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Erschreckend: Die Wiederkehr der „Satanic Panic“ in den USA

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Steht den USA eine Rückkehr der Satanic Panic bevor?

Diese Befürchtung äußert der amerikanische Fernsehsender NBC.

Derzeit sehe man an einer Reihe von Beispielen, dass Menschen mit haltlosen Anschuldigen konfrontiert werden, sie seien Satanisten und würden Kinder rituell missbrauchen – praktisch eine Neuauflage der hysterischen Moral Panic der 1980er-Jahre.

Exemplarisch fokussiert NBC auf den Staatsanwalt von Utah County, David O. Leavitt, der sich im Juni diesen bizarren Vorwürfen stellen musste:

Der Glaube, dass Teufelsanbeter, getarnt als vertrauenswürdige Mitglieder der Gesellschaft, Kindern aus der Nachbarschaft nachstellen, um sie in geheimen satanischen Ritualen zu opfern, ist landläufiger, als man annehmen möchte,

schreibt NBC dazu.

In einer aktuellen Studie des Politikwissenschaftlers Joseph Uscinski von der University of Miami stimmte ein Viertel der Befragten der Aussage zu, satanistisch-ritueller Missbrauch sei weitverbreitet.

NBC macht für diese Entwicklung vor allem die QAnon-Community sowie die religiöse Rechte und konservative Politiker verantwortlich, die sich in „satanic panic rhetoric“ (Uscinski) ergingen und überall den Teufel an den Wand malten – so etwa die Abgeordnete Marjorie Taylor-Greene, die unter anderem behauptet, Abtreibungsgedanken seien Einflüsterungen des Leibhaftigen himself.

Der Fox News-Moderator Tucker Carlson hält Transsexualität für „satanisch“ und die republikanische Newcomerin Katherine Pinner bringt die Corona-Maskenverordnung in St. Louis County mit „Transhumanismus“ und „satanic ritual abuse“ in Verbindung.

Als der US-Präsident Anfang September vor einem Ende der Demokratie und den Maga-Republikanern [fanatische Trump-Anhänger] warnte, deuteten diese die roten Lichter hinter Biden als satanische Symbolik.

Und natürlich werden die Satanic-Panic-Anhänger auch in Musikvideos fündig (die 80er lassen grüßen), zum Beispiel bei „Montero“ von Lil Nas X:

Sogar ein Turnschuh des Rappers sorgt in den Kreisen für Aufregung.

Diese Rhetorik bleibt nicht ohne Folgen,

erklärt NBC:

Menschen und sogar Orte [wie die Georgia Guidestones], die als „satanisch“ wahrgenommen werden, sind das Ziel von Belästigungen, Drohungen und Schlimmerem.

So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr ein Aktivist der Gruppe „Coalition against satanist ritual abuse“ (CASRA) zu 17 Jahren Haft verurteilt, weil er versucht hatte, ein Kind zu entführen (zu „retten“), dessen Vater er für einen Satanisten hielt.

Und natürlich kursieren immer noch die Verschwörungstheorien von den „Elite-Netzwerken“ und ihren „ritualistic satanic things“, die neuerdings über TikTok verbreitet werden.

Deprimierendes Fazit des Artikels:

The internet has basically jumped over the need for other intervention. You can have an accusation that goes viral, be seen by millions of people by the end of that day. That was never possible before. You can almost foresee what is coming next. It’s what we’ve seen before, but all of the bulwarks are gone.

Spiegel-Netzwelt berichtet heute über „Satanic Panic“ in den Niederlanden.

Das Thema ist also keineswegs ein randständiges Kuriosum, das man schmunzelnd ignorieren könnte – ganz im Gegenteil. Wir werden uns in den nächsten Monaten weiter damit beschäftigen.

Zum Weiterlesen:

  • Satanic panic is making a comeback, fueled by QAnon believers and GOP influencers, NBC News am 14. September 2022
  • The Satanic Panic Is Back, and It’s Bipartisan, reason am 18. August 2022
  • Masks are linked to satanic rituals, St. Louis County executive candidate claims in suit, St. Louis Post am 24. August 2022
  • „Transhumanismus“ als Verschwörungserzählung, gegneranalyse 8/2022
  • MAGA Is Melting Down Over ‘Satanic, Blood-Red’ Lighting During Biden Speech, vice am 2. September 2022
  • „It was God“: US-Politikerin versprach Zerstörung der Georgia Guidestones – schon ist es passiert, GWUP-Blog am 9. Juli 2022
  • USA: Satanic Temple verteidigt seine religiösen Reproduktionsrechte, hpd am 24. Mai 2022
  • Twitter soll Verschwörungstheorien über Pädophilenring löschen, spiegel am 17. September 2022
  • Video: „Rituelle Gewalt und Scheinerinnerungen“ – eine kritische Doku aus Deutschland, GWUP-Blog am 14. Juli 2022
  • Schweizer Psychiater warnen vor „Satanic Panic“ und induzierten Scheinerinnerungen, GWUP-Blog am 20. Juni 2022
  • Video: Q&A mit Lydia Benecke zur Doku „Jetzt reden die Opfer – Satanic Panic in der Schweiz“, GWUP-Blog am 24. Mai 2022
  • SRF-Doku: „Jetzt reden die Opfer“ von induzierten Erinnerungen an satanistisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 17. Mai 2022
  • Video: Die „Satanic Panic“ hat jetzt die Schweiz erreicht, GWUP-Blog am 15. Dezember 2021
  • No Retreat, No Surrender: SRF zeigt, wie man mit den heftigen Anwürfen der „Satanic Panic“-Szene souverän umgeht, GWUP-Blog am 23. Dezember 2021
  • Videovortrag mit Lydia Benecke: Ritueller Missbrauch, Satanic Panic, falsche Erinnerungen, GWUP-Blog am 1. November 2020
  • #ferngespräch „Satanic Panic – Echtes Leiden, falsche Fakten“ jetzt als Video und Podcast, GWUP-Blog am 24. Juni 2020
  • Zeitungsartikel 1996, dissoziationen.de am 6. September 2022
  • Zurück zur Leichtgläubigkeit, dissoziationen.de am 31. August 2022
  • UBSKM, dissoziationen.de am 25. August 2022
  • Einreden einer Krankheit, dissoziationen.de am 20. August 2022

11 Kommentare

  1. Spontane Eingebung:

    Lil Nas X muß durch dieses ziemlich provozierende Video für diejenigen, die die Satanic Panic befeuern, ein absolutes Objekt ihres Hasses (und zugleich größtes Geschenk) sein, da er für alles steht, was sie verabscheuen:

    Er ist schwarz, bekennend homosexuell – und unglaublich erfolgreich mit seiner Kunst.

  2. Es ist so zermürbend, zu sehen, in was sich die Verschwörer alles rein gehackt haben. Nora und ich sind heute dabei, einen ausführlichen Bericht über den neusten Stand in Deutschland zu verfassen.

    Wenn ich sehe, was ihr schreibt:

    Das Thema ist also keineswegs ein randständiges Kuriosum, das man schmunzelnd ignorieren könnte – ganz im Gegenteil. Wir werden uns in den nächsten Monaten weiter damit beschäftigen.

    … dann motiviert uns das, auch weiter am Ball zu bleiben.

    Danke dafür!

  3. @Marvel Stella:

    Danke für euer Engagement.

  4. Das ist so zermürbend … vielen Dank für die Aufklärung und die ganzen Artikel!

  5. Nicht nur ein Internet-Phänomen, selbst in privaten Diskussionen wird man mit „Täterschutz-Vorwürfen“ konfrontiert, wenn man sich explizit zum Thema äußert.

    Und vor kurzem kam es gar in einem mit Fachpersonal „angereicherten“ Kreis (der zu einem anderen Zusammenhang zusammenkam) zu regelrechten Attacken, als zufällig das Gespräch auf die Satanic Panic kam.

    (Dort stellte sich dann heraus, dass es weniger um Argumente als um die bedingungslose Verteidigung von Personen aus der traumatherapeutischen Szene ging, die dort von bestimmten Kreisen regelrecht verehrt und als beinahe als Märtyrer gesehen werden.)

  6. „This QAnon-flavored soundtrack to Trump, GOP’s fascist right turn should terrify you“:

    https://www.inquirer.com/opinion/commentary/trump-qanon-music-ohio-rally-20220918.html

  7. Mit der Schweizerin Chantal Frei, die aktuell mit ihrem Buch „Ich rede!“ und Interviews in diversen „alternativen“ Medienformaten durch die Verschwörungsszene tingelt, erleben wir zur Zeit auch in Europa eine Wiederkehr haarsträubender Geschichten über SRA und Mind Control in der „Weltelite“, wie sie seinerzeit schon Cathy O’Brien in der 1990ern zum Besten gab.

  8. @purkinjezelle:

    Die in der Westschweiz aufgewachsene Autorin Chantal Frei (Pseudonym) war gerade sechs Jahre alt, als Satanisten entschieden, aus ihr eine ‚Mother of Darkness‘ zu machen. Massive Folter hatte sie bereits überlebt. Deshalb erachtete der Kult sie als ausreichend stark, klug und intelligent, um sie im Kreise der Illuminaten auszubilden … Bei grausamen Ritualen traf sie mit Staatschefs, Adligen und Prominenten zusammen.

    Mehr braucht man über dieses Buch nicht zu wissen.

  9. Hallo Udo Endruscheit,

    Sie schreiben:

    Dort stellte sich dann heraus, dass es weniger um Argumente als um die bedingungslose Verteidigung von Personen aus der traumatherapeutischen Szene ging, die dort von bestimmten Kreisen regelrecht verehrt und als beinahe als Märtyrer gesehen werden.

    Genau das ist der Punkt.

    Nora und ich haben bereits das Buch durchgestöbert, was Frau Huber von einigen Fachleuten zum Geburtstag gewidmet bekam. Wenn wir mit den aktuellen Berichten fertig sind, werden wir dazu auch noch was schreiben.

    Torsten Becker schreibt zum Beispiel auf Seite 11 über Michaela Huber:
    ___
    »Auf der gedanklichen Suche nach dem Kern dessen was Michaelas Tätigkeit so unique macht, fiel mir die so oft von ihr gehörte Aussage »dicke Bretter bohren« ein, die für mich so etwas wie eine Grundlinie ihres Handelns darstellt. Unermüdlich bemüht, Bedingung für traumatisierte Menschen nicht nur in Deutschland zu verändern, ist sie auf vielfältige Weise dabei, diese dicken Bretter vor den Köpfen vieler Helfer:innen Lobbyist:innen und Entscheidungsträger:innen zu bohren. Ihr Ziel, dabei ist es, Sichtweisen zu verändern und ein anderes Verständnis für Trauma und die Folgen zu entwickeln, insbesondere für diejenigen, die unter dissoziativen Störungen als Traumafolge leiden.«
    ___

    Sie wird als Kämpferin dargestellt und wird – wie es aussieht – tatsächlich irgendwann als Märtyrerin in den Ruhestand gehen.

    Wir werden das wohl nicht mehr ändern können. Aber wir können ein Gegengewicht herstellen. Wir können das Internet mit Argumenten füttern, so dass jeder, der es denn möchte, die Möglichkeit hat, sich ein eigenes Bild zu machen.

    Nora und ich haben auch einst diese Chance ergriffen und unsere Sichtweisen geändert. Ich weigere mich, anzunehmen, dass wir die Einzigen sind.

  10. Kinderblut und immer wieder „die Juden“ – so was von vierzehntes Jahrhundert… boring…
    Eine (genervte) Sendung der evangelischen Kirche:

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/verschwoerungserzaehlungen-reloaded-eine-spurensuche-im-mittelalter-dlf-kultur-31555c47-100.html

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