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… denken kritisch seit 1987.

16. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
3 Kommentare

Skeptische Gesellschaft: Die Brandmauer-Debatte unter der Lupe

Eine Woche vor der Bundestagswahl finden sich André Sebastiani und Holger Marcks auf dem YouTube-Kanal der Skeptischen Gesellschaft zusammen, um über die Brandmauer-Debatte und den Umgang mit der AfD zu reden.

Aus der Videobeschreibung:

Ist die sogenannte Brandmauer zur AfD gefallen? Die CDU, unter Friedrich Merz, hat im Bundestag mit einem Antrag und einer Gesetzesinitiative zur Migrationspolitik eine Welle der Empörung ausgelöst. Große Proteste folgten, und erneut wurde die Frage aufgeworfen: Wie umgehen mit der AfD? In dieser Episode sprechen André Sebastiani und der Soziologe Holger Marcks über die Bedeutung des Begriffs „Brandmauer“, historische Parallelen und die Strategien im politischen Umgang mit der AfD. Welche Effekte haben Brandmauern tatsächlich? Ist eine strikte Ausgrenzung der richtige Weg – oder stärkt sie am Ende sogar radikale Kräfte? Was zeigen wissenschaftliche Studien, und welche historischen Vergleiche sind sinnvoll?

Holger unterteil die Brandmauer-Möglichkeiten in verschiedene Schichten:

  • 1. Stufe:
    Mit Rechten redet man nicht, sie dürfen keine Plattform in den Medien erhalten etc. Auch Inhalte der Rechten dürfen nicht übernommen werden.
  • 2. Stufe:
    Keine Abstimmung mit rechten Parteien wie der AfD. Die Differenzierung zwischen direkter und indirekter Zusammenarbeit muss beachtet werden.
  • 3. Stufe:
    Kooperation mit rechten Parteien in der praktischen Politik bzw. in der Regierungspolitik. Zusammenarbeit in Ausschüssen/Gremien oder in einer Koalition.

Inhaltsüberblick:

  • Vorstellung [ab 0:00 min]
  • Zusammenfassung der Brandmauer-Diskussion [ab 1:10 min]
  • War die gemeinsame Abstimmung eine Zusammenarbeit? [ab 3:40 min]
  • Der Brandmauer-Begriff in der aktuellen politischen Landschaft [ab 12:10 min]
  • Die Schichten des Brandmauer-Begriffs [ab 20:20 min]
  • Besprechung der Studie Does accomodation work? und der Stufen anhand aktueller Beispiele [ab 27:00 min]
  • Bezug zur NSDAP und zur Deutschen Partei [ab 40:20 min]
  • Der Asylkompromiss der 90er-Jahre [ab 46:50 min]
  • Kann die Brandmauer-Diskussion zu einer Radikalisierung der AfD beitragen? [48:40 min]
  • Erklärung des Begriffs „Neo-Links“ [ab 56:10 min]
  • Proteste gegen die CDU [ab 58:20 min]
  • Polarisierung und Autoritarismus [ab 1:06:30 h]
  • Wie Poppers Toleranz-Paradoxon missinterpretiert wird. [ab 1:13:10 h]
  • Ausblick auf die BTW [ab 1:19:30 h]
  • Postfaktischer Volksverpetzer mehr Faktenverbieger als Faktenchecker [ab 1:24:30 h]
  • Schlusswort [ab 1:27:40 h]

Zum Thema:

Interview: Wie Weimar ist die Gegenwart? Jens Bisky über historische Vergleiche, taz vom 16.02.2025

Hinweis:

  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen: https://skeptisches-netzwerk.de/.
  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.

14. Februar 2025
von Manfred Körkel
47 Kommentare

Hochmütige Naturwissenschaft und propagandistische Empirik?

Es folgt nur eine Zusammenfassung. Die vollständige Analyse mit Quellenangaben findet sich auf scientifictemper.org. Aufgrund weniger Anmerkungen wurde dieser Artikel am 28.2.2025 an drei Stellen schlüssiger formuliert, was aber keinen Einfluss auf die Gesamtaussage hat.

Paul Kurtz, Philosoph und Gründer des Committee for Skeptical Inquiry (CSI), meinte in seinen späten Jahren, dass sich diese Tätigkeit seit der Gründung 1976 verschoben habe. Ursprünglich habe es sich um pseudowissenschaftliche, paranormale Behauptungen gehandelt. Heute kämen jedoch viele der Angriffe auf die Integrität und Unabhängigkeit der Wissenschaft von politisch-theologisch-moralischen Doktrinen.

2023 gab es Umwälzungen in der deutschen Skeptikerbewegung. Zentral war darin ein Streit, ob die postmodern beeinflussten Critical Studies aus den Sozialwissenschaften auch ein legitimes Thema sein können. Noch 2019 hatte Kendrick Frazier vom CSI die Universalität skeptischer Untersuchungen betont. Darüber herrschte in der deutschen Skeptikerszene jedoch keine Einigkeit mehr. In der Folge distanzierten sich Mitglieder von der deutschen Skeptikerorganisation GWUP und wollten diesen Ansatz nicht mehr unterstützen.

Bisher (Januar 2025) ist noch kein Grundsatzpapier bekannt, das die Position der Kritiker aussagekräftig von der der GWUP abgrenzt. Um dem nachzugehen, bietet es sich daher an, in verwandten Textbeiträgen von Kritikern analytisch nach relevanten Auffassungen, Denkweisen oder Haltungen zu suchen.

Einer dieser Kritiker ist der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftspublizist Florian Aigner. Im Jahr 2024 publizierte er zwei Meinungsessays mit den Titeln “Die Selbstüberschätzung der Naturwissenschaft” und “Aber eine Studie hat gesagt”. Darin dreht es sich um das Verhältnis zwischen Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften und um die Rolle der Empirie in den Sozialwissenschaften. Diese Texte wurden analysiert, um Hinweise auf die Positionierung zu erhalten.

Leider zeigten sich bei der Analyse der Texte einige Mängel. So sind sie leider durchsetzt von Ungenauigkeiten, Selektionsbias, Framing, Kategorienfehlern und Strohmannargumenten.

Die Ausführungen von Florian Aigner zu geschlechtsspezifischen Präferenzen und zum Gleichberechtigungsparadox wurden genauer betrachtet und auch die Fachliteratur dazu konsultiert. Die von Aigner monierte Unreflektiertheit ließ sich nicht feststellen: Mit unterschiedlichen Methoden wird empirisch untersucht, ob es angeborene Präferenzen gibt oder ob alles sozial konstruiert ist. Dass normative Stereotype allein unterschiedliches Verhalten erklären, ist angesichts der Ergebnisse wenig plausibel. Florian Aigner scheint auch dem Irrtum zu unterliegen, dass verwirklichte Gleichberechtigung zwingend faktische Gleichheit implizieren muss.

Das macht es nicht einfacher, herauszufinden, wofür der Autor denn im positiven Sinne steht. Es ließ sich jedoch eine Tendenz in den Texten feststellen, nämlich eine Betonung des Moralismus gegenüber der Empirie, auch wenn es sich nicht um Normen, sondern um Tatsachen handelt. Wenn die empirischen Sozialwissenschaften jede Meinung belegen können, sind sie de facto desavouiert. Um ohne Bezug auf Tatsachenfeststellungen dennoch zu entscheiden, ob eine “Meinung gefährlicher Unsinn” ist oder nicht, bleibt dann nur der Rückgriff auf eine moralische Doktrin. Die Annahme, dass es in den Texten gar nicht um Wissenschaft geht, sondern um eine zeitgeistige Tugendsignalisierung, erscheint daher plausibel.

12. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
2 Kommentare

Trust in Science?

Eine Studie, die im Januar in Nature Human Behaviour erschien und das ‚Vertrauen in die Wissenschaft‘ untersuchte, nimmt Udo Endruscheit als Anlass für einen neuen Blogartikel.

Deutschland rangiert dabei mit einem Wert von 3,49 unterhalb des gewichteten Medians von 3,62 (bei einer gemessenen Bandbreite von 4,2 bis 3,5 mit einer Standardabweichung zwischen 0.008 and 0.133) – ein Befund, der dem eher pessimistisch eingestellten Skeptiker spontan akzeptabel erscheint – bis man sich ansieht, welche Länder deutlich höhere Werte auch über dem Median erreichen. Deutschland wird dabei von Nationen glatt in den Schatten gestellt, denen man es beim besten Willen und ganz unvoreingenommen nicht zutrauen würde – ganz zu schweigen von den beiden führenden Nationen, die auch noch statistische „Ausreißer“ nach oben sind: Ägypten und Indien.

Ist diese Studie repräsentativ? Udo geht dieser Frage nach.

Wichtig ist, dass Wissenschaftsvertrauen ohne eine kritische Einstellung wenig Nutzen hat.

Ein hohes Vertrauen in Wissenschaft ist nur dann ein Fortschritt, wenn es mit einem gewissen Maß an Urteilskompetenz einhergeht. Fehlt diese, bleibt es eine leere Größe – oder schlimmer: Es öffnet Tür und Tor für Missbrauch. Wenn Menschen zwar „der Wissenschaft“ vertrauen, aber gleichzeitig nicht zwischen fundierter Forschung und ideologisch motivierter Verzerrung unterscheiden können, dann wird Wissenschaftsvertrauen zur leichten Beute für Populismus und Manipulation.

Zum Thema:

  • Artikel: Was ist „Vertrauen“ im postfaktischen Zeitalter?, HPD (Udo Endruscheit) vom 17.08.2021
  • Artikel: Most of us trust scientists, shows a survey of nearly 72,000 people worldwide, The Conversation vom 20.01.2025

Hinweis:

  • Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen: https://skeptisches-netzwerk.de/.
  • Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.

11. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
18 Kommentare

Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller: Der Trans-Komplex

Till Randolf Amelung und Andreas Edmüller führten für die Richard Dawkins Foundation ein dreiteiliges Gespräch über wissenschaftliche Kontroversen zum Thema Trans. Es geht um Folgendes:

Im Frühjahr 2024 wurde nach einer langen Phase intensiver und umfangreicher Kritik von vielen Seiten der GIDS (Gender Identity Development Service) an der Tavistock Klinik in London geschlossen und das dort vertretene affirmative Behandlungsmodell für „Trans“-Kinder und -Jugendliche vom NHS (National Health Service) aufgegeben. Mittlerweile wurde es auch vom britischen Gesetzgeber in wesentlichen Teilen verboten. Wissenschaftliche Grundlage für diesen Schlussstrich ist der Cass Review. Darin wird auf fast 400 Seiten das affirmative Modell auf Basis der evidenzbasierten Medizin Punkt für Punkt geprüft – mit vernichtendem Gesamturteil.

Das Interview ist thematisch gegliedert und beinhaltet folgende Aspekte:

Teil 1: Das affirmative Behandlungsmodell und der Cass-Review
Es wird die Kritik des Cass-Reviews am affirmativen Behandlungsmodell erklärt, das an der Tavistock-Klinik praktiziert wurde.

Teil 2: Das affirmative Modell und dessen Alternativen
Der zweite Teil erläutert die historische Entwicklung des affirmativen Modells und skizziert alternative Behandlungsmodelle, damit die verschiedenen Aspekte der Debatte verstanden werden können.

Teil 3: Das affirmative Modell und der Transaktivismus
Im letzten Teil werden die Strategien und Taktiken der Transaktivisten gezeigt, die es lange geschafft haben, das affirmative Modell als einzig akzeptable Alternative zu verkaufen.

Zum Thema:

  • Artikel: Grossbritannien verlängert Verbot von Pubertätsblockern, Queer Nations (Till Randolf Amelung) vom 13.12.2024
  • Artikel: Der Cass-Report, Richard Dawkins Foundation (Robyn E. Blumner) vom 05.12.2024

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9. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
13 Kommentare

RFK auf dem Weg ins US-Gesundheitsministerium

Udo Endruscheit hat Robert F. Kennedy Jr.s ‚Werdegang‘ schon länger im Blick. Die Anhörung RFKs vor dem Senatsausschuss ließ er sich nicht entgehen und verfasste dazu einen neuen Blogartikel: „Welcome Idiocracy!“.

Das Ergebnis:

14 zu 13 Stimmen […]. Entlang der Parteigrenzen, wie die NYT schreibt. Kein Zweifel, dass der Senat nun die Nominierung durchwinken wird.

Udo zu den möglichen Gefahren, wenn RFK Gesundheitsminister wird:

Sein tiefes Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Institutionen und sein Hang zu Verschwörungstheorien könnten in einer solchen Position immensen Schaden anrichten. Sein Bild von Gesundheitsinstitutionen scheint stark von ideologischen Feindbildern geprägt zu sein, anstatt von realistischen Einschätzungen über deren Funktion und Bedeutung.

Auch andere pseudomedizinische Strömungen könnten dadurch Auftrieb erhalten:

RFK Jr. ist nicht nur gegen Impfungen, sondern auch ein Verfechter anderer pseudomedizinischer Ansätze, die er als „natürliche Heilmethoden“ verkauft. In Ländern mit starken Alternativmedizin-Lobbys (z.B. Deutschland mit der Homöopathie-Industrie oder Indien mit Ayurveda) könnte seine Ernennung als Argument für eine Gleichstellung von Pseudomedizin mit evidenzbasierter Medizin dienen.

Udo nennt Beispiele für die Unwissenschaftlichkeit RFKs und beleuchtet unter anderem dessen unrühmliche Rolle während eines Masernausrbuchs in Samoa. Zudem wagt er einen Ausblick auf die Zukunft – sowohl kurzfristig, mittelfristig als auch langfristig. Es lohnt sich, den gesamten Artikel zu lesen!

Zum Thema:

  • Artikel: Neue Lügen von Andy und Bob!, Science and sense vom 22.06.2022
  • Artikel: Experts saw Samoa’s plunging vaccination rates as a crisis. RFK Jr. saw an opportunity, NBC News vom 24.01.2025
  • Artikel: Science Cops: Science Cops: Ein Impfgegner als US-Gesundheitsminister – Der Fall Robert F. Kennedy Jr., GWUP-Blog vom 07.12.2024

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7. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Janos Hegedüs über Impfungen und Masken

Das Corona-Thema hält sich hartnäckig. Deswegen sieht sich Janos in seinem neuen Video die Aussagen von Dr. Ralf Tillenburg zur Coronaimpfung und zum Maskentragen an.

Dieser Arzt, der jetzt angeblich Alarm schlug ist richtig interessant. Es handelt sich um Dr. Ralf Tillenburg, ein Hausarzt aus Düsseldorf. Er hat seine Praxis neulich mit der Bezeichnung „Schwerpunktpraxis für Impfgeschädigte“ geschmückt, was mich ein bisschen stutzig macht. Auf seiner Website findet man an mehreren Stellen solche Formulierungen wie „Impfgeschädigter der Genspritze“, und er wird nicht müde, über die Gefahren von Masken zu erzählen.

Seine Aussage über die 30 – 50 % Impfgeschädigten war natürlich gefundenes Fressen für die entsprechenden Medien und wurde gleich groß in die Schlagzeilen geschrieben und machte eine große Runde im Netz. Wenige Leser haben mitbekommen, dass sich hinter dem ‚Experten für Impfgeschädigte‘, der hohe Gesundheitsrisiken der Covid-Vakzine beklagt, lediglich ein einsamer Wald- und Wiesenarzt versteckt, der bis heute an den Lügen der Pandemiezeit festhält und seine Patienten mit Kräutern, Pilzen und Vitaminchen heilen möchte.

Zum Thema:

Artikel: How long do mRNA and spike proteins last in the body?, Nebraska Medicine vom 01.11.2022

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6. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Bericht: Nessie und die Anthroposophie bei Skeptics in the Pub in Hamburg

Ein Gastbeitrag von Carsten Ramsel (Skeptics in the Pub, Hamburg):

Die Vorträge über das Loch Ness Monster Nessie und die Anthroposophie zogen 25 Skeptiker in den Pub Irish Rover in Hamburg. Nach fast 10 Jahren fand damit mal wieder ein Skeptics in the Pub in Hamburg statt.

Dr. Sebastian Schnelle machte an diesem Abend den Anfang, indem er einen Einblick in das Risikomanagement von Versicherungen bot. Wie wahrscheinlich ist es, so müssen wir uns skeptisch fragen, dass es Nessie gibt? Angesichts einer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 565 und bei einer Größe von ca. 20m möglichen 10 Nessies im See konnte Sebastian aber schnell Entwarnung geben. Nessie – sollte es das Monster je gegeben haben – dürfte inzwischen ausgestorben sein.

Sebastian Schnelle

André Sebastiani gab dann einen kurzen Einblick in die anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners, die wir als Anthroposophie kennen. Ausgehend von der Theosophie in den 1880er Jahren entwickelte er schnell sein eigenes System, indem der Mensch im Mittelpunkt stehe und dieser die Vorlage, sowohl für den Kosmos als auch alles Lebendige und Nicht-Lebendige auf Erden, das Vorbild sei. Böse Stimmen behaupten, dass Rudolf Steiner zu allem etwas gesagt habe und in seine Anthroposophie alles eingeflossen sei, was zu seiner Zeit in esoterischen Kreisen und geheimen Zirkeln zu finden war.

André Sebastiani

Bei irischem Bier und interessanten Diskussionen klang der Abend aus. So darf es die nächsten Male gerne weitergehen.

Weitere Informationen und nächste Termine unter www.sitphh.de und im Skeptischen Netzwerk in der Regionalgruppe Hamburg

Zum Thema:

  • Charles G. M. Paxton et al. Identifying Biases and the Relevant Statistical Population: the Case of the Loch Ness Monster, Journal of Statistics and Data Science Education, doi: 10.1080/26939169.2025.2455195
  • André Sebastiani, Anthroposophie – Eine kurze Kritik. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2019
  • Helmut Zander, Die Anthroposophie: Rudolf Steiners Ideen zwischen Esoterik, Weleda, Demeter und Waldorfpädagogik. Schönigh, Paderborn 2019
  • Helmut Zander, Rudolf Steiner: Die Biografie. Piper, Frankfurt am Main 2016

Hinweis:

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4. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Vortrag: Judith Faessler und Sebastian Schnelle referieren über das unwissenschaftliche Weltbild der Neuen Rechten (Skepkon 2024)

Auf dem YouTube-Kanal der GWUP ist seit Montag ein weiterer Vortrag der Skepkon 2024 als Video verfügbar: Das unwissenschaftliche Weltbild der Neuen Rechten. Liberalismus: Ihr schlimmster Feind von Judith Faessler und Sebastian Schnelle.

Interessant ist, dass in diesem Vortrag, der einen historischen Rückblick bietet, Skeptikern altbekannte Namen genannt werden – darunter z. B. Helena Blavatsky, Jörg Lanz von Liebenfels und Rudolf Steiner -, da auch Akteure der Neuen Rechten gerne auf sie Bezug nehmen.

Mit dem Erfolg der Aufklärung und der sich durchsetzenden wissenschaftlichen Methode haben wir Menschen erkannt, dass unser Wissen nicht eindeutig und fehlerfrei ist. Dies führte zu traditionalistischen und esoterischen Gegenbewegungen. Die Klage über den vermeintlichen Verlust des Selbst, sowie der als ideal imaginierten Gemeinschaft und die Suche nach angeblichen ewigen Weisheiten bilden eine Konstante, die sich über frühe esoterische Weltbilder in den Faschismus und Nationalsozialismus bis in die sogenannte Neue Rechte verfolgen lässt.

Aus der Videobeschreibung:

Die Neue Rechte entspringt der Tradition der Reaktion auf die Moderne und weist dabei mehrere Konstanten auf:

  • Delegitimierung von Wissenschaft
  • Kritik an der Moderne
  • Magische Verbindungen zwischen den Menschen und Ländern untereinander
  • Völkisches Prinzip vs. dem Konzept menschlicher Würde

Zum Thema:

  • Podcast: Julius Evola, Vorpolitisch vom 05.01.2025
  • Podcast: Die Alt-Right, Vorpolitisch vom 29.12.2024

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2. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
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Video: BiasedSkeptic über Schwarze Rhetorik

BiasedSkeptic nimmt sich in seinem aktuellem Video Schopenhauers Eristische Dialektik („Die Kunst, Recht zu behalten“) zur Hand, wählt fünf der 38 ‚Kunstgriffe‘ aus und blickt damit auf das politische Geschehen.

Er definiert die Schwarze Rhetorik wie folgt:

Unter Schwarzer Rhetorik versteht man ganz allgemein den bewussten Einsatz von manipulativen, unfairen und oft täuschenden Kommunikationstechniken – unabhängig von der Wahrheit oder logischer Korrektheit.

Anhand aktueller Beispiele zeigt BiasedSkeptic, wie diese manipulativen Tricks zum Einsatz kommen.

Zum Thema:

  • Buch: Dialog statt Dogma. Wie wir gesellschaftliche Konflikte lösen, ohne zu spalten, Matthias Narr (2024)
  • Video: Denkfehler, die du garantiert auch machst! (Top 10 Biases erklärt), BiasedSkeptic vom 25.12.2024
  • Website: Logically fallacious, Dr. Bo Bennett

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1. Februar 2025
von Felix Pfannstiel
2 Kommentare

Das INH feiert 9. Geburtstag

Etwas ‚late to the party‘:

Am Donnerstag, den 30. Januar, feierte das Informationsnetzwerk Homöopathie seinen 9. Geburtstag. Er ist zwar kein runder, trotzdem gibt es vom INH ein paar Überlegungen dazu – oder besser gesagt, „einen kleinen Rant“.

Da auf den Beschluss des Deutschen Ärztetags vom 11.05.2024 politisch nichts Entsprechendes folgte, soll die Arbeit des INH etwas anders ausgerichtet werden. Nach der Wahl und der Konsolidierung von Regierung und Parlament pant das INH, sich an die Verantwortlichen zu wenden und einen neuen Vorstoß zu wagen, um das Thema Homöopathie auf die politische Agenda zu setzen – mit einem deutlicheren Ton.

Der Beschluss des Deutschen Ärztetages ist bemerkenswert, weil er eine klare ethische Linie zieht: Die Förderung und Anwendung der Homöopathie ist mit einer evidenzbasierten Medizin nicht vereinbar. Das ist nicht nur ein wissenschaftliches Urteil, sondern auch eine moralisch begründete Stellungnahme, die Ärzte in die Pflicht nimmt, ihre Patienten nicht mit ineffektiven oder irreführenden Behandlungen zu versorgen. Indem die Politik diese Position bislang ignoriert, stellt sie sich implizit gegen die ethischen Grundsätze, die die Ärzteschaft vertritt.

Die Sonderrolle der Homöopathie birgt die Gefahr eines Präzedenzfalls:

Indem die Politik weiterhin Homöopathie privilegiert und damit das notwendige Vertrauen in die evidenzbasierte Medizin untergräbt, das sie an anderer Stelle (z. B. beim Impfen) einfordert, handelt sie nicht nur fahrlässig, sondern gibt implizit einer postfaktischen und pseudowissenschaftlichen Sichtweise Raum – ein gefährlicher Präzedenzfall, der über die Homöopathie hinaus Wirkung zeigt.

Der Dammbruch soll vermieden werden:

Eine eindeutige und nachhaltige Positionierung ist hier notwendig – so wie wir sie vertreten und weiter vertreten werden. Unsere Aufklärung kann sich nicht darauf beschränken, Fakten zu vermitteln, sondern muss auch die ethischen und gesellschaftlichen Konsequenzen falscher Entscheidungen aufzeigen. Wir finden es wichtig, nicht nur für die Fakten, sondern auch für die Prinzipien einzutreten. Hier liegt auch der Schlüssel, um das Vertrauen in Wissenschaft und evidenzbasierte Medizin zu erhalten und auch zurückzugewinnen.

Der ganze Artikel findet sich auf der Seite des INH.

Zum Thema:

  • Artikel: Jahresrückblick 2024: Fortschritte und Herausforderungen der homöopathiekritischen Arbeit, INH vom 14.01.2025
  • Artikel: Der Deutsche Ärztetag distanziert sich von der Homöopathie, INH vom 13.05.2024

Hinweis:

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