Interessanter Debattenbeitrag von Dr. Florian Aigner:
Der Spaß ist vorbei. Lange Zeit war Technologie hauptsächlich dazu da, unser Leben angenehmer zu machen […]
Das ist nun anders. Wissenschaft und Technologie ist kein Luxus mehr, den wir uns gönnen dürfen, wenn am Ende noch ein bisschen Geld übrig ist, sondern eine Überlebensfrage. Wir haben unseren Planeten aus dem Gleichgewicht gebracht und können das mit unserem heutigen Wissen nicht wieder in Ordnung bringen […]
Müssen wir also zu einem romantisch-vorindustriellen Lebensstil zurückkehren? Was ist, wenn wir auf die Technik wieder verzichten und im Garten Schafe grasen lassen, so wie früher?
Nein. Jeder Versuch, die technologische Entwicklung umzukehren wäre völlig sinnlos. Selbst wenn wir beschließen, ab morgen wieder so zu leben wie im achtzehnten Jahrhundert, würden wir die Welt damit nicht retten […]
Wir müssen die Gesetze der Natur besser verstehen und die Sache mit der richtigen Technologie wieder in Ordnung bringen. Nicht durch ein Zurück in vortechnologische Zeiten können wir unsere Probleme in den Griff bekommen, sondern durch mehr Wissenschaft und Technologie […]
All das wird eine Menge Arbeit. Aber es sind keine aussichtlosen Aufgaben.
Was wir dafür aber brauchen, ist ein gesellschaftlicher Konsens, dass Wissenschaft und Forschung keine nette Fleißaufgabe ist, der man sich widmet, um ein paar neue spaßige Technik-Spielzeuge zu entwickeln. Die mögen als Nebenprodukte entstehen. Aber Forschung und Technologie brauchen wir heute in erster Linie dafür, um das Überleben unserer Spezies zu sichern. Wir haben keine Zeit zu verlieren.
Zum Weiterlesen:
- Forschen oder sterben, futurezone am 18. September 2018
20. September 2018 um 06:46
„Die technische Forschung schenkte uns elektrische Dosenöffner, Staubsaug-Roboter und Katzenvideos.“
Geht es noch blöder?
„Müssen wir also zu einem romantisch-vorindustriellen Lebensstil zurückkehren?“
Geht es noch simpler?
„… um das Überleben unserer Spezies zu sichern …“
Geht es noch dramatischer?
Für welche Zielgruppe/Filterblase schreibt dieser Mensch bloß? Facebook-, Twitter & Instagram- Konsumenten?
20. September 2018 um 12:11
Alter (nuklear)Wein in neue Schläuche gefüllt.
Früher lautete die Parole: „Ohne Atomstrom (später dann Kernenergie) gehen die Lichter aus“.
Oder : „Atomkraftgegner überwintern im Dunkeln mit kaltem Hintern“.
(Den Aufkleber bekam ich im Atomkraftwerk Stade)
Oder: „Steinzeit nein danke“ (auch beim Atomkraftwerk Stade)
(soviel auch zu der rationalen und „sachlichen“ Bürgerinformation)
Dass jenes Kraftwerk, hochsubventioniert, praktisch ausschließlich für das Werk des Chemie-Konzerns „Dow-Chemical“ produzierte, erfuhren die interessierten Bürger dort nicht.
Nein, Menschen, die die Nutzung der Atomkernenergie aus sehr rationalen Gründen ablehnen, sind keineswegs forschungs- oder wissenschaftsfeindlich.
Atomkraftkritiker waren schon lange vor 1987 skeptisch.
20. September 2018 um 12:16
@Karsten:
Kann an meiner Wahrnehmung liegen, aber ich finde in dem Beitrag nicht mal andeutungsweise etwas über „Nuklar“-Wein:
„Wir müssen Möglichkeiten finden, unseren Energiebedarf auf nachhaltige Weise zu decken“
Sonst steht da nix.
20. September 2018 um 12:38
Bernd Harder, 20. September 2018 um 12:16
Zufällig hatte Tobias Ginsburg gestern abend in Lüneburg, eine Lesung aus seinem sehr empfehlenswerten Buch gelesen, bei der ich teilnehmen durfte und konnte.
(Organisiert von der Friedrich Naumann Stiftung.)
Die Methode hier, im Skeptiker-Blog, ist (Bezogen auf die umstrittenen Themen Atomkraft und Gentechnologie /genau/ die Gleiche, wie die, bei den modernen Antisemiten.
Jene brauchen das Wort „Jude“ auch nicht explizit zu sagen.
Wenn z.b. vom „Völkermörder Israel“ gesprochen wird, ist aber klar, dass das letztlich die uralte Wahnvorstellung von den jüdischen Ritualmorden an christlichen Kindern ist.
(Und nein, mit dem Hinweis auf die identische Rhetorik-Methode liegt es mir dennoch völlig fern, Skeptiker irgendwie als Antisemiten zu bezeichnen.)
Gruß Karsten
20. September 2018 um 12:56
@Karsten:
Bei den „umstrittenen Themen Atomkraft und Gentechnologie“ gibt es überhaupt keine „Rhetorik-Methode“ und schon gar nicht diejenige, welche Sie anzudeuten belieben – sondern die Begriffe werden ja stets explizit genannt und ausgesprochen.
Oder soll ich mal nachzählen, wie oft Sie, Dr. Aust und alle anderen Diskutanten bei der Atom-Diskussion nebenan von „Atomkraftwerken“, „Kernreaktoren“ etc. schreiben?
Was genau wird da von wem mit welcher „Rhetorik-Methode“ verbrämt oder nur angedeutet?
Der obige Artikel wiederum ist nicht originär hier im Blog erschienen, sondern bei futurezone – also geht Ihr Vorwurf „Hier im Skeptiker-Blog“ von Vorneherein ins Leere.
Tatsache bleibt trotzdem, dass darin nur der eine Satz steht:
„Wir müssen Möglichkeiten finden, unseren Energiebedarf auf nachhaltige Weise zu decken“
Wenn Dr. Aigner, wie Sie unterstellen, damit quasi „wie ein moderner Antisemit“ ausschließlich die Atomkraft meinen würde, dann hätte er das ganz sicher genau so hingeschrieben, denn auch er hat sich schon öfter zu dem Thema geäußert, und zwar ebenfalls ohne jede verschleiernde „Rhetorik-Methode“, z.B.:
https://blog.gwup.net/2016/03/17/reaktorkatastrophen-zwischen-angstmache-und-verharmlosung/
Dass mit „Möglichkeiten, unseren Energiebedarf auf nachhaltige Weise zu decken“ mit großer Sicherheit keineswegs nur und ausschließlich Kernkraft gemeint ist, könnten Sie z.B. diesem Beitrag von Herrn Sarma entnehmen:
https://blog.gwup.net/2017/09/18/energiepolitik-wider-das-schwarz-weis-denken-der-puristen/
Ich kann Ihren Anti-Atom-Aktivismus – auch schon rein altersmäßig – ja nachvollziehen – aber bitte nicht überall Gespenster sehen.
Gruß, Bernd
20. September 2018 um 13:29
@ Bernd Harder:
Ich danke zunächst für die sehr ausführliche Antwort auf meinen Kommentar.
Insbesondere auf die mögliche Gefahr des „Gespenstersehens“, also irriger Annahme von Zusammenhängen.
(Klar, es geht ja bei der GWUP sehr oft um Wahrnehmungspsychologie)
Später mehr.
Gruß Karsten
20. September 2018 um 13:49
@Karsten:
„also irriger Annahme von Zusammenhängen.“
Das meine ich in dem Fall nicht mal unbedingt.
Es geht mir eher um die Vermutung/Annahme, dass – im konkreten Fall – Dr. Aigner versuchen würde, eine Art hidden agenda mit seinem Beitrag zu transportieren.
Ich denke, Herr Aigner würde seine Überzeugung durchaus nicht verstecken und ich persönlich kann Ihre Schlussfolgerung aus dem einen Satz auch nicht herauslesen.
20. September 2018 um 15:58
Das war jetzt aber schon ein kleiner Godwin.
Pingback: Wir sollten mehr auf die Wissenschaft hören – stohl.de
2. März 2019 um 13:35
Immer mehr Menschen sehen in Wissenschaft und Technik vor allem eine Gefahr. Dabei wird leicht vergessen, dass Forschung Fortschritt und damit ein besseres Leben erst ermöglicht, meint Wissenschaftskabarettist Vince Ebert.
https://www.spektrum.de/kolumne/was-waere-wenn-man-mehr-auf-wissenschaftler-hoeren-wuerde/1627252