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Tatort: Jan Josef Liefers in einem „Krimi über Schwurbler“

| 21 Kommentare

Im „Tatort“ am Sonntag (6. März, 20.15 Uhr im Ersten) geht es um das Thema Verschwörungstheorien.

In Münster gründet eine Gruppe von Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ke­r:in­nen einen Geheimring, der sich „Sisundus“ nennt. Die Mitglieder glauben an eine Übernahme von Außerirdischen, hassen staatliche Institutionen und verbreiten ihren Schwachsinn über eine Chatgruppe auf einer dubiosen Plattform. Das ganze eskaliert und führt zu zwei Toten. Die Parallelen zur aktuellen Verschwörerszene in Deutschland sind unübersehbar.

Die Vorab-Kritiken fallen recht unterschiedlich aus.

Der Spiegel schreibt von einem „kompletten Reinfall“ und bemängelt die Art und Weise, wie in dem „Krimi über Schwurbler“ ein „reales gefährliches Phänomen unserer Tage“ brachial verwurstet und weggekalauert werde:

Was aber wirklich befremdlich anmutet: wie man es schafft, bei einem Film, der so umfassend von einer Protestbewegung erzählt, die von Corona getrieben wird, das Thema Corona so konsequent aus der Handlung und dem Setting zu tilgen. Als wolle man alle Assoziationen zu #allesdichtmachen vermeiden.

An der bekanntermaßen auch „Boerne“ alias Jan Josef Liefers teilgenommen hat.

Die taz schreibt dazu:

Offensichtlich irre sind nicht nur die Verschwörungstheoretiker:innen, sondern auch der ganze restliche Haufen. Professor Boerne trägt ein geschmackloses Flamingo-Hemd und redet wie ein unsympathischer Kauz mit narzisstischen Zügen. Er sieht sich als Genie und schmiedet einen sinnfreien Plan: klarer Fall von Alien, das seine Herkunft nicht verbergen kann.

Bis zum Ende ist nicht klar, ob es ein Witz ist, dass ausgerechnet Jan Josef Liefers diese Rolle spielt.

Andere Kritiker sehen eine „hanebüchene Handlung“, wahlweise aber auch eine „optisch anspruchsvolle und klasse umgesetzte“ Tatort-Folge.

Wir werden sehen.

Zum Weiterlesen:

  • Münster-„Tatort“: Außerirdische Echsenwesen und ein Duo vom Verfassungsschutz, rnd am 4. März 2022
  • „Tatort“ aus Münster „Propheteus“: Außerirdische unter sich, taz am 4. März 2022
  • Studie: Anthroposophie und Alternativszene als Triebfedern der „Querdenken“-Bewegung, GWUP-Blog am 28. November 2021
  • „Verqueres Denken – Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus“ als preiswerte Sonderausgabe, GWUP-Blog am 7. Januar 2022
  • Neue Studie: Die „Querdenker“ – Wer nimmt an Corona-Protesten teil und warum? GWUP-Blog am 24. Januar 2021
  • Neue „Querdenker“-Studie: Misstrauensgemeinschaft mit eigenwilliger Auffassung von Kritik, GWUP-Blog am 25. Dezember 2020
  • Verschwörungstheorien: Die Heimwerker der alternativen Wissenskonstrukte, GWUP-Blog am 5. November 2020
  • Kulturfeindlichkeit: Warum Querdenker die Kunst hassen, Zeit-Online am 3. März 2022

21 Kommentare

  1. Bislang waren so ziemlich alle Tatort-Versuche, sich dem Thema Schwurbel, Pseudokram und okkultem Blödsinn zu nähern, von wenig Erfolg gekrönt.

    Warum? Weil sich offenbar Autoren und Regisseure eben diesen Phänomenen bislang nur auf knappe Sichtweise genähert haben und nicht mehr. Mehr als eine halbherzige Mystifizierung des Problems kann dabei eben nicht herauskommen.

    Einen Wilsberg-Krimi gab es mal, der sich dem Thema Homöopathie auf erfrischend kritische bis beinahe zynische Art näherte. Das ist aber auch schon wieder eine Weile her.

  2. Die Wilsbergfolge ist noch in der Mediathek abrufbar, bis zum 14.12.2022:

    https://www.zdf.de/serien/wilsberg/bittere-pillen-102.html

    Staffel 05, Folge 09 Bittere Pillen

    SEK-Einsatz im Finanzamt Münster: Eine Bombe muss entschärft werden. Eine männliche Reinigungskraft mit Migrationshintergrund wird überwältigt, ihr Rucksack sichergestellt.

    Ekki hatte den Alarm ausgelöst. Der Naturheiler Christopher Seekatz erscheint im Antiquariat und beauftragt Wilsberg, seine Frau zu beschatten. Schnell stellt sich heraus, dass der Verdacht berechtigt war: Andrea Seekatz hat eine Affäre.

    Und zwar mit niemand anderem als mit Ekkis Chef Grabowski. Noch bevor Wilsberg seinen Klienten in Kenntnis setzen kann, wird Christopher Seekatz ermordet. Da die Leiche mit Bachblüten und Heilsteinen drapiert ist, glauben Anna Springer und Overbeck, dass es sich hierbei um einen Racheakt handelt. Wollte sich ein Patient, der durch eine wirkungslose Kräuterbehandlung ein Auge verloren hat, womöglich an dem charismatischen Arzt rächen?

    Wilsberg verfolgt derweil eine ganz andere Spur: Anscheinend war Seekatz vor seinem Tod an wichtige Informationen gelangt, mit denen er illegale Machenschaften im Pharmasektor aufdecken wollte. Ins Visier gerät nun auch der Pharma-Manager Stegner. Ausgerechnet in dessen Auftrag soll Alex die Interessen der Pharma-Lobby auf einem bedeutsamen Kongress vertreten und sich für eine wichtige Gesetzesneuerung einsetzen. Der Konflikt zwischen Alex und Wilsberg ist programmiert.

  3. Ich sehe die Tatorte seit jahrzehnten nicht, weil dort wesentliche rechtsstaatliche Grundsätze immer wieder relativiert, in Frage gestellt und als „hinderlich“ für „richtiges“ Polizeihandeln dargestellt werden.

    Im praktischen, also z.b. bei Demonstrationen oder demonstrativen Aktionen im „richtigen Leben“ erlebe ich regelmäßig Polizeibeamt:innen, die diese rechtswidrig handelnden „freundlichen“ Fernsehkommissare klar als Vorbild sehen und sich eben genau so verhalten.

    Das ist so, als wenn Wissenschaftler permanent wissenschaftliche Standards als „Störend“ für die „eigentlich richtige“ Wissenschaft diskreditieren.

  4. @Karsten:

    Kannst du da mal ein konkretes Beispiel nennen? Also wo hat sich einE BeamtIn so verhalten, dass du genau wusstest, das kann nur aus dem Tatort sein? Dass die eine oder andere Ermittlungsmethode das Bild von Polizeiarbeit in der Bevölkerung prägt, will ich gar nicht dementieren. Aber bei der Polizei selbst?

    Ansonsten: Tatorte sind klar Fiktion und keine Dokumentation – wie das eben für praktisch alle Kino- und Fernsehfilme gilt. Wäre schade, wenn DAS der Grund dafür ist, dass du dir den einen oder anderen wirklich guten Tatort / Polizeiruf durch die Lappen gehen lässt!

    Viele Grüße,

    Christian

  5. @ Christian, 6. März 2022 um 21:44

    Am 6. November 2013 verhandelte in Hamburg Ninstedten, der Internationale Seegerichtshof die Klage um das von Russland gekaperte Schiff „Arctic Sunrise“ und der internationalen Besatzung einer hier unennbaren “ Inkompetenten Desinformations-Organisation“.(A.Sarma)

    Diese waren zuvor im schon damals ziemlich weit entwickelten Putin-Reich wegen einer Protest-Aktion der „Piraterie“ und des Rowdi-tums“ angeklagt worden.

    Zur öffentlichkeits-wirksamen Unterstützung der hier Unennbaren waren auch Aktivist:innen anderer Organisationen vor Ort.
    U.a. postierten sich vier Personen mit Großen Plakaten, die Putin als „Piraten“ mit Augenklappe darstellten, völlig friedlich vor den Eingang des IGSH.
    Siehe:

    https://www.handelsblatt.com/images/internationaler-seegerichtshof-verhandelt-ueber-greenpeace-schiff/9035506/3-format2020.jpg

    Wegen des riesigen internationalen Presseandrangs war die gesamte Straße vor dem ISGH für den Autoverkehr gesperrt, dort standen mehrere Ü-Wagen Internationaler Nachrichten-Agenturen.

    Irgendwann trat ein Polizeibeamter zu den Plakat-träger:innen und forderte sie auf sich zu entfernen.

    Nach Hinweis auf die Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit erklärte der Beamte, dass die Straße vor dem Seegerichtshof „exteritoriales, internationales Gebiet“ sei, und Demonstrationen dort grundsätzlich unzulässig seien. (Wie erwähnt war ich Augen- und Ohrenzeuge)

    Auf interessierte Nachfragen von internationalen Pressevertreter:innen wollte er das dann aber irgendwie doch nicht wiederholen und verschwand einfach wortlos.

    Weiter passierte dort vor der Einfahrt zum IGSH nichts erwähnenswertes.

    Nachdem ich (nicht ganz überraschend) doch keinen Zuschauerplatz in der Verhandlung mehr fand, sah ich vor dem Eingang die Plakate-Träger auch gerade im Aufbruch. Wie ich, waren sie mit der S-Bahn gekommen und so gingen wir zusammem Richtung S-Bhf Ninstedten.
    Als wir in eine Nebenstrasse, also aus der Sichtfeld der Presseleute gelangt waren, hörten wir hinter uns lautes Motoren-Geräusch und zwei zivile PKW fuhren mit laut heulenden Motoren an uns vorbei, hielten dann in unmittlbarer Nähe mit laut Quitschenden Reifen an, wobei einer der PKW diagonal zur Strasse zu stehen kam.

    Aus dem Wagen sprangen zwei Menschen, die original wie Schimanski-Doubles aussahen (beide trugen Jeans, entfärbte M65-Parkas und Sonnenbrile, drei-Tage-Bart).

    Wortlos wurden diese Menschen sofort handgreiflich und griffen grob nach den Oberarmen von zwei der Aktivist:innen und rissen an ihnen herum.

    Dann nach einiger Zeit (mehrere Anwohnerinnen waren schon aus ihren Häusern gekommen) erklärten sie Polizei zu sein und das sie „die Ausweise“ sehen wollten.

    Nachdem ich sie freundlich nach einer Rechtsgrundlage für ihr Handeln gefragt hatte, war die Antwort „weil ich es will“.
    Von mir wolten sie dann auch die Personalien.

    Die ganze Aktion dauerte dann noch ca 45 min. mehrere Lieferfahrzeuge stauten sich hinter dem Querstehenden PKW, mehrere Anwohner:innen beobachteten die skuriele Szenerie.

    Auf meinen Hinweis, dass die Polizeiaktion offensichtlich rechtswidrig sei, sagte der wohl „Chef“ der Truppe, dass er das wisse, sie es aber trotzdem machen.

    Nach besagten ca 45 min, in denen sie auch Telefonieren mit dem Handy unterbanden, gaben sie allen wortlos die Ausweise zurück und fuhren weg.

  6. @ Karsten Hilsen

    „Auf meinen Hinweis, dass die Polizeiaktion offensichtlich rechtswidrig sei…!“

    Ausweiskontrollen sind von der Polizei jederzeit und überall im öffentlichen Raum auch ohne besonderen Grund gestattet.

  7. „Der „Tatort“ Münster befasst sich mit Verschwörungsideologien und endet auf der Bowlingbahn. Zum Glück ist ein Professor am Start.“

    https://www.zeit.de/kultur/film/2022-03/tatort-muenster-ich-bin-ein-mann-der-wissenschaft-obduktionsbericht

  8. @Liesa-Marie

    Das mag sein. Das einzige Mal, dass ich von einem Polizisten in Zivil nach meinem Ausweis gefragt wurde, hat er mir zunächst eine Marke gezeigt und dann höflich nach meinem Ausweis gefragt. Ich bin kein Experte, aber zur Feststellung der Identität sind üblicherweise weder Verkehrsbehinderungen noch Gewaltanwendungen notwendig.

  9. „Ich bin kein Experte, aber zur Feststellung der Identität sind üblicherweise weder Verkehrsbehinderungen noch Gewaltanwendungen notwendig!“

    Naja, ob die Schilderungen wirklich den Tatsachen entspricht, sei mal dahin gestellt.

    Wenn ich z. B. lese…(Karsten Hilsen 7. März 2022 um 01:45)

    „Aus dem Wagen sprangen zwei Menschen, die original wie Schimanski-Doubles aussahen (beide trugen Jeans, entfärbte M65-Parkas und Sonnenbrile, drei-Tage-Bart).“

    … dann gehen bei mir die Alarmglocken an.

    In diesen provokativen reißerischen Worten empfinde ich doch eine gewisse grundsätzliche Abneigung gegen Polizisten bzw. Zivilpolizisten. Sachliche Darstellungen sehen in meinen Augen anders aus.

  10. @ Lisa-Marie, 7. März 2022 um 09:04

    Sie bestätigen mit ihrer flachsen Annahme in schönster Weise meinen Eingangskommentar zum Thema. :)

    Die „echte“ Polizei darf mich auch weder auffordern, „die Stadt nicht zu verlassen“, noch kann sie mich „auch vorladen lassen*“ oder was die freundlichen Tatort-Kommissare sonst so für Stuss unter das Fernsehvolk bringen.

    *Also das kann die Polizei schon machen, aber als potentiell Beschuldigter muss man bescheuert sein, dann da hin zu gehen. Dazu gibt es keinerlei Verpflichtung.

  11. @ Karsten Hilsen

    Ich werde mit Ihnen nicht über TV-Polizisten diskutieren.

  12. @ Lisa-Marie, 7. März 2022 um 12:00

    Es war /genau/ so.
    Mit ihrem (Völlig legitimen) Zweifel an meiner Schilderung kommen wir zu einem weiteren Problem:
    Die Polizei unterbindet regelmäßig und mit allen Kräften, oft gewaltsam, und fast immer rechtswidrig, jede Dokumentation ihrer Handlungen.
    Ich könnte solche Dinge hier sehr konkret weiter ausführen, denke aber, dass das den Rahmen solcher Kommentar-Funktionen sprengen würde.

  13. @ Lisa-Marie, 7. März 2022 um 12:14

    Ich möchte mich auch nicht aufdrängen.

    Leider haben sich unsere jeweiligen Antworten mehrfach überschnitten.

  14. @ Karsten Hilsen
    „Die Polizei unterbindet regelmäßig und mit allen Kräften, oft gewaltsam, und fast immer rechtswidrig, jede Dokumentation ihrer Handlungen!“

    Vermieter sind alle Abzocker.
    Ausländer machen alle krumme Dinger.
    Jura-Studenten sind alles Besserwisser.

    Merken Sie was?

    „Ich könnte solche Dinge hier sehr konkret weiter ausführen, denke aber, dass das den Rahmen solcher Kommentar-Funktionen sprengen würde!“

    Und ich könnte unzählige Beispiele von äußerst korrekten und hilfsbereiten Polizisten aufzählen.

    Ohne Sie kränken zu wollen:
    Könnte es vielleicht etwas mit Ihrem Auftreten bzw. Ihrer negativen Ausstrahlung gegenüber Polizisten zu tun haben? Grundsätzliche Abwehrhaltung zum Beispiel, die man bereits aus 10 Metern erkennt?

  15. @Lisa-Marie/Karsten Hilsen:

    denke aber, dass das den Rahmen solcher Kommentar-Funktionen sprengen würde.

    Ja, irgendwie scheint mir dieser Austausch zu stagnieren und nirgendwo hinzuführen. Vielleicht ist ja alles gesagt?

  16. Dieser Moment, in dem ich mir wünsche, die Schnauze gehalten zu haben… ¯\_(ツ)_/¯

  17. @Bernd Harder

    Sehr gerne. Es war nicht meine Absicht, vom eigentlichen Thema des Blog-Artikels abzubiegen/ abzulenken. Wenn es die Möglichkeit gäbe, hätte ich @Christian auch direkt geantwortet.

    Ich bitte auch um Entschuldigung, falls ich @ LisaMarie zu nahe getreten sein sollte.

  18. @ Karsten Hilsen
    „Ich bitte auch um Entschuldigung, falls ich @ Lisa Marie zu nahe getreten sein sollte!“

    Nein, keine Sorge. Alles in Ordnung.

  19. Der Tatort selber war jedenfalls grandioser Mist.

    Die beiden Komiker haben haben sich irgendwie schon länger überlebt. Der Klamauk ist nicht mehr wirklich lustig, sondern nur noch albern. Jedes Mal guck ich wieder und jedes Mal beneide ich aufs neue meine eingeschlafenen Füße.

    Aber diese Folge war zweifellos der Tiefpunkt an Dümmlichkeit. Kann mir auch nicht vorstellen, dass das noch zu unterbieten ist.

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