegung, reflab am 15. Mai 2024
- Die Legende von der rituellen Gewalt, reflab am 15. Juni 2023
- The Satanic Temple Germany feiert religiöse Vielfalt in Erfurt, hpd am 24. Mai 2024
- Republikaner zerstört nicht-christliches Symbol im Parlamentsgebäude von Iowa, hpd am 2. Januar 2024
- „Hail Satan?“ bei kino-zeit.de
- „Opfer geheimer Eliten“: Wie Verschwörungsideologen den Kinderschutz instrumentalisieren, tagesspiegel am 31. Mai 2024
- MWGFD: Harald Walach jetzt 1. Vorsitzender, Gesundheits-Check am 26. Mai 2024
- Rituelle Gewalt: Mit Gottes Armee gegen den Satan, reformiert.info am 1. Juni 2023
- „Nicht selten werden Familien zerrissen“, reformiert.info am 1. Juni 2023
- Die „Satanic Panic“ ist auch in religiösen Kreisen angekommen, GWUP-Blog am 14. Juni 2023
- „Satanic Panic“ bei relinfo.ch
- „CARA“ bei relinfo.ch
- Hoaxilla #159: „Satanistenmorde“ vom 4. Mai 2014
- Hoaxilla #101: „Church of Satan“ vom 30. September 2012
- Was sind und tun eigentlich Satanisten? GWUP-Blog am 5. Mai 2014
- Rituelle Gewalt-Mind Control: Die Autoren der Paradestudie räumen „Missverständnisse“ ein, GWUP-Blog am 26. Mai 2024