Von Eis-Nazis, Flugscheiben und geheimen U-Booten.
Neuschwabenland ist eigentlich nur ein Gebiet im ewigen Eis der Antarktis. Gleichzeitig ist „Neuschwabenland“ aber auch die Mutter aller Verschwörungstheorien, in deren Zentrum eine deutsche Kolonie unter dem Eis steht. Daran knüpfen zahlreiche Erzählungen um Reichsflugscheiben, Aliens und vieles mehr an.
Michael Scholz trennt Facts und Fakes. Er rekonstruiert die Expedition des Forschungsschiffes „Schwabenland“ von 1938/39, erläutert deren kriegswirtschaftlichen Hintergründe und stellt ihre wissenschaftlichen Ergebnisse dar.
Diesen Fakten stellt er die Erzählungen um Neuschwabenland gegenüber und gleicht sie mit der Realität ab.
Los geht’s um 19.30 Uhr im Lesecafe der VHS (Altstadtmarkt Hauptstraße 55). Veranstalter ist der bfg Erlangen. Der Eintritt ist frei.
Zu empfehlen ist das Buch natürlich für skeptische Leser, die von den Verschwörungsgeschichten um Neuschwabenland gehört haben und einen tieferen Einblick wünschen.
Seine Kompaktheit, gute Lesbarkeit und der Einstieg über die Darstellung belegter Hintergründe machen es aber auch zu einem guten Geschenk für noch zugängliche Verschwörungsgläubige oder verunsicherte Zuschauer schlechter Fernsehdokus im persönlichen Umfeld.
Zum Weiterlesen:
Michael Scholz: Von Eis-Nazis, Flugscheiben und geheimen U-Booten. Alibri 2023, 115 Seiten, 10 €
Neuschwabenland: Von der ernsthaften Forschungsexpedition zum rechten Mythos, hpd am 24. Juli 2023
Skepkon: Nazis über uns? Der Mythos „Neuschwabenland“, GWUP-Blog am 19. Mai 2013
Neuschwabenlandbuch – der Abschluss, Hoaxilla am 1. April 2024
Neuschwabenlandbuch – Noch lange kein Ende, Onkel Michael am 2. April 2024
Es spukt in einem Einzelhandelsgeschäft im Bremer Stadtteil Neue Vahr. Teller, Tassen und Vasen springen buchstäblich aus den Regalen, Kaffeekannen fliegen durch die Luft, Gläser zerbrechen noch in ihren Originalkartons. Der „Scherbengeist“ ruft Polizei und Presse auf den Plan, und auch hier wittert der Freiburger Parapsychologe Professor Hans Bender einen zweifelsfrei echten Jahrhundertfall.
Bender bleibt auch dann noch bei dieser Überzeugung, als der 14-jährige Lehrling Heiner S. ein umfassendes Geständnis ablegt und seine simplen, aber wirkungsvollen Tricks offenbart. Der Bremer Kriminaldirektor Herbert Schäfer protokolliert das alles und schreibt später ein Buch darüber.
Bender dagegen zofft sich öffentlich mit Schäfer und erklärt das Geständnis des Jungen sogar zum integralen Bestandteil seiner RSPK-/Poltergeist-Theorie.
Dann aber, leitet die Podcasterin Verena Fiebiger zum eigentlichen Thema über,
… passiert Bender ein paar Jahre nach der Enttarnung des Bremen-Spuks ein dermaßen offensichtlicher Fauxpas, dass ihn keine Spuktheorie und keine Quantenmechanik mehr wegerklären kann.
Der „Geist“ grunzt und grummelt äußerst ungebührlich aus den Wasch- und Klobecken einer Zahnarztpraxis in Neutraubling und schließlich sogar aus der Spuckschüssel neben den Behandlungsstühlen. „Mach das Maul zu, du stinkst!“, fliegt den entsetzten Patienten um die Ohren, oder schlicht „Du Arschloch!“
Kein Wunder, dass am Ende die 16-jährige Arzthelferin Claudia wegen Beleidigung vom Amtsgericht Regensburg zu einer Geldstrafe verurteilt wird. Denn sie selbst hatte emsig gechoppert, „mit verstellter Stimme und unter Zuhilfenahme eines Gegenstandes, der innen hohl ist“, hieß es im Ermittlungsprotokoll der Behörden. Gemeinsam mit dem damals 62-jährigen Zahnarzt und dessen Ehefrau.
Und Hans Bender? Er sagte zwar nicht, dass der „Chopper“ echt sei.
Aber er hat auch nicht ausschließen wollen, dass da doch irgendwas dran ist,
Benders Assistent Elmar R. Gruber habe den „Spuk“ in der Zahnarztpraxis schnell durchschaut, konnte aber Bender nicht von einem Fake überzeugen, da dessen „Wunschdenken inzwischen stärker [war] als die Realität“.
Hans Bender glaubte, nein, er wusste tief in seinem Inneren, dass es das Übernatürliche gibt. Aber er war viel zu rational, um das Ganze irgendwelchen Engeln oder Dämonen oder Totengeistern zuzuschreiben. Also hat er sein Leben der wissenschaftlichen Erforschung dieser Phänomene gewidmet.
Dem persönlichen Schlusswort von Verena Fiebiger, wonach die Parapsychologie vielleicht ein „tolles Angebot“ sei, für Menschen, die „etwas Unerklärliches erleben, aber nicht gleich an Gespenster und Teufel und Engel glauben wollen, Menschen, die eigentlich auf die Wissenschaft vertrauen“, möchte man allerdings widersprechen.
Die Beschränkung von Parapsychologen auf eine einzige Erklärung ist es, die mich stört. Die Parapsychologie könnte ein so spannendes Gebiet sein, das auch in der Mainstream-Wissenschaft mehr Beachtung finden würde, wenn sie diese Beschränkung aufgäbe und ernsthaft nach naturalistischen Erklärungen für ihre Befunde und Berichte suchen würde.
Diesmal ist es ein Günter Karl Hartner („Praxis für ästhethische Medizin Karmananda“), der ein Video von Janos Hegedüs bei Youtube löschen lassen will:
Irgendwie hat der Mann das Konzept „Zitatrecht“ nicht so richtig verstanden, wie sein Schriftwechsel mit der Social-Media-Plattform nahelegt. Dass er es ernsthaft auf eine Gerichtsverhandlung ankommen lässt, ist kaum anzunehmen.
Und so war es auch 1977 bei der Suche nach dem entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer.
Auch damals mischte ein „Hellseher“ mit – der Niederländer Gerard Croiset, der von dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender ans BKA vermittelt wurde, wo man zu jener Zeit „sehr wohl willens“ war, auch „unorthodoxe Wege zu gehen“.
lautet dagegen das Fazit der Podcasterin Verena Fiebiger am Ende der Episode.
Das ist recht dünn, und tatsächlich bleibt diese Geisterjäger-Folge vergleichsweise blass und oberflächlich.
Zu dem berühmten Kriminaltelepathen Gerard Croiset aus Laren in Nordholland hätte es mehr zu sagen gegeben. Eine ausführliche Darstellung („Gerard Croiset und die Suche nach Hanns Martin Schleyer“) hat der Historiker Uwe Schellinger in der Zeitschrift für Anomalistikveröffentlicht.
Schellinger nennt Croisets Angaben zum Entführungsfall Schleyer „vage, verwirrend und unklar“, ein Gesprächsprotokoll etwa beinhalte „keinerlei eindeutige Angaben“ und in den dokumentierten Aussagen des Paragnosten ließen sich „keine zielführenden Hinweise“ finden.
Nach Schleyer Ermordnung
… mussten alle Beteiligten erkennen, dass auch Gerard Croiset nicht das Geringste zur Auffindung Hanns Martin Schleyers hatte beitragen können.
Wie auch?
Seinen Ruhm verdankte Croiset nicht handfesten und belegbaren Erfolgen, sondern den „propagandistischen Bemühungen“ des niederländischen Bender-Pendants Wilhelm Heinrich Carl Tenhaeff, Parapsychologe an der Universität Utrecht und gewissermaßen Croisets „Impressario“, erklärte der Enthüllungsjournalist Piet Hein Hoebens im Skeptical Inquirer (1981).
Dass Croisets Angaben auch in früheren Vermisstenfällen „weitschweifig“ und „größtenteils unzutreffend“ waren, machte Hoebens an einem konkreten Fall deutlich, bei dem es um einen verschwundenen Zehnjährigen aus Velsen im Jahr 1953 ging.
Und wie sehr die Glaubenssucht seiner Anhänger Croisets Fehlschläge bemäntelte, illustrierte der Telegraaf-Redakteur an einer bizarren Begebenheit:
Eine vom amerikanischen Journalisten Jack Harrison Pollack zitierte Anekdote ist ein fast burleskes Beispiel dafür, welche Anstrengungen entschlossene Gläubige unternehmen, damit das Ergebnis der Vorhersage entspricht.
Pollack ist der Autor einer ausführlichen Biographie des niederländischen Hellsehers Gerard Croiset, bei der Tenhaeff ihm half und für die er bürgte.
Als er 1950 bei einem Vergewaltigungsfall in Arnheim zu Rate gezogen wurde, „sah“ Croiset, dass der Täter „ein ungewöhnlich großes Genital“ hatte. Als die Polizei einen Verdächtigen festnahm, konnte davon jedoch keine Rede sein.
Egal, sagt Pollack: „Sie erfuhren, dass es sich um einen zwanzigjährigen Koch handelte, der in der Küche eine große rote Bratenspritze benutzte, was angeblich Croisets Bild eines ungewöhnlich großen männlichen Genitals hervorgerufen hatte.“
Und Hans Bender, um den es eigentlich im Geisterjäger-Podcast geht? Er hielt Croiset für „eine der beeindruckendsten lebenden Personen mit paranormalen Fähigkeiten“, rekapituliert Verena Fiebiger.
Mehr muss man nicht wissen. Am Ende dieser fünften Folge wird denn auch erstmals ausgesprochen, dass der Nestor der deutschen Parapsychologie wohl „etwas verpeilt“ war.
Weiterlesen:
Hellseher gegen die RAF, Geisterjäger am 22. März 2024
Auch mal eine Reiseidee: reizvolle Landschaft plus „Ufo“-Sichtungen.
Die Rede ist von der Provinz Trøndelag in Mittelnorwegen, bekannt für „Nationalparks, Gipfel, Küste, Inseln, Fjorde, Seen und Wasserfälle“, wie das Welt-Reiseressort schreibt – und für die mysteriösen Hessdalen-Lichter.
Die unerklärlichen Leuchtphänomene zeigen sich im Hessdalen-Tal in der norwegischen Gemeinde Holtålen, etwa 120 Kilometer südlich von Trondheim.
… kurz aufblinkende Lichter am Boden. Lange in der Luft stehende oder sich langsam und ungerichtet bewegende Kugeln, in deren Innerem sich eine Struktur formt. Kleine zuckende Lichtblitze, aber auch Pkw-große Leuchtbälle, die bis zu zwei Stunden lang am Himmel stehen.
Die Chancen auf eine Sichtung stehen gut, meint die Welt:
Pro Jahr melden die Messstationen rund zwei Dutzend Lichterscheinungen.
Erforscht werden die Hessdalen-Lichter seit den frühen 1980ern. Eine Erklärung gibt es bislang nicht.
Diskutiert werden unter anderem tektonische Effekte, Plasmabälle und natürlich auch „unknown intelligences“.
Vor wenigen Tagen, berichtet grenzwissenschaft-aktuell, haben IFEX-Mitarbeiter ein neuartiges Kamerasystem bei der Beobachtungs- und Messstation in Hessdalen installiert, das mit der UAP-Beobachtungstechnik der Uni Würzburg verbunden ist und automatisiert nach Anomalien am Himmel über dem norwegischen Hochtal sucht.
So gesehen, ist Trøndelag möglicherweise tatsächlich eine Reise wert – denn „das Polarlicht ist nicht das einzige Lichtphänomen im hohen Norden“.
Zum Weiterlesen:
Fans von Ufos zieht es nach Trøndelag, welt.de am 30. März 2024
SkyCAM-6: IFEX installiert neue KI-Kamera zur Erforschung der Hessdalen-Phänomene in Norwegen, grenzwissenschaft-aktuell am 29. März 2024
Geheimnisvolle Lichtbälle in der Luft: Forscher suchen nach Erklärungen, higgs am 3. Mai 2018
Hessdalen : Merkwürdige Lichter am Winterhimmel, faz am 29. Januar 2003
Das Rätsel um die „Ufos aus Hessdalen“, welt.de am 26. Mai 2014
Woher stammen die mysteriösen Lichter im Tal von Hessdalen? travelbook am 15. Februar 2019
Norse UFOs: What are the glowing orbs of Hessdalen? New Scientist am 7. Mai 2014
Medienaffin, um kein stärkeres Wort zu verwenden, ist Uri Geller immer noch.
Als die Redaktion des SWR-„Geisterjäger“-Podcasts ihn kontaktiert, antwortet der Besteckbieger innerhalb von fünf Minuten und schickt seine Handynummer.
Sogar zu einem Interview in seiner Heimat Tel Aviv ist er bereit, allerdings ohne Terminabsprache. Die Journalisten sollen einfach vorbekommen, meistens sei er zu Hause.
Ob er vorher vielleicht erst mal ein paar Artikel über sich schicken dürfe?
Wenige Minuten nach dem Gespräch „beginnt das Bombardement“, berichtet die Podcasterin Verena Fiebiger in der vierten Folge „Der Mentalist“:
Uri Geller schickt einen Artikel über sein Museum, einen Artikel darüber, wie beliebt er ist, vier Links zu passwortgeschützten Videos darüber, dass er angeblich für die CIA arbeitet, ein Video über die Frage, ob Uri Geller der interessanteste Mann Israels ist, einen Link zu einer BBC-Doku über Uri Gellers Privatinsel.
Einen Artikel darüber, wie er seine Psi-Kräfte nutzen will, um das ideale Fußballteam für seine Privatinsel zusammenzustellen, ein Interview mit dem Titel „I still blow my own mind“, einen Artikel aus der Bild-Zeitung über seine mega-teure Privatvilla, einen Link zu einer Liste über Uri-Geller-Dokus, einen Artikel über die Frage, ob Uri Geller seine magischen Kräfte von Außerirdischen erhalten hat, noch zwei Artikel über irgendwas mit Fußball, „Uri Gellers Uri-Geller-Museum“, ein Reisetipp des Lokalzeitungsportals mittelhessen.de.
Einen Artikel aus der FAZ mit dem Titel „Uri Geller wird 75: Er hat sich nicht verbiegen lassen“, ein Foto von Uri Geller mit Boris Becker, vier Artikel über Uri Gellers Warnung an Wladimir Putin: „Wenn du Europa mit Atomwaffen angreifst, werde ich sie mit meinen Psi-Kräften auf dich zurückschleudern“, und schließlich ein in Regenbogenfarben pulsierendes Herz.
Das Interview kommt dennoch nicht zustande – wegen des Krieges in Israel und Gaza. Den Vorschlag, einen in Tel Aviv ansässigen Journalistenkollegen vorbeizuschicken, weist Geller zurück. Auf einmal hat er keine Lust mehr:
I don’t do Podcasts.
Und das war’s. Nach 37 WhatsApp-Nachrichten sagt Geller dem SWR-Team „einfach ab“.
Vielleicht hatte der Selbstvermarkter aber auch zum eigentlichen Thema der Sendung nichts zu sagen – zu dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender, der (wie schon im dritten „Geisterjäger“-Teil) eine Randfigur bleibt. Offenbar hielt Bender den Löffelbieger für einen „Showman, der aber echte Psi-Phänomene ausgelöst hat“, nämlich bei den Fernsehzuschauern in deren eigenen vier Wänden.
Was wohl tatsächlich daheim vor der Glotze geschah, damals in den 1970ern, erklärt ausnahmsweise mal unverschwurbelt der Bender-Schüler Dr. Dr. Walter von Lucadou, der das Gleiche sagt wie der Zauberkünstler und Geller-Experte Wolfgang Hund im GWUP-Interview vor 20 Jahren.
… bis zu seinem Epic Fail in der Tonight Show nach:
James Randi wird nur mal kurz erwähnt. Als Geller-Kritiker aus der Zauberzunft tritt der Wiener Christian Stelzel („Magic Christian“) auf, der 1987 live mit Geller aneinandergeriet.
Laut Stelzel soll Geller 2015 beim Weltkongress der Zauberkunst in Rimini gesagt haben:
Sie müssen ein Schwein sein, damit Sie Erfolg haben.
Man hat’s schon schwer so als Wahrsagerin, wenn zwei junge Journalistinnen einmal nicht das übliche PR-Spielchen für die Lokalpresse mitmachen, sondern die Sitzung kritisch reflektieren.
Das ist gerade der „medialen Lebensberaterin“ Annatala Natalia Geiger in Amberg widerfahren, die sich bislang stets auf das gnädige Wohlwollen der Medien verlassen konnte.
Die 75-Jährige startet mit der Frage nach Johannas Alter. Die Studentin ist 22. Daraus schließt Geiger, dass Johanna nicht verheiratet und kinderlos ist.
Korrekt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahrsagerin mit ihrer Aussage richtig liegt, ist hoch. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts sind in Deutschland nur gut ein Prozent der Frauen unter 25 Jahren verheiratet.
Wahrsagerei als „die Vorhersage des Wahrscheinlichen“ – das hat schon Richard Wiseman so festgehalten.
Und wie nach Lehrbuch tastet sich Geiger weiter voran. Als nächstes kommen die offenen Formulierungen à la Barnum, die fast immer stimmen oder schmeichelnd auf eine hohe Zustimmungsbereitschaft zielen:
Auf die Frage, was Johanna in der Zukunft erwartet, antwortet die Hellseherin: „Beruflich hat sie viele Ideen, viele Pläne, die sie verwirklichen will, und in der Liebe bewegt sich was.“
Wow – was für eine eindrucksvolle Prognose für eine 22 Jahre junge Studentin.
Und sogar das Vorhersage-Klischee schlechthin fährt Geiger auf:
Für die nahe Zukunft sieht die Wahrsagerin eine Reise. „Wo wollen Sie hin?“, fragt Geiger.
Pech, daneben. Aber natürlich biegt Geiger ihr Fischen im Trüben sofort wieder sinnfällig hin:
Johanna stottert verdutzt: „Eine Reise?“ Eine große Reise steht nämlich erst einmal nicht an. Lediglich für die Uni ist die Studentin in nächster Zeit unterwegs. „Aber so kleine Reisen sehe ich“, korrigiert Geiger ihre Aussage prompt.
Und so weiter, und so fort.
Am Ende bleibt bei Johanna Siegl und Rebecca Zweigle der Eindruck, dass
… hinter Wahrsagerei vor allem eines steckt: gute Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, aber wenig Übersinnliches oder gar Wissenschaft.
Kompliment an die beiden Journalistikstudentinnen, die auch mit der GWUP über das Thema „Wahrsagen“ gesprochen haben.
Daraus ist neben dem Artikel noch ein Podcast entstanden:
In diesem Podcast stellen Johanna Siegl und Rebecca Zweigle sich die Frage, ob wirklich etwas dran ist an Wahrsagerei. Dafür wagt Johanna Siegl den Selbstversuch und lässt sich von Wahrsagerin Annatala Natalia Geiger die Zukunft vorhersagen.
Im Anschluss besuchen die beiden Reporterinnen Bernd Harder von der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Auch er hat eine klare Antwort auf die Frage, was hinter Wahrsagerei steckt
Zum Weiterlesen:
Die Aura ist der Spiegel zur Seele: Ein Besuch bei einer Wahrsagerin, onetz am 2. April 2024
Podcast: „Wahrheit oder Wahnsinn?“ vom 2. April 2024
„Disclaimer: Wahrsagerei ist blanker Humbug“, GWUP-Blog am 2. Februar 2024
Mein Horoskop stimmt immer!” Ja und? GWUP-Blog am 4. Mai 2013 (mit zahlreichen Links zum Thema Astrologie und Wahrsagen)
Besuch bei der Wahrsagerin: „Verwirrende Wortfluten“ und gute Küchenpsychologie, GWUP-Blog am 3. Januar 2019
Erstaunlich, was Hellseher so alles über eine Person wissen, die gar nicht existiert, GWUP-Blog am 9. Juni 2015
Sind Hellseher sympathisch? GWUP-Blog am 30. September 2012
Sind Hellseher seriös? GWUP-Blog am 1. Oktober 2012
Sind Hellseher anerkannt? GWUP-Blog am 2. Oktober 2012
Sind Hellseher Schwindler? GWUP-Blog am 2. Dezember 2012
Wie eine Diashow: Besuch bei einer Promi-„Seherin“, GWUP-Blog am 22. März 2023
„Wahrsager“ im WTF-Talk (mit vielen Links), GWUP-Blog am 17. Januar 2024
Am 23. Juli 1958 verlässt das erste Atom-U-Boot der Welt, die USS Nautilus, unter höchster Geheimhaltung den Marinestützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii und erreicht am 4. August als erstes Schiff den geografischen Nordpol.
Für Russland als Anrainerstaat der Arktis ist das ein Schock. Raketenbestückte US-Atom-U-Boote können sich jetzt unbemerkt nähern und praktisch vor der Haustür lauern.
Für noch größere Verunsicherung sorgt ein Artikel, der im Dezember 1959 in der französischen ZeitschriftConstellationerscheint: Unter der Schlagzeile „Gedankenübertragung als Kriegswaffe“ beschreibt der Journalist und Esoteriker Jacques Bergier ein geheimes PSI-Programm der Amerikaner, das während der „Nautilus“-Mission erfolgreich getestet worden sei.
Den Bericht hatte Bergier zwar frei erfunden (wie auch ein entsprechendes Kapitel in seinem Buch „Le Matin des magiciens“, S. 621) – aber er erfüllte seinen Zweck.
Es begann ein parapsychologisches Wettrüsten zwischen den beiden Supermächten, über das der amerikanische Skeptiker Marcello Trutzi später sagte, es habe sich um „irreführende Propaganda“ gehandelt, „die die Kommunisten dazu verführen sollte, ihre Mittel an solchen Projekten zu verschwenden“.
Zurück in diese Zeit führt der dritte Teil des SWR-Podcasts“ Geisterjäger“, der sich um die Fälle des Freiburger Parapsychologen Hans Bender dreht.
Allerdings spielt Bender in dem Kapitel der „parapsychologischen Kriegsführung“ nur eine winzige Rolle. 1966 nahm er in Moskau an einem Kongress teil. Und sein Name taucht einem CIA-Dokument von 1963 und dann nochmal im CIA-Archiv auf. Das ist alles.
Interessanter ist denn auch, was die Podcasterin Verena Fiebiger über jene kuriosen Projekte wie „Stargate“ ausgegraben hat, von denen Filme wie „Männer die auf Ziegen starren“ handeln.
Die Amerikaner erforschten damals alle möglichen und unmöglichen Spielarten des Übernatürlichen: Hellsehen, Telekinese, Telepathie, durch Wände laufen.
Und der Grund, warum sie damit angefangen haben, sagt [Paul H.] Smith, war, dass sie Angst hatten, dass die Russen ein parapsychologisches Forschungsprogramm haben. Und die Russen hatten so ein Forschungsprogramm, weil sie Angst hatten, dass die Amerikaner eins haben.
Allgemeine Bedenken gegen die Masernimpfung erlauben keine Befreiung von der Impfpflicht für Kita-Kinder, hat das Verwaltungsgericht Mainz gerade entschieden. In Sachsen haben die Behörden bereits Hunderte Bußgelder gegen Eltern verhängt. Zudem ist eine ärztlich bescheinigte Befreiung von der Masern-Impfung an verschiedene Bedingungen geknüpft und sie muss „aussagekräftig“ sein.
Kein Wunder, dass Impfgegner lieber nach „perfekt gefälschten“ Impfstoff-Aufklebern für den Impfpass ihrer Kinder suchen, anstatt zu klagen oder eine fadenscheinige Impfunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen, berichtet die FAZ.
Wie das geht, beschreibt ein Artikel von Wibke Becker am Beispiel einer geheimen Telegram-Gruppe, die die FAZ-Redakteurin so charakterisiert:
Gemeinsam ist ihnen, dass sie scheinbar Widerstreitendes in sich vereinen: Sie sind voller Angst, fühlen sich unsicher und fremdkontrolliert, vermuten überall um sie herum nur Übles.
Gleichzeitig sind sie erfüllt von einem geradezu irrwitzigen Machtgefühl oder Gefühl der Selbstwirksamkeit, weil sie glauben, sie könnten sich selbst aus dieser Lage befreien. Und zwar indem sie sich eine Welt der permanenten Gegnerschaft aufbauen: Natur gegen Kultur, Pflanzen gegen Chemie, Hebamme gegen Arzt, Mutter gegen Kita, heilige Familie gegen Gender-Wirrwar, kleiner Mann gegen Elite.
Die Welt außerhalb, die Übles will, ist für sie kalt, gierig, unmenschlich. Die Welt, die sie erschaffen, in ihrem kleinen Kreis, ist „erwacht“, liebevoll und ursprünglich.
Das passt zu dem, was wir hier im Blog über den gemeinsamen Nenner von Esoterik und Verschwörungstheorien sowie den Zusammenhang zwischen Homöopathieglaube und Impfverweigerung geschrieben haben.
Am meisten wird ihr innerer Widerstreit deutlich, wenn ihre Kinder krank werden. Dann sind sie erfüllt von Sorgen. Sie suchen verzweifelt nach Abhilfe, Linderungen, Medikamenten, wollen in ihrer Welt die Kontrolle nicht verlieren, die sie doch schon außerhalb ständig spüren.
Irgendwann gehen sie zum Arzt – aber sie schaffen es nicht, ihm zu vertrauen. Oder anders: Gerade die Ablehnung seines Rates scheint ihnen zu helfen, das Kontrollgefühl zurückzugewinnen […]
Impfgegner misstrauen allem und jedem: dem Arzt, dem Politiker, dem Unternehmen, aber auch dem Leitungswasser, der Zahnpasta und der Bratpfanne. Anderen aber, wie Kaleun [dem Initiator der Telegram-Gruppe] vertrauen sie blind. Ihre Welt wird dadurch mit der Zeit immer kleiner, immer selbstbezogener.
Am Ende, schreibt die Journalistin, „geht es immer darum: Ich gegen die, Selbstliebe gegen Nächstenliebe“.
In Deutschland kam es im vergangenen Jahr zu 79 Masern-Ausbrüchen. 2024 wurden bereits 95 Erkrankte gezählt.
Eine aktuelle Studie im International Journal of Medical Microbiology untersucht den Tod einer 33-jährigen Frau, die 2019 im Kreis Hildesheim an Masern erkrankte:
Die ganze Familie war nicht geschützt. Wären die Kinder geimpft gewesen, hätte sich die Mutter vermutlich nicht angesteckt und würde noch leben,
sagt die Koautorin Annette Mankertz, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Masern, Mumps und Röteln am Robert Koch-Institut in Berlin.
Im ersten Teil erscheint der berühmte Poltergeist-Fall, der sich 1967 in einer Anwaltskanzlei zutrug, recht spooky, beglaubigt von Zeitzeugen wie Polizisten und Kanzleimitarbeiterinnen und natürlich von dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender, der die 19-jährige Auszubildende Annemarie als Fokusperson von „spontaner Psychokinese“ identifiziert.
In Teil 2 tritt dann der Wiener Zauberkünstler Albin Neumann („Allan“) auf den Plan, der in der Kanzlei statt eines „Poltergeists“ bloß Manipulation und Täuschung entdeckt und darüber zwei Jahre später das Buch „Falsche Geister, echte Schwindler“ schreibt.
Der Kanzleichef Sigmund Adam will das Buch verbieten lassen, in dem es über ihn selbst heißt:
Er liebt seine Geister! Er läßt sich seinen Spuk nicht nehmen. Er ist aufs Okkulte abonniert.
Vor Gericht einigt man sich schließlich auf eine Art „Ehrenerklärung“ im Vorwort aller künftiger Neuauflagen.
Hörenswert sind auch die Auszüge aus einem Radioduell zwischen Hans Bender und dem Wissenschaftsjournalisten Thomas von Randow zum „Spuk von Rosenheim“.
Jahre später schrieb Randow über Bender, „wie leicht sich jemand ins Phantastische versteigen kann, wenn er vom Glauben an das Übersinnliche beseelt ist“.
In den nächsten fünf Folgen der Reihe „Geisterjäger“ geht die Psychologie-Podcasterin Verena Fiebiger noch weiteren Fällen des umstrittenen Parapsychologen Hans Bender nach.
Zum Weiterlesen:
Rosenheim Ghostbusters, Geisterjäger am 22. März 2024
Der Mann mit den Röntgenaugen, Geisterjäger am 22. März 2024
Zum 30. Todestag von Hans Bender: Bis heute keine allgemein akzeptierte Hypothese, GWUP-Blog am 10. Mai 2021
Der Spuk von Rosenheim, GWUP-Blog am 21. November 2013
Hoaxilla #192: „Der Spuk von Rosenheim“ vom 8. September 2015
Rosenheimer Spuk wieder vor Gericht: Geister oder Nylon? Die Zeit 15/1970