gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

4. Dezember 2024
von Bernd Harder
1 Kommentar

„Warum Placebos funktionieren“ bleibt weiterhin ungeklärt

  • Placebos wirken auch dann, wenn Patienten und Patientinnen wissen, dass sie ein Scheinmedikament einnehmen.
  • Placebos können vor allem bei Beschwerden, an denen das Gehirn beteiligt ist, unterstützend wirken. Dazu zählen Schmerzen, aber auch einige immunologische Prozesse.
  • Bei physiologischen Funktionen, die sich nicht durch Erwartung beeinflussen lassen, stoßen sie an ihre Grenzen.

Das sind im Wesentlichen die (nicht neuen) Erkenntnisse aus dem Podcast

Keine Wirkung, trotzdem gesund? Warum Placebos funktionieren

in der Reihe Aha! Zehn Minuten Alltagswissen mit dem Medizinpsychologen und Placebo-Forscher Manfred Schedlowski.

Für die Frage „Warum Placebos funktionieren“ ist dann aber doch zu wenig Zeit.

Schade eigentlich, denn in der Süddeutschen Zeitung spricht Schedlowski von einer

… bahnbrechenden Arbeit, die detailgenau beschreibt, welche Mechanismen dem Placebo-Effekt zugrunde liegen.

Die Rede ist von einem Aufsatz in Nature Cardiovascular Research (Juli 2024):

Darin beschreibt die isrealische Psychoneuroimmunologin Asya Rolls, wie sie eine Art Placebo-Effekt im Tiermodell nachstellen konnte. Entscheidend dabei ist die Stimulation des Belohnungssystems im Gehirn beziehungsweise die Dopaminausschüttung.

Obwohl die Studie mit Mäusen gearbeitet hat, passten die Ergebnisse zu dem, was auch aus der Forschung mit Menschen bekannt sei, wird Schedlowski in der SZ zitiert. Allerdings gibt es eine neuere Studie, welche die Rolle von Dopamin bei der Entstehung von positiven Behandlungserwartungen und dem Placeboeffekt in Frage stellt.

Wie heißt es so schön:

Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist notwendig.

Zum Weiterlesen:

  • Keine Wirkung, trotzdem gesund? Warum Placebos funktionieren, welt.de am 18. November 2024
  • Was hinter dem Placebo-Effekt steckt, süddeutsche am 30. September 2024
  • Placebo: Ein Signal für das Belohnungssystem im Hirn, dgfi am 9. August 2018
  • Studie stellt Rolle von Dopamin bei Schmerzlinderung in Frage, uni-due.de am 25. September 2024
  • Video: Doktor Whatson über Placebo- und Nocebo-Effekte, GWUP-Blog am 1. August 2024
  • Vortragsvideo: „Die Macht der Erwartung“ – Placebo- und Nocebo-Effekte in der Therapie, GWUP-Blog am 19. Juni 2024
  • Die Quarks Science Cops über den Placebo-Effekt, GWUP-Blog am 14. Oktober 2023
  • Video: „Placebo Effekt erklärt – Wie Erfahrung, Glaube und Erwartung uns beeinflussen“ bei Gesundheit und Wissenschaft

4. Dezember 2024
von Bernd Harder
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„Angst und Desinformation“: Die Satanic Panic der 1980er

Schockierende Geschichten von satanistischen Netzwerken und ritueller Gewalt machten die Runde. Obwohl rein gar nichts an diesen absurden Anschuldigungen dran war, schien die Satanic Panic in dieser Zeit nicht aufzuhalten, und über zehn Jahre hinweg reihten sich Anschuldigungen, krude Theorien und Prozesse aneinander.

Im Podcast Déjà-vu Geschichte blicken Ralf Grabuschnig und Paul Wettl (Reise durchs Mittelalter) auf die „Satanic Panic“ der 1980er-Jahre zurück – insbesondere auf „eines ihrer Opfer: Musik und ganz besonders Metal“.

Ihr Fazit:

Die Satanic Panic sagt uns kaum etwas über den Satan und auch nicht über Metal oder Dungeons & Dragons oder sonst was, dafür aber umso mehr über die Abgründe der Menschheit. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Die Satanic Panic und die Verschwörungsmythen von heute, die laufen doch alle nach verdammt ähnlichen Mustern ab.

Das Musikmagazin Rolling Stone beschreibt die „Satanic Panic“ als ein

… faszinierendes Beispiel dafür, wie Angst und Desinformation gesellschaftliche Dynamiken und die Kunst beeinflussen können.

Davon ist auch im vierten und letzten Teil der Podcast-Reihe „Geteiltes Leid“ die Rede. Denn „the panic’s concerns resonate in the present“, wie die New York Times schreibt.

Apropos Satanismus:

Der WDR hat einen vierteiligen Podcast über Aleister Crowley produziert (es ist allerdings umstritten, ob Crowleys sexualmagisch aufgeladener Okkultismus als Satanismus bezeichnet werden kann):

Die einzelnen Folgen (jeweils zirka 30 Minuten):

Zum Weiterlesen:

  • „Satanic Panic“ der frühen 1980er-Jahre: Kultur-Phänomen mit musikalischen Schauplätzen, rollingstone am 30. November 2024
  • Schloss Jimmy Page einen Pakt mit Satan? Der Einfluss von Aleister Crowley und okkulte Mythen, rollingstone am 3. Dezember 2024
  • Podcast: „Mit dem Teufel im Bunde. Die Satanic Panic und der Metal“ vom 26. November 2024
  • NGF052 – Spezial: „Verschwörungsmythen in der Metal- und Musikszene“ vom 28. April 2022
  • Morde und Kirchenbrände: „Lords of Chaos“ über den satanischen Zweig des Heavy Metal jetzt im Kino, GWUP-Blog am 5. Januar 2019
  • Was sind und tun eigentlich Satanisten? Ein Interview, GWUP-Blog am 5. Mai 2014
  • Ozzy Osbourne, Satan und die Fledermaus, GWUP-Blog am 1. Mai 2010
  • Dr. Pop, wer hat die Rückwärtsbotschaft erfunden? 78s.ch am 24. August 2010
  • Judas Priest: Rob Halford über die einstige Anklage, metal-hammer am 30. November 2020
  • Decades on, we still haven’t fully learned the right lessons from the Satanic Panic, skeptic.org.uk am 12. Juli 2024
  • The New Satanic Panic, Political Science Quarterly am 28. August 2024
  • The origins and lessons of the „Satanic Panic“ of the 1980s, cei.org am 31. Oktober 2024
  • The Satanic Panic That Never Goes Away, New York Times am 27. Oktober 2024
  • Satan Wants You: Eine Doku über „Michelle Remembers“ und den Beginn der Satanic Panic, GWUP-Blog am 23. Februar 2024
  • Michelle erinnert sich falsch: Wie ein Psychiater im Jahr 1980 die „Satanic Panic“ lostrat, GWUP-Blog am 25. Dezember 2023

4. Dezember 2024
von Bernd Harder
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Nach wie vor „ein Mysterium“: das Havanna-Syndrom

Typisch Galileo, ist man versucht zu sagen.

Wenn man sich das so anhört, hat das schon ganz, ganz viel mit Verschwörungstheorien zu tun,

erklärt der Reporter Raphael Lauer nach dem Besuch einer Convention von Geschädigten des „Havanna-Syndroms“.

Mikrowellenwaffen?

Theoretisch ja, aber praktisch undenkbar,

schlussfolgert Lauer nach einem Gespräch mit dem Physiker Giuseppe Malizia von der TU München.

Akustikwaffen?

Ein Experiment mit einem kleinen Ultraschallgerät ruft widersprüchliche Reaktionen bei den Probanden hervor. Um solche Effekte wie beim „Havanna-Syndrom“ auslösen zu können, noch dazu versteckt aus der Ferne, „müsste der Kasten deutlich größer sein“, hält Lauer fest.

Das haben wir hier schon erklärt.

Und dennoch will sich Galileo auf die derzeit beste Erklärung für das Phänomen („psychogenic mass psychology effects“) nicht einlassen, sondern gibt dem amerikanischen Neuroforscher James Giordano das letzte Wort, der von einer „Mikrowellen-Akustik-Kombiwaffe“ ausgeht und in der Zeit von einem „Schattenkrieg der Russen“ spricht.

Kritischer geht der Simplicissimus-Podcast „Unfassbar“ das Thema an. Dort erwähnen die Journalisten, dass „Fragezeichen bleiben“ und die Symptome mancher Betroffener „nicht ganz so unerklärbar“ erscheinen.

Ihr Fazit:

Es gibt keine endgültigen Beweise, woher die Symptome kommen, ob es sich um einen Angriff handelt und wenn ja, von wem. In zwei späteren Studien, in denen die Gehirne von Betroffenen untersucht wurden, wurden keine Unterschiede zwischen den Gehirnen von Betroffenen und einer Kontrollgruppe gefunden – anders als bei der Studie aus Pennsylvania, von der wir euch erzählt haben.

Es bleibt weiterhin ein Mysterium.

Auch der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Prof. Peter Berlit, hatte im April erklärt, die derzeitige Datenlage sei zu dünn, um sagen zu können, „womit wir es beim Havanna-Syndrom wirklich zu tun haben“.

Leider interessieren neurologische Befunde Galileo weniger als „Strahlenwaffen“. Hier geht’s zum Video (zirka 15 Minuten).

Zum Weiterlesen:

  • Das mysteriöse Havanna-Syndrom: Wie gefährlich sind unsichtbare Technologien wirklich? joyn.de am 4. Dezember 2024
  • Geheimwaffen lösen das Havanna-Syndrom aus – Physiker erklärt, was dahinter steckt, focus am 21. November 2024
  • Podcast: „Das Mysterium des Havanna-Syndroms“ vom 29. November 2024
  • Ursache des Havanna-Syndroms auch nach aktuellen Studien unklar, mdr am 8. April 2024
  • Havanna-Syndrom: Zu wenig wissenschaftliche Daten, um die Ursache klar benennen zu können, dgn am 5. April 2024
  • Das Havanna-Syndrom: Symptome sind noch kein Beweis, futurezone am 13. April 2024
  • Havanna-Syndrom: Angriffe oder psychogenes Massenleiden? GWUP-Blog am 13. September 2022
  • Geschmolzene Gehirne: Das Havanna-Syndrom im „Tatort“, GWUP-Blog am 20. März 2024

2. Dezember 2024
von Bernd Harder
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Neuer Stoff für die Feindesliste: Das Goldene Brett 2024 geht an den „Healy“ und Ivo Sasek

Noch beim Skeptical im Mai in Augsburg waren die OCG, kla.tv und Ivo Sasek ein Thema:

Die ehemalige kla.tv-Redakteurin und OCG-Aussteigerin Claudia Müller (2.v.r.) äußerte dabei die Hoffnung, dass

… endlich einmal wirklich durchdringt, was kla.tv ist, und zwar in sämtlichen Kontexten, und dass die Behörden aktiv werden.

Zu Punkt eins hat heute Abend die Festveranstaltung zur Verleihung des Goldenen Bretts in Wien beigetragen. Dort erhielt OCG-Gründer Ivo Sasek den Preis fürs Lebenswerk:

Man muss ihn im Sinne der Aufklärung ins Rampenlicht zerren,

erklärte dazu der Laudator Hugo Stamm.

Alle, die auf der ominösen „Feindesliste“ des Schweizer Sektenpredigers stehen, gratulieren ganz herzlich:

Das „Goldene Brett“ ging an das pseudomedizinische Wellness-Gerät Healy, den „aktuellen Star unter den esoterischen Gadgets“.

In der Begründung heißt es:

Laut Hinweis im Online-Shop ist Healy ein Medizinprodukt zur Schmerzbehandlung bei chronischen Schmerzen, Fibromyalgie, Skelettschmerzen und Migräne sowie zur unterstützenden Behandlung bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen und damit verbundenen Schlafstörungen.

Dabei misst ein „Quantensensor“ die ideale „Frequenz“ des Anwenders und bewirkt mit individualisierten „Mikrostrom-Frequenz-Programmen“ eine „bioenergetische Feldharmonisierung“. Der verwandte MagHealy wiederum „sendet quantenanalytische Frequenzen zur Harmonisierung des bioenergetischen Feldes durch ein erweitertes Magnetfeld in den umgebenden Raum.“

So viel wissenschaftliches Vokabular mag manche Kund*innen beeindrucken, lässt aber den Unfug-Detektor stark ausschlagen. Denn der Quantensensor ist nichts weiter als eine simple Infrarot-Diode, erhältlich um 20 Cent. Angesichts der geringen Materialkosten und den wohl kaum nennenswerten Entwicklungskosten stellt sich die Frage, wie sich der stolze Preis von bis zu 4500 Euro für Healy-Geräte der gehobenen Klasse ergibt.

Neben dem erheblichen kommerziellen Interesse und der weiten Verbreitung sah die Fachjury durch Versuche, Kritiker*innen gerichtlich mundtot zu machen, auch das Kriterium der Kritikresistenz in besonderem Maße als erfüllt an, weshalb sich Healy im Finale letztlich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen konnte.

Der diesjährige Gewinner des „Goldenen Bretts“ war aus mehr als 160 Nominierungen ausgewählt worden. Im Finale standen neben „Healy“ der Fernsehsender AUF1 TV und die österreichische Tierärztekammer – die übrigens wenig amüsiert reagierte:

Auch zur Verleihungsveranstaltung entsandte die Kammer eine Entgegnung:

So kennen wir unsere Homöopathen.

In dem „Lebenswerk“-Preisträger Ivo Sasek sieht die Fachjury das „Vorzeige-Modell eines radikalen christlichen Predigers mit einem Hang zu Verschwörungstheorien“.

Wie wir im vergangenen Monat berichteten, verbreiten Sasek und seine OCG vehement die Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie.

Aber nicht nur:

Seine Kanäle nutzt er dazu, Verschwörungstheoretiker*innen aller Art sowie seiner selbst gegründeten extrem-evangelikalen und antidemokratischen Sekte Organische Christus-Generation (OCG) eine Plattform zu bieten. Die OCG hat bis zu 2000 Anhänger im deutschen Sprachraum und beschäftigt seit Jahren landauf, landab die Sektenexpert*innen und -beauftragten,

erklärt die Jury.

Die ungustiösen Seiten Ivo Saseks und seines christlich-fundamentalistischen Familienimperiums sind sprichwörtlich. Unter anderem befürwortet er körperliche Gewalt bei der Kindererziehung, zeigt Sympathien für von der „Systempresse“ angeblich verleumdete Diktaturen und Regime wie ehemals Gaddafi in Libyen oder das iranische Mullah-Regime, verbreitet antisemitische Parolen und begegnet Holocaust-Leugnern mit Toleranz und gibt ihnen eine Bühne.

Seine OCG führt eine „Feindesliste“ mit über 8000 unliebsamen Personen und Organisationen, vor allem aus Politik und Medien. Beinahe harmlos mutet es da an, dass Sasek und viele OCG-Mitglieder Impfgegner sind und sich in ihren Reihen schon mal die Masern ausbreiten.

Und skurril wird es, wenn Sasek sich über Zensur beschwert, aber gleichzeitig ungehemmt alle Kanäle seiner Anti-Zensur-Koalition (AZK) nutzen kann, um seine abwegigen Ansichten in die Welt hinauszuposaunen.

Der Publikumspreis ging an die österreichische Politikerin Ursula Stenzel, die laut Nominierungsseite

… die erhöhte Sonnenaktivität („Magnetstürme“) für das Extremwetter verantwortlich gemacht [hat], das die Überschwemmungen in Mitteleuropa verursacht hat.

Das „Goldene Brett vorm Kopf“ wird seit 2011 von den Wiener Skeptikern (Gesellschaft für kritisches Denken, GkD) ausgeschrieben. Durch die Festveranstaltung im Stadtsaal führte der „Science Buster“ Martin Puntigam.

Die Laudationes auf die drei Finalisten wurden gehalten von dem Chemie-Professor und Wissenschaftler des Jahres 2018 Nuno Maulide von der Universität Wien (AUF1), der ehemaligen Wiener Pflege- und PatientInnenanwältin Sigrid Pilz (Tierärztekammer) sowie dem Klagenfurter Psychologie-Professor und aktuellem Vorsitzenden der Universitätenkonferenz Oliver Vitouch (Healy).

Die Chemikerin Stefanie Allworth vom Verein „Chemie On Tour“ demonstrierte, dass Bildung „das wichtigste Mittel gegen Pseudowissenschaften ist“:

Als weiterer Side Act sezierte die Schriftstellerin und Cartoonistin Stefanie Sargnagel „die Menschenverachtung von Delfinschwingungen“, sprich: die Esoterik:

Esoterik ist mitnichten nur ein schrulliges Hobby gelangweilter Beamter. Esoterik ist nicht einfach ein liebenswerter Spleen von Tante Gundula. Esoterik ist Betrug. Esoterik ist eine Industrie verlogener Scharlatane.

Esoterik ist wissenschaftsfeindlich und soziopathisch, Esoterik ist Sabotage unserer Bildungsinstitutionen, Esoterik ist ein Nährboden für Verschwörungstheorien, Apolitisierung und Entsolidarisierung.

Trotzdem hat die Jugend ein neues Wort, sagte in seiner Schlussrede der GkD-Vorsitzende Prof. Ulrich Berger – nämlich „Aura“.

Es gibt also weiterhin viel zu tun für die Skeptiker.

Zum Weiterlesen:

  • Jugendwort 2024: „Boah, deine Aura ist minus!“ wdr am 19. Oktober 2024
  • „Aura“ ist das Jugendwort des Jahres, zdf am 19. Oktober 2024
  • Was bedeutet Aura? Das Jugendwort und der esoterische Ursprung einfach erklärt, glamour am 21. Oktober 2024
  • Goldenes Brett für das „pseudomedizinische Wellnessgerät“ Healy, derstandard am 2. Dezember 2024
  • Goldenes Brett vorm Kopf 2024 geht an Wellness-Gerät Healy, futurezone am 2. Dezember 2024
  • Satirepreis „Goldenes Brett“ geht an „pseudomedizinisches Wellness-Gerät Healy“, kurier am 2. Dezember 2024
  • „Healy“ – die nächste Runde, GWUP-Blog am 17. April 2024
  • Video: „So gut wie nutzlos“ – der „Healy“ bei Simplicissimus, GWUP-Blog am 15. März 2024
  • „Wie gefährlich ist der Healy?“ GWUP-Blog am 5. September 2023
  • Healy: fragwürdige Frequenztherapie, medizin-transparent am 31. August 2023
  • Video: „Healy“ – Heißer Scheiß der Esoterik?“, GWUP-Blog am 22. August 2023
  • Healy: „Beschiss mit Bioresonanz“ bei den Science Cops, GWUP-Blog am 30. Mai 2023
  • „Healy“ bei Psiram
  • „It’s always going to be relevant“: Die Verschwörungstheorie über rituelle Gewalt und Mind Control, GWUP-Blog am 14. November 2024
  • Und ewig gähnt der Zuschauer: Kla.tv und die „Kannibalen-Orgie“ der Skeptiker, GWUP-Blog am 17. Juni 2023
  • „Kannibalische Orgien“: Die sensationellen Enthüllungen der Satanic-Panic-Anhänger über uns Aufklärer, GWUP-Blog am 25. April 2023
  • Skeptiker-Interview: Hinter der Klagemauer – welche Ziele verfolgt das „alternative Medienportal“? GWUP-Blog am 24. Juni 2019
  • „Klagemauer-TV“: Angst und Verunsicherung schüren, Vertrauen erschüttern, GWUP-Blog am 26. Juli 2019
  • Die Verschwörungswelten des Sasekismus: Infobroschüre über die OCG und kla.TV, GWUP-Blog am 5. Mai 2023
  • Welch Ehre: GWUP, hpd und Co. auf der „Feindesliste“ der OCG, GWUP-Blog am 22. Februar 2020
  • Video: Internes Filmmaterial der OCG zeigt Sektenchef Ivo Sasek als Möchtegern-Diktator, GWUP-Blog am 2. Dezember 2022
  • Sektenboss Ivo Sasek träumt von einer Diktatur – und wird in diesem Video enttarnt, watson am 26. November 2022
  • „Die widerlichste Sekte Europas“: Der Dunkle Parabelritter spricht mit einer OCG-Aussteigerin, GWUP-Blog am 20. Juni 2022
  • Video: „Mein Ausstieg aus der OCG“, Teil 2, GWUP-Blog am 22. April 2022
  • „Schlaflose Nächte“ für die OCG und Ivo Sasek: Eine SRF-Doku über den Ausstieg seiner Söhne, GWUP-Blog am 15. April 2022
  • OCG-Aussteiger Simon Sasek, der „Sohn des Sektenführers“, im Interview mit STRG_F, GWUP-Blog am 17. November 2021
  • Geheimnisträger und Aussteiger: Simon Sasek über seinen Vater Ivo Sasek und die OCG, GWUP-Blog am 2. März 2021

1. Dezember 2024
von Bernd Harder
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Video: Homöopathie kommt für einen seriösen Arzt nicht in Frage, sagt „DoktorWeigl“

Sehr erfreulich:

Der bekannte Youtuber Dr. Tobias Weigl hält nichts von Globuli.

In seinem neuen Video

Diese 5 Medikamente nehme ich als Arzt NICHT – für einen bewussteren Umgang mit Deiner Gesundheit

erklärt Weigl (ab 1:42), für ihn „als seriösen Arzt, evidenzbasiert“, komme das nicht in Frage.

Homöopathische Präparate basieren auf der Idee, dass eine verdünnte Substanz heilend wirken kann. Doch als Arzt verzichte ich auf diese Mittel, denn es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass sie wirksam sind.

Studien zeigen, dass homöopathische Mittel oft nur einen Placebo-Effekt erzielen – was bei leichten Beschwerden harmlos sein mag. Doch die Gefahr liegt darin, dass manche Menschen ernste Krankheiten ausschließlich mit Homöopathie behandeln, was wertvolle Zeit kosten kann, die für eine wirksame Therapie genutzt werden könnte.

Stattdessen setze ich auf evidenzbasierte Medizin, die auf fundiertem Wissen basiert.

Auch der Auftritt von Eckart von Hirschhausen 2013 in der Bülent Ceylan Show zum Thema „Homöopathie“ ist heute bei Youtube wieder veröffentlicht worden.

Zum Weiterlesen:

  • „Unsinnig und unethisch“: Edzard Ernst über die vergleichende bayerische Homöopathie-Studie, GWUP-Blog am 1. Dezember 2024
  • Video: Janos Hegedüs und Udo Endruscheit über den Globuli-Skandal im „Oncologist“, GWUP-Blog am 28. November 2024

1. Dezember 2024
von Bernd Harder
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„Unsinnig und unethisch“: Edzard Ernst über die vergleichende bayerische Homöopathie-Studie

„Unsinnig“ und „unethisch“:

So beurteilt Prof. Edzard Ernst die „von Politikern gewünschte Vergleichsstudie in Bayern“, die jetzt abgebrochen wurde (auf der Webseite der TUM School of Medicine and Health in München ist sie allerdings noch zu finden).

„Unsinnig“ sei das ganze Unterfangen von vornherein gewesen, weil die Annahmen der Homöopathie

… den Naturgesetzen widersprechen und Wissenschaftler die Homöopathie daher stets als reinen Unsinn bezeichnet haben,

schreibt Ernst bei welt+:

Inzwischen existieren rund 600 klinische Studien zur Homöopathie. Wann immer diese von unabhängigen Gremien weltweit evaluiert wurden, fielen die Urteile negativ aus.

Und warum unethisch?

Ernst:

Forschungsmittel sind knapp, und es ist daher ein ethischer Imperativ, dass sie nicht für unplausible Untersuchungen verplempert werden.

Hinzukommt, dass klinische Studien stets auf der freiwilligen Bereitschaft der Probanden beruhen. Unsinnige Studien missbrauchen diese Bereitschaft und haben möglicherweise sogar zur Folge, dass solch eine wohlwollende Kooperation für zukünftige Fragestellungen nicht mehr zur Verfügung steht.

Daneben blickt Ernst auf einige Highlights aus den „200 Jahren heftiger Debatten und Streit“ zurück, darunter die Nürnberger Kochsalzversuche von 1835 oder die Vorlesungen des amerikanischen Arztes und Schriftstellers Oliver Wendell Holmes, der bereits 1842 die Homöopathie mit

… Astrologie, Handlesekunst und anderen Methoden, die Schwäche und Leichtgläubigkeit der Menschen ausnutzen

verglich.

Zum Weiterlesen:

  • Globuli statt Antibiotika – warum eine Studie zum Vergleich der Wirksamkeit jetzt abgebrochen wurde, welt+ am 29. November 2024
  • Homöopathieduell: Politischer Rückzieher in Berlin, teures Fiasko in München, hpd am 28. November 2024
  • Das Aus: Die Homöopathie-Studie des bayerischen Landtags ist gescheitert – wegen zu weniger Probandinnen, GWUP-Blog am 19. November 2024
  • Hahnemann: Scharlatan in der höheren Potenz, GWUP-Blog am 15. Juli 2010
  • The Austrian Chamber of Veterinarian Medicine … and a storm in a homeopathic tea cup, edzardernst am 1. Dezember 2024
  • „King Charles, der SCHWURBEL-König?“ mit Edzard Ernst | Podcast #34 (04/22) | Quarks Science Cops vom 30. November 2024

29. November 2024
von Bernd Harder
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„Seit Jahrzehnten widerlegt“: Teil drei von „Geteiltes Leid“, ein Podcast über die RG-MC-Verschwörungstheorie

Leonie lebt mit 27 seit über zwei Jahren in einem Pflegeheim.

Ihre Geschichte ist damit auserzählt – aber ein weiterer Betroffener tritt zu Beginn der dritten Folge in den Fokus: Michael Bartel, dessen erwachsener Sohn Thomas ihn unvermittelt damit konfrontiert, Missbrauchserinnerungen aus frühester Kindheit wiedererlangt zu haben.

An dieser Stelle wird es seltsam,

erklärt Olga Herschel, die Hostin von „Geteiltes Leid“,

… denn viele Namen, die wir bei Leonies Geschichte gehört haben, begegnen uns auch hier wieder. Da ist zum Beispiel die Freikirche in Bonn, zu der Michael Bartel gehört. Es ist dieselbe, die Leonie unter ihre Fittiche nimmt. Die Traumatherapeutin, die Bartels Sohn geholfen hat, an die verschütteten Kindheitserinnerungen ranzukommen, ist die, die Leonie die starken Beruhigungsmittel verschreibt.

Und auch Eva Lauer-von Lüpke von der Emanuelstiftung ist dort aktiv.

Wirklich seltsam, das alles.

Interviews mit Eva Lauer-von Lüpke und der Psychotherapeutin Silke Birgitta Gahleitner verlaufen „unbefriedigend“, stellt Herschel schnell fest. Beide üben sich im „Schlagwortslalom“, Gahleitner ergeht sich darüber hinaus mal wieder in dem Standardvorwurf der „pauschalisierten Diskreditierung von Fachleuten oder den Betroffenen“.

Vom „UKE-Team“ in Hamburg wollte überhaupt niemand mit den Machern von „Geteiltes Leid“ reden – auch nicht der Psychiater Peer Briken, der im Mai so etwas wie Selbstkritik zeigte und den „respektvolle Austausch von Wissen, Erfahrungen und Perspektiven“ in Sachen Rituelle Gewalt-Mind Control anmahnte.

Jetzt hätte er dazu Gelegenheit gehabt – warum er sie nicht nutzt, bleibt sein Geheimnis.

Vielleicht weil er dann auch zu diesem Vorhalt von Olga Herschel und Sören Musyal hätte Stellung beziehen müssen:

Am Beispiel der UKE-Studien wird deutlich:

Irgendwie ist da bei der UKASK [Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs] ein Kurzschluss in der Argumentationsleitung, eine Art gedanklicher Kreisverkehr. Denn der Forschungsauftrag [zu „Ritueller Gewalt“], der hat ein Problem: Die Menschen, die ihn vergeben haben, sind zum Teil diesselben, die die Forschung ausführen. Oder in wissenschaftlichen Begutachtungsverfahren darüber urteilen, ob die Studie nach wissenschaftlichen Standards ausgeführt wurde.

Tatsächlich wird Peer Briken als ehemaliges Mitglied der UKASK geführt – und zum Beispiel seine Studien „Organisierte und rituelle Gewalt in Deutschland“ (2018) oder „Was erschwert die Aufdeckung organisierter und ritueller Gewaltstrukturen?“ (2020) beziehungsweise ein ganzes „Forschungsprojekt“ des UKE (2017-2019) wurden von der UKASK gefördert/finanziert:

Im „Geteiltes Leid“-Podcast spricht der Rechtspsychologe Andreas Mokros von einem „Skandal, dass so etwas im 21. Jahrhundert publiziert wird“.

Es ist genau so, wie wir in der GWUP-Broschüre „Rituelle Gewalt und Mind Control – Elitenverschwörung oder Verschwörungstheorie?“ kritisieren: Die Auseinandersetzung und Begegnung mit der akademischen Fachwissenschaft (Psychologie, Psychiatrie, Kriminologie) außerhalb der eigenen Kreise wird in der Regel gemieden. Die sogenannte „Forschung“ betreiben RG-MC-Anhänger praktisch im Zirkelschluss, und zwar mittels Umfragen befreundeter Forscher unter selbst identifizierten (oft anonymen) Betroffenen und Therapeuten.

Herschel/Musyal formulieren das so:

Es sind immer die Gleichen, die Dinge erzählen, die längst, zum Teil seit Jahrzehnten, widerlegt sind.

Oder ausführlicher:

Natürlich gibt es organisierte Gewalt an Kindern, Menschenhandel und Ausbeutung. Was es aber nicht gibt: brutalste Folter und Morde, die unsichtbar im Untergrund passieren und an die die Opfer jahrzehntelang keine Erinnerungen haben, weil ihre Persönlichkeiten zersplittert und programmiert sind.

Das, was einige Medien und die UKASK-finanzierten Studien da verbreiten, ist ein jahrzehntealter Mythos. Ein Mythos, der verletzliche Menschen wie Leonie in Pseudotherapien manövriert, und einer, den die UKASK durch ihre Forschungsaufträge aktiv am Leben hält.

Dabei „geben die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte schon lange einer Partei recht“ – nämlich uns, den Skeptikern und Kritikern des RG-MC-Verschwörungsnarrativs.

In einem Spiegel-Interview vom 26. Oktober distanziert sich die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, von „Verschwörungstheorien um satanistische Kreise und von Mind Control“. Wann kommt das bei der UKASK an, die von Claus‘ Vorgänger Johannes-Wilhelm Röhrig einberufen wurde?

Wann werden neutrale Untersuchungen in diesem Bereich beauftragt, welche jene speziellen Traumatherapien in den Blick nehmen, die im Umfeld der RG-MC-Theorie propagiert und praktiziert werden – anstatt von „Elitenverschwörungen“ und ähnlichem zu phantasieren?

Wie lange noch müssen sich Staatsanwälte und Richter bei den Opfern von Falschbeschuldigungen entschuldigen (wie zuletzt in Braunschweig), anstatt hanebüchene Schilderungen von „rituellem Missbrauch“ auch vor Gericht zurückzuweisen?

Eine Hilfestellung dafür bietet die neue Fachpublikation

Praxishinweise zum Verhältnis von Psychotherapie und Glaubhaftigkeit im Strafverfahren

einer vom BMJ eingesetzten interdisziplinären Expertengruppe.

Darin heißt es unter anderem:

  • Psychotherapeutische Interventionen, die auf das explizite Aufdecken von bis dahin nicht zugänglichen Erinnerungen an Traumata ausgerichtet sind – mit der Vermutung, die bestehende Symptomatik deute auf eine Traumatisierung hin – sind nicht Teil einer lege artis durchgeführten Psychotherapie.
  • Anlass zur Vorsicht bei der Bewertung der Glaubhaftigkeit einer Aussage besteht insbesondere, wenn Zeuginnen und Zeugen im Rahmen von Schilderungen über ritualisierte sexualisierte Gewalt von einer „Programmierung“ oder zielgerichteter „Aufspaltung“ ihrer Persönlichkeit berichten, durch die Erinnerungen verzögert, vielleicht sogar erst im Rahmen einer Psychotherapie zugänglich wurden. Bislang gibt es keine valide wissenschaftliche oder kriminologische Evidenz für die Existenz solcher sogenannter Mind-Control-Techniken.

Am Ende des dritten Teils von „Geteiltes Leid“ kommt eine weitere Betroffene zu Wort, die über diese ganz spezielle „Bubble“ spricht – „ein System aus Psychotherapiepraxen, Krankenhäusern und Beratungsstellen“, um das es in der vierten und letzten Folge geht.

Zum Weiterlesen:

  • „Die Frau spinnt“: Teil zwei von „Geteiltes Leid“, ein Podcast über die Verschwörungstheorie von der satanisch-rituellen Gewalt, GWUP-Blog am 22. November 2024
  • „It’s always going to be relevant“: Die Verschwörungstheorie über rituelle Gewalt und Mind Control, GWUP-Blog am 14. November 2024
  • Rituelle Gewalt-Mind Control: Die Autoren der Paradestudie räumen „Missverständnisse“ ein, GWUP-Blog am 26. Mai 2024
  • Renommierte Experten nennen die „Satanic Panic“ unverhohlen eine Verschwörungstheorie, GWUP-Blog am 17. April 2024
  • War alles gar nicht so gemeint: Renommierte Fachleute treten von der Satanic-Panic-Ideologie zurück – aber nur halbherzig, GWUP-Blog am 19. November 2023
  • Ritueller Horror oder Justizirrtum? „Hanebüchenen Schilderungen auch mal Einhalt gebieten“, GWUP-Blog am 3. September 2024
  • Vom Missbrauchsopfer zur Missbrauchsbeauftragten: Sie will nicht die Oberbetroffene sein, spiegel.de am 26. Oktober 2024
  • „Ich habe gebetet dafür, dass die Wahrheit ans Licht kommt“, spiegel.de am 22. November 2024
  • Berliner Psychotherapeuten totale Schwurbler? Dabei sollten Patienten hellhörig werden, berlin-live am 23. November 2024
  • Praxishinweise zum Verhältnis von Psychotherapie und Glaubhaftigkeit im Strafverfahren, bmj am 19. November 2024

28. November 2024
von Bernd Harder
1 Kommentar

Video: Janos Hegedüs und Udo Endruscheit über den Globuli-Skandal im „Oncologist“

Neben Norbert Aust spricht Janos Hegedüs auch mit Udo Endruscheit über den Homöopathie-Skandal im Fachjournal The Oncologist:

Nach einer 15-minütigen Rundumschau zur Homöopathie und der Arbeit des INH geht es um den Frass-Artikel über seine „Lungenkrebsstudie“ von 2020.

Wir werden auch in diesem speziellen Fall mit Sicherheit nicht lockerlassen,

kündigt Endruscheit an.

Zum Weiterlesen:

  • Video: Janos Hegedüs und Norbert Aust über Krebs und Homöopathie im „Oncologist“, GWUP-Blog am 15. November 2024
  • Und wieder die homöopathische Lungenkrebsstudie: Ein paar „Korrekturen“ ändern nichts an der massiven Kritik daran, GWUP-Blog am 27. September 2024

28. November 2024
von Bernd Harder
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„Nicht ausreichend belegte Behauptungen besser erkennen“: die neue Hebammenausbildung

Die Süddeutsche Zeitung bat ihre Leserinnen und Leser, persönliche Erfahrungen mit Hebammen zu teilen:

In Dutzenden Zuschriften berichteten sie von Hebammen, die mit Pulsatilla-Kügelchen die Wehentätigkeit anregen oder Kindbettfieber mit Retterspitz behandeln wollten. Und von Geburtsvorbereitungskursen, in denen davon abgeraten wurde, das Baby nach STIKO-Plan zu impfen.

Handelt es sich bei diesen Erzählungen nur um Einzelfälle, die einen ganzen Berufsstand in Verruf bringen? Oder stimmt es, dass viele Hebammen der „Alternativmedizin“ zugewandt sind?

Das kann auch der SZ-Artikel nicht erschöpfend beantworten – bis auf ein paar Eckdaten aus älteren Studien und Erhebungen:

  • Homöopathie wird in 93 Prozent der Geburtsstationen in Deutschland genutzt (2009)
  • Bei jeder fünften Hausgeburt wenden Hebammen Homöopathie an (2022)
  • Ein Viertel der befragten Hebammen lehnt die Masernimpfung ab (2008)
  • Bei einer Umfrage unter Hebammenschülerinnen gaben 57 Prozent der Befragten an, nicht von der Sicherheit einer Influenzaimpfung während der Schwangerschaft überzeugt zu sein (2017)
  • Bei Impfungen gegen HPV und Röteln zeige sich ein ähnliches Bild
  • Derzeit werben acht der zehn größten Geburtshilfekliniken in Deutschland mit Homöopathie

Die Autorin Valentia Reese führt dies auf historische Ursachen zurück (als etwa im 19. Jahrhundert sich „ein Graben zwischen Ärzteschaft und Hebammen auftat“), aber auch auf das Bedürfnis nach Ermächtigung und die Wünsche der Patientinnen.

Das Mittel gegen Esoterik und Impfskepsis im Hebammenbereich sei die Akademisierung, erklärt die Hebammenwissenschaftlerin Janne Schmittinger vom UKE Hamburg. Seit Anfang 2020 ist die Hebammenausbildung ein dualer Bachelorstudiengang, der an Universitäten und Hochschulen angedockt ist.

In den nächsten Jahren würden

… Tausende Bachelorarbeiten mit Fragestellungen rund um Theorie und Praxis der Hebammenarbeit entstehen.

Schmittinger verspricht sich davon, dass Hebammen nicht ausreichend belegte Behauptungen künftig besser erkennen könnten.

Möglicherweise geht dann auch der Wunsch des DZVhÄ in Erfüllung, dass man „die wissenschaftliche Studienlage korrekt wiedergeben sollte“. So heißt es jedenfalls in einem wirren Kommentar der Homöopathen zum SZ-Artikel.

Genau daran arbeitet die Hebammenwissenschaft – nur anders, als es der Globuli-Lobby gefällt. So wird die Professorin Anke Diemert in der Süddeutschen zitiert:

Am Ende sollen Hebammen die Schwangeren nicht vor, sondern mithilfe der Wissenschaft schützen.

Zum Weiterlesen:

  • „Am Ende sollen Hebammen nicht die Schwangeren vor der Wissenschaft schützen“, Süddeutsche am 22. November 2024
  • Geburtshilfe: Der Reiz des Sanften, spektrum.de am 1. November 2024
  • Skepkon-Video: „Natur pur oder alles rein ins Kind?“ mit der Hebamme Anna Brodersen, GWUP-Blog am 11. November 2024
  • „Schwurbel unter Hebammen“: Podcast mit Anna Brodersen, GWUP-Blog am 14. Oktober 2024
  • „Die Akte Hebamme: Eso-Tipps für Schwangere“ bei den Quarks Science Cops, GWUP-Blog am 31. August 2024

27. November 2024
von Bernd Harder
3 Kommentare

Unbelegt und unplausibel: Beim Thema Kinderosteopathie braucht niemand „leuchtende Augen“ zu bekommen

Mit leuchtenden Augen lernen, was Osteopathie bedeutet.

Das sollen schon kleine Kinder, jedenfalls nach dem Willen des VOD (Verband der Osteopathen Deutschland). Die Lobbyorganisation hat ein Pixi-Büchlein mit dem Titel

Mias Besuch bei der Osteopathin

unterstützt, das bereits den Jüngsten nahebringen soll, „wie wertvoll osteopathische Behandlungen sein können“, erklärt dazu die VOD-Vorsitzende Marina Fuhrmann.

Die Herausgabe dieser 24-seitigen Geschichte verdeutliche das Bestreben des VOD, „das Bewusstsein für Osteopathie in der breiten Bevölkerung zu fördern und bereits junge Menschen für komplementäre ganzheitliche Behandlungen zu sensibilisieren“.

Im aktuellen Skeptiker (3/2024) versuchen wir die breite Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, dass

… die osteopathischen Grundannahmen wissenschaftlich unbelegt und größtenteils unplausibel sind,

schreibt der Kinder- und Jugendmediziner Dr. Pierre Teichmann.

Nach der Homöopathie sei Osteopathie in Deutschland die zweithäufigste von Eltern für ihre Kinder in Anspruch genommene komplementärmedizinische Methode. Dabei sind weder Nutzen noch Notwendigkeit der Kinderosteopathie belegt.

Dass eine Vielzahl von Erkrankungen ausschließlich durch oberflächliche Berührung (Palpation) ertastet und geheilt werden könne, widerspreche dem heutigen Wissen von Krankheitsentstehung. Zudem sei die Validität der Palpation gering: Verschiedene Osteopathen erheben völlig verschiedene Befunde.

Osteopathen argumentierten mit weit hergeholten Ursache-Folge-Erklärungen, bei denen spekulative Aussagen aneinandergereiht werden. Die Binsenweisheit, dass im Körper alles mit allem irgendwie in Verbindung steht, werde zur Ganzheitlichkeit hochstilisiert, um beliebige Zusammenhänge herzustellen.

Eine Stellungnahme „Osteopathie bei Kindern“ der gemeinsamen Therapiekommission der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) ist schon 2015 erschienen.

Eine Linkliste („Zum Weiterlesen“) zum Thema Kinderosteopathie gibt’s hier im Blog. Den Skeptiker mit Teichmanns Artikel „Wie der Ast gebogen wird, so wächst der Baum“ kann man hier bestellen.

Zum Weiterlesen:

  • Konzepte der Kinderosteopathie, Skeptiker 3/2024
  • Blockade weg, Kind gesund? Osteopathie in der „Zeit“, GWUP-Blog am 27. November 2023