Man kann es nicht oft genug wiederholen:
ZEIT ONLINE: Herr Professor Michalsen, wir wollen über Naturheilkunde sprechen. Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Was soll das überhaupt sein?
Andreas Michalsen: Die Naturheilkunde macht sich Heilfaktoren aus der Natur zunutze. Wir arbeiten mit Kälte, Wärme, Entspannung, mit den Wirkstoffen aus Pflanzen, mit ganz verschiedenen Formen von Reizen.
ZEIT ONLINE: Gehört die Homöopathie dazu?
Michalsen: Nein, Naturheilkunde und Homöopathie sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ich habe selbst homöopathische Therapie gelernt, wende sie aber nicht mehr an, weil mir bei meiner eigenen klinischen Anwendung die Effekte nicht gut genug waren.
Wie man schon im Unterricht Schülerinnen und Schüler für diese Unterscheidung sensibilisieren könnte, legen die Biologie-Didaktiker Elvira Schmidt und Dittmar Graf von der Uni Gießen dar:
Der wissenschaftliche Status medizinischer Behandlungen ist bislang allenfalls ein randständiges Thema im Rahmen der schulischen Gesundheitserziehung und des Biologieunterrichts.
Das mag zum Teil daran liegen, dass bis heute kaum Unterrichtsmaterialien zum Thema vorliegen. Diese Lücke möchte das vorliegende Werk zu schließen helfen.
In elf Unterrichtsmodulen werden neu erstellte und evaluierte Unterrichtsanregungen vorgestellt, unter anderem zu den Themen Medizin und Alternativmedizin; Kriterien von Wissenschaft; Erkenntnisgewinnung in der Wissenschaft; Studiendesigns in der Medizin; Hahnemann und die Homöopathie.
Eine Rezension gibt’s im Blog Relativer Quantenquark, ein Interview mit Elvira Schmidt bei den European Skeptics Chronicles.
Zum Weiterlesen:
- „Mich ärgert Unsinn, der unter dem Label Naturheilkunde gemacht wird“, Zeit+ am 9. Januar 2021
- Homöopathie ist keine Naturheilkunde – warum nicht? Susannchen braucht keine Globuli am 16. August 2017
- Homöopathie ist nicht Naturheilkunde, GWUP-Blog am 16. Juli 2010
- Einwand: Homöopathie ist doch Naturheilkunde! INH am 27. Juli 2016
- Biologie-Didaktik: Da draußen, Zeit-Online am 6. Januar 2021
- Elvira Schmidt/Dittmar Graf: Medizin und Wissenschaft. BoD 2020, 180 Seiten, 19,95 €
15. Januar 2021 um 10:52
Immerhin, Herr Michalsen!
Darf man diesem Proponenten einer etwas schwammig daherkommenden Naturheilkunde auch skeptisch gegenüberstehen, wo er Recht hat, hat er Recht.
Die „Werbetreibenden“, insbesondere die Deutsche Homöopathie Union (die von teils skurrilen Werbe- und Testimonial-Tweets einfach nicht ablassen will), sollten es sich hinter die Ohren schreiben: Homöopathie ist keine Naturheilkunde!
Es mag übrigens verwundern, dass eine solche Aussage auch belegt von Dr. Jens Behnke, dem Chefphilosophen der Homöopathiefraktion, vorliegt. Ist aber so – in einem Interview mit Dr. Utz Anhalt aus dem Jahre 2017.
Natürlich wäre es nett, wenn Herr Michalsen zur Homöopathie darüber hinaus auch deren völlige Wertlosigkeit im medizinischen Sinne feststellen würde statt sich auf „zu geringe Effekte“ zurückzuziehen. Nun gut, für einen Vorstand der Carstens-Stiftung mag das ein wenig viel verlangt sein…
Halten wir ihm mal zugute, dass er damit vermutlich auch nur die stets auftretenden Kontexteffekte gemeint hat. Immerhin hat sich seine Vorgängerin an der Charité, Claudia Witt, dazu glasklar geäußert: Es gibt keine Belege dafür, dass homöopathische Medikamente über den Placeboeffekt hinaus wirken.
Aber vielleicht, bei allem Wohlwollen, sollte sich Herr Michalsen doch noch ein wenig mehr mit dem Evidenzbegriff beschäftigen. Den auch für „seine“ Naturheilkunde- und Ernährungspropaganda sollte genau die die Basis bilden.
Und nicht immer und immer wieder der Leerbegriff von der „integrativen“ Medizin (die Herr Michalsen übrigens gern in den Begriff CIM gießen würde – Complementary and Integrative Medicine) – weil er weiß, dass der Begriff CAM inzwischen verbrannt ist…
15. Januar 2021 um 16:30
Auch auf der Webseite vom Skeptical Inquirer:
A Guide to Teach Critical Thinking about Medicine in Schools – Author Elvira Schmidt Talking about her Research
https://skepticalinquirer.org/exclusive/a-guide-to-teach-critical-thinking-about-medicine-in-schools-author-elvira-schmidt-talking-about-her-research/
15. Januar 2021 um 18:27
Nein, die Homöopathie ist keine Naturheilkunde, da die Natur sich an die Naturgesetze halten muß und nicht dem Unsinn*, den sich ein Herr namens Hahnemann ausgedacht hat, folgen kann.
*natürlich basierte das magische Denken des 19. Jahrhunderts auf Analogiezauber, deshalb ist diese Erfindung nicht alleine © Hahnemann ;-)
15. Januar 2021 um 20:44
Der Weilheimer Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Homöopathiekritiker Christian Lübbers über Alternativmedizin in Pandemiezeiten
https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/kommunales/detailansicht-kommunales/artikel/corona-hat-dem-bloedsinn-noch-auftrieb-gegeben.html
18. Februar 2021 um 23:03
Sehr schade, dass auch hier wieder einmal der eigene, eingeschränkte, weil angeblich rein naturwissenschaftliche Blick so derartig zur Verengung führt, dass die Wirkungsweise der Homöopathie gar nicht gesehen werden WILL.
Nun denn, wenn ich kein Radio besäße, könnte ich auch nicht die wunderschöne Musik hören, die trotzdem über die Wellen übertragen wird. Ob ich es nun verstehe oder mit den mir möglichen Mitteln nicht nachweisen kann, die Musik spielt trotzdem.
In diesem Sinne wünsche ich den Herren nur, dass sie ihre Antennen endlich mal auf Empfang ausrichten.
19. Februar 2021 um 00:34
@Barbara Lubkowitz:
In diesem Sinne wünsche ich den Herren nur, dass sie ihre Antennen endlich mal auf Empfang ausrichten.
Und wir wünschen Ihnen nur, dass Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen endlich mal zur Kenntnis nehmen, dass diese „Argumentation“ uralt ist und nicht das Geringste zum Thema beiträgt.
Es geht nicht darum, dass wir „die Wirkung nicht verstehen“ – sondern dass es keine Wirkung gibt:
https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Systematische_Reviews_zur_Hom%c3%b6opathie_-_%c3%9cbersicht
Um in Ihrem Bild zu bleiben:
Das homöopathische Radio kann weder senden noch empfangen werden, da
– weder ein „Sender“ (in Homöopathika ist nichts drin, außerdem existiert kein „Wassergedächtnis“)
– noch ein „Empfänger“ (der menschliche Organismus hat keinerlei Rezeptoren, mit denen nicht-materielle „Informationen“ aufgenommen, entschlüsselt und in konkrete Impulse übersetzt werden könnten)
vorhanden ist.
Mit Ihrem Vergleich, auf den Sie gewiss sehr stolz sind, haben wir uns längst ausführlich beschäftigt:
https://netzwerk-homoeopathie.info/einwand-cds-speichern-information-doch-auch/
https://blog.gwup.net/2011/07/19/die-homoopathie-cd-hat-einen-sprung/
19. Februar 2021 um 06:50
@Barbara Lubkowitz
Sehr schade, das Sie keine Radio und Fersehtechnikerin sind. Oder sonst wie eine elektotechnische Bildung haben. So werden Sie wohl nie verstehen, auf wie vielen Ebenen Ihr unglaublich kreativer „Vergleich“ hinkt.
Er ist derart schräg, Ich glaube Sie hören die „wunderschöne Musik“ auch ganz gut ohne Radio.
Welle Lubkowitz LIVE on Air!
Die Ironie, die dadurch entsteht, dass Sie Wissenschaftsfeindliches mit den Errungenschaften eben dieser selben Wissenschaft verbreiten, sehen Sie nicht, oder?
Vergessen Sie bitte nicht, auch die Damen zu Inkludieren, die bekommen nämlich auch gern Fan-Post. Das meiste, über Elektromotoren, habe Ich jedenfalls, von einer Frau gelernt. Die gute, war eine bärbeißige Berliner Schnauze und hätte Sie in ihrem Unterricht gefressen.
Danach können Sie alle Anschlusstypen wie Ihre lieblings Plätzchen runter beten. Nicht mal vor meiner eigenen Mutter hatte Ich solch einen Respekt.
@Bernd Harder
*Das homöopathische Radio* – Vielen Dank dafür! Das ist einfach großartig.
„Wir werden wohl nie wirklich verstehen, warum das homöopathische Radio stumm bleibt.“
„Vielleicht, wenn wir an der Seite klopfen?“
„Haben Sie schon mal darüber nach gedacht, es AUS und wieder EIN, zu schalten?“
19. Februar 2021 um 19:18
@Barbara Lubkowitz
„dass die Wirkungsweise der Homöopathie gar nicht gesehen werden WILL“
Solange keine Wirkung der Homöopathie sichtbar ist, ist die Frage nach einer Wirkungsweise obsolet.
„könnte ich auch nicht die wunderschöne Musik hören“
Dann reden sie höchstwahrscheinlich von UKW, das FM-moduliert (=frequenz-…) funktioniert, oder? Und gucken Sie mal bei wiki unter UKW, dort erfahren Sie, wie das funktioniert.
„Ob ich es nun verstehe oder mit den mir möglichen Mitteln nicht nachweisen kann“
Signale (und Musik ist ein mögliches Signal) per Funk (zB UKW) zu übertragen, ist seit langer Zeit verstanden.
Wer es allerdings nicht verstehen kann oder will … tja …
Der Nachweis ist doch der Empfang der Funkwellen und die daraus extrahierte und gehörte Musik, Sprache, Geräusche.
Andernfalls könnte (statt des Radio) ein Oszi(llator) das per Antenne empfangene Signal optisch darstellen und nachweisen.
Bei Homöopathie gibt es weder Sender noch Empfänger, keine Wirkung und deshalb auch keine Wirkungsweise, und deshalb auch (seit 200+ Jahren) keinerlei Nachweise.
Homöopathie ist (schon lange) tot. Steigen sie von Ihren toten Pferd ab, lassen Sie es liegen.
Es wird nicht mal verwesen, weil noch nie was dran war außer Hirnfürze und Pippi-Langstrumpf-artiges Wunschdenken u/o religionsähnliches magisches Denken.
19. Februar 2021 um 20:44
Beim Quizduell im Ersten wurde heute die Frage gestellt, unter welchem Namen die Calendula „als beliebter Bestandteil homöopathischer Salben“ bekannt sei.
Ich hätte nun eher das „sanfte Nichts“ vermutet – es stand aber nicht zur Auswahl. Fälschlicherweise war „Ringelblume“ die richtige Antwort – und das „wussten“ auch alle. Keine Einwände.
Diese Art von Werbung für Quacksalberei im örRf mag ich nicht, und habe auch gleich einen Kommentar abgeschickt.
20. Februar 2021 um 09:12
@Bierkönig
In diesem Fall haben aber sowohl die ARD als auch die Kandidaten Recht. Ich zitiere aus einer Produktbeschreibung für Calendula-Salbe: „Wirkstoff – Calendula officinalis 2a Urtinktur“
Urtinktur, das ist Wirkstoff in Reinform.
Man kann aber darüber sprechen, ob Ringelblume überhaupt eine medizinische Heilwirkung hat. Die EMA sagt: Nein, ist anhand von Studien nicht ausreichend belegt.
20. Februar 2021 um 21:12
Ich möchte nicht die pharmazeutische Wirkung der Ringelblume in der gängig verabreichten Dosis bestreiten. Bei einer Zubereitung nach Hahnemanns zweitem Postulat, das da hieß: „Viel Verdünnung hilft viel besser“ ist eine ebensolche spätestens unter 10^-23 aber definitiv nicht mehr zu erwarten.
„Calendula officinalis 2a Urtinktur“ ist kein homöopathisches Zaubergebräu, sondern eindeutig den Phytopharmaka zuzuordnen.
Es geht hier um die unzulässige Gleichsetzung von Homöopathie und Naturheilkunde – falls das jemandem entgangen sein sollte.