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Homöopathie und „ein Kernproblem grüner Politik“

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Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe (42/2019) über den Antrag einer Gruppe von grünen Jungpolitikern „gegen die derzeitige Bevorteilung der Homöopathie“.

Seither, schreibt das Magazin

…. tobt eine wilde Debatte in der Partei. Abgeordnete, Grünengeschäftsstellen, der Bundesvorstand und die Mitglieder der Antragskommission werden von Verbänden der Alternativmedizin mit E-Mails bombardiert. Zum ursprünglichen Homöopathieantrag gibt es drei Gegenanträge. In der Parteispitze geht die Sorge um, dass die Debatte auf dem Parteitag [15. bis 17. November in Bielefeld] relevantere Themen überlagern könnte.

Im Weiteren beschreibt der Spiegel-Redakteur sowohl die versuchte Einflussnahme der Globuli-Lobbyisten …

Der Gegenantrag „Förderung der integrativen Medizin“, ebenfalls von einfachen Parteimitgliedern eingebracht, enthält eine Passage, die sich nahezu wortwörtlich in einem offenen Brief wiederfindet, den Dachverbände der Homöopathie und andere alternativmedizinische Vereinigungen an die Kassenärztliche Bundesvereinigung geschrieben haben.

als auch „ein Kernproblem grüner Politik“ …

In Teilen der Anhängerschaft der Grünen wird immer noch die Distanz zur modernen Naturwissenschaft gepflegt. Dazu gehören die Gegner der Schulmedizin, die sich nicht dadurch beirren lassen, dass die Homöopathie nachweislich keine Wirkung über den Placeboeffekt hinaus hat. Dazu gehören Anhänger der biodynamischen Landwirtschaft, die daran glauben, dass eine bei Neumond ausgebrachte Mischung aus Bergkristall und Kuhhorn die Erträge verbessert. Es ist ein Milieu im Dunstkreis von Anthroposophie, Esoterik und fragwürdigen Heilmethoden, das seine politische Heimat oft bei den Grünen gefunden hat.

und schließlich den Streit um die Homöopathie bei den Grünen als Ausdruck eines „tief gehenden Problems“:

Wie weit ist die Partei bereit, sich von identitätsstiftenden Positionen zu lösen, die wissenschaftlich fragwürdig sind? Es ist eine Frage, die das Selbstverständnis und die politische Verortung der Grünen betrifft. So regt sich mittlerweile auch Widerstand gegen die kategorische Ablehnung der Gentechnik in der Landwirtschaft, die es wieder ins Europawahlprogramm der Partei geschafft hat. Vor allem manche jüngere Parteimitglieder nähern sich dieser Frage ganz unideologisch.

Wie stehen nun die Chancen für den Homöopathie-Antrag vom Tim Demisch und Co.?

Der Bundesvorstand beschloss auf einer Besprechung am vergangenen Montag, den Initiatoren der vier Anträge vorzuschlagen, die Debatte auf einer Fachkonferenz zu führen oder sie in eine Kommission zu verlagern. Hauptsache, nach dem Parteitag.

Aktuelle Interviews zu dem Antrag gibt es bei Yahoo mit Tim Demisch und in der Badischen Zeitung mit Jan Otto.

Zum Weiterlesen:

  • Kristalle im Kuhhorn, Der Spiegel 42/2019 und bei Spiegel-Online+
  • Freiburger Grünenpolitiker zur Homöopathie: „Mit dem Geld kann man deutlich Besseres machen“, Badische Zeitung am 11. Oktober 2019
  • Homöopathie: Der Kaiser ist nackt! yahoo am 11. Oktober 2019
  • Jetzt im Wortlaut: Antrag „gegen die Bevorteilung der Homöopathie“ für den Grünen- Bundesparteitag, GWUP-Blog am 5. September 2019
  • „Ein homöopathiekritischer Artikel provoziert eine Debatte bei den Grünen“: das taz-Nachbeben, GWUP-Blog am 8. März 2019
  • Homöopathie: Auch in der SPD regt sich Widerstand gegen die Kostenerstattung, GWUP-Blog am 9. Oktober 2019
  • Die Homöopathie-Lobby souffliert grüne Delegiertenanträge, Gesundheits-Check am 5. Oktober 2019

3 Kommentare

  1. Sanfte Heilung oder Hokuspokus? Den Grünen droht auf ihrem Parteitag ein Streit über den Sinn und Unsinn von Homöopathie. Der Vorstand ist alarmiert.

    https://taz.de/Gruene-und-Homoeophatie/!5629256/

  2. Die Grünen werden beschließen, dass man den Wunsch vieler Menschen nach dicken Autos und gegen ein Tempolimit ernst nehmen muss. Bevormundung sei keine Lösung.

    Oder bringe ich da jetzt etwas durcheinander?

  3. Man könnte, wie in Österreich geschehen, die häretische Jugend einfach rausschmeißen.
    https://www.derstandard.at/story/2000055110108/junge-gruene-entschuldigen-sich-bei-eva-glawischnig
    Schon wäre der notwendige geistige Spagat abgewendet.

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