gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

30. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Über „Pseudo-Skeptizismus“: Nikil Mukerji bei Michael Shermer

Der Leiter des Zentrums für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP, Dr. Nikil Mukerji, hat bei dem amerikanischen Skeptiker Michael Shermer einen Beitrag zum Thema „Pseudo-Skepticism“ veröffentlicht:

Mukerji skizziert darin acht Ansatzpunkte, wie skeptische Organisationen sich vor „Trojanischen Pferden“ schützen können.

Zum Weiterlesen:

29. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Video: „Verschwörungsinhalte als Geschäftsmodell“ von der re:publica Hamburg 2024

Wie schon 2023 in Berlin gab’s auch bei der re:publica 2024 in Hamburg einen Kurzvortrag zum Thema

Wie Verschwörungstheoretiker*innen online Geld machen

Die Referentin Lena Kostuj von der Leuphana Universität Lüneburg stellte verschiedene Möglichkeiten von „Verschwörungsunternehmern“ vor, ihre Inhalte zu monetarisieren, zum Beispiel mit Online-Shops, Coaching-Angeboten oder über Content Creation:

Die Playlist der re:publica Hamburg findet sich hier, darunter sind Videos mit Ingrid Brodning („How to – Reagieren auf wütende und verrohte Diskussionen“) und Rahel Süß („Demokratie der Zukunft“).

Zum Weiterlesen:

  • The Paranoid Style for Sale: Conspiracy Entrepreneurs, Marketplace Bots, and Surveillance Capitalism, symploke Volume 29, Numbers 1-2, 2021
  • Remarks on conspiracy theory entrepreneurs, Cambridge University Press am 1. Januar 2024
  • Video: „Geld verdienen mit Verschwörungstheorien“ bei der re:publica in Berlin, GWUP-Blog am 7. Juni 2023
  • Neu bei Verschwörung & Fakten: „Reich mit Verschwörungen?“ GWUP-Blog am 21. Mai 2021

28. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Dr. Hegedüs-Video: „Abnehmen im Liegen?“ Was sagen eigentlich die Kunden dazu?

Beim ersten Video war es mir noch gar nicht bewusst, aber es wird eine der spannendsten Geschichten des Jahres.

Dr. Janos Hegedüs hat das zweite Video zum Thema „Abnehmen im Liegen“ veröffentlicht – „und es wird noch ein drittes folgen“:

In diesem Beitrag geht es um die Sicht der Kunden:

Wie sind eigentlich die Bewertungen zu diesem Angebot? Kann man als Laie überhaupt erkennen, wie unseriös diese Versprechen sind? Ich habe sogar jemanden gefunden, der tatsächlich an einer Behandlung teilgenommen hat und über die Erfahrungen aus erster Hand berichten kann.

Im dritten Teil geht es dann um eine juristische Bewertung.

Zum Weiterlesen:

  • Dr. Hegedüs-Video: „Abnehmen im Liegen“ geht so wie Fliegen mit Gummibärchenbrause, GWUP-Blog am 1. Oktober 2024
  • Skeptical-Video: Janos Hegedüs über Aufklärung, Drohungen, Hasskommentare, Beleidigungen, GWUP-Blog am 30. Mai 2024

27. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Debattenkultur, Fehlschlüsse und mehr: BiasedSkeptics zu Gast beim „Skeptrum“-Kanal

Neu im Skeptrum:

Debattenkultur, Atheismus und logische Fehlschlüsse mit BiasedSkeptic

Welche Werkzeuge braucht man für eine konstruktive Debattenkultur? Warum leben wir gefühlt nur noch zwischen Extremen?

In Folge #04 spricht imp mit Matze alias BiasedSkeptic über Debattenkultur im Allgemeinen und Fehlschlüsse im Besonderen und über Religion, Extremismus und Atheismus.

Zum Weiterlesen:

  • „Fehlschlüsse und kognitive Verzerrungen“ bei BiasedSkeptic, GWUP-Blog am 10. Oktober 2024
  • „Fehlschluss der Woche“ bei den Shorts von BiasedSkeptic, GWUP-Blog am 14. Juni 2024
  • Matthias A. Narr: Dialog statt Dogma – Wie wir gesellschaftliche Konflikte lösen, ohne zu spalten. Eulogia 2024, 182 Seiten, 19,99 €
  • Video: „Dialog statt Dogma“ vom 25. Oktober 2024

27. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Video: Das okkulte Wissen der Finanzelite bei den Science Cops

Deven Schuller habt ihr auf YouTube bestimmt auch schon einmal als Werbung angezeigt bekommen?

Mit diesem „selbsternannten Finanzexperten“ befassen sich die Quarks Science Cops in ihrer aktuellen Folge:

Deven Schuller präsentiert eine dramatische Lebensgeschichte voller persönlicher Schicksalsschläge, die schließlich durch einen mysteriösen Mentor und okkultem Wissen eine glückliche Wendung nimmt.

Die Science Cops finden aber schnell Hinweise auf Widersprüche in Schullers Geschichte und gehen in diesem Podcast der Frage nach, ob seine Versprechungen nicht möglicherweise übertrieben sind.

Als Urlaubsvertretung für Jonathan Focke ist Jana Heck mit dabei. Die Folge gibt’s als Podcast und bei Youtube.

Eine Studie zu deutschsprachigen Finanz-Influencern auf Instagram führt derzeit die HHL Leipzig Graduate School of Management durch.

Zum Weiterlesen:

  • Geldanlage im Reich der Schwurbler, finance-fwd am 6. September 2024
  • Bezahlte Lobeshymnen auf Influencer: Wie Medien ihre Glaubwürdigkeit riskieren, tagesschau.de am 29. August 2024
  • Finfluencer geben Einblick – Größte Befragung deutschsprachiger Finanz-Influencer auf Instagram, iwd am 24. September 2024

27. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Marienerscheinungen und alte Zauberschriften: Vorträge an Halloween in Augsburg

Am 17. Oktober 1999 gingen die „Marienerscheinungen“ im saarländischen Marpingen zu Ende – diese waren „von der Muttergottes von vornherein auf 13 begrenzt worden“, berichteten wir damals im Skeptiker (4/1999).

Das ist 25 Jahre her. Wie ging die Geschichte weiter?

Es verdichteten sich die Hinweise, dass es sich bei den „Erscheinungen“ um eine Inszenierung der „Marianischen Priesterbewegung“ handelte, wie verschiedene Medien mutmaßten (z.B. Süddeutsche, Welt und Kontraste):

Dessen eingedenk, fiel das Urteil der Amtskirche vergleichsweise salomonisch aus:

Non constat de supernaturalitate

Was soviel heißt wie:

Es stehe „nicht fest, dass den Ereignissen in Marpingen aus den Jahren 1876 und 1999 ein übernatürlicher Charakter zukommt“. Also ein wachsweicher Kompromiss zwischen „Übernatürlich“ und „Nicht-Übernatürlich“. Offensichtlich ging es dem Bischof von Trier darum,

… in diesen glaubensarmen Zeiten weder die Anhänger der kindlichen Marienfrömmigkeit noch die Zweifler zu vergrätzen.

Dem Saarländischen Rundfunk zufolge ist „von dem Hype nicht mehr viel übrig“, an den Gebetsstätten im Härtelwald zu Marpingen sei aktuell wenig los.

Am Donnerstag (31. Oktober) berichtet Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder im Annapam (Augsburg) von seinen persönlichen Eindrücken damals in Marpingen und an weiteren „Erscheinungsorten“ wie Fatima und Medjugorje.

Los geht’s um 19.30 Uhr im Gewölbekeller. Der Eintritt ist frei.

Am Vortag (Mittwoch, 30. Oktober) referiert der Volkskundler Dr. Stephan Bachter, ehemaliges Mitglied des GWUP-Wissenschaftsrats, im Stadtarchiv über eine „Augsburger Zauberschrift aus dem 18. Jahrhundert und ihren Kontext“.

Beginn ist um 19 Uhr.

Zum Weiterlesen:

  • Der Härtelwald ein Vierteljahrhundert nach der Marienerscheinung, sr am 20. Oktober 2024
  • Vom Himmel hoch: Die Marienerscheinungen von Marpingen, Skeptiker 4/1999
  • Inszenierte Marienerscheinung und die neuen „Wunder“-Regeln der katholischen Kirche, GWUP-Blog am 19. August 2024
  • Vatikan über die „Erscheinungen“ von Medjugorje: Nicht übernatürlich, aber too big to fail, GWUP-Blog am 19. September 2024

25. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Skeptics in the Pub Wien: Wie sich Verschwörungstheorien in den sozialen Medien verbreiten

Mit maschinellem Lernen der digitalen Ausbreitung von Verschwörungstheorien auf der Spur

war im Oktober das Thema bei Skeptics in the Pub Wien:

Das Projekt “ORIentation in cONspiracy” (ORION) untersucht, wie sich Verschwörungstheorien auf sozialen Medienplattformen verbreiten und an Bedeutung gewinnen, insbesondere im digitalen Zeitalter.

Mithilfe modernster KI-Tools und maschinellem Lernen analysieren wir über 60 Millionen Nachrichten aus deutschen Telegram-Kanälen, um verborgene Muster in diesen Erzählungen zu erkennen. Wir wollen nicht nur verstehen, was diese potenziell gewaltverherrlichenden Theorien so populär macht, sondern auch, wie Online-Plattformen, Algorithmen und deren Designentscheidungen zu ihrer Verbreitung beitragen.

Mit unserem Ansatz wollen wir verstehen, wie sich Desinformationen, Hate-Speech und Verschwörungstheorien ausbreiten und wie soziale Medien gestaltet werden könnten, um die Verbreitung schädlicher Inhalte zu verringern.

Durch den Einsatz von statistischen Methoden an Textdaten gewinnen wir neue Einblicke in die Auswirkungen dieser Erzählungen auf die Gesellschaft und wollen verstehen, wie Technologie und menschliches Verhalten bei der Gestaltung von öffentlicher Meinung und politischen Entscheidungen zusammenwirken.

Die Referenten sind Elisabeth Höldrich und Mathias Angermaier.

Die nächste Veranstaltung „Nobelpreisträger auf Holzwegen“ findet am 6. November im Aera statt.

Zum Weiterlesen:

  • „Die letzte Verschwörung“: Eine Oper zur Lage der Aufklärung feierte deutsche Erstaufführung, GWUP-Blog am 23. Oktober 2024
  • Studie: Mit ChatGPT gegen Verschwörungstheorien? Ganz so einfach ist das nicht, GWUP-Blog am 10. Oktober 2024
  • Sekten 2.0: Wie KI zur neuen religiösen Autorität wird, hpd am 25. Oktober 2024

25. Oktober 2024
von Bernd Harder
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Organspendenzwang? Video von Dr. Janos Hegedüs

Weil

… wir dieses Thema für besonders wichtig halten

stellt Janos Hegedüs eine Podcast-Folge auch für Nicht-Kanalmitglieder und Nicht-Patreons zur Verfügung:

Kommt der Organspendenzwang? Ist Deutschland auch bald dran?

In der Schweiz gilt seit einiger Zeit eine sogenannte Opt-Out-Regelung. Dort ist jeder automatisch Organspender, solange er sich nicht aktiv dagegen entschieden hat.

In Deutschland hingegen ist es umgekehrt: Hier muss man der Organspende ausdrücklich zustimmen – sonst bleibt man kein Spender. Doch könnte sich das bald ändern? Was spricht für eine Anpassung der Regelung in Deutschland? Und was sind die häufigsten Gründe, warum Menschen die Organspende ablehnen?

In diesem Video gehe ich den Mythen und Ängsten rund um das Thema Organspende auf den Grund und zeige, was wirklich hinter den Bedenken steckt.

Viele Infos zum Thema gibt es im Organspende-Wiki.

In diesem Zusammenhang weisen wir auch noch einmal auf unsere Blogposts

hin.

Zum Weiterlesen:

  • NGF60: „Eine Organspende und ihre Geschichte“ am 2. März 2023
  • Grams‘ Sprechstunde: Organspende – Ein Akt der Nächstenliebe? detektor.fm am 30. April 2020
  • Widerspruchsregel: Jeder soll Organspender werden, Deutschlandfunk am 4. Juni 2024
  • Neue Todesdefinition vorgeschlagen, tagesschau.de am 15. Oktober 2024
  • Herztote für Organspende? FAZ am 24. Oktober 2024
  • Keine Trendwende bei Bereitschaft zur Organspende, tagesspiegel am 24. Oktober 2024
  • Stagnierende Spendebereitschaft, Organe bleiben rare Güter, aerzteblatt am 24. Oktober 2024

23. Oktober 2024
von Bernd Harder
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„Die letzte Verschwörung“: Eine Oper zur Lage der Aufklärung feierte deutsche Erstaufführung

Was wäre, wenn …

… der Flacherdler, der 2016 bei „Domian“ in der Sendung anrief, den Moderator eingelullt hätte mit seinen Pseudo-Argumenten – und Jürgen Domian daraufhin völlig abgedreht wäre, bis hin zu Jobverlust, Ehe-Aus, einem eigenen Schwurbel-Kanal im Internet und bewaffneter Radikalisierung?

Das ist ungefähr der Plot der Oper „Die letzte Verschwörung“, die am Samstag ihre deutsche Erstaufführung am Staatstheater Augsburg feierte.

Wer wollte, konnte sich im Vorraum stilecht ausstaffieren, bevor die „Oper zur Lage der Aufklärung“ (Augsburger Allgemeine) das Premierenpublikum „hinein in den Kaninchenbau der Verschwörungsmythen“ zog:

Der erfolgreiche Talkshowmoderator Friedrich Quant gerät in einen Strudel an Verschwörungstheorien, die alle wahr sind. Es beginnt mit einer schicksalhaften Begegnung mit einem vermeintlichen Flat-Earther, durch die Quant immer mehr in die Welt der Zweifler an unserer Wirklichkeit gerät.

Doch jedes Mal, wenn er glaubt, die Wahrheit enthüllt zu haben, tut sich eine neue unglaubliche Verschwörung auf. Hinter jeder Ecke lauert eine neue Erklärung für die Welt, die noch absurder und gleichzeitig doch realer ist als die vorige,

fasst das Operetten-Lexikon die Story zusammen.

Wolfgang Schwaninger als „Friedrich Quant“. Foto: Jan-Pieter Fuhr

All das führt zu einer mehr und mehr burlesken und schrillen Handlung, in der Reptilienwesen, Aliens, KI und simulierte Welten eine Rolle spielen. Als Quant letztendlich die „letzte Verschwörung“ aufdeckt, ist nichts mehr, wie es vorher war.

Eine „Explosion an Gedankengebilden“ nennt die Lokalpresse das.

Und in der Tat dürften themenversierte Skeptiker ihre Freude daran haben, Verschwörungsmythen von Adrenochrom über Elvis lebt bis hin zu Pizzagate zu dechiffrieren:

Pizzas belegt mit Kindermenschenfleisch? Foto: Jan-Pieter Fuhr

Außerdem schadet es nicht, „Matrix“, „Es“ und „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ gesehen zu haben.

Nur von den zahllosen Corona-Mythen ist in den zwei Stunden nichts zu hören. Warum nicht?

Moritz Eggert, der Komponist und Librettist von „Die letzte Verschwörung“, gegenüber unserem Blog:

Ich habe Verschwörungserzählungen über die Pandemie ausgeklammert, weil ich sicher war, dass wir alle von dem Thema genug haben. Es war zwar schon so, dass die Arbeit an „Die letzte Verschwörung“ für mich persönlich auch etwas Kathartisches hatte, weil ich mir den ganzen Corona-Frust ein wenig von der Seele schreiben konnte.

Und natürlich habe ich Brüche erlebt, auch im engsten Bekanntenkreis, ich kenne Kollegen, die so weit abgedriftet sind, dass sie ihre Karriere ruiniert haben. Das ist alles sehr traurig, aber ich möchte das Publikum nicht mit Problematiken langweilen, die uns bis hier stehen.

Der Komponist und Librettist Moritz Eggert (r.)

Im Gespräch erweist sich Eggert als überaus kundiger Experte für das Thema, und in seinem vielgelesenen Bad Blog of Musick finden sich auch Beiträge zu Hildmann, Wodarg, Anselm Lenz und Co.

Möchte er nun mit einer modernen Oper Verschwörungsgläubige zum Umdenken bewegen?

Eggert:

Wir pflegen in Deutschland so ein wenig das Klischee, dass Kunst erziehen soll. Bei einer Podiumsdiskussion von Kulturschaffenden ist mal der Satz gefallen: „Wir wollen unser Publikum zu liberalem Denken erziehen.“ Das halte ich für hochproblematisch.

Wenn ich einen Stoff wie „Die letzte Verschwörung“ behandele, dann möchte ich, dass das Publikum sich am Ende sich seine eigenen Gedanken macht, zu eigene Antworten kommt – die will ich nicht vorgeben. Kunst ist für mich ein wilder Raum, wo Ideen und Probleme verhandelt werden.

Wichtig war mir nur, Verschwörungstheorien zu einem Thema von Kunst zu machen, damit diese Auseinandersetzung stattfinden kann.

Die Verschwörungstheoretiker Dieter Urban (Shin Yeo, l.) und Lara Lechner (Jihyun Cecilia Lee). Foto: Jan-Pieter Fuhr

Unterstützt wird er dabei von einem Ensemble, das „mit starken, maximal motivierten Sängerdarstellern bei der Sache ist“, wie das Online-Magazin concerti schreibt. Wolfgang Schwaninger (oben M.) „führt als ideale Mischung eines Charakter- und Heldentenors die tolle Truppe an“.

Schwaninger ist übrigens studierter Jurist und arbeitete während der Coronakrise wieder als Rechtsanwalt, hauptsächlich für Theatermitarbeiter, für die er unter anderem um Ausfallgagen und Entschädigungen stritt.

Wir wollten von ihm wissen: Haben diese Erfahrungen ihm geholfen, sich in die Bühnenfigur Friedrich Quant einzufinden?

Schwaninger:

Da muss ich sagen, nein. Ich habe in der Coronakrise natürlich das gesellschaftsspaltende Potenzial von Verschwörungstheorien gesehen, auch in meinem persönlichen Umfeld sind Beziehungen und Freundschaften zerbrochen – aber „Die letzte Verschwörung“ ist ja gleichsam coronafrei.

Ich finde das sehr klug von Moritz Eggert, dass er dieses Thema komplett ausgespart hat. Wir bewegen uns mit dem Stück im Bereich von allen möglichen seltsamen Behauptungen, von den Flatearthern über Pizzagate und Elvis lebt bis hin zu Reptilienmenschen, und die Künstlicher Intelligenz mischt sich auch noch irgendwie darunter.

Das sind alles Narrative, in die man mit einer gewissen Konträrfaszination genüsslich eintauchen kann. Aber Coronamythen, denke ich, hätten dieser eher leichten Oper nicht gutgetan.

Am Ende: die Radikalisierung im bewaffneten „Widerstand“ (Wolfgang Schwaninger und Jihyun Cecilia Lee). Foto: Jan-Pieter Fuhr

Was für den Münchner Merkur eine „Promenadenmischung aus Operette, Musical, Kabarett und, ja, sogar Oper ist“, beschreibt der Intendant des Augsburger Staatstheaters, André Bücker, im Programmheft als „aberwitzige Polit- und Medien-Opern-satirische-musik-theatrale-Performance“.

Allerdings eine mit sehr ernstem Hintergrund, denn Bücker hat selbst Erfahrungen mit rechter Gewalt gemacht, als er Chef am Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt und Quedlinburg war.

André Bücker (l.), der Intendant des Staatstheaters Augsburg.

Er sagte uns dazu:

Das hatte damals eigentlich nichts mit Verschwörungstheorien zu tun und nicht einmal etwas mit unserer Theaterarbeit, sondern die Kollegen waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und sind von Neonazis überfallen worden.

Aber auch das zeigt, dass es den Punkt gibt, an dem Ideologien sehr gefährlich werden, wo Verschwörungstheorien genauso wie Rechtsextremismus ins Menschenverachtende kippen, ins Rassistische und Diskriminierende. Der Schweizer Theaterregisseur Milo Rau hat ein Stück darüber gemacht, wie ein Radiosender in Ruanda mit einer Hetzkampagne den Völkermord anfachte.

Solcherart instrumentalisierte Erzählungen sind in gewisser Weise faszinierend in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Und insofern auch theatral ein wahnsinnig interessantes Thema, weil es eben diese zwei Seiten hat: das Absurd-Komische und das Brandgefährliche.

So ist es wohl.

Die nächsten Aufführungstermine von „Die letzte Verschwörung“ finden sich auf der Homepage des Augsburger Staatstheaters.

Uraufgeführt wurde das Stück am 25. März 2023 an der Volksoper in Wien.

Ausführliche Interviews mit Moritz Eggert, Wolfgang Schwaninger und André Bücker gibt’s im nächsten Skeptiker.

Zum Weiterlesen:

  • Oper von Moritz Eggert in Augsburg: Wenn alle Verschwörungstheorien wahr wären, br am 15. Oktober 2024
  • Gespräch mit Moritz Eggert über seine Oper „Die letzte Verschwörung“, br am 16. Oktober 2024
  • Neue Oper von Moritz Eggert: „Die letzte Verschwörung“ in Augsburg, Deutschlandfunk Kultur am 19. Oktober 2024
  • Im Strudel der Halbwahrheiten: „Die letzte Verschwörung“ im Staatstheater Augsburg, abendzeitung am 20. Oktober 2024
  • Opern-Kritik: Wie ein Film von David Lynch, wenn er eine Operette wäre, concerti am 20. Oktober 2024
  • Im Sog der alternativen Fakten, die-deutsche-bühne am 20. Oktober 2024
  • Orchesterbombast statt Ironie, BR am 20. Oktober 2024
  • Wer Wahrheit sucht, soll spazieren gehen, a3kultur am 21. Oktober 2024
  • Schwurbler-Show: „Die letzte Verschwörung“ in Augsburg, tz am 22. Oktober 2024
  • „Die letzte Verschwörung“ zwischen Vergnügen und Apokalypse, daz am 24. Oktober 2024
  • Doppel-Karriere: Von der Opernbühne in den Gerichtssaal, beck-aktuell am 24. Juni 2024
  • Was ist mit euch Schwurblern los? Spoiler: Nichts Gutes, mimikama direkt am 21. Oktober 2024
  • „Ich hab’s doch gesagt!“ – Wie Verschwörungstheoretiker jedes Argument zu ihrem Sieg umbiegen, mimikama direkt am 22. Oktober 2024
  • Querdenker-Recherchen: Suche dir deinen eigenen „Beweis“, mimikama direkt am 22. Oktober 2024
  • Studie: Mit ChatGPT gegen Verschwörungstheorien? Ganz so einfach ist das nicht, GWUP-Blog am 10. Oktober 2024

23. Oktober 2024
von Bernd Harder
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„Feinde der Freiheit“: Sebastian Schnelle in Frankfurt und Augsburg über Radikalismus und religiösen Fanatismus

Skepkon-Referent Sebastian Schnelle ist am Freitag (25. Oktober) in Frankfurt und am Samstag (26. Oktober) in Augsburg zu Gast:

Feinde der Freiheit: Wie religiöser Fundamentalismus und Rechtsextremismus die offene Gesellschaft bedrohen

ist das Thema in Frankfurt:

Aufklärung und Moderne schufen enorme gesellschaftliche Umwälzungen, damit einhergehend aber auch Unsicherheit, da alte Institutionen und noch ältere Gewissheiten ihre Gültigkeit verloren. Eine Möglichkeit, mit diesen Veränderungen umzugehen, sind reaktionäre Antworten, die eine Vergangenheit beschwören, die es so nie gab.

In seinem Vortrag zeigt Sebastian Schnelle auf, wie sich religiöser Fundamentalismus und Rechtsextremismus als solche reaktionäre Antworten auf die Moderne entwickelten, welche Gemeinsamkeiten sie haben, aber auch wo sie sich ideologisch unterscheiden.

Los geht’s um 19 Uhr im Saalbau Gallus. Veranstalter ist die Humanistische Gemeinschaft Hessen (Ortsgemeinschaft Frankfurt). Der Eintritt ist frei.

In Augsburg (Samstag, 26. Oktober) findet die Veranstaltung im Zeughaus statt. Es lädt ein der Bund für Geistesfreiheit (bfg), der Eintritt ist ebenfalls frei.

Beginn ist um 19 Uhr.

Sebastian Schnelle hat zu extremistischen Ideologien, insbesondere religiösem Fundamentalismus und Rechtsextremismus, promoviert und betreibt den Podcast Vorpolitisch.

Zum Weiterlesen:

  • NGF73: „Die Neue Rechte – Alte Ideen in neuem Gewand“ mit Sebastian Schnelle